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VnttDickck» Schon zu allen Zeiten hat es Menschen gegeben, die rs sich zu einer leidenschaftlichen Aufgabe gemacht Haven, bestimmte Dinge zu sammeln und aufzubewahren, di« in irgendeinem Zusammenhang mit großen, berühmten Per sönlichkeiten stehen. Viele derartiger Schätze haben auch in den Museen der großen Städte einen würdigen Aufent haltsort gefunden, aber man kennt auch zahlreich« Privat sammler, die im eigenen Hause die merkwürdigsten Dinge aufbewahren. Heute sind die sogenannten Autogramme sehr in der Mode. Unter Autogramm versteht man di «gen« handschriftliche Unterschrift eines berühmten Menschen. Es gibt Leute, die Hunderte von Photographien berühmter Persönlichkeiten gesammelt haben, die sämtlich von der Hand der jeiveiligen berühmten Personen gezeichnet wurden. In früherer Zeit sind es die Locken gewesen, die hoch im Werte standen. Aber gar mancher berühmte Schauspieler oder Dichter kam damals in arge Verlegenheit, wenn er sich zufällig keines üppigen Haarwuchses erfreuteI Woher Locken nehmen, wenn man selbst keine hat? Da wollen wir nun die lustige Geschichte erzählen, wie es Jean Paul machte, um seine Verehrerinnen und Verehrer mit der so innig erbetenen Locke zu erfreuen, und zwar wollen wir einen berannten Romanschriftsteller über diese Locken Jean Pauls berichten lassen. Er schreibt: Meine Mutter besaß ein« Locke Jean Pauls, eine unzweifelhaft echte. Der Dichter hatte sie mit einem eigen händigen Briefe meiner Mutter übersandt. Sie lag zwischen zwei vergilbten Stücken weißen Atlasses, aus welchem mit Gold eine Jahreszahl eingestickt war. Diese Locke wurde in unserer Familie hoch und heilig gehalten und bei besonders feierlichen Gelegenheiten mit großen Zeremonien gezeigt. Ich sah sie als Kind mit Verwunde rung und mir prägte sich der fahl« Metallglanz des Haares ein. Als ich Physiologie studierte und ein Mikroskop bekam, antersuchte ich alles mögliche zu Hause. Ich stahl mir ein Haar von der geheiligten Locke, legte es unter das Glas und entdeckte, daß es ein H u n de haa r war. Das dritte, vierte und fünfte Haar, welches ich untersuchte, zeigte das selbe Resultat. In meiner wissenschaftlichen Begeisterung machte ich meiner Mutter Mitteilung von der überraschen den Entdeckung, und das trug mir nach der damaligen patriarchalischen Erziehungsmethode kein Wort der Er widerung, sondern nur s teircpo eine tüchtige Ohrfeig« ein. Ich sucht« mir fetzt noch mehr von Jean Pauls Locken zu verschaffen. Das war zu jener Zeit in Berlin nicht schwer. Ludmilla von Affing, di« bekannte Nichte Dernhagens, besaß «in derartiges urkundlich echtes Heiligtum, ferner eine Verwandt« der Henriette Herz — ich glaube, sie hieß Flora Philippi — als Erbstück von jener her. Ich bat di« In haberin um leihweise Ueberlassung eines Haares der heili gen Locke» erhielt dies unter großen Schwierigkeiten und Sicherheitsmahregeln seitens der glücklichen Besitzerinnen, und da» mikroskopische Untersuchungsresultat war da» gleiche wie bei der Jean-Paul-Locke meiner Mutter. E» waren Pudelhaare. Ich kam nun zu folgender Erklärung diese» Wunders: Jean Paul wurde, wie bekannt, bestürmt mit Bitten um Locken von seinem Dichterhaupte. Diese» war früh zeitig schon so kahl, daß di« Stirn ohne Hindernis hinten , in den Rockkragen überging und nur zur Seite noch einige ' sorgfältig bewahrte Locken von der ehemaligen Pracht seines Hauptschmuckes übrig waren. Hätte Jean Paul nur den hundertsten Teil seiner Verehrer und Verehrerinnen, die flehentlich um Locken seines Dichterhauptes baten, zufriedenstellen wollen, so hätte er bald keine Spur mehr von Haaren besessen und hätte wie ein armer Landmann jeden Nachwuchs sofort abmähen müssen- 8»an Paul datt» «in weiche» Herz, war ein galanter Mann und lein Haar war rötlich, da» sein«» Pudel» auch! An Mikroskopie dachte damals noch niemand, und so mag der genial» Schriftsteller in seiner Verzweiflung aus den Gedanken ge kommen sein, hi» und da seinen Pudel zur Aushilfe bei dem groben Lockenbegehr für sich eintreten zu lassen, viel leicht reizt« auch den großen Humoristen die Vorstellung, daß die hübschen Locken seine» munteren „Pato»" fetzt «in« solche Anbetung genössen und von schönen Damen und sentimental schmachtenden Herren an di« Lippen gedrückt, auf Atlaskissen unter Glas aufbewahrt und in kostbaren Album», mit getrockneten Veilchen umrahmt, aufbewahrt würden. .. Wie oft haben wir schon viele Stunden damit ver bracht, Rätsel zu raten. Manchmal ist es uns nicht leicht gefallen, ja oft ist uns nicht einmal die Lösung gelungen. Aber das macht ja nichts. Ein solcher Mißerfolg kann uns nicht abhalten, das nächste Mal erneut das Kreuzwort- oder Silbenrätsel vorzunehmen. Wie wäre es denn nun aber, wenn wir uns selbst einmal die Rätsel machen? Die Selbstherstellung eine» Rätsels macht nämlich mindestens genau soviel Spaß und Vergnügen wie das Lösen einer Aufgabe, di« wir in der Die Wafferfolter in China Die Chinesen find bekanntlich Meister im Erfinden von Foltern und Qualen, und zahllos sind die Torturen, die st« den Verbrechern auferlegen. Ein« der fürchterlichsten Foltern ist die sogenannte „Wasserfolter", die ebenso einfach, wie raffiniert ist. Man läßt etwa eine Stunde lang auf den glattrasierten Schädel Les Delinquenten Wassertropfen «inen nach dem andern fallen. Da» klingt einfach und harmlos, ist aber die fürchterlichst« Marter, di« man sich nur aus denken kann. Der Schmerz ist unerträglich und hat fast stets Geständnisse. . . oder den Tod zur Folg«. Europäer können sich diese Qual nicht vorstellen, und ein Reisender, der sich in China mehrere Jahre aufgehalten hatte, begegnete allgemeinem Unglauben, als er von den fürchterlichsten Fol gen der Prozedur erzählte. Ein Student, der sich in der Ge- > sellschaft befand, in der er seine Reiseerlebnisse schildert«, erbot sich, die Wasserprobe bestehen zu wollen. „Ich will Sie nicht so hart strafen", versetzte der i Reisende, „aber wenn Sie durchaus die Probe machen wollen, so geben Sie Ihre Hand her. Ich wette mit Ihnen, das Sie nicht einmal den Schmerz aushalten, den ein Tropfen für Tropfen vergossener Liter Wasser auf Ihre Hand heroorbringt." Die Wette wird gehalten, und man gießt einen Liter Wasser in ein mit einem Tropfschnabel versehenes Zink gefäß. Der Student streckt seine Hand aus, und die „Operation" beginnt. Zuerst lachte der freiwillig Gefolterte und macht« über die scheinbar harmlose Sache seine Witze, während der Reisende gewissenhaft die Tropfen zählt«. Beim zweihundert sten lachte der Ungläubige nicht mehr und sprach sehr wenig. Beim dreihundertsten konnte er seinen Schmerz kaum noch verbergen und schnitt gräßliche Grimassen, beim vierhundert sten war seine Hand dick angeschwollen, und er erklärte sich für besiegt. Eine Zwergschule Die kleinste Schule der Welt dürste sich wohl in Baring in den Bereinigten Staaten befinden, sowohl was die Aus dehnung de» Gebäude», wie die Zahl der Schüler betrifft. Sie wird von sieben Kindern besucht, deren Alter zwischen vier und vierzehn Jahren schwankt. Der Umfang des Schul hause» beträgt fünf Meter Läng« auf vier Meter Breite. Das Hau», da» aus nichtbehauenen Quadern, wie «» in dieser Waldgegend üblich, errichtet ist, enthält, wa» man wohl kaum erst zu erwähnen braucht, ein einzige» Zimmer mit zehn Schulpulten. Diese» einzige Zimmer wird zu verschiedenen Bestimmungen benutzt; am Tage hält di« Lehrerin ihren Unterricht darin ab, abend» wandelt st« es selbst in ein Schlaf, zimmer um; denn die Gemeinde ist bi, jetzt zu arm, um ihr ein Wohnhaus zur Verfügung zu stellen. Baring liegt im Herzen des Karkadenaebirges im Staate Washington, und oi« Bevölkerung betragt nur fünfzig Personen. E» ist sehr anzuertennen, daß die braven Holzfäller ihren Kindern die Wohltaten der Erziehuna angedeihen lassen und sich zu diesem Zwecke so schwer« Opfer auferlegen. L» gibt in Europa wohl schwerlich Dörfer von fünfzig Einwohnern, di« auf ihre Kosten «in« Schule unterhalten. RSksel Gern nimmt da» Wott ein jeder an, verdoppelt wird'» ein wilder Mann aaq-avA röunjg^NA Zeitung schon fix und fertig vorfinden. Mancher wird «, auch schon versucht haben, sich selbst zum Beispiel ein Silben rätsel zu machen. Aber di« meisten werden nicht damit zurechtgekommen sein. Wollen wir einmal einen Blick hinter di« Kulissen de» Rätsel-Onkel» werfen? Ja, der Rätselonkel wird un» da» sicher nicht Übelnehmen. Um ein Silbenrätsel formgerecht herzustellen, sind einig« kleine Tricks erforderlich. Bor allen Dingen ist es nötig, sich als erstes die Worte zurechtzulegen, die später die Lösung ergeben sollen. Nehmen wir nun einmal an, di« Auslösung de» Silbenrätsels soll heißen: «Die Welt ist rund." Was haben wir nun als erstes zu tun? Wir müssen die Anfangsbuchstaben untereinander schreiben. Das Wortspiel: „Die Welt ist rund", besteht au» vierzehn Buchstaben. Die Hälfte von vierzehn ergibt sieben. Wir schreiben also sieben Buchstaben untereinander und di« anderen sieben Buchstaben m einiger Dnnernuna davon -benfalls untereinander. Es lieht so aus: 4. a, 5. s a Run heißt es, den Zwischenraum durch Ergänzungen zu selbständigen, neuen Worten auszufüllen. Wir müssen zum Beispiel auf die Buchstaben <1—i ein Wort finden. Wer weiß ein Wort, das mit 6 beginnt und mit i endigt? Ah, richtig: Druckerei! Setzen wir also da» Wort Druckerei in den Zwischenraum ein. Weil es sich aber um «in Silben rätsel handelt, müssen wir jede Silbe für sich schreiben und voneinander durch einen Gedankenstrich trennen. Wir schreiben also: Druk—ke—rei, und so geht «» fort. Bei l zum Anfang und s zum Schluß nehmen wir das Wort In—kas, bei e—1 das Wort Eu—phrat, bei r das Wort Wei—mar, bei e—u das Wort E—sau, -ei l—n das Wort Lon—don, bei t—6 das Wort Theo—o—bald. Ist dies geschehen, müssen wir di« Silben alphabetisch geordnet herausziehen, so daß sich diese» Bild ergibt: bald — don — druk — e — eu — in — ka» — ke — lon — mar — o — phrat — rei — sau — wei. Ist unser Werk soweit ge lungen, machen wir das Silbenrätsel rätselfertig, d. h. wir geben ihm di« richtige Form, so daß e» von unseren Freun> den geraten werden kann. Wir schreiben also: Aus den Silben: bald — don — druk — « — eu — ii — kas — ke — lon — mar — o — phrat — rei — sar — wei sind sieben Wort« zu bilden, deren Anfangs- und Endbuchstaben, von oben nach unten gelesen, «in« Frage über di« Gestalt unserer Erd« beantworten. Die einzelnen Worte bedeuten: 1. gewerblicher B«tri«b, 8. di« Ur bewohner Mexiko», 3. «inen Fluß in Asten, 4. «in« Stadt in Thüringen, V. «in« biblische Gestalt, S. «in« englisch« Großstadt, 7. Vorname. Nun müssen di« anderen rat«n und wir, di« wir die Auflösung kennen, stehen vergnügt dabei und sehen zu, wie sich die anderen über unsere Rätsel den Kopf zerbrechen. versucht «» nur «inmal und ihr werdet sehen, daß di« Selbstherstellung eines Silbenrätsel» bestimmt genau soviel Spaß macht al» da» Raten von aufgegebenen, di« uns von and«k«r Seit« oorg«l«gt werden.