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MÄM— Er trat Licht au Le« Abgrund heran — wich aber schaudernd -»rück. «Rein/' jagte er fest, ^etzt soll Sott «ich leite»! Eerzetht er mir, so wird er mich diese« gefahrvolle« Abstieg beende» lasse«. Ist mein Verbrecher» so groß, daß e» keine Sühne gibt, so wird er seine Hand von Ntir abziehen." La» »achte er de« erste« Schritt über die Spall» Ddooeg, hiriet» d» de» Ubgrmch. Schwer stürzte sei» SSrper 1« die Liese. -- — — 8«st zur selbe« Stunde, da mau de» zerschmettert« tkürper eine» uudelannten Manne» 1« der Berggruppe de» Rosengarten» gesunde« hattt^ bersthtet» De. Pillnitz seiner Buchhalterin, daß «an der schwere» Aufgabe über- hode« sei, selbst Schritte in der «ngelegenhett Bechen» berg- z« trm, da er selbst ein GeftändnIS abgelegt habe. Schwelgend hörte Sigunde diese Worte an. »Ich bi» so glücklich über diesen Ausweg, Fran Sigunde." »Wa< wird au» ihm werben?" »Er wird seine verdiente Strase verbüßen. Die schwer» Leit wird ihn läute«" »Vielleicht findet er «och einmal ein neues Glück." »Und Eie — Kran Sigunde?" «et, eS Bot stieg ihr in» Gesicht. -Sünne« auch Sie daran denken, nochmals glücklich «u werden?" -Ich wetß, was Sie sagen wollen, Herr Doktor," er widerte sie mühsam. -Aber spreche» Sie heute »och nicht davon. Noch tut es mir za weh." -ES sei seine von mir, Sigunde, Ihne« Unruhe zu bereiten oder Sie gar zu bedrängen." Sie streckte ihm die Rechte entgegen -Ich weiß es, wie rücksichtsvoll Sie immer find, »etst auch, welche Gefühle Sie für mich hegen." »Und Sie — Sigunde?" ^ver Schmerz um Udo ist stiller Wehmut gewichen. — Sie, mein lieber Freund, haben dafür gesorgt daß ich »Meder lebensfroher »»erde. Ihne» hab« ich so un- «blich viel zu dank« — vielleicht kommt einmal die Stnnde, daß ich mit freudigem Herzen Ihr treues Wer de» annehme — vielleicht kommt da» Glück »roch ein mal z» mir." Et» wendiges Aufleucht« ging über sei» Gesicht. Ar zog SigundeS Hand an seine Lipp« und drückte «tu« lanaen, ehrfurchtsvoll« Lust daraut. Ende, Eiserne Liebe. Stoma» mn Leontine »,n Winterfeld-Plate«. Copyright »y Greiner u. Co., Berlin NW. ». iNach-ruck verbot«., 1. Kapitel. Der Wind kam von Nord« und trieb ein scharfe» Schneegeriesel über den Strom nach Böhm« hinein. Er hing sich mit gellem Jauchzen an die kahl« FekSkuppen und beulte stöhnend wie ein Gefesselter, wen« er sich in der Enge der schroff« Düfte und klaffend« Schlucht« fing, wo die Berawasser zu Ei» erstarrt ihre kristallen« Bog« über die gähnend« Tiefe spannt«. Schwer und träge schlich der Strom tief unten, denn der Wind war ihm entgegen. Weist hob« sich die knirschend« Scholl« von dm Awarzm, stöhnenden Waffe«, die murrend da» Joch des Winter- trug« Grau», zerrissene Wolkenfetzen strich« wie gepeitscht über den Himmel. Gegenüber dm Fel-schroff«, die man heute ,die «astet »emy a» de« ander« Ufer der Elbe, rarste nachttmnkker Tannenwald. Tief fegt« die langbärtigen Beste unter de» Nordwind» Wucht dm stein gefrorenen Boden. Am Elbufer lichtete sich der Wald. Hier war die Fährstelle, wo e» hin- überotna »ur Bura Bach« Et» Glöcklei» hing dm»* — schrägem Ball«, den Fayrmann z» rufen, wenn er drüben war. Der Strick schwang zerfasert im Winde und schlug klatschend gegen da» nasse Holz. Unter dem Balken stand ein Mann und haschte mit der Hand nach dem tanzend« Sell. Bei feinem scharf« Zieh« wimmerte da» Glöcklei« wie ein kranke» Sind, dem man weh getan. Der Sturm verschlang da» Wimmern, Last eS kaum htnüberdrang auf di» andere Seite. Stärker riß der Mann. Aber nur ein Krähenschwarm hi» sich kreischend von dm letzt« Wettertannen, die wie zerzauste Wächter vor« Waldrand einzeln ragten, und stiebte, vom Schnee sturm getrieben, über da» gähnende Elbwaller Al» der Mann zum dritten Mal zog, ritz der zer mürbte Strang. Und ob der Mann schon heilige» Gewand trug, nämlich Kutte und Strick, stieß er ein« Fluch durch die Zähne „Bei König Wenzel» Blut! Fährt heute keiner, well da» Ei» so hoch geht, und ich must doch hinüber." Er fpäthe durch den Schneesturm. Bon Zell zu Zeit blitzte trüb« am ander« Ufer ein Licht auf. Da» kam vom Rathen. Da klang ein Wiehe« durch den Wind. Der in der Kutte wandte dm Kopf. Au» dem Tannenwald« hinter ihm trabte ein Fähnlein böhmischer Lanzenretter, Mannen de» "*--»uald Niman», Burggraf« auf dem Königstein, ge- -ormm dem König Wenzel von Böhm« und nicht dm Herzögen de» askanisch-sächsischen Hauses. Denn man schrieb damal» erst 1289, und der ganz südliche Teil de» ehemalig« Gaue» Nisani gehörte bis in» 15. Jahrhundert zur Krone Böhm« Der Mönch zuckte zusammm. Hinter die Böschung duckte er sich, um nicht gesehen zu werden. Aber er war dem scharf« Späherauge de» Anführer» nicht entgangen. Denn trotz der Dämmerung hob sich die dunkle Kutte deuMch vom hell« Schnee. Der Böhme stieß seinem struppig« Tiere, dem der Wind Mähne und Schweif kerzengerade nach vorne trieb, die Knie in die magerm Flanken. Gerade auf da» Elbufer steuerte er lo», wo der Mönch, am Boden geduckt, sich barg. Dann warf er ein scharfe» Wort zurück über die Schulter durch den Wind. Ein« Halbkreis bildet« die Böhm« die Lanzen vorgo- streckt. So trabten sie gegen den Fremden an. Der vorderste lachte und strich tief die herunterhängm- dm End« seines Schnauzbarle-, der dieselbe unbestimmte Farbe hatte rote da» Haupthaar, da» in lauter straff«, zottig« Zöpfen unter der Pelzmütze hervorhing. Wied« drehte er sich nach seinen Gefährt« um und rief, daß die weißen Zähne blitzt«, in gut Böhmisch: -Ein Straßen hund, bet Sankt Urban, dm wir fang« müssen. Denn wenn der Kerl kein schlechtes Gewisse» hätte, was verbirgt er sich?" Eie hatten setzt den Mönch umzingelt. Der war auf gesprungen und stand stell vor ihnen, die Fäuste geballt. Der Böhme beugte sich ein wenig vor und sah dem andern spähend ins Gesicht. Aber Schneetreiben und Däm merung ließ« ihn keine Norm Umrisse mehr erkennen. Stur, daß des andern Gesicht scharf und hager war und die Ang« tief in die Höhl« lag«, wet oet einem, der von langem Krankenlager oder Siechtum erstand«, sah mau undeutlich. Die Rechte des Mönches zuckte unter di« Kutte, al» suche sie eine Waffe. Der Böhme stemmte die Linke in die Seite und kraust« die Stirn. ,Wa» tust du hier? Warum verbirgst du dich vor «n»? Sprichst du Böhmisch oder Deutsch?" Der Mönch zuckte die Achseln. „Da du drei Fragen aus einmal stellst, muß ich dir dreimal antworten. Ich tne da-selb« wie du. Arbeite mich durch dm Schneesturm unter ein heile» Dach Ich verbarg mich vor euch, well man in dieser arg« Zeit auf der Hut fein muß. Ich spreche Deutsch und Böhmisch, was dir beliebt." Der Reiter kaute an sein« Bartenden. „Gut geantwortet Pfaffe, nun komm in unsere Mitt«, Latz wir dich zum BuMgrafen vom Stet« führ«?" .MeShalb?" Der Mönch biß di« Zähne zusammen. „Well Herr Romuald « «ns also befahl, alle» fremd« und fahrende Boll auszufangen und ihm zu bringen. Hofft immer «och, den Geächtet« drunter zu find«, auf dessen Haupt eine hohe Summe steht." Der Fremde lachte. ,^Dabet weiß es jedes Kind im Dorfe, daß der Ratimer schon lange über die Grenze ist, und wa» hat der Pfaffe mit dem Geächteten zu tun?" Der Böhme kraust« die Stirn. „Nichts, wie all die andern, die wir schon fingen und dann wieder lauf« lassen mußten. Aber eS ist halt Be fehl des Burggraf« So komm gutwMg ui» laß uns Nicht Gewalt brauchen." Der Mönch schüttelte ernst den Kopf und wie» über das Wasser. „Mich «st ein hohe» Gebot, eine sterbende Seüe vev» langt nach der Kirche. Ich muß da hinüber." Der Böhme strich seinem Gaul über die nage Mähne. „Meint Ihr, bet dem Eisgänge könnte der Fährmann hinüber? — Mann, Ihr seid toll. Und nun kommt! Hab da» Red« und Wart« satt in dem Wetter, Rost und Reiter wollen heim. Kommt." Die übrigen Böhmen begann« auch schon zu murr« und zog« grimmige Gesichter. Sie macht« Miene, den wtderhaarigen Mönch mit Gewalt in ihre Mitte zu neh men. Dichter an die Böschung trieb« sie die struppig« Pferde. Da warf der Fremde beide Arme hoch und ries in gutem Deutsch: „So gnade mir Gott und die hellt« Jungfrau!" Und sprang von der Böschung hinab aus die nächste Eisscholle in den Strom. Und sprang von Scholle zu Scholle, abwärts treibend, in die Nacht hinein. „Gospolt Gospodin! Da» war der Satan selber!" Der Böhme schlug ein Kreuz. ES grauste ihnen all« Dann rasst« sie sich auf und schoss« Pfeile und Lan zen dem andern nach in das Dunkel. Ein« Augenblick zögerte der Anführer. ES war ihm jetzt Nar, daß sich hinter der Kutte de» arckern mehr verbarg al» ein einfacher Mönch. Sollte eS gar? — Jähe Wut kochte in ihm aus. Hatte er sich so leicht sinnig das hohe Lösegeld «tgehen lass«? Wenn man e» dennoch versuchte, hineinzuspringen und dem andern nach! Sein Pferd schwamm gut, aber mit Leid« Borderfüßen hatte sich da» Tier gegen den Boden «stemmt, über den Kopf weg fegte der Wind die Mähne. ES zitterte am ganzen Körper. In tödlicher Angst starr ten seine Augen in das dumpf rollende, nachtschwarze Wasser, in dem die mächtigen Scholl« knirscht« und kracht«: eS rührte sich nicht, ob auch der Böhme Spor« und Peitsche nicht schonte. Sie sah« alle voll Grausen auf da» Tier, das sie noch nie so gesehen. „ES war der Böse selber", murmelt« sie und wandt« die ritten»« Gäule. Nach dem Königstein zu ging e» in scharfem Trabe, dem Anführer nach in Schweig« und Grau« — Al» bi« Nacht kam, wurde der Sturm schärfer. E» hatte jetzt ausgehört zu schnei« Auf den krachenden, berstend« Schollen rang et» Mann um Leb« und Tod. Aufrecht stand er, starr die Aug« wie spähende Raubtiere auf Wasser und EtS ge richtet, nach einer stärker« Scholle suchend, di« ihm al» Brücke bim« könnte zum jenseitigen Ufer. Aber da» User war noch fern. Und immer weiter Im Dunkeln verschwand« die Lichter de» Rath«, denn die Elbe riß ihn mit gurgelndem Los« abwärt». Der Nordwind stach wie mit Messe« Die Kutte hatte er ihm vorn auSetnanbergerissm, daß man die bloße Brust sah. So stand er — alle Muskeln gespannt — die Ohr« scharf auf jede» feinste Knirsch« unter ihm, sprungbe- «it, dm Strick, dm er von sein« Lenden gerissen, tn dm fast erfrorenen Händen. Wieder ein Sprung — noch einer. Greifbar nabe war das andere Ufer jetzt. Und dann packte er den Strick und schleuderte die Schlinge um dm breit« Weid«stumpf am Ufer, der wie eine düstere Silhouette aus der Dämme rung ragte. Er mußte gut Bescheid wissen in dieser Gegend. Ein anderer hätte den Stumpf nie gesehen, am Strick zog er sich aus der Scholle an» Ufer. Fel-Hart war hier der Bode» und glatt vom Frost. Nieder in beide Knie warf sich der Mann m» küßw die Erde, die ihn trug. „Heiliger Boden du! Heimaterde, di« mich geboren! Ich ariiße dich! Weit bin ich gewandert La draußen Gz etwa» Stiere», «ine Zähne knirsch- Angst; denn 1« einem jähen Entschlüsse " ' "stagme Lor zu und hob dm — 'er. Murrend öffnete der Torwart. Aber lauigrs sich, al» er die Kutte sah. „Ihr kommt just recht zur heilig« Weihnacht, srom- Bruder, wir warten schon auf Euch." Dabet wie» „U Daumen über die Schulter zurück, wo hinter Zugbrücke der Schloßhof im der Dämmerung lag. Der Mönch machte da» Zeichen de» Kreuze- al» Gruß, n schritt er stumm über die ächzend« Bohl« Fremdlano. Aber ruhelos. Denn es schrie in mir nach der Heimat, nach des Bater» Burg, die sie mir M nomm« Heimaterde du! Geächtet bi« ich und verfem' aber du nimm mich auf. Ich bin ja dein Kind!" Wie flehender Stammeln schrie er'», bi» sei« Stimme brach. Er preßte dm Kopf an dm hart« FelS, seine Glieder zittert« E» war ja alles Rächt und Si» ringsum n»b lei» gastlich Dach für dm Fremdling. Er stand auf. Da fühlte er, daß feine Schulter schmerzte. Er ficht» «tt »er Hand an die Stell«, da war sie rot von Blut. Ein Böhmenpfetl mußte ihn verwwchet hab« Shue daß «'S gespürt. In die EiSnacht reckte er die nasse Bluthanb, dm» der die Tropf« in dm Schnee rann« „Bet Christi «lut und meine« eigen« schwör ich'H daß ich dich mir wiederhol«, heilige Heimat, k» wahr Ich ein Ratimer vom Rathen bin!" Zurück am Ufer schritt er jetzt fest und sich« de»» hier kannte er jede Biegung, jeden FelSstei» — ti» bi» Lichter de» Rath« ihm wieder Lurch da» Dunkel leuch tet« Der Strom hatte ihn doch ein tüchtiges Stück abgetrieben. — Und bann stand er vor dem düster« FelSkoloß, dem damals die Elbe noch fast an die MaUer» spüUe. Wie rote Augen sahen die Lichter au» der Burg glimmend in die Nacht. Am Wachtturm brach sich Heu- buch der Nordwind. Zwei-, dreimal schlich der Mönch um die Burg. In ein« Aug« lag etwa» Stiere». Seine Zähne knirsch- «; aber nicht vor Angst; de chritt er auf da» eismbeschl chweren Klopfer. Murrend ein faltiges Gesicht glättett er mtt dem Daumen über die Schulter zurück, wo hinter der Zugbrücke der Schloßhof im der Dämmerung lag. Der Mönch machte da» Zeichen de» Kreuze- al» Gruß, bann schritt er stumm über die Schände» Bohl« Wa» hatte der andere gesagt- Weihnacht? Heilig« Weihnacht? Er fuhr sich über die Stirn. Daran Hatt er noch gar nicht gedacht. Dann ging er langsamer, mtt scharfem Auge Bollwerk und Mauern prüfend. Bet König Wenzel» Lobl Da halt« sie am Roßstall gebaut und da ob« am Wachturm die Lücke wieder aus gefüllt, die damals 1» jener Mordnacht der Brand gerissen — in jener Nacht, al» , man Gl vom Rath« trieb wie ein« toll« Hund — ein« Heimatlosen — Beraubt« «eine Zähne gru ben sich in» Fleisch. Seine Äug« war« überall; Wil zwet Raubvögel mtt Ären scharf« Krall« au steiler Felswand Hall und Zuflucht such«, tastet« seine flackern den Aug« ruhelos Der j«eu Stet«, jeden Balken, jed« Torbogen. War er denn nicht al» kleiner Knabe dabei gewesen, al» der Großvater den Ray« erkaüt? Hatt» ihn sein «ater nicht auf dem Sterbebette zum Her« von Rath« und Hockstein gemacht? Und jetzt haust« hier die Mann« de» Burggraf« vom Stein? Und we» ihn fand, konnte ihn totschlag« dem» er war ja vogel frei. Die hagere Bestall de- Mönches straffte sich. Si» sollt« nur komm« Ihn kannte hier keiner mehr. E» hatt« -le Jahre in der Fremde zu sehr gemeißelt au Ihm. Für diese alle war Ratimer vom Rathen lange tot. Für diese alle stand hier draußen im Schnee mol ein friere iwer Mönch. Quer über deu Schloßhof ging der Mönch zum rauch geschwärzt« Kücheneingang. Am lodernd« Herds«« hantierte ein rußige» Weib mtt woel Knecht«, eine junge Magd ging mit dampfen den Schüsseln die knarrende Stiege nach ob« Noch hatt» kein« den Mönch bemerkt. Der wunderte sich üb« da» Treib« Und auch üb« die viel« Mann-stimmen und da» Becherklieren, da» von ob« klang. Jetzt trat er tn die Mitte der Küche uuP sagt« langsam: „Gelobt sei Jesu» Christus l" Die rußige Alte und bi« beiden Knechte fuhr« herum. Dann warf da» Weib dm klappernden Feuerhaken, den sü tu ber Laub Mtt. aut dte Stttnksiel« daß e» vtrrih