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Riesaer D Tageblatt «nd A«,e1«er lLldeblM mir Ameiaer). DienSleg, 15. Lktoder 1S2S, abends 88. Jahr« »41 Ba« Postscheckkonti »«»den ILSE. Lirokaff« «tos- «L L» erlegen ist, hat eS bisher nicht vermocht, sich durch einen klaren Blick in die Wirklichkeit davon zu überzeugen, daß hier vieles gebessert werden muß. Wenn diese Erkenntnis das Ergebnis des Sklarekskandals sein sollte, dann wäre es einer der wenigen Fälle, wo wir einmal durch Schabest Nug geworden wären. Der Sandesansschuß Lachse« für das Deutsche Volk»« begehre« erläßt hierqegen folgenden Aufruf: M Mrdmilld M M 8kgm. „Die Ltaatsgemalt geht vom Kolke auS", so ftehtS i« der Reichsverfaffung. DaS Kolk soll also Herr im Sause sein. Als Mittel der unmittelbaren Durchsetzung seine- Willens sind ihm Volksbegehren und Volksentscheid gegeben und »erfaffungsmäßig garantiert worden. Das Volks begehren für das deutsche Freiheitsgeietz sieht unmittelbar bevor. Und nun ergibt sich bas verfassungsmäßig Unmög liche, daß die Reichsregierung als das die Geschäfte deS Volkes führende Organ aufsieht und zum Angriff vorgeht eben gegen dieses Volksbegehren. Eine planmäßig« Aktion der Regierung und von Teilen der hinter ihr stehenden Parteien. Tas Verhalten von Männern, die im Rundfunk oder auf anderen Wegen als Vertreter des Volkes gegen «in verfassungsmäßiges Recht desselben Volkes mit bisher nicht üblichen Mitteln zu Felde ziehen, sollt« auch -en biS jetzt beiseite Stehenden zeigen, welches Maß von aRum-e» gekommenem Rechtsgefühl ««d mangelnde« sittliche» E«P« finde« sich im Volk« in den letzten zehn Jahren breit ge macht hat. Mit erschreckender Deutlichkeit zeigt sich aber damit auch, daß sich der Angriff der Gegenseite nicht nur gegen das Volksbegehren richtet, sondern daß sich damit der An» griff marxistische« Ungeistes, der sich schon tief inS Volk hineingesressen hat, verbindet. Es wird Zeit, daß daS Volk endlich hellhörig wird und erkennt, daß es politisch und wirtschaftlich von den draußen stehenden Feinden totgeschla gen werden soll, soweit es nicht schon geschehen ist, und daß es im eigenen Innern jetzt den Kampf gegen di« Angrei fer zu bestehen hat, die ihm den Rest sittlicher, rechtlicher und nationaler Stärke nehmen wollen. Um das geht es doch jetzt. Die Gegenseite macht ja auch kein Hehl daraus. Ties betrüblich ist dabei nur, daß sich in diese Front auch Kreise gestellt haben, die von Haus« aus nicht dorthin gehören. Sie machen sich zu Bekämpfen» de» Volksbegehrens und empfinden nicht, daß st« sich damit zu Mitstreitern iuter«atio«aler Jutereffe« u«d marxistische, Denkungsart machen. An den Straßenecken und Litfaßsäulen hängt ein Plakat „EtresemauuS Vermächtnis". ES enthält «inen AuSzug au» der letzten Entschließung de» ReichSauSschuffeS der Deutschen Bolkspartei und stellt eine Verirrung dar, die auch in den Reihen der Deutschen BolkSpartei ans wenig Verständnis stößt. Da» Volksbegehren will da» deutsche Volk auf ehrliche Weise von der Tributfron befreien. DaS wird als „In- saune" und „frivole» Spiel" bezeichnet. Ein« Infamie ist di« KriegSschuldlüge unserer Feinde. Infam wäre, wenn ihre Zurücknahme nicht endlich gefordert würde. Eine Un ehrlichkeit wäre es, wenn di« deutsch« Volksvertretung wider bessere Ueberzeugung und in Erkenntnis der deut schen Zahlungsunfähigkeit trotzdem de« Uonngplan an nehmen würde. Wenn der Nam« de» tote» Außenministers als Boll, werk gegen den beginnenden zielbewußten Kamps eine nationalen Willen» herangezogen wird, so genügt «» auf da» hinzuweisen, was der „Vorwärts" neulich schrieb: „SS ist kern Zufall, daß sich di« große Leistung Stresemann» immer mehr in den Bahnen bewegte, die »an der inter nationale« sozialistische» «rdeiterbmoeg»»« »«Meichnet war«»" und dann „innerpolitisch bedeutet der Tod des volksparteilichen Führer» da» Zerreißen de» persönlichen Ml»k WMWtki IW W MWWlkll. Entgegnung -es Lan-esnnsschnffes. Ministerpräsident, Dr. Curtius, NeichswirtschaftSmini- ster, Deist, anhaltischer Ministerpräsident, Dietrich, Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft, Dr. Fuchs, Oberpräs. der Rheinprovinz, Dr.h.c.Groe- ner, Reichswehrminister, von Gusrard. ReichSmiuister der Justiz, T. Dr. von Harnack, Professor, Wirklicher Geheimrat, Gerhart Hauptmann, Agnetendorf, Dr.Htlferüing, Neichsfinanzminisier, Prof.Dr.Kahl, Geh. Justtzrat, Frau Katharina von Kardorff, Berlin, Dr. Külz, Professor Liebermann, Präsident der Akademie der Künste, Dr. Luschek, Oberpräsident der Provinz Oberschlesien, Thomas Mann, München, Müller, Reichskanzler, Dr. Muhlert, Präsident de» Deutschen Städtetages, Dr. Oncken, Professor, Geheim rat, Dr. Petersen, Präsident des Senat» der Freien und Hansestadt Hamburg, Dr. Schacht, ReichSbankpräfi- dent, Dr Schätz!, Reichspostminister, Dr. Schmitt, badischer Staatspräsident, Severtng, Reichsinnenmini ster, Dr. h. c. Stegerwalb, ReichsverkehrSnnntster, Dr. Baentig, Oberpräsident der Provinz Sachsen, Dr. Wirth, Reichsminister für die besetzten Gebiete, Dr. Wtssell, ReichSarbeitsminifter. Die am Sonnabend -er vorigen Woche angekündigts Kundgebung der Reichsregierung, die am Sonntag oder am Montag herauskommen sollte und in der alle jene Punkte zusammengefaßt sein sollten, die gegen da» Hugeuberg- KolkSbegehreu sprechen, ist nicht erschienen. Dafür wird eine Kundgebung veröffentlicht, die von Persönlichkeiten auS Snnft, Wissenschaft, Kultur «nd Politik, sowie von den Mitglieder« der Reichsregierung und der pre«ßifche« Gtaatsregter««- unterschrieben ist. In diesem Aufruf heißt eS u. a.: Seit mehr als zehn Jahren kämpft daS deutsche Volk gegen die ungeheuren Lasten, die ihm -er Vertrag von Ver sailles als Folge eines heldenhaft geführten, aber ver lorenen Krieges auferlegt hat. Nach einer Epoche, in -er die Siegerstaaten durch Anwendung einer ungehemmten Machtpolittk Deutschland ihren Willen aufzuzwingen such ten, einer Epoche, die Deutschland nahe an den Rand des Abgrundes brachte, gelang es endlich den deutschen Be mühungen, einen Umschwung herbeiznführe». Andere Methoden -er Politik kamen zur Geltung und schützten unser Vaterland vor den drohenden Gefahren. Auf die Zeit der Gewalt und der einseitigen Diktate folgte die Zeit der Unterhandlungen «nd der BerstLndigung. Die Ver nunft setzte sich durch. Deutsche Männer traten hervor festen Herzens und klaren Kopfes, unbekümmert um den Fana tismus, der ihnen aus dem eigenen Volke entgegenschlug: Diese Männer wiesen den Weg in die bessere Zukunft. Es zeigte sich immer mehr, daß nur auf diese« Wege das Ziel der Befrei««« De«tschlaads erreicht werden konnte. Das Ergebnis dieser mühsamen, aber allein möglichen Politik ist, daß sich die Stellung Deutschlands unter -en Völkern wieder gefestigt hat. Jetzt steht in kurzer Zeit die Befreiung des Rheinlandes von fremder Besatzung bevor. Die Reparationen sollen um erhebliche Jahresbeträge her abgesetzt werden, die dem Wiederaufstiege der deutsche» Wirtschaft zugute kommen werden. Die Souveränität der deutschen Finanzen un- der deutschen Wirtschaft soll wieder hergestellt werden. ES sind Verhandlungen eingeleitet, um auch das Saargebiet mit dem übrigen Deutschland restlos zu vereinigen. Gewiß sind damit noch nicht alle Aufgabe« der deutschen Politik erfüllt, aber es ist der Weg eröffnet, «m de« Wiederaufbau Deutschlands z« Ende zu führe« und unserem Lande die Zukunft zu sichern, auf dte eS ein Recht hat. Diese Entwicklung soll jetzt mit eiuemmal abgeschuitte« werde«. Ein Volksbegehren soll zustanbegebracht werden, das die grundsätzliche Abkehr von der Politik -er Verhand lungen un- -er Verständigung verlangt und das -en An schein zu erwecken sucht, baß Deutschland jetzt seine Wünsche un- Forderungen Sen Siegern des Weltkrieges aufzwingen könnte. Deutschland soll sich lossagen von den Haager Ver einbarungen über die Befreiung des Rheinlandes,' man glaubt durch einseitige deutsche Beschlüsse die fremden Trup pen aus den besetzten Gebieten herausbringen zu können. DeutschlanL soll die schwebenden Verhandlungen über die Erleichterungen der Reparationslasten abbrechen und an den unerfüllbaren Bedingungen des Dawes-PlaneS fest halten, um so eine finanzielle und wirtschaftliche Kata strophe herbeizuführen, deren unabsehbare Folgen jeder einzelne Deutsche zu tragen haben würde. Ein solcher Plan ist keine ernfthafte, verantwortungsvolle Politik. Kein ver nünftig Lenkender Deutscher, dem der Wiederaufstieg seines Vaterlandes am Herzen liegt, kann ein solches Vorhaben fördern. DaS ganze „Volksbegehren" ist anf einer offen» kmr-ige« Unehrlichkeit aufgebaut. Es stützt sich auf die un sinnige Behauptung, daß die bisherige deutsche Außen politik auf der Anerkennung der Kriegsschuld Deutschland» beruhe und baß die deutsche Regierung den Kriegsschuld artikel -es Versailler Vertrages nur schriftlich zu wider rufen brauche, um Deutschland von allen Lasten und Fes seln -es Vertrages zu befreien. Niemals hat Deutschland -en einseitigen Schuldspruch des Versailler Vertrages an erkannt. Jede bentsche Regierung hat dieses Unrecht i« feierliche« Erklärungen zurückgewtese«. Der Erfolg dieser Arbeit tritt immer deutlicher zutage. Der Glaube an das Märchen von der Alletnschuld Deutschlands schwistdet immer mehr. DaS „Kolksbegehr««" würde diese hoff««ngSvolle Entwicklung «m Jahre zurückwerfe«. DaS deutsche Volk hat jetzt zwischen Bernuust ««d Un» st«« z« wähle«. Wer nicht in törichter Verblendung -en Bemühungen um den Wiederaufstieg des Vaterlandes in den Arm fallen will, mutz diesem „Volksbegehren" fern- vletben. Wer e» unterschreibt, fördert die Zersetzung und die Versklavung des deutschen Volkes." Dieser Aufruf trägt u. a. folgende Unterschriften: Adenauer, Oberbürgermeister von Köln, Dr. Blüher, Oberbürgermeister von Dresden, Braun, preußischer W^aer T-aebl-tt jede« Ta» abend« '/.«Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Festtag«. v«z»g»prew, g«g«" Vorau.zahlung, für «inen Monat 2 Mark A Pfennig .ohne Zustell. «»SUN»»«- «„n Eintreten! vMlBrodukttontoerteuerungen, Erhöhungen der Löhne und Materialienprets« behalten wtk uns da! Recht der Preiserhöhung und Nachforderung vor. Anzeige» d^N«^r«r des vuSaabetaaeA find Vis - Uhr vormittags aufzuaeben und im voraus zu bezahlen; eine Gewähr für das Erscheinen an be^mmttn Tagen und Plätzen wird nicht übernommen. ^A^preis für »9 »m breit», S mw^hoh« ^rundschrift-Zetl« (« Silben) Sö Bold-Pfrnnig«: di« 89 mm breit« Reklamezeile Ivo Bold-Pfennig-, zeitraubender und tabellarischer Taz 50/. Aufschlag. Tarif«. Bewilligter Rabatt «lischt, wenn d« Betrag verfällt, durch Klage «ingezogen werden muß oder der Auftraggeber m Konkurs gerat. Zahlung«, und Erfüllungsort: Riesa. Achttägige Unterhaltungsbeilage „Srzähkr em ber Elbe". — I« Fall« höh«« Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störunyen des Betriebe» der Druckerei, der Lieferanün oder der BefSrderungSetnnchtungen —_hat der Bezieher Kü3« Anspruch auf Lieferung «der Nachlieferung d« Zeitung ob« auf Rückzahlung d«! Bezugspreises. Rotationsdruck und VAoa: Langer» Wrnterlich, Riesa. «efchüftSstell»: «oethestrohe w Der antwortlich für Redaktion: Heinrich Uhlemann, Riesa: für Anzeigenteil: Wilhelm Dittrrch, Riesa. ««- Anzeiger lMeblatt «Md An-ri-rrt Da» Riesa« Dageblatt ist da» zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Großenhain, de» Amtsgericht» und der Amtsanwaltschaft beim Amtsgericht Mesa, de« Rate» der Stadt Riesa, de» Finanzamt» Meso und de« Hauptzollamt« Meißen behördlicherseits bestimmt« Blatt. MkWWRM G» «in Skandal, wie er jetzt die Reichshauptstadt seit Wochen in lebhaftester Beweaung hält, ist in mehr als einer Beziehung unbequem. Man kann nie wissen, was dabet noch alle» herauskommt. Wenn auch gewisse Ge rüchte übertrieben sein mögen, die jetzt auf dem Auto bus und in der Stadtbahn von Mund zu Mund gehen, so sind wir doch zweifellos noch nicht am Ende. Die Unter- suchung findet gegenwärtig unter Ausschluß der Oeffent- lichkett statt, weil sich die Staatsanwaltschaft die außer gerichtlichen Vernehmungen im Interesse einer schnellen Klärung der Sachlage verbeten hat. So mußte der Rei nigungseifer der Stadtverwaltung selbst noch eine Weile gesümpft werden. Doppelt unbequem ist die gesamte Lage, weil die Gtadtverordnetenwahlen vor der Türe stehen. Eine bemer kenswerte Unsicherheit hat sich allen Parteien mitgeteilt. Schon die Namen, die bisher der Oefsentlichkeit genannt worden sind, deuten daraufhin, daß von Herrn Bruhn bis zu Herrn Gäbel ungefähr alles in die Sklarek-Affäre verwickelt ist, was sich in Berlin „im Dienste der Allge meinheit" betätigt. Wenn man nun die Wahlvorschläge für die Stadtverordnetenwahlen einreicht, dann könnte das furchtbare Unglück passieren, daß bei dieser oder jener Partei ein Name au Prominenter Stelle steht, der schließ lich auch noch in eine anrüchige Verbindung mit der Sklarek-Affäre gebracht werben kann. Man muß ohne weiteres zugeben, daß ein solches Mißgeschick äußerst fatal wäre. Die davon betroffene Partei könnte noch so oft versichern, sie trete für die Ausrottung der Korrup tion mit Stumpf und Stil ein, niemand würde es ihr glauben, und die Wählerschaft würde mindestens für die ses Mal zur Konkurrenz gehen. Da ist es schon sicherer, man macht es so wie die Demokraten, die für die Ber liner Stadtverordnetenwahlen nur solche Bewerber auf stellen wollen, die nichts Geschäftliches mit der Stadt zu tun haben. Eine absolute Sicherheit ist freilich auch damit nicht geschaffen. Denn die Nationalsozialisten, die sich kürzlich in dem rechtsradikalen Städtchen Koburg den maßgebenden Einfluß auf die Stadtverwaltung erobert haben, sind mit großem Erfolge dazu übergegangen, ihre amtlichen Stellen zu persönlichen Geschäften auszunutzen. Die strengsten Verbote werden da nichts helfen, solange nicht eine andere Auffassung der Beamtenpflichten Platz greift. Wir sind aber heute leider soweit gekommen, daß gewisse Beamtenstellen vielfach von ihren Inhabern als eine nahrhafte Pfründe angesehen werden, und daß man ganz und gar die Verpflichtungen vergessen hat, die das Gegenstück zu der Sicherung der wirtschaftlichen Lage der Beamtenschaft bilden. Es ist also im gegenwärtigen Augenblick allen Par teien nicht Wohl zumute. Jede von ihnen möchte vermeiden, daß sich diese Korruptionsaffäre auch noch in das neue Stabtparlament hineinzieht. Deshalb ist von einigen an scheinend besonders interessierten Kreisen der Gedanke vertreten worden, man möge doch die Stadtverordneten wahlen für Berlin um zwei Monate verschieben, damit bis dahin nach der personellen Seite hin Klarheit über den Sklarekskandal geschaffen werden kann. Es ist nicht anzunehmen, daß dieser Gedanke Wirklichkeit wird. Dazu sind die gesetzlichen Voraussetzungen allzuschwer zu schaf fen. Es wäre aber auch nicht gut, wenn man lediglich mit Rücksicht auf den Sklarekskanoal das Mandat der jetzigen Stadtverordnetenversammlung verlängern wollte. Denn wer gibt die Gewähr dafür, daß bis zum Januar dieser Rattenkönig von Skandalaffären seine volle Aufklärung gefunden hätte. Ist es nicht vielmehr wahrscheinlich, daß sich bis dahin noch eine ganze Anzahl neuer Fälle oazu- stnden werden, durch die wiederum neue Persönlichkeiten belastet werden. Glaubt man wirklich, auch nur eine annähernde Sicherheit dafür zu haben, daß sich nicht tm Laufe der Untersuchung noch ganz andere Belastungen er- geben. Will man es unter solchen Umständen wagen, da» Mandat der Stadtverordnetenversammlung immer weiter zu verlängern, nur aus der Furcht heraus, irgend einer der neuerwählten Staotväter könnte belastet sein? Davor, daß eine Persönlichkeit, der die Partei da» Ver trauen schenkt (vom Vertrauen der Bürgerschaft kann man ja bei unserem heutigen Listenwahlunrecht überhaupt nicht mehr reden) dieses Vertrauen enttäuscht, werden wir nie mals sicher sein. Deshalb darf eine Verschiebung der Berliner Stadt verordnetenwahlen unter keinen Umständen stattfinden. Es handelt sich dabei um eine Angelegenheit, die nicht nur die Reichshauptstadt allein angeht, sondern für die sich auch eine weitere Oefsentlichkeit interessiert- Denn eS wäre ein beschämendes Armutszeugnis für die verschie denen politischen Parteien, wenn sie e» sich nicht mehr zutrauten, sich aus den Fangarmen des Polypen Kor ruption zu befreien. Wenn alle di« jetzt ausgedeckten und noch vorkommenden Fälle in voller Oefsentlichkeit be handelt werden, wenn man mit der gebotenen sachlichen Schärfe aber ohne Splitterrichterei darangeht, schädliche Elemente htnauSKUtun, dann muß man mit der Zeit dahinkommen, die Atmosphäre von dm üblen Dünsten dieser Korruption wieder zu reinigen. ES wäre bedauerlich und sachlich unangebracht, wenn man diese Affäre Sklarek und alles, was damit zusammenhängt, zu einer partei politischen Propaganda benutzen wollte, deren Spitze sich gegen einzelne Persönlichkeiten richtet. Wohl aber ist «S dringens erforderlich, daß die Wählerschaft Nipp und klar ihre Meinung über das jetzige System der Wirtschaft m ertennm Mt. jedes System der Verfilzung privater und öffentlicher Interesse», das uns geradezu die Brutstätte solcher Korruptionserscheinungen zu bilden scheint. Immer wieder haben weitblickende Kommunalpolitiker aller bürgerlichen Gruppen auf die Schäden des Systems hingewiesen. Aber der parteipoli tische Doktrinarismus, dem ein großer Teil unseres Volkes