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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 01.12.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-12-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192712015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19271201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19271201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-12
- Tag 1927-12-01
-
Monat
1927-12
-
Jahr
1927
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 01.12.1927
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.Sie soll dein Herr fein!" Da» alte vibelwort „Er soll dein Herr sek«*, de» der Fra« durch so viele Jahrtausende mit in die Ehe gegeben wurde, verschwindet setzt nicht nur aus der Trauunggsormcl, sondern statt besten macht sich schon die Forderung bemerk« bar: „Sie soll dein Herr sein!- Die modern« Frau a«winnt in der Ehe immer mehr die Oberhand und sormt sich den Mann nach ihrem Wunsch und Willen. In früheren Tagen, wenn da« Mädchen als »unbeschriebenes Blatt" ohne Sclb- ständiakcit, ohne Lebenserfahrungen ans der Obhut der Mutter in die des Manne- überging, da mar es sür den Ehegatten keine große Aufgabe, sich ein Geschäft zu schaffen, wie er «s haben wollte. Aber heule, da das Mädchen in den meisten Fällen als eigene Persönlichkeit in die Th« tritt, da sie vielfach bereits ans eigenen Füßen gestanden, ihre eigenen Erfahrungen gesammelt hat. wird sie sich nicht so einfach von dem Manne ummodekn lasten, sondern einen starken Einsluh auf ibn ausitben. Do kann man denn setzt häufig die um gekehrte Entwickln««, von früher beobachten: die Fran nimmt den Mann in die Schule und weih ihn nach ihren Bedürf nissen und ihren Absichten zu erziehen. Niemand wird be haupten wollen, dah dadurch die Ehe unglücklicher wird: ja, eine englische Psychologin behauptet sogar, dah die entschei dende Rolle, die die Frau in dem jungen Heim spielt, sehr KLusia das wahre Glück in die Ebe bringt. »Die Fälle bäusen sich," schreibt sie, „in denen man beobachtet, dah ein junger Mann überhaupt erst in der Ebe zu einer ge schloffenen Persönlichkeit hcranrcist, dah er in dieser Schule seine Untugenden anfgibt nnd ein prächtiger Mensch wird. Die Frau von heute, die kein „Gänschen" mehr ist, sondern mit klugem Blick den kauf des Lebens verfolgt hat. weih den Mann zu nehmen, wie er ist, und weih aus ihm „das Beste" zu machen. Man findet auch manchmal, dah sehr «rnste, ver schlossene und dem Leben abgewandte Männer durch die Heirat mit einem modernen Mädchen eine neue Jugend ge winnen und zu frischen, fröhlichen Gesellen werden. Viele Frauen „bemuttern" heutzutage ihre Männer und bringen sie in eine Abhängigkeit, die für solche männlichen Typen nur von Vorteil sein kann. Freilich wird die moderne Gattin nicht durch Vorwürfe, durch unnötige Eifersucht und durch all daS zu wirken suchen, wodurch sich früher die un erfahrene Frau beim Mann unbeliebt machte, so dah er die Ebefcsteln als Last empfand: sie wirkt durch daS gute Vor bild, durch vernünftige Gründe und durch die Stärke ihrer Persönlichkeit, der sich der Mann gern unterwirft." 8« Millionen Mark wöchentlich für Schönheit. Die wöchentliche Rechnung, die die englische Damen welt jür Frisieren, Puder, Schminke, sowie Schönheits mittel aller Art aufzubringen bat, beläuft sich nach den neuesten Schätzungen auf etwa 80000 Mark. Die Pflege des Bubikopfes spielt dabei eine große Rolle, denn 80 Prozent oller englischen Damen tragen ietzt kurzes Haar, nur die ganz suirgen Mädchen und die alten Dan,en halten noch vielfach die Schere von ihrem Haupte fern. Schwarze Elite-Dame«. Westafrika, das einst „des weihen Mannest Grab" dietz, ist durch die gemeinsame Kolonialarbeit der Deut schen und Engländer zu einem fruchtbaren Land gemacht morden, und hervorragende Keuper Afrikas haben offen anerkannt, waS die Deutschen in Kamerun geleistet haben. An diese Taten erinnert Dr. Alfred Mansfeld in seinem soeben bei Georg Müller in München erscheinenden Werk .Wcstasrika", das anher einem reichen LlbbildungSmaterial viel Interessantes über. Land und Leute „aus Urwald und Steppe zwischen Grohflutz und Benue" erzählt. Der Verfasser, der 1L Jahre im Urwald gelebt hat, erzählt auch allerlei von der Frauenwelt jener Gebiete. Die Mädchen heiraten zwischen dem 14. und 17. Lebensjahr, und zwar wird das Kind schon mit fünf oder zehn Jahren an einen jungen Mann verkauft, erfährt aber nichts von der Wmachung. Der Bewerber verkehrt im Hause der zukünftigen Schwiegereltern und bringt jedeSmal kleine Geschenke mit. Ist das Mädchen erwachsen, so fragen eS meistens die Eltern: „Wenn „er" wicderkommt, sollen wir weitere Geschenke annehmen?" Verneint dies das Mädchen, so wird kein Zwang ausgeübt: kommt aber doch einmal eine ZwangSheirar vor, dann gibt das oft einen Grund zum Selbstmord. Unter den Frauen de» Ceakalandes gibt e» eine bevorzugte Kaste, die Elite- Damen dieser Gegend. Sie heißen „Mboandem". Nack einer Sage soll vor Urzeiten ein Weib an einer Art Strickleiter, die aus Lianen zusammengeflochten war, vom Himmel herabgestiegen sein. Zunächst fürchteten sich dieMen- schcn und wollten in den Wald laufen. Sie aber rief die Leute zu sich und sagte, daß sie von Gott gesandt sei, um unter den Ceakaleuten zu leben. Sie heiratete dann auch, und alle weiblichen Nachkommen dieser Ehe be kamen den Namen Mboandem. Diese Frauen sprechen noch heute eine Geheimsprache, die von den Männern nickt verstanden wird. Es scheint sich um eine Art Bil dersprache zu handeln. Der Preis für Mboandem-Weiber ist dreimal so hoch als der für andere Frauen, -sie haben ober auch besondere Sitten. So muß z. B. das Mädchen vom 8. oder 10. Jahre ab folgende Vorschriften befolgen: Auf der Straße darf sie keinen Mann ansprechen: wen» sie angesprochen wird, muß sie die Augen schließen. Der, Kavalier muß dann ihren Daumen in die Hand nehmen und ungefähr eme Minute lang den Daumennagel mit seinem Finger reiben. Erst dann ist ihr erlaubt, die Augca aufzuschlagen und zu sprechen. Diese schwarze Elite-Weib« kichlieit darf sich vom 8. bis 12. Jahre nicht mit Wasser ! waschen, sondern nur mit dem Saft der Kokosmilch, diesem Umstand ist est wohl »uzusckreiben, daß alle Mboan- demfrauen eine prachtvolle jammetwetcke Körperhaut be sitzen Im Gegensatz zu allen andern Weibern brauchen sie keine gröberen Feldarbeiten zu verrichten: daher findet inan bei' ihnen wohlgepflegte Hände. Im ganzen Keakerland gab es nur etwa 200 Mboandemsrauen. die außerordentlich begehrt waren und sehr selten nach außer halb geheiratet habe«. Der Gie« der Fr«« i« Orient. Der Orient, der durch die Jahrhunderte hindurch die Hochburg männlicher Vorrechte und der Unterdrückung des Weibes gewesen ist, wird setzt mit Riesenschritten von dem modernen Geist erobert, und besonder« seit dem Kriege bot auch dort die Befreiung der Frau sich mehr und mehr durch, gesetzt. In einem Aussatz über .Lie orientalische Frauen bewegung" gibt Hermann v. Rosen in der „Deutschen Rund schau" einen Ucbcrblick über da« bisher Erreichte. In Ost asten haben die Frauen der Großstädte und der Küsten- gcgenden sich vielfach dem europäischen Lebensstil angepasst, nnd zwar besonder» in Ebina, während die Japanerin auch in den gebildeten Schichten zurückhaltender ist. Im Innern dieser Länder ist freilich nach alle» beim alten aeblieben. In den arabischen Gebieten Asiens und Afrikas bat di« Be freiung der Fra» noch weniger Erfolge aufzuwrisen, mit alleiniger Ausnahme AcgnptenS, wo unter englischem Sin» slnß viel für die Befreiung des weiblichen Geschlechte» ge schieht. In Persien ist noch alle» beim alten, nachdem die Sekte der Robisten, die für die Gleichberechtigung der per sischen Fran eintrat, blutig unterdrückt und völlig auSge- rottrt wurde. In Afghanistan ist zwar der unentgeltliche Schulunterricht auch für Frauen eingeführt, aber sonst ist in ihrer Lage nichts geändert- Auch in Indien verhalten sich die mohammedanischen Völker den europäischen Ein flüssen gegenüber in bezug auf die Beamtenfrage ablehnend. Bei den Völkern der türkischen Raffe jedoch liegen die Dinge ganz anders. In der Türkei ist die Emanzipation durchge- setzt, nnd auch die Sowjet Union, zu der von den 40 Mil lionen Völkern türkischer Raffe nicht weniger al» X gehören, sorgt für die Anerkennung jener „Frauenrechte", die in der französischen Revolution aufgestellt wurden. Die völlige Gleichstellung des Weibe» ist hier vielfach anerkannt, be sonders in Taiaristan und Aserbeidschan. Die tatarischen Frauen gaben schon ISIS ein für die Frauenemanzipation kämpfende» Blatt, die „Schar! Kisy" sd. h. „Die Tochter des OstenS"), heraus und haben rasck die günstige Lage begriffen, die dnrch die Zugehörigkeit zu der Sowjet-Union ihnen ge boten wurde. DaS Gleiche gilt von der Republik Aserbeid schan, die von einer gut begabten türkisch-persische« Misch rasse bewohnt wird. Die in türkischer Sprache in Baku er scheinende revolutionäre Zeitung „Jaschil Galam" sd. h. „Die grüne Feder") trat feit 181» sür die Gleichberechtigung der Frauen ein. die bald da» aktive und passive Wahlrecht er hielten. In her Tauriscken Republik hat die Fraucneman» zipation nicht so rasche Fortschritte gemacht, denn die Be- völkcrnng hält hier zäh an alten türkischen Traditionen fest. Immerhin stand die Selbständigkeit und Bildung der Frau in der Krim schon früher auf einer verhältnismäßig hohen Stufe, und schon im 18. Jahrhundert gab e» unter den Tatarinnen bedeutende Dichterinnen. Ueberhaupt haben die orientalischen Frauen im europäischen Rußland sich für die Emanzipation besonder» empfänglich erwiesen, und sogar unter den Baschkiren, die die am wenigsten kultivierten Mo. bammedaner in diesem Gebiet sind, fanden schon politische Frauenkongreffe statt. Nicht ganz so weit sind die Frauen in den zentralgsiaiischen Republiken gelangt. Die russischen Schulen in Turkestan werden von den Mädchen eisrig be sucht: sie streben auch nach Hochschulbildung, und selbst in Berlin gibt es bereit» einige mohammedanische Studentin nen der Medizin aus Turkestan. Selbst in dem schon ziemlich zurückgebliebenen Hirtenvolk Kirgisistans streben beute di« Frauen vielfach nach Hochschulbildung. Die wilden und räuberischen Turkmenen, die sich seit mehr als 1000 Jahren ihre Frauen zum größten Teil aus Persien raubten, ge währen de« neuen Ideen Einlaß, und e» ist jedenfalls be merkenswert, daß gegenwärtig auch in Berlin zwei junge Turmeninnen studieren, di« sich durch hervorragend« Intel ligenz auSzeichnen. Danach ist eS ganz zweifellos, daß daS neue Rußland für die Befreiung der Frau in Asien noch weiterhin von entscheidender Wirkung sein wird. Sastann» vlrck vsill Nkims MireH keltlsme Lusrlsrs Im Lismer r»UvdI»tt M Wien. Bo« SanitätSrat Dr. Max Maschke, Augenarzt, Berlin. Warm« schitte« di« meiste« Meusche» nicht? Trotzdem die Augen bet den meiste« Mensche« sicht Seide völlig gleich sind, in bezug auf ihre Lage in der Augenhöhle, ihre Form und Größe, die Leistungsfähigkeit ihrer Augenmuskeln und Sehnen sich «nterschetden, so da rin gewisses Schielen leicht erwartet werde» könnte, schielen die meiste» Menschen sicht. Sie sehe« ««ter «or- malen Verhältnisse» mit beide« Augen «infach, da» Bild irgend eine» Gegenstände« bildet sich aus den gleiche» harmonierende» Stellen der Netzhaut ab. Ueder den Auge« waltet ein eiuheitlichcr Wille, der die Augen in der gegenseitige» GleschgewtchtSlage erhält, der veranlaßt. ba sse sich gleichsam gegenseitig kontrollieren: durch be» binokularen Scbaki, durch den Zwang zu« Gin fachsehe» mit beiden Augen, wird da» Schielen verhindert. T» besteht ein verschmelzungSzwang für bi« von jede« Auge einzeln aufgenommenen Bilder zu einem Bild. So bald aber der btnorulare Sebakt aufhürt, wenn er gestört ist, wen« z. B. dir Schstärke eine» Auge» erheblich schlechter wirb al» die de» anderen, erlischt dieser Zwang, und e» kommt, wenn, mir in vielen Augen, «in« Disposition eine Bereitschaft zum Schielen bestand, »um Schiele». II. Ursache» be» Schiel«»». Der Grund, warn« es in dem einen Falle zu« Schiele» kommt und in dem anderen Falle nicht, ist manchmal schwer zu finden. Da» Schielen beginnt meisten» in frühester Kindheit. Ost sind Störungen der Gesamt!»«, stitution damit vergesellschaftet. Man trifft bei Gchielttnder« vielfach Zeichen, die auf einen psychopathische« Lha- ratter, auf eine seelische Siörung Hinweisen, di« sich sowohl im Zurückbleiben, al» auch tu frühreifer Entwicklung der geistigen Fähigkeit dokumentiert. Die Herabsetzung der Allacmeinenergie durch Störung beS Allgemeinbefinden» setzt, die Leistungsfähigkeit auch des regulierenden Ver. schmelzungSapparateS herab. So tritt auch nach erschüp. senden Krankheiten, nach großen und langen Strapaze«, in folge Nachlassen» der Willenskraft Schielen auf. Wie da» im Gehirn zustande kommt, wodurch dieser Verschmelzung». Wille gestört wird oder ganz verloren geht, ist noch nicht ganz klar. Auch die Vererbung spielt eine Rolle: man hat durch ganze Generationen hindurch eine bestimmte Art de» Schielens »erfolgen können. Wichtig ist auch der BrechungSzustand de» Auges. Uebersicktigkcit, Kurzsichtigkeit und Astigmatt»«»». Da man einen dieser Fehler fast stet» an schielenden Ange» findet, so mutz ihnen eine erheblich« Bedeutung beim Ent stehen des Schielens zugemessen werden, weshalb auch bi« Behandlung — daraus kommen wir später noch zurück — auf die Beseitigung solcher Fehler bedacht ist. Wenn man von dem seltenen Hoch- und AbwärtSschtele» der Angen absiebt, so unterscheiden wir zwei Arte» vo» Schielen, das Einwärts- und das AuSwärtSschielen. Nl. Da» Einwärtsschielen. Da- Einwärtsschielen, wobei da» schielende A»g« »ach einwärts, zur Nase hin gestellt ist. entsteht meist t» de» ersten Lebensjahren. In den ersten zwei Jahre» Lun», tm dritten Jahre aber bemerken die Eltern an ihre« Kinde ein zeitweises Schielen, da» immer häufiger wird, bald da» eine, bald das andere Auge betrifft, bis e» dann dauernd sich aus einem Auge festsetzt. Wir kenne» ein dauernde» Schielen eines Auge», ein zeitweise» Schiele« u»ü ei« ab wechselndes Schielen bald Le» rechten, bald des linke» Auge». Die Sehschärfe der abgelenkte» Auge» ist meist herabgesetzt: in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle be steht Uebersichtigkeit, oft Astigmatismus. Wenn in späteren Jahren, z. B. dnrch eine Augen- mnSkellähmuug Schielen entsteht, so ist da» störendste Zeichen für den Betroffenen Doppelfeh«». Bei dem jugendlichen Schielen entstehen kein« Doppelbilder, weil der Betreffende nur mit dem fixierende» Auge steht mr» gelernt hat, von den Eindrücken beS schielende» Auge» ad- zusehen. Er sieht wohl, aber die Gesichtswahrnebmuuge» erregen nicht die Aufmerksamkeit. Die Gewohnheit des binocularen Sehens ist hier nicht zur Entwickln«« gekom men oder ist wieder verloren gegangen. IV. Behandln»». Selbst-Heilungen de» Schielen» komme« ssefonderW Sek zeitweisem Schielen vor. Wichtig ist, rechtzeitig ein« sachgemäße Behandlung einzuleiten, wodurch e» 1» viele» Fällen von beginnendem Einwärtsschielen gelingt, ohne Operation da» Schielen,u bessern und zu beseitige». Da man der Uebersichttgkett einen Einfluß auf die Entstehung zuschretben muß, lag e» nah«, diesen Augenfehler dar« Tragen einer Brille zu beseitigen. Man läßt daher, wo solche Uebersichttgkeit besteht, frühzeitig Brille» trage«, auch schon vor der Schulzeit: viele Augenärzte sehen kein« Gefahr darin, daß auch die kleinsten Kinder Brille» trage», und fürchten die Möglichkeit eine» Zerbrechen» der Gläser und damit der Verletzung der Augen nicht allzu sehr. Um dt« Sehschwäche be» schielenden Auge» zu besser«, da» Ange zum Sehen heranzuztehen, sucht man ferner da» andere gut« Auge für eine gewisse Zett au«zufchalteu. «ad durch eine« Verband, beguemer durch Pupillenlähmun« mit tel» Atropin geschieht. Die beste Zeit für diese VHanb- lung dürfte da» dritte bi» fünfte LebeuSiahr sei». Damit ist aber die Haupturfache für da» Entstehest de» Schielen», die mangelnde oder ungenügend« Ausbildung de» Verschmelzung-vermögen» nicht beseitigt. Da» jedoch ist sehr schwer. In diesem Alter sind dt« Kinder für Be mühungen, die solche» erstreben, für Methode«, tte In telligenz und Aufmerksamkeit erfordern, wt« ». v. stereo skopisch« Hebungen, noch nicht rett: nach de« sechste» Lebensjahr aber ist normalerweise die Entwicklung de» Verschmelzungsvermögens vollendet. Immerhin könne» solche Hebungen von Nutzen sein. ewWIMW. Bon M. R. Lind. Wen« die Sonne tief unten in de« Wolken verschwindet ^nd die Dämmerung ihr« weiten graue« Tücher über den Himmel spannt, bann erwachen sie, di« Laternen. Auf schlichte« EisenstLndern leuchten sie unter Linden und Eiche« di« ganze Nacht, Marten mit dem ganzen inbrünstigen Glau ben ihrer kleinen Lichtstrümpse, bi» ihre Sterbestunde ge kommen und ihr Licht weichen muß den» Strahl des jungen Morgen». Dann träume« st« den ganzen langen Tag, scheu versteckt in de« nur noch spärlichen Blättern der Bäume; und wen« der Wind wieder neu« Blätter zur Erde treibt, scheine» sie selbst sich zu verkriechen, zu schämen in ihrer grauen Schmucklosigkeit. Was find ste denn tagsüber: un schöne nüchterne Eisenständer, in bestimmten Abstände« von einander aufgestellt, so weit »nd so «na. daß ihr Lichtkreis sich mit hem nächste» gerabe »och genügend überschneidet. Biel« Laterne» begegneten mir auf meinen Wegen. Vom alte» Nathan» strahlten sie bernieder auf die kleine Stadt; ihr Sicht reichte gerade noch au», «m da» erste Hau» de» nächsten Gäßchen» »n treffen. Die Gaffen aber schliefen im Schutz der Laternen. Et« Fenster nach dem andern im Städtchen nmrde dunkel. ES war ja spät am Abend, war Zett »um Schlafengehen. Nur ganz selten verirrte sich nachts ei« Betrunkener Lu ihnen. An warmen Sommerabenden aber ist Gesellschaft bei der Laterne: dort treffe« sich Motten und Schmetterling«, einer beetlt sich, graziöser al» der andere zu sein. Und zuletzt liegen beide auf der Straße, weil ihr« Unvernunft sie ihre Flügel verbrenne» LteL- Doch noch mehr sehen die Laternen: st« säume« die ruhig« Straß« eine» Billenort» mit derselbe« Ruh« und Selbst»»- ftändiichkeit, wie Ne de» Bahnhof einer verschlafene« Klein stadt betreuen. Man möchte sie weder hier «och dort ent behren. Der alte müde Stationsvorsteher braucht ihre« Schein, nm Signale weiterzugeben und dt« Poft dem Beam ten in den Zug zu überreichen. Im vornehmen Straßen,ug aber, der breit ausladend zwischen de» Villen «inherzieht, gehören die Laternen einfach zu dem Straßenbtld. Bon ihrer Häßlichkeit steht man kaum etwas. Die väuure stehen so dicht beieinander, da- man im Sommer meinen könnte, di« Later- nen wären «insäch in Len Zweigen aufgehängt wie kleine Sternchen, die vom Himmel heruntergefallen sind. Im Winter aber strahlen sie und bilden Spalier für bi« schönen Wagen. Bon fern her wächst ein Auto heran. Die Schein werfer zerdrücken die bescheidenen Lichtkegel der Laternen. Bor einer Billa macist der Wagen halt. Schöne Frauen mit Pelz und Perlen entsteigen ihm. Nur al» ste an der Laterne vornbergehen, blitzt «in Edelstein höhnisch aus, al» wollte er ihr zurnfen: »Ach, du bist auch noch La. sieh mal unser« Scheinwerfer, wie ste leuchten..." In der Stadt stehen dt« Laternen zu Tausenden. Immer in gleichen Abständen, in gleicher Form mit dem gleiche« ärmlichen Licht. Wenn sie sprechen könnten, wü-ten sie viel zu erzählen: von der Zeitungsfrau, die de» morgen», beim Laternenschern, treppauf, treppab sagt, von den Arbeitern, die in der Nacht von der Schicht kommen, müde, fast torkelnd vor Erschöpfung. Die Laternen kennen sie schon, sie wissen, wann dieser oder jener kommen mutz. Eine» Tage- fällt «tner au», vielleicht starb er, und sie werden fortan «ine fremd« Gestalt sehen, die wteber täglich vorbetkommt und di« Stelle des Fehlenden eiuuahrrn Geacm Abend Leben arm« Leute, die für ihr letzte» Geld «1« Stückchen Brot oder tu de» Apotheke Medizin kaufe«, die Stra-e entlang. Este -ehe» ebenso scheu, wie die Laternen dastehen ... Aber nicht nur traurig ist ihr Erlebe«. Auch tv» Trubel de» Verkehrs stehen sie ihren Mann! Sie erfasse» »tt ihre« Schimmer den Schutzmann, der mit martonettenhafteu Be wegungen die Ordnung auf der Stra-e regelt. Nur ab und zu fällt «ine Later», dem Verkehr »um Opfer. E» scheint al» sei sie dem Haste« entaegengegangen, al» habe st« plötzlich Sehnsucht bekommen, auch mttzutuu. Au« liegt st« auf der Straße, die Scheibe» »erbrochen, die Stange verso»«» vo» dem Wagen, der die Kurve nicht richtig nah«. Morgens und abend» rast da» Leb«» an ihn« vorüber. Taufende, die zur Arbeitsstätte «nd vo» be« Geschäft kow- men: all« haben Ne «» eilig, die «ine», um nicht «spät zu kommen, die anderen, well ste der Hunger ober bat Vergnü gen heimwärts treibt. Achtlos -ehe« st« an de, Laterne» vorüber. Nur wenn «ine krank ttt und nicht leuchtet, steht wohl einer empor und zuckt die Achsel». E» geht «w» «tt den Laternen wie mit vielen Din«« im Lebe«: mir gewah ren ste erst, wenn st« nicht wehr da find. Bor de« Vergnügungsstätte« ist Trudel. Wenn man dl« S.ut«, di« htneingebe», fragen wollt«, «o die nächste Laterne stünde, ste wüßte« e» nicht. Stestnb wie die Motte», di« da» Licht, da» Strahlend« suche«. Manch einer erwärmt stch a» dem gleißenden Tand, mehr aber «och liegen «tue» Taae» wie ein zerfledderter Schmetterling am Rand« ... Die Laternen aber leuchten weiter. Stehe» wie Säulentzetltg« Tag und Nacht. Tagsüber spiele« wohl die Kind« «tt ihnen, doch nachts, tief in der Nacht, wenn all« schlafe«, sehe« ste di« Sternletn am Himmel uud träumen wohl, selbst ei» Sterulei» iu tein....
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