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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 26.07.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192607263
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19260726
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19260726
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-07
- Tag 1926-07-26
-
Monat
1926-07
-
Jahr
1926
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 26.07.1926
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WtAWnß-MAWt MAttllWU »»» >s. v«li 192«. Aettpnnssl. Gchneeßer^ (SnnksprnM Ans der Straß« «misch«» Wetßbach und Wtesendurg «nr-e -«fier» abend ter Motor- rabsahrer Rttdel aus Zwickau von et»«« unbekannten Anto angefa-rr» und tu -en Straßm-ra-e» ««schlendert. Ludet ward« der Wachtmeister Helfrich an» Zwickau so schwer ver letzt. daß er ans de« Transport «ach Zwickau »erstarr. d Opfer de» Setße« Tod«»^ Zwei vtener und zwei dentsche Touristen find mit ihre» Führer auf -em Bratschenkops t« Gchneestnr« er- froren. Die Leichen konnte« geborgen «erde«. Lesser««« der Drana-kknrse. Berlin, (Funkspruch.) Der Kan,-fisch« Frane, welchtr am Sonnabend bet Börsenschlnß tn London 197.7S no tierte, schwankt« tm hruttoen BormittagSverkebr «wischen 192,0 und 190,0. Der belgisch« Franc bessert« fick ent- sprechend von 192,-0 aus 1S-F0 um h«ut« mittag /.I Uhr. u^«d «etchdvrästdente». August an, wie die» schon lang« vorgesehen ist und wird daher voraussichtlich an der versassungsseie« teilnehmen. R«ichSmi«ifter Dr. Stil» t« Ha«»«««. Hamburg. (Funkspruch.) Der Retchsmtntfter -e» Innern Dr. Külz stattete beute vormittag -em Hamburger Senat einen Besuch ab. Mit -em Nachmittag»»«« kehrte -er Minister nach Berlin zurück. Masse»r>ersistrrng aus de« Linienschiff Hannvver. Wilhelmshaven. (Funkspruch^ Auf dem Linien- schiss Hannover sind anscheinend nach Venu- von verdorbe nem Fleisch 120 Matrosen an Vergiftung»erschetnungeu er krankt. Die Matrosen sind sofort in da» Martnelazarett ein geliefert worben. Die Untersuchung ist bereit» «ingelettet. »ras Lerchenfeld überreicht i» Wie« sei» Beglaubigungsschreiben. Wien. tFunkloruch.) Der neuernannt« Gesandt« de» Deutschen Reiches Graf Lerchenfeld erschien heut« mittag in Begleitung des diplomatischen Personals der Gesandt- sckast beim Bundespräsidenten Hainisch, um ihm sein Be glaubigungsschreiben zu überreichen. Gin« Ebrenkompagnt« erwies dem Gesandten bet seiner An- und Abfahrt unter den Klängen der deutschen Nationalhymne die Ehrende, zrugung. Bei der Ueberreichnng de» Beglaubigungs schreiben». wobei freundschaftliche Ansprachen anSgrtauscht wurden, waren Bundeskanzler Ramek und der Kabinetts- vizrdirektor Klastersky zugegen. Durch eine Bombe getvtet. Prag. (Funkspruch.) Gelegentlich einer militärische» Kliegerübung am Freitag lösten sich von einem Flugzeug« außerhalb -eS UebungSgeländeö drei Bomben ab. von denen eine ein auf -em Felde arbeitendes 18jährige» ML-che« Fußball ia Hinterwiudlech. ttu Erlebnis auf -er Hamfterreise von Hau» Priehäuber. An einem Samstag nachmittag nach Büroschluß eilte ich mit meinem Rucksack zum Bahnhof und fuhr hinaus zum Hamstern. Hinterwtndloch hieß der Ort, wo angeblich Milch und Honig floß, und wo auch ich meinen Anteil gegen teueres Geld erstehe» wollte. Doch sollte mir ganz etwas anderes passiere», ich sollte Zeug« eine» weltgeschichtlichen Ereignisses werden — de» FußballmatcheS der Prootuzstadt Rambach gegen Hinterwtndloch. Am Abend »ach meinem Hamstcrrundgang durch -en Ort kam ich in den »Blauen Ochsen", um mich zu stärken. Während ich ein hartgesottene» Dchweinernes bearbeitete, hörte ich au» -em Nebenzimmer erregte Stimmen: „DöS sog i Enk glei", Hub ei« mächtiger Baß an, „dös Gsput wennS ES valiertS, «acha US' t an Verein kraft meines Amtes als erster Vorsitzender auf!" Die letzten Worte waren iu tadellosem Hochdeutsch ge sprochen, würbe- und weihevoll. „BalS ES moant», ES brauchts bloß Lraufhau», der Bot saust «a scho alloa iu Käst» nei, do täuscht's Enk Freunderlnl Zum Fuaßboispuiu g'hürt Enerschie und Kombination dazu«. Und iatzt kimm i zum Schluß: Holts zamma Mannada, e» geht um Ehr von tnsan Dürft!" Ein Beifallssturm folgte -er Rede d«S ersten VorstanbeS -er F. A. HinterwinLloch, -er, wie ich mich bei -er Kellnerin erkundigte, der Bader de» Orte» war. Mit etwas gemischten Gefühlen suchte ich mein Quartier auf und erwartete mit höchster Spannung den kommenden Lag. Der Wettergott hatte eS mit -en Htnterwindlochern gnt gemeint, ein prachtvoller Frühlingstag war t«S Land ge sogen. Schon früh war ich auf -en Beinen «nd kam nach kurzem Spaziergang auf den Fußballplatz. Dort war die ganze F. A. auf dem Plan, junge, kräftige Gestalten be schäftigten sich mit der ordnungsmäßigen „Markürung" -er Spielfläche. „D Autlinte müatzt'S beffa markier«, do woaß mo sonst net, wann da Bot außifliagt!", sagte et« ansgeschos- sener Jüngling mit brennrotem Haar. „Ja, mei Ktppa, schau nur, daß dir da Boi «et in« Netz «inifltagt, snnst iS gfeitl" rief ihm ein kleiner sportbegeisterter KnirpS zu. „Bist net glei stad oder i schloß -i über Mittellinie anfft." Ich schlenderte zum anderen Ende des Platzes, wo zwei Leute sich mit der Aufstellung einer Fahnenstange mühten. An ihr war eine Tafel angebracht, -ie alle« vorüber»«- menden verkünde« sollte, daß die» „Sportplatz -er Spiel- und Sportvereinigung Hinterwtndloch" fei. Darunter hing ein große» Plakat mit der Aufschrift: .Heute Sonntag, de« 1. April, großes Wettspiel »wischen F. A. Rambach und F. A. HinterwinLloch,- Beginn präzt» 8 Uhr." „Grob so wta in Mtnga, do hamS a Reklamebuidln", hörte ich eine« Bauern hinter mir. „Haben Sie eine Ahnung vom Gort", rief ich mit -er Stimme eine» Propheten, „-er Sport ist die Rettung de» Vaterlandes". „So. ich hob gmoant. d Arbat — ja, nach« laß i meine Knecht olle Tilg Fuaßbotspuin «ad e» Stobtfrack ktnnt'S Enka Brot im Wrata «ach an» Ame- rika schick« lass«." Eine Auseinandersetzung mit dem Mann schien mir ergebnislos, ich ging »nm Bahnhof. ES war ja eigentlich kein Bahnhof, sonder« nur «ine Kteselsteiurampe mit einer Tafel: ^Haltepunkt Htnterwtndloch". Auch hier arbeiteten begeisterte Fußballer an der Errichtung einer Ehrenpforte, aus deren «tchenkrone ein rote» „Hipp, Hipp, Hurra!" hervorleuchtet«. Al» ich zum „Blauen Ochsen" zurückkehrte, sah ich den Bürgermeister Hintermoser mit dem Herr« Lehrer und einigen Gemeinbertlten 1« lebhafte sten Gespräch. Thema: Empfang »nd Bewirtung -er Ram- bacher SportSleute. _ Auch in der Küche de» „Blauen Ochsen" ging e» drüber und drunter. Dem Wirt und ter Wirtin, die beide nicht an Abzehrung litten, standen die Schweißtropfen ans -er Stirne. „Urschi, -atz ma' der Kolb»orot« richti werd' «nd macht» an Kartoffisolot net ,'sauer «nd -atz Pfannakuacha und...." Da» übrige verschluckte -er Wirt tn einem Hustenanfall. ,Ha, Mich«, schau nur Du, -atz vier schö koib i» «nd -atz sima Ziaarrn «nd Zigarette!« host und -atz da Schnap» net zweni iS!" so klang eS au».dem Munde -er holdest Gbebältte. .Da» ist ja grvtzartt» wa» hier für ei»e lötet» u»ö beff« «ater f» schwer verletzt«, -aß an seine« Aufkömwa» gezweifelt wird. Entsetzlicher «vrß. Schnei-««»hl. (Funkspruch.) In Lebehnke (Krei» Deutsch-Kro»«) »ersetzt« «tn Arbeiter in der Trunkenheit sei- ne« Schwager 1» Axthtebe, -ie gestern de« To- herbetsühr- ten. Der Täter wurde verhaftet. Unsltick a», «ine» italienisch«, Schießplatz. Turin. (Funkspruch) Während einer Uebung auf bem italienisch«« SchteßplÄß bet Euneo explodierte et« Geschoß infolge unvorsichtiger Handhabung, wöbet vier Soldaten getötet, zwei schwer und drei leichter verletzt wurde«. Nnffisch-javanifche- Etfenbahnabkowmr». Varis. (Sunkioruch.) Dl« Agentur Jndo-Pattsiqne meldet aus Tokio: Wir von unterrichteter Gelt« verlautet, soll über dl« mongolischen und mandschurischen Elsen, bahnen «iu Abkommen ,wischen Rußland und Japan zu stande gekommen sein. - Varis. (Funkspruch.) Wie au» Straßburg gemeldet wird, hat -er Gemetnderat von Schlettftadt aus Vorschlag de» vetgeorduete« bei« Bürgermeisteramt beschlossen, -te Straße« -er Stadt, die -t« Name« Turenue, Josfre, Fach, General Laestlnau, Eouraub, Gallient trage«, umzubenen- nen. Gleichzeitig werden verfchtedene Benennungen wie Rue du 17. Novembr«. Einzug ter französischen Truppen in Schlettftadt, Rue -e Verdun, Thier», Gambetta und Derou- ls-e verschwinde«. Ar» ihre Stelle sollen neutral« Bezeich nungen trete«, -t« nicht an -en letzte« Krieg erinnern. Wie Temp» meldet, soll die Mehrheit der Schlettstadter Bevölke rung diese« Beschluß mit Entsetzen vernommen haben. Nach dem Matin solle« die patriotischen Verein« beschlossen haben, «tue Protestkundgebung zu veranstalte». Zu beu Kämvfen in Marokko. )( Varis. Wie au« Rabat gemeldet wird, haben die Bent Paa«, die Lent Srsaua und andere Stämme in einer in Mulay Add el Balam abgehaltenen Versammlung beschlossen, Mulay Ahmed el Voagar al« KrieaSchef an»u- erkennen und Abteilungen zu bilden, die bei Beni Ahmed und veni Jsses operieren sollen. Die Beni KmoS liegen zur Zelt in hesttgem Kampfe mit den Beni Gomara. Verschieden« Ortschaften find von den Dissidenten tu Brand gesteckt worden. Zum Bürgerkrieg iu China. X London. Nach einer vrrspätet elngetraffenen Meldung de« Daily Telegraph aus Peking soll am letzten Sonntag bei der 20. Division de« Marschalls Wupeifu eine Meuterei auSaebrochen sein, wie es heiße, wegen de« Aus- bleiben« von Bold und Proviant. Es werd« angenommen, daß die gegnerischen nationalen Streitkräfte sich in keiner besseren Lage befinden. «essernna 1« Befinden der KSntgiu von Schweden. Btockholm. (Funkspruch.) lieber den Krankheit«, zuftand der Königin von Schweden teilen die Aerzte mtt, daß in den letzten Tagen eine leicht« Besserung etngetrete« und di« Herztätigkeit etwas besser gewesen ist. Senator Johnson über -le awerlkauischwuropäische« veziehnnge» Washington. (Funkspruch.) Senator Johnson er- klärte hier über da» Verhältnis Amerika» zu Europa: Europa ist sich nur in einem Punkte einig, nämlich in dem Hab geaen Amerika, da» es al» den Paria unter den Völ kern und al» „Shylock" bezeichnet, brr von allen verachtet werd«. Der einzige Grund hierfür ist offenbar der, daß Amerika den Versuch macht, «inen Teil und zwar nur einen kleinen Teil ber Schulbverschretbunaen einzulösen, welche von den europäischen Staaten Amerika gegrben worden sind. Senator Johnson wie» aus -ie Angriffe der englischen, sran- zkstschen und italienischen Presse gegen Amerika und darauf hin, -atz gut gekleidete Franzosen tn den Straßen von Paris -ie Amerikaner auSztschen, belästige» und verprügeln und führt« wetter au»: Trotz des Hasses gegen Amerika ist «in Teil der Bürgerschaft tn -en Vereinigten Staaten so blind, schwach und matt, -atz man die Ausnahme de» gehaßten Gläubiger» tn -en Weltgerichtshof, der von den paffenden Schuldnrrstaaten geleitet wird, befürwortet. An» verschie denen Quellen meldet man un» dabei, daß keine grobe Nation Europa» unser« Vorbehalt« »um Beitritt zum Weltgericht»- Hof annehmen wird. Johnson fordert schließlich, Amerika möge da» Ausnahmegesuch zum Weltgerichtshof unverzüglich zurllckziehen. Marktberichte. " ' Aus de« Srotzenhatuer Wochenmarkte stellten sich am Sonnabend die Preise pro Pfund wie folgt: Heidelbeeren 35 bi» SO Pf.; Johannisbeeren, rote, 25 Pf.; Stachelbeeren 20 Pf., Birnen 12—20 Pf; Bohnen, grüne 25—80 Pf.; Butter, da« Stück 1,00-1,05 M.; Eier, da« Stück 12 Pf.: Pökelfleisch 1,20 M.; Rindfleisch 1,10 — 1,20 M.; Schweinefleisch I,«X)-I,10 M.; Blutwurst 1,40 M.; Lebcrwurst 1,40 M.; Mettwurst 1,60 M.; Gurken, grün», hiesia», 85—40 Pf.; Karotten, jun -e, da« Päckchen 15—20 Pf.; Kartoffeln, neue. 6-7 Pf.; italienische, 12 Pf.; Kirschen 85 Pf., saure 25—85 Pf.; Blumenkohl, der Kopf 80—70 Pf.; Kohlrabi, junger, der Kopf 5—15 Pf.; Weißkraut, hiesiges, 25 Pf.; Welschkraut 30 Pf.: Gelblinge 30—40 Pf.; Rhabarber 15 Pf.; Salat, hiesiger, Staude 4—5 Pf.; Schoten 85—40 Pf.; Tomaten 30—40 Pf.; Zwiebeln 20 Pf. WafferstSude der Moldau, Eger und Glbe. rs Moldau Eger Elbe s s? Ka- maik Mo- dran Laun Nim- burg Brand« ei2 Mel- nik Leit- meritz Aus- sig Dres den Riesa 24. -t-lN 92 -s-76 -f-25 -i-1I2 -)-14S -i-144 -1-188 -1-26 >106 26. -i- 84 -)-S2 -f-88 -1-14 -fi 84 -s-110 -s-106 -f-149 -1- 2 > 94 Stiidtisches Glbbad. — Wafferwiirme SV* v. KlM. Bestellung«« auf das täglich erscheinende „Riesaer Tageblatt' airrnnt jederzeit entgegen Fra« «malte verw. Stiebet, Gr--a, Allerstraß« 2. Sportbegetfteruug herrscht," mußte tch «ich tn» Gespräch etumtsche«. „Ja, «oauan» eppa vielleicht, mta lass« »LS o'schaugn," erwidert« der Wirt, tudem er mir einen ver- nichtenden Blick »«warf. Ich besänftigte meinen Groll mtt einem Paar „hausgemachten" Weißwürsten und eilte dann zum Bahnhof, den« um 12 Uhr lief gewöhnlich das „Lokal, bahnbvckerl" mit seinen drei Wagen «tn. Am BahnhofSplatz hatte sich Hinterwtndloch mtt Kind und Kegel etngefunden. Der Bürgermeister mtt Zylinder, Handschnhen und „Gehst htntrt", der Lehrer mit einer Schar weißgekleideter Mäd chen, die F. A. in weißblauem Dreß und mtt -er Verein». fah«e. Im Schneckentempo fuhr das Zügle i« -te Statt«« etu «nd verkündete mtt dreimaligem Pfeifen seine Ankanft. Dem ersten Wage« entstiege« elf Jünglinge mtt etliche« Damen — sie waren e» — -te Rambacher Gäste. „Indem, -aß tch St« begrüße «n- t«dem, daß ich ber erste Bürger meister bin «nd indem, -aß unser Dorf das größte Jntereff« am Sport bat, heiße ich Sie herzlich willkommen, «nsere Gäste: Hoch, Hoch, Hoch!" Kaum waren Lte Hochrufe ver- klmtge«, da Lega«« -er Herr Lehrer mit seiner Mäbcheu- sch«: „Strömt herbei, ihr völkerfchareu..." Tiefbewegt über diesen rührenden Empfang schüttelte der Rambacher Spielführer dem Bürgermeister die Hand nnd konnte nicht genug Worte de» Danke» hervorbringen. AlS-ann for mierte sich «tn Zug, voraus et«« »ter Man« starke Blech- kapelle, «nd unter de« Klängen eines ehemaligen bayerischen Militärmarsches zog ma» in das festlich beflaggte Hinter- wtndloch ein. Im „Blauen Ochsen" war für bi« Gäste und die Houo- rattere« LeS Ortes et« lukullische» Mittagsmahl bereitet, «nd unter fröhlichen Tischreden, deren Inhalt Sport und Futzball waren, verstrich die Essen,ett. Hierauf begaben sich di« Rambacher zu einem Mittagsschläfchen in Le» Stadel de» Gasthofe», um, an Leib und Seel« gestärkt, gegen 8 Uhr auf de« Spielplatz zu erscheinen. Dort hatte sich, wie am Bahnhof, -ie ganze Einwohnerschaft versammelt — nur der Herr Pfarrer fehlte — er war der Ansicht, daß die JugenL am Sonntag tn die Kirche gehöre! Die Rambacher iu schwarzrote«, -te Hinterwtnblocher in weitzblauem Dreß — ein farbenfrohe» Bild tn dem warmen Sonnenlichte. Die Spieler verjagten -ie sich auf dem Platz umhertretbenden Hühner und stellten sich dann zum Kampfe auf. Der Verger Karl, der eine Zeitlang tn ber „Stabt ge spielt" hatte, fungiert« al» Schiedsrichter. „Auf geht»," schreit ein Bauer, dem anscheinend die Vorbereitungen zu lange dauerte«. „Sind Sie ruhig," erwidert ihm Berger mit Stentorstimme, „Zuschauer haben sich jeden Zurufe» zu enthalten." Mit einem kurze« Doppelpfiff ließ er dann Punkt drei Uhr die Spieler aufeinander lo». „Ruhig spuin, pass'«, pass'«, hört ma« de« Hi«terwtndlocher Mittelstürmer befehl««- Der Schiedsrichter hatte das Spiel fest in der Hand, antzeregt folgten di« Zuschauer demselben. Da ge- ttngt den Etnheimtsche« ein Durchbruch n«d zwei Meter vor dem feindliche« Tore schießt der Halbrechte — ber Huterer Franz« — glücklich daneben. „Du Riudvirch, du blöd», so saudumm — «ausgestellt ghörst" — so und ähnlich klangen -te freundliche« Bemerkungen seiner Kameraden. „Ruhe, wetterfptekenl" brüllt der Berger «nd weiter ging«. ^Ja, mta war» genua zweng an Gspni Füaß so dahaun » lass«," zeterte hinter mir der Hutterer-Bauer. „Moant» ES, dö sput« mit Klassrehantschuach, dö» göht net, do muaß wuid aufgehn," klärte ihn der Bürgermeister auf, der tn seiner Ingen- bei jeder Rauferei gefürchtet war. .Llchau, schau," schrie er händeringend, „schau, Hntterer — iatzt genga» vor, die Unsau — schau, der Kramer Lenz schrakt — schau — a Goi — bravo, bravo!!" E« war wirklich ein Tor, der Ram- bacher Torwart lag am Boden «nd über ihn flog der Ball in» Retz. Jawohl, in» Netz, sie hatten echte Tornetze, die Hinter windlocher; Ler Herr Hintermoser, Verzeihung, der Herr Bürgermeister hatte sie vor kurzem in hochherzigster Weise gestiftet. Rach -em Torschuß erhob sich ein BrlfallSgebrüll, ärger habe tch tm Zoologischen Garten bi« Löwen vor ber Mahlzeit nicht schreien hören. Die Rambacher machten ziemlich dumme Gesichter, «ach ihrer Ansicht mußten die Provinzler haushoch verliere«. Mtt Wut und Zorn spiel ten sie wetter, so daß der Schiedsrichter einigemal« energisch einschretteu matzte. „Ja, da sputt oaaa mit 'n Kopf, i hob gmoant, ma derf -loh mit de Füaß spuin?" fragt« -er Hut- terer, al» ein Spieler einen Kopfball machte. „DSS vastehtz Du net," erklärte der Bürgermeister, und tm Still« dachte ich Mr: Der versteht'» auch nicht. „Gül. bet da Arbat wann» so schwitz'« tat», na war der Teift loS," räsonierte -er Schutt«- Lotbl. „Da» ist eben der Sportögetst," ließ sich der Bader vernehme», Ler mtt einer Schüssel „fretwUN« Gab««" für Lte S. A. fanmwltl», „der Sport koche auch Gattt, setzte er Set« Hinz». Auf einmal drei kurze Pfiffe vom Spielfeld her — Halb- zett, 1:0 für HinterwinLloch! „Aha, iatzt wachr'S Brotzett!" «einte Ler lange Lenz, der Knecht vom Lotbl. „I moan. Du machst allaweil gern vrotzett", war die spöttische And- wort de» Bader». „« Zittoua, a Zttrona," heulte da de» Langbucher Gtrgl. der bewährte Verteidiger. „Wo» — Zttrona — der beißt eint — ja dö mögn ja »St amoi nnau« Fackln!" ereiferte sich -er Postbote Lechner. „Ja, das ge hört »«« Spott," Hätte ich die Leute auf, worauf «tr von verschiedenen Seiten entgegnet wurde: „Na, »a, a Kalbs- brotn «nd a Schweinshaxen, a paar Wettzwürst und a rich tig» Bier iS un» scho liaball" „LS vaftehts ebn nix vom Sport und Lo koün man nix macha," schrie -er Bürgermei ster dazwischen. Doch ber Wiederbeginn de» Spiele» hob jede wettere Auseinandersetzung auf. Scharfes Spiel auf beiden Setten kennzeichnete Len Sieaeswillen der Parteien. Da fliegt Ler Ball quer über den Platz, über die Outlinie — schon kugelt Ler neue Strobhut der Frau Obermüller iu de» Staub. ,HessaS Maria und Josef," kreischt die resolute Waschfrau, „dö Hundsbuam mit eanam blädn Gschpui. Iatzt Hot das Hüatl 25 Markl kost und heint hob'n t zum erste» Moi aus und nach« werd a da obigschlogn, Tetfi, Teifi, huhuhuhu —" der übrige Redeschwall löste sich in Tränen auf. ,HSarst net herganga, wenns das nöt vastehst, oalte Schranbn, dummeS Frauenzimma," höhnte der Rambacher Linksaußen, der Ur- Heber des unglücklichen Schusses. Aber schon war der Ber ger heran und schlichtete den Streit, bevor eS zu Tätlich keiten kam. Der nächste Schuß des Rambacher Mittelstür mers — eine Folge guten Zusammenspiels — war ein Er folg. Torverhältnis 1:1. Und schon ging es gegen das Spielende. Aber der Moser Fritz — ein flinkes Bürschchen — ging plötzlich mit dem Ball vor und schoß, unterwegs drei Gegner abschüttelnd, mit „brülljanter Technik" den zweiten Treffer für Hinterwindloch. Den Einheimischen ging die Lust zum Bravoschreien aus. „Dem zahl' i heint a Mab Bollbier," rief der Hutterer, der jetzt ganz vom Sport eingenommen war. Noch ein paar wertlose Schüsse — und schon verkündet ein greller Pfiff das Ende des Kampfes. Unseren Gästen, dem Schiedsrichter, der sieg reichen Mannschaft ein dreifach kräftiges „Hipp, Hipp, Hurra!", so erklang eS tm Scheine der zur Ruhe gehenden Sonne. Die Rambacher verließen geneigten Haupte» ziem lich rasch den Platz und saßen eine Stunde später in ihrem D-Zug, Richtung Rambach. Tie Hinterwindlocher dagegen veranstalteten im „Blauen Ochsen" eine „grandiose" Sieger feier, und al» ich am Montag früh zur Bahn ging, sah ich verdächtige Gestalten nach Hause schwanken. Am Abend fand ich im Rambacher Lokalanzeiger fol gende kleine Notiz: Sport: „Unserer ersten Fußballmann schaft war e» gestern in Hinterwindloch nicht vergönnt, den Sieg an ihre Fahnen zu heften und mußten mtt einem Tor verhältnis von 2:1 eine Niederlage eiustecken. Doch hoffen wir, daß sie diese Scharte bald anSwctzen wird." Ich hoffe da» auch, aber leider werde ich dem Helbenkampse nicht zu sehen können, da die Hinterwtnblocher Gegend al» Ham- sterergegend nicht so hoch einzuschätzen ist wie in sportlicher Beziehung. Eier aber sind mitunter wichtiger wie Fußbälle: man kann sie zwar nicht ungestraft treten, aber andererseits kann man auch kein« Fußbälle verspeisen. Immerhin 5!« ich dankbar, daß di« Eintönigkeit meiner Hamstertour durch den Wettstreit unterbrochen wurde, dessen klassischer Verlauf Mr stet» tn Erinnerung bleiben wirk
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