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Mktlstt »»> Aytißtt) «rrd A«r»ig»r Dienstag, 24. Juni 1902, Abends .4° 143 SS. Zahrg t »«» Riesaer Tageblatt erscheint jede» Tag «bmd« mit Ausnahme der vom» und Festtage. Bierteljilhrlicher Bezugspreis bei Abholung in der Lxp^ttion in Ries, 1 Mart SO Ps., durch unser, Träg,» sr«i in» Hau» I Mark öS Ps., bei Abholung am Schalt« d« kaisrrl. Postanstalten 1 Mark «5 Ps., durch deu vriesträg« srei in» Hau» 2 Mar« 7 Ps. Auch Monatsabonurmmt» «erden angenomm«. Anzeigeu-Annahme für dir Nummer de» Ausgabetage» bi» vormtttag » Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: KafianienstraßeSS. — Für di« Redaktion verantwortlich: Hermann Schmidt in Riesa. Bekanntmachung, die über daS Allerhöchste «versprechen wegen Auf rechterhaltung der Berfaffang auSgrsrrtlgte Urkunde betreffend. lieber da» von Sr. Majestät dem Könige bei de» Ankitte der Regierung verfaflungSmäßig abgegebene Versprechen Ist Allerhöchster Anordnung zufolge die nach, stehend» abgedruckte Urkund« in doppelten Exemplaren auSgrsertigt worden, wovon da« eine Exemplar den beiden Kammerpräsidenten der letzten Stände versammlung eingehändigt, da« zweite Exrmplar aber den Oberlausitzer Ständen zur Aufbewahrung im ständischen Archive übergeben worden ist. Dresden, den 22. Juni 1902. Gesammtministerium. v. Metzsch. Bei dem Antritte Unserer Regierung haben Wir am heutigen Tage in Gegenwart der mitunterzrichneten Staats minister und der beiden Kammerpräsidenten der letzten Ständevrrsammlung gemäß 8 136 der Berfafsungvurkunde vom 4. September 1831 und 8 55 der Urkunde vom 17. November 1834, die durch Anwendung der Versessung de» Königreich» Sachsen aus die Oberlausttz bedingte Modifikation der Partikularverfassung dieser Provinz be kiffend, bei Unserem Fürstlichen Worte versprochen, daß Wir die Verfassung des Lande», wie sie zwischen dem König« und den Ständen verabschiedet worden ist, sowie den Inhalt der zuletzt erwähnten Urkunde in allen ihren Bestimmungen während Unserer Regierung beobachten, aus. rechtrrhaltrn und beschützen werden. Hierüber haben wir gegenwärtige Urkunde in doppelten Exemplaren auSsertigen lasten, eigenhändig vollzogen und mit Unserem Hand-Petschaft besiegelt. Gegeben zu Dresden, am 22. Juni 1902. (I. 8.) Georg. Karl Georg Levin von Metzsch. Karl Paul Edler von der Planitz. Dr. KurtDamm Paul von Srydewitz. Dr. Konrad Wilhelm Rüger. Dr. Viktor Alexander Otto. Riesa, deu 23. Juni 1902. An Se. Majestät den Köniz Georg von Sachsen Dresden. Allerdurchlauchtlgstrr Großmächtlgster König! Allergnädigster König und Herr! Euere Königliche Majestät wollen Allergnädigst ge ruhen, bei dem Hinschriden Seiner Majestät de» Kön^S Albert di« Versicherung herzlichster Thrilnahwr von den städtischen Kollegien der Stadt Mesa entgegen zu nehmen. I« Namen der ganzen Einwohnerschast der Stadt Riesa bringen wir Euerer Majestät bei der Besteigung mit ihrer Umrahmung schwach erhellten, an der gegenüber liegenden Seit« streute nur eine Gat flamm« ihre Strahlen auf die Anwesenden. Feierliche Stille, dem Ernste der Stunde «nisprechend, herrschte im Saale. Nachdem Her? Bürgermeister Boetrr » in aller Stille eingetteten war, ergriff er das Wort zu folgender erhebenden Ansprache, die von den Anwesenden stehend angehört wurde: Hochgeehrte Herren! Unsere» geliebten König» Albert irdische Hülle senkt man in dieser Stunde in di« stille dunkle Grust. Mit der tiefgebeugten Königin-Witwe, mit unserem neuen Könige und Seinem Hause flehen trauernd an der Bahr« die Fürsten de» Reichs mit unserem Kaiser an der Spitze. Und Tausende und Abertausende wallen jetzt hin zum stillen GotteShause, wo Ihm die letzte Ruhestatt bereitet ist, und Thriinen de» Schmerze» und der Wehmuth wer den fließen ungezählt. Un» ist e» nicht vergönnt, Zeugen dteser ernsten, er schüttelnden Trauersrirr zu sein. Aber wir wollen eS un» nicht nehmen kaffen, zur selben Stunde, da man unserem geliebten Könige dir letzten Ehren erweist, mit allen Fasern unsere» Herzens trauernd Seiner zu gedenken, im Geist« mit hin an Seine Bahre zu treten und in di« still« Grust Ihm nachzurufen, wie wir Ihn verehrt, wie wir Ihn geliebt haben, wie unser Herz von Schmerz und Wehmuth überfiießen will, wie heiß wir Ihm danken sür Alle», wa» Er uns war! Wir sehen Ihn vor un», geschloffen das keue blaue Auge, dr» TodeS Bläffe auf Seinem Ihr: eren milden An gesicht. Unser König ist todt! Noch können wir s nicht fassen, daß Er sür immer unS verließ. Waren trübe auch die Kunden, die die letzten Tage un» gebracht hatten, wir hofften doch Immer, daß die tückische Krankheit sich wieder wende. Da klangen dumpf und schaurig in stiller Nacht die Glocken durch die Lande und ein dumpfes Wehgesühl zog rin in unsere Brust: Dein König ist todt! Unser König ist todt! Nicht la die Bergangenhcit will ich Ihren Blick versenken und nicht Ihnen reden von de», wa» wir an Ihm al» unserem König und Herrn, wa» wir au Ihm al» Deutschem Vunde-fürsteu, al« Führer der Krieg»« und FriedenShrere, al» Förderer der Wohl- sahrt Seine» Lande» verloren habe«. Rein! Nicht ver- gaugene Zeiten und ihre Grschehniffe «ollen wir jetzt fragen, wa« Er un» war. Unser Herz soll in dieser srierlichen Stunde zu un» sprechen; r» soll un» sagen, wa» wir an Ihm verloren : Unser Vater ist todt! Unser König ist todt, der allezeit ein krusorgrudrr Later Seine» Lande» war. Unser König ist todt, den wie einen Vater wir verehrt und geliebt. Wie herrlich war Sein Lrben-abrnd umstrahlt von der Liebe Seine» dankbaren Volke»! Wie drängte sich Groß und Klein, Alt und Jung, Hoch und Niedrig Ihn zu sehen, wo Er Sich zeigte, Hrilrus auf deu Lippen, Feierglanz im Auge, lohende Begeisterung! im Herzen! Wie ängstigte e» unsere« Sinn, wie durchzuckte e» unser Herz, venu kau- rigr Kund« von Ihm unser Ohr traf! Wie kauerten wir mit Ihm, al» schwere» Leid da» Schicksal Ihm be reitet,! Bon dem Herrn Reichskanzler ist angeordnet worden, Erhebungen über die Dauer der im Fleischerrigewrebr üblichen täglichen Arbeitszeit — einschließlich der SonntagSarbrit — und der Ruhepausen vorzunehmen. Für diese Erhebungen gelangen durch unS am 25. Juni 1902 Fragebogen zur Bertheilung. ES wird daraus HIngcwIrsrn 1. daß sür «Ke im Stadtbezirk« Riesa vorhandenen Betrieb« deS Fleischer- gewrrbrS, welche gewerbliche Gehülfen oder Lehrltnge beschäftigen, Fragebogen zur Ausgabe gelangen werden und zwar sür dir Häljte der Betriebe au dir Arbeitgeber, sür die ander« Hälfte an je einen gewerblichen Gehülfen; 2 daß dir hierzu erforderliche Scheidung der Geschäfte in der Weise geschieht, daß von ihnen der örtlichen Lage nach «in» um da» andere für dl« von den Arbeit gebern auSzusüllrndrn Fragebogen, die übrig bleibenden sür die von den Gehülfen zu beantwortenden Fragebogen bestimmt werden; 3. daß in Betrieben mit mehrere» gewerblichen Gehülseu die letzteren sich darüber zu einigen haben, wer von ihnen die Fragebogen behuk» Beantwortung in Oertliches und Sächsisches. St. I»»I 1902. — Unsere städtischen Kollegien hielten gestern au» Anlaß dr» Tode» Sr. Majestät de» «Saig» Albert Abends zur Stunde der BelsetzungSfeierlichkeiten in dem hierzu durchaus schwarz droplrten, mit der um florten, von Blattpflanzen umgebenen Büste dr» hohen verschiedenen auSgestatteten Gtadtverordnrkn-Sitzuvg-saale de» Rathhausr» eine grmrlnschastliche Sitzung ab, der sämmlliche Mitglieder, bi» auf zwei durch Krank heit behinderte, auwohnte». Der Saal »ar nur matt er leuchtet; vor der Büste Sr. Majestät dr» hochfrligen König» standen zwei mehrkerzige Leuchter, dir dir Büste Nr. 2K Freibank Riesa. Morgen Mittwoch, de« KL. Juni d. I* gelangt onf der Freibank iw städtischen Schlachthos vormittag» 8 Uhr da» Fleisch eine» Rinde- zum Preise von 45 Pfg und vormittag» 9 Uhr da» Fleisch zweier Schweine in gekochtem Zustande zum Preise von 40 Pfg. pro »/, Lx zum verkauf. Riesa, deu 24. Juni 1902. Di» Direktion de» städt. Schlachthofe». Meißner, GanitätSthirrarzt. Empfang zu nehmen hat und daß andernsall» der Fragebogen dem schon am längste» im Betriebe thätigrn Gehülfen auSgrhändigt werden wird; 4. daß die Fragebogen am 3. Juli 1902 wieder abgeholt werden. Die Vetheiligten werden ersucht, die Fragebogen bi» zur Abholung mit größter Sorgfalt auszufüllen. Der Rath der Stadt Riesa, den 17. Juni 1902. Brgrmstr. Vatters. Schb». Unser König ist todt! Aber fortbesteheu wird, waS er geschaffen, sortlrben wird in Trimm Volke Sein Geist, unvergänglich wird sein da» Denkmal, da» Ihm Sein Volk seit Langem schon errichtet hat, ein Denkmal herr licher al» das, daS di« Geschichte Ihm einst bauen wird, nicht au» Stein und Erz. Liebe, Treue und Dankbarkeit, daS sind seine Bausteine. Ei« Denkmal, zu dem alle Stände, all« Klaffen de» Volke» ihr Beste» gespendet haben, wa» sie besaßen, ihr lebendiges warmschlagendr» Herz: Und diese- Herz, da» Ihn nie vergessen wird, e» sagt un» auch, welch' schönste» DankeSopfrr wk Ihm dar- brtugrn können: Wir wollen Ihm gelobe», Ihm nach, zueisern in der Treue zum Reiche und zum Vaterland«, wir wolle« Ihm geloben, Treue zu halten Seinem Hause. Der König ist todt! In schmerzlicher Trauer nehmen wir Abschied von Ihm. Und Treue geloben wir und entbieten in Ehrfurcht und Vertrauen unseren Gruß dem neuen König. Gott segne den König! Hierauf theilte der Herr Bürgermeister mit, daß er sür deu Hohen Verstorbenen eine Blumeuspende abgrsandt habe und erbat hierzu nachträglich Genehmigung. Weiter Verla» der Herr Bürgermeister die nach- folgenden Namen» der städtischen Kollegien an Ihre Maj. die Königin - Wiiwe Carola und Sein« Majestät den König Georg gerichteten Schreiben, worauf die erhebend« Feier ihr Ende erreicht hatte. Diese Schreiben lauten: Riesa, den 23. Juui 1902. An Ihre Majestät die Königin-Witwe Carola Dresden. Allerdurchlauchtigstr Großmächtigste Königin! Allergnädigst« Königin und Frau! In tiefer Trauer um deu Tod Seiner Majestät unsere» unvergeßlichen, gütigen König» Albert bitten wir, in feier licher gemeinschaftlicher Sitzung vereinigt, Euere Königliche Majestät wolle Allergnädigst geruhen, die Versichert« g herzlichsten, innigsten Beileid» von uns entgegen zu nehmen. Gott tröste und stärke Euere Majestät und da ganze Königliche Hau» in dieser schweren Zeit! In tiefster Ehrfurcht verharre» wir Euerer König lichen Majestät allerunterthänigste Rath der Stadt Riesa. Die Stadtverordneten. (grz.) Boetrr». sgez.) Thost. Kmtsökatt der König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des StodtrathS zu Mesa.