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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 01.02.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-02-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191902016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19190201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19190201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1919
-
Monat
1919-02
- Tag 1919-02-01
-
Monat
1919-02
-
Jahr
1919
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 01.02.1919
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erränge» konnten, ko wurde er bald allgemein der Ver trante, der alle Geheim mffe kannte, der überall seine Hand ins Spiele hatte und -essen Gunst selb) von den Männern ge sucht wurde, weil er sich alle abhängig zu machen wusste. Z» de« wenigen, b?e ihm widerstanden, gehörte der hagere Schlosser Timweich, und er war eS auch, -er die blonde, rotbäckige Frida Helmers eindringlich warnte, sich mit de» allmächttg« Rasputin einzulaffen. »Glaub mir. Leer»/ sagte er und spuckte den Priem durchs offene Fen ster t» »eitem Vogen auf die Dorfstraste, „er is ein Schuft »mb et» Schleicher. SSenu er dir auch mit seidenen Blusen »nb schönen Redensarten vor die Augen kommt, so is es ihm Weniger m» dich zu tun, als um die fette Sau in Euerm Schnreinrstall." „Die Sau verkauft Mutter und nicht ich/ erwiderte da» Mädchen trotzig. „Aber wer hier Herr im Ha»fs ist, dis Vater wiederkommt, das weiss er so gut wie Mr alle/ sagte »er Schlosser bedächtig und schickte sich zum Wehe«, „lass dir bloss nicht» vormachen, den Schaden haft du hinterher/ Und damit ging er. U»b er hatte freilich Grund, giftig zu fein, denn sein jüngerer Vetter Fritz, der damals in Polen stand, war mit Frida so aut mir versprochen gewesen, und er hätte dem tüchtige« Fungen da» schöne Besitztum wohl gegönnt. Aber »em» sie es mit Rasputt« hielt, war so einer wie der Fritz m schade fitr sie, und er würde ihm schon ein Licht aufftecken. vorlänfg begeb er sich ins DirtShanS, wo er Raspe in einem kleiner« »reise älterer Männer und Urlauber antraf, wie er prahlend »nd brettfpurig eine Runde nach der anderen zum Veste» geb. Etwa- abseits fass der Wachtmeister Simmen- rvth, -er Vendarm aus dem nahen Städtchen, und trank sei ¬ ne» gewohnte» Eierkognak, de» ihm die Wirtin noch auS bessere» Zeiten anfgehoben hatte. Der Wachtmeister war schlechter Laune, er berichtete, -ass seine Behörde ihn auf den Schleichhandel, der gerade in dieser Gegend grossen Umfang anznnehmen scheine, aufmerksam gemacht und ihm e'nge- schärft habe, -t« Schuldigen unter allen Umständen heraus- «flnde», damit einmal ein krempel statuiert werde. Die Männer fasse» mit gleichmütigen, »»bewegten Gesichtern, Raspe Mezte höhnisch de» kleine» Kopf und meinte, -er Herr Wachtmeister werde schon an die richtige Tür zu klopfen Mss^u An-esse» wollten sie auf gute» Erfolg noch eins zu- sarmwn trink«. Des Wachtmeisters Miene begann sich auf- «helkyr, aber der Schlosser Timmeich nahm, als tie neue Rnnd« gebracht wurde, da» Gla» nicht an, und sagte, er sei Ri» Frauenzimmer und fiele nicht auf Geschenke und Re be»»««« herein. Raspe »erbat sich die Anzüglichkeiten, un ser Schlosser «dgegnete, bei ihm sei ja auch nichts zu hol«, »eher Speck »och Mehl, sonst würde Herr Raspe wohl nicht st» grob zu ihm sein. Rasputin sah, -atz -er Gendarm auf merksam wurde, sei» Gesicht färbte sich rot, und er rief den Herr» Wachtmeister zum Zeug« an, dass er sich diese ge mein« Verdächtigung« nicht gefall« zu lass« brauche. Der Wachtmeister, etwas verleg«, zerrte seinen blond« Schnurrbart »nd bestättgte, dass ohne handgreifliche Beweise uimnanb befugt sei, kränkende Behauptungen aufzustellen, woranf Timmeich, eine unbestimmte Drohung murmelnd, «nfstand und -« Raum verlieb. Man sah ihn später, als «uh der Gendarm aufgebroch« war, am NuSgaug des Dor se» auf Sttamenroth wart« und eine Weile eifrig gestiku lier«- »eben ihm Hrrgrhen. Einig« Tag« später wanderte, als eS zn dunkel« begann, der Schlosser Timmeich vor feinem Häuschen unruhig auf un» ab »nd spähte bisweilen auf die Landstrasse hinaus, die t» -em Schatt« der Dämmerung immer mehr verschwand. E»dlich wurde ei» leises Geräusch hörbar, ein Radfahrer glitt Hera», sprang ab und stellte -es Ra- im Hausflur -es Schlosser» unter. Dann schlich« bei-e, sich «nbemerkt an d« Häuser» entlang -ucken-, in» Dorf, wo von einem klei ner« Hofe Lichtschimmer -urch die Ritz« deS Torweges bervordraug »nd eilige, gedämpfte Stimm« hörbar wurden, dazwischen schnaubte bisweilen ei« Pfer-. „Er hat ange spannt/ sagte Timmeich, befriedigt «ickend, und machte sich auf d« Rückweg, denn bei -er nu« sollenden Aktiv« wünschte er nicht in d« Vordergrund z« treten. Der ar-ere aber, der niemand anders war al» der Wachtmeister Simmenroth, Öffnete entschlossen die Pforte und stellte sich mit einem ge bieterisch« „Halt, im Nam« -«S Gesetzes!"' mitt« in L« Schonplatz der Handlang. Der Mond war gerade zwischen be» Wolk« hervorgetret« «nd erleuchtete die Szene: -en Wachtmeister, -er mit ansgerecktem Arm neben -em ange- schtrrt« Pferd« stand, d« erstarrt« Raspe, der, auf dem Kastenwagen kalte«-, gerade ein frisch geschlachtetes Salb »erlnd, »»- ,t»e stattliche, junge Frau, Sie der alt« Magd behUflich «ar, grobe Kleischftücke iu Säcken zu verftau«. Dem Schlächtermeister war «S gelungen, sich mit einem küh ne» Sprung in die Scheune zu rett«, wo er i« sicherem Ver steck da» Wettere abwartete. Der Wachtmeister schnitt die Überstürzt« Andre-« -eS Ertappt« kurz ab, indem er -ie gesamt« Latung sür beschlagnahmt erklärt«, er schrieb die Nam« -er Heid« Fran» auf uud nötigte Raspe, neben ihm ans de» Wag« Platz »» nehm« und »aS wertvolle Gut ratter seiner Aufsicht »nr Stadt zu fahren. Am nächst« Tage kam er wieder »nd hotte fei» Rad vom Schlosser: die Haus ¬ suchung, die er bei Raspe noch veranstaltete, hatte kein Er gebnis, -enn die verschiedene» Freundinnen des Händlers waren inzwischen dagcwcscn und hatten mit Hilfe der Magd alles in Sicherheit gebracht. Es wurde ihnen übel gelohnt. — Rasputin schob vor Gc- r'cht alle Schuld auf die Frauen und behauptete, den ganzen Handel nur au» Gefälligkeit sür sie unternommen zu haben. Da aber wurde die Szene zum Tribunal, die erbitterten und eifersüchtigen Frauen überboten einander in Anschuldi gungen und Enthüllungen, so das; Rasputins Treiben, zn grosser Freude des Schlossers Timmeich, bis in die kleinsten Einzelheiten aufgebeckt wurde. Des allmächtigen Mannes Nolle war ausgespiclt, er wanderte tnS Gefängnis und dnrfte sich hernach auf keinem Hofe mehr sehen lassen. Bald darauf verpachtete er sein Be sitzt«», und verschwand aus der Gegend, aber der Name Rasputin behielt im Dorft als Bezeichnung sür heimliche und lichtscheue Machenschaften seine besondere, nur für Ein geweihte verständliche Bedeutung. Parole Heimat. Eine Geschichte zwischen Diesseits und Jenseits. Nachcrzählt von Nanny Lambrecht. Nachdruck verboten. Ich stand bei der Frau am Fenster. Sic hatte ihr hin auf dem Arm, und eS jauchzte der feldgrauen Woge zu, die da -nrch -ie Strassen flutete: Rosse und Reiter und Wagen. Und Kolonnen in langen, ab und zu von dahersausenöcn Lastautos zernisenen Zügen. Vlumengeschmückt und bewim pelt. Das Kind jubelte: „Papa!" Da presste die Frau das Kind an sich, fest presste sie es an sich, fast rauh, als wollte sie seinen Jubel ersticken. Oder ihren Schmerz. Ich sah zu ihr hin. Die schmale blutleere Gestalt in -em Trauerkleid, das bis zum Halse hinauf schloß. DaS gelbblonde Haar unordentlich aufgefteckt. Sic schmückte sich nicht mehr. Für wen denn auch? Und er hatte ihr Haar inbrünstig wie ihren Mund geküsst. Er verliebte sich in ihr Haar, als er sie nahm. Jetzt hasst sie dieses Haar. Lieber Gott, wie hat sie mit zehn Finger» in Liese», Haar gewütet, als -ie Nachricht kam, dass er in jenem schreck lichen Winter 1916 in Russland umgekommen war. In den Sümpfen. Das war um die Zett, als sie ansing, nach dem Morgen gebet das Kind auf -en Schoss zu nehmen und ihm mit wichtig geöffnetem Mund vorzusprechcn: „Pa — pal" Sie hatte da daS unruhige Kindergesichtchen beim Kinn befasst, bannte -ie flüchtenden Aeugelchen auf ihre Lippen - Pa — pa. Und immer wieder und sehr entzückt und ganz närrisch froh. So würde er nun seines Kindes Stimme hör«, wenn er auf Urlaub kam. Das Kind, das er nicht kannte, das sie ihm ahnend verhieß, als er wegging. Da kam er nicht. Drunten in -er Strasse lärmt der feldgraue Troß vor über: „In der Heimat, in der Heimat, Da gibt's ein Wiedersehn..." Da biegt das Kind mit liebwilden Bewegungen aus ihrem Arm und biegt mit beiden Fäustchen aus, verlangend in die Strasse hinunter: „Papa, Papa, Papa . . .!" Die Frau reisst das Kind zurück. Schreien möchte sie eS, hinausschreien in den rasenden Tumult -er Strasse: Es gibt kein Wiedersehn, keius! Hört auf! Es klingt brutal, die ihr heimkehret und uns die Herzen zerreißt mit eurer Freude! Ich nehme ihr das Kind ab, schließe das Fenster und setze das arme Dingchen dicht an die Scheibe. Es drückt sich -aS Näschen platt und schnüffelt noch an seinen Tränen, aber es ist beruhigt. „ES war so furchtbar," hauchte die Frau, als möchte sie sich rechtfertigen. Brach aber jäh ab. Sie wollte mir etwas sag«. Doch würgte eine furchtsame Scheu es ihr hinunter. Dann nahm sie mich von dem Kinde fort, sah mich wirr an. „Glauben Sie daran, daß —" Sie stockte. Sehr leise sagte sie dann: „Ich muß Ihnen etwas er zählen — Sie müssen mir das dann erklären." In dem raffelnden Lärm draussen trat eine Pause ein. In langgedehnter Linie nur schoben sich träge die Proviant wagen und Trainfuhrwerke weiter. „Wissen Sie, wie mein Mann finl?" „In den Sümpfen, nicht wahr?" Daun begann sie schnell und aufgepeitscht zu erzählen: „Die Kompagnie meines Mannes hatte Befehl, als Ab lösung bis in die vorderen Linien vorzugehen. Es war die Gegen- der gefährlichen Sümpfe. Jeder muhte da sehen, wie er vorankam. Die jungen Leute stürmten vorauf, als könn ten sie nicht früh genug die TodeSlini« erreichen. Es brachen viele in dm Schlamm ein, und über ihren glühend« Ge sichte» schlug die ekle Sumpfwelle zusammen. Bedächtiger rückt« -ie älter« Leute nach. Massenauflage« für RatatiouSdmL Vaetbcftrassr kr. ä» hält sich pn Anfertigung nach stehender Drucksachen bei sauberer Ausführung und billtgsterPreiS- strllung bestens empfohlen. Adis» Adrefp und Geschäfts, karten Briefköpfe, Srtefletften Bestellzettel Broschüre«. 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Sie kannten ihn doch, nicht wahr? Schlank, fast hager, und dann etwas, aber nur etwas vornübergebeugt, wie Kurz sichtige. Und dann sein wiegender Gang — er hatte ja aus einem Kriegsschiff sein Jahr abgedient, aus purer Weltsehn- sucht. Er war nicht, wie alle anderen. Aber Sie kannten ihn ja, nicht wahr? — Ja — und wie sagte ich noch — ? — er blieb hinter den andern zurück. Und immer dichter zogen die Schatten herauf. Wie eine ungeheure Dampfwalze schob sich der gelbe Nebeldunst Hera». In dieser höchsten Not sah er links von sich etwas schim mer». Ob es ein Licht war? Es bewegte sich nicht. Auf dies Licht zu tastet er nun in Richtung links ab. In diesem fast entgeisterten Vorwärtsörängen verlor er plötzlich unter sich den Halt und sank ein. Er warf sich hoch, er rang sich empor, aber all dies wilde Wehren wühlte ihn nur tiefer in den Sumpf ein. Noch standen seine Blicke unverwandt auf dem schimmernden Licht. Er rief, er schrie, er brüllte in die heranschleichende Nacht. Da kam'S wie ein Echo seiner Stimmt näher. Aus der Richtung Les Lichtes. Noch sah er nichts. Aber hörte die Stimmen, laut und kräftig. Sic warfen ihm ein Seil zu. Schon war er bis zu den Knien eingesunken und begann nun mit übermenschlicher Zähigkeit ein Vein nach -em an dern aus den Stiefeln hcrauszuzerren, bis er sich flach über die Schlammdecke hinlegen konnte. Und so zogen sie ihn zu sich herüber. Sie trugen ihn iu Las Blockhaus der Feld wache, wo der Lichtkreis in dem Dunst brannte. In der Nacht konnte er nicht zurücktransportiert werden. Seine Herzschwäche war beängstigend!" — Nun wurde ihre Stimme, die ja in starker Erregung erzählte, unsicher und zitternd. „In der Nacht noch stieß Sanitätsmannschaft im Vormarsch ans das Blockhaus. Ein ehemaliger Missionsschüler befand sich unter ihnen, der meinem Manne z» Hilfe kam. Er pflegte ihn. Aber das Fieber stieg schon hoch. Er sprach Tie politische Fron in der Zukunft. Nachdem schon vorher einige Bundesstaaten ihre neuen Landtage gewählt hatten, ist das gesamte deutsche Volk am 19. Januar zur Wahlurne getreten, um so den Grund stein sür den Wiederaufbau des Reiches zu legen. Mil lionen von Frauen haben zum erstenmal handelnd, als gleichberechtigt mit dem Mann am künftigen Schicksal des Vaterlandes gebaut. Ein grosser geschichtlicher Augenblick war es für sie alle, als sie ihren Stimmzettel in den Umschlag steckten. Hundcrttausende deutscher Frauen hatten ihn ersehnt, hunderttausende aber auch haben ihn nicht aus eigenem Wunsch erlebt, sondern iu der Erfüllung einer Pflicht, di? ihnen fast zu schwer Vorkommen wollte, gemessen an dem, was sic als politische Vorbildung mit brachten. Gerade den besten, verantwortungsbewusstesten unter ihnen sind die kurzen Wochen, die ihnen znr Ge wöhnung an ihre neue Würde als Staatsbürgerin zum Tnrchdenken der Parteiprogramme gewährt waren, Wochen der Angst und Sorge gewesen: werde ich das Richtige tun. Nun haben sie nach bestem Wissen ihre Pflicht ge tan, es gilt jetzt den Blick nicht mehr in die Vergangen heit zu lenken, da sie srei waren von der Verantwortung. Es gilt, in die Zukunft zu blicken. Von sorgenbedräng ten Frauen konnte man in den Wochen der Werbung vielfach hören: gut, ich will ja wählen, aber dann will ich nichts mehr von Politik wissen. . . Kam ein solch ver zagtes Wort aus dem Munde älterer Frauen, die, müde geworden vom Leben, gebunden ivarcn an Traditionen vergangener Epochen, waren sie menschlich entschuldbar. Frauen, die noch mitten in: tätigen Leben stehen, haben dazu nicht das Recht. Wir sind jäh aufgeweckt worden, nun heisst es wach bleiben. Namentlich haben Frauen, die sich einer Parier an geschlossen haben, das zu beherzigen. Was kann der ein zelne tun, heisst es. . . Wenn jede Frau mit dieser bil ligen Entschuldigung die tätige Mrtarbeit, zum mindesten das lebendige Interesse an der Parteientwicklung ab lehnen wollte, so ginge dem Parteileben gerade das ver loren, was sic in ihren Programmen jetzt selbst als wertvoll bezeichnen: die Auswirkung neuer seelischer Werte zum besten des Ganzen. Aber auch die Durch schlagskraft realer Frauenfordernngen: Reform des Ehe- rechtst Blutter- und Kinderfürsorge usw. werden nur dann im wünschenswerten Maße stattfindcn, wenn die Parteien aus der Anteilnahme ihrer weiblichen Mitglieder immer wiHer erkennen müssen, dass sie nicht nur — Partei programmpunkte veröffentlichen können, sondern, dass sie durchgeführt werden müssen. Nur allzu leicht könnten in dem großen Komplex der zu erledigenden Fratzen, die die wmmenden Jahre ausfüllen werden, die Frauenfragen in den Hintergrund gedrängt «nd von den Parteien mit Recht darauf hingewiesen werden, dass ja die Frauen nicht irr, er sagte immer wieder und Immer wieder: „Paroles Heimat" Sic mussten ihn zu drei Mann auf dem Lager halten — er wollte aus — er wollte fort Ün ¬ als das Röcheln begann, rief er cs noch einmal — hohl und drohend: „Parole Heimat . . ." Die Stimme schluckte ihr ein. Ich strich ihr lerse über die zuckende Hand. Da schreckte sie zusammen, griff meine Hand auf, presste sic, sah mich starr an und sprach in heiserm Hauchen weiter: „In einer Nacht saß ich hier bei meinem Kindchen am Bett, das sehr unruhig war und sich fürchtete. Da schellte eS heftig an der Haustür. Ich lief ans Fenster und spähte hin unter. Da sah ich von unserm Hause aus quer über -le Strasse und i» die Gaffe hinein einen Soldat« gehen, -er sich vielleicht in der Wohnung geirrt haben mochte. Aber ich -achte mir: Wenn ich nicht wüsste, dass mein Mann mir ge schrieben, er sei auf dem Marsch durch die berüchtigt« Sümpfe, so glaubte ich, daß er cs sei, sein wcitausholender Gang, vornübergebeugt — so ging er stumm und in sich ver sunken in -er Nacht quer über die Strasse. Dann kam -er Brief von dem jung« Theologen auS der Blockhütte. — Er meldete den Tod. — Mrd schrieb von sein« letzt« Stunden — und wie heftig er nach -er Heimat verlangt habe. Es war jene Nacht, als -er Soldat an unserm Hause geschellt hatte und die Strasse durchquert« — stumm und in sich versunken. — In jener Nacht, als mein Kind in fürchtender Unruhe schrie. — I» jener Nacht, da meines Mannes scheidende Seele nach der Heimat schrie. „Nun ist er in seine himmlische Heimat zurückgekehrt/ schrieb -er Theologe. Ich schrieb ihm zurück: „Er war auch in seiner irdischen Heimat." Und nun denken Sie darüber, wtc Sie wollen — ich habe den Trost, -atz auch er in die Heimat zurückgekehrt war — wie die da draussen, die so froh in den Tag singen. — Und ich weiss nun — eS sind viele in eiu^r Nacht heimgekommen — die jetzt in fremder Erde schlaf«/ — Ihre Trän« tropfen. Ich halte Len Atem an. Draußen wogt von neuem -er Lärm auf. „Pa — pa" jauchzt das Kind. selbst ihnen die geringste Bedeutung beimeffeir. Im Mit telpunkt müssen die großen nationalen Fragen steh«, neben ihnen aber beide gleichberechtigt die speziell« Be rufs- und Lebensinteresseu der Männer und Frauen des neuen Deutschlands. KMMertt ßmitlAkWmM « Wr M Von Dr. H. H. Kritzinger. Zu den bemerkenswerten HimmelSerscheinuug«, für welche ein allgemeines Interesse vorliegt, rechn« wir i« erster Linie Finsternisse von Sonne und Mond, den Lauf der groben Planeten, sowie das Erscheinen der periodisch« Kometen. Bon den in diesem Jahre eintret«-« drei Finster nissen, nämlich zwei Sonn«- und einer Mondfinsternis, wer den nur -ie Mondfinsternis und die letzte Sonnenfinsternis bei uns etwas sichtbar sein. Die erste SonnenfinfterniS ist eine vollständige und findet am 29. Mai statt. Die Dauer der Totalität «reicht den bemerkenswerten Betrag von sechs Ml- nute« und einundfünfzig Sekunden. Sie beginnt in der westlichen Hälfte von Südamerika, schreitet über Brasili« und den Atlantischen Ozean fort, worauf sie in ganz Afrika mit Ausnahme der nördlich« Küstengebiete beobmhtet wer- den kann. Die teilweise Mondfinsternis in der Nacht vom 7. zum 8. November beträgt höchstens 18 Prozent deS Mond- durchmeffers, ist also durchaus nicht besonders auffällig. Sie tritt kurz vor Mitternacht am 7^8. November ein, worauf sie um IN Uhr früh endet. Die zweite Sonnenfinsternis ist ringförmig. Sie tritt am 22. November ein. Sie ist sür uns nur in ihrem äußersten Abschluß bei Sonnenuntergang für Orte westlich der Linie Darmstadt-Dortmund zu sehe» und daher auch von keiner großen Bedeutung für die Allgemein heit. Unter de« großen Planeten ist zunächst der schnellfüssige Merkur am Morgenhimmel sichtbar. Er konnte bis znm 18. Januar beobachtet werd«. Am 10. März taucht er wie der am Abcndhimmel auf, worauf er noch bis zum 3. April verfolgt werden kann. Es folgt dann ein längerer Zeitab schnitt der Unsichtbarkeit, bis er vom 2S. August am Morgen himmel gesichtet wird, und zwar bis zum 13. September. Erft im Dezember kann er wieder vom v. bis zum 29. am Mor- genhimmel ausgesucht werden. Die Verhältnisse liegen also tm allgemeinen recht ungünstig, was ja bei Merkur im all gemeinen d:r Fall ist» und wer ihn in diesem Jahre beobach ten will, der mutz schon Ende März sein Augenmerk auf dm Abendhimmel richten. Man entsinnt sich, -atz selbst ein Ko- pernikns auf seinem Sterbebette bedauert haben soll, den Merkur niemals zu Gesicht bekommen zu haben. ' Venus war in -en ersten Tagen -es Januar^alS Abcndstern aufgetaucht. Die Dauer ihrer Sichtbarkeit nfldmt immer weiter zu, bis sie im Laufe des Mai ihren Höchstwert erreicht, wo Venus dann als prachtvoll strahlender Ab«d-
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