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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 30.06.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192306303
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19230630
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19230630
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-06
- Tag 1923-06-30
-
Monat
1923-06
-
Jahr
1923
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 30.06.1923
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t^ttkn^krtangle, aver ntemar» auf fr» lauge Zeit wir der Feri e» «eise« «msonftl Bei ben «roßen Koste«, die heute «ine Sommerretse verschlingt, wird mancher die Fingerzeig« mit Interesse lese«, bi« «ine englische Zeitschrtst für .VrattS-Ferienretsen" gibt. Hier wirb z. v. mitgeteilt, baß «» in ben englischen «Übern Hotel» und Pensionen gibt, in bene« unterhaltsame Leute umsonst ausgenommen wer be«, wenn sie für bas Vergnügen der andere« sorgen, «in solcher Gast bient gktztchsam als VergnügungSbtrektor, arrangiert Ausflüge und Feste, schlägt UnterhaltungSspiele vor, wenn das Wetter schlecht ist, und macht sich ans diese Weise so nützlich, daß man ihm gern einen Fretplatz ein räumt. Weniger leicht ist eS schon, wenn «ran sich, um eine Gratir-Geereise zu machen, auf einem Frachtbampfer als Kellner ober in einer anderen Stellung vermietet. Ist der Kapitän ein guter Freund des Betreffenden, so schreibt er be« »blinden Passagier" nur als Steward ober Gehilfen des Koch» ein m»b entbindet ihn bann von seinen Obliegenheiten. GS gibt in englischen Nädern Kurgäste, die sich da» Gelb kür ihren Aufenthalt durch Suchen am Strande verdienen. Ein solcher Stranbsucher, der gute Augen und etwa» Geduld haben muß, promeniert ein paar Stunden am Strand auf und ab und sammelt Verlorene» ein. Gr kann dabei leicht auf seine Kosten kommen. Ein glücklicher Finder brachte bet einem einzigen solchen AuSslug ein Gebiß, einen Beutel mit Gelb und ein Paket Liebesbriefe heim. Die Zerseüunstserschetnunqen in der vesa-ungsarmek. Die ZersetzungSerschelnungen innerhalb der Einbruchs truppen, auf die wir schon wiederholt hinqewlesen haben, scheinen größere Formen anzunehmcn. Bei den Belgiern ist die Ursache hauptsächlich in den Unstimmigkeiten zwi schen den Manien und Balonen zu suchen. Bei den Fcmn- zosen gewinnen mehr und mehr kommunistische und sonstige aufrührerische Elemente an Boden. So hat ein rn Ober hausen stehendes Bataillon des französischen Jnfan« terieregiment» 151 gemeutert. Auch eine in Wülfrath stehende Nein« Abteilung muhte abtransportiert werden, weil sie den Gehorsam verweigert hatte. Bet einer berit tenen Abteilung hat sich ein Soldaten rat gebildet, der u. a. an den Kommandanten die Forderung stellte, die Offiziere sollten angewiesen werden, das gleiche Essen zu sich zu nehmen, wie die Mannschaften. Auch diese Truppen seien abgelöst worden und sollen sich angeblich auf dem Schießplatz bet Bonn befinden. Es ist festgestellt, daß zahlreiche nach Frankreich fahrende Züge Gefangenen- wagen mit sich führen, in denen die Rädelsführer aus dem Ruhrrevier abtransportiert werden. Neueste Nachrichten und Telegramme vom 80. Juni 1923. Ablehnung de» Berliner Stadt Stat». * v»rlt n. In der gestrigen Ttadtverordnetensißung wurden sämtliche Eteuervorlagen mit den Stimmen der Kommunisten, der Deutschnationalen, der Deutschen Volks- Partei und eine» Teile« der Demokraten abgelebnt. In der daraus folgenden Gesamtabstimmung wurde der Etat für 1923 gegen die Stimmen de« Zentrum» und einiger Demokrat«» sowohl von den Rechts- wie Linksparteien verworfen. Da» Opfer der französischen Eisenbahnregte. * Gelsenkirchen. Die Zahl der Opfer, di» da» Eisenbahnunglück bei Gelsenkirchen unter dru französischen Soldaten gefordert bat, hat sich auf fünf erhöht. Scharfer Einspruch gegen die Berhastnng des Ober. regiernngSrats Tiemann. )l Düsseldorf. Oberregierungsrat Dr. Terwiel, der ««stell« des gestern verhafteten Oberregierungsrats Tie mann die Stellvertretung des Negierungspräsidenten über- nommen hat, hat bei der französischen Besatzungsbehörbe gleichzeitig im Namen der Beamten, Angestellten und Ar beiter der Negierung gegen diesen Eingriff in die persönliche Freiheit des Oberregierungsrates Tiemann und gegen ben Immer daran denkeu muß di« praktische Hausfrau, daß es zum Färben von Kleidern, Blusen, Gardinen usw. nicht« Besseres gibt, al« die weltberühmten echten Heitmann'» Farbe«, Mark« FuchSkopf im Ster«. Heitmann'» Farbe spart den Färber. neue« versuch, die Regilrung in Düsseldorf ihre» Leiter» zu beraube«, schärfste Verwäßrung «i«sel«gt «nb bi« unverzüg liche Freilassung br» verhaltet«« verlangl. Gfse« »kn« Leb««»mttt»f. * Essen. D>« Led«n»mitt«l»nfubr in Esten ist so schlecht, daß «in» Katastrophe befürchtet wird. Elkiesieret f« Eroneuber». )t Gronenberg. In der vergangenen Nacht »wische« 12 und 1 Uhr sand vor dem «ranzösischr» Wachtlokal »in« Schießerei »wischen sranzösischen Soldaten und wahrschein lich deutschen Schmugglern statt. Der französische Kom- Mandant gab dem Bürgermeister auf, nach den Deutschen »u fahnden und sie di« zum 2. Juli namhaft zu machen. Jeder Personenverkehr ist zwischen 0 Ube abend« und 5 Ukr morgen« in Cronenberg verboten. Wenn die Nach forschungen ohne Ergebnis bleiben, werden weitere Sank tionen verßängt werden. Der »apft bleibt fest. * vk om. Aus den Kreisen der Kurie wird erklärt, daß der Papst unbedingt an seiner Auffassung der Rubrsrage sesthalte und er den Berichten Testas durchaus vertraue. Da» dritte Dementi. * Pari«. Di« Kammer bewilligte ein weitere« Budget- zwölstrl. Ans «ine.Anfrage de» kommunistischen Abgeord- neten Cachin, ob es nach dem Artikel de« „Observrr" richtig sei, daß Dr. Dorten durch di« französische Regierung unter- stUßt wurde, gab der Finauzminister ein glatte« Dementi des „Obs«rver"-Artikel. Im übrigen würde sich Poincars noch selbst mit der Frag« befassen. Die Verhandlungen zwisch«« Paris «nb Brüssel. )s Paris. HavaS teilt offiziös mit, bie Bildung beS neuen Kabinetts Theunls werde es ermöglichen, die diplo matischen Verhandlungen über die Neparationsfrage zwischen den Alliierten aktiv wieder aufzunehmen. ES werde sofort zwischen Paris und Brüssel ein Meinungsaustausch zu dem Zwecke erfolgen, in völligem Einvernehmen bie Antwort aus den Fragebogen der englischen Negierung festznsetzen. Ter französische Botschafter in London werbe wahrscheinlich sehr bald in der Lage sein, diese Antwort dem Foreign Office mitzuteilen. Kunst und Wissenschaft. «Sochenspielplan der Sächsischen Staatsthetzter. Opern- hauS: 1. Juli „Götterdämmerung", 5—10, letzte Vor stellung vor den Ferien. Vom 2. Juli bi« mit 10. August geschloffen. — Schauspielhaus: 1. Juli „Pasantasena", '/-8—10. 2. 1. Vorstellung im Sonderabonuement „Maria Stuart", 7—'/.II. 8. für den Verein Dresdner Volksbühne „Nathan der Welse", 7—'/«I I. 4. 2. Vorstellung im Sonder abonnement „Der Widerspenstigen Zähmung", V,8—n. '/,10. 5. zum 1. Male „Wechsler und Händler", '/,8—'/,10. 6. 3. Vorstellung im Sondrrabonn-ment „Romeo und Julia", 7—10. 7. „Wechsler und Händler", '/,8—'/,10. 8. nachmittag« V,8 für den Verein Dresdner Volksbühne „Kater Lampe", „Wechsler und Händler", V,8—'/,10. 9. 4. Vorstellung im Sonderabonnement „GygeS und sein Ring', 7-'/.1O, Zentral-Theater in Dresden. Anfang Juli findet die Erstaufführung des großen Gilbert'schen Schla gers „Katja" mit erstklassigen Kräften statt. Turnen, Sport und Spiel. Riesaer Sportverein. Wir machen an dieser Stelle nochmals auf da» Ligatreffen ML. Merseburg gegen RSV. aufmerksam. Di« Einheimischen treten in stärkster Auf stellung an und dürfte zum Schluß der Spielsaison nochmal« intereffanter Sport geboten werden. — Vormittags bringt die Entscheidung um die Meisterschaft der 4. Klaffe NSV. 4. gegen DSC. 4. — Ain Donnerstag schlug RSB. 3. Nünchritz komb. 1:0. Der Bezirksmeister bot rin schöne« Spiel, wenn er auch die zahlreichen Torgelegenheiten nicht zu Erfolgen auSniitzen konnte. — Handballabteilnng: Tie Handballabtrilnng des RSV. wartet am Sonntag erstmalig mit einem Herrenhanddallspiel auf. Tie Ver pflichtung der äußerst spielstarken Els vom Fnhballring Dresden läßt darauf schließen, daß die RSB.rr eine starke Mannschaft ans den Plan stellen. Anschließend treten die RSB.innen gegen „Ring"-Damen an. Verein für Bewegungsspiele Riesa-Gröba e.B. Die 1. Elf fährt Sonntag, den 1. Juli, nach Tödrln und trügt dort gegen di, 1. Elf de« Döbelner Sportklub» da« rück- fällige Freundschaftsspiel aus. Man muß auf das Abschneiden unserer Blau-weißen gespannt sein, schlug doch die 1. Elf von Döbeln erst kürzlich dir Liga vom RLP.,mit4:2. 3. Elf spielt nachmittags in Nickritz gegen Vte-P. Elf vom dortigen Sportverein. 2. Elf ist spielfrei. — Jugrnd-AuS- AUtzß l. Fugens fährr nach Mügeln und läust dort ein« Rßdera«. Morgen Sonntag nachmittag tritt Rödrra» 1 «egen Sportklub „Eintracht'-Leipzig <1. Klaffe) an. Um ehrenvoll zu bestehen, muß Rödrran sein Belte» »eigen, denn .Eintracht" kommt In stärkster Aufstellung und verfügt übet -repräsentative Leute". Tas Spiel i» Leipzig am 2. Pfingst- selertag verlor Möderau 3 :0. Sckflagball. Morgen vormittag gastiert der mehrfach« Gaumrister von Mitteisachsen, der Tv. Cdeinnitz-Schönau, t» Riesa. Der Verein, der gute mitteldeutsche Klass« spielt, besteht »um großen Teil aus volkstümlichen Turnern, u. a. der bekannt« Kreismeister im Hachsprnng, Krevfllg. Die Riesaer müssen leider mit Ersatz «»treten. — Ta« Hauvt- interrste der Riesaer Turner und Sportler dürste jedoch da« Spiel in Leipzig gegen den Verein der Meiltrrklaffr, To. Leipzig-Stötteritz 48, anläßlich des 75jäbrigcu Jubi läum« beanspruche». Diese» Spiel wird als Diplomsptel ausgetragen. BE'wirtschastlichcs. Wiederum Erhöhung des Goldzollauf- aeldeS. Für die Woche vom 4. bis ciuschlwßluh 10. Juli beträgt das Goldzollaufgcld 2 586 90- Prozent. Der Mangel an hochwertigen Steuer marken hat der Industrie sehr häufig zu Klagen Ver anlassung gegeben. Der Verbau^ Sächsischer Industrieller hat sich deshalb an die beiden Landesfinanzämter Sach sens mit der Bitte um Abhilfe gewendet. Das Landes- finanzamt Dresden hat daraus mitgeteilt, daß er die Ober- Postdirektionen Dresden, Leivzig und Elwmuitz um Be lieferung der Postkasten mit den gewünschten hochwertigen Tteuermarken ersucht habe. In diewm Bescheide wurde gleichzeitig bemerkt, daß sich die durch den Mangel an hochwertigen TteuermMken entstehenden Schwierigkeiten vermeiden ließen, wenn industrielle B t lebe, die eine grö ßere Anzahl von Arbeitnehmern beschäftigen, dazu über gingen, die einbehalteuen Steuerbeträge mwch Ernzahlung öder Urberweisuug gemäß Paragra' I> 18 fügende der Durchführungsbestimmungen zum Gesetze über die Eiu- kommerstrucr vom Arbeitslohn vom 11. Juli 1921 abzu führen. Gin entsprechender Antrag würde Lei dem für die Netriebsstätte zuständigen Finanzamt.: zu stellen sein, bas auch zu jeder Ausknnst bereit ist. » » « Marktberichte. Tie amtlich notierten Preise waren an der Berliner Produktenbörse pro 50 tx ab Station: Wei'-n, märkilcher 345000—350000. Steigend. Roggen, märkncher 230000 bis L35OOO. Gerste, Sommergerste, märkische 260000 bis 265000. Steigend. Hnsrr, märkischer 235000-240000. Steigend. Weizenmehl pro 100 la frei Berlin 910000 bis 970000. Feinste Marken über Notiz demhlt. Steigend. Roggeumebl pro 100 1? frei Berlin 660000 — 740000. Steigend. Wcizeukleie und Nogaenkleie frei Berlin 145000 bis 150000. Steigend. Naps 560000—550000. Steigend. Leinsaat 500000 — 550000. Steigend. Erbsen, Viktoria 425000 — 450000, kleine Speisecrb'en 300000 - 356000. Futtererbsen 225<>llli—L356(r0. Peluschken L< -z.-OO—256000. Wicke» 200000-250060. Luvineu, flaue 206000-210000, gelbe 275000 - 290660. Serradella 266'000 - 280000. NapSkucken 230000-256060. Trockeiffchnitzel 90000 bi« 95000. Vollwertige Zuckerscimitzel 110006-150000. Tors- melaffe' 80/70 90000 - 100000. Kartoffelstock«» 225000 bis 2300000. - Wir: wollen srei jein! Wir haben nichts, als was mit Geist und Hand Ter Werkmanu und der Teurer rüstig schaffen. Was unser mir an Eold und Schmuck genannt, Tat uns die Not um- Brot schon längst entrosten. Nur Brot und karge Zukost baut der Tisch Für unsrer Arbeit unermüdlich Müßen, Da« rundet nicht die Wangen rot uns frisch, Ta« läßt kein Lachen froh und frei erblühen! Und dennoch tragen wir die Last der Not Und Kind und Greis will schaffen und entsagen. Wir wollen opfern, wie der Spruch gebot, Ter hart und grausam unser Glück zerschlagen. Wir opfern alle«, aber eines nicht, Das höchste Gut, erkämpft von tausend Ahnen: Wir wollen frei sein wie das HimmelSlicht! Ta« schwören wir auf unbesiegte Fahnen! Franz Strelzik. Flammen. Noma» von HanL Schulze. 26. Fortsetzung. Da klang auf einmal ein kurzes Pferdeschnauben durch die leise rieselnde Abendstille. Alsleben zuckte zusammen, wie eine Woge von Glück stieg es jäh in seinem Herzen auf. Eine hellseidene Bluse leuchtete zur Linken durch das Unterholz. . Im nächsten Augenblick parierte die Baronin ihre Schimmelstute an seine Sette. „Man muß im Walde streifen. Denn man ihn fahnden will" begrüßte sie ihn mit frohem Lächeln' „Wohin deS Weges?" Alsleben lüftete den Hut. „Offen gestanden, um Sie zu treffen, gnädige Frank Der Sckäfer hatte mich angeknurrt, daß Sie nach dem Walde hinübergeritten seien." „Jo, der alte Thoma» ist fast noch bissiger al» sein Hund!" versetzte die Baronin, den Trensenzugel kürzer fassend. „Aber die ganze Gegend schwört auf ihn als Vtel>doktor. Auch mein verstorbener Mann pflegte ihn immer erst zu konsultieren, ehe er den Wartenberger Tierarzt kommen ließ!" „Nun, diesmal habe ich die Wissenschaft gleich au- erster Hand bemüht!" gab Alsleben lachens zurück. „Dr. Richter war nachmittags in Pahlowttz und hat mich Über die vermeintliche Erblindung des kleinen Vollblutes voll kommen beruhigt." „Das ist ja sehr erfreulich!" war die Antwort. „Ich hatte mich um das arme Tier auch schon reckt gesottst- Ich will übrigens am See entlang nach .Hause. Wenn Sie frei sein sollten, würde ich mich Über Ihr« Begleitung sehr freuen!" Kopf an Kopf gingen die beiden Pferd« lm verhaltenen Trab den einsamen Buchenwes hinunter. Weihe Schaumflocken lagen auf den Sprungriemen und den Mähnen der schlanken Hälse und ein Helle- Wiehern stieg dann und wann herausfordernd auf, wenn der Fuchs dem schnelleren Hunter an. den Gurten zu bleiben suchte. Zuweilen gurrte e» schläfrig im Holz. Eine Kinnkctte klirrte, da- Sattelzeug knarrte leise. Und wie im Traum ging unablässig daS kühle Blätter rauschen, das feine Märchenflüstern, indes die Sonne mit roten, harten Lichtern durch die ragenden Tannen zuckte. „Sie ritten durch den grünen WalL Lei EwtzMÜAÜk Die alte Weise Tom deS Reimers lag Aisleben auf einmal im Ohr, daß ihm alles um ihn her wie ver- zaubert erschien, so voll Hoffnung, voll Glück. Ein Pirschweg zog sich zur Linken m Schlangenlinien durch den Hochwald, eine Wiese, wo die Lichtet welch und geheimnisvoll flimmerten, eine verborgene Schlucht, heim lich verschwiegen alles. Schon längst war jedes Gespräch zwischen den beiden Reitern verstummt, als scheue sich ciu jeder,^hie. köstliche Stille dieser Stunde durch ein lautes Wort zu Mtweihen. Erst al» die Pferde zum See hinablcnkten, der jetzt -wischen den dunklen Laubbäumen vor ihnen auftauchte, unterbrach die Baronin das lastende Schweigen. „Wollen wir nicht noch ein Weilchen absitzen?" bat sic. „ES ist so schön am Wasser, wenn vrc Sonne sinkt!" AlSleben stimmte freudig zu; mit einem raschen Sprunge war er aus dem Sattel und hob seine Beglei terin herab. Dann gingen sie nebeneinander über den weichen User sand und er führte die Pferde. Ringsum oie große Feier- stille de» Tages, so tief und waldumhütet. Der See in endlos dämmernder Weite, von der Linie deS hohen Forstes meilenfern umzogen. Ein einsames Fischerboot glitt mit stetlaufgerichteten, Segel wie ein Schattenbild durch die. blauen Fluten. Uich hoch am Himmel klang der heisere Schrei eine- Raubvogel», der von der Jagd heimkehrend spät zu Neste zog. — AlSleben hatte die Pserde ein wenig abseits geführt und die Zügel leise um einen Erlenstamm geknotet. Da standen sie, steckten dieschmalen Köpfe zusammen, nickten und schüttelten sie dann wieder, als führten sie ein heimliche» Gespräch gleich den beiden Menschen, die aus einem umgestürzten Baumstamm unten am Wasser saßen. Im zarten Duft verschwamm die Ferne. Der Wind hatte sich ganz gelegt. Au» den Wäldern stieg der Aoend still hernieder und AlSleben blieb noch einmal wie sinnend am Ufer stehen. „So hab ich mir oft die Heimat erträumt," sagte Als leben, „wenn ich in einsamer Troprckkacht ganz allem durch die Pampa» streift«, Wasser und Feld im Abendrot, Felder mit wogendem Korn, sounendurchglühter Nadelduft und ein alter Gut-Hof, hoch ummauert, als ritten noch QuitzowS durch da» Land." AlSleben hatte sich eine Zigarette augesteckt und umfaßte mit sehnsüchtigen Blicken immer wieder das seine Profil dec jungen Frau, das so still und ernst war, wie dieser Abend über Wald und Tee. Hft langem schon war di« Aon»« hinter WchzSMIM 2kur im Westen stand noch enr letzrer goldener Schein, daß die schlanken Birken am Waldrand wie m stützen Feuer flammen glühten. Immer tiefer spann sich'die Welt in Dämmerung und Dunkel. Und in dem schützenden Schleier diese- Dunkels öffneten sich allmählich die Herren, daß sie zum ersten Male von allerlei Dinaen sprachen, die sie oiSher ängst lich in innerster Seele vor emandcr behutec Patron. Die Baronin erzählte ans ihrer Ehe, die sau ein Jahr zehnt lang so gleichmäßig dalstngegaugen war, daß iie ihr jetzt in de: Rückschau des Augenblick- wie ein einziger glücklich-ruhiger Tag erschien. „Mein Mann war mir ein guter Kamerad," schloß sic. „dessen jäher Tod eine große Lücke in mein Leben gerißen hat. Wenn auch unsere Liebe kein solche- We.tuniergange-- gewitter war, wie es Dr. Ncinwaldt enßciselt, wenn er „Tristan und Isolde" spielt." Alsleben nickte gedankenvoll. „Ja, die Liebe!" sagte er. „Ein jeder Mensch erlebt sie anders und wohl keiner hat ihre Tic'e ergründet. Auch in mein Schicksal hat sic einst mit rücksichtsloser Haiw cin- gcgriffen. daß ich noch die Narbe daoon suhle und damals meinte, ich müßte ein Weltmeer zwischen mich uuo jene Liebe legen. Ich bin ein schwerblütiger Mensch." fuhr er dann nach kurzer Pause fort. „Aber gerade darum hat cs mich vielleicht um so tiefer gepackt." „Schon als ganz junger Leutnant hab ich die leichten Lirbeständeleien meiner Kameraden nie so recht be- griffen, weit mir mein Elternhaus vor Auaeu stano und die Liebe etwas Hohes und Heiliges sür mich war. Lis ich daun in meiner eigenen Ehe den Dämon in ihr kennen lernte, den Dämon der Leidenschaft, die nur zerstören, vernichten kann und nicht eher ruht, als bis sie sich selbst ver nichtet hat!" Bon neuem hielt er aukatmend inne und peitschte mit der Reitgerte nervös den feuchten Ufcrsand. Drüben in Pahlowitz glomm hier und da bereits ein Licht auf; ein Wasservogcl schrie iin Rohr und die ersten Fltt>crmättse glitten in lautlos schwankenoem Fluge vor- über. „Mit Jubel sing cS an!" sagte er endlich, sich mit einem energischen Ruck wieder emporrichtend, „und nach einen; halben Jahre war alles vorbei! Me soll ich Ihnen meine junge Frau beschreiben in ihrer ersten holden siebzehnjährigen Jugend! Wie ew Maimorgen war sie, so sonnig, so frisch jo voll kind. licher Anmut. «Fortsetzung '»lall
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