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«unterer Soldatenlieder, bis dann um s Uhr die Münze des Zapfenstreiches da« Ruhesignal brachten. — Heute früh fand hierauf das abwechslungSvolle Manöverbtld wieder seine Fortsetzung. Der Aufbruch aus den Biwaks geschah bei allen Abtheilunge« der Vstarmre (32. Division) sehr zeitig und bewegte« sich deren Märsche au« dem westlichen Gelände de« Seidewitzthals in der Richtung auf Groß« und «leinsedlitz, Dohna, Krebs, Köttewitz ins Müglitzthal sowie über dieses hinaus nach Sürßen, Thronitz und dem Gamig, in welcher Gegend zwischen Thronitz und Großröhrsdorf sich als bald die hartnäckigsten Kämpfe entwickelten und das schwan kende Glück der mehrfach unternommenen Vorstöße bald dem ein n, bald dem anderen Gegner schnell weiter benutzte Vor theile brachte. Hier boten sich den massenhaft herzugeström ten Zuschauern eine Menge der interessantesten, aber auch aufregendsten Gefechtsmomente. Leider soll dabei ein Ar tillerist von dem 2«. Artillerie-Regiment, Mittelreiter, zu tödtlich verlaufenem Sturze gekommen sein. Gegen 11 Uhr erfolgte der Schluß des heutigen Manövers, worauf die Truppen in das Kreischaer Thal mit seinen zahlreichen Ort- schäften rückten, um daselbst enge Quartiere zu beziehen und sich mit der heute noch feindlichen Division Nr. 24 zu einem einzigen HeereSkörper zu vereinigen. Lohmen, 17. September. Heute früh kurz vor 2 Uhr brach in der Kunstmühle von Julius Wolf Feuer aus, und sind dabei leider auch 2 Menschen umgekommen. Das Feuer hat sich in dem Mühlzeuge durch zu große Reibung von selbst entzündet und nahm so schnell überhand, daß die schlafenden Mühlknappen das Feuer wahrscheinlich erst bemerkt haben, als es bereits vollständige Herrschaft über die Mühle ge wonnen hatte. In der Mühle herrschte nun die verderbliche Einrichtung, daß die Thürcn in der Nacht verschlossen waren. Ob nnn die unglücklichen Menschen bis an die Thür ge kommen, ob sie dnrch den Rauch irregeführt oder ob sie von dem überhand nehmenden Qualm schon erstickt worden sind, wird dahingestellt bleiben. Obwohl man die Thüre, bald nachdem das Feuer bemerkt, einschlug, war es doch zu spät, den Aermsten Rettung zu bringen, da der Qualm schon das ganze Gebäude erfüllt hatte. Chemnitz» Alljährlich im Monat Juli findet hier eine Zählung der Bevölkerung behufs Erhebung der Wassersteuer statt. Nach Berichtigung der in diesem Jahre eingehobenen Listen betrug die Bevölkerung Mitte Juli 160343 Einwohner. Chemnitz. In langer Verhandlung sand hier ein Strafprozeß seine Erledigung, welcher gegen vier sogenannte „GülerauSschlächter" gerichtet war, sämmtliche durchaus ver mögenslose Leute, von denen zwei bereits den Offenbarungs- eid geleistet haben. Die Angeklagten traten theils einzeln, theils gemeinschaftlich auf und operirten in der Hauptsache in der Weise, daß der eine sich denjenigen gegenüber, deren Geneigtheit zum Abschluß eines Grundstücksoerkaufs sie er fahren hatten oder auch erst erwecken wollten, als „reicher Grundbesitzer" vorstellte, daß seine Begleiter diese Angabe entweder bestätigten oder sich doch so gertrten, als stehe dies außer allem Zweifel, daß sodann, sobald man handelseinig geworden, von einem derselben eine Punktation aufgesetzt uns in diese ein möglichst hohes Reugeld eingesetzt wurde. Erfolgte nun später auf Grund dieses Vertrages die Ueber- gabe des Kaufobjektes, so wurde alsbald mit der Ausschlach tung de« Grundstücks und dessen Plünderung begonnen und die Verkäufer hatten nichts weiter, als Forderungen gegen völlig vermögenslose Leute. Wurden dagegen den Verkäufern noch rechtzeitig die Augen betreffs ihrer Käufer geöffnet und weigerten sie sich demzufolge der Vertragserfüllung, so for derten die Angeklagten das ausgemachte Reugeld. Die Strafen lauteten auf Gefängniß von 1 Jahr bis 1 Jahr b Monaten. Bon der sächs.-böhm. Grenze. Recht betrübend für unsere deutschen Landsleute ist das immer weitere Vor dringen der Tschechen. So wurden neue tschechische Schulen gegründet in Bruch bei Teplitz, Postelberg, Honositz bet Mies, Ranny bei Laun, Bodenbach. Kröglitz und Rosenthal bei Reichenberg. Erweitert wurden die tschechischen Schulen in Bilm, Klostergrab, Kosten und Braunbusch, tschechische Kindergärten aber in Turn-Teplitz und Kosten errichtet. Verschiedene Orte an der Sprachgrenze und in den Sprach inseln können sich nur mit Mühe der tschechischen Agitation erwehren; im nordböhmischen Braunkohlendezirke und in den deutsch-böhmischen Industrie. Orten schwillt die tschechische Arbeitcrbevölkerung zusehends an, wogegen die deutsche Be völkerung in den im letzten Jahrzehnt überwiegend tschechisch gewordenen Orten Prag, Pilsen, Budweis, Josefstadt, Neu haus, Königgrätz, Böhmisch-Aicha mehr ab als znnimmt. Auch bei den Gemeindewahlen sind viele deutsche Orte an die Tschechen verloren gegangen, so Stikau bei Arnau, Male- sitz bei Pilsen, Kollaletsch bei Trebnitz. Bad. Elster. Gelegentlich der im nahen böhmischen Grenzorte Grün am Sonntag und Montag abgehaltenen KtrmeS spielte sich ein recht bedauerlicher Vorfall ab. Ein bei dem Schuhmacher Robert Möschler in Bad. Elster in Arbeit stehender und allerseits gut beleumundeter Gehilfe trat am Montag morgen gegen 5 Uhr von Grün seinen Heimweg an, wurde aber in der Nähe der sogenannten frühe- ren „Drahtmühle" von einem Unbekannten überfallen und mit dem Messer übel zugerichret. In dem Messerhelden ist «in in Grün wohnhafter, zur Zeit in Asch als Färber in Arbeit stehender 19 jähr. Bursche Namens Kleißner ermittelt worden. Wie verlautet, hatte es Meißner auf einen eben falls in Bad«Elster in Stellung befindlichen Klempnergehilfen abgesehen und in der Dunkelheit diesen gänzlich unschuldigen Menschen schwer verletzt. Kirchberg. Der am Montag Abend 7,41 von Wilzsch- haus kommende Zug der Schmalspurbahn fuhr in der Mitte des Dorfes von Bärcnwalde auf ein Kohlenfuhrwerk und zer trümmerte dasselbe. DaS Gefährte hatte die UebergangSstelle der Bahn bereit« passirt, da scheute das Pferd, jedenfalls in- fslge des heranbrausenden Zuge-, ging plötzlich zurück und schob den Wage« wieder auf da» Gleis. Der Leiter des , Geschirres konnte noch in aller Schnelle da« Pferd vom Wagen lösen. Falkenau, 18. September. Bereit« seit vielen Jahre« geht unsere Gemeinde damit um, die baufällige Holzbrücke über den Möhafluß abzubrechen und eine steinerne Ueberbrückung zu beschaffen. Die Verhandlungen und Pläne sind nun soweit gediehen, daß der Brückenbau in Angriff ge nommen werden konnte. Der Kostenanschlag lautet auf 26000 Mark. Reichenbach. Hier wurde jetzt im Beisein des Gchulausschuffes, des Lehrerkollegium« der Fortbildungsschule, sowie der Schüler der 2. Fortbild^ngSschulklasse durcb den Königl. Bezirksschulinspektor Gchulrath Seltmann-Plauen ein Schüler der hiesigen Fortbildungsschule wegen grober Unsittlichkeit aus der Fortbildungsschule auSgestoßen. Seit Bestehen der obligatorischen Fortbildungsschule ist dies hier der erste Fall gewesen. Möckern. Ein Raubansall wurde am Sonntag Abend auf der Straße von Lindenthal nach Möckern verübt. In später Abendstunde wurde der Lehrer Kr. aus Lindenthal, z. Z. Soldat der Lehrerkompagnie hier, von zwei ihm unbe kannten Strolchen überfallen. Während der eine nach dem Seitengewehr griff, faßte der andere ihn bei der Kehle mit den Worten: „Du Hund, Du Bretzeljunze gieb Dein Geld und Deine Zippe (Uhr) raus." Kr. sah sich genötigt, sein Seitengewehr zu ziehen und die Frechheit dcs einen (der andere war bereits entflohen) mit ein paar tüchtigen Schlägen zu belohnen, sodaß auch dieser sich zurückzog. Wie aus den Blutflecken am Seitengewehr zu sehen war, ist der freche Patron nicht ohne Strafe davongekommen. Die Untersuchung von Seiten der Militär- ind Polizeibehörde ist bereits im Gange. Leipzig. Der Weichensteller Friedrich Dornbusch, an dessen Bahnwärterhaus sich das schwere Eisenbahnunglück zu getragen hat, ist Mangels Fluchtverdachts von der königl. Staatsanwaltschaft wieder entlassen worden. Dornbusch, der seit 16 Jahren an der Unfallsstelle seinen Dienst tadellos versehen hat, soll neuerdings nicht mehr in Abrede stellen, die Schließung der Barriere verabsäumt zu haben. Entweder ist er schlafmüde gewesen oder er hat die Sperrung einmal wissentlich Unterlasten, weil jene Chaussee zu so später Nacht stunde sehr selten von einem Fuhrwerke noch passirt wird. Im Krankenhause befinden sich zur Zeit noch drei der Ver unglückten: Schneidermeister Koppe, dem das rechte Bein unterm Knie abgenommen ist, die Schneidermeisters Ehefrau Pannier mit schweren inneren Verletzungen, und das Schul mädchen Dora Koppe, die linksseitigen Beinbruch erlitten hat. Für den gesammten in diesem Falle durch Tödtung, Verstüm melung und Körperbeschädigung verursachten Schaden haftet den Betroffenen bez. deren Erben der königl. preußische Eisen bahnfiskus. Leipzig, 17. September. Welche Auffassung der ,v err Präsident des Reichsgerichts über die Presse hat, das ziigt das liebenswürdige Entgegenkommen dcs hohen Herrn auf ein Gesuch des „Vereins Leipziger Presse", daß den Journa listen ein Zimmer ringer äumt werden möge. In vollem Umfange ist dieser Bitte entsprochen worden. Das Zimmer ist fthr schön auSgeftattet mit Steh- und Sitzpulten, und liegt unmittelbar neben dem Sitzungssaal« des ersten Straf senats in der Hauptfornt des Gebäudes. Leipzig, 18. September. Auf Antrag des Unter suchungsrichters beim hiesigen kgl. Landgericht wurde gestern Mittag der Rechtsanwalt Dr. Conrad Friedrich, Burgstrabe 19, sowie dessen Bureauoorsland Dennhardt wegen Verdachts der Erpressung festgenommen und in das Untersuchungsge- fängniß eingeliefert. Probstzella, 17. September. Hier wurde vorgestern Nacht der Forstwart Lauterbach aus Lichtenbrunn ermordet im Walde aufgefunden. Soweit die Untersuchung ergeben hat, ist der Bebauernswerthe von Wilddieben, wie sein Vor gänger, getödtet worden. Zeitz, 17. September. Auf freiem Felde wurde gestern in der Nähe unserer Stadt der allbekannte und bei Groß und Klein beliebte Botenmeister Hase von einer unbekannten Person, die sich kurz vorher in einer hiesigen Wasfenhand- lung Munition für einen Revolver gekauft hatte, erschossen. Der Thäter und die Veranlassung zu dem Verbrechen sind unbekannt. — In einem Farbwaarcngeschäfte in der Schützen straße transporttrten gestern Nachmittag zwei Lehrlinge einen Benzinballon durch die Waschküche. Der Ballon zerbrach und der Inhalt, welcher sich nach dem Feuerungsherde hin ergoß, entzündete sich. Hierbei trug der L hrling Schlüter so schwere Verletzungen davon, daß er noch vergangene Nacht gestorben ist. Elsterwerda, 16. September. Am 14. dss. Mts., Nachmittags 5'/, Uhr, fuhr ein hier wohnender Hülfsbremser mit einem Gürerzuge nach Berlin. In Zossen fiel es auf, daß derselbe die Bremse nicht verließ und beim Nachsehen fand man ihn tobt auf seinem Platze. Unterwegs mußte ein Herzschlag seinem Leben ein Ende gemacht haben, denn man sand noch in seinen Händen das Brot, von dem er bereits gegessen. Der Verstorbene hinterläßt eine Frau mit zwci unerzogenen Kindern. Den Schreck der Frau, die in geseg- neten Umständen sich befindet, kann man sich denken. Der Mann war vollständig gesund weggefahren. Vermischtes. Ein furchtbare« Erdbeben hat sich in der Gegend von Uetapan in Honduras (Mittelamerika) ereignet. Drei hundert Menschen sind umgekommen. Das Erdbeben begann am 8. d. M. Am 9. waren 3« bis 4000 Menschen aus der Umgegend nach der Stadt Uetapan geflohen. Nachts loderte., die Flammen an verschiedenen Stellen im Nord westen hoch in die Luft. Das Erdbeben hörte am 10. auf, die Gemüther beruhigten sich, die Flüchtlinge verließen all mählich die Stadt und kehrten in ihre Heimstätten zurück. Aber um 9 Uhr Abends ließen sich wieder rollende Geräusche vernehmen und in den Bergen loderten aufs Neue die Flammen auf. Mehrere hundert Fuß schossen sie zu« Ho rizont empor. Die erschreckten Landleute flohen wiederum nach Uetapan. Um Mitternacht fiel nach einem außeror dentlich heftigen Erdstoß ein Kirchthurm in der Stadt ein. Beim Niedersturz riß er drei oder vier Häuserdächer mit sich fort. Neun Personen wurden getödtet und achtzehn ver letzt. Dann rollte es wieder in der Erde, es wurde wie Kanonendonner und dieser hielt anderthalb Stunden an. Die Leute rannten durch die Straßen, schreiend und betend. Kurz vor Tagesanbruch erfolgte ein neuer heftiger Erdstoß. Dieser dauerte 2»/, Minuten. Er schüttelte vie Stadt, als ob sie eine Wiege wäre. Viele Leute wurden von den einst irzenden Häusern erschlagen, die bis in ihre Grundfesten erschüttert wurden. Viele Gebäude geriethen in Brand. Nahe den Bergen wurde das grasende Vieh von der Lava begraben, die sich in einem Riesenstrome vom Gebirge in die Ebene wälzte. In Uetapan allein sind 70 Häuser eingestürzt. 153 Leichen hat man bereits unter den Trümmern hervorgezogen, Viele werden noch vermißt. In Cayusc.it fielen 29 Häuser ein. Dort kamen 111 Mcnschen um. Das Erdbeben er streckte sich über die ganze Bergkette bei Uetapan. Auch in dem Pacayazebirze loderten die Flammen. Als die vor liegende Meldung abgeschickt wurde, brannte es nicht mehr in den Bergen, aber Rauchsäulen stiegen noch immer an ein zelnen Punkten empor. Es wird befürchtet, daß das Erd beben noch nicht zu Ende ist. Schiffsbrand. Am Montag früh brach an Bord der „Iona", welche sich auf der Fahrt von Leith nach London befand, Feuer aus. Tabci haben fünf Damen, ein achtjähriges Mädchen und die Stewardeß ihr Leben verloren. Das Feuer wüth-te mit solcher Heftigkeit, daß ein dreistündiges Be kämpfen der Flammen m t Wasser erforderlich war, um den Brand zu löschen. Die Stewardeß Miß Ledenham, ein braves zwanzigjähriges Mädchen, deren Obhut das verunglückte Kind anvertraut worden war, batte den Weg ins Freie ge funden, als sie sich ihres Schützlings erinnerte imd i i die brennende Kajüte zurückkehrtc, wo sie selbst, ein Opfer ihres Pflichteifers, den Flammen zur Beule wurde. Aus der Strafanstalt zu Brandenburg ent sprungen sind zwei wegen schweren Diebstahls dort internirt gewesene Verbrecher, und zwar der Glasbläser Schultz und der Schlächtergeselle Schröder. Es gelang ihnen, aus dem Schlafsaal durch eine Oeffnung, welche die Schornsteinfeger bei der Reinigung der Schornsteine benutzen, das Dach zu er reichen und, von dem Wachtposten unbemerkt, ins Freie zu gelangen. Die Ausreißer tragen als besondere Kennzeichen Tätowirungen auf beiden Armen. — In verwegener Weise bewerkstelligte ferner ein zwanzigjähriger Vilhauer aus Berlin seine Flucht, der wegen Diebstahls eine einjährige Freiheits strafe in dem in dem neuen Schlosse zu Neustadt i. M. be- legenen Amtsgerichtsgefängnisse zu verbüßen hatte. Nachdem er mittels eines Holzstückchens sich seiner Fesseln entledigt hatte, durchbrach er die Blauer und kletterte auf das steile Dach des Schlosses. Hier löste er von den Fahnenstangen die Stricke, band sie zusammen und ließ sich daran nach der Parkseite zu hinab. Vor seiner Flucht hatte er einen Koffer erbrochen und daraus die nöthigen Kleidungsstücke entwendet. In tiefes Dunkel wurde Kopenhagen am Abend des 15. d. versetzt. Auf den Straßen, in Privathäusern, Geschäftslokalen und Theatern, wo man noch nicht elektrisches Licht benutzte, herrschte von 6—10 Uhr völlige Finsterniß, ein Zustand, der natürlich ängstigend und schädigend wirkte. Das königsich? Theater und das Kasinotheater mußten ihre Vorstellung cinstellen und beim Scheine einer Petroleum lampe den Besuchern ihr Geld zurückgeben. In den Ge- schäften kamen alle möglichen alterrhümlichen Beleuchtungs apparate zu Ehren und in den pechfinsteren Straßen des aristokratischen Amalienkorgquartiers kam es zu heftigen Zu- sammenstvßen zwischen Wagen und Fußgängern. Die Ein- legung neuer Gasröhren, aus denen die Lust nicht völlig ausgepumpt worden war, hatte den Anlaß hierzu gegeben. Eine neue Gigerlmode in Herbstpaletots ist soeben aufgetaucht. Sie stellt sich dar als bunkelgelbcs sack artiges Gebilde mit weiten Aermeln, breitem Kragen, das etwa bis an die Kniekehle reichen dürfte. Die Aermel sind unten in mehreren Reihen breit abgesteppt, ebensolche Stepp reihen weist der Rock unten auf. Rechts und links aber von den Kniekehlen aufwärts zeigen sich seitwärts große Ein- schlttze, die ebenfalls abgesteppt sind. Bei schnellem Aus schreiten wird sich also Vorder- und Hintertheil des Paletots ganz für sich allein bewegen können, das Kleidungsstück also wie halbirt erscheinen. Ist der Einschnitt erst 'mal bis zur Hälfte gediehen, dann ist ein richtiges Affencostüm fertig. Ein neuer Bierkrieg ist in Rixdorf bei Berlin aukgebrechen. Die Leitung der dortigen Vereins-Brauerei war nämlich vor den Sozialdemokraten zu Kreuze gekrochen und hatte, so erzählt die „D. Tazesztg.", ein ihr von der noch bestehenden Bier-Kommission übergebenes Schriftstück unterzeichnet, wonach sie sich verpflichtete: 1) den Sozial demokraten rhre Säle zur Verfügung zu stellen; 2) der bis her konzertirenden Schwartz'schen Kapelle zu kündigen und die Musiker aus der freien Vereinigung der sozialdemokratischen Zioilberufsmustker anzunehmen; 3) den „Vorwärts" auszu legen; 4) Kellner nur aus dem sozialdemokratischen Arbeits nachweis zu entnehmen. Darauf halte der Rixdorfer Gaft- wirthsverband zu seiner letzten Sitzung einige Direktions mitglieder der Vereins-Brauerei eingeladen, die auch erschienen. „Der Direktor S. gab", so berichtet da» genannte Blatt weiter, „den Sachverhalt ohne Weiteres zu, sich damit ent schuldigend, daß cs „die Andern auch so machen". E» ent stand nach dieser „Rechtfertigung" ein unbeschreiblicher Tumult, der sich erst wieder legte, als der noch jetzt boykottiere unv durch den Boykott fast gänzlich vernichtete Gastwirth Gröpler das Wort ergriff und die Direktion, auf deren Bitten un^