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Vermischtes. Ue ber den Un te rgang d e r Brigg „ Ein tracht" bei Scholpin an der hinterpommerschen Küste wird Folgendes berichtet: Tie Stettiner Brigg „Eintracht", die Kohlen von Emden nach Danzig für die kaiserliche Werft geladen hatte, kam bei Nacht in die Nähe der westpreußischen Küste. Es erhob sich ein heftiger Nordw'eststurm, der das Bugspriet sowie jämmt- liche Masten über Bord segte. Tas Schiff wurde ein loses Spiel der Wellen, die Mannschaft war in höchster Noth Sturz seen spielten Alles, was an Deck war, in die erregten Wogen. Nachts 10 Uhr kam ein Licht in Sicht und man mußte nach den Berechnungen annehmen, daß es der Leuchtthurm von Scholpin sei. Hoffnung erfüllte die Schiffbrüchigen, denn sie wußten, daß da eine Rettungsstation für Schiffbrüchige ist. Sie gaben daher 18 bis 20 Kanonenschläge und ungefähr 36 Ra keten und Blauseuer ab. Allein vom Lande kam keine Hilfe. gewisse« Landes verwendet zu habe«, nicht einwandfrei be wiesen, wenngleich der französische Generalftaattamvalt de veaupatre die Anklage gegen Bonlanger in Bezug auf diese« Punkt fallen ließ. In der SchöffengerichttsiNuug, di: heute hier gegen das obenerwähnte Wahlkomitre statlfand, bean tragte Herr Dr. Blum aus Leipzig, de« Chefredakteur des , Stadtboten" t« Zürich, Eduard Ottenhoser, darüber zu ver nehmen, daß hervorragende deutsche Socialdemokraten in Zürich Pläne über eine in Deutschland anzuzrttelnde Revolution an Boulanger gesandt und dafür französische GtaatSgelder erhalten hätten. Stach Angabe des BertheidigerS Herrn Dr. Freudenthal aus Berlin habe diese Gelder ein ehemaliger deutscher Offizier Namens Ehrenberg, ein Lock pitzel, erh lten. Der Antrag Dr. BlumS wurde als unerheblich abgelehnt und der verantwortliche Zeichner dcS Flugblattes, der Restau rateur Fr. Langenstein in Plauen, zu einer Geldstrafe von SO M. kostenpflichtig vrrurtheilt. In der Urtheilsbegrün« düng wurde hervorgehoben, daß Dr. Blum die Behauorung, Boulanger habe französische GtaatSgelder zur Bestechung deutscher Socialdemokraten verwendet, nicht nachzuwcisen ver mocht, seine Behauptung aber keinesfalls wider bessere« Wissen aufgestellt habe; eine Lüge sei ihm nicht nachgewiefen worden. Borna. In der Nacht zum Freitag hat sich die Tienst- magd eine« Gutsbesitzer« in Beucha im Schlafe aus dem Kammerfenster au« einer Höhe von fast 5 Metern auf den gepflasterten Hof gestürzt und schwere Verletzungen davon getragen. Da« Fenster war mit herabgerissen worden. Die Unglückliche wurde im Krankenhause zu Lausigk untergebracht. -f Leipzig. Der Nutionalliberale Verein für das Königreich Sachsen hielt gestern Hierselbst eine außerordent liche Generalversammlung' ab. Dieselbe nahm fast ein stimmig folgenden Antrag an: Die Generalversammlung de« Nationalliberalen Benin« für da« Königreich Sachsen be schließt Folgende«: 1) sie drückt ihre grundsätzliche Ueberein- stimmung damit au-, daß ein weitere« Eindringen der revo lutionären Sozialdemokratie in die Volksvertretung Sachsen« verhindert werden müsse ; 2) sie erblickt al« einzig wirksame« gesetzliches Mittel zur Erreichung diese« Zwecke« eine Ab änderung des Wahlgesetzes von 1868; 3) sie steht * i einem Mangel anderer geeigneter Vorschläge in dem von der Staatsregierung den Kammern vorgrlegten Gesetzentwurf eine nicht von der Hand zu weisende, jedenfalls unbefangen zu prüfende, eventuell zu verbessernde Unterlage ständischer Verhandlungen; 4) sie hält entsprechend der Heidelberger Erklärung von 1884, an der geheimen Stimmenabgabe fest. Oertliches mW Sächsisches. Rtesa, 10. Februar 1886. — In letzter Zeit ist es wiederholt vorgekommen, daß Schulkinder aus unserer Stadt in verschiedenen Häusern ge bettelt und unter Vorspiegelung von allerlei erlogenen An- gaben da« Mitleid rege zu machen gewußt haben. In meh reren Fällen haben sotche Kinder, die in der Regel von ihren Eltern auf den Bettel ausgeschtckt werden, ihren Zweck auch erreicht und ganz hübsche Gaben nach Hause gebracht. Wenn die Familien, die von solchen Kindern ausgesucht werden, sich wenigsten« erst erkundigen wollten, ob dce Thatsachen, die man ihnen vorheuchelt, auch wahr seien! Leider unterbleibt da« in den meisten Fällen, und man läßt au« Bequemlichkeit und Gleichgiltigkeit lieber sein Wohlwollen mißbrauchen und trägt dadurch mit bei, daß solche Gewohnheitsbettler noch weiter demoralifirt werden, als daß man sich nach ihrer Be dürftigkeit und Würdigkeit am rechten Orte Erkundigungen einholle. Bettelnden Kindern aber sollte man überhaupt nichts geben, sondern ihren Namcn feststellen und dem Ar- menamre ober der Schuldirektion mittheilen l . — Trotz aller Anstrengungen der Herren Genossen will die Opposition gegen die neue sächsische Wahlvorlage nicht recht in Fluß kommen. Man muß zu alten „Trics" seine Zuflucht nehmen, um die Versammlungen „zugki ästig" zu maa en. So wird z. B. hochtrabend angekündigt, daß zu einer morgen stattfiu'-^en Versammlung unser Landtags abgeordneter Härtung-Ogeyatz geladen sei. Es ist ganz selbst verständlich, daß derselbe der Einladung nicht Folge geben kann, er wird jetzt im Landiagc und in seinem Amte Besseres zu lhun haben, als sich hier in Schusters Restauration Kadcn'sche Weisheit demonstriren zu lassen, zudem ist ihm ja in Dresden im Landtage schon genugsam Gelegenheit geboten worden, die sozialdemokratischen Wünsche kennen zu lernen. — Eine Schwindelei mit holländischen Gulden scheint vorige Woche hier ausgesührt worden zu sein. In einem hiesigen Geschäft wurden am Sonnabend nicht weniger als 3 derartige Geldstücke in Zahlung zu geben versucht. Der holländische Gulden hat bekanntlich »ur einen Werth von etwa 1 Mk. 60 Pf. und wird sonst, entgegen dem öster reichischen, hier nur selten angetrofsen. — Zur Geschäftslage auf der Elbe schreibt das „Schiff" aus Aussig unter dem 4. Februar: Der in vergangener Woche eingetretcne starke Frost war nur von kurzer Dauer, denn mit Eintritt des Vollmondes wechselte die Temperatur sehr schnell, so daß wir innerhalb 24 Stunden ein Steigen von S° unter Null auf 5« über Null zu verzeichnen hatten, infolge dessen der inzwischen gefallene Schnee sehr schnell wieder verging; auch von den umliegenden Bergen thaute der Schnee vollständig ab, aber die warme Witterung kühlte sich langsam wieder ab, so daß wir heute bereits wieder 3° Kälte bei ganz dichtem Nebel haben, und dürste noch ein weiterer Rückgang der Temperatur zu erwarten sein. Der Wasserstand war inzwischen bis auf 30 Zoll gesunken, heute aber wieder bis auf 38 Zoll am hiesigen Pegel gestiegen. In den Eisverhältnissen hat sich bis heute noch nichts wieder geändert, und bei dem gegenwärtigen Wetter dürste auch der Abgang desselben noch nicht zu erwarten sein. Die Zucker verladungen gehen hier ruhig weiter, es werden im Durch schnitt täglich 2b Waggons verladen und find auch bereit« mehrere Privatschiffer hier eingetroffen, die ihre Fahrzeuge ebenfalls »fit Zucker anladen. Die Fracht ist folgendermaßen vereinbart: Für da» jetzt «ingrladene Quantum erhält der Schiffer 4b Pf. für 100 Kg. und für das zur Complettirnng d.« Kahnes nöthigr Quantum bei« Abschevtmmen werden 40 Pf. per 100 Kg. bezahlt. Diese Krachtabmachungen haben die Schiffer mit der Orsterr. Rordwkst-Dampffchcfffahrtc- Gescllschaft getroffen, da andere Gesellschaften noch keine Zuckerladunge.e angenommen habe«. Die Aussichten für die Kohlrnfrachten beim Beginn der Schifffahrt find daher heute schon zu beurtheilen und voraus zu ersehen, daß diesilben wahrscheinlich bedeutend billiger zu beding n sein werden, al« die« im vergangenen Jahr der Fall gewesen ist. — Such dem Experimental - Physiker G. Dähne aus Dresden-Blasewitz, der manchem unserer Leser von seinen vor einigen Jahren im „Wettiner Hof" hier gehaltenen sehr gediegenen Vorträgen her noch eri inerlich sein wird, ist e« schon seit einigen Wochen mit Leichtigkeit gelungen, selbst in seinen öffentlichen Experimental-Borträgen, mit den Rönt- gen'schcn X Strahlen durch Holz rc. hindurch (bei geschloffener Cassctte) zu phorograpbiren. Sebnitz. Auf dem hiesigen Postamte ist dieser Tage ein frecher Betrug ausgesührt worden. Für eine hiesige Firma, welche ihre eingegangenen Briefschaften u. s. w. von der Post abholen läßt, erschien am Schalter ein 13 jähriger Schulknabe mit dem Ersuchen um Aushändigung der eingegangenen Brief schaften für dieses Geschäft, worunter sich auch eine Postanweisung von co. 400 M. befand. Einige Zeit nachher kam derselbe wieder zurück und brachte die niit dem Quittungsvermerk des Empfängers versehene Postanweisung retour, worauf ihm von dem Schalterbeamten der Anweisungsbetrag ausgehändigt wurde. Wie eS sich jedoch später herausstellte, ist die erhobene Summe von dem rasfinirten Knaben nicht an den Adressaten abgeliefert worden. Der jugendliche Betrüger wurde in der Person des Schülers Knobloch von hier ermittelt. Zschopau, 8. Februar. Im benachbarten Hohndorf hat eine dem Gasthofsbesitzer Gerlacb gehörige Kuh zwei kräftige Kälber geboren, die mit dem Unterleibe zusammen gewachsen waren. Die Thiere, die bald nach der Geburt verendeten, will Gerlach conserviren lassen. Zwickau. Der hiesige JnnungsauSschuß hat den wich tigen Beschluß gefaßt, daß Lehrlinge, welche auf Tanzsälen oder in Versammlungen betroffen werden, sofort aus der Lehre entlassen werden, auch bei einem JnnungSmeister nicht wieder in die Lehre genommen werden dürfen. Für Eltern und Erzieher erwächst hieraus die Verpflichtung sorgfältiger Ueberwachung de« Treibens ihrer Pflegebefohlenen. Mylau, 7. Februar. Heute Vormittag 8 Uhr wurde der im 31. Lebensjahr stehende, verheirathete und hier wohn hafte Tischler M. in dem Möckel'schen Gehölze zwischen Obermylau und Friesen erschossen aufgefunden. Derselbe hat seinem Leben selbst ein Ende bereitet. Dieser beklagens- werthe Mann soll den sogenannten „Geldmänneln" im Vogt lande 600—700 M. Geld gegeben haben, welche ihm dafür einige Tausend Mark falsche» Geld geben wollten ; ob er solches von ihnen erhalten hat, weiß man nicht. Die Reue darüber soll ihn in den Tod getrieben haben. Eibenstock, 7. Februar. Gestern früh ^4 Uhr ver nahm der Grenzaufsehcr Quas im Gasthof in Weitersglas- hütte ein verdächtiges Geräusch. Nachdem der junge Beamte, der erst seit zwei Tagen Gcenzdienft leistet, die Gaststube betreten, bemerkte er, daß er cs mit einem Einbrecher, der bereits die Kästen eines Schrankes erbrochen, zu thun hatte. Entschlossen trat der Grcnzbeamte mit aufgepflanztem Seiten gewehr und geladenem Gewehr dem Einbrecher gegenüber, sodaß ein Widerstand ausgeschlossen war. Der Einbrecher, der sich als der schon mchrfach mit Zuchthaus vorbestrafte Gärtner Löbel aus Limkach bei Chemnitz entpuppte, hatte das Stallfenstcr eingedrückt und dadurch Zutritt zu dem Gastzimmer gefunden; er wurde mit Stricken gebunden und noch in derselben Nacht nach der OrtSzelle in Carlsfeld ge bracht. Heute wurde er beim hiesigen Königl. Amtsgericht eingeliefert. Chemnitz. Ein kleiner Knabe stieg in der Wohnung der Großmutter auf einen Stuhl, weil er nachsehen wollte, was die Großmutter in der Pfanne brate, dabei glitt der kleine Bursche aus, faßte die Pfanne, die mit heißem Fett gefüllt war, und übergoß sich mit der Flüssigkeit, wodurch er so schwere Brandwunden erlitt, daß er nach zwei Tagen unter großen Schmerzen verstorben ist. Chemurtz, 7. Februar. In der Sächsischen Maschinen fabrik, vormals Richard Hartmann, liegen gegenwärtig so welc Aufträge vor, daß die Zahl der Arbeiter, die gewöhn lich 3000 beträgt, auf etwa 4300 erhöht worden ist. Plauen i. V., 7. Februar. Bei der ReichstagSwahl im Jahre 1834 war vom „Vogtl. Anzeiger" aus dem Werke Dr. Hans Blums: „Die Lügen der Socialdemokratie" die Behauptung übernommen worden, daß Boulanger deutsche Socialdemokraten bestochen habe, damit sie im Falle eines Krieges hinter dem Rücken des deutsche» Heeres eins Revo lution entzünden u. so die deutschen Soldaten zwischen zwei Feuer bringen sollten. Liebknecht und Auer, die damals im Wahl kreise weilten, bezeichneten diese Behauptung in einem Flug blatte als ein Bubenstück. Hans Blum erwiderte darauf und das soctaldemokratische Wahlkomitee veröffentlichte nun ein neues von Beleidigungen strotzendes Flugblatt, das mit den Worten beginnt: „Die vor die Schranken des Gerichts gela denen feigen, elenden Ehrabschneider kneifen aus wie Busch klepper vor dem Galgen! Aus der Versenkung taucht als Kronzeuge auf der bekannte . . . . Dr. Hans Blum, bekannt durch seine Lügen über die Sccialdemokratie, von denen er vor Gericht zugeben mußte, daß er nichts beweisen könne." Diese Angelegenheit hat zu einer großen Anzahl politischer Prozesse geführt, die viel Aufsehen erregt haben. Mit dem Beweismateriale, das Dr. Han; Blum für feine Behauptung beibrachte, war er nicht allenthalben glücklich; im Boulanger- Prozeß zu Pari» war di« Sache wohl gestreift, aber nicht eingehend erörtert worden, namentlich war die Behauptung Boulanaer«, angeblich von ihm unterschlagene Gelder zur Anknüpstmgvon Verbindungen milder Socialdemokratie eine« Gegcnüber de» günstigen Berichten an spanischer Quelle über die Situation ans Cuba ist der „Kö.n. Zrg." ein« direkte Zuschrift an- Habana »«gegangen, die die Dinge sehr pessimistisch beleuchtet. Auf der ganzen Insel herrsche entsetzlich-« Elend. Man glaube allgemein, daß die Entscheidung bald fallen werde und wahrscheinlich zu Ungun sten Spanien«, da die Stärke der Ausständischen stetig zu nehme, wobei im Rrvolutiontheer musterhafte Disziplin herrsche. Allerdings sei auf den Jnsurgentensührer Maximo Gomez jüngst ein Mordanschlag versucht worden, wobei der Attentäter erschossen wurde. Der Gewährsmann versichert ferner, nach Ankunft de« wegen seiner früheren Grausam keiten bei den Cubanern tödtllch verhaften General« Weyler werde da« Schlimmste zu erwarten sein. Bulgarien. Der Konflikt im bulgarischen Fürsten hause scheint sich zuzuspitzen. Der Herzog von Parma, der Schwiegervater de« Fürsten Ferdinand, verläßt Schloß Berg und begirbt sich nach Nizza, wo ein Familienrath die weiteren Schritte in dem bulgarischen Ehczivtst bcrathen wird. Der Herzog von Parma bcfürwortet die Lösung der Ehe zwischen feiner Tochter, der Prinzessin Marie Louise von Parma, und dem Fürsten Ferdinand von Bulgarien. Türkei. Das „Reuterschs Bureau" meldet au« Kon stantinopel, daß dem Vernehmen nach der Sultan zum Ucber- tritt de« Prinzen Boris zur orthodoxen Kirche einen hohen Civilbeamten christlicher Konfession und einen seiner Flügel- adjutanten noch Sofia senden wird, Südafrika. Der „Standard and Digger« News", welcher in Beziehungen zur Regierung von Transvaal steht, erhielt ein Telegramm au« Johannesburg vom Sonnabend, wonach Präsident Krüger die Einladung Chamberlain«, nach England zu kommen, angenommen hat. Der Präsident Krü ger wird sich demnach mit einer Kommission dorthin begeben. Die Punkte, über welche derselbe mit der englischen Regie rung verhandeln wird, werden vor seiner Abreise festgestellt werden. — Die Arbeiten in den Minen sind auf der ganzen Linie wieder ausgenommen worden. Reichlicher Regen ist gefallen. Die Mißstimmung gegen den Gesetzentwurf, be treffend die Stadtverwaltung von Jvhanner bürg b rühte auf einem MtßverstäNdniß. Sämmtliche Personen, welche Eigen- rhum in Johannesburg besitzen, da« mit 200 F bewerthet ist und welche während zweier Jahre in Johannesburg ge wohnt haben» und naturalisirt sind, können zu Gemeinde- räthen gewählt werden. Berlin. Ein Mord und Selbstmordversuch ist am Sonn abend früh in der Thurmstroße 19 zu Moabit verübt worden. Der pensionirte Schutzmann August Schmidt hat seine Frau Marie mit einem Beil erschlagen und dann versucht, sich mit einem Rasirmesser den Hals abzuschneiden. Berlin. Wie es leichtsinnigen jungen Männern in Berlin gehen kann, zeigt die Geschichte eine« Bäckergesellen klemm, der einst mit gefülltem Portemonnaie aus seiner Heimath Wollin nach der Reichshaoptstadt kam'und jetzt wegen Bettelns und Arbeitsscheu im Arbeitshaus.- sitzt. Vor noch nicht langer Zeit hak er Champagner aus Weißbiergläsern getrunken, jetzt muß er sich an Mehlsuppe ergötzen. Als Belastungszeuge in einer gegen den Schankwinh Richard Schraeder wegen Wuchers gerichteten Strafsache wurde er der Strafkammer des Landgerichts vorgesührt. Sein vor einiger Zeit verstorbener Vater hatte ihm zwei Sparkassen bücher über etwa 1600 Mk. und zwei Hypothekenbriefe über zusammen 45000 Mk. hinterlassen. Schraeder hat ihn in schamloser Weise ausgewuchert und ihm geholfen, das Geld in schlechter Gesellschaft zu verprassen. Er wurde zu einer Gesängnißftrase von 4 Monat und 1500 Mark Geldbuße verurtheilt. Mannheim. Seinen eigenen 8 jährigen Sohn zu erhängen suchte in Neckarau der Tagelöhner Kahrmann. Er führte das Kind in den Wald, warf dem armen Wesen eine Schlinge um den Hals und hängte es an einen Baum auf. De: Knabe hielt aber die Schlinge mit beiden Händen am Halse fest und schrie aus Leibeskräften, so daß in ber Näde arbeitende Landleute aufmerksam wurden, he,beteilten und den Knaben befreiten. Der Rabenvater wurde verhaftet. Aus Bayern, 7. Februar. Di > Holzpreise, die schon im vorigen Jahre eine Steigerung ;>lM erzeickne n hatten, gehen abermals in d,e Höhe. Dt.se Thalsache macht sich nickt allein in Bayern, sondern auch ,n Würltemb rg und im Elsaß bemerkbar. Die Holzspekulantcn, besonders die für Papierholz, bieten 20 bis 30 Prcc mehr, als die Taxe be trägt. Wenn die Holzschlciiercicn fortwährend über schlechte Geschälte klagen, so ist daran die Steigerung der Holzpreise wesentlich nut schuld. L,:er wird auch das Bau- und Brennholz theurer, und es ,st auch nicht zu erwarte», daß es billiger wird; denn Deutichlaud verbraucht ohnehin viel mehr Holz, als ihm in seinen Waldungen zuwächst.