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Beilage zam „Riesaer Tageblatt 818 Dienstag, Ist. September 1»11, abeabS «4. Jahrg es bi spätere Wirksamkeit Stolypins war das Staatsschiff auf einer mitt ¬ en o rabe tter, 11er, rüh See her aun dien inen gl-i. läbte ank. fen», 'fll- S11. n SU. « Itl fern 8ie können nickt «irren, »S- der, eim W- chen ung «atation^ru« und «ertaq — Lang,, » m «ieia. — YNr bi, NiedaMya vemnewort««- «rthnrHSHnelw Zur Marokko-Angelegenheit. Staatssekretär v. Kiderlen-Wächter empfing gestern nachmittag den französischen Botschafter Cambon, um ihm die deutsche Antwort aus die französischen Vorschläge zu überreichen. Nach einer Prioatmeldung aus Tanger beharrt Frank reich entgegen dem deutschen Verlangen nach juristischem Sonderschutz seiner Staatsangehörigen und Schutzbefohlenen auf einheitlicher Gerichtsbarkeit in Zivil-, Handels- und Kriminalsachen. Frankreich will, wofern eine Verständigung mit Deutschland über diesen schwierigen Streitpunkt erreicht wird, einen besonderen Kodex für Marokko schaffen. — Der bekannte Madrider Vertreter deS Daily Telegraph berichtet aus Gan Sebastian, daß der spanische Minister des Aeußern mit Bezug auf gewisse in der französischen Presse letzthin gemachten Bemerkungen, daß das Protektorat über Marokko ausschließlich von Frankreich auSgeübt werden wird, erklärte, daß das französische Protektorat genau so sein werde wie das spanische, daß beide Nationen jede ihre Jurisdiktion für sich in ihren Einflußsphären auküben werden. Bezeichnend für die englische Auffassung ist, oß dis radikale Daily NewS, die enge Fühlung zum vslvks Vortsils Idnsn Raokrioktsn oder ^u- Lvigeo, dis Lis im Rissasr lagsdiatt Larisa, briagsa iröaaso. vssdaib soiltsa Lis siok äsa rvgsIwLüixva Lw- pkrmA ciss Rissasr Lago- diattss sioksra durod isodtrsitizs Lsstsiluog dsi dem Lrisitrüxvr, dsw kostamt oder dsi den ^sitaaZsausträgsra. Z« de» Ttuerungsiniruhen i» Wien. Gestern 9 Uhr abends war in Wien noch alles ruhig, nur im Bezirke Ottakring versuchte eine Rotte halb wüchsiger Burschten, den Polizeikordon.zu durchbrechen; Kabinett hat, mit einigem Nachdruck feftstellen zu müssen glaubt, daß, während di« Spannung zwischen Deutsch- laud und Frankreich Nachlasse, dlesenige -wischen Sag land und Deutschland gewachsen ist. und -war durch den Fall Cartwright, der Spuren deS Mißtrauens hinterlassen habe. Ueber neue Kämpfe in Marokko wird dem , Daily Telegraph aus Tanger gemeldet, daß die Stämme um Sefru herum die Stadt am 12. d. M. ongrisfen, aber von den Franzosen unter Oberst BrSmond nach einem erbitterten Kampf« -urückgeschlagen wurden. Die Verluste der Fran- -osen waren sehr schwer. Die Militärbehörden suchen sie zu vertuschen. Ueber die Lage in der Umgebung von Melilla wird aus dieser Stadt dem Daily Telegraph be richtet, daß die Verbindungen zwischen Melilla und dem Flusse Kerl sehr unsicher sind. Di« Mauren erhalten immerfort weitere Verstärkungen, und unter den Leuten, die sich ihnen letzthin angeschlossen haben, sollen sich mehrere sehr einflußreiche Kaid» befinden. Am Sonnabend gelang es einem spanischen Posten, eine Anzahl Mauren gefangenzunehmen, die Kriegskonterbande schmuggelten. Sie halten besonders Munition unter ^Stern versteckt, die sie in großen Körben trugen. X DaS Berliner Tageblatt will erfahren haben, daß Bestimmungen über «inen BesatzungSwechsel der vor Agadir liegenden deutschen Schisse getroffen worden sind, nach denen zum mindesten eine unmittelbar zu er wartende Heimberufung jener Fahrzeuge nicht beab sichtigt ist. Al» Ort für den BesatzungSwechsel ist LaS PalmaS auf den Kanarischen Inseln bestimmt worden. Zu nächst hat dort in der zweiten Oktoberhälft« der „Eber" eine neue von der Heimat aus «intreffende Besatzung an Bord zu nehmen. Swltzpi» st Der russische Ministerpräsident Stoly- ptnestigefternge gen lOUHr abends gestorben. Gtvlypin hat ein Alter von 49 Jahren erreicht. Nachdem er in Petersburg Naturwissenschaften studiert hatte, trat er in das Ministerium! des Innern ein. Im Jahre 1899 wurde er AdelSmarschall im Regierungsbe zirk Kowno und 1903 Gouverneur von Saratow Im Mai 1906 wurde er an Stelle TurnowoS Minister des Innern und bei der Auflösung der Duma (August 1906) an Stelle GoremykinS Ministerpräsident. Zur Niederwer fung der Terroristen erweiterte er die Feldgerichte und revidierte, ohne die Duma zu befragen, die Agrargesetz gebung. Am 25. August 1906 wurde in seiner Billa ein Bombenattentat ausgeübt, doch blieben Stolypin und seine Gemahlin unverletzt. Nach Auflösung der zweiten Duma wurde unter seiner Leitung ein neues Wahlgesetz geschaffen, das der dritten Duma eine gemäßigte Mehr heit brachte. Tie daraus gerichtet, leren Linie durch die Klippen der extremen Richtungen zu leiten. Nachdem noch am Sonnabend und Sonntag Hoffnung vorhanden war, daß Stolypin von der ihm zügefügten schweren Verwundung genesen werde, lauteten gestern die Prognosen wenig günstig. Tie Nacht zum Montag war beunruhigend, der Schlaf schlecht und häufige Schluckkrämpse quälten den Kranken, der unerträgliche Schmerzen litt und zu mehreren Malen die Worte aus stieß: „Ter Tod, der Tod schleicht heran." Nach der Entfernung der Kugel trat Besserung ein. Stolypin zeigte sogar lebhafte, Aufmerksamkeit für die Vorgänge um sich her und interessierte sich für! die Folgen seiner Verwundung. Nachmittags verschlechterte sich jedoch der Zustand Stolypins mit jeder Minute. Die Krankheit machte schnelle Fortschritte und die von den fünf Merz ten angewandten" Mittel erwiesen sich als wirkungslos. Aus Kiew wird gemeldet, daß die Mutter des. Atten täters Bagrow Selbstmord verübt hat. sie wurden aber durch berittene Polizisten auseinander getrieben. Ottakring gleicht einem Militärlager, cs ist von zahlreicher Infanterie und Kavallerie besetzt, außerdem durchziehen Patrouillen in Stärke von je 25 Mann unter Führung eines Leutnants mit schußbereiter Waffe die Straßen. Zum Schutze der öffentlichen Gc- bäude und besonders der Hofbauten sind besondere Vor kehrungen getroffen worden. Däs Pulqis des Erzherzog Thronfolgers, das Belvedere, sowie daS Augartenpalais, in dem die Erzherzogin Marie Josephs wohnt, sind von starken Militärabteilungen besetzt Wörden. Sämt liche Wachen zogen gestern in feldmarschmäßiger Aus rüstung mit scharfer Munition auf. Besondere Vorkeh rungen sind auch zum Schutze der Hofburg und des Lustschlosses Schönbrunn, wo der Kaiser gegenwärtig wohnt, getroffen worden. In Schönbrunn liegen nicht weniger als drei Landwehrbataillone. Im Laufe des Tages trafen in Wien ununterbrochen Militär Verstärkungen aus den umliegenden Garnisonen ein. Tie sozialdemokratische Arbeiterzei tung wurde wogen eines aufrührerischen Artikels, in dem die Regierung aufs heftigste angegriffen und behauptet wird, die Bevölkerung sei durch die Polizei provoziert worden, beschlagnahmt. Allgemein fällt es auf, daß in dem Ausruf der sozialdemokratischen Partei die Ar beiter aufgefordert werden, Montag und Dienstag nicht auf die Straße zu gehen. Man schließt daraus, daß die Demonstrationen am Mittwoch oder Donnerstag wieder arrfgenommen werden sollen. Für den Fall der Wiederholung der Ausschreitungen, namentlich wenn sie einen dem Eigentum gefährlichen Charakter annehmen, ist die bezirksweise Ver kündigung des Standrechts in Aussicht genom men. Zwischen dem Ministerium des Innern und dem Polizeipräsidium fanden Besprechungen statt. Ta diese Behörden mit der Möglichkeit einer Wiederholung der Ausschreitungen rechnen und für diesen Fall ganz außerordentliche Maßnahmen treffen, so wurden Trup pen von auswärts nach Wien befohlen, um die Garni son zu verstärken. Die Zahl der Verhafteten beträgt im gan zen 263. Ein Teil wurde nach protokollarischer Verneh mung entlassen. Der größere Teil, etwa 150 Personen, wurde dem Landesgerichte, und zwar wegen verschie dener Gewalttätigkeiten, Widersetzlichkeit, gewaltsamen Einmengens in Amtshandlungen, boshafter Beschädi gungen durch Steinwürfe und wegen Auflaufs, zuge- sührt. Im Auftrage des Kaisers Franz Joseph,: der wiederholt Berichte über die Lage cinfordcrte, er schien ein höherer -Offizier der Militürkanzlei bei den zu ständigen Behörden, !um Erkundigungen über die Verwen dung der Truppen usw. cinzuziehen. Montag früh begab sich der Kaiser wie gewöhnlich! von Schönbrunn nach der Hofburg und machte bei dieser Gelegenheit seine Adju tanten wiederholt auf die Spuren der am Sonntag an gerichteten Verwüstungen aufmerksam. - - Neber die Unruhen am Sonntag sei noch mitgetcilt: In der Menge wurden höhnende Rufe laut und cS erschallten schrille Pfiffe. Stöcke wurden drohend geschwungen und aus der Menge flog - ein Bierkrug gegen einen Polizeirat, der dort zu Pferde hielt. Er wurde aber von dem Geschoß nicht getroffen. Auf dem Ring an der Ringstraße wurde ein Wagen der Kuf dornenvollem Ifade Roman von M. Weidenau. „Nein, nie, nie kann ich das vergessen. Die Erinnerung daran wird stets wie ein dunkler Schatten auf meinen Weg fallen und kein volles Glück aufkominen lassen. Georg, gib mich auf, ich flehe Dich an, gib mich auf! Du, ein Edelmann und ich .. die Tochter eines solchen Mannes," schluchzte sie aufS neue. „Schweige!" Damit riß Georg sie beinahe wild in seine Arme. „So schwach ist Dein Glaube an meine Liebe, so wenig Vertrauen hast Du zu mir? Mag eine ganze Welt mit Fin gern auf Dich weisen, was ,'kümmert mich ihr Urteil? Sind mir für die Fehler anderer verantwortlich zu machen? Uno bist Du nicht rein und unberührt geblieben in dem Dich um gebenden Schmutz? Nicht einmal der Saum Deines Kleides konnte daran streifest." Er schwieg und drückte Idunas Ge stalt eng an seine Brust. „Geduld, ,nein Lieb, nur noch ein paar Wochen Geduld. Dann bist Du mein für immerdar." Sie konnte nur weinen an seinem treuen Herzen und diese sanft fließenden Tränen taten ihr unsäglich wohl. Lange saß man noch beisammen und, als endlich die drei Herren sich entfernten, blieb Nanni noch bei der wicdergcfundencn, ge liebten Freundin zurück. Um Iduna nicht zu beunruhigen, hatte man beschlossen, ihr gegenüber vorläufig noch über Georgs Mißgeschick zu schweigen, und so sprach Nanni mit der Freundin hauptsäch lich über die deren Elter» betreffenden traurigen Ereignisse, wobei Iduna neuerdings den Vater beklagte und ihn zu ent- lastensuchte. „Wer weiß, ob nicht auch, er, wie so viele andere auf die Bahn des Verbrechens Hinausgeschleuderte, ein Opfer der Verhältnisse geworden war? Seine Familie hatte ihn, weil er meine Mutter geheiratet, so viel wie verstoßen und so sank er nach und nach, da keine rettende Hand sich ihm bot, von Stufe zu Stufe. Ach, Nanni, ich will ihn sehen, mit ihin reden. Ich habe die Empfindung, als sehne er sich nach mir; er ist ja doch mein Vater und ich kann und will ihn nicht verdam men. Du, meine treue Nanni, wirst mir gewiß recht geben. „Ja, daS tue ich, mein Herz. Auch ich gehe von dem Grund satz aus, daß man niemand verdamme» soll, bevor man einen . Blick in sein Inneres und in seine Vergangenheit getan hat. Tue nur, wie Dir Dein Gefühl eingibt, eS wird Dich nicht irreführen." 186,20 flüsterte Georg, zärtlich der Geliebten Hand umschließend. „Und der Juwelier wollte von einem Ankauf nichts wissen? Wie gut ist das, denn nun darfst Du an einen Verkauf nicht mehr denken." „Ein Verkauf wäre auch gar nicht mehr möglich, denn," sie senkte erglühend das Gesicht, „die Steine und Perlen sind falsch." „Falsch, diese Diamanten, Rubinen und Perlen falsch? WaS Frau Dessart gekauft, konnte doch unmöglich falscher, wert loser Schmuck sein," rief Georg erschrocken aus, während auch die anderen über diese Mitteilung frappiert waren und an einen Irrtum glauben wollten. „Damals war er echt," betonte Iduna. „Versteht ihr mich noch nicht?" setzte sie, die Hände verzweifelt ausstreckend, bebend hinzu. „Damals war noch alles echt, aber dann.. daheim ..." Ausrufe tiefster Empörung kamen von aller Lippen. Va ter und Bruder hatten auf niederträchtigste Art die eigene Tochter und Schwester betrogen, die kostbaren Edelsteine und Perlen herqusgebroche» und durch die wie jene geschliffene, imitierte ersetzt. „Und das konnte Dein eigener Vater tun? Bei Gott, das ist eine Niederträchtigkeit sondergleichen, Dein Vertrauen, Deine Harmlosigkeit so zu mißbrauchen!" stammelte Georg aus. „Ich meine immer, Erwin war der eigentliche Anstifter und, o, daß ich eS sagen muß, mein Vater, mein eigener Va ter, und ich habe ihn lieb gehabt." Tränen erstickten ihre Stimme und schamerglüht verhüllte sie ihr Antlitz. „Solch ein Mensch verdient Deine Liebe nnd Dein Er barme» nicht und er soll seiner gerechten Strafe nicht entge hen. Der bei Frau Dessart verübte Einbruch ging natürlich auch von dieser Bande auS nnd Deine Henny war die Kom plizin. Gebt acht, es wird sich noch so Herausstellen," fuhr er aufgeregt im Zimmer auf- und abschreitend, fort. „Ich würde den beide» ein unbarmherziger Richter sein." Firner lächelte über Georgs jugendliches Ungestüm. „Ei» Richter darf nicht unbarmherzig, sondern muß streng und gerecht sein," meinte er, „und so werden auch alle nach Gebühr ihre Strafe finden. Du aoer, Iduna, sei stark und mutig. Du wirst überwinden und an Georgs Seite auch diese trübe Zeit vergessen lernen.'" 85 „Iduna, meine Iduna!" rief eine teure, jetzt vor Erre gung bebende Stimme und ehe sie wußte, wie ihr geschah, ruhte sie an Georgs treuem Herzen. Sie hatte auch nicht die Kraft, sich aus den Armen des geliebten Mannes frei zumachen, seine stürmischen Liebkosungen zurückzuweisen; sie rubte aus an seinem Herzen von all dem Schrecklichen, das diese letzten Tage ihr gebracht hatten. Das süße Gefühl des Geborgenseins begann all ihre schweren Bedenken einzuschlä- sern, ja sie vergaß ihres Unglücks und der an ihrem Namen haftenden Schmach. „Mein teures Mädchen, wie konntest Du mir das antun. Vor mir fliehen?" Sie richtete sich, heftig in seinen Armen auf, seine Worte riefen ihr alles Elend ins Gedächtnis zurück. „Mußte ichs denn nicht? Wie konntest Du von mir andres erwarten? Nein, nein, Georg, nie kann die Tochter aus solcher ..." „Still, still. Was kümmert mich Deine Familie? Warst Du nicht immer abgesondert von ihr? Du wirst mein Weib, sprich mir kein Wort mehr dagegen. Und schau da ist Nanni und Onkel Fixner; auch sie haben sich viel um Dich geängstigt." Umgeben von soviel treuer Liebe und Freundschaft, saß Iduna da und schaute mit glänzenden Augen von einem zum andern, bald Georgs, bald Nannis Hand drückend, wie um sich zu vergewissern, daß sie nicht nur einen schönen Traum träume. Aber ein Blick in Georgs leuchtende Augen sagte ihr, Laß alles Wahrheit war. „Teures Kind," wandte sich Doktor Fixner an Iduna, „wo hin hattest Du Dich geflüchtet und was wolltest Du tun? Wir hätten Dich doch gefunden." Iduna erzählte nun, daß sie in einer entfernten Vorstadt bei einer armen, ulten Frau ein winziges Kabinett gemietet und den Plan gefaßt hatte, von Wien, ja, selbst aus Oester reich fortzugehen und eine Stellung anzunehmen, die erste, die sich ihr geboten hätte. Um sich Geld zu verschaffen, mußte sie den wertvollsten Schmuck zu verkaufen suchen, jden sie ja ohnedies in den neuen Verhältnissen nie mehr tragen konnte." Armes, teure» Herz, was mußt Du alle» gelitten Haben." »öe. reise den eim !ben