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SVIS>IA»»SA ^SstM —I pun yy- oqrlz I z L ° ? ? s LL L rs? L?-srZr^ dtesem „freien Waldliede der Romantik", in welchem Scheffel zarte Innigkeit mit urwüchsigem Humor glück lich vereinigte, und welches bis jetzt mehr als 275 Auf lagen erlebt hat, gab ihm ein alter Grabstein aus dem 17. Jahrhundert, den er auf dem Kirchhof zu Säckiugeu vorfand und auf dem sich eine Inschrift befand, die mit den Worten begann: „Hier ruht Herr Werner Kirch-- Hofer, der einstmals ein Trumpetter war, und seine Eheliebste Marie Ursula geb. Freiin von Schönau" — und mit den Worten schloß: Daß beid' auf Erden schon den Himmel hatten Und daß nach kurzem Witwcnleid Marie gefolgt inS Grab dem Gatten. Vom Jahre 1854 an, in welchem Scheffel von Ita lien zurückgekehrt war, lebte er in Heidelberg, und hier entstand sein „Gaudeamus, Lieder aus dem Engeren und Weiteren". Diese Lieder, die zum größten Teile in einem heiteren Freundeskreise- dem „Engeren", entstanden waren, fanden infolge ihrer geistreichen Frisch und ihres keck studentischen Dones besonders bei der Stu dentenschaft großen Beifall und ertönen noch heute fröh lich im Studentenmunde weiter. Während dieser Zeit entstand auch der Plan zu seinem größeren historischen Roman „Ekkehard, eine Geschichte ans dem 10. Jahr hundert", der, aus gründlich gelehrten Studien hervor gegangen und insbesondere auf die alten St. Gallischen Klostergeschichten gegründet, in freier Anlehnung an die Klostergeschichte die Geschichte von des junge» Mönches Ekkehard und Frau Hadwigs, Herzogin in Schwaben, Liebe erzählt. Die Jahre 1856 und 57 verlebte Scheffel in München, mit einem Roman beschäftigt, an dessen Ausführung ihn der schmerzliche Tod seiner Schwester verhinderte und der niemals vollendet wurde, und von 1858 bis 1859 lebte er in Donaueschingen, wo er die Bibliothek und das Archiv oes Fürsten Egon von Für stenberg ordnete und katalogisierte. Im Jahre 1859 wurde Scheffel von dem Großherzog von Weimar auf die Wartburg geladen, und hier auf der alten thüringischen Landgrafenburg entstand, besonders durch die Darstel lungen des berühmten Malers Moritz von Schwind ans dem sagenhaften Sängerkrieg auf der Wartburg ange regt, sei» Liederbuch „Frau Aventiure, Lieder aus Hein rich von Ofterdingens Zeit". Nachdem er hierauf ver schiedene Reisen nach Frankreich und Italien gemacht hatte, ließ sich Scheffel im Jahre 1864 dauernd in Karls ruhe nieder, wo er noch in demselben Jahre Karoline von Malzen, kne Tochter des bayerischen Gesandten hei ratete; doch sand er in seiner Ehe nicht das, was er gehofft und gewünscht hatte. Jin Jahre 1869 erschienen noch die „Bergpsalmen", und seitdem ließ der Dichter nur noch einige weniger populär geivordene Dichter werke erscheinen. Tie letzten Jahre seines Lebens verbrachte Scheffel n eltflüchtig in seiner Billa Seehalde am Bodensee in Radolfzell, wo er die meiste Zeit des Jahres bis zuin Herbste, wo er nach Karlsruhe znrückkehrte, verlebte. Peinlich« Lebenserfahrungen hatten die Reizbarkeit des ursprünglich so heiter veranlagten Dichters gesteigert, und er suchte die Einsamkeit. Gelegentlich seines 50. Geburtstages 1876. der für den inzwischen berühmt Gewordenen von ganz Deutschland gefeiert wurde und an welchen« ihm eine Huldigung zuteil wurde, wie kaum je einem anderen Dichter, wurde Scheffel vom Groß herzog von Baden in den erblichen Adelstand erhoben; aber doch konnte er seines Lebens und Schaffens nicht recht froh werden. Immer zog es ihn wieder nach Karls ruhe zurück, und hier ist er auch nach schweren Leidens tagen am S. April 1886, 60 Jahre alt, gestorben. Welche Beliebtheit Scheffel bei dem deutschen Volke gefunden hat, beweisen die Denkmäler, die man ihm an verschiedenen Orten gesetzt hat. Nachdem man ihm be reits fünf Jahre nach seinem Tode, 1891, in Heidel berg mitten auf der großen Terrasse des Schlosse? ein Denkmal in Erz errichtet hatte, entstanden ähnliche in Mürzzuschlag, im Eichenhain Serpentara bei Olcvuno Romano, in Säckingen, ans dem Aggstein und an an deren Orten, während ihm auch am Bodensee ein gro ßes Nationatdenkmal errichtet worden ist. Das schönste Denkmal aber hat er sich selbst gesetzt im Herzen des deutschen Volkes durch seine Dichtungen und nicht zum mindesten durch seine nieder, denn so lange noch ein fröhlicher Sang iin heiteren Kreise erschallt, da werden auch Scheffels Lieder erklingen und mitgcsungen werden. -fk- - Palme» und Palmgrii». )sk( Palmsonntag ist da — der Tag des größten äußeren Erfolge» im Leben Jesu. Da» Volk, von den innerlich befreienden und auf eine neue MsnschheitSstufe emporhebenden Reden deS gewaltigen Meisters ergriffen, von seiner Persönlichkeit gefangen genommen, bereitet ihm «inen begeisterten Empfang, als er in Jerusalem, die Tempelstadt, einzreht. Biel Mitläufer allerding» sind in der Menge — Neugierige, die sensationshungrig sind und die da» Schauspiel lockt. Aber auch sie „machen" wahr scheinlich „mit", al» der Jubel über den Propheten oder den Messias — denn die Meinungen über JesuS gehen auseinander — seine Anhänger dazu htnreißt, von den Palmbäumen Blätter abzubrechen und mit ihnen und ihren Obergewändern den Weg zu schmücken. — Echte Palm- blätter waren «» an jenem Tage, von der Dattelpalme (kdosvix ZaotMkora); und noch heute spielen zur Öfter zeit in Rom echt« Palmblätter eine Rolle. St« werden am Palmsonntag in den Kirchen geweiht und gelten, im Hause aufbrwahrt, al» segenbringend. Wir in unfern Gegenden bedienen un» einer anderen, bei un» einheimischen Gewächse» al» Palmsonntagitschmuck: junger Weidenzweige mit ihren Blütenknospen, Kätzchen genannt, die uns zu gleich den nahenden Frühling verkünden. Daheim in Wasser gestellt, brechen di« schwellenden Knospen auf, und di« schön gelben Staubgefäße oder die unscheinbareren Stempel (denn Staubgefäß- und Stempelblüten sind bei den Wetdrnarten getrennt) schauen hervor. Acht Tage später werden dann die Zweige al» Osterruten benutzt, um säumige Schläfer au» dem Faulbett zu treiben, und manch anderer Gebrauch noch knüpft sich in verschiedenen Gegenden an sie an. Wir alle aber hoffen, wenn wir ihr freund liche» Sprossen betrachten, auf schöne» Osterwetter, auf Frühling-lächeln draußen in der Schöpfung und tief im Innern der Brust. Denk- nutz Siunstzrüche. Die Erde ist dem Himmel nur klein und nur eine'» der Sonnenstäubchen mehr; aber ein großes Menschenhcrz bleibt noch dem Himmel groß. * Was ist das Göttlichste auf dieser Welt? Was hält uns ausrecht im Gewand vom Staube? WaS ist's, das hier zu Engeln uns gesellt? Es ist das geistig Herrlichste — der Glaube! * Wer Gottes Rat Bor Augen hat. Dem wird ein gut. Gewisse» Die Trübsal auch versüßen. Gellert'. >G Hast di« das deine recht getan,- Was geh'n dich der ^cutc Reden an. Wer für alles gleich Tank begehrt- Ter ist selten des Dankes wert. Laß sie nur spotten, laß sie nur schelten,- Tas von Gold ist, das wird schon gelten.' Trojan. - Druck und Verlag von Langer t Winterlich, Riesa. — Mir die Redaktion verantwortlich: Hermann Schmidt, Riesa. ErMler an -er Elbe. Belletr. Gratisbeilage znm „Riesaer Tageblatt". M. 14. »ei«, >r» 8. «»rtt 1811 44. 3«hr,. Sonaensehasncht. Roman von Freifrau Gabriele von Schlippenbach. (Herbert Rivulet.) Schluß. Still und einförmig floß indessen das Leben in der kleinen Wohnung der Majorin Ludolfs dahin. Die große Lücke, die Ernsts Tod hinterlassen, war den Seinen fühlbar, am meisten der Mutter, die in ihrem ältesten Sohne so viel verloren hatte. Ihre pekuniäre Lage Ivar gesichert. Willi besuchte das Poly technikum, und Emmy verdiente immer mehr. Sie hatte ein Anerbieten nach London als deutsche Lehrerin an einer großen Schule bekommen. Int Herbste mußte sie sich entscheiden, und zu Weihnachten sollte sie die sehr gut bezahlte Stellung antreten. Sie sagte sich ost, daß es daS beste für sie wäre. Wozu Bruno von Schorn Wiedersehen, wozu die Liebe zu ihm weiter nähre»? Es konnte doch nie etwas daraus werden! „Ich muß ihn vergessen und kann es doch nicht," dachte Emmy, „aber ich kann weit fortgehen und darf erst wiederkehren- wenn er verheiratet ist. Er soll eine standesgemäße Partie machen; ich weiß 7 es ist seines Katers Wunsch." Schorns kamen Anfang Juni über Berlin zurück. Elfriede eilte gleich zur Freundin und begrüßte sie herzlich, dann sagte sie: „Du mußt Mutter besuchen. Sie war heute noch zu müde von der Reise; Papa und Bruno sind schon nach Schornstätten vorangereist." 7,Er meidet mich," dachte EmMY, „ich habe seine letzten Briefe unbeantwortet gelassen." Ms Emmy am nächsten Tage zu Frau von Schorn ging, fand sie sie allein. „Nun, mein liebes Kind," sagte sie Baronin nach der ersten Begrüßung, „ich hoffe. Du kommst auch diesen Sommer wieder nach Schornstätten." Des jungen Mädchens Herz pochte heftig, aber sie sagte sehr ruhig: 7,Ich danke Ihnen für die gütige Einladung, gnä dige Frau, aber ich kann sie nicht annehmen." „Warum, mein liebes Kind? " fragte Frau von Schorn. „Ich habe meiner Schwester versprochen, dieses Jahr bei ihr zn seüc," entgegnete Emmy. 7,Läßt sich das nicht ändern?" „Nein, gnädige Frau, ich stehe in Unterhandlung wegen einer Stellung als Lehrerin an einer Londoner Schule, die ich zu Weihnachten antreten muß; da möchte ich diesen Sommer bei den Meinigen ver bringen." Cs kam sehr ruhig heraus, aber Frau von Schorns kluge Augen lasen etiras in dem Mädchengejichtc, das sie in dem Glauben bestärkte hinsichtlich einer Neigung zwischen Bruno und Ciiiiny Ludolfs. „Ich will nicht? übereilen, Hugo muß mit der Zeit nacl geben," dachte die Baronin. „Mir als Mütter liegt meines -rinde? Glück am Herzen, ich will sehen, wie ich ihm dazu vcrl,elfen kann." Ans der enttäuschten Miene Brunos 7 als er von Emmy? Stellung crsnhr, nnd daß sie die Einladung abgelehnt hatte, sah Frau von Schorn- wie ernst es ihr Sohn mit seiner Neigung nahm. EL zog im Juni aus da? große Vorwerk, aber es fehlte dem jungen Manu an der rechten Lebensfreude nnd Lust zur .Arbeit. „Kleiner Kamerad," so schrieb er an Emmy, „haben Sie unser« Frcundschaftspakt vergessen? Warum lehnten Sie die Einladung nach Schorn stätten ab? Wissen Sie denn nicht, wie sehr ich mich nach Ihnen sehne, und daß ich Sie mehr al» je vermisse? Sie denken vielleicht, weil es mir ge sundheitlich gut geht, daß ich Sie weniger brauche, als in den kranken Tagen? Tas ist nicht der Fall; niemand kann Sie mir ersetzen." Nnd Emmy antwortete: ,Jch glaube, daß jeder sich ersetzen läßt; es wäre Torheit, von mir das Gegenteil zu denke«, Herr Baron. Ich möchte unser« Briefwechsel nicht weiter fortsetzen." Ihr Mädchenstolz diktierte ihr diese Worte, unter denen ihr Herz litt. Darauf kam von Brunos Seite kein Brief mehr. „Er wird mich bald vergessen haben," sagte sich Emmy. „Cs ist besser so; auch ich lvill versuchen, darüber hinwegzukommen. Es war ein kurzer, törichter Traum!" Sie ging diese» Sommer mit Wests nnd der Mutter nach Teep. Hier in der Einsamkeit, beim Anblicke deS Meeres hoffte das junge kämpfende Wesen die Ruhe und das gestörte Gleichgewicht der Seele wiederzu finden. Irmgard verbrachte die Zeit, di« ihr Mann im Manöver war, in Schornstätten. Sie trennte sich be sonders schwer von ihm und von G., denn Wests sollten den Ort bald verlassen, um nach Königsberg über- zusicdeln- wo der Oberlehrer Direktor eines Gymnasiums geworden war. — „Wir verlieren unsere lieben Nachbar»," da? dachten der Hauptmann und seine Frau. Der Abschied fiel beiden Familien schwer. Margarete und Irmgard hielten sich lange umarmt, und Frau von Lörsbach sagte: „Nie werde ich eine so licbc Freundin wiedcrfinden. Was Du mir gegeben - bleibt mir als köstliches Eigen tum." „Ich kann Dich ruhig verlassen. Liebste," versetzte Margarete herzliche „mein Lcbensspruch: „Nur Mut, Gott hilf," ist auch der Deine geworden." Der kleine Heinz, das jüngste Söhnchen des Haupt manns wurde der Liebling aller in Schornstätten. Die beiden älteren Kinder hatten manche Unart abgelegt; Irmgard erzog sie besser, seit sie sic selbst in Zucht ge nommen." — Eines Tages kam Graf Rombeck nach Hohenfeld zu rück. Er hatte wieder den Wanderstab ergriffen gehabt und wär fortgereist, ehe Schorns heimkehrten. Er kam ab nnd zu nach Schornstätten hinüber. Kein Wort, kein Zeichen verriet ihn; er verkehrte mit Elfriede in rein freundschaftlicher Mrt. Lid fragte sich manchmal, ob er noch an ihre Borte dachte: „überk Fahr". Sie sing an- sich mit ich» zn beschäftigen. Sein mänuliches, gediegenes Wesen imponierte ihr; ein Ge fühl, das immer wärmere Färbung bekam, regte sich in dem Herzeil des jungen Mädchens. Die jahrelange Wer bung und Treue Rombecks rührten sie. Gewiß, er hatte sie nicht vergessen, er wartete geduldig feine Zeit ab. Und sie wußte, sie würde kommen. An Ernst Ludolff dachte Dlfriede wie an etwa» sehr Kostbares- wie an einen Menschen- der etwa» ganz Besonderes für sie gewesen nnd e» immer bleiben