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Wohnort und Wohnung. Die Anmeldung hat bis 25. Januar 1905 an den Geschäftsführer der Deutschen Turner schaft. Stadtschulrat Prof. Dr. Rühl-Stettin, zu erfolgen und Ist nur durch die Vereine zu bewirken. In Aussicht genommen ist nur die Vorführung einer Musterriege, nicht Teilnahme am BereinSwetturnen. — Die Beteiligung an den Einzelwelturnen steht den Teilnehmern frei. Die Reise - wird 4>/, bis 5 Wochen beanspruchen. Die Kosten trägt : die Deutsche Turnerschaft. — Für die Schiffahrt machst, sich die Reparatur an der AuIustusbrücke in Dresden unangenehm bemerkbar, da die Schleppdampfer nicht durch die Brücke fahren und die Kähne nur bis dahin schsteppen können. Mit Mühe werden diese dann mit Zugseilen durch die Bogen bugsiert. Bei dem! gestern abend stark aufgetretenen Sturme wurden zwei große Elbzillen quer vor die Brücke gedrückt, jedoch ohne beschädigt zu werden. * Zeithain. Am 1. und 3. Feiertage wurde hier im Gasthofe eine Weihnachtsfeier, bestehend in passender Abwechselung von schönen Gesängen und Deklamationen, sowie im Anschluß daran ein dramatisches Kinderfestspiel „Waldhüters Weihnacht" von Krüger, unter Leitung des Herrn Kirchschullehrers Greis und gütiger Mitwirkung einiger Erwachsener von den hiesigen Schulkindern veran staltet und kam in sehr wohl gelungener Weise zur Auf führung. Der Saal war beide Mal schon stundenlang vor Beginn der Feier dicht gefüllt. Döbeln, 28. Dezember. Unter dem Verdacht, sein Gut in Brand gesteckt zu haben, wurde in Seifersdorf bei Roßwein der Gutsbesitzer Heft verhaftet. Das Feuer zer störte damals drei Gebäude. (Lpzg. N. N.) Dresden. Das der Stadt Dresden gehörige Ritter gut Klingenberg hatte im Jahre 1903 nach dem jetzt vor liegenden Verwaltungsberichte des Rates ein erfreuliches und zufriedenstellendes Wirtschaftsergebnis. Der Rechnungs abschluß ergab einen Reinertrag von rund 19476 Mk., das ist gegenüber den im HauShaltplane für 1903 eingestellten Summen ein Mehr von 10636 Mark. Dieses günstige Ergebnis ist in erster Linie auf den höheren Ertrag der Vieh- und Milchwirtschaft, auf die gute Getreide- und Kartoffelernte, auf den höheren Ertrag der Spiritusbrennerei und auf das Mehrerträgnis der Forstwirtschaft zurückzu führen, anderseits konnten in den meisten der vorgesehenen Ausgabeposten nicht unerhebliche Ersparnisse erzielt werden. Der Viehbestand blieb von Seuchen verschont, ebenso die Felder, Wiesen und Wälder von Hagel- und Wasserschäden und Wind- und Schneebruch. — Im Rittergute Klingen berg ist bekanntlich auch die städtische Trinkerheilanstalt mit untergebracht. Dresden. Se." Maj- der König begab sich gestern nach Moritzburg zur Tiergartenjagd. Tie hierzu mit Ein ladungen ausgezeichneten Herren versammelten sich vor mittags VslO Uhr pm dortigen König!. Schlosse. Am .Lagdfrühstück, das Mittags im Hellhause stattfand, nah men auch die inst ihrem Begleiter dort eingetroffenen jungen Königlichen Prinzen feil. Um 6 IM fand bei Sr. Majestät dem Könige im Residenzschlosse Tafel statt, «n der Ihre Majestät die Königin-Witwe und die übrigen Mitglieder des Königshauses mst den Tamen und Herren vom Tienst teilnahmen. — Laut der vom Königl. Ober- hofmarschallamt erlassenen der Hofgesellschaft bereits zu gestellten Ansage wird Se. Majestät der König am bevor stehenden Neujahrstage im Residenzschlosse Glückwünsch- rmgs-Couren annehMen. Diese Couren beginnen mittags D Uhr mit den Herren Staatsministern, denen nach 1 Uhr "die Herren des Corps diplomatique und die am König lichen Hofe vorgestellten fremden Kavaliere, sowie r/i2 . Uhr die am Königlichen Hofe vorgestellten einheimischen Herren vom Zivil und die Herren Militärs z. D. und a- D. i und r/r2 Uhr die Generalität und die Offizierskorps fol gen. Neujahrsabendfestlichkciten finden wegen der Hof trauer für Se. Majestät König Georg nicht statt? Pillnitz, 29. Dezember. Ortssteuereinnehmer Bütt ner von hier wurde wegen Unterschlagung amtlicher Gel der verhaftet und an die Königl. Staatsanwaltschaft in Dresden eingeliefert. (Lstz. Tbl-) * Niedersedlitz. Die Elektrizitäts-Aktien-Gesell- schaft vorm. W. Lahmeyer L Co., Frankfurt a. Main, bezw. "Deren Zweigniederlassung Dresden ist von Seiten des neu ' gegründeten Gemeindeverbandes Niedersedlitz—Lockwitz— Kreischa der Auftrag für den Bau einer elektrischen Bahn Niedersedlitz—Kreischa zuteil geworden. Bautzen. Ter Sohn des hiesigen Fabrikanten Os kar Butter, der vermißt wurde und über dessen Schicksal -Die Angehörigen seit Monaten im ungewissen waren, hat jetzt endlich ein Lebenszeichen von sich geben können, und zwar aus — Algier, wo er fieberkrank im' Lazarett liegt. Butter jun. hatte, wie seinerzeit gemeldet, Ende September die letzte Nachricht von sich gegeben, und zwar, von Paris aus, wo er geschäftlich zu, tun hatte. Durch nloch, nicht auf geklärte Umstände ist er dort zur Fremdenlegion rekru tiert und mit einer Anzahl anderer junger Leute dann nach Algier transportiert worden. Bon 20 seiner unglück lichen Kameraden, die gleich ihm das gelbe Fieber hatten, find 15 bereits gestorben. Pulsnitz, 29. Dezember. «In der Obersteinaer Mordangelegeicheit wurden am Mittwoch von dem Unter suchungsrichter beim Landgericht Bautzen etwa 30 Per sonen vernommen. Thomschke befindet sich im Bautzner Untersuchungsgefängnis und wird sich wahrscheinlich schon im nächsten Monat von den Geschworenen zu verant worten haben. Frohburg, 29. Dez. Ein schrecklicher Unfall er eignete sich hier in der Wohnung des GeschirrfühkerS Knorr. DaS 9jährige Töchterchen machte sich am Ofen zu schaffen, alS plötzlich Schürze und Kleider Feuer fingen. Auf daS Lsammergeschrei d«S auf die Straße stürzenden, am ganzen Körper brennenden KlndeS eilte wohl Hilfe herbei, aber sie kam leider zu spät. DaS arme Mädchen erlag bald darauf seinen Verletzungen. ES ist daS dritte Kind, daS die Eltern im laufenden Jahre verloren haben. Mittweida. Am Mittwoch wurde beim Königlichen Finanzministerium in Dresden eine Deputatton, bestehend auS den Herren Bürgermeister Freyer, Stadttat Kommerzien rat Decker, Stadttat Fabrikant Rüdiger, Fabrikant Weiden müller, Landtagsabgeordneter Harter-Neudörfchen und Ge- metndevorstand Schmaltz-Ringethal in der vielerörterten Zschopautalbahn-Angelegenheit vorstellig. Die Deputation wurde von Herrn Finanzminister Dr. Rüger empfangen und ihr der Bescheid erteilt, daß das Königliche Finanz ministerium keine Bedenken dagegen habe, wenn im Zschopau tal, von Mittweida ausgehend, eine Industriebahn von privater Seite errichtet werde. (Tbl.) NarSdorf, 29. Dez. In Göritzhain bei Lunzenau stürzte gestern der WirtschastSbesitzer Friedrich Karl Hahn vom Scheunenboden, wobei er das Genick brach. Hahn ist kurze Zeit darauf verstorben. Buchholz, 29. Dezember. Durch die Polizei fest genommen und dem zuständigen Königlichen Amtsgericht zugefllhrt wurde ein etwa 30 jähriger Arbeiter wegen ge fährlicher Körperverletzung. Er war in einer Kartonnagen- fabrik und Buchbinderei mit einem etwa gleichaltrigen Mit arbeiter in Streit geraten, der in Tätlichkeiten ausartete. Hierbei hat er seinen Gegner mit einem Schnitzmesser in die Bauchseite gestochen und schwer verletzt. Im Expedi tionsraume der Ortskrankenkasse, wo er sich erst eine Be scheinigung erbat, die ihn berechtigte, sich in ärztliche Be handlung zu begeben, schwanden dem Gestochenen die Kräfte. Auf Anordnung des sofort zu Hilfe gerufenen Arztes mußte er mittelst Wagens nach dem Stadtkranken hause transportiert werden. Es scheinen innere Organe verletzt zu sein. Der Messerheld will seinem Mitarbeiter versehentlich die schwere Verletzung beigebracht haben. Falken stein, 29. Dezember. Gestern starb hier der Großindustrielle Arnold Schmalfuß im 48. Lebens jahre. Der Heimgegangene war Gründer der größten und ältesten Stickereifirma E. Schmalfuß L Söhne in hiesiger Stadt.« Waldheim, 28. Dezember. Anläßlich des Weih nachtsfestes wurden 10 Insassen des hiesigen Männerzucht hauses teils infolge Begnadigung seitens des Königs ent lassen, teils beurlaubt. CriMmits chau, 29. Dezember. Der von dem Ver ein zur Erbauung eines Bürger-Hospitals bisher ange sammelte Fonds hat die Höhe von 103 618 M. 95 Pfg. erreicht. — Bei der heute vollzogenen anderweiten Stadt verordnetenwahl (gegen die Wahl vont 14. November war berechtigter Einspruch! erhoben worden) siegten die Sozial demokraten mit 20 Stimmen Mehrheit. Werdau, 29. Dezember. Kantor Noatzsch hier ist als Musiklehrev an das Seminar zu Aunaberg II, das künftig nach Leipzig verlegt wird, berufen worden. Oelsnitz i. E. Der Bergarbeiter S von hier, der wegen Verdachts, einen Giftmordversuch an seiner Frau gemacht zu haben, verhaftet war, mußte aus Mangel an Beweisen auf freien Fuß gesetzt werden. Eibenstock. In Wolfsgrün ist in der Christnacht ein Schurkenstreich verübt worden. Der 19 Jahre alte Sohn des Werkführers Böttger wurde durch Geprassel und Feuerschein aus dem Schlafe geweckt. Zum Glück gelang es, den in der Bretschneiderschen Schleiferei entstandenen Brand zu löschen. Es zeigte sich, daß der Bretterverschlag, der die Böttgersche Wohnung von der Schleiferei trennt, sowie in der Nähe befindliche Holzvorräte stark mit Petro leum begossen waren. Nur dem rechtzeitigen Erwachen Böttgers ist es zu verdanken, daß nicht die ganze Familie ein Opfer der Flammen geworden ist. Jedenfalls liegt ein Racheakt vor. Der Täter ist durch eine eingedrückte Fenster scheibe eingestiegen. Von der sächs.-böhm. Grenze, 29. Dez. Der Hebung der Spitzen-Jndustrie im Erzgebirge wendet die österreichische Regierung in neuerer Zeit erhöhtes Interesse zu. Mit 1. Januar 1905 werden die Spitzenklöppelschulen in Heinrichsgrün bei Graslitz, Neudorf und Hengstererben, mit 1. Juli die Schulen von Gottesgab und Platten ver staatlicht. In Breitenbach und Seifen sollen neue Schulen errichtet werden. Das Lehrziel in diesen Schulen soll erhöht und die Arbeiterinnen sollen dahin gebracht werden, selbst ständig neue Muster zu entwerfen. Plauen i. V., 28. Dez. Der Stadtgemeinderat hat in seiner heutigen Sitzung 2000 Mk. zu den Vorarbeiten für den Bau einer neuen (der zwölften) Bürgerschule in der Südvorstadt bewilligt und den Ankauf eines 9500 Quadratmeter großen Platzes an der Breitestraße für den Bau einer neuen Realschule oder eines Realgymnasiums beschlossen. Leipzig, 29. Dez. Unter dem dringenden Verdacht, sich des Betruges schuldig gemacht zu haben, erfolgte die Festnahme eines 22 Jahre alten Agenten aus Berlin. Der selbe hatte in der Ostvorstadt ein Bureau errichtet und er ließ Inserate als DarlehnSvermittler. Von zahlreichen Personen nahm er auch die Vermittelungsgebühren entgegen, aber an Besorgung der Darlehen dachte er nie. Sehr viele arme Familien, darunter einige auS Chemnitz, die gegen Verpfändung ihrer Möbelstücke auf eine baldige Geldunter stützung warteten, sind in die größte Besorgnis geraten. — Am 1. Feiertag abends sind in einem Lokal der Weststtaße zu Leipzig-Lindenau einem hiesigen Privatmann zwei Ein lausendmarknoten mittelst Taschendiebstahls entwendet worden. — Ein Schadenfeuer hat gestern nachmittag in der Dorotheen- sttaße in dem Eisen-, Stahl- und Kurzwarengeschäft von BongS stattgefunden. Mehrere Lagerräume sind vollständig -ausgebrannt. Dem Inhaber ist ein Schaden von einigen Tausend Mark entstanden. DaS Feuer soll durch sunvor- flchttgeS Umgehen mit einer TpitttUSlampe seitens eines dortigen Laufburschen verursacht worden sein. Die Feuer wehr hat den Brand nach einstllndiger Arbeit unterdriickt. «ermtfchte». Für jene, die Man nicht sehen soll Unter dieser Ueberschrift bringt das „Neue Wiener Tagblatt" ^nachfolgende Skizze, die in erschütternder Weise ein Stück aus dem Leben der nach Sibirien Verbannten schildert: „Wer das kleine sibirische Dorf Zitma kennt, der wird wohl erraten, um' lvas es sich hier handelt; aber für alle jene, die den Namen früher vielleicht nie ge hört oder höchstens flüchtig gelesen haben, sei erwähnt, daß Zitma an der direkten, von Europa nach dem Lande der Verbannung führenden Route gelegen und das letzte Torf vor Nertschinsk ist, jenem gesürchtetsten alter sibi rischen Verbannungsorte, in welchem sich die Goldminen, befinden. Zitma besteht, gleich allen anderen sibirischen Dörfern, bloß aus einzelnen Häuschen, Jsba genannt.. Doch keinem Menschen hat je der Name Zitma so wohl geklungen als jenen Unglücklichen, die durch das Straf urteil Zeit ihres Lebens nach Nertschinsk verbannt wur den. Ihr ganzes -Sinnen und Trachten, das Ziel ihrer Wünsche, ihr einziger Hoffnungsschimmer ist, jenes kleine Dörfchen zu erreichen, denn ist es ihnen gelungen, so weit unbemerkt zu entkommen, so sind sie sicher, dort Nahrung, vielleicht auch Obdach zu finden. Sie wissen, daß sie nur wenige Meilen weit von Irkutsk entfernt und auf der direkten Straße nach Europa sich" befinden. Alljährlich soll es auch vielen Verbannten gelingen, über Zitma zu entkommen. Meistens warten die Sträf linge die wärmere Jahreszeit ab, eh: sie einen Flucht versuch wagen, doch wenn sich zufällig eine günstige Gelegenheit hierzu im Winter bietet, so wird sie be greiflicherweise ohne Zaudern ergriffen, obwohl sich' dann kein Flüchtling der Hoffnung hingeben darf, vor Einbruch des Frühlings Europa zu erreichen. In den seltensten Fällen wagen cs die Flüchtlinge, in irgend einem Hause um Obdach zu bitten, und selbst die Er langung von Nahrungsmitteln wäre mit großen Schwierigkeiten und Gefahren verbunden, mitunter auch ganz unmöglich, wenn ihnen nicht von unbekannter und ungesehener Hand der nötigste Lebensunterhalt aus ihrer Flucht gespendet würde. Wie sich eine solche Spendung vollzieht, wurde von einem Schriftsteller, der einmal zur Weihnachtszeit der Szene beiwohnte, geschildert. In einer am Ende des Torfes gelegenen Jsba, die allem An scheine nach einem wohlhabenden Bauern-gehörte, war die Gornitza (jener Wohnraum, der nur bei besonderen Fest lichkeiten benutzt wird) hell erleuchtet und der große Kachelofen sprühte. Tie Familie hatte sich vollzählig versammelt, um den Weihnachtsabend mit einem Fest mahle würdig zu begehen. Knapp unter dem Fenster stand ein gedecktes TischckM mit einer helleuchtenden Lampe, einem Kruge Wasser und einem Stück Brot, und bei jedem frisch aufgetragenen Gerichte stand die' Tochter des Hauses auf und setzte eins der besten Stücke aus diesen Neben tisch. Das Mahl war bereits' zu Ende und man hatte die gebräuchlichen Choralgesänge angestimmt, als plötzlich eine Stimme von draußen klar und deutlich die Worte rief: „Gott sei mit Euch!" Wie mit einem Schlage verstummte der Gesang, und der Hausvater, von seinem Sitze auf stehend, ohne sich jedoch von seinem Platze zu rühren, antwortete in feierlichem Tone: „Und mit Dir. Wir haben Dich erwartet, Dein Teil ist bereit." Draußen vor dem Fenster vernahm man nun das Geräusch knarrender Schritte im festgefrorenen Schnee, das Fenster wurde- ein wenig geöffnet und eine Hand erschien in dem Spalte, tastete etwas umher, ergriff dann das Brot und ver schwand. Alle Anwesenden hatten sich ernst und schwei gend erhoben und stunden mit gefalteten Händen und zu Boden geschlagenen Dingen da. Jetzt erschien di« Hand -zum zweiten Male und nahm den Krug. „Nimm ihn Mn! sprach der Muschik, ohne den Köpf zu wenden. „Heute ist ja der heilige Abend. Willst Tu noch etwas?" — „Betet für mich!" kam die Antwort zurück. Man hörte, wie der Krug in langen, gierigen Zügen geleert wurde, und dann vershallten allmählich die sich entfernen den Schritte im krachenden Schnee. . - In allen Häu sern Sibiriens, wo wohlmeinende Menschen?w0hnen, steht jahraus, jahrein ein gedeckter Tisch mit Lampe, Brot und Wasser beim Fenster bereit für jene, die man nicht sehen Ml, das heißt für Flüchtlinge. Tie Leute tun es, weil sie sagen, daß ,es^ Gottes Wille sei, daß die Sträf linge entfliehen; somit müsse jeder ihnen nach Kräften beistehen; nur zu Gesicht will man sie nie bekommen, um den etwaigen Verfolgern mit gutem Gewissen sagen zu können, man habe niemand gesehen und wisse nichts. Ter Fund im Straßenbahnwagen. Dieser Tage wurde in einem Wagen der städtischen Straßenbah nen in Wien eine Kassette mit 3500 Kronen österreichischem Geld« gefunden. Sie gehörte, wie sich bald herausstellte, dem Grafen Henckel-Tonners'marck und wurde ihm auch von einem Kondukteur der Bahn zurückgestellt. Es fehl ten jedoch 2000 Kronen. Die Erhebungen ergaben ein überraschendes Resultat: es stellte sich heraus, daß der scheinbar ehrliche Ueberbringer selbst der Dieb war. Er war einstmals beim Grafen bedienstet gewesen und des halb nkit den lokalen Verhältnissen gut vertraut, schlich sich ins Palais, stahl die Kassette, entnahm ihr zwei tausend Kronen und legte dann' die Kassette mit den übrig bleibenden 3500 Kronen in den Beiwagen, um den Glau ben zu erwecken, der Dieb habe sie beim Abspringen ver gessen. Indessen hat ihn gerade dieser Umstand verdäch tig gemacht. Tie 2000 Kronen, die er der Kassette ent nommen, wurden bei einer in seiner Wohnung porge- nommenen Hausdurchsuchung unter einer Tischplatte in