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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.10.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-10-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192510205
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19251020
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19251020
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-10
- Tag 1925-10-20
-
Monat
1925-10
-
Jahr
1925
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.10.1925
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vermischtes in BreSlau Gestern abend setzte em, der bi» m die späten Nachtstun- Wirkung «nf ass« tn Mag, kommendat Kresse Si^iettt» könne«. F« allgemeinen aber «ruß man stch darüber klar sein, Satz stch die Wirkungen aller Maßnahmen erst allmählich bemerkbar machen können und baß kaum -urch Machtworte de» Staate» von heute aus morgen ein durchschlagender Er» folg erwartet werden dars. ES müssen sowohl da» ver- ständni» der Wirtschaft für die Lage de» gesamten Volke» al» auch ein zweckdienliche» Verhalten der Verbraucher zu» sammenwtrk«, nm greifbare und »usrtebenftellenbe Ergeb» niste zu erzielen. Vücherschtm. „D« Keld»K«merad". Im Eigenverlag de» Bunde» sächsischer Felb-Kameraden-Vereinigungen, Sitz Leipzig, erscheint al» testen Svrachoraan nnd Nachrtchtenblatt zahl- icicher Landesverbände sächsischer Regiments-Vereine „Der ?vclb-Kamerad". Zufolge ihrer trefflichen AnSgestaltnng, owie der sorgsamen Pflege des Berichtteiles stellt die Schrift <i» anAae»etwvete» SrinnerunaSblait küe di» ebemaliaen Schnee fall heftiger Schneefall den anhielt. , Großer Schmucksachendiebstahl in Ham- dura. Fassadenkletterer drangen gestern nacht in eine am Harvestehuder Weg gelegene Billa ein und entwen deten Gchmucksachen im Werte von rund 120000 Mark. Für die Wirderherbeischaffung der gestohlenen Sachen sind 15 000 Mark al» Belohnung ausgesetzt. Der Raubmörder Koslowski sestaenom- men. Wie die Danziger Zeitung meldet, ist der Chauffeur Johann Koslowski, der am 15. September bei KSsemark den Chauffeur Jurczik ermordet und beraubt hat, auf Ersuchen der hiesigen Kriminalpolizei bet Königsberg in der Neumark sestgenommcn worden. Die Auslieferungs verhandlungen sind in die Wege geleitet. Urteil im Mordprozeß Schreiber in Ber lin. Da» Schwurgericht verurteilte den wegen Tötung seiner Ehefrau angeklagten ehemaligen Studienrat Dr. Schreiber wegen Totschläge» unter Zubilligung mildern der Umstände zu 3V, Jahren Gefängnis unter Anrechnung von 6 Monaten Untersuchungshaft. Unterschlagungen eine» Kassierer». Der Kassierer dcS Finanzamtes in Mors war rn den Verdacht geraten, Unterschlagungen begangen zu haben Bei einer Nachprüfung der Kassen ergab sich, daß er den Betrag von 300 000 Mark unterschlagen hatte. Siegmund stellte sich daraus selbst der Polizei. Da» achte Kind. Ter englische Arzt Dr. Bercoiv will nach langen Untersuchungen, hauptsächlich bet Schul lindern sestgcstellt haben, daß die Auffassung, das erste Kind eurer Ehe sei gewöhnlich das kräftigste, nicht zu trifft. Er behauptet, wenn iu einer Ehe acht Kinder gezeugt werden, so sei das achte Kind immer das kröi- tigste gewesen. Nu Größe und Gewicht überrage es die anderen. Eine opferwillige Frau. Vor einem öfter- reichischen Gerichtshof sollte dieser Tage gegen e neu Mann verhandelt werden, der in einer früheren Gerichts verhandlung, der er als Zuhörer beigewohnt hatte, den Richter beleidigt hatte. Der Manu erschien zu dem angesetzten Termin nicht. Dafür aber erschien seine Frau. Sie erklärte, ihr Mann hätte eine dringende Geschäfts reise unternehmen müssen und könne nicht erscheinen. Er lasse aber den Gerichtshof sagen, er gebe sein Vergehen zu, und man solle ihm nur oie verdiente Strafe zudik tieren. Nun, entgegenkommend, wie die österreichischen Gerichte sind, willfahrte der Richter dem Wunsche und verurteilte den Delmauenten zu einigen Tagen Arrest. Nach der Verkündigung des Urteils schüttete die Frau ihr Herz aus. DaS mit der Geschäftsreise sei nicht wahr. Sie habe ihrem Manne die Vorladung gar nicht ge zeigt und sei für ihn erschienen, weil sie schon wisse, baß er vor Gericht wieder Radau gemacht und sich noch Schlimmeres zugezogen hätte. Jetzt werde sie «S schon fertig bekommen, ihm nach und nach beizubringen, daß er einige Tage abzusihen habe. Am liebsten möchte sie, wenn eS nur ginge, auch gleich noch für ihn sitzen! — Da sage noch einer was gegen die Opferwilligkeit der Frau! Brandlegung alSErwerb. Im böhmischen Be zirke Königsstadtl wüteten Heuer bereits 62 Brände. Tw sind fast alle absichtlich gelegt. Man hatte eine ganze Bande Brandstifter gemietet, um in den Besitz Hoher Ver sicherungssummen zu kommen und zahlte pro Brandstif- tuns 1500 bi» 6000 Kronen Belohnung. Die Versicherungs gesellschaften mußten bisher mehrere Millionen zahlen. E» wurden bisher 20 Personen verhaftet, neue Verhaf tungen stehen bevor, da bereit» an 100 weitere Personen al» mitbeteiligt genannt werden. ES handelt sich um «ine gutsituierte landwirtschaftliche Bevölkerung fast durchweg» tschechischer Nationalität. Der bestrafte Trompeter. Die Chronik der Stadt Naumburg an der Saale erzählt eine heitere Epi sode au» dem Dreißigjährigen Krieg, die sich in ihren Mauern abgespielt haben soll. Mit einer Abteilung Kara binier», die stch in dem Städtchen einquartierte, war auch ein kecker Trompeter angekommen, der den längeren Kunst nnd Wissenschaft. Gtra«ß»Ur«tftithrn»a in DreSdex. In eine« Sinfonie konzert der Dresdner StaatSkapelle gelangte ein neneS, noch »«gedrucktes Werk von Richard Strauß zur Urauffüh rung, La» -en Titel „Parergon zur Sinfonie domestica" führt und für Klavier und Orchester geschrieben ist. Der Tondichter verwendet al» thematische» Matertal geistreiche Umformungen einiger Hauptmotive aus der „Domestica", »ringt aber auch neue Gedanken, von denen ein« fröhliche Melodie in F-Dur besonder» schön ist. Reizvolle Äer- arbettuug und Verschlingung der Themen bekunden die kontrapunktische Meisterschaft des Komponisten, der e» na türlich auch an glänzender Verwendung aller Mittel be» Orchester» nicht fehlen läßt. Daß auch Anklänge an -en .Rosenkavalier* und „Till Eulenspiegel* vorhanden sind, verstärkt den Reiz de» fesselnden Tonstücke», da» zwar keine fest umgrenzten Sätze aufwetst, stch aber in fünf deutlich erkennbare Abteilungen gliedert. Der Klavierpart ist für den einarmigen Pianisten Paul Wittgenstein verfaßt, der da» Werk auch au» der Taufe hob. Ueberau» geschickt weiß Strauß für Klavier so zu schreiben, daß ein volle» Klang bild entsteht und «in unbelehrter Hörer meist kaum merken dürfte, daß der auSführenbe Künstler nur mit der linken Hand spielt. Wittgenstein leistet in Technik und Vortrag Erstaunliche», nur seinem Anschlag mangelt die Zartheit und Abtönung. Generalmusikdirektor Busch brachte die ziemlich schwierige Komposition prachtvoll herau» und teilte sich mit dem Solisten in den starken, ja geradezu enthusiastischen Beifall. F. «. Geißle,. Desske, künstlerischer Leiter der deutsche« GemerbeauS. üellnng IW». Die gesamte künstlerische und architektonische Gestaltung der deutschen TheateranSstellung ItzSS ist Deffke lBerltni, dem neuen Organisator der Magdeburger Kunst gewerbe- nnd Handwerkerschule, übertragen -""ede». von ihren Aeikgenossen Der letztere gesteht selber von sich ein, dass er eine unwiderstehliche Gewohnheit habe, beim Essen zu schmatzen. Al» die ersten Messer und Gabeln austauchten, waren sie au« kostbarem Material geformt, Silber und Gold, und al« da» Porzellan anf- kam. Griffe au» diesem gebrechlichen, mit der Hand kw- malten Stoff, waren zuerst an dar Tagesordnung. Wie die Tischsitten haben auch die Speis«» gewechselt. Biele der heute ganz gebräuchlichen Gerichte waren unseren vor fahren unbekannt und erregten Sensation bet ihrem ersten Auftauchen. Die Geschickte der Kartoffel ist bekannt. Weniger bekannt aber ist, daß die ersten Brechbohnen wahre« Aufsehen erregten, und daß man im Jahre 1696 in Frankreich 100 Franken für einen Liter bezahlte. Die berühmte Madame von Maintenon schreibt zu dieser Zeit: „DaS Kapitel Bohnen dauert noch an. Die Ungeduld, sio zu kosten und die Freude sie zu essen sind so groß, daß unsere Prinzen seit vier Tagen mchtS anderes tun, als davon zu reden." Desgleichen ist da« heutige Weißbrot eine verhältnismäßig späte Erfindung. Die vornehmen der früheren Zeiten ließen, um etwa» bessere« Brot zu haben, ihr Brot im eigenen Hause backen. Da« Volk besaß ein für unsere Begriffe kaum verdauliche» Schwarzbrot. Erst am Ende de» 16. Jahrhundert» kam man auf den Gedanken, dciS Mchl mit Milch anzurühren. Handel nnd Volkswirtschaft. An der Berliner Börse war am Montag die Stimmung auf dem Efscstcnmarkt wieder etwa» abgeflaut. Die aus ländischen KansorderS setzten sich nicht fort, und auch aus der Provinz waren neue Kaufanträge nicht etngegangen. Auf dem Rcntenmarkt waren inländische Anleihen gegen- über den Sonnabendkursen leicht abaeschwächt. Bet den Eisenbahnaktien gewannen Elektrische Hochbahn X Prozent. Schiffahrt»- und Bankaktien waren überwiegend gedrückt. Die meisten Kurseinbubcn ivaren wieder auf dem Montan markt zu verzeichnen. Die Aktien der Oberschlesischen Eis«. bahnbedarfs-Gcscllschast gingen nm SN Prozent, die der Schlesischen Zinkhütte» um Prozent und die der Oberschlcsischen KokSwerkc um ?!-< Prozent zurück. Di« übrigen führenden Papiere verloren durchgängig 1 bi» 2 Prozent. Da» Geschäft in Kaliwerten war belanglos. Bet -en Farbwerten, den chemischen W-rteu und Elektrizität»- werten sowie bei den Aktien der Maschinenfabriken gab e» überall Kursrückgänge, wenn auch nicht In so erheblichem Maße wie bei den Montanaktte«. Der Satz für tägliches Geld war 8 bis 10 Prozent. Der PrtvatdtSkont blieb un verändert. Am Devisenmarkt ist der französische Franc abermals beträchtlich gefallen. — An der Produktenbörse blieb das Geschäft in Brotgetreide wiederum gering. Die Preise konnten sich indes behaupten. Betrieböeinschräukung auf ber Thyss«hütte. Auf brr Thvffenhütte in Hamborn ist eine wettere Verminderung der Belegschaft mit 7 Prozent erforderlich geworben, so daß Sonnabend weiteren 600 Arbeitern gekündigt wird. Bon der BetriebSeinschrLnkung werden namentlich die Mascht- nen- und Elektrizitätswerke und -Werkstätten betroffen. Unverzinsliche prenßische ReichSmark-Schatzauweisuu« gen. Die Preußische Staatsbank (Seehandlung) ist ermäch- ttgt worden, unverzinsliche preußische ReichSmark-Schatzan- weisungen — sogen. Schatzwechsel — mit einer Laufzeit von 1—8 Monaten auSzugeben. Die Gchatzanweisungen werden mit Fälligkeiten vom 15. 11. ab an Banken und Bankier» mit 7>L Prozent verkauft mit der Maßgabe, daß an Prt. vat« kein niedrigerer Satz gewährt werden darf. Allerlei Humor. EinUrteil Goethes. Al» man Goethe Über eine sehr schmeichlerische Ode an Len Grotzherzog befragte, sagte er: „Fürsten haben e» zwar gern, wenn man ihnen Zucker- pflanzen überreicht, aber sie lassen sich nicht gern mit Zuckerhüten bewerfen." Millionärs-Ansprüche. Kürzlich fuhr eine Dame mit einem Motorboot über den Genfer See, und Labei fiel ihr -er Ring vom Finger. Sie erklärte, daß sie die Frau eine» Nemyorker Millionärs fei, und da ber Ring sehr kostbar war, richtete sic an den Kapitän die fol gende Aufforderung: „Halten Sie an. Ich wünsche, daß der See abgelasse« wird, und ich werde die Kosten bezahlen." Der Lokalpatriot. Ein Reisender, -er in ein abgelegenes verschlafene» Dörfchen kommt, sagt zu einen, vorübergehenden: „In Eurem Nest ist wohl nicht viel loS?" „Was?" erwidert dieser empört. „Bet un» nicht viel los? Wir hatten hier erst vor zwei Wochen Mond- ftnsterntS. Vielversprechend. Reisender zum Hotelportter: „Was kostet bei Ihnen ein Zimmer im Monat?" „Das weiß ich nicht. Da mutz ich erst den Direktor fragen." „WaS, da» wissen Sie nicht?" „Nein, mein Herr, bei uns ist «och niemand länger als drei Tage geblieben." MitglteLSbeiträge, dürst« e» ber Gesellschaft ber Freunde, di« bereit», wie an» dem Druckvermerk am Schluffe Les BucheS zu ersehen ist, über 400V Mitglieder zählt, voraus sichtlich viele neue Mitglieder zuführen, zumal ein jeder die Mitgliedschaft gegen einen Jahresbeitrag von zur Zeit 10 Mark erwerbe« kann. Die Wunder »er Hypnose bilde« da» Thema des neuesten Werke» de» bekannten Direktors des der Wiener Universität angeschloffenen „Wiener Parapsychischen Insti tut»", Regierungsrat U. Tartaruga. Berfasser gewinnt dem Hypnose-Problem ganz «en« Vesten ab; er bringt keine langen theoretischen Erörterungen, sondern fußt durchweg auf neueste« und eigenen Experimenten und Erfahrungen. Besonders interessant ist da» Buch wegen de» hier zum ersten Male genauer geschilderten, seinerzeit in der ganzen Presse lebhaft diskutierten hypnotischen Mordversuchs eines Wiener MedinmS an dem Wiener Kliniker Pros. Wagner- Jauregg: auch das Bild Le» Medium» wirb in -em Werk, das reichen vilderschumck anfwetft, wiedergeaeben. Andere Bilder dieses reichhaltigen Werk» (Baum-Verlag, Pfulltn- gen 1« Württ., Preis IM Mark) zeig« da» in diesem Maße nur burch Hypnose erzielbar« Wachstum etnzelner Körper- Partie«, die Geraderichtung einer verkrümmten Wtrbel- säule, dte Heilung einer Dauerlähmung usw. Westerman«» Monatsheft«, 70. Jahrgang, Oktober INS. Mark 2.—. Verlag Georg Westerman«, Braunschweig und Hamburg. — Da» Oktoberhest von „Westerman«» Monats heften" steht wieder auf einer beachtlichen Höhe. Die beiden Romane „Der Weg nach HeiltSoe" von Paul Steinmüller und „Geter um Marienburg" mm Werner Jansen werben fesselnd wettergeführt. «eben reiche« farbigem Bilder schmuck fällt ein Aufsatz von Karl Gustav Grabe „vom Er lebe« be» Tanze»" mit aut gelungene« Aufnahmen auf. Auch textlich ist diese Einführung t» da» Wesen de» moder nen Kunsttänze» beachtenswert. Name« wie Lene vowttz, Lueie Kteselhausen, Maria Behm, Mary Wtgmann, Jutta Klamt und Laban treten hervor. — Ei« Bild vom Schaffen des sechzigjährtgen Friedrich Ltenhartt gibt Professor Dr. Georg Nehrung. In Wort und Btlb wird ber Leser aus einer fröhlichen Wanderfahrt durch» Neckartal geführt, lernt da» Münchner vktoberfeft au» einem farbig illustrierten Aussatz kennen und hat sein« Freude an der Darstellung de» Schaffen» verschiedene, zeitgenössischer Maler. — Be- sonder» interessant ist eine Plauderet von UntversitätSpro- scffor Dr. Adolf Marcuse über die „Kehler der Sinne»- Wahrnehmung" und di« Bemühungen von Wissenschaft und Technik, dies« Fehler au»z«schalten. DlfenkffM feister Truppe dazu benutz». Ach unter den Mädchen von Naumburg nach einem Liebchen umzuschauen. Er hatte Glück: da» einzige Töchterchen deS Stadtturm wächter», al« eine» der schönsten Mädchen weit und breit bekannt, schenkte ihm ihr Her». Trotzdem ber Türmer, der von der Werbung de» Trompeter» nicht» wissen wollte, allabendlich, wenn er nach der Schenke ging, den Em- aang »um Tun» fest verschloß nnd den Schlüssel mit stch nahm, hatte dte erfinderische Tochter in dem großen massiven Korb, mit dem Lebensmittel, Heizmaterialien usw. nach dem Türmerstübchen htnausgezogen wurden, ein Mit- tel gefunden, den Geliebten während der Abwesenheit de« Vater« zu sich hinauf zu dringen, da» ging nun so jeden Abend, bi» endlich der Lag heranrüate, an wel chem die Karabinier« ihr Quartier verlassen sollten. Ge- rade zwei Abende vorher wollte es der Zufall, daß der Alte, etwas früher wie sonst heimkehrend, just Zeuge wurde, wie der Trompeter in dem Korbe herabgelassen wurde. Er ließ den Soldaten unbehelligt laufen, aber beschloß, nachdem er daheim sein ungehorsames Töchter chen gebührend abgekanzelt, den unerwünschten Liebhaber nach seiner Weise zu strafen. Der nächste Abend war der bestimmte Abschiedsabend. Der Trompeter eilte, zärtlicher al» je, .zu seinem Liebchen. Der herabgclassene Korb war ihm das Zeichen, daß der Türmer wie gewöhnlich ausgegangen sei, und so vertraute er sich sorglos dem originellen Vehikel an, das wie bisher sofort mit ihm in die Höhe gewunden wurde. Aber da — etwa 25 Meter über dem Erdboden, stellte di» Winde plötzlich ihre Tätigkeit em und der Korb blieb stehen. SllleS Rufen war umsonst. Der Trompeter mußte in dem Korb zwi schen Himmel und Erde übernachten. Als nun die Kara binier» beim Morgengrauen marschbereit waren, fehlte der Trompeter. Die Kameraden, die suchend die Stadt durchstreiften, waren nicht wenig verwundert, als sie end lich auf dem Marktplatz die Stimme des Vermißten au» himmlischen Regionen ertönen hörten. Der Oberst deS Regiments, der einen guten Spaß geliebt haben muß, ließ noch die ganze Truppe unter dem Korbe defilieren, damit jeder Soldat sich an dem in der Luft hängenden Trompeter erfreuen könne, und bann erst wurde der völlig abgekühlte Don Juan befreit, mußte aber noch lange den Spott seiner Kameraden ertragen über sein letztes Nachtquartier zu Naumburg. V erkehr-sitten in Amerika. In ein Geschäft nitt man nach amerikanischer Landessitte mit dem Hut anr dem Kopfe em, ohne zu grüßen, und geht ebenso wieder fort. ES ist vollkommen gebräuchlich, in daS erste beste Geschäft zu treten, seine Zigarre anzuzüstbcn unv, vlme jemand zu beachten und ein Wort zu Tagen, e» wie der zu verlassen. Durch ein Wort der Entschuldigung würde man nur al» Fremder auffallen. Ebenso ist «S jedermann gestattet, in die Straßenläden, dte Büro« der Eisenbahnen und Dampfschiffe emzutreten, selbst wenn man nicht die Absicht halte, Einkäufe zu machen. In jeder Apotheke liegt ein Adreßbuch aus, m welches jedermann Einsicht nehmen kann. Für Fremd« in Newyork, welche sich in Geschäften dort aufhalten, ist diese Einrichtung höchst bequem, da in allen Stadtteilen Apotheken, ge wöhnlich in einem Eckhause befindlich, stark verbreitet sind. Der Amerikaner klopft in Geschäftshäusern, Büros, weder an die Tür, bevor er etntritt, noch sagt er „Guten Tag"! oder „Adieu"! auf dergleichen wird in Amerika nicht gesehen. In der besseren Gesellschaft wird jedoch, gerade so wie in Europa, bei Besuchen dre Etikette be wahrt. Beim Billardspiel legen die Spieler — auch Gent- lemen — um sich freier bewegen zu können, die Röck« ab und ziehen die Hemdsärmel in die Höhe. Der unver meidliche Hut wird aufbehalten und nur in den Nacken geschoben, um den Augen mehr Freiheit zu lassen. Tischsitten im Wandel der Zeiten. Messer, Gabel und Löffel, heute da» selbstverständliche Gerät deS SpeisetifcheS, das sich selbst bei den Äermsten der Armen vorfindet, waren früher kostbare und schwer erschwing liche Gegenstände. Unsere Vorfahren verließen sich jahr hundertelang auf die Werkzeuge, die ihnen die Natur mit auf den Weg gegeben hatte, nämlich auf ihre zehn Finger. Noch zu Luther» Zeiten kannte man kaum die Ge wohnheit, die Speisen mit Messer und Gabel zu sich zu nehmen. Sein berühmter Zeitgenosse EraSmuS schreibt in einem vademecum für Leute von Anstand: „ES Ist ein Zeichen von Unbildung, schmutzige und fettige Finger zu zeigen, sie an den Mund zu führen, um sie abzu- zulecken oder sie am Rock abzuwischen." Dte Serviüte war gleichfalls noch unbekannt oder zum mindesten wenig benutzt. Ein Lehrer der feinen Gitten de» gleichen Zeit alter» schreibt vor, das Fleisch nur mit drei Fingern zu nehmen und die Speisen nur mit einer Hand an den Mund zu führen. ES war in jenen Zeiten nicht selten, daß die Tischgäste die Hände völlig in die Soße eintauch ten, und selbst so erlesene Geister wie der Philosoph Mon taigne unterschieden sich bezüglich der Tlschsitten wenig Angehörigen der sächsisch« Wehrmacht -ar und schasst -urch -te weiteste Verbreitung 1« sächsisch« Feld-Lamerad«. Kreis« ein« bedeutend« Vezieherkrei». Di« Schrift er scheint monatlich: ber Bezugspreis beträgt monatlich OM Pfennig. Kostenlose Werbeftücke gibt gern bi« Geschäftsstelle in Riesa, K. Frank, Stadtteil Gröba, Altrockstrahe 21 I sowie die Hauptgeschäftsstelle de» Feld-Kamerad-Berlag, Leipzig-volkmarSdorf, Ktrchstraße 4, ab. Der ««« Wintermantel Ist da» Leitmotiv -e» soeben erschienenen zweiten OktoberhesteS üe» „Bazar". Der Mantel wird im Straßenbilb diese» Winter» eine über- wiegende Rolle spielen. Deshalb bringt der „Bazar" eine reiche Auswahl 1« den verschiedenartigsten Schnittformen. — Zum Mantel gehört das Kleid; e» muß nicht mehr durch aus vom Stoff und von der Farbe des Mantels sein. Man wird in diesem Winter viel Wollkleider mit schlichtem Auf- putz tragen, vernünftigerweise meist mit langen Aermeln. Aber auch die kleinen, stärker« und älteren Dame«, die die gegenwärtige Mode etwa» stiefmütterlich behandelt, finde» im neuen Heft be» „Bazar" Vorlagen für Kleiber und Mäntel, während die bewegungSsrohe Jugend angeregt wird, frühzeitig an dte Herstellung ber Anzüge für den Wintersport zu denken und an da» selbst zu stickende Tanz kleid. Wer Zeit und Lust zu Handarbeiten hat, wkrb — wie immer im „Bazar" — durch ansprechende Vorlagen dazu angeregt. — Ein umfangreicher illustrierter UrrterhalttrngS- teil mit Beiträgen namhafter Schriftsteller ist jeder Num mer des „Bazar" beigegeben. — Alle Postanstalt« nehme« Bestellungen auf den „Bazar" entgegen und jede bessere Buchhandlung liefert ihn. Ei« ueueS Buch von Arn» Hol». „Neun LteveSae- dichte" von Arno Hol» bringt soeben dte Gesellschaft der Freunde der Deutschen Bücherei zu Leipzig ihren Mitglieder» al» JahreSgabe für 1V24 dar. TS handelt sich hier «m einen Ausschnitt au» dem Leben-werk de» Dichter», dem „Phantasus", mit Lessen Neugestaltung Arno Hol, gegen- wärtig beschäftigt ist. Wer die letzte Fassung kennt, die der Dichter seinem Werk 1V1S gab, dürfte kaum glauben, daß da» dort Gebot«« noch Überboten werden könnte. Dte „Neun Liebesgedichte" »eigen, daß e» doch ber Fall ist. In diese« sichen Rhythmen entfaltet der Dichter ein« Glan» und Reichtum ber Sprache und zeigt zugleich eine Tiefe und Echtheit des Empfinden», die in ber modernen deut schen Lyrik kann, ihresgleichen haben. Da das Werk nicht in den Buchhandel gelangt, sondern nur den Mitgliedern der Gesellschaft der Freunde der Deutschen Bücherei -»ge sandt wird, nnd zway diesen gratis, als Gegengabe für ihre
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