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2. Beilage znm „Riesaer Tageblatt". nvd Skelly von »aaaar » ««»»„«« lli Riet». — «r d« RedaMsa «ethnr -ähnel ll, Ria,» 21V. Sonnabe»», S. «etzte»ber 1911, abeavs. ' «4. Jahrg. les Lui llr öntnl ui in Silin. LL Die entsetzlichen Nachrichten über d^e Hungers nöte und Ueberschwemmungen in China malen 1» leben digen Farben die traurigen Verhältnisse, unter denen da» übervölkerte Mllionenrelch leidet, denn diese Kata strophen sind ja nur der besonder- schroffe Ausdruck der unerträglichen Zustände, die im Lands der Mitte herrschen. Die ganze grausige Furchtbarbeit des „Kampfs um- Dasein" in China enthüllt Prof. Edward Roß in einem umfassenden Aufsatz de- Century Magazine». Er geht von der Tatsache au», daß der Reisende in zwei Dritteln von ganz China leinen Platz findet, um ein Zelt zu errichten. Nirgends gibt eS Wegränder, nirgends Plätze, Weiden, Gärten, freie» Sand, nicht einmal einen kleinen Vorgarten oder eine Kuhhürde. Außer der Dreschtenne ist jedes Fleckchen Erde au-genutzt, muß etwas Ertrag spenden für die ewig hungrigen Mükiber, die um Nahrung bangen. China ist in einem gewissen Sinne bepflanzt -,wie ein Garten", wobei jedes Fleckchen verwendet wird und jede Pflanze gehegt und gepflegt wie ein Kind. Wer wer mit dem Wort Garten ein Wld von Schönheit und Ergnickung verbindet, der Wird' auf da- Bitterste ent täuscht. Nirgends wird man ein Stückchen Land sehen, das zum Vergnügen oder zur Erholung bestimmt wäre. Im harten Kampfe mutz der Chinese seinem Boden alles abringen, was er nur hergeben bann, muß mit seinem Schweiß die Felder düngen, die durch die jahrhunderte lange Bewirtschaftung erschöpft sind undl nur noch wider willig Frucht tragen. Ganz unglaublich sind die Kunst- griffe und Mühen, die der bezopfte Ackerbauer anwendet; die Felder werden terrassiert, die Bewässerung wird in der sorgfältigsten Weise vorgenommen, der Dünger gilt als ein kostbarer Schaß. Und doch reicht der Ertrag nicht hin und nicht her für die Mzuvielen. So nimmt denn die gierige Jagd nach Nahrung die merkwürdigsten Formen an. Tinge, die die Söhne eines glücklicheren Landes achtlos fortwerfen und für nicht eß bar halten, gelten als Leckerbissen. Tie See wird nach eßbarem Zeug durchsucht. Seegras und Dang sind eine begehrte Speise; Muscheln, nicht größer als ein Finger nagel, wandern in ganzen Massen ins Land hinein, um verzehrt zu werden. Auf jeden Pilz, der nach einem Rogen im Gras aufschietzt, stürzt man sich gierig. Kar toffelstauden kommen roh und gekocht auf deS armen ManneS Disch. Nach allem Eßbaren späht unermüdlich der Mick des Chinesen; kein GraS und kein Halm entgeht ihm; die Rasenstücke an den Abhängen werden mit den Wurzeln ausaerissen und als Speise heimgetragen; Stroh !und Häcksel müssen im Reiskessel rösten, wenn andere Nahrung fehlt. Tie Blätter der Bäume liefern eine Ernte, die eifrig gesammelt wird; im Herbst ist das ganze Land so kahl und sauber, daß nirgends auf Weg und Steg, in Feld und Busch noch der geringste eßbare Gegen stand vorhanden ist. Tie ganze Natur sieht der Chinese nur unter dem Gesichtspunkt seines Magens an. Einer, den Roß fragte, ob er nicht die malerischen Baumwipfel auf einem hohen Felsen bewundere, erwiderte: „Rein, wie kann etwas schön sein, wenn es so steil und hoch liegt, daß wir zu den Bäumen nicht zukönnen, um sie abzuhauen?" Bei solcher Form der Nahrungsmittel ist nun die chinesische Küche die merkwürdigste der Welt. Alles muß der Be friedigung des ewig hungrigen Magens dienen. Tie Seidenwürmer werden gegessen, nachdem ihnen das Ge spinst abgenommen ist. Eine Kuh oder ein Schwein, das eines natürlichen Todes gestorben ist, liefert begehrte Speise, ebenso Pferde, Affen, Maulesel und Kamele. In Kanton werden Ratten u!nd Katzen, bereits zugerichtet, zum Verkauf angeboten. >,Unser Bootsmansn atz mit Gier Kopf, Füße und Eingeweide deS Geflügels, die unser Koch wegwarf. Infolge dieser schlechten Ernährung sterben denn auch die Chinesen zahlreich und in jungen Jahren. Die Sterb- lichkeitsziffer beträgt 50—60 pro Tausend. Und man begrüßt dieses Sterben als das einzige Mittel gegen die Uebervölkerung. Ein Aollaufseher eines großen Hafens in Südchina, «in Fremder natürlich, den das Sterben von mehr als 10 MO Chinesen jeden Sommer an der Bubonenpesr entsetzte, wollte Mittel dagegen anwen den- aber der Vertreter der chinesischen Regierung wei gerte sich entschieden, etwas zu tun, weil eS besser sei. die Lenke Würden schnell von der Pest dahtUgerafft, als stürben langsam au- Hunger. Die Gründe für diese un- geheure Uebervölkerung China- sucht Rotz in dem Wesen der chinesischen FamMe. Als die größte aller Sünden gilt eS für den Chinesen, keine Nachkommenschaft zu haben. Stirbt einer ohne Söhne, dann müssen sein Geist und die Geister aller seiner VKter ruhelos und hungrig umher irren. Deshalb ist daS Hauptstreben einer jeden, mög lichst viel Kinder zu haben, um diesem schrecklichen Schick sal nach dem Tode zu entgehen. Die Nachkommen werden also sehr rasch verheiratet, die Mädchen mit 16—17, die Söhne spätestens mit 20 Jahren. Wo bet uns nur drei Generationen sich entfalten, sind «S in China wenigstens vier. Di« Sehnsucht nach Kindern und immer mehr Kin dern ist die gewaltige Triebfeder, die in dem ganzen Leben der Millionen wirksam ist. Wer keine hat, adop tiert welche, und wem die eine Frau nicht genug gebiert, der nimmt sich Konkubinen, um diese einige Gewähr für seine Ruhe nach dem Tode zu erhalten. Wie die Geburts-, so ist auch die AterblichkeitSziffer der Kinder außerordentlich hoch. Ta der Gebrauch von Milch in China unbekannt ist, muß da- Kind, wenn eS nicht von der Mutter genährt werden kann, zu Grunde gehen. Ein Mädchen gilt überhaupt als Äst, und so wird denn wenigstens eins von zehn sogleich bei der Ge burt beiseite geschafft. DaS drückt sich auch im Sprach gebrauch aus, indem ein Mann, der sagen will, ihm seien zwei Kinder gestorben, erklärt: „Ich bin von zwei Kindern befreit worden." Und trotzdem: überall Kinder, nackte kleine schreiende Wesen, die in dem Staub Herum kriechen, auf dieser Erde, die so karge und ungenügende Frucht spendet. Tie Geburtsziffer beträgt in China durch- schnittlich 55—60 aufs Tausend, also 3 Mal so viel als die in Amerika. Vielleicht wird einmal die Zeit kommen, so schließt Roß, wo die Verehrung der AHNen, das frühe Heiraten, die Leidenschaft für zahlreich« Familie und die niedere Stellung der Frau, diese Momente, die die Neber- völkerung Chinas Hervorrufen, ihren Einfluß verlieren. Mer vorläufig wird China noch weiter fortfah!ren, Men schen über Menschen hervorzubringWr, und die Frage „Was sollen wir mit den, Chinesen tstn?", die heute schon in Kalifornien, Australien, Kanada und Südafrika auf geworfen ist, wird ein schwerwiegendes Weltproblem werden. Der dentsche Bauer. In den „Preußischen Jahrbüchern" hat Kuno Walte- mäth einen lesenswerten Aufsatz über den deutschen Bauer veröffentlicht und bezeichnet darin die Urbar machung der Heiden und Moore als eins der größten Verdienste des deutschen Bauern, die er eine Gro.tztat unseres Bauernvolkes nennt. Tie holsteinische Geest, den schleswigschen Höhenrücken, die Oedländereien der Alt mark, die Lüneburger Heide, die Heiden im westlichen Hannover und Oldenburg, viele Heiden Ostelbiens haben sich in den letzten 25 Jahren wahrhaft herzerfreuend ver wandelt. Wer die Lüneburger Heide vor 20 bis 30 Jahren durchwandert hat und sie jetzt wieder durchquert, der vermag sie nicht wiederzuerkennen. Wo früher die küm merliche Heide war mit ihren Heidschnuckenherden, mit der Avnmt ihrer Bewohner, wo selbst aus urbarem Land nur kärglich daS Korn und der Buchweizen wuchs, wo noch die uralte Brandkultur geübt wurde, da erfreut sich! heute das Auge an üppig gedeihenden Feldern mit mannshohem Roggen, mit Kleebau, Haferfeldern, schönen Weiden und Wiesen, auf denen prächtiges Rindvieh grast; der Buchweizen ist ganz selten geworden, die Heidschnucke saft verschwunden. Tie zahlreichen kleinen Bäche, deren Naß früher nutzlos abfloß, sind für Rieselwiesen dienst bar gemacht worden. Tas Bauernland der Lüneburger Heide ist in der Anlage von Rieselwiesen der Lehrmeister der Welt geworden. In Schleswig-Holstein dasselbe Bild. Wo vor 20 bis 30 Jahren sich noch öde Heideländereien befanden, da wogen jetzt die goldenen Wellen der Hafer- und Roggenfelder, und wo damals noch das unfrucht bare Moorland sich ausbreitete, da weiden jetzt Scharen von Rindern, Pferden und Schafen. Mit welcher Energie der deutsche Bauer von heute das Werk der Kultivierung betreibt, davon zeugen fol gende Tatsachen: Ter westfälische Kreis Wiedenbrück war früher eine der ärmsten Gegenden Deutschlands; Hunger- Zllppb" ll!l_ I 10 Sämtliche am 80. September bezw. 1.vkt»ßer «. e. fällige voupoa» uuä Miosis Wsttv» lösen wir bereits von heute ab ein. iiii»ir kliisle ttt üiiilrtte» erM-liiuM HphuS und Gumpffieber marterten die Bevölkerung, bev Boden gatt als elendester »Sand. Durch Umbrechung der Heiden, Tiefpflügung, Düngung mit den mineralischen Nährstoffen, Gründüngung usw. ist der Kreis ein wohl habender geworden. Tausende von Morgen Heideland hat man in Fruchtland umgewandell. Tie Bevölkerung nahm von 1890 bis 1895 um 1728 Seelen zu, von 1895 bis 1900 um 2703. Im oldenburgischen Kreise Kloppen burg machte man von 1893—1903 über 60000 Morgen Heide urbar, in den letzten Jahren fast ebensoviel. Ter Kreis, in alten Zeiten wegen seiner Dürftigkeit berüch tigt, ist zu hoher Wohlhabenheit empvrgeklommen, alle- durch Bauernarbeit. Tie Kolonisierung des Inlands hat den urgevmanischen Gedanken der dörflichen Genossen schaften zu neuem Leben erweckt; Wald-, Weide- und Mergelgenossenschaften haben sich in großer Zahl gebildet, um in gemeinschaftlicher Arbeit das Land der Einöde zu entreißen. AIS einen Ruhmestitel in der Geschichte deS deutschen Bauern bezeichnet der Verfasser die Tatsache, patz er der vornehmste Unternehmer auf dem Gebiete der Vieh zucht geworden ist. Während man früher die Viehzucht als ein notwendiges Uebel betrachtete- ist sie gegenwärtig- dank dem« Fleiße, der Initiative und der Erfindungsgabe unserer Bauern, zu einer Haupteinnahmequelle unserer Landwirtschaft geworden. Tie Viehzucht ist eS gewesen, die den Bauernstand der Versumpfung und dem Rückgang entrissen hat. Wie sehr sie ein bäuerliches Gewerbe ge worden ist, das erhellt aus den Ergebnissen der BetriebS- und Viehzählung des Jahres 1907. Darnach befanden sich aus den Betrieben von 100 Hektar und darüber, aus welche 25 Prozent der landwirtschaftlichen Anbaufläche entfallen, nur 11,6 Proz. des sämtlichen brutschen Rind viehs, 9,8 der Kühe und nur 7,3 Proz. der Schweine. Eine noch eindringlichere Sprache sprechen die Zah len der Statistik des Königreichs Preußen. Danach werden die Meisten Pferde auf den mittelbäuerlichen Höfen ge halten, etwas!über33 Proz. des gesamten PferdebestandeS. Ebenso gehört ein Drittel des Rindviehbestandes den Ver tretern dieser Betriebssorm und nur ein Sechstel dem Großbetrieb. Tie Kühhaltung ist fast ganz bäuerliche Arbeit geworden: 35 Prozent der Kühe stehen in den Ställen der mittleren Bauerngüter, 25 in denen der großen und nur 14 Prozent gehören Großgrundbesitzern. Von den Schweinen besitzt der Mittelbauer ein Sechstel, der Großunternehmer ein Zehntel. So ist der deutsche Bauer die eigentliche Säule der deutschen Landwirtschaft geworden; denn nur durch seine Bauern ist Deutschland befähigt worden, den Fleischkonsum der gewerblichen Bevölkerung zu decken. Aus aller Welt. Breslau: Im Wohnhause des Stellenbesitzers Stolka in Jeltsch in Oberschlesien, Kreis Groß-Strelitz- brach nachts Feuer aus, durch das die ganze Besitzung eingeäschert wurde. Stolka, dessen Ehefrau und ein 15- jähriger Hirtenjunge kamen in den Flammen um. —- Gelsenkirchen: Auf den Werken des Schalker Gruben- und Hüttenvereins ist bei Montagearbeiten eine Hochbau brücke eingestnrzt. Dabei wurden zwei Arbeiter getötet- vier schwer und einer leicht verletzt. Die Ursache deS Einsturzes ist noch nicht fcstgestellt. — Nizza: Tas im Bau befindliche Theater in der Rue Pastorelli stürzte gestern über 100 Arbeitern zusammen, von denen etwa 40 durch die Trümmer verschüttet wurden. Militär und Feuerwehr schritten sofort zu den Ausräumungsarbeiten, um die Verunglückten zu befreien. Tie Arbeiten gestal- teten sich sehr mühsam, weil der Teil des Gebäudes- welcher stehen geblieben war, nachzustürzen drohte. Es sind 16 Tote und mehrere Verwundete aus den Trüm mern hervorgezogcn worden. — London: Ter Meger Graham White hat sich bei einem Msturz in der Nähe von Boston schwere Verletzungen zugezogen. — Tie ungeheure Hitze der letzten Wochen hat in Lopdon viele Menschen leben gefordert. Wie jetzt amtlich! bekannt gegeben wird- beläuft sich die Zahl der in diesem Sommer infolge Hitzschlages verstorbenen Personen auf 9555. — Kal kutta: 40 junge Leute, die sich mit Schießwafsen, Mes sern usw. ausgerüstet hatten, plünderten «inen großen Bazar und das in dem Geschäftsgebäude befindliche Post amt der Stadt Manickgunge in Ostbengalien vollkommen Pflaumen, täglich frisch pevflückt, rmpf. S«rl Jlstner, * -Mtersm-st»«»» »röt«. A lükikikr A »M l-WM empfieylt vllligst M lul InMIm, pIm l»i Milk, -«spalt. Kiefernholz, trocken, (keine ficht. Säumling«), Siefenrschetteu -Rolle«. Fernsprecher Nr. 68. Gierköni- ni Muskator- Gepügelfatter erzielen die meistenEter, auch Im Herbst und Wmter, oh« Freilauf. p. Ctr. 5 kg „«ierköuig" 17.- L- „MoSkator" 14.— 1.60 Zu Haden bet: R«tz. vetmdorf, Wettinerstr. Weintraube »um Presse« r««ft jetzt» v««l«t»M Lriikiteni Mts«.