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Und während sic dies« Ihren Liebllngsgedank« ans- spann, gingen die beiden jnnge» Leute in den Wald. ES war ei» ganz herrliches Sandern zu zweien »nd köftlche Stunden wurden ihnen beschert. Bernhard Wagner Pente sich a» de« schönen jungen Mädchen, mit dem es fick so gut plaudern lieb und sie bewunderte ihn im Stillen, ihn, der so ga»z ander- war al- ihr« übrigen Bekannten. Dieses Z-sawwenseia hatte einen eigenen Reiz für sie. Und sie war glücklich darüber, dach er sie saft täglich auf ihre» Spaziergängen begleitete. Sie lernte von ihm, «r hatte eine so nette Art, in der Unterhaltung ,» belehre». P» selbstverständlich, gleichsam spielend, daß ihr immer neue Gesichtspunkte aufgin-en. Juuerlich schämte sie sich manchmal ihres so taten los« Lebens, wen» sie tünch seine Schilderung« Eutdlick in so viele- gewann, woran sie biSH« achtlos vorüber- Bernhard Wagner Bekam immer mehr Macht über ihr Denken und Kühlen; er hatte ihr imponiert durch seinen bestimmt« Will«, leine feste Männlichkeit. Er war ihr «ehr wert, als alle ihre Verehrer zusammen. Und sie hatte uni ihrer sein« Koketterie ein Red um ihn gesponnen, unmerklich, aber doch unzerreißbar. Es war ihr gelungen, sich in leme Gedanken hinein- «drSngen, daß er nicht mehr von ihr loskam, daß er ne als sein Weib wünschte! Mit dem seinen Instinkt der Krau sühlte sie das. S>« sah es am Aufleuchten seiner Bug«, hörte eS am Beden seiner Stimme, merkte es am Druck seiner Hand — uur sein Mund hatte noch nicht ge sprochen. Für sie war eS von eigenem Retz, diesen Man» an Pch gefesselt zu hab« und dabei ahnte sie nicht, daß sie selbst seiner m»ken Persönlichkeit verfallen war! Sie hatte Ihre Macht an ihm erprobt und sie war stolz aus diesen Sieg — aber nun war es genug! Ti« Tage in seiner Gesellschaft waren friedliche, glück liche Tage gewesen, aber Tage, die ihr Ende haben mußt« und wohl auch bald. Tenn heute trug sie von ihrer Mutter ein« Brief in der Tasche, der unter anderem die Mittei lung enthielt, daß Graf Willstett« ebensalls in Ostende sei und sich sehr eifrig um Ernesta Hollmann bemühe, eifriger als j«, so daß diese anscheinend Chancen habe, Gräfin Willstett« zu werd«. Ernesta sei in Begleitung ihrer Tante, der Baronin Reukirch und mache ein großes HauS; fast täglich sei« Gäste bei ihr und Graf Will- stellen natürlich jHesmal dabei. La» hatte Dagmar verstimmt; st« fühlte etwas wie Eifersucht. Graf Willstett«, ihr eifriger Courmacher, und Ernestina Hollmann, dieses schmächtige Ting, die aber ihre einzige wirklich gefährliche Rivalin war! Tenn wenn fle auch ein reiches Mädchen war, so kam ihr Vermögen gar nicht in Bettacht »eben dem, was Ernesta ihr eigen nannte, die frei über eine Million verfüg« konnte, oa sie eltern los war und bei einer Verwandten lebte. Und das fiel bei dem Grasen sehr ins Gewicht, der, ein flotter Lebemann, viele Schulden hatte und sich jetzt gern rangier« wollte. Sie hatte ihn bisher gern gemocht, den flotten, bild hübsch« Dragoner, der ihr sehr ausfallend gehuldigt harte, sodaß man sogar schon von einer Berlobung gesprochen — bi- eben Ernesta Hvllmann austauchte! ES war ein stiller, aber desto erbitterter Kamps zwischen den beiden Mädchen unter der Maske der Freundschaft gewesen; auf der einen Seite Tagmars stolze, sieghafte Schönheit, auf der anderen Seite Ernestas Million. Und nun mutzt« die beiden täglich zusammen sein in dem ungezwungen« Badeleben, de n n cht so enge Grenzen gezogen sind, wie dem Gesellschaftsleben. Für Dagmar wäre es eine offenbare Niederlage ge wesen, wenn das Verlöbnis »wischen den beiden zustande kam. Ihre Eitelkeit erwachte, s e konnte das nimmer zu geb«. Sie wäre blamiert, wäre entthronte Königin ge worden, das durst« » e geschehe»! Ter Entschluß stand fest in ihr, fort, fort nach Ostende, ehe es zu spät wurde. Ihre Mutter hatte ja nicht direkt geschrieben, daß sie komm« solle, dazu war sie zu vorsichtig, aber doch hatte Lagmar dies« still« Wunsch zwischen den Zeil« gelesen, denn sie kannte den Ehrgeiz der Mutt«, der ja auch der ihre war. Sie wollte, sie mußte Erste bleib«! Aber an dem Schwank«, dem Gefühl, da- Selnabe an Schmerz grenzte, wenn sie daran dachte, jetzt Hohensdorf zu verlassen, merkte sie doch, wie teuer ihr Dr. Bern hard Wagner geworden war. lieber diese Episode mußte sie jedoch hinrregkmnmen — höhere Interessen standen «uri dem Spiel! Deshalb hatte sie kuy entschlossen ihrer Mutter depe schiert: .^Verlange mein sofortiges Komm«. Andernfalls Abreise nicht aut möglich." LaS sie Bernb—v Wagner damit antat, bedachte sie Für ihn warm die Tage mit Tagmar das Glück und die Freude seines Lebens geworden. Er war keineswegs blind gegen ihre Fehler; aber doch liebte er dieses in Schön heit und Gesundheit prangende Geschöpf. Tagmar w .r ihm das Herrlichste au; d-r Welt, wie mit tausend Band« fühlte er sich an sie gefesselt. ..Und daß er ihr nickt gleichgültig war, glaubte er zu Wissen. Ihre wundervoll«, sprechenden Augen hatten es ihm zu deutlich verraten — die konnten doch nicht lügen — «nd die Ahnung von einein berauschenden Glück er füllte ihn. Wieder kirnen sie durch de» Wald, der im Abend glühen stand. We ein feuriger Ball leuchtete die unter gehende Sonne durch die Stämme der Baume und ihre Strahlen zuckt« gleich rotgoldenen Pfellen über dm weichen, moosig« Waldboden hm. Ter Doktor schrill dicht an Dagmars Seite, so dicht, daß er die Wärme ihres jungen Körpers fühlte Ihm war das Herz so voll und kaum konnte er sein Verlangen be zähmen, sie in seine Arme zu reiß«. Er griff nach ihrer Hand, die er trotz ihres Sträubens nicht loslieb. Tagmar merkte, was in ihm vorging, scheu und voll heißen Bebens schritt sie neben ihm, es vermeidend, seinem Blick zu begegn«. Zu ihrer Erleichterung durchschnitt der Klang einer Glocke die schwüle Stille um sie her. Bernhard trat ein wenig von ihr weg. Da sahen sie auch schon einen jungen Mann m Postbeamtenkleidung eilig auf seinem Rade auf sie zukahren. Das Herz schlug ihr gewaltig; nach ihrer Berechnung ttng er die Entscheidung bei sich. Und richtig — als der junge Mann ihrer m,sichtig wurde, fuhr er langsamer und sprang daun ab vom Rade. „Gut« Tag, Herr Doktor!" grüßte er. „Fräulein Odenberg, ick hab' wieder ein Telegramm für Sie." Sie entnahm ihrem silbernen Täschchen ein Mark stück, das sie dem Boten gab: er dankte, beglückt von dem reich« Trinkgeld, schwang sich wieder auf sein Rad und davon. „Es wird nichts Wichtiges sein!" bemerkte Tagmar gleichgültig, „ick bekomme öfter Grüße auf diese Art zu gesandt." Einem aufmerksam« Beobachter wäre vielleicht das Beben in ihrer Stimme nickt entgangen. Sie entfaltete das Telegramm. Er sah sie an. Sie schwieg. Dan» reichte sie ihm das gelbliche Papier. „Darf ich?'" Sic nickte. Er warf «in« Blick darauf. Jäh ver änderte sich -er Ausdruck seines Gesichtes. „Und das nennen Sie nichts Wichtiges?" tam eS schmerzlich und vorwurfsvoll von feinen Lippen. „Wünsche dein sofortiges Kommen," las er halblaut unc» mit merk würdig stockender Stimme. Sie wagte nicht, ihn anzusehen; ihr Auge stichle den Boden. „Und werben Sie reisen?" ,Hch mutz wohl — wer Weitz, weshalb Mama mich wünscht! Sie ist allein. P«wa ist doch in England. Ein mal muß ich dock fort, ob ick nun acht oder vierzehn Tage früher reise, bleibt sich -och schließlich gleich," bemerkte sie in gezwungen Dichtem Ton. Doch das Herz klopfte ihr heftig, denn sie fühlte, datz sie jetzt vor einer folg«rchweren Entscheidung stand. „Für mick ist es aber nicht gleich!" ries er leiden schaftlich und faßte nach ihrer Hand. „Latz Sie so sprechen, tut mir weh, denn mir ist jeder Tag, jede Stunde, die ick in Ihrer Gesellschaft zubringen darf, ein Geschenk! Und Sie — tut es Ihnen denn nicht leid, sortzugehen?" „Ja, auch ich bin traurig darüber!" sagte sie leise. „Tagmar, muß ich Ihnen erst sagen, was Sie mir geworden sind? Fühlen S:« es nicht selbst, daß ick Sie liebe, und daß es mein höchster Wunsch ist. Sie, Tagmar —" Etwas m ihr gebot ihr, ihn nicht weiterred« z» lass«. Tagmar legte die Hand auf seinen Arm. „Richt, Doktor, sprechen Sic nicht weiter — ich darf eS nicht hör«!"" bat sie mit leiser Stimme. Da warm die Worte, nach denen sie verlangt hatte — und nun empfand sie Schmerz und Scham darüber, ihn durch die Koketterie dahin gebracht zu haben. Tenn es war doch unmöglich, seine Bitte zu erfüllen: man wird nicht eine simple Frau Doktor, wenn eine Grmcnkroue wintt, „Warum nicht, Dagmar?" fragte er verwundert. Hastig fuhr sie fort: „Nein, Doktor, in Ihrem Interesse — ich jrerdiene nicht, daß —" „Dagmar," unterbrack er sie, «was ficht Sie an?" „Lass« Sie es mick sag«: Sie verdien« eine bessere ^rau, als ick Ihn« sein könnte — ich pass« nicht für „So bescheiden sind Sie, Lagmar? Und für mich sirck Sie die Sine, die Einzige, lue ich nur lieb« kann!"" „Nein!" stieß sie hervor, unwillkürlich ergriff« von der rluniokell, die aus keinem Bekenntnis sprach» „Mi». Sie dürfe« das nicht, ich bin eS nicht werk — tch bln fo schlecht!" > Verständnislos schüttelte er den Kopf. „Schlecht, Tagmar? Nein! Sie sind nur ein verwöhn tes, anspruchsvolles Weltkind, und zweifellos haben meine etwas spießbürgerlichen Ansichten Sie eingeschüchtert, nicht war, Tagmar?" fragte er herzlich. Und da sie nicht ant wortete: „Nein, Dagmar, wenden Sie das schlimme Wort nicht auf Sic an. Ich kenne Sie besser — Sie sind wahr und stolz iiyd ick liebe Sie, wie Sie sind." Eine llefe Liebe, ein inniges Vertrauen klang ihr aus seinen Worten entgegen, daß sie davon erschüttert wurde. Tie widerstreitendsten Enwfinduug« tobten in ihr. Ach, sie war nickt stolze «nd wahr, wie er glaubte, sie schämte sich, und als sie in seine erwartungsvoll auf sie gerichtete» Augen sah, da drängte sie etwas in ihren» Innern, ihm rückhaltlos die Wahrheit über sich zu sagen, mochte er sie dann verdammen, aoer sie war wenigstens wahr gewesen. „Nein, Doktor, Sie kennen mich nickt. Sie täusch« sich in mir. Ick bin unwürdig Ihrer guten Meinung. Ich bin eitel, oberflächlich, gefallsüchtig —" „Dagmar, wie komm« Sie dazu, sich so zu er niedrigen?"" „Weil Sie mich kennen lernen sollen, Bernhard, so wie ich wirklich bin und nicht, wie ich Ihnen scheine! Wie könnte mick ein Leben befriedigen, wie Sie eS nur bieten! Ick muß immer Abwechselung haben, ich kann nicht im Verborgenen sein." Ein schmerzlicher Zug glitt über sein tief erblaßtes Gesicht. „Dagmar, es ist also dle Aussicht, ständig hier auf dem Dorfe leb« zu müssen, die Sie zurücksckreckt?"^ Er schw eg eine Weile und betrachtete das Mädchen vor fick in heißer Zärtlichkeit. Dann faßte er nach ihrer Hand: „Dagmar, wmn — wenn ick Mch nun nach Ihr« Wünsch« richten würde?"" Fast ungestüm entzog fie ihm ihre Hand. Seine Worte erschreckten sie- Sie wußte, was es ihn kostete, au» seinen Lieblingsgedank« zu verzichten. Wie mußte er sie lieben, wenn er das tun wollte! „Nein, das sollen Sie nickt, Bernhard!"' rief sie. „Ich gestehe ja, mir wärx cs unerträglich, m der Einsamkeit zu leben, denn ich bin so lange in der Welt gewesen, daß ich sie nicht mehr entbehr« kann. Ich brauche stets Ab wechslung, Geselligkeit, Lourmacker — ja d»e auch!" fügte sie trotzig hiuzu. Er faßte sie Fst «r b»S Handgelenk, finster, zürnend sah er sie an. „Tagmar, beantwort« Sie mir eine Frage, zu der ich wohl erne Berechtigung habe," sagte er herrisch: „Liebe« Sie mich? Ich durfte wenigstens bisher glauben!" Gequält wandte fie sich ab. „Ick weiß es nicht! Und wenn, so würde dieses Ge fühl doch nicht ausreichend fern für ein ganzes langes Leben." Lange und traurig sah er sie da an. Sl« senkte vor seinem vorwurfsvollen Blick die Augen. „Dann lieben Sie ein« anderen und »fick lieben Six glauben, daß ich Ihnen etwas sei!" „Nein," unterbrack sie ihn hastig, „nernl. Zck weiß kein« anderen, der mir teurer wäre als Sre, Bernhard! Aber ob es für lange ist? Ick weiß es eben nicht — und dann wäre die Verzweiflung da. Ick kenne mick — ich weiß, was für ein wetterwendisch Ding mein Herz ist. Und eben »veil Sie mir so tyier sind, will ich Sw vor einem Leben mit mir bewahr«, was vielleicht auck im Sinne Ihrer Elte« ist —" Er machte eine ungeduldige Bewegung. „Dagmar, Sie Plagen sich da mit ganz unnötigen Ge danken — Sie sind krank!" „Nein, Doktor, ick Weitz ganz genau, was ick will »nd wie ick bin." Sie tat ein« tief« Atemzug. „Sie sagt«, ich sei wrhr, nun denn, so hör« Sic auch die Wahrheit: Ich bin nur geblieben, — nicht, weil Ihre gut« Elte« nur zuredeten, nein, nur deshalb, well Sie gekommen war« und ick mir eine Unterhaltung von Ihrer Anwesenheit versprach; die Langeweile hatte mich bis zur Unerträglichkeit gequält. So, nun wissen Sic es. Und dieses Telegramm hier — eS ist nur auf meinen Wunsch an mich gesandt, weil ich fort wollte. Jetzt veracht« Sie mich, Bernhard — wie es mir, meiuer Handlungsweise gebührt!" setzte sie hinzu. Ein großer Zorn erfüllte ihn u«d zürncnv blickte er auf das Mädchen, das so frivol mit seinen heiligsten Eu»- vftndunqcn gespielt. „Also, eine Episode war lck Ihnen — ein willtommenes Spielzeug, dessen Sie nun überdrüssig geworden sind!" In tief verletztem Stolz ballte er die Hand« Er preßt« die Lippen fest zusammen, um die Flut der Worte zurüct- zuhalten, die sich jetzt darüber dräng« wollte. Sie lächelte traurig. „Nein, das nicht, Bernhard. Glückliche Tag» voll renn* Frerwe hab' ich mit Ihn« »erlebt — nie wmd« ick Sw vergess«. Durch We erst bin sch zur Erkenntnw mefiWV ganz« Unwertes gekommen. Mein Sinn« und Trachte» ist verweltliM; Eitelkeit beherrscht mich, ich weiß es und kann nuck doch nicht mehr ändern, «S ist zu spät für mich. Ich fühle auch nicht mehr die Kraft und Energie in mir, mein Leben nur zu gestalten. Ich muß nun so verbrauch« werden. 2^ses Bekenntnis bin ich Ihnen schuldig; unwahr ichwentgstens «egen Sie nicht sein, und gern nehm« ich die Demütigung dieser Beichte auf mich, damit es Ihn« lnchter wird, mich zu vergessen. Ich weiß, was ich «, Ihn« verlier«, was ich in törichter Eitelkeit und Selbst. Verblendung aufgebe --- und dock lann ich nicht ander»!- Und so werden Sie wenigstens vor dem größt« Irrtum Ihres Lebens bewahrt!" Hatte er fi« gehört? Halb abgewendet, »um Geh« bereit, stand er da. Zaghaft rührte sie an seine Schuller. Er »uckte zusammen. „Bernhard, vergeb« Sie mir!" flehte sie uns Trän« glänzten in ihren Auge«. Sie streckte ihm die Hand ent gegen: „Werd« Sie mir nach diesem Bekenntnis di« Hand noch reicken?" " Finster sah er sie an; unbegreiflich war ihm ihre Selbitanklage; war das vielleicht eme neue Art, den Korb, den sie erteilt, annehmbar zu mach«? Wer ergründete die Tiefe eines Frau«her»«n»? Man spricht vergeben- viel, um zu versagen; der andere hört vor allem nur das Nein. Er trat zurück von ihr. „Nein, Tagmar, das kann ich nickt. Sie haben mir zu viel genommen. Ich werde aber versuchen, darüber hinweg- zukommen!" In tief beleidigtem Mannesstolz zog er sich von ihr zurück. „Ich wünsche Ihnen für Ihre Zukunft alles das, was Sie selbst ersehnen. Fräulein Odenberg, möge Sie selbst das Leben vor Enttäuschung« bewahr«!"" Er verneigte sich und ging mit festen Schritten davon. Mit ttSnenumflorten Ang« sah sie ihm nach, das Herz von einer ungeheuren Traurigkeit erfüllt. Dunkel ahnte sie, daß sie das wahre Glück, das ihr lachens und freigebig mit gesttttt« Händen genaht war, achtlos von sich gestoßen, um eitel Weltlust nachzujag«. Zwei Tage später war sie m Ostende. Fremd, förmlich betäubend kam ihr bas Be gante Ge triebe vor, nach dem stillen Frieden des Dörfchens, das sie verlass«, so fremd, daß sie sich wirklich erst wieder hineinsinden mußte. Auf der Strandpromenade begegnet« ihr Ernesta Holllnann — natürlich in Begleitung Graf Willstettens. Als dieser Dagmar erblickte, blieb er sofort stehen, obwohl Ernesta am liebsten weitergegang« wär«. Er küßte ihr feurig die Hand. „In der Tat, meine Gn»- digste, das nennt man die Welt überrasch«! — Ich bi» beglückt, entzückt. Sie zu sehen! Endlich haben Eie sich daraus besonnen, daß es grausam ist, sich Ihren Mit mensch« k> neidisch zu verberg«; wir hab« aber ein Reckt an Sic!"" „Lu überraschtest mich, Dagmar! Wo kommst du fo pMl ck her? Bor kurzem sprach ich deine Mama d e nichts von deinem Komme» erwähnte — im Gegenteil, sie sagte, da fühltest dich in deinem Dörfchen so wohl, daß du noch längst nicht an eine Abreise dächtest." „Ick hab's mir eben anders überlegt, liebste Ernesta k Tu weißt, ick bin eine Freundin schneller und überrasche» der Entschlüsse» — nun bin ich eben da, in Lebensgröße!" Ernesta konnte ihre geringe Freude über Trgmars plötzliche Anwesenheit kaum verbergen und unablässig irrt« chr Auge über die andere hin, die wirklick blendend rn Gesundheit vor ihr stand. «Tic Kür ist Ihnen glänzend bekomm«. Gnädigste! Und wie Sie ausschauen! Einfach — einfach — mir fehl« die Worte — die Schaumgeboren« köun« Sre beneiden!" Ter Graf lachte und scklug ein paarmal di« Hand flächen gegeneinander. „Bravo, bravo!" r»ef er und süß säuerlich verzog Ernesta ihr« schmallippigen Mund zum Lächeln. Ueberlegen blickte Dagmar die Freundin ans ihr« groben Augen an. Die ausgesuchte, raffinierte Eleganz von Ernestas Toilette konnte doch nutzt Sie geringen kör perlichen Vorzüge der reichen Erbin verdeck«. „Ick rat, dir, liebe Erni, rat« dir dringend, auch einmal solche Ma^ kirr aut dein Lande zu macken. Es würde Verner Gesund- heit nur zuträglich sein, denn du siehst noch reckt blaß und elend aus!" sagte Dagmar boshaft. „Seeluft zehrt» das ist nickts für dick " „Aber Pferdekur«, die du mir vorschlägst, find auck nicht sür jedermann; die sind nur für robuste Leute," entgegnete die andere pikiert. „Tanu danke ick dem Himmel, daß ick so robust btt» ich fühle mich unaeheuer wohl dabei! — Aber srz mal, hast d» nicht zufällig Mama gesehen? Nicht? Ick wart, nämlich sch ul eine halbe Ewigkeit auf sie, um ihr zu läge», daß ich Such schon bad« möchte. Sie wollte eS nicht zu geben» da ich erst gekommen bin und mich erst an di- Luft ge wöhnen muß. Trotzdem will ichs getrost wag« — mir schon nicht schade». Willst du mit von dor Hurtt» sei»?" „Rei» K bedimmo!" »MM, »WM» HO AstMst