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tztlch-vrb ValBer ist 8er so-ialkemLkratischen Partei ausgetreten. Den Anlaß hierzu soll ihm da» auf hem Leipziger Parteitage angenommene Parteistatut hegeben -ab«. LaÜSec hat in einem Schreiven an den Mchlveretn von Mkmersdorf verschieden« Bestimmungen diese» Parteistatut» al» «ine Bedrohung de» persönlichen Recht» der freien Meinungsäußerung bezeichnet und da rau» die Konsequenzen gezogen. Ein« Verttauenßmönuerversammluug der deutsch-sozia len Partei gab dem Abgeordneter» Schack anheim, die eigen« Entscheidung über sein« eventuelle Mandairnteder- legung nach seiner Genesung zu treffm. Oesterreich. «, Die gemeinsame Ministerkonferenz hat vorgestern die Beratung de» gemeinsamen BuvgetS zum Abschlüsse gebracht, nachdem völlige Heberet»stimmung erzielt wor den. Var. Reichskanzler von Bethmann Hollweg traf gestern abend von München kommend zu dreitägigem Aufenthalt in Men ein. ES fand kein offizieller Empfang statt, doch begrüßte der Botschafter v. Dschirschky mit den Herren der Botschaft den Kanzler und seine Begleiter auf dem Mestbahnhofe. Das Tiner beim Minister de» Aeußeren Grasen v. Aehrenthal findet am Dienstag statt. Die Abreise de» Kanzlers erfolgt am Mittwoch. — Tie „Politische Korrespondenz" widmet dem Reichskanzler v. Bethmann Hollweg sehr warme Worte zum Willkom men. Sie sagt u a.: Die ausgezeichneten Eigenschaften, die Herrn v. Bethmann Hollweg zuerkannt werden, tragen in hohem Maße zur Kräftigung der freundlichen Geiinnungen bei, die man ihm hier im Voraus ent gegenbringt ES datf auch angedeutet werden, daß er trotz der Kürze der Zeitspanne, seit seiner Ernennung zum Reichskanzler schon Gelegenheit gefunden hat, an dec Gestaltung der internationalen Fragen in einer Art mitzuwirken, die in Wien als günstiges Vorzeichen für seine weitere ^Tätigkeit auf diesem Gebiet« begrüßt' Werden konnte. Frankreich. An zuständiger Stelle dementiert man da» Gerücht, über den Diebstahl zweier Mitrailleusen des Jäger bataillons zu Chambery. England. Au» NewDorkrvird den L. Tgbl. gemeldet: Lord Northcliffe der Eigentümer der Londoner »Time»", prophezeit in einem mit ihm gehabten Interview in Binnipig einen unvermeid lichen Krieg zwischen Deutschland und England., Nach seiner Behauptung arbeiten in den Srupp'schen Geschütz werken allein 100000 Mann Tag und Nacht und selbst Tonntag« (!) an der Rüstung für einen Krieg. Lord Northcliffe sagte, manche Kanadier hätten utopische Ansichten und glaubten, der Krieg sei ein Verbrechen. „Die Deutschen denken ander»-, fuhr er fort, „sie haben eine ausgezeichnete Armee und die zweitgrößte Marine der Welt, und fragen sich, wozu diese da sind! Tie sind ein prosperierente» Volk. Tie werfen kein Geld weg, sie haben au» ihrem letzten Kriege ungeheuerlich viel Geld herauSgeschlagen. Sie werden wieder kämpfen oder wieder drohen, so bald sie denken, daß e» sich bezahlt. Biele Leute sagen jetzt, daß di« Deutschen Großbritannien in naher Zukunft bekämpfen werden, manche sagen, im Jahre 1912. (Kommentar überflüssig). Rußland. Der Chef der Geheimpolizei wurde seines Amtes enthoben, da sich herausgestellt hat, daß die angeb liche Entdeckung einer Bombenniederlage von Agenten der Geheimpolizei arrangiert worden war. Serbien. Der Seltionschef im Ministerium des Aeußern be suchte vorgestern im Auftrage der Regierung den Prin zen Georg und teilte ihm mit, daß die Regierung be reit sei, ihm sofort 200000 Franks zur Verfügung zu stekken Und IHM,« vom 2. Januar ISIS angefangen, «ine Apanage von jährlich IW 000 Franks zu zahlen, fall» er Serbien sofort verlasse. Der SektionSchef erklärt« dem Prinzen ferner, daß er nach Mitteilung der rus sischen Regierung al» Hauptmann In die russische Armee ausgenommen Werden würde, wenn er tn Ruß land dauernd Aufenthalt nehmen wolle. Prhiz Georg lehnte da» Anerbieten entschieden ab und erklärte: „Ich weiß, daß die radikalen Politiker davon Kenntnis haben, daß die ganze Armee aus meiner Seite steht. Ich bleibe in meinem Vaterlande." «irkei. * Nach in Konstantinopel eingetrofsenen Nachrichten sind auf SamoS Unruhen au»gebrochen. Der Fürst hat die Nationalversammlung, die eine Herabminderung der auf der Insel befindlichen Truppen forderte, aufgelöst. Aufständische durchschnitten da» Kübel von Smyrna. Man befürchtet, haß die Unruhen ernsteren Charakter anneh men. Abdul Hatnid' hat an die Pforte eine neue Beschwerde schrift gerichret, in der er um Aenderung seiner jetzigen Lag« ersucht. Griechenland. Bon kompetenter Seite wird versichert, daß der Kö nig seine Absicht, abzudanken, völlig aufgegeben Habs. Die Regierung hat von dem größten Teile der Depu tierten die Zusicherung erhalten, daß die Kammer alle von der Regierung als unerläßlich erklärten Reformen billigen werde. Ae Misng ii LVM. M Der englische Handelsminister Winston Spencer Churchill, der soeben als Gast unseres Kaisers an den großen Manövern teilgenommen hat, erörtert in einem interessanten Aufsatz der jetzt in eine Halbmonatsschrift umgewaudelten Zeitschrift „Nord und Süd" das Rassen problem ir Ostafrika. Diese wichtigen Fragen, die ja auch für unsere Kolonien von großer Bedeutung sind, haben sich Churchill während seiner letzten großen afri kanischen Reise besonders stark aufgedrängt. Daß ja aus Ostafrika „ein Land der Weißen" werden könne, wie es Wohl hie und da verlangt wird, erscheint ihm un möglich. Tie Gebiete werden stets nur mit Hilfe Her Eingeborenen kultiviert werden können. Nicht der schwarze Mann, sondern der braune Mann ist der Rivale des Europäers. Für England besteht die Gefahr eines im mer stärker Werdens des asiatischen Elements in den afrikanischen Kolonien. „Eine große Armee afrikanischer Arbeiter, von Indern oder Chinesen geleitet, und Unter der Führung einiger Menschen von verschiedener Na- tivnalität, die mit internationalem Kapital arbeiten, — das ist der Alp, der heute die Weiße Bevölkerung von Südafrika bedrückt und gegen welchen sich die zur Zeit in Ostafrika lebenden Mäßen auslehnen". Eine Wenn auch nicht absolut genügende, so doch praktische Lösung dieses Problems sucht Churchill darin, daß er die Verwendbarkeit des Afrikaners selbst für alle Kultur arbeit betont. Sie sind in einem viel größeren Maße unternehmungslustig, als man annimmt. Sie lernen willig und lassen sich vorwärts leiten. „Wie stark, wie gutherzig, wie klug sie sind! Und wie stolz sind die weißen Offiziere auf sie! Welche Mühe geben sie sich, den Reisenden, den sie begleiten, zufriedenzustellen, und wie offen sie ihre Freude bei einem Wort des Dankes dec Anerkennung zeigen! Man sieht also: gerechte und sorgfältige Erziehung, sympathisches Verstehen ihrer Eigenart ist alles, was notwendig ist, um einen gro ßen Teil der afrikanischen Völkerstämme auf eine höhere kulturelle Basis zu stellen!" Eine Einwanderung zahl reicher weißer Arbeiter würbe schon für das Ansehen der Weißen Rasse von größtem Nachteil sein. „Es wird niemals gut tun, eine große Zahl von armseligen « Vie Schwarmgeister. Historischer Roman von Gustav Lanze. 12. Fortsetzung.) - Nachdruck verboten. 7. Kapitel. Kostbare Minuten waren durch den Zwischenfall, den daS Fehlen Divaras hervorgerufen hatte, verloren gegan gen und Melchior trieb daher zu doppelter Eile an. ES herrschte zwar noch Dunkelheit, aber der Morgen war doch nicht mehr allzuferne und die ersten Strahlen der aus gehenden Sonne waren bald zu erwarten. Der Torwäch ter war eben im Begriff, doch noch einen Rundgang durch daS Schloß zu machen und seine schweren Tritte dran gen aus dem Nachtlokal zu den nicht weit davon vorbei huschenden Flüchtlingen, die von keinem geringen Schre cken ergriffen wurden. „Jan!" erklang der leise Ruf Melchiors und der Knabe wußte, waS dieser zu bedeuten hatte. Die Zunderbüchse in der Hand floa Jan nach dem Schuppen, während die anderen weiter eilten. Als wenige Minuten später der Torwächter auf den Hof trat, glaubte er ein eigentümliches Geräusch zu vernehmen, wie wenn eine Schaar Ratten oder Mäuse auf dem Hof herum ru more. War das eine Nacht; erst das Geschrei der Nacht vögel und nun die Rattm und Mäuse — doch halt, was Ist den das? Brandgeruch erfüllt ganz deutlich die Luft. Der Torwächter hebt die Nase und beschattet seine Augen Init der Hand. Er kann nichts bestimmte» sehen; zwar glaubt er drüben an der Burgmauer einige Schatten wahr zunehmen, aber das mußte Täuschung sein. Er wollte eben seinen Rundgana fortsetzen, al» er aus dem Holzschuppen Helle Flammen herauSschlagen sah. Nur «inen Augenblick lähmte der Schreck seine Glieder, dann verkündete sein Hom tn schauerlichen Tönen dm Schloß- vrwohnern die FeuerSgefahr. Er eilte nach dem Gebäude, A« die Knechte Mesen, um dtese zur Unterdrückung deK FeuerS zu Wecken und in der Aufregung, in der er sich befand, sah er nicht, wie an einer entfernteren Stelle eine Anzahl Personen über die Mauer kletterten. ' Als die Holländer glücklich, wenn auch mit einigen tüchtigen Hautabschürfungen und Beulen, aus der Burg waren, da sahen sie hinter sich mächtige Rauchsäulen auf steigen und den Himmel sich röten von der großen Glut deS Feuers, denn daS viele Brennmaterial in dem alten Schuppen bot dem verheerenden Element reiche Nahrung. „Du, Jonas, hast Du nichts gehört?" fragte einer der Krieasknechte, die die Sachen der Holländer unten im Walde zu bewachen hatten und rieb sich noch schlaftrunken die Augen. Er erhielt aber keine Antwort, ebensowenig kam er dazu, eine zweite Frage zu tun, denn die schwere Hand David Joris legte sich plötzlich auf seinen Mund. Die Holländer waren nach ihrer Flucht aus der Spa renburg so schnell wie möglich zu ihrem Eigentum geeilt. Bet ihrer Überzahl war es ihnen ein Leichtes, die aus dem Schlafe gestörten Wächter zu überraschen und zu überwältigen. Die Flüchtlinge hatten keine schlimmeren Absichten gegen die Reitern, sondern sie knebelten und fesselten sie nur, um sie auf dtese Weise unschädlich zu machen. ! Ein neuer Morgen dämmerte herauf; die ersten Strah len der aufgehenden Sonne brachen mühsam durch die Wipfel der Bäumen und fröhliches Jubilieren der erwach ten Vöglein begann die Lüfte zu erfüllen, als die fahren den Leute mit ihrer Arbeit fertig waren. Ein jeder ein zelne hatte sich mit seinen wenigen Habseligkeiten beladen, aber nun galt eS, den. geringen Borsprung auSmMen, um über die Grafschaftsgrenze hinauSzukommen, denn die Verfolger waren sicher bald hinter ihnen. Hatten sie erst dtese Grenze hinter sich, dann waren sie dem Machtbereich de» herzoglichen Drostes entrückt. Melchior, ein Sendling der Schwarmgeister, verabschiedete sich hier von den Flücht- Neißen de diesem Lande zu haben", sagt Churchill, ein guter Kenner der Verhältnisse, „sie würden die Achtung dec Eingeborenen vor den Weißen zerstören» sobald diese sehen, wie bedauernswerte Menschen wtr zu Hause haben." Aber die klimatischen Verhältnisse de» Hoch lande» von Ostafrika setzen solchen Projekten noch ein viel größere» Hemmnis entgegen. Wohl überfällt den Reisenden in diesen schönen und weiten Gefilden jene Sensation, die man Landhunger nennt; sie möchten solch Land mit all seinem mühelos geernteten Uebersluß er werben. „Trotzdem gibt es dort viel«, die große, frucht bare Ackerländer, Berge mit Obstgärten für wenig oder nicht» erworben haben, und die vom Kumps verbittert, nervös, überarbeitet sind. Viele enttäuscht, einige ver zweifelnd, andere gebrochen. Die ostafrikanisch« Medaille hat eine rauhe Kehrseite, deren Vorhandensein im In teresse des Auswanderers sowohl als auch de» Landes nicht verheimlicht werden darf. ES ist immer noch nicht bewiesen, daß ein Europäer auch nur das Hochland von Ostafrika zu seinem dauernden Wohnsitz machen kann; d. h., daß er Lorr ohne Degeneration 15—20 Jahre leben kann, ohne einmal nach seiner Zone zurückzu kehren. CS ist noch weniger bewiesen, daß sich dort Fa milien durch mehrere Generationen hindurch erhalten können. Tie frische Luft darf nicht vergessen machen, daß eine Höhe von fünf- bis achttausend Fuß über dem Meeresspiegel ungewöhnliche Wirkungen auf Hirn, Herz und Nerven ausübt. Freilich, der Himmel sieht be kannt und heimisch mit seinen Weißen Lämmerwölkchen und kurzen Regenschauern aus. Aber die Sonnenstrahlen treffen nichtsdestoweniger vertikal auf Mensch und Tier, und wehe dem unbekleideten Weißen. Freilich vermehren sich Schafe und Rindvieh schnell. Freilich zeigen sie in jeder Generation erstaunliche Zuchtfortschritte nach Kreu zung mit importierten Tieren, aber sie sind vielen Gefahren ausgesetzt, d.e wir heute noch nicht ganz ver stehen, die aber oft zu einem tödlichen End« führen. Und wenn die Landschaft in den Reisenden die Erinne rung an die friedlichen Schönheiten anderer Klimata erweckt, man vergesse nicht, daß sie giftige Kriech tiere grog zieht, Pest verbreitende Insekten und schreck liche Raubtiere." Die moderne Kultur und Wissenschaft werden gegen diese Gefahren des Landes einen Kämpf führen, der sicherlich in vieler Hinsicht siegreich sein wird. Ter Ansiedler wird lernen, wie er sich Äeiden, wie er Hausen, wie er pflanzen und züchten muß und was er meiden soll. Allmählich wird die Existenzmög- lichkeit leichter und sicherer gemacht werden. „Aber dennoch ist nicht bewiesen, daß die Kinder der Weißen unter einer äquatorialen Sonne und mehr als sechs tausend Fuß über dem Meere gedeihen können. So lange man das nicht sicher weiß, muß das „Land der Meißen" «in Traum bleiben." Wetterwarte. s Sturm 730 Barometerstand Mltgrlillt «on R. Nathan, Opttter. Mittag« 12 Uhr Sehr trocken 770 Beständig sch.^o Schön Wetter Veränderlich 75g Regen (Wind) Viel Regen 740 lingen, denn sein Reiseziel war Straßburg. Er hatte bet seiner Anwesenheit in Bielefeld von Lenr Mißgeschick David Joris erfahren, der ihm wohlbekannt war. W er dann dessen Sohn Jan zufällig traf, einigte er sich so fort mit diesem über einen Plan zur Befreiuung der Wie dertäufer aus der Sparenburg. Der Burghauptmann war wütend, als ihm die Fluch! der Wiedertäufer gemeldet wurde, denn unzweifelhaft war von ihnen das Feuer verursacht worden. Sie hatten alsc ein neues Verbrechen auf sich geladen und sich durch di« Flucht obendrein der Strafe entzogen. Der Torwächter, Aarf ins Verhör genommen, schwuß Stein und Bein, di« Rundaänge richtig ausgeführt, doch nichts gemerkt zu ha ben. Er erzählte aber, wie die Eulen und sonstiges Vieh zeug so unruhig gewesen waren und es sich manchmal angehört habe, als rausche es in den Lüften. Er tischt« eine solche Schauer- und Gespenstergeschichte auf, daß eL die Zuhörer eiseSkalt iiberlief. Die Holländer hatten so nach ihre Flucht nur mit Hilfe höllischer Mächte «usge- führt. Wie war eS sonst möglich, aus der festen Sparen burg herausurkommen. Da der Wächi< den Brand rechtzeitig gemerkt hatte, so war eS möglich gewesen, daS Feuer auf den Schuppen zu beschränken, daher konnte dem Wächter kein Vorwurs weiter gemacht werden. An das Märchen, welches er über die Flucht der Holländer allen Leuten im Schlosse erzäh len mußte, glaubte er schließlich fast selbst. Man bewun- dette ihn wegen seines Mutes, wie er.inmitten eines sol chen TeufelSspukrS in der Nacht so tapfer auSgehalten hatte. Der Bnrghauptmann hatte Befehl gegeben, die Leiche deS ermordeten Pater GneSbertel nun zu bestatten. Dee Schloßkaplan, welcher daS Nötige hierzu anzuordnen hatte, trat schon noch einiger Zett bei dem Burghauptmann ein und seine Miene verriet^ daß er Wichtige» mitznteilen hatte.