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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 27.01.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-01-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192601275
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19260127
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19260127
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-01
- Tag 1926-01-27
-
Monat
1926-01
-
Jahr
1926
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 27.01.1926
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LMI, em M Mükkl GPieler-Hopttzers«»»!»« »er G»»,r»»»e «oröstchse» (E. L.) Am Si. Januar fanden zum ersten Male innerhalb der Gaugruppe Nordsachsen D. T. die Hauptversammlnng«« der einzelnen Spielarten am gleichen Lage statt. Am Gönn- abend, den M. d. M„ abend« 8 Uhr tagte im Hotel Stadl Med (Döbeln) der GrnppensptelauSschuh, unter dem vor« sitze de» GrnppenobmanneS Li-ke-VetSntg. Nach Erledig«»« verschiedener geschäftlicher Angelegenheiten, der Entgegen nahme kurzer Berichte, streift Obmann LiSke die wesentlich, ste» Punkte der KreiSsptelordnung, dieselbe tritt ab S4. Ja» nuar ISSN in Kraft. Hieranf erledigt man die Vorarbeiten für die Spielerhanptversammlnng,' Han-Haltplan und Jah- re»arbett»vlan wurden ausgestellt. Am Sonntag vormittag begannen im BereinShau» zu Döbel» »eben einer SchlcdSrichterpriisnng für Handball die Hauptstersammlungen der einzelnen Spielarten. Neben den Ne»wa-len fanden umfangreiche, spteltechnische Fragen ihre Erledigung. Nachmittags 1,80 llhr sanden die Hauptversammlungen der beiden der Gruppe angeschlossenen Gaue l8. Nteber- Elbe-Gau und 22. Mnlden-Zfchopautaler Gau) statt. Wäh rend im 8. Gau keine Wahle« stattfanden, wurde im 22. Gau LiSke Leisnig wiederum einstimmig zum Ganspielwart gewählt. Anschließend an die Gau Versammlungen schloß sich die Gruppenspieler Hauptversammlung an. Mit begrüßenden Worten eröffnet Gruppenspielobmann LiSke die Versamm lung. Turnivart Kaden vom ATv. Döbel» begrüßt die Spieler im Namen des Döbelner Verein» und wünscht der Tagung gute Erfolge. Die Anwesenheitsliste ergibt, daß fast sämtliche Vereine vertreten und 8i) Spieler anwesend sind. Der Jahresbericht, erstattet von Obm. LiSke, läßt er sehen. daß die gesamte Spielbewcgung weitere Fortschritte gemacht hat. In der Gruppe spielen zur Zeit Handball 10, Faustball 128, Schlagball 5 und Barlauf 1 Mannschaften. Tie Gruppcnkasse zeitigt eine Einnahme von 368,25 Mark und eine Ausgabe vv» 350,80 Mark. Ringel berichtet kurz über die Prcssetätigkeit. Der Gruppenspieltag wird mit der Lpiellelnstunde znsammengelegt. Dieselbe findet am 6. Juni in Roßwein statt. Die Meisterschaftsspiele im Faustball finden am 25. April in Riesa, am 30. Mai in Noilen statt. Die beiden letzten Mannschaften der Meister klasse scheiden auS dieser aus, dafür rückt der 1. Klasse- Sieger aus dem 8. und 22. Gau auf. Der Jahnspieltag wird in diesem Jahre nicht durchgcfithrt. DaS Landschaftsspiel gegen Spiclgruppc Vogtland soll am 0. Mai in Frankenberg nusgetragrn werden. Nossen zieht seine Meistermannschaft im Handball zurück. Spielverbot herrscht am 13. Mai, 6. Juni, 15. Juni, 27. Juni und vom 1. Juli bi» mit 15. August. Als Grnppeuobmann wählt man einstimmig LiSke, zum Stellvertreter Becher-Riesa, zum Prciseobmann Ringel Rostwein wieder. Die Wahlen der einzelnen Spiel arten werden bestätigt. Als Handballobmann wählte mau anstelle Richter-Rostmein, der sein Amt aus beruflichen Gründen zur Verfügung stellte, Leopold-Roßwein. Al» Faustballobmann <22. Gaul A. Clemcn-Döbcln. Der Grup- penausschust wurde aus 6 Mitglieder herabgesetzt. Der Faustballobmann ist gleichzeitig Obmann für Barkauf. Der HauSbaltplan wird genelnnigt. Kranzspiclc sind arnebmi- gungspflichtig. Schiedsrichter der Gruppe dürfe» Spiele in fremden Gruppen ohne Genehmigung nicht leiten. Möge die an dielen Tagen geleistete Arbeit unr zum Wohle und weiteren Gedeihen der Spielbewcgung in der Deutschen Turucrschaft gereichen! * Veratungeu des Gauoberturnwart des 14. Tnrukrenes Sachsen der T. T. Aus allen Teilen des Sachsenlandes waren die turne rischen Leiter der 28 Gaue des Turnkreiscs, der in diesem Jahre sein 5. Kreist,crnsest in Chemnitz abzuhalten gedenkt, nach Chemnitz gekommen zur ordentlichen JahreStaguug. Zur Beratung standen: Kampsrichterweseu, Kreisturnfest, Arbeitsplan, Turn- und Sportärztcarbcit, Eingänge, Er ledigungen und verschiedenes. Die Leitung lag in den Händen des KreisobcrturnwartS Studienrat Albert Müller, Oschatz. Gauvertrctcr Arthur Rostberg, Chemnitz, brachte den Gästen einen herzlichen Willkommengrnß der Chem nitzer Turucrschaft dar. Die vom Kreis auS angcordnrtcn Kampfrichtrrprüfungcn sind allerorten mit gutem Erfolg -urchgeführt worden. Die erstatteten Berichte lasten er kennen, daß ans dem beschrittenen Wege weiter vorwärts gegangen werden kann und muß. Einen recht beifällig ausgenommen«» Bortrag bot Dr. Nothseld, erster Sta-tfchularzt in Ehemnitz, über Tur», und Sportärztearbrtt. Der mit reichem Beifall belohnt« Vortrag führt« z« dem Beschlüsse, daß versucht werden soll, dl« t» de» Schule« für all« Ktnbrr und Jugendliche angelegten GesnndhettSbogen auch weiter z« führen in Turn« nnd Sportvereinen und daß di« mit körperlichen Schäden schwerer Art Vehastete» nur bedingungsweise ober ÜSer-« Haupt kein« Aufnahme tn diesen Vereinen finden, »en« nicht die Zustimmung de» Turn- oder Sportärzte» vorlteg». Im Borbergrund der Erörterungen stand naturgemäß da» für diese» Jahr in Chemnitz geplante KrciStnrn- f r st und seine DurchsührnngSmüglichkettrn, die durch die gegenwärtige wirtschaftliche Notlage breiter Volksschichten begreiflicherweise stark berührt werben. Gauvertreter Rotz berg, Chemnitz, beleuchtetest« Lage der einschlägigen Ber- -tiltntssr nach allen Richtungen vom Chemnitzer Standpunkt au» und fand volle« verstäub«»» «nb allseitige Zustimmung. Nach Angaben brr verschiedenen Abgeordneten liegen die Dinge in den übrigen Gauen de» Kreise» gleich bedenklich. Dennoch will man die Hosfnung nicht aufgebt», dies« ge waltige, sür die Höhersührung der turnerischen Arbeit und Atel« unentbehrliche» Herrsch«» hoch noch unter Dach und Fach zu bringen. Dl« wirtschaftliche Entwicklung in de» nächsten Wochen wird dafür maßgebend sei». Go wurde auch trotz alledem am Sonntag früh 8 Uhr mit dem Durchüben der Fcstttbungen begonnen und gegen rill Uhr weiter be raten. Im Mittelpunkte de» Festes soll daS Turnen ge schlossener Gaue stehen. Oberster Grundsatz ist und soll bleiben, dir grosse Masse de» XIV. Turnkreises Sachsen auf den Plan zu bringen. Um eine gerechte Wertung vor nehmen zu können, werden die Clane in drei Gruppen ge gliedert, und zwar in solche bi» zu 5000, bi» 0000 und über 0000 Angehörigen. Diese Gruppierung kommt auch bei der Ausstellung der Gaustaffcln in Betracht. Der Siegerver kündung am Spätnachmittag des Frstsonntag» soll ein Ge- samtturnen der „Alten" vorangchen, an dem nur Fünfzig» jührige teilnebmeu dürfen. Bei dem allgemeinen Turnen uwrden auch Jugendliche zugelasseu. Neben den vielseitig sten Wettkampfarten werden diesmal noch der deutsche Tur- nerringkampf und das freie Ringen ausgeschrieben. Mit den Staatsbehörden sind die Verhandlungen in Bezug auf die Beförderung der Teilnehmer am Chemnitzer Turnen zu einem gewissen Abschlüsse gelangt. Es sind zunächst zehn Sondcrzüge genehmigt worden. Bei Besserung der Wirt schaftslage werden dieselben aber bei weitem nicht auS- reichen. — Unter Kreisangelcgenheiten wurde mit allem Nachdruck darauf hingewicsen, daß eine Zählung aller Schneeschuhläufer im Kreise Sachsen vorgruommen werden soll und der Krctsvolkstnrnansschuß wurde beauftragt, ge eignete Wege zur organisatorischen Zusammenfassung vor- znschlagen. . „ Handel und Volkswirtschaft. An der Berliner Börse war am Dienstag dc>S Haupt- moment aus dein Effektenmarkt einer erneuten scharfen Hausse in SckifsabrtSaktien. Norddeutscher Lloyd zog gegen die a«striae Scklntz.Notieruna nm 12"« au. Hausa-Damps- fchiffahrt hatte eine Kurssteigerung von 5, Deutsck-Austral von 3. Hapaa von 2 CoSmas von 2'/., Stettiner Dampfer von 2 und Roland-Linie von 7" „. Maßgebend war wohl die bisher noch unbestätigte Nnchricht, daß die amerikanische Harriman-Gruppe ihren Einfluß ans die deutschen SchiffabrtS- linien zn verstärken beabsichtigt. Auch sonst war die Stim- innng im allgemeinen fest. Ans dem Rentenmarkt schloß siinfvrozrntige ReichSanleihe mit 0,240, SkhutzgebietSan- leih« mit ungefähr 6° „. Am Bankaktienmarkt war die Tendenz schwankend. Barmer Bankverein gewann 4 Bgnk für Branindustrie 1 ' dagegen verlor Deutsch« Bank und Berliner Handelsanteile Eisenbahnaktien waren wenig verändert. Am Montaumarkt besserten sich Bochumer zeitweilig um 4 Deutsch-Luxemburger um 3 nnd Gelsenkirchen «m 2"... Stollberger Zink gewann 3 '///. Mannesman» gegen 2' ,. Kaliwerke läge» ruhig, ebenso chemische Werte. Farbwerte gewannen durchschnittlich Recht rege war das Geschäft in Elektrizitätswerten. Siemens gewann 2Schlickert und Borge 1 Ekel- irische Unternehmen 2'Von den Aktien der Maschinen fabriken gewannen Karlsruher Maschinen 2°/,, Hirsch Kupfer 2 ' Orenftein 1Der Satz für tägliches Geld war 6 bis 8Für MonatSgrld 8 bis 9 Der Privat diskont blieb unverändert. Börsenftretk in Marseille. Nach einer im Journal des Dubais veröffentlichten Meldung aus Marseille sind die Angestellten der dortigen Börse gestern als Protest gegen di« beabsichtigte Erhöhung der Börsenumsatzsteurr nicht in der Börse erschienen. Die BernfSvereinignng der E*nNsr« ibrrrs«tt« bat durch Ihren Vorsitzenden tm «amen von 1»0 Sank», Vörsen- und Vechf,lM«tut«n in einen, Schreiben an den Finanzminister «an, dl» beabsichtigt- Vörfemnnsodsteuek Protest "hob«,, «etter« Proteste gegen hie aevlant« Steuer sind von der Gesellschaft für Volk«« wirtschaft und der Vereinigung der Weinbändler in Hante- vlenn», sowie vonanderen vand«l«organtsatioiieii au« den veefchiedenften Teilen Frankreich« bet der Regierung rin- gegangen. Die La»« ßer Schwarzwälder Ustrentnstnftrie. Neber die Lage in der Schwarzwälder Nbrenindnftrie nach der verbtndltchkeitserklciruna de« Schiedsspruches durch de« Reichsarbeitsminister wird nn« von zuständiger Seit« be richtet, daß in Furtwangru, Gütenbach und Villinqen die Arbeit schon vollständig wieder ausgenommen worden ist, dagegen rubt ft« uock in den Orten Triberg und Schwen- ninae». Soweit die Kündigung der Arbeitnehmer bi« zue «erbindlichkeitserflärnng de« Schled«sprnchr« »och nicht in Kraft getreten war, ist ft« seitens der Arbeitgeber sofort zurückgezogen worden. Die Arbeitsaufnahme in den be streikten Betrieben dürfte im Lause dieser oder Ansairg nächster Wocke »rsolaen. Deutsche» Rindvieh nach Frankreich. Jetzt fluten Verhandlungen »wischen der Deutschen Vie-verwertungs- Gtttoffenschast und dr» französischen Pjtb-Sinkausskommis- klonen »weck« Slnführnug deutscher Zuchtrinder nach Frank- reich statt. SS kommen meist Rinder lm Gewichte von 7 bi« v Str. in Betracht. Die Preise stellen sich auf 45 bis HO Psg. kür da« Pfund Lebendgewicht. Größere Abschlüsse sind bereits in OftsrieSland, Westfalen, Oldenburg grstätigt worden. Am Niederrhein, der ja wegen seiner guten Rind- vieh-Zuchten bekannt ist, beliebt zurzeit kein großes Inte resse an der Ausfuhr nach Frankreich. Amtliches. Zu verkaufen im Wasserwerk ebene. Truvvenvlatz Aeitstain Ta. 2 Hockdruckdaulpskrssrl <1 Flammrohrkessel) sc 34,38 MN Heizfl., 6 »tm. Dampfüberdruck, mit Kesselspeiseeinrichtungen 2 stehende Eiiirvlinder-Dampfmaschinen von je 80 LS, Leistung 40 Umdrehungen in der Minute, direkt gekuppelt mit 2 doppeltwirkenden Plungrrpumpen von je 135 ebm stündl. Förderleistung, 40 m Druckhöhe 1 Windkessel zu den Pumpen gehörend ab Ausstellungsort. Besichtigung kann werktags während Betrieb stattfinden. AngrbotSabgabe bis spätestens 10. April 1926. Kanfbedingnugen sind gegen Einsendung von 1 RM. erhältlich bei: FinanzamtLiearnschaftsverwaltuna Dr.-Pl. Art,bat». , Am 1. Februar vorm. 11 Uhr sollen im Finanz amt Riesa, Zimmer Nr. 19 IL en tl»i-n«w»ßw§ßw öffentlich versteigert werden. Finanzamt Riesa. In stlnlnnn unck grottan Tsg«bla«-0rucüsrsi - RISLR - VovtkSLtrsk« SS. -lltdres-uer Karneval von Alfred Schnur«, Dresden. Es ist einleuchtend, daß der Karneval am galantesten und lebensnahesten Hofe Europas seine sinnvollste Aus prägung fand. August der Starke hatte schon auf seiner ersten Rundreise durch die Länder Europas als junger Prinz den Karneval Venedigs keuue» und lieben gelernt und aus wiederliolten Reisen dorthin gründlich ausgekostet. Kein Wunder, daß er, nachdem er durch den frühen Tod seines Bruders Johann Georg IV. unvermutet an die Regierung des KnrfürstcntnmS Sachse» gelangt war, sich auch den Aus bau des noch wenig entwickelten Dresdner Karnevals an gelegen sein ließ. Bot doch gerade der Mummenschanz — August hatte reiche Gelegenheit gehabt, in Venedig per sönliche Erfahrungen zu sammeln — den geeigneten Boden für allerhand galante Abenteuer nnd verliebtes Intrigen spiel. Ucl'crdies standen ihm, der humorbcgabie Männer nicht weniger schätzte als schöne Frauen, fünf offizielle Lustig macher zur Sette, darunter, alS begabtester und weltberühmt gewnrdener, Friedrich Wilhem von Kyaw, der e« schließlich zum Kursächsiscyen Generalleutnant und Kommandanten der Festung Königstein an der Eibe brachte. August, der trotz seiner viele« Liebesabenteuer stet« ein geschmackvoller Mann war, vermied es klug, die tn jener Zeit sehr rohen Gepflogenheiten d«S venezianischen Karne vals nach Dresden zu übertragen, sorgte für eine Be teiligung weitester BolkSkreise an dem lustigen Treiben unb ließ nur da eingreifen, wo die in großmütigster Weise ge währte MaSkenfreiheit über die Stränge Mug. Der Besuch der in dem damaligen Riesensaal de« Dresdner Schlosses veranstalteten Nebonten, die wöchentlich dreimctt stattfanden, stand jeder anständigen MaSke frei, ganz gleich, wer sich den Domino übergeworfen oder da venezianisch« Kostüm, die beiden am meisten bevorzugten MaSken, angelegt hatte. E« war lediglich für di« kurfürst-, licke Familie u«d deren engere Umgebung «in Raum ab^ gesondert, der nur bann betreten rverden durfte, wenn der ober di« Etnlaßbeischende sich vorher demaskiert und, sofern e« «nbekannie Persönlichkeiten waren, dem Hauptmann der Leibwache gegenüber auSgewiese» hatte. Im übrigen war ausgelassenste Heiterkeit nicht nur gestattet, sondern zur Pflicht gemacht. Reichlich nnd kostenlos gespendet« Getränke sorgten dafür, daß die Karnevalsstimmung rasch den ge wünschten Höhepunkt erreichte. SS stand jedem frei, sei» Vergnügen dort zu suchen, wo er er am besten »u finden „So, König, ist Dein Schloß, wo alle Freiheit blühet. Von dessen Schwellen un« kein Wächter rückwärts ziehet, Wo Fürst unb Edelmann und Bürger sich vermengt. Wohin der Pöbel selbst sich nicht vergebens drängt." In diesen Versen singt der alte, gute Johann Christoph Gottsched seinen Herrn und König an, als er cS sich zur Aufgabe gemaciN hatte, in einer langen Ode die seinerzeitigen Karnevalsfreuden Dresdens eingehend zn schildern. Natürlich blieben die Faschingsfreuden nicht auf die Redonten tm Schlosse beschränkt. Ganz besonderer Beliebt ¬ heit erfreuten sich die „Bauernwirtschaften". Sie zauberten ländliches Leben und Treiben in die Räume deS Schlosses ober auf den Dresdner Altmarkt, wenn die winterliche Witterung das gestattete. Jeder Teilnehmer und jede Teil nehmerin hatten dabei eine bestimmte Rolle durchzufithren und mußten sich mit allen Kräften bemühen, daß das so witzig und humorvoll wie irgend möglich geschah. Weiteste Freiheit in der Wahl seiner Mittel war jedermann zuge- standcn. Tie dabei Erfolgreichsten wurden ausgezeichnet, erhielten Preise, manchmal mich — das war in jenen seligen Zeiten so der Brauch — Beförderung oder ein Amt. Hatte eine Schöne durch die Durchführung der ihr übertragenen Ausgabe das besondere Wohlwollen des Königs, der bei solchen Bauernwirtschaften hn der Seite einer von ihm gerade bevorzugten Hofdame den „Wirt" zu machen pflegte, erregt, so durfte sie sich, war sie noch unbemannt, unter Umständen sogar einen Kavalier deS Hofes als Preis wählen. August ließ e« sich in solchen Fällen nicht nehmen, bas Pärchen standesgemäß auszustatten, wenn das erforderlich war, nnd seine Gevatterschaft beim Eintrefsen des Stamm- Halter» zuzusichern. Für gewöhnlich waren Wählende und Erwählter ja längst einig, und des Königs Hnld besiegelte nur ein bereit- bestehendes Liebesglück. Wie di« vaurrnwtrtschasten, so schützte man auch die „Hanbwerkerfrste". Weder Alter noch Rang befreiten von ber Teilnahme. Der Fasching setzte alle gleich. Nicht selten begegnete mau den mit den höchsten Aemtern beliehenen Würdenträgern de« Staates in den Rollen von Stein klopfern, Kesselflickern, Bürstenbindern, Barbieren, Klemp nern nsw. Auch fremde Fürstlichkeiten^ die der weitver breitete Ruf des Dresdner Karnevals in die sächsische Haupt stadt gelockt hatte, unterstellten sich widerspruchslos unb willig den ctngcstthrlen Bräuchen. Selbst der einfache und sittenstrenge preußische König Friedrich Wilhelm I. ver- schmähte es nicht, die Maske eines Pantalone «nzulegen, als er mit seinem Lohne bei de» Karnevalsfestlichkriten des Jahres 1728 erschien. An diesen Festen nahm auch der . -SStäbrige Seneralpostmeister von Nettzjchütz als »Tanz. meister" teil, ihm zur Seite seine Enkelin Luise von Carlo- witz als „Tanzmeisterin", was den Hof- nnd Zercmonienrat vom König veranlaßte, wohl die Schönheit und den Liebreiz der jungen Tanzmetsterin zu preisen, aber in bezug aus ihren Partner hinznzn,fügen, daß dieser leider nur -en „Grobvatertanz" mit ihr zn tanzen vermöge. Auch den dicken Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg zog cs zur Karnevalszcit säst regelmäßig nach Dresden. Den ausgelassensten Dresdner Karneval aber sah das Jahr 1725. In jenem Jahre, also genau vor 200 Jahren, mar ans ber Festung Königstein daS «größte Weinfaß der Welt", an dem mau fast drei Jahre gebaut hatte, fertig gestellt worben. Der bereits erwähnte Fcstungskommandant Kyaw war der Urheber deS Baues, und es glückte ihm wirk lich, das größte Faß der Welt hcrzustcllen. ES faßte 2386 Hektoliter, also noch 261 Hektoliter mehr als das berühmte Heidelberger. Nachdem man eS durch eine in seinem Innern ausgestellte Festtafel so gründlich ringewciht hatte, daß sämt liche Teilnehmer, der König, mit inbegriffen, schließlich unter den Tisch gefallen waren, fanden anschließend unterschiedlich« .Küferfeste und Schankwirtschaften größten Stils in Dresden statt. Nach einem solchen wurde für den übernächsten Tag ein Götterfest im Moritzburger Schlosse angesagt. In 824 Schlitten hatten die Gütterwclten Griechenlands. Roms und Germanien- dreimal Len Dresdner Altmarkt umfahren nnd waren dann nach Moritzburg gejagt. Dort waren sämtliche Räume festlich hergertchtet und mit zahlreichen lauschigen Nischen, Grotten und Eckchen auSgeftattet morden. Hier, mo man ganz unter sich war, konnte man ungehindert dem Uebernmt, der Laune und aller Lustigkeit die Zügel schießen lassen. König August als Saturn lenkte und leitete daS Ganze. Al» die Stimmung den Höhepunkt erreicht hafte, verloschen plötzlich alle Lichter de« Saales,, ein ohren- betäubende» Lachen und Kreischen setzte ein, viS man nach einer halben Stunde endlich die Kerzenanztinder, die samt nnd sonders plötzlich verschwunden waren, wiedergefunden hatte. Nachdem dies« ihre Tätigkeit unter gröhlendcm Bc- dauern ausgenommen unb wieder Licht in die Finsternis gebracht hatten, löste sich daS vergnügte Chaos und man huldigte wieder dem Tanze, Li» die immer hö-er steigend« Sonne auch diesem Fest« «tn Ende bereitete. Der Alt-Dr«Sbn«r Karneval ist verrauscht und wird nie wieder in seiner einstigen Gründlichkeit unb Ausdehnung lebendig werden. Da» Leben hat keinen Raum mehr für weitschweifend« Festlichkeiten unb Hatz auch dem Karneval engere Grenzen gezogen. Seinem endgültigen verschwinden aber da« Wort zu reden, hieße dem Dasein «inen seiner Reize rauben, denn der fröhliche Mummenschanz ist für viele i da» einzige Stückchen Poesie, da« ihnen bi« rauhe Welt der l Mrklhbkrtt noch gelassen bat.
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