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Sehr geekrle Arurfrsn, 7iektsr ckv Asurer, ! Angestellte, Arbeiterinnen t Wir wissen es ganz genau. Sie brauchen einen neuen Mangel! Ja, ja! Und warum holen Sie ihn bei uns? / Sie haben gutes BeobachtungS- vermögen! Wtz. 1 Sie saben immer in unseren Auslagen den richtigen Mantel in der gewünschten Preislage! Und warum bringen wir auch immer das Richtige? Unser ganz auberordentlich großer Bedarf in unseren beiden WWW Geschäften ermöglicht uns denkbar WAD billigste Preise berauSzuholen und der Borteil kommt Ihnen zugute. MIM Ankerdem lassen wir ja auch M iM viele Ware von unseren eigenen Stoffen anfertjgen. jl/ (Nute Ware zu bescheidenem > Nutze» in großen Massen an den /V »Verbraucher allerbilligst abgeben, / 7^ heißt für uns: » W BmMaii Mm. Und was sehen mir von Ihnen im Geiste ? ? ? Wir sehen, mit welcher Freude Sie mit Ihrem Mantel nach Hanse eilen. Wir sehen Sic die Trevpc binaushuschen in Ihr Zimmer. Wie Ihre Finger ungeduldig am Bindfaden ziehen, bis Sie den umwickelten Faden aushaben. Wie Sie schnell das Paket aufteißcn, den Pavier karton auf den Boden werfen und endlich den schönen, farbigen, molligen Mantel bewundern. Wir sehen auch, wie Sie ihn erst mit aus gestrecktem Arme von sich halten, um ihn in seiner ganzen Länge zu betrachten. Stellen Sic sich Ihr Entzücken vor. wie Sie ibn vor dem Spiegel anprobiecen, sich erst so, daun so drehen! Immer noch in den Gedanken verseht, ich war an der richtigen Quelle!! Wir hören auch schau, wie Sie von der Treppe aus Ihrer Mutter zurufen: „Mutter, ich gehe schnell mal zur Post hin, mn einen Brief sortzubriuaen." Und wir scheu Sie durch die belebten Straßen gehen, ein Gefühl, daß es eins der wichtigsten Ereignisse für die Stadt seit Wochen ist. Dieses obenstehende Bild ist Ihr Mantel. Er ist für Sic gemacht! Also, Sie kommcn bestimmt zu uns! Wir wissen cs! kloüLN- IMS M8ZtsttiZ!W8vÄU8er LIbertpIatr Lüiiö IVettiuer- u. Earolastr. M StiMeMrl M der BerMle Im Aridem Lmd. Für den 1?. und 13 September hatte die Wertschule der Linke-Hofmann-Lauckhammer Aktien-Gesellsch'ast, Werk Riesa, eine Studiensabrt ins Freiberger Land geplant Das war eine große Freude sür uns Lehrlinge. Obwohl es manchem an Geld und anderen Mitteln fehlte, batten sich doch über 40 Mann entschlossen, an der Fahrt teilzu- nebmen. ES sollten ein Silbererzbergwerk und die Berg männische und Mineralogische Sammlung der Bergaka demie zu Freiberg besichtigt werden In den letzten Unter richtsstunden wurden die Fahrt, die Wege, die Gruben und Museen noch einmal kurz besprochen. Endlich war der langersehnte Tag herangekommen. Kurz nach 7 Uhr verließ der Zug den Bahnhof Während eines kurzen Aufenthaltes in Lommatzsch photographier ten wir unseren Eisenbahnwagen, um ein dauerndes An denken an diese Tnve zu haben, welche scheinbar schon den Krieg von 70 und 71 erlebt hat. In Großvoigtsberg ver stoßen wir den Zug und schlugen den Weg nach dem Lilberbergwcrk „Alte Hoffnung Gories" ein Schon von weitem sahen wir den Schornstein, den Pulverturm und das HuthauS. Bald kam auch das höbe Treibhaus in Sicht. Nach ca. 10 Minuten erreichten wir Las Bergwerk und traten in den Jnnenhof. Welch malerischen Anblick bieten doch die schlichten FachwerkhäuSchen mit ihren schieser- gedeckten Giebeln. In dem Maschinenraum sind die gro ßen Dampsmaschinen ausgestellt, die die Seiltrommeln an- treiben, welche die Fördcrkörbe auf- und abbewegen. Di? „Alte Hoffnung Gottes" bat Schrügschächtc. die bis auf eine Tiefe von ea. 6ö0 Meter hinabsübren Kessel und Maschinen zeugten von langer, harter Arbeit, stehen sic doch schon über .'>0 Jahre in dem gleichen Raume. Alle Einrichtungen rühren noch aus der letzten Blütezeit des Freiberger Bergbaues her und konnten nicht erneuert werden, da das karge Ausbringen gerade die Gestehungs kosten deckt, und doch wäre es schade, wenn noch diese letzte Grube zum Erliegen kommen sollte. Und doch wird die Zeit nicht fern sein, wo der iminerwicderkehrende feine Klang des Wcichterglockchens zum letzten Male anschlägt, und damit sagt, daß auch in diesen bergmännischen Gc- landen der Betrieb eingestellt ist. UnS aber grüßte noch das WäÄterglöckiein oben un Dachreiicr, in regelmäßigen Zcitabständeu anschlagend und meldete, daß unten in der Tiefe daS Gestänge und die Wasserhaltung in Ordnung sind und der Bergmann ruhig und vertrauensvoll seine Schickt in der dunklen Grubennacht verfahren darf. „Glück aus" rief eS auf dein Hose, der Schichtmeister war cs, der sich uns als Führer vorstclltc. Er lud uns ein, seinem Büro einen Besuch abzustaticn, um uns mit den Erzen, den Bcrgwerkskartcn (Smgerrissc, und der Geschichte dc-S Werkes bekannt zu machen. Wie lauschten wir da den Worten des freundlichen Führers, der uns geförderte Erze, gediegenes Silber, Bergkriställe und vieles mehr zeigte und uns die jahrhundcrtaltcn Schicksale des Werkes erzählte. Boni Trcibehaus führte uns der Weg am kleinen Pul- vcrhäuscheu vorbei zur alten Bergschmiede und dem Hut- häuse. Wieder bot sich uns ein anmutiges Bild alter Fachwcrkshäuser. Lustig rankt der Weinstock am Spalier empor und der kecke, zierliche, achteckige Dachreiter schaut in die Ferner bis zu den Türmen Alt-Freibergs. Im Erdgeschoß befindet sich eine Bctstube, in welcher heute noch, nach altem, ehrwürdigem Freiberger Brauch vor der Schicht sich die Belegschaft zu .kurzer Andacht sammelt. Da stebt eine uralte Orgel, deren Bälge noch mit dem Fuß getreten werden müssen. Ein paar Bänke und ein paar Wandbilder schmücken das einfache Stübchen. Nicht das Geringste zeugt von der Hast der neueren ^eit. Wie traulich hört sich das Kling-Klang der L-chmicde- bämmer aus der Bergschmicde hinter dem Huthause au. Schlägel und Eisen gewinnen hier m fauchender Hcrdglut unter kräftigen Schlägen der Schmiede neue Kraft und Schärfe. Bon hier aus gingen wir nach dem Gasthaus bin- unter, das uns zu kurzer Rast und einfachem Mittags mahl einlud Nur kurz war die Ruhe, denn wir wollten zur Erzwäsche, deren dumpfe» Poltern wir schon lange gehört hatten. Die Erze, welche mittels Hunten hierher gebracht werden, gelangen zuerst in den Steinbrecher, wo die größten Stücke zerkleinert werden. Bon da rutschen sie zur Schcidebank, um nach ihrem Erzgehalt geprüft und verteilt zu werden. Dann wandern die Erze in daS Pochwerk Da» sind hölzerne Stempel, an welchen je eine Nase sitzt und die unten eiserne Schuhe tragen. Die Stempel werden durch eine Daumenwelle abwechselnd ge hoben und fallen frei auf die Erze. Alle Antriebe er folgen hier durch Wasserräder. Das graue Erzpulver wird durch Wasser fortge- schwemmt und sammelt sich in sogenannten Spitzkästen. Aus diesen Kästen kommt eS aus die Stoßherde, wo durch rüttelnde Bewegung und fließende» Wasser die letzten GcsteiuSrestc fortgcschwemmt werden DaS Erz wird nun getrocknet und kommt zum Versand nach dem Hüttenwerk Halsbrücke. Plötzlich eine Bewegung unter uns. . Auf der Huntcbahn erscheint der Häuer 'Pönisch. der älteste Bergmann des Werkes. Jubelnd wird er von uns umringt und muß sich von uns photographiere» lassen. Wie listig blinzeln seine Augen aus dem falten reichen Gesicht, als er sich eine dicke Zigarre zum Lohn aus der Tasche holen duvste. Zwei Uhr ist vorüber, die Zelt drängt und mit einem herzlichen „Glück aus" trennen wir uns von unserem Führer. Auf der Muldenbrücke wird noch ein letzter Blick auf das behaglich in der Mittagsonne liegende Dörfchen geworfen und nun geht eS am rechten Ufer Hohentanne zu. Bald ist auch dieses Dors durchschritten und in der Ferne grüßt unser nächstes Ziel, die Hälsbrücker Esse. Nach cinstündigem Marsche sind wir am Fuße derselben angelangt. Hier erst erkennen wir so recht die gewaltigen Abmessungen des höchsten Schornsteines Deutschlands. 140 Meter ragt der Schaft von unserem Standort in die Höbe, und ca. 180 Meter ist die Höhendifferenz vom Mulden spiegel zum Schornsteinkopf. Welch wundervoller Fern blick von hier oben. Tief unten im Tale Haisbrücke und seine Hüttenwerke und hindurch schlängelt sich die Mulde in vielen Windungen. Aus der Ferne grüßen die Türme Freibergs, davor der nächste Rastpunkt „Herders Ruh" und -.Reiche Zeche". Am 7. und 8. Lichtloch des Rotschön- bcrger Stollens vorbei führt der Weg nach Halsbrücke hinunter. Der Ort wird durchschritten und nach einer weiteren Stunde treten wir in „Herders Ruh" ein. Ein Eichenhain hütet hier das Grabmal des Obcrberghaupt- inanns von Herder (Sohn dc-S Dichters von Herder). Freibergs Bergbau wurde von ihm noch einmal znr letzten Blüte gebracht und seine getreuen Bergknappen trugen ihn hier in der alten Halde zu den „drei Königen" zur letzten Schicht. Bon der Halde ans lag Freiberg zu unseren Füßen, von der Abendsonne warm beschienen. Zwanzig Minuten Marsch und wir betreten die alte Bcrgstadt, um noch vor Einbruch der Dunkelheit die Jugendherberge in der Bürgerschule zu erreichen. Am Ucbcrnachtungsort angelangt, wurden zuerst die Betten verteilt und wir bekamen unsere Decken. Nach einem kräf tigen Abendessen dursten wir die Herberge verlassen und uns die Stadt anschen. Nun gingen alle truppweise aus einander und sahen sich die hellerlcnchtetcn Schaufenster, die Denkmäler und die kleinen winkligen Gassen der Stadt an. Gegen 9.30 hatten sich alle wieder in der Herberge eingefundcn. Durch das laute Lachen und Er zählen Einzelner konnten wir jedoch nicht gleich zur Ruhe kommen. In den frühen Morgenstunden war aber der größte Teil schon wieder munter. Als ich gegen 4 Mr erwachte, saß mein Bettnachbar aufgerichtct auf seiner Matratze und verzehrte mit dem größten Appetit ein Stück Wurst. Gegen 6 Uhr war allgemeines Aufstehcn. Decken wurden zusammcngclegt, Matratzen in Ordnung gebracht und im Waschraum und aus den Korridoren herrschte leb haftes Treiben. Da wurde, gewaschen, gebürstet und ge packt, ja einzelne versuchten sogar das bescheidene Bärt chen durch scharfe Rasur zu entfernen. Verschiedene kamen schon mit großen Kuchenpaketcn ans der Stadt zurück und Die Grafen von Freyoeck. Roman von A. Ostlanö. 24. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Wodurch? Das vermag niemand zu sagen/Leyn es war ja keine äußere Ursache da. Vielleicht gab doch ein Sturz, eine lange Wanderung den Anstoß. Nach der Untersuchung bat ich, die Oberin sprechen zu dürfen. Doch erwartete mich im Sprechzimmer hinter dem Gitter dicht verschleiert die alle Priorin. Ich erfuhr von ihr nur, daß die Oberin — Mutter Fidelitas — die Fremde am Vorabend ausgenommen hat, laut des Freibriefes, welchen das Stift seit alter Zeit besitzt. Was die Fremde mit der Oberin gesprochen hat, da weiß niemand. Keine der Nonnen sah die Frau mehr. Die dienende Schwester, welche ihr ein Brot zum Früh stück bringen sollte, fand sie tot, längst erstarrt!" „O Gott, welch ein einsames Sterben!" f Der Arzt und Käthe Gerlach fuhren beinah« erschrocken herum. ' > Hinter ihnen stand Hilda Wentheim. Das langh weiße Nachtgewand fiel schleppend an ihrer Gestalt -ui Erde. — , In rührender, kindlicher Schönheit sah da« tiesbleich« Mädchenantlitz zu den beiden herüber. Wie glühendes Gold bauschte sich das Haar um di« weiße, reine Stirn, und die langen Zöpfe hingen ihr gleich leuchtenden Bändern über den Rücken herab und ni«da» bis säst zum Saum des Geryande». „Ein einsames Sterben!" Es lag so viel tiefe, reine Güte in diesen Worten, daß Käthe wieder die feste Ueberzeugung gewann: diese« Kind war unschuldig, mußt« unschuldig sein! „Ja, ja, einsam hat die Arme den letzten Kampf ge kämpft," jagte nun Doktor Amberg wieder und rüstet« sich zum Gehen. „Wie gesagt, die Priorin weiß absolut nichts, und die Oberin ist heute in aller Frühe einem Rufe ihres Mutterklosters gefolgt und, begleitet von zwei an deren Nonnen, nach Frankreich abgereist. i Sie hat -die Reise ohnehin schon um einen Tag hin ausschieben müssen, um die ihr anvertraute NonNenschar hier noch unterzubringen. ' ' Wann sie zurückkehrt, ist unbekannt. Wir haben also von Lieser Seite keinerlei Aufklärungen zu hoffen, und so wird wohl nichts übrigbleiben, als das von den Nonnen für morgen anberaumte Begräbnis auf d«m Klosterfriedhofe zu gestatten." « Doktor Amberg reichte noch jedem der Mädchen die Hand, dann schritt er rasch davon. Er war seit dem Tode des alten Grafen noch nicht daheim gewesen. - Jetzt endlich hatte er den Wagen bestellt und freut« sich sehr, ein wenig aus diesem Hause der Trauer fort zukommen. Die beiden Mädchen horchten noch ein paar Minuten auf die sich eilig entfernenden Schritt«. Als auch diese verklangen, war rings um sie nur noch die dumpfe, lastende Stille dieses öden Schlosses. Käthe legte ihren Arm um Hilda Wentheim. „Kommen Sie — Sie müssen schlafen!" sagte sie herzlich. „Sie fiebern noch immer, und hier ist es kalt. Haben Sie mir nicht versprochen, während meiner Abwesenheit auf Ihrem Zimmer zu bleiben?" Hilda nickte. „Ich bin auch geblieben bis jetzt. Aber da hörte ich Ihre und Doktor Ambergs Stimme; das trieb mich heraus. Und dann die Angst, diese schreckliche Angst um Georg! Haben Sie nichts von Georg gehört?" Käthe schüttelte verneinend den Kopf. ' Ueber das stille Mädchenantlitz glitt ein Ausdruck tiefster Sehnsucht und Qual. Ein schwerer Seufzer hob die junge Brust Hilda Wentheims. „Kommen Siel Kommen Siel" Käthe drängte die Zögernde nach vorwärts, ihrem ge meinsamen Zimmer entgegen. Da knisterte etwas unter Hildas Fuß, ihr Hemd schleppt« Las Kärtchen nach, welches dem Grafen aus der Tasche gefallen war. Sie bückte sich rasch und hob es auf. „O — Gretel" Sie hatte die Worte sehr erstaunt hervorgestoßen, und jetzt hafteten ihre Augen auf dem verblaßten Bildchen mit einem sonderbar grübelnden, sinnenden Ausdruck. „Grete? Wer ist Grete?" Käthe Gerlach hatte ihren Arm in Len Hildas ge legt und zog das junge Mädchen fast mit Gewalt mit sich fort. Sie sah, daß di« schmalen Wangen rot und blaß wurden, und daß schwere, dunkle Schatten unter den schönen Augen lagen. Hilda hob sekundenlang die Lider. „Ich weiß es nicht", sagte sie, wie nach den rechten Worten suchend. „Und doch —ich wußte es einmal. Aber ich habe es vergessen, denn es ist lange, lange her. Durch Kindheitsdämmerung strahlt mir etwas Süßes, Liebe«, Holdes." Nachdenklich legte sie im Weiterschreiten di« Hand an die Stirn. „Aber sonst ist alles wie weggewischt, alle»! Nur heute, als ich die tote Frau sah, welche einjam lag mitten in dem wetten Klosterzimmer, da durchzuckte e« mich «ine Sekunde lang: Ist da« nicht dasselbe süße, liebe Gesicht? ! Und es zog mich etwa» hin zu jener Toten, etwa« Starkes, Zwingendes, Geheimnisvolles. Aber ich konnte ibr Antlitz nur eine Sekunde lang leben, eine einzsae. kurze Sekunde, denn die Schwester bedeckte e« sorgfältig wieder. Und morgen — lyorgen wird sie begraben l" j Die beiden Mädchen standen jetzt in Hildas einfachem Stübchen, wo Käthe Gerlach nunmehr gleichfalls schlafen rollt«. . Doll fiel das Licht der Lamp« auf die vergilbte Photo graphie. Käthe hielt nun das Blättchen in der Hand und la« aufmerksam die Worte, welche vor langer Zeit jemand dar auf geschrieben. „Und Sie haben wirklich gar keinen Anhaltspunkt, wer dieje ,Grete' gewesen ist? Denken Sie doch nach, Kindl Vielleicht fällt Ihnen noch irgend etwas ein!" Hilda Wentheim saß schon auf dem Rande ihre» schmalen Bettchens. Sie hatte beide Hände vor die brennenden Augen geschlagen; ihr Kopf war so heiß und wüst, kein ein ziger klarer Gedanke hatte darinnen Raum. Und Loch' hob sich aus Fieberglut und dem Aufruhr aller Empfindungen, welche sie seit dem Unglück beherrsch ten, immer wieder das eine Bild, welches beim ersten Anblick dieses Mädchengesichtes vor ihren inneren Augen schemenhaft aufgestiegen war: das Helle schöne Zimmer voll Sonne, sie selbst in einem weißen Bettchen, und neben ihr jenes Antlitz voll Liebe. — Hilda lieh die Hände sinken. Leise, aus weiter Ferne klang etwas an ihr Ohr, «in Laut aus einer Zeit, di« lange, lange vorüber. Und während sie nachdachte, lösten sich schon halblaut die Worte von ihren Lippen, erst langsam, zögernd, dann sicherer, al« besänne sie sich allmählich auf eine ver klungene Weise. Sie hatte die schlanken Finger ineinander geschlungen, so wie Kinder beten. Und jetzt sprach sie leise vor sich hin in einem kindlich singenden Ton: „Engel Gotte«, schützet »nicht Engel Gottes, hütet mich l Laßt mich schlafen selig «,'.n Bei meinem lieben Mütterle.'a >" > Eie stockt« und fuhr mit der Han'. „v«r die Augen. „Wie war es weiter?" fragte sie unsicher. „Wie? Bei meinem lieben Mütterlein — aber da ist kein Schluß! Upd meine Mutter hieß Lucie und hatte krause, dunkle Löcken und sprühende Augen. Drüben in der Galerie, da hängt ihr Bild. Ich habe es einmal gesehen. Diese „Grete" aber, die ist blond ge wesen, und die Frau, welche sich über mich neigte, die war auch blond — und die Tot« drüben im Kloster — die ist auch blond. Und doch gehören Lies« drei Bilder zusammen! Ich weiß ««, ich fühle ««. Und ganz von fern höre ich e«, daß dieser Mund" — st« deutete auf das Bild — „daß dieser Mund mir bas alte Gebet vorspricht: .Engel Gotte», hütet mich!'" Hilda konnte nicht werter; «in wilde« Schluchzen schilt- telt« ihren zarten Körper. Fast willenlo» ließ sie sich von Käthe Gerlach ziehen und LU Bett jbrirraen.