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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.04.1915
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1915-04-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19150424015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1915042401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1915042401
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-04
- Tag 1915-04-24
-
Monat
1915-04
-
Jahr
1915
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veue 10. Nr. LOS. Moroen»Nusgave. Leipziger Tageblatt. Sonnsbenü, 24. Nprtt ISIS. zu Weihnachten 3 Schülerinenn. 18 Schülerinnen sanden durch die Krippcnverwaltung Stellung in Prioalhäusern, eine als Leiterin einer Heinen Fabrikkrippe. Der Kassenbericht weist an Ein nahmen zuzüglich eines Bankguthabens von 9924.05 <tt einen Betrag von 40 517.79 M auf, dem ein Ausgabenbetrag von 42 056,29 M gegenüberstebt, so da» ein Bankguthaben von 3860,59 M verbleist. Die Mitgliederzahl vermehrte sich um 34, ver minderte sich dagegen um 13. Aus dem Vorstande Ichieden aus Frau Daisy Brockhaus und Frl. Maria Kraft, an die stelle der ersten trat Frau Anna Dorn, an die Stelle der letzteren Frau Laura Köster. Seit dem Ausbruch des Krieges wird Krippe l von Frau Tanna Meyer, Krippe II von Frau Dufour-Feronce geleitet. Der Vorstand weist am Schlüsse seines Berichts darauf hin, daß das neue Vereinsjahr 1915 dem Verein ernstere Pflichten auferlegt als je ein früheres. Er betont mit Recht, das? unser Vaterland gesunden jungen Nachwuchs braucht, und bittet in diesem Sinne auch fernerhin um tatkräftige Unterstützung seiner Be strebungen. * Gründung eines Auslandsbundes deutscher Frauen. Das Wolffsche Büro meldet aus Ber lin: Unter dem Namen Auslandsbund deut scher Frauen ist hier am 20. April eine Vereini gung deutscher Frauen gegründet worden, der eine grosse Anzahl Damen der besten Eeselllschaftskreise beitraten. Die Grllrrdungsversammlung im Abge ordnetenhause wurde von Gräfin Schwerin- Löwitz geleitet. Frau Konsul Mudra aus Phila delphia sprach auf Grund ihrer in Japan und Ame rika gesammelten Erfahrungen über die Siotwenüig- keit eines solchen Bundes. In den Vorstand wurden gewählt. Gräfin Nadolin-Königsmarck, Berlin Rconstraße 9, Frau Staatssekretär Dr. Solf und Gräsin Schwerin Löwitz. Der Jahresbeitrag wurde auf 10 .k festgesetzt. * An alle Krastwagenbesitzer! Der stellvertretende Kommandierende General des XIX. Armeekorps gibt folgendes bekannt: Alle Besitzer von kriegs brauchbar befundenen Kraftwagen haben diese stets zur Verfügung der Militär behörde zu halten. Eine Veräuße rung der Fahrzeuge darf nur mit Genehmigung des stell vertretenden Generalkommandos XIX. s2. K. S.) Armeekorps stattfindcn. Solche Anträge sind an die zuständigen Zivilkommissare für die Kraftwagen- Aushebungskommissioncn Leipzig, Chemnitz oder Zwickau zu richten. Die Nichtbefolgung dieser Be kanntmachung wird bis zu 1000 M Geldstrafe oder 1 Jahr Gefängnis geahndet. * Weiterer Ausbau der Eisenbahnstrecke Oetzsch - Gaschwitz. Das Ministerium des Innern Hut auf Gruno des Gesetzes, die Expropriation von Grund eigentum für Erweiterung bestehender Ersenbahnen betreffend, dem Staatsfistus im Königreich« Sachsen das Enteignungsrecht zu der erforderlichen Herstellung eines 5. und 0. Gleises der Linie Leip g—Hof zwischen Oetzsch und Gaschwitz und zur Erweiterung des Bahnhose» Gasch- w i tz verliehen. * 2m Panorama findet heute Sonnabend zum Besten der K r i e g s n o t s p e n d e eine grofie patri- sliiche Musikaussührung der Kapelle Curth-Fix unter persönlicher Leitung des Kapellmeisters Fix statt. * Masuren und seine Seen! Morgen abend 8 Uhr findet rm Giozen Festsaale des Zentraltheaters der wiederholt angelündigte Lichtbilder - Vortrag des Kunstmalers Fritz Hatz über „Masuren und feine Seen" statt. In München erzielte dieser Vortrag drei vollständig ausverkaufte Häuser. Nach dortigen Berichten schilderte der Redner mit wärmstem künstlerischen Empfinden die grotze eigenartige Schön heit des Masurenlandes und führte diese durch stim mungsvolle Lichtbilder dem Beschauer vor Äugen. Da der Reingewinn dieser Veranstaltung ungekürzt dem hiesigen Hilfsausschutz für Ostpreutzen zufliegt >o ist zu wünschen, datz «ich der Vortrag eines recht guten Besuches erfreuen möge. * Geldüberweisungen durch die Deutsche Bank an Gefangene in Ruhland. Die Deutsche Bank hat seit Monaten eine Organisation in Tätigkeit, die sich mit der Ueberweisung von Geldbeträgen an deutsche und österreichisch ungarische Gefangene in Rußland — sowohl an Militärs als auch an Zivilisten — be schäftigt. Nach den Einrichtungen dieses Ucbcr- weisungsdici'.stcs erhalten die Empfänger des Geldes Doppclpostkartcn, deren eine zur Empfangsbestäti gung zu benutzen ist. Bisher sind solche Bestäti- gungskarten in grotzcr Anzahl mit der eigenhändi gen Unterschrift der Gefangenen nach hier zurückge- kommen. Es würde die Aufgabe, die die Deutsche Bank im Interesse der Allgemeinheit erfüllt, sehr er leichtern und dem Kontrolldicnste sehr förderlich sein, wenn alle diejenigen, die durch Bermittelung der Deutschen Bank ihren Angehörigen nach Rutzland Geld schickten und von diesen eine Empfangsanzeigc erhielten, hierüber sogleich eine kurze Mitteilung an die Deutsche Bank, Abteilung k, Berlin ZV. 8, sen den würden. Bisher hat die Deutsche Bank über 10 000 solcher Uebcrwcisungsaufträge vermittelt. * Ein Spanier über Deutschlands gerechte Sache. Eine Leipziger Fabrik wissenschaftlicher Apparate er hielt dieser Tage einen bemerkenswerten Brief von einem spanischen Geschäftsfreund, der schon mehrfach in gleicher Weise seine Sympathien für Deutlchland zum Ausdruck gebracht hat Der Brief lautet in deutscher Ueberfetzung: „ Nachdem das Ge ¬ schäft erledigt ist, danke ich Ihnen herzlich für die Drucksachen. Ihre Nation wird mir täglich sym- pathifcher, ich kann Ihnen versichern, datz in unserem Volke täglich die Begeisterung und Sympathie für Ihre Nation wächst, die würdig ist von den grössten Genies besungen zu werden; denn nichts kann ihr gleichkommen an Macht, Voraussicht und Entschlossen heit. Wie bedauere ich, nicht dort sein zu können, denn da könnte ich die Wahrheit an der Quelle er fahren, während wir hier mit den Nachrichten des Dreiverbandes gespeist werden, Die Blockade der englischen Küste! Welch eine großartige geschichtliche Tat, datz Ihre Unterseeboote jo viel Schreck und Un ruhe den verhassten Untertanen des Georgs V. bringen. — Welche Entsagung und Vaterlandsliebe gehört dazu, in der Enge der Unterieeboote unter i em Meere sich zu befinden! Meine Begeisterung findet keine Worte und ich zweifle nickst, datz Ihre ge rechte Sache siegen wird, wie ich das vom ersten Augenblick hoffte General o. Hindenburg! Welcher Stolz für Deutschland! Dieser Russensieger und dreimaliger Preußenbefreier kann mit niemand in der Geschichte verglichen werden " * Im Astoria-Lichtspielhaus überwiegt zwar in dem neuen Spielplan der Frohsinn und Humor, besonders in der hübschen Muitärbumoreske: „Fräulein Feldwebel" mit Frau Anna Müller-Lincte in der Titelrolle sowie in der glänzenden Komödie: „W o bleibt der Bräutigam", aber auch der Ernst kommt durch den wertvollen nordischen Film: Das verlorene Paradies zu seinem Recht. Der Film behandelt die Tragödie eines jungen Wellies. In einer stillen, weltfernen Häuslichkeit ausgewachsen, bildete ihre Freude am Malen ihre einzige Zerstreuung. Zu einer Schönheit erblüht, kommt sie in das Haus des Professors Alliberti, eines genialen Malers, der ein Iahr vorher durch den Tod seine Gattin verlor. Er hat ein Gemälde begonnen, das für das Rathaus der Stadt bestimmt ist, aber er vermag das Bild nicht zu vollenden. Die schöne Beate wird fortan sein wiedergefundenes Modell, und während er sich in ihre Züge vertieft, formen sich die Farben zu einem herrlichen Bild. Nur wenige Monate vergehen, da haben der Professor und die schöne Beate den Bund fürs Leben geschlossen. Ein Schatten fällt jedoch auf das junge Glück: der im Auslande lebende Sohn des Malers bricht seitdem alle Bestehungen zum Vaterhaus« ab. Aber nach fünf Jahren hält der Sohn doch wieder auf einige Zeit Einkehr im Vaterhause. Mit ihm zieht aber auch das Verhängnis ein. Als der Vater einmal monate lang dem Hause fern ist. ergreift den Jüngling eine wilde Leidenschaft für Beate. Drohend steht der unerwartet heimgekehrte Gatte und Vater vor der Treulosen und seine Hand weist sie für immer von sich. Mit dem festen Entschluß. des Gatten Ver zeihung zu erflehen oder zu sterben, kehrt Beate in bas Atelier zurück. Der Maler stöbert eben in alten Erinnerungsblättern und vernichtet alles, was ihn an sein Weib erinnert. Da ist Beate mit Entsetzen hinter das grotze Gemälde geflüchtet, ihr Bild In wilder Pein zerfetzt er auch dieses Bild und als er das Messer in die Leinwand stützt, trifft er zugleich das Wesen, das sein Alles war. * Lichtspielhaus Meitze Wand. Als Hauptfilm bringt das neue Programm das Stück „Ein Blatt aus dem Geheimbuch". Eine junge, aber sehr geschickte Kontoristin lässt sich durch die Not zu Hause verleiten, einen Diebstahl zu begehen. Am Lager ihrer schwerkranken Mutter wird sie ver haftet, doch erlässt man ihr die Strafe und bringt sie durch Vermittlung in eine neue Stelle, wo sie wiederum ihre Geschicklichkeit beweist und später zur Rettung der Firma eine Reise unternehmen soll. Der Prokurist der Firma entflammt in Liebe für das inzwischen mit cinom Grafen verlobte Mäd- ck>en, wird jedoch von ihm abgewiesen. Im Kaffee haus liest er später die Vermählungsanzeige des ungen Paares, und Rachsucht erfüllt ibn gegen die unge Frau. Er entwendet aus den Personalakten einer Firma die Aufzeichnungen über die frühere Kontoristin, die auch einen Hinweis auf den früheren Diebstahl enthalten, und benützt das Blatt zu Ver räterei. Der junge Graf hört von dem Sachverhalt und begibt sich verkleidet in die Wohnung des Proku risten, wohin dieser die junge Frau zwecks Aus lieferung des verhängnisvollen Blattes bestellt hat. Dieser überreicht auch dem Verkleideten das Blatt, der sich hierauf zu erkennen gibt. Unterdes kommt auch die Gräfin nach der Wohnung des Prokuristen, wo sie ihren Mann trifft. Doch Liebe überwindet alles, und so kann die Rachsucht des Prokuristen die Liebe des jungen Paares nicht zerstören. Als zweites Zugstück bringt das Programm den Kriegs film: „Myrte und Schwert". Für Heiterkeit ist bestens gesorgt. Auch die Kriegsereignisse werden durch die bekannten Wock^enberichte vorgeführt. I>. Die Jagd auf den Einbrecher. Der Kriminal polizei war kürzlich angezeigt worden, datz ein in der Talstrahe wohnhafter Arbeiter durch den Gelegenheitsvertrieb von Uhren, Ringen, Anzügen und allerhand anderen Wertgegenständen, die er in sogenannten übelberllchtigten „Kafseeklappen" von dort aufliegendcm Gesindel aufgekauft hatte, sich einen eindringlichen Nebenerwerb zu verschaffen ge dachte. Bei einer Durchsuchung seiner Habseligkeiten fand man auch richtig ein kleines Lager von solchen angekauften Sachen vor. Da genügend Grund zu der Vermutung vorlag, datz sämtliche Gegenstände aus Diebstählen herstammtcn, wurde der Mann veran- latzt, die ihm angeblich nur von Ansehen bekannten Kaffeeklappenbesuchcr beim Wiederbetreffen der Polizei bekanntzugeben. Einige Tage später begeg nete er auch einem seiner „Warenlieferanten" am Nennbahnwcg. Unauffällig machte er einen daher kommenden Oberwachtmeistcr auf den verdächtigen Menschen aufmerksam. Jener mutz das aber doch wahrgenommen haben; denn plötzlich ergriff er die Flucht nach dem Kcttcnstcg zu, verfolgt von den beiden. Bald aber stellten sich dem Ausreißer auf die Haltaufrusc der Verfolger entgegenkommende Personen in den Weg. Mit aufgeklapptem Taschenmesser in der erhobenen Hand lief der frech« Patron diesen entgegen. Da jedoch die von ihm schwer bedrohten Personen nicht an ein Aus weichen dachten, und es für ihn bald kein Vor- und Rückwärts mehr gab, sprang der Mensch über das Geländer des Ketten st egs in das Fluß bett des Pleißenflutkanals und erreichte schwimmend wieder das nach der Rennbahn zuge- Icgcnc User. Hier wurde er aber gleich von einem in der Nähe beschäftigten Arbeiter, den er zunächst ebenfalls mit seinem Messer bedrohte, mit einem un sanften Bcscnhieb in Empfang genommen. Als er jetzt endlich einsehen mußte, datz es kein Entrinnen mehr gab, warf er sein Messer rückwärts ins Wasser und Uetz sich festnehmen. Dem Polizeiamte zuge führt, gestand der erst 20 Jahre alte, aus Hinden burg ffrüher Zabrze) gebürtige, wegen schweren Diebstahls schon vorbestrafte und arbeitsscheue Mensch nach langem Leugnen und Zögern endlich ein, eine ganze Reihe von Einbrüchen und Einbruchsvcrjuchcn in Baalsdorf, Zweinaundorf und Holzl>ausen begangen und verschiedene der dort mit gestohlenen Lachen an den zuerst genannten Ar beiter verkauft zu haben. In seinem Besitze fand man mehrere Dietriche und eine elektrische Tasck-cn- lampc, die offenbar bei seinen Raubzügen in der Umgegend Verwendung gefunden haben. 1'. Einbrüche in Gastwirtschaften. Während der Nacht zum Dienstag sind in zwec Gastwirtjchait.'n in Thonberg und Neureudnitz Einbrüche ver übt worden. Den Dieben find dabei ungefähr 1100 Zigarren, eine Kiste davon mit der Bezeichnung ..Spezialmarke 150, Konturlcnzlos", 500 Zigaretten, Marten „Salem" und „Reserve', Knackwürste, Blut würste und Rollschinken, Herren- und Damenjlieie- letten sowie em Eöcnholzspazierstock mit Silbergriff, gezeichnet ,,.V 0.", in die Hände gefallen. Sachdien liche Wahrnehmungen hierüber sind der Kriminal polizei sehr erwünscht. l'. Herrenloses Etzbesteck. Im Keller eines Grund slüäs in L. - V o l k m a r s d o r f wurde vor mehreren Tagen ein Eßbesteck mit Etui ausgcsunden, das ver mutlich von einem Diebstahl hcrrührt und durch ein zerbrochenes Fenster von der Straße aus in den Keller geworfen worden ist. Im Etui befindet sich die Bezeichnung „Richard Held", vermutlich der Name des Fabrikanten oder des Verkäufers. Der Eigentümer soll sich bei der Kriminalabtcilung melden. * Knautkleeberg. 23. April Nach dem Haus halt ptan für 1915 beziffert sich der Gesamt bedarf der Gemeinde-, Schul- und Armenkasse auf 50 688,10 M (46 857,10 im Vorjahre«. Nach Abzug der vorhandenen Deckungsmittel beträgt der Gesamt fehlbetrag 42213,10 M (37 213,10 rm Vorjahre). Die Gemeinde-E i n k o m m e n st e u e r zeigt einen Äufschlag von 40 Proz. * Knauthain, 23. April. Der hiesige Ortsgeist liche, Pfarrer 'Riedner, zurzeit Divisionsofarrer in Lille, ist mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse aus gezeichnet worden. Sächsische Nachrichten Dresden, 23. April. * Prinz Johann Georg ist mit dem fahrplan mäßigen Zuge heute vormrttag 11 Uhr 20 Minuten vom westlichen Kriegsschauplätze hierher zurückgekehrt. * Todesfall. Der frühere Buchdruckereibesitzer Hermann Schönfeld, der wiederholt von der sozialdemokratischen Partei als Kandidat für den Reichstag uird den sächsischen Landtag aufgestellt war, und in dessen Druckerei auf der Ammonstraße das Dresdner Parteiblatt hergestellt wurde, ist hier in der Nacht -um Donnerstag rm Alter von 58 Jah ren gestorben. * Die von den sächsischen Bergarbeitern auf ¬ gestellten Forderungen sind dem Verein für bergbau liche Interessen und an das König!. Ministerium eingereicht worden. Verlangt werden: Bezahlung einer täglichen Teuerungszulage von 60 und 40 Pf. für verheiratete und ledige Arbeiter über und unter Tage sowie Beseitigung drr schwarzen Listen, Aufhebung der Bergsperre und Errichtung eines Einigungsamtes, dem auch Arbeiter angehören sollen. * Oschatz, 23. April. Im nahen Kiebitz starb im Alter von 70 Jahren der langjährige Gemeinde vorstand Friedrich Karl Kretzschmar. * Chemnitz, 23. April. Die Stadtverordneten be willigten in ihrer gestrigen Sitzung einstimmig den Betrag von 1 Million Mark zur Durchführung der durch den Krieg veranlaßten besonderen Maß nahmen. Der zweite Vorsteher, Direktor Stolz, wies darauf hin, daß der Krieg zu den bisher gebrachten noch große Opfer, auch finanzieller Art, fordern werde. i. Geyer, 23. April. Unsere Beamtenschule hatte diese Ostern so viele Anmeldungen, daß nicht alle berücksichtigt werden konnten. Ausgenommen wurden 121 neue Schüler. Der Bestand ist jetzt 241 Schüler. * Bautzen, 23. April. Vergangene Nacht sind aus dem hiesigen Kriegsgefangenlager acht russische Soldaten entwichen. Anzug: russische Uni form, voraussichtlich Mäntel. Die Spuren führen in nordöstlicher Richtung. Thüringen unü Provinz Sachsen. * Bitterfeld, 22. April. Beim Dammbau der Eisenbahnüberführung bei Holzweißig verun glückte der dort beschäftigte Arbeiter Fabisiak. Er stürzte von einer Kipplore und die anderen Loren gingen über ihn weg. Der Tod trat sofort ein. * Dessau, 22. April. Die herzogliche Oberschul behörde Anhalts hat verfügt, daß in den an halt isch en Schulen in Zukunft nicht mehr englische, sondern nur deutsche Stahlfedern verwendet werden sollen. * Aschersleben, 22. April. Vorgestern nachmittag ging ein größerer, in der Aue stehender Stroh diemen des Landwirts Hermann Stolze, hier, in Flammen auf. Drei Schulknaben im Alter von elf, acht und sechs Jahren wurden als Täter er mittelt. Diese hatten an dem Diemen Zigarren ge raucht und zuletzt den Diemen durch Streichhölzer in Brand gesetzt. ! Zeitz, 23. April. Eine folgenschwere Ex plosion fand gestern mittag s<2 Uhr in dem erst kürzlich in Betrieb genommenen Neubau der Kinder- wagenfabrik Wünsch L Pretzsch statt. Aus noch nicht bekannter Ursache explodierte plötzlich in der Emaillierabteilung der Emaillierofen mit großer Gewalt. Die Explosion war so stark, daß alle in dem Raume befindlichen Waren und Gegenstände zu einem Chaos zusammengeschmettert wurden. Die Fensterrahmen und -scheiben splitterten umher, ja felbst im Nebenraume wurden noch Verwüstungen angerichtet. Die Erschütterung wurde selbst in den Nachbarstraßen bemerkt. Leider sind auch vier Arbeiter durch die Explosion verletzt worden, von denen einer ins städtische Krankenhaus gebracht werden mußte. m. Gera, 23. April. Die Allgemeine Orts krankenkasse der Landgemeinden (Sitz Gera) schloß ihr verflossenes Geschäftsjahr mit einem Ver- mögcnszuwachs von rund 39 000 .kl ab. An der Kriegsanleihe beteiligte sich die Kasse mit 150 000.kl. * Meiningen, 23. April. Der Eemeindcrat be schloß die Anlage eines Ehrenhains für Feldzug teilnehmer nach dem Entwurf des Hofbaurats Bch- lert. In dem Ehrenhain sollen nur deutsche Krieger von 1914 und 1915 gebettet werden. — Ferner wurde beschlossen, dem Armenrat 300 Zentner Kartof feln zur Verfügung zu stellen mit der Maßgabe, den Zentner zu 1 Mark den Armen abzulassen. Im Fall noch mehr Kartoffeln angekauft werden können, fallen solche an Steuerzahler bis 1500 .<l mit des Selbstkostenpreises abgegeben werden. * Halberstadt, 21. April. Ein hiesiger alter Invalide empfing gestern nachmittag den Besuch Zweier junger Mädchen, die ihm vor schwindelten. sie seien weitläufig mit ihm verwandt. Als die Dämchen gegangen waren, bemerkte der alte Herr, daß ihm aus dem Tischkasten acht Zwanzig markscheine verschwunden waren Nun hat er die Mädchen des Diebstahls bezichtigt und will zwei junge Burschen draußen gesehen haben, die auf seine Besucherinnen gewartet Haden. Sport an- Spiel. 8 Leipziger Sportvereinigung von 1907 k wird am Sonntag in neuer und verstärkter Ausstellung im Gesellschaftsspiel der Schönefelder Britannia l be gegnen. Das Spiel beginnt um 3 Uhr. vermischtes. * Eine neue Gefahr für Frankreich. Ter Verein der Parljer Blumenhändler hat die schreck liche Entdeckung gemacht, daß Händler aus neutralen Ländern auch in diesem Iahre versuchen wollen, zum 1. Mai deutsche Maiglöckchen auf den Pariser Markt zu bringen Er warnc deshalb, wie die ,,Frkit. Ztg " mittetlt, das Publikum davor, die Blu men mit oer Wurzel ;u kaufen. Der Olerstabvarzt nnd sein Duzbruder. Die „Liller Kriegszeitung" erzählt folgende hübsche Anek dote: Neulich mußte ich meinen Burschen wechseln. Der Neuangekommene wurde von mir belehrt: „Also hör' mal, mein Sohn, nun tue es deinem Vorgänger gleich, der hat das Einheizen aus dem ff verstanden. Darauf lege ich großen Wert, denn es pfeift einem höllisch in diese alte Bude herein. Wirft Du es denn schaffen können?" — „Jawohl, Herr Oberstabsarzt!" — „Du machst mir einen ganz vertrauenerweckenden Eindruck. Was bist Du denn in Zivil?" — „Pro fessor der Philosophie an der Universität Rostock." — „Hör' mal, mein Sohn, das ist ja ausgezeichnet, da wollen wir gleich beim Du bleiten. Aber sage Du auch „Du" zu mir." Französische Kindererzichung. Schon vor einiger Zeit haben wir ein Beispiel systematischer Verhetzung der französischen Jugend in der Schule gegeben. Jetzt bringt das Deutsche Philologen^ölatt einen neuen Beitrag aus einem „Stil- und Aufsatzbuch" der Lehrerin Clarisse Juranville. Es lautet folgen- dermaßen: „Während Belfort von den Deutschen besetzt war, pflegte ein: junge Mutter ihre kreme siebenjährig: Tochter zu einer Schule zu bringen, die sich in der Nähe der Wohnung eines preußischen Generals befand. Eines Abends sprach der General die junge Mutter an: „Gnädige Frau, ich bin seit meiner Ankunft in Frankreich Witwer, und man Kat mir meine kleine Tochter hierher geschickt. Sie hat keine gleichaltrigen Gespielinnen, und ich fürchte, daß sie sich so sehr nach ihnen sehnt, daß sie noch daran sterben wird. Vielleicht erlauben Sie, daß Ihr Kind mit meiner Tochter spielt." „Herr Gene ral," antwortete die junge Frau, „ich kann Ihre Bitte nicht erfüllen, ich bin Französin!" „Ich wende mich ja nicht an die Französin, sondern an die Mutter," sagte der Offizier, der rhr einen fast flehen den Blick zuwarf. Die junge Mutter antwortete ihm, trotz inneren Widerwillens von dem Schmerze des Vaters, der für sein Kind zitterte, gerührt: „Wenden Sie sich an mein Kind- es soll auch für mich antworten." Der General sagte nun zu der Kleinen: „Würdest du wohl mit meiner kleinen Lisbeth spielen? Sie hat schöne Puppen und spricht, trotzdem sie Deutsche ist, schon gar nicht schlecht fran zösisch" »Ich will nicht!" rief das Kind mit einer Entschlossenheit, die weit über sein Alter kinaus- ging. Eisiges Stillschweigen, dann murmelte der General, indem er sich zurllckzog: „Wahrhaftig, dieses Volk wird in seinen Kindern sich wieder erheben!" — So geschrieben in einem Lesebuche für höhere Töchter! Die Kriegschirurgie im Jahre 1870 und heute. Der bekannte Münchner Orthopäde Geheimrat Lange und Professor Trumpp erzählen in der demnächst er scheinenden „Kriegsorthopädie'', die den 3. Band des Taschenbuches des Feldarztrs sJ. F. Lehmannns Ver lag in München) bildet, folgendes charakteristisches Erlebnis eines Teilnehmers am 1870er Kriege, das den Unterschied zwischen damals und heute trefflich kennzeichnet: Herr v. T. hat als Leutnant am Kriege 1870 teilgenommen und hatte bei den Kämpfen an der Loire in einer bitterkalten Nacht auf Vorposten zu stehen. Wegen der empfindlichen Kälte gingen die Leute der Kompanie abwechselnd zu dem 1 Kilometer entfernten Dorfe, das in Brand geschaffen worden war, um sich an den rauchenden Trümmern zu wär men. Da fiel es ihnen auf, daß aus einem Hause, in dem Professor N. mit seinen Assistenten arbeitete, in regelmäßigen Zwischenräumen ein Fenster geöffnet und etwas herausqeworfen wurde. Die Neugierde trieb sie, nachzusehen, und da zeigte sich zu ihrem Entsetzen, daß es abgeschnittene Arme un!d Beine waren, die sich vor dem Fenster bereits zu einem ganzen Berg angehäuft hatten. Wenn man weiß, daß heute an den Hauptvcrband- plätzen nur wenige Amvutationen ausgeführt werden — Danielsen z. B. berichtet, daß er unter 4000 Ver wundeten nur zweimal eine Armamputation vorge nommen, alle übrigen Verwundeten aber konservativ behandelt hat, — so kennzeichnet das den Unterschied von damals und heute in schlagender Weise. Zudem starb von den vielen Amputierten 1870 noch ein großer Teil. In manchen Lazaretten, wo der Hospitalbrand herrschte, erlagen trotz der früh zeitigen Amputationen von den durch Knochen- und Gelenkschüsse Verletzten 80 bis 90 v. H. ihren Wunden. Heute dagegen lassen sich die Verwundeten mit Knochenschüffen bis auf verhältnismäßig sehr wenige am Leben erhalten. Die Zahl derer, die infolge einer Verletzung im Gebrauch ihrer Glieder gehemmt sind, wird demgemäß groß sein. Aber das Buch zeigt uns. welch außerordentliche Fortschritte die orthopädische Wissenschaft gemacht hat, so daß viele Verwundete wieder leistunasfähige Glieder der Gesellschaft werden können, die früher an ihrem Los verzweifeln mußten. Die Verfasser schließen ihre Ausführungen mit den hoffnungsfreudigen Worten Biesalskis: „Es gibt kein Krüppeltum, wenn der eiserne Wille vorhanden ist, es zu überwinden." fius unserm Schützengraben. Der Wald liegt rings in Lenzessonne, Das Feld erklingt von Frühlingswonne, Im Drahtverhaue pfeift ein Star. Der Finke — keck aus Birkenzweigen Kann seine Liebe nicht verschweigen, Verrät's der ganzen Sängerschar. Indes, des Feindes Blick zu bannen, Auf einer Lichtung kleine Tannen Die Leute pflanzen fleißig ein. Wie eine Schöne, die verschämt Voll Eifer alles das verbrämt, Was meidet gern der Augen Schein. Doch will er seinen Blick nicht wenden, Der böse Feind, mit frechen Händen Nach unserm Schleier greift er schnell. Vom Walde dort ein fernes Blinken, Erstorben ist der Sang der Finken — Hoch über uns platzt das Schrapnell. Ernst Winkler. VliUbllvr» Rnineil. nnck RUnixl. Uos-Liauotol-teladiltzavt, riüsel IHIÜ tnrkpßhin', »il im mie» ulen » LrÜ886l1910 mKckem. Oro88enkrei8" 8,<X>, I,elpLl^ 1913 (lvtevv. ü»uk»oka»8st«1Iuiiis) liönixl. 8»eli!i. 81<iillMei8 Ver»rn»et ZMniMiig. 6 SM" aufS«rte«, Briefe« re.L^-
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