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die, zwei Hanen. Hertha nickt mechgatsch. Sie ist nicht verwundert. Sie hat's gewußt, was mit ihr geschehen wird. Ilse aber will den Lamps noch nicht aufgeben. „Wenn eS Hertha aber nun gelänge, hier eine Stel lung zu finden? Würde da- die Sache nicht wesentlich ändern, Frau Doktor?" Die Fürsorgerin blickt erstaunt auf. „Natürlich!* meint sie nach kurzem Zögern. „Das würde die Sache sehr andern. Wenn Hertha hier eine Stellung hat, kann sie hier leben solange sie mag und „Wir wollen eS versuchen, Fräulein Doktor! Warten Sie bitte mit dem Heimtransport noch ein Weilchen!" „Aber sicher, Erika! Oder heißt du nicht so?" „Ilse König heiße ich." „Also . . . Ilse! Gut. Warten wir. versucht euer Glück. Ach bin gespannt, ob's euch gelingt. Wißt ihr was? Kommt am Sonntagnachmittag zu mir zum Kaffee! Ich hab da meist so eine kleine Gesellschaft meiner Schüblinge beisammen, da könnt ihr mir er zählen, was ihr auSgerichtet habt. Sier ist meine An- schrift. Einverstanden? So gegen halb fünf. Bis dahin schlafe ich Sonntags immer am Nachmittag. Da- ist mein Luxus. So. Und nun müßt ihr gehen! Ihr seht ja, wieviel Akten da noch aufgestapelt sind und in jeder Akte liegt ein Schicksal, so eine- wie dein», Hertha, liegt und wartet. Warten ist bitter. Da- können wir den armen Kindern wenigsten- ersparen." Der Abschied ist kurz. Ein herzhafter Händedruck, ein Aufleuchten der grauen Augen, und die beiden Mäd chen stehen vor der Tür de» Zimmer- 817. Die langen, leeren Gänge, der wortarme, mißmutige Pförtner, dann die Straße. Regennaß und schon mit ersten Lichtern. Schweigend gehen sie heim. Ilse ist seltsam erregt. Sie weiß: die erste Schlacht tst verloren. Aber je schwieriger alle» erscheint, desto mehr ist ihr Wille geivachsen, nicht zu ermatten. Sie will helfen. Sie wird auch helfen. Eie weiß nur noch nicht recht, wie. »miey emnuu an,- sag« ore Fürsorgern, fort, „unsere Stadt gibt Millionen au», um ihre eigenen Bürger zu unterstützen. Sie hat «nS streng anarweiken, jeden Zu- -ag von außerhalb tzrMhatten. Ach kann dir nicht zu einer Stellung vrrheMn, phtte eins strenge und ... »äs wirst du znLbÄ müsse« ... berechtigte Vorschrift R» al ' ' wert. m. gch iberde der Fürsorge in delner Bet reib«, daß sie sich em wenig um dich küm- ein, gwv Monate, dann beginnt die Ernte, reu rvitbtr ritte Stelle a» Lanbhelferin! eschtckt bist, kannst du da bleiben. Na, und oadte wirst dE- zu Hause wohl noch au»- Sie tst nicht verwundert. Sie lfgeben. üer eim „Bitte einstetgen, meine Gnädige! Die Pferde sind gesattelt!" Ruth nickt lachend, spreizt den kleinen Finger und steigt in» Gefährt. „Möchten Sie nicht neben mir Platz nehmen, mein Herr?" Und Hanne» läßt nicht auf sich warten. Er schaltet krachend, und „Hexe", der kleine brave Wagen, faucht Mit ihnen ab. Ruth vergißt alle Sorge, wenn sie so neben ihm sitzt. Dann ist sie nur ein Mädchen, da- sich freut, und die Unterredung mit dem Chef und alle», wa» danach kam- men kann... da- ist weit, weit hinter ihr. „Ich hab dem Biest die Ventile neu etnschletfen und Sie Kolbenringe erneuern lasten. Muß noch ein bißchen vorsichtig fahren!" knurrt er. „Eine ekelhafte Mchweineret war da-.' -Hast bu e» selber aemacktt?" iNein, aber dabei feste geholfen. Bitte diese entsetz lichen Fingernägel al» Zeugen anzusehen!" Er hält ihr seine Fingernägel dicht vor die Nase. SÄtsache, sie Haven Trauerränder. Ruth bedauert ihn bein«usprechenb. „««sag mal, Freund, wohin rollst du un» etgent- ych? Venn mich nicht alle- täuscht, geht » hier zur Konditorei Waldfrteden!" „Stimmt, Ruth! Du hast eine gute Nase." ^Ja, »ist du denn größenwahnsinnig? Seit wann fahren wir denn in teure Lokale anstatt an den See?" Druck und Verlag von Langer u. Winterlich. Rieia „seit heute, Ruth!" Sie versteht nicht. Sonst hat er solche überflüssigen Ausgaben nicht gern gemacht- und sie hat auch nie Wert darauf gelegt. Heute, wo ste gerade nur eine Stunde Zeit haben — Hanne» mutz um sechs Uhr schon wieder -um Spätdienst auf der Zeitung sein — leistet er sich solche LuxuSfahrtenl? «der der Junge pfeift vergnügt vor sich hin, trom petet zu ihrem Entsetzen auf der Hupe den Takt dazu, baß ihr die Ohren dröhnen und benimmt sich überhaupt ganz kindisch. Jetzt brüllt er mit gewaltiger Stimme ein Kinderlieb. „Petersilie, Euppenkraut, wächst in unserm Garten, unser' Ruth! ist die Braut, soll nicht länger warten!* Ruth erklärt ihn im stillen für einen herrlichen Toll kopf, dem man, ach, so gerne einmal richtig um den HalS fallen möchte, aber man darf - ihm ja nicht sagen. Darum äußert sie laut, er wäre total blöde und möchte geMigst halten» wenn er noch weiter solchen Unsinn zu verzapfen gedenke. „Sehr wohl, meine Dame, hier sind wir außerdem am Ziel!" Richtig, da tst man schon an der Konditorei Wald frieden, einem teuren Lokal für kasfectrinkende Auto« damen. «l» Hanne» die „Hexe" auf den Parkplatz stellt, nimmt st« sich au» wie das häßliche junge Entlein zwischen den Schwänen. Der Parkwärter, ein Gott mit Nickelknöpsen, der den Wagen Wege, Lauf und «ahn weist, bemüht sich kaum. Hannes gibt ihm eine ganze Mark, — der Gott erstirbt in Ehrfurcht. Dann leitet der Hilfsarbeiter -er „MittagS-Post" seine Schokoladen- sabrtkanttv ins Kaffee. Fortsetzung folgt Sre«-»»rtrStfel Senkrecht: 1. und 2. — zwei Modetänze lenglischer Herkunft!, 4. Vorbild, 5. Figur aus der Oper „Siegfried", 6 Haustier, 8. Kopfbedeckung, 11. Metallmischung, 13. tür kischer Rechtsgelehrter, 16. bekannter Küstenstrich, 17. Luft schloß im Park von Versailles, 21. gevflegt« «rünsläche, 24. Feldmaß Waagerecht: 3. Verwandter, 6. Sonntagsnam«, 7. Abkürzung für «inen Berkehrsioeg, 8. Schimpfwort, S. Umlaut, 16. Heilpflanze, 12. Kindergestalten der bilden den Kunst, 14. Abkürzung für Fernsprecher, 1». männlicher Vorname, 18. Fremdwort für „Freund", 10 „geistesgestört", 20. ritterlicher Beschützer. 22. englischer Außenminister, 23. Trinkstube, 28. Blume, 26. Diamantengewicht. 27. soviel wie „jetzt". «nflüfnng des Rülselfprnna» S»ib niemand ungebeten Rat. Er könnt«, wenn befolgt, mißglücken» Und dir legt man die Schuld der T?t Als schwere Last bann auf den Rücke«. — Hauptschriftletter: H«t»rtch Uhleman«. Rtesa. Erzähler an der Elbe, velletr. Gratisl>eil«-e r«m „Mesaer Tageblatt". ikTÄ R>^», is. r»rr «». S»t» oantgka-akcürLLcnvrr ov«cst^kr«.zc «kirrca.4Vkaoav 2. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Ra, «in», was gibt'-" Der Ehef dreht sich auf seiuem Sitz herum. ES ist ein alter Drehstuhl. Er liebt die kalten, neuen Möbel nicht. Mit einem Schwung hockt sich Ruth dicht vor ihn auf die Lchreibtischkante hin. „Also privat, nicht wahr? Muß wohl etwas Außer- ardeutliche» kein. Taschengeldzulage gibt'- nicht." „Pfui, Chef, da» ist eine böse Verdächtigung! Nein, das will ich nicht. Aber soll ich ausführlich erzähl« oder willst du Extrakt?" „Extrakt, bitte! Ich hab hier nämlich noch eine kleine Nebenbeschäftigung. Doktor Hagemetster kommt mit neuen Sonfektentwürfen." „Also schön. Aber du darfst nicht böse sein?!" Er muß lächeln. Er wäre ihr nicht böse, auch wenn sic einen Einbruch begangen hätte. ..Erste Krage, Chef . . . Kahren wir diese» Jahr in die Ferien?" Der Chef wird ernst. Ruth weiß, was er denkt und läßt ihn gar nicht erst reden. „Nein, nein," wehrt ste ab. ^Jch denke nicht an» Ge- dtrge und so ... Ich weiß, wir müßen sparen. Darum eben hab ich einen anderen Wunsch. Du kennst doch Herrn Müller, nicht?" „Hm," lächelt der Chef, „alle» andere kann ich mir nun denken. Dieser Mensch von der Zeitung hat sicher kick, auch Ferien, und du hältst die Zeit fttr günstig, nicku wahr?" „Erraten, Chef! Ach, du bist so wundervoll scharf, sinnig! Wir wollen nämlich mit dem Boot und dem Zelt los. Die Elbe abwärts, in die Havel, durch den Kanal und dann immer weiter nach Osten! Herrlicher Plan, nicht?!" Der Chef aber schüttelt den Kops. Er nimmt die Hornbrille ab . . . holla, da» ist ein schlechte- Zeichen! Ruth erschrickt, ste hat auf Widerstand gerechnet, aber sie weiß, daß hier mehr gegen ihren Plan spricht al» Nur die Bedenken eine» besorgte« Vater». Schade, sckmde ... Eie verspürt einen kleinen Schmerz in der Herz- gegen- und läßt ihren schönen Traum von Sommer- nächten am einsamen Seeufer fahren. Wenn der Chef so ernst blickt und die Brille abseht, weiß sie Bescheid. „Mein liebe» Kind," beginnt er, steht dabet auf und schreitet im Zimmer auf und ab, „du weißt, daß ich euch allen dreien selten, sehr selten einen Wunsch abschlage. Ich bemerke zu eurer Ehre, daß ihr auch kaum Wünsche geäußert habt, die ich nicht gern erfüllte. Eie schienen immer verständlich. Du kannst Llso gewiß nicht sagen, daß du einen Rabenvater hast, der seine Töchter wie StistSftäulet» -erzieht. Stimmt da». Sind?" Ruth nickt. „Da» stimmt" „Aber hier wird mir bange, versteh mich recht, Mädel! Ich hab wahrhaftig nicht» gegen Hannes Mül- ker. Im Gegenteil. Er scheint ein sehr netter, lieben», werter Mensch zu sein, -er auch in seinem Beruf sicher tüchtig ist. Den Eindruck macht er jedenfalls." „Außerordentlich tüchtig, Vater." Der iyef nickt. Ruth sagt „Vater," ste weiß also, daß k» ernsthaft ist. . zJch weiß auch," fährt er fort, „daß du ein Mädel bist. da» aenav weiß, wo die Grenzen dellen sind, wa» man verantworten kann. Als- Mißtrauen ist e» be stimmt nicht. Und trotzdem nmtz ich dich bitten, dies« Plan auszustecken. Da» gebt nicht, wa» ihr euch vor genommen habt! Frag nicht, sche da» „War um" schon auf deinen Lippen. meine ganz be stimmten Kerienpläne bereit» Sobald Ilse Ferien hat, gehen wir nach Hohenlinden.* Ruth schweigt. Sie muß da» erst verarbeiten. Eie steht noch nicht, wa» hinter -er Sache steckt. Gtwiß, Hohen linden tst schön. ES ist ein prächtiger Landsitz an einem versteckten kleinen See, Eichen und Kiefern rausche^ ste wohnen in -em weitläufig«, schönen GutShau», werden auf der Terrasse Kaffee trinken und PeterS, de« Gärtner, erzählt von Flick und Klock, den beiden Dackeln. Sehr schön, aber gar nicht -u vergleichen mit der schönen Fahrt ins Blaue, die sie mit Hannes geplant hat. ES will ihr noch immer nicht in den Kopf, daß der Chef „nein" sagt. „Fahren wir alle zusammen?" „Aber sicher. Sobald Ilse» Schule schließt, gehr'» lo». klebrigen» ... wir werden einen Gast bei un» hab«. Ich habe den Sohn meine» alten Freunde van Groot« ekngeladen." „Ah ... der Herr Vankdtrektor, der un» öfter hier im Geschäft aufgesucht hat? Dieser steifleinene Vank- frihe?" „Mädel, Mädel, wa» tst da» wieder für ein Kraft wort! Laß da- nur niemand hör«! Peter van Groo- ten ist ein begabter Kaufmann, -er da» Geschäft seine» Vater» außerordentlich in die Höhe gebracht hat. Da ist eine Leistung, mein Sind, die man nicht zu gering anschlagen soll. Also bitte ... ein wenig mehr Respekt!? „Soll er haben, Chef! Ich werde ihn voller Hoch achtung behandeln wie den Großmogul von Indien!" „Mach keinen Unsinn! Ich bin ihm mehr verpflichtet, vohl da» geringste, wa» er er- wohl fühlt bet un». Und dü rste Tochter de» Hause» Sorge anschlag „Soll er haben, Chef! Ich werde achtung behandeln wie den Großmoj alS du ahnst. Da ist e» wo! warten kann, daß er "' für wirst du al» die tragen!" „Ich habe nun verstanden. Also ... bann werde ich Hannes absag« müssen und ihm Mitteilen, daß ich an» Gründen der Repräsentation nicht mit ihm fahre» darf." „Wenn du da» durchaus so spitz sagen willst — bittet Ich hatte allerdings die Absicht, dir zuliebe auch dein« Herrn Müller einzuladen. Sr ist ja wohl kein reicher Mann, und so billige Kerlen kommen auch seinem Geldbeutel zustatten." Da tst der Lichtstrahl. Ruth hat'» ja gewußt! Ihre stille Verzweiflung weicht einem heftige« Herz klopfen. Sie werden zusammen sein können, wen« auch nicht allein. Der Chef tst doch nicht so grausam, wie e» zuerst auSsah. Eie wird nun mit ihm gleich all« Einzelheiten besprechen! Herrlich! Um seinen breiten Rücken legt ste ihren Arm, macht Vorschläge und spaziert schwatzend neben ihm her. Immer im gleich« Schritt gehen ste, vom Fenster zur Tür, von der Tür zum Fenster, «vet gut« Kameraden. „Und noch etwa»," meknt der Chef dann. „Ich nehme an, Ruth, -aß eure Freundschaft nicht- ganz überirdisch tst. Stimmt'»?" Ruth brummelt etwa», wa» tktdtsch klingt, aber er weiß -och Bescheid. „Ihr jungen Mädchen von heute seid ja in diesen Dingen wesenttich ander» al» zu meiner Zeit. Damal» war e» ungeschriebene» Gesetz, -atz man den Mann heiratete, mit dem man bereit war, seine Ferien in Zelten und im Boot M verbringen. Aber da» tst heute scheinbar wesentlich ander»." Ruth horcht auf. Sie bleibt vor ihrem Vater stehen. Da», wa» er da eben sagte, klingt bedrohlich. «Wieso tst da» beute ander». Vater? Glaubst du