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AM KIMigel. Im äußersten Winkel des ausgedehnten Parkes hat der Gärtner Laub und dürres Reisig zu einem hohen Saufen ausgeschichtet. Kein Mensch beachtet diesen Hau ten; nur ein Zaunkönigspaar schlüpft gern in seinem Astgewirr uinher und auch die Amseln des Parkes suchen ihn mit Vorliebe als reichlich spendende Nahrungsquelle auf. Und am Abend, wenn die Dämmerung über den Park hereinbricht, beginnt es sich auch in seinem Innern zu regen. Da raschelt es in seinem Laub, knisterts und knactts in den Zweigen, prustets und schnaufts, bis schließ lich dicht über dem Boden ein feines Rüsselschnäuzchen und zwei dunkle, gutmütig in die Welt blickende Aeuglein zum Vorschein kommen: der Kops eines Igels, der in dem Hausen seine Wohnung aufgeschlagen hat. Mißtrauisch noch mustert er die Welt und lebhaft witternd durchzittert die feine Nase die Lust; das Stachelkleid dicht über die Stirn gezogen, ist das Tier bereit, den Kopf ganz unter seinem PanLer Lu dergen- ioLald es. in irgend Mem Geräusch, in einer verdächtigen Erscheinung eine Gefahr ahnt. Endlich aber dünkt ihm die Luft rein zu sein, ruckweise schiebt sich dem Kopse der übrige Körper nach, kommt unser Igel ganz unter dem Hausen hervor und eilt nach kurzem Verhosfen trippelnden Schrittes, dabei aber auf alle Vorgänge achtend und zugleich auch nach Nahrung fahndend, davon. Ganz anders ist nun das Bild, das er dem Auge darbietet. Die Gesichtsmuskeln sind gestrafft, die Nasenlöcher weit geöffnet und wit ternd wendet sich die Nase bald nach rechts, bald nach links. Eine Schnecke, die träge am Boden dahin kriecht, packt er, der Wurm, der sich aus dem Dunkel der Erde hervorgewagt hat, wird das Opser seines gesunden Appe tits und auch ein hartgepanzerter, am Boden dahin torkelnder Käser wandert in seine», vom eintägigen Fasten hungrigen Magen. Dabei verschmäht unser Tier aber auch Pflanzenkost nicht, geht hier irgend ein saftiges Kraut an und läßt sich dort eine erste reise Erdbeere munden. Dann wieder verzehrt er schmähend eine Maus, die er übcr- Mcht oder vor ' ihrer Hy bis abLeiauert iml. DsneLw 2l>0 Jahre Potsdamer Garnisonkirche. Die Garnisvnkirche in Potsdam, in deren Gruft die Gebeine Friedrich Wilhelms I. und Friedrichs II. ruhen, kann in diesen Tagen ihr LOOjähriges Bestehen leiern. Unser Bild zeigt baS bekannte Gotteshaus mit dem Standbild Friedrichs des Großen. Gouverneur Schnee in Japan. Der frühere Gouverneur von Teutsch-Lstalrika, Erzel lenz Tr. Heinrich Schnee, der gegenwärtig als Mit glied der Völkerbundkommission zur Klärung des chinesisch-japanischen Konfliktes im Fernen Oben weilt, studiert aus seiner Reise auch japanische Schauspielkunst. Unsere Ausnahme zeigt ihn beim Besuch eines Theaters in Tokio, wo er von dem berühmtesten javanischen Schau spieler, Sadanji Ichikawa, begrüßt wurde. Eisenbahnkatastrophe in Berlin — zwei Tote! Auf dem Berliner Bahnhof Gesundbrunnen fuhr eine rangierende Lokomotive auf einen aus Stralsund kom menden Pcrsonenzug auf — zwei Tote und 60 Verletzte waren die Opfer der Katastrophe. Im Zeichen der Reichstagswahl. Tie Wahlurnen werden bereits jetzt zur Reichstagswahl in die Wahllokale gebracht, wo sie am Sonntag die Ent scheidung der Staatsbürger über die künftige Zusam mensetzung des deutschen Reichstages bergen werden. Das Olympische Stadion in Festbeleuchtung. Am Haupteingang des Olympischen Stadions in Los Angeles erhebt sich eine riesige Fackel, die unser Bild während der Generalprobe für die Eröffnungsfeier zeigt. Diese Fackel wird während der Dauer der Olympischen Spiele, also 10 Tage lang ununterbrochen brennen. Eine Medaille fiir die Teilnehmer an den Olympischen Spielen. Ten Sportlern, Trainern und Mannschastsführern bei den Olympischen Spielen in Los Angeles wird diese Erinnerungsmedaille verliehen werden. plündert er freilick auch einmal ei» bodenständiges Vogelnest, raubt einen Junghascn oder vergreift sich, wenn ihm die Gelegenheit geboten ist, an jungem Haus geflügel. Dock', ereignen sich derartige Fülle immer nur vereinzelt und scheinen außerdem vielfach individuell be dingt zu sei». Wo er cs damit aber einmal zu arg treibt und man glaubt, sich seiner llebergrisfe erwehren zu müssen, sollte man, wie R. Zimmermann in einem reich bebilderten Aufsatz in den „Mitteilungen des Säch sischen Hcimatschuhcs" ausführt, das Tier nicht töten, sondern wegfangen und an einem entfernteren Ort auc- setzen. Denn der Igel verdient den Tod auch dort nicht, wo er einmal als lästig empfunden wird; sein Allge meinnutzen überwiegt um ein erhebliches den ja im mer nur örtlichen Schaden. Dazu kommt, daß sein Vor kommen bei uns heute nur noch ein recht zerstreutes ist, er aber, wie wenige andere ans unserer stark zusammen geschmolzenen Säugetierwelt den Beobachter durch sein anziehendes Wesen dauernd zu sesseln vermag. Daher ZckM unserem drolligen „Ritter im Atachelrock"!