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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 26.07.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193207267
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19320726
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19320726
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-07
- Tag 1932-07-26
-
Monat
1932-07
-
Jahr
1932
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 26.07.1932
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Dresden. MWgMS« — VVr Ntttt lund zwei Helfershelfer festgenomTnen. Am Montag abend kurz nach 19 Uhr betrat ein junger Mann «in Frijeurge- schäft auf der Prager Straße 22 und forderte von der an- wefenden Inhaberin unter Borhalten einer Schreckschuß^ Pistole die Herausgabe der Ladenkasse. Da die Frau laut um Hilfe rief, ergriff der Töter Mieder die Flucht; Straßen passanten konnten ihn jedoch aufhalten und der Polizei üb er geben. Kurze Zeit später konnten in einer Herverge in Dresden-Neustadt auch zwei Helfershelfer festgenommen werden, die sich während des Ueberfalles vor dem Geschäft aufgehalten und dann ebenfalls die Flucht ergriffen hatten. — Im Anschluß an ein« nationalsozialistische Kundgebung kam es am Montag nachmittag in der vierten Stunde auf dem Fischhofplah zu kleineren Zusammenstößen zwischen BeriammlungSteilnehmeru, die sich auf dem Heimweg be fanden, und politischen Gegnern. Die Polizei, die in Stärke von drei Ueberfallkommandos gekommen war, mußte vom Gummiknüppel Gebrauch machen. Die Ruhe konnte bald wiederhergestellt werden. * Dresden. Todesfall. Wie gemeldet wirb, ist in der Nacht zum Sonntag auf einer Erholungsreise in Pörtschach am Wörther See Dr. Heinsius v. Mayenburg, der Gründer der Dresdner Leowerke, im 67. Lebensjahr gestorben. Dr. v. Mayenburg war auch als Kunstfreund und Mäzen bekannt. Er war Besitzer des Schlosses Eckberg in Dresden, dessen Park er der Öffentlichkeit zur Besichti gung zur Verfügung stellte. * Dresden. Clara Salbach Ehrenmitglied der Säch sischen Staatstheater. Das Ministerium sür Volksbildung hat Frau Clara salbach bei ihrem Ausscheiden aus dem aktiven Verbände des Staatlichen Schauspielhauses in An erkennung ihrer dem Institut während 43 Jahren ge widmeten hohen künstlerischen Leistungen zum Ehrenmit glied der Sächsischen Staatstheater ernannt. Das Bildnis der Künstlerin, gemalt von Ernst Dietsch, wird als Leih gabe des Ministeriums des Innern in die Porträt-Galerie im Parkcttumgang des Schauspielhauses ausgenommen werden. * Freiberg. Ein Landfriedensbruchvrozeß. Die Zu sammenstöße am 2. Juli an der Treibermühle bei Tharandt beschäftigten jetzt die Ferienstraskammer des Landgerichts Freiberg. Bei den damaligen Zusammenstößen zwischen Nationalsozialisten und Anhängern des sozialdemokratischen Schutzbundes hatte es auf beiden Seiten Verletzte gegeben. Unter der Anklage des Landfriedensbruchs standen nun mehr sieben etwa Id Jahve alte Burschen aus Dresden und eine gleichaltrige Stenotypistin aus Kötzschenbroda. Die Angeklagten bestritten ihre Schuld. Das Gericht konnte sich auch nicht voll davon überzeugen und sprach vier Angeklagte frei- Die anderen erhielten wegen Landfriedens bruchs Gefängnisstrafen von zwei Wochen bis zu drei Monaten. * Freiberg. Der neue Rektor der Bergakademie. Zum neuen Rektor der Freiberger Bergakademie für das nächste Studienjahr 1932/33 ist wieder der Professor Dr. Freiherr v. Walther gewählt worden. Radebeul. Das Vieh von der Weide gestohlen. Dem Radebeuler Tageblatt zufolge wurde vermutlich in der Nacht zum Sonntag einem Gutsbesitzer in Oberpiepen- dorf im Fiedlergrund das gesamte Vieh von der Weide gestohlen. Man nimmt an, daß die Diebe ihre Beute mit einigen Lastkraftwagen fortgeschafft haben. "Sebnitz- Folgenschweres Verkehrsunglück. Bei dem folgenschweren Zusammenstoß eines Dresdner Lieferautos mit einem Motorrad am 19. ds. Mts. auf der Staats straße nach Neustadt waren, wie gemeldet, drei Personen schwer verletzt worden. Die im Beiwagen sitzende Gast wirtsehefrau Strobach ist inzwischen den Folgen der kom plizierten Rückgratverletzung erlegen. Uebrigens war nicht Lehrer Fiedler-Schönbach der Lenker des Motorrades, son dern der Landwirt Siebeneicher-Schönbachc " Goldbach. Zum Kirchenstreik. Zu unserer Notiz über den Kirchenstreik in Goldbach wird uns folgendes mitgeteilt: „Es handelt sich um eine Sparmaßnahme der Landeskirche. Früher waren in Beschofswerda drei Geistliche tätig, und einer von ihnen hatte Goldbach mit zu versorgen. Als vor reichlich neun Jahren (Anfang 1923) die dritte Stelle frei wurde, wurde sie aus Erspar nisgründen nicht wieder besetzt. Da die beiden übriggeblie benen Pfarrer von Bischofswerda in der Stadt selbst stark beschäftigt waren, andererseits aber der Pfarrer des Goldbach benachbarten Großdrebnitz nur dieses kleine, noch nicht 1000 Seelen zählende Kirchspiel zu versorgen hatte, wurde ihm die Mitverjorgung von Goldbach übertragen. Diese Regelung ist nunmehr in die Form gebracht worden, daß Goldbach auch rechtlich von Bischofswerda gelöst und als Schwesterkirche mit Großdrebnitz verbunden worden ist. Denn angesichts der dringenden Notwendigkeit des Sparens kann an eine Wiederbelebung der 3. Stelle von Bischofswerda in absehbarer Zeit nicht gedacht werden. Uebrigens ist die Behauptung, die Kirchenbehörde hab« verfügt, daß während des Kirchenstreiks Beerdigungen, Taufen und Trauungen nicht stattfinden dürfen, unzu treffend. Ein derartiges Verbot ist nicht erlassen worden. Und wenn darüber geklagt wird, daß Kindergottesdiensts usw. nicht stattsinden, so liegt das nicht daran, daß der Geistliche solche Gottesdienste nicht halten dürste oder wollte, vielmehr würden die Eltern, die selbst keine Gottesdienste besuchen, auch ihre Kinder nicht zu solchen schicken, wenn sie angesetzt würden." * Bauden. Unterschlagungen im Amte. V«r der Großen Ferienstrafkammer batte sich der Fabrradbändler August Jockusf aus Malschwitz wegeu Unterschlagungen im Amte zu verantworten. Im Jahre 1932 war der damalige Gemeinderat Jockusf auf Antrag des Bürgermeisters Jaruck, der bi« dahin die Steuern selbst kassiert batte, zum Steuer- einnehmer gewählt worden. In dieser Eigenschaft batte er sich Unregelmäßigkeiten und Unterschlagungen in Höh, von über 4000 Mk. zu Schulden kommen lassen. Ein» Kassen revision hatte während seiner Amtszeit nicht ftattgefunden. Auch gegen einzeln» Mitglieder de« Darlehnsvrrein» find im Zusammenhang mit der Angelegenheit Jockusf Straf- verfahren ringelritet worden. Da« Gericht kam zur lieber- zeugung, daß Jockusf vereinnahmte Steuern und Abgaben sür Privatzwecke verbraucht batte, und verurteilte ihn wegen Unterschlagung zu vier Monaten Gefängnis. " Gib aui. Sa- Tödlicher Motorradunfall. Montag morsen gegen 6 Ubr ereignet« sich an der Kreuzung der Nru-Eibauer Straß« mit der Hauptstraße ein schwerer Ver- kehrsunfall, dem «in Menschenleben zum Ovser fiel. Gin in Richtung Neusalza—Zittau fahrender Motorradfahrer stieb mit einem aus entgegengesetzter Richtung kommenden schweren Lastkraftwagen zusammen, wobei da« Motorrad stark beschädigt wurde. Während der Führer des Rade«, ein gewisser Willi Böhme aus Reichenau, selbst mit leich- teren Berletzungen davonkam, erlitt seine auf dem Goziu«- sitz mitsabrend« Ehefrau «inen schweren SchSdeldruch, dem sie bald darauf erlag. * Leipzig. Opfer des Verkehrs. Ein schwerer Ver kehrsunfall ereignete sich am Montag vormittag an der Ecke der Lützner und Credsstraße in Lindenau. Beim Kreu zen der Fahrbahn wurde der fünf Jahre alte Heinz Geb hardt von einem Kraftrad erfaßt und mit Wucht zu Boden geschleudert. Das Kind erlitt einen komplizierten Bruch des rechten Oberschenkels und wurde im RettungSautomobtl -er Feuerwehr nach dem Diakonissenhaus gebracht. Der Führer des Kraftrades kümmerte sich nicht um das Kind, sondern fuhr in schnellstem Tempo stadteinwärts davon. Er suür eine kalt neue StanLart-MakLin«. kW« »leid'tälelim Wnl Svvtel Weisheit in den alten Sprüchen auch liegen mag, Zeiten und Umstände können über sie hinwegg-yen. Unbedingt war es früher einmal richtig, daß jeder In seinem Fach bleiben solle, weil er al» tüchtiger Mann dort am besten vorwärts kommen konnte. Wer aber will heute wagen, einem von den SV, Millionen Arbeitslosen zu raten, er solle bet seinem Leisten bleiben. All« Beruf« sind ja überfüllt, und der Arbeitssuchende fragt heute nicht mehr nach Beschäftigung in seinem Fache, sondern nach Beschäftigung ganz gleich welcher Art. Wer will arbeiten, will verdienen, und weil er das will, hat er die Energie, sich über Schranken htnwegzusetzen und selbst Arbeit anzunehmen, die der allgemeinen Auffassung nach unter der Grenze seiner Vorbildung liegt. Jede Arbeit muß gelernt sein, gewiß. Der gelernte Arbeiter wird immer in Jedem Fach den besten Erfolg haben. Aber auch darin haben sich di« Ansichten gewandelt, daß j«der sich zutraut, die Fähigkeiten eine» anderen leicht anzu eignen, jeder glaubt, er werde, um was es sich auch handelt, die Ausgabe schon bewältigen. ES heißt heute nicht mehr: da» kann ich nicht, nein, heute erklärt jeder: ich will «S versuchen und ich werde e» schaffen. So werdet heute Berufe gewechselt und selten lemand bleibt bei seinem Leisten. Glücklich der, der tn seinem erlernten Berufe unterkommt. Aber auch der Arbeitslose, der sich vergeblich um Arbeit bemüht und deshalb seine Zeit irgendwie zubringen muß, nimmt Arbeiten auf, die er früher nicht anzusassen wagte. Einmal, weil sie ihm zu gering waren, dann aber auch, weil er sich nicht heran traute. Heute bauen sich Menschen, die vom Bauen keine Ahnung haben, selbst ihr Häuschen, heute basteln di« Menschen nach jeder Richtung. Sie gärtnern, sie mon tieren, sie tischlern, sie sind Maler, sie musizieren, kurz, sie fragen nicht lang;, sie greisen zu und versuchen e» wenigstens. Angehörig« geistiger Berufe, die früher immer erklärten, nichts als ihre Wissenschaft zu verstehen, wer den handwerklich, und sie sind sogar vorzügliche Kauf leute oder Händler. Selbst im Arbeitsdienst werden den Freiwilligen Ausgaben gestellt, die nicht immer ihrer Vor bildung entsprechen. Sc« werden angelernt und dann legen sie los. ES verwischt sich die Sach« mit dem Schuster, der bei seinem Leisten bleiben soll. Freilich, die richtige Qualitätsarbeit, die langer Lehre und langer Uebung bedarf, kann von einem Angehörigen anderer Berufe nicht bewältigt werden. Aber gewagt wirb eS auch, mit Energie, die Lehrzeit der anderen zu ersetzen. Es muß viel zurückrevidiert werden, wenn einmal andere Zeiten kommen, damit jeder wieder bei seinem Leisten landet. Aber es wird sich ergeben, daß dann doch sehr viele, die — wie es so schön heißt — umgesattelt haben, der ihrer freiwilligen und zwangsläufigen neuen Beschäfti gung bleiben. Predi. Chemnitz. Einbrecher in Chemnitz — in Prag verhaftet. Das Polizeipräsidium (Kriminalamt) teilt mit: Wie bereits bekanntgegeben, wurde in der Nacht zum 1. Juli in das Uhren- und Goldwarengeschäft von Zum- keller, Markt 16, eingebrochen. Es sind dabei Brillantringe und Uhren im Werte von etwa 7060 Mark gestohlen worden. Am 14. Juli wurde bekannt, daß bei einem in Prag festgenommenen Einbrecher Brillantringe und Uhren, die von 'dem in Chemnitz auSgeführten Diebstahl stammten, gefunden worden waren. Durch di« sofort vom Kriminal amt aufgenommenen Erörterungen konnte in dem Festge nommenen der wohnungs- und stellungslose Uhrmacherge hilfe Jakob Matyska, am 7. Dezember 1904 in Trhove- Sviny geboren, festgestellt werden. Von der tschechoslowa kischen Polizeibehörde sind Brillantringe und Uhren von erheblichem Werte gesichert und von dem Verlustträger ein wandfrei als sein Eigentum erkannt worden. Matyska leug net die Tat und will die Wertsachen von einem angeblichen Franz Hintermüller an der tschechoslowakischen Grenze bei Peterswald für 4000 Kronen gekauft haben. Der angebliche HintermüUer konnte bisher nicht festgestellt werden und es ist anzunehmen, daß er von Matyska nur vorgeschoben wird. Matyska ist am 30. Juni in Chemnitz gewesen, hat hier ein Fahrrad gestohlen und dieses an einen Chemnitzer Einwohner vertäust. " Schönheide. Ter Motorradfahrer Schönfelder aus Eibenstock prallte in der Nacht zum Sonnabend so heftig auf der StaatSstraße^nach Oberstützengrün gegen einen Baum, daß er einen Schädelbruch erlitt. Er wurde ins Auer StadtkrankenhauS geschafft. * Waldenburg. Eine 450 jährige Innung. Ende dieses MonatS werden 450 Jahre vergangen sein, seitdem die Töpferrnnung zu Altstadt-Waldenburg gegründet wurde. " Penig. Eine bestialische Tat. Im benachbarten Zinnberg drangen nachts anscheinend drei Männer in «in« Viehkoppel des Rittergutes «in und schlachteten auf bestia lische Weise einen fünf Zentner schweren Jährling, dem sie viele Stiche im HalS und im Leibe beibrachten. Die Rohlinge haben drei Keulen abgeschnitten und die übrigen Fleischteile in einen Teich geworfen. Leider ge lang es noch nicht, die rohen Menschen zu ermitteln. "Wilthen (Sa.). Ein Zeuge großer Tage gestorben. Im Alter von 92 Jahren ist hier der Altveteran Güter schreiber t. R. Aug. Mutscher gestorben. Er war einer der wenigen noch lebenden Teilnehmer an den Feldzügen 1864, 1866 und 1870/71. An seinem 90. Geburtstag war Ptutscher vom Reichspräsidenten Hindenburg beglück wünscht und mit dessen Bild beschenkt worden. Bis in sein hohe» Alter war Mutscher noch sehr rüstig und ein großer Freund des Radio». " Bad Elster. Reichsgraf von Zedtwitz gestorben. In Neuberg starb, 73 Jahr« alt, Adalbert Otto Reichsgraf von Zedtwitz, ein Urenkel jenes Grafen von Zedtwitz, der einst Bad Elster an den sächsischen Staat verkaufte, und der zwcitgeborene Sohn des KronlehnS-Vas allen Hugo Reichsgrafen von Zedtwitz. Gegen die Auslösung der Amkrhaupkmaaaschafi velsnih Die Protestaktion gegen die Auflösung der Amtshaupt mannschaft Oelsnitz hat bei den Bezirksgemeinden sehr aro- ßen Anklang gefunden. In den 16 Gemeinden, die ihre un- terschriftslisten bereits abgeschlossen haben, haben sich 77 bis 100 v. H. der Wahlberechtigten eingetragen. Well Ws ElelW in Wsstnfe. " Leipzig. Als sich Prof. Dr. Wilhelm Kahl im Frühjahr dieses Jahres in den Beratungen de» ReichS- tagSausschusseS zur Neufassung de» Strafgesetzbuches für Beibehaltung der Todesstrafe aussprach, wurde ihm von verschiedenen Seiten Gesinnungswechsel vorgeworfen. Ober reichsanwalt a. D. Honorarprofessor Dr. Ebermayer dürfte diesen Vorwurf mit den folgenden Darlegungen, die wir einem Artikel der Leipziger Studentenzeitung „Kahl und die Strafrechtsreform" entnehmen, endgültig widerlegt haben: Man hat zuweilen mit einem gewissen Unterton des Vorwurfs behauptet. Kahl sei im Lause der Ausschußbe- ratungen in der Frage der Todesstrafe „umgefallen". Nicht» ist unrichtiger als dies. Er befürwortete stets die Beibehal tung der Todesstrafe. Als er aber vor einigen Jahren er kennen mußte, daß das Bestreben, sie abzuschafsen, in «eiten Kreisen, auch in den Regierungen der Länder, über hand nahm — inzwischen hat sich da» Blatt wohl wieder gewendet —, da suchte er nach einem Weg, der es ermög lichte, zu einer Abschaffung der Todesstrafe zu kommen, ohne daß übermäßige Nachteil« für die Strafrechtspflege davon zu befürchten wären. Und er glaubte, einen solchen Weg darin gefunden zu haben, daß Sorge dafür getragen werden müßte, daß der zu lebenslangem Zuchthaus ver urteilt« NLörder nie mehr di« Freiheit erlange. Nur wenn dies« Sicherheit geschaffen würde, war er gegebenenfalls bereit, der Aufhebung der Todesstrafe zuzustrmmen. Bald überzeugte er sich, daß dieser Weg nicht gangbar fei, daß «in« solche Sicherheit ntckä geschaffen werden könne, uns nachdem er diese Erkenntnts gewonnen hatte, zögert« er keinen Augenblick, sich nach wie vor für die Beibehaltung der Todesstrafe «inzusetzen. Diese kurzen Ausführungen mögen Wohl genügen, um die Legende von dem ,,Umfall" Kahl» in der Frage der Todesstrafe ein für allemal zu zerstören. , Zwlikauer AeichsbanoerWrer verhaftet Zwickau. wegen Waffenvergehen« wurde 8« Geschäftsführer de, Reichsbanner, in Zwickau feflgenommeu. Rach einer Mitteilung der Zwickauer Polizeidirektion hakle er mit einem Mitglied de« Reichsbanner, in Reichenbach i. V. bei loHesanbruch eine Autofahrt nach Thüringen unternom- men. Reid« hatten auf einem Kraftwagen 10 Pistolen und 500 Schuß Munition befördert, die beschlagnahmt wurden. Gegen den Aahrlleilnehmer in Reichenvach ist bereit« Hast- befehl erlassen worden. E, handelt sich um den Geschäftführer de« Zwickauer Reichsbanner, namens weck und den Stadlrat Ritten W MW Mkl I» ZkUlUM. u Bremerhaven. Die dentsche Weltfliegeri» Elli Beinhorn, die mit ihrem Flugzeug mehr als 80 606 Kilo- meter über alle 3 Erbteile und 18 verschiedene Staaten zu rückgelegt hat, ist gestern mit dem Lloyddampfer „Cap Norte" hier eiugetroffe«. Sie wurde am Kai von einer riesigen Menschenmenge und von zahlreichen Vertretern der Luft- fahrtverbände begeistert begrüßt. Auch Marga von Etzdorf bewillkommnete ihre große Kollegin. Elli Beinhorn wird am Dienstag früh in ihre Heimat nach Hannover weiterfliegen. )( Hamburg. Mit dem Lloyddampfer „Cap Norte' traf heute die deutsche Weltiliegerin Elly Beinhorn in Bremerhaven ein. Mehr als 86 666 Kilometer hat sie auf ihrem Fluge zurückgelegt und 18 verschiedene Staaten in den fünf Erdteilen überflogen. Tas mutige und gefahr volle Flugunternehmen verlief ohne jeden ernsten Unfall. Zu ihrem Empfang hatten sich in Bremerhaven Vertreter der Luftfahrtverbände und eine große Menschenmenge ein gefunden. Unter denen, die Elly Reinhorn begrüßten, be fand sich auch Marga von Etzdorf, die selbst erst vor weni gen Tagen von einem großen Flug tn die Heimat zurück gekehrt war. Eine Flugzeugstaffel begrüßte das einlau. sende Schiff und sandte der Kameradin aus den Lütten den ersten Gruß. Nachdem bas Schiff unter den Klängen der Bordkapelle festgemacht hatte, wurde Elly Beinhorn zuerst von ihren Eltern begrüßt. Es folgte dann der offizielle Begrützungsakt auf der Kommandobrücke des „Cap Norte". DtaatSrat Dr. GroScurth beglückwünschte die Fliegerin im Namen deS Bremer Senats und gab seiner Anerkennung für ihre Leistung Ausdruck. Elly Beinhorn wurde weiter von dem Vertreter des Bremer Vereins für Luftfahrt, von Vertretern deS Aeroklubs Hannover, des Aeroklubs für Deutschland sowie von Vertretern des Norddeutschen LloydS in herzlichen Ansprachen begrüßt. Während des Festakte» umkreisten ununterbrochen Fliegerstaffeln aus Hannover und Bremen das Schiss. Elly Beinhorn dankte allen Red nern für ihre Begrüßungsworte. Sie erklärte, sie sei über zeugt, daß sie ohne Glück ihre Leistung nicht hätte voll bringen können. TaS Flugzeug Elly Beinhorns wurde an Land gebracht. Elli Beinhorn wieder in Hannover. Hannover. (Funkspruch.) Nach mehr als ein jähriger Abwesenheit traf die deutsche Weltkliegerin Elli Beinhorn heute vormittag, von Bremen kommend, mit ihrem Flugzeug in ihrer Vaterstadt Hannover ein. Zu ihrem Empfang hatte sich auf dem Flugplatz neben den Spitzen der Behörden, Vertretern der örtlichen Luftiahrt- und Sportverbände eine riesige Menschenmenge einge- funben, die ihrer berühmten Landsmännin einen jubelnde» Empfang bereiteten. Tsk Alberto kalltss-kimllts. s. In die ersten erregenden Glanztage des vollendeten Wunders der Fliegerei führt einen die Nachricht zurück, baß Alberto Santos-Dumont gestorben ist. Als Graf Zep- velin noch verspottet und verlacht, ständig in Gefahr, ob seiner unsinnigen Basteleien entmündigt zu werden, um die erste Bewährung seiner Konstruktion rang, umschiffte Alberto Santos-Dumont aus einem denkwürdigen Fluge von Saint Cloud den Pariser Eiffelturm und gewann da mit den phantastischen Preis von 166 066 Francs. Santos-Dumont hatte es leicht. Er brauchte, im Gegen satz zu seinem deutschen Rivalen, nie zu überlegen, woher er Gelb nehmen solle. Dein Vater war einer der Pionier« in der brasilianischen Kaffee-Wirtschaft: seine riesigen Kaffeeplantagcn, auf denen er fast als erster moderne Methoden einsührte, warfen Erträge ab, die dem Sohne jeden nur erdenklichen Aufwand gestatteten. Ter Sohn allerdings nutzte diese Möglichkeiten in eiserner Konsequenz nur zur Erringung seines Zieles, endlich das Wunder deS Menschenflugs zu verwirklichen, von dem er schon als Kind geträumt hatte. Merkwürdigerweise begann Santos-Dumont, als er, 27jährig, in Paris seine erste Werkstatt eröffnete, aus dem richtigen Wege. Die um 1866 versuchten ersten Starts mit seiner „Demoiselle", einem kleinen Motorflugzeug, hätten ihn, konsequent weiter entwickelt, vielleicht allen anderen Flugzeugkonstrukteuren, die fast ausnahmslos durch Geld kalamitäten gehemmt wurden, zuvorkommen lassen können. Allein eine schnellere Lösung schien sich aus der Kombina- tton von Luftballon und Motor zu ergeben. Aus sie steuert« SantoS-Dumont zu und konnte denn mit seiner gasgesüllten „Wurst", an der gebrechlich und beängstigend unsicher die Motor- und Führergondel mit langen Stricken ausgehängt war, am 19. Oktober 1861 den Eiffelturm umfliegen. Da mit war der Weltersolg da: diese Fahrt gab ihm einen un verrückbaren Platz in den Annalen der Luftschiffahrt. Sie wurde auch nicht übertrumpft durch den drei Jahre später unternommenen Kanalflug mit einem Motorflugzeug, zu dem sich SantoS Dumont inzwischen wieder bekehrt hatte. Er wurde Mitglied der Ehrenlegion, Brasilien ehrte seinen Sohn, indem es Briefmarken mit seinem Bilde drucken ließ. Allein die Motorflieger der nächsten Jahre ließen ihn wieder in den Schatten treten, und als 10 Jahre nach dem historischen Eiffelturm-Flug die Zeppeline immer gröbere Fahrten mit immer wachsender Sicherheit unternahmen, wurde bald Santos-Dumont eine nur noch historisch bedeut- same Persönlichkeit. Als solche allerdings wird er in de» Geschichte der Lustfahrt immer einen bedeutenden Platz innehaben.
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