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Frankfurts Mehr Fehug. Viele Bundesfestzüge hat die alte freie Reichsstadt am Main schon gesehen. Der stolzeste wurde am Sonntag durch Frankfurts alte Straßen geführt. Im Norden der Stadt nahmen die Teilnehmer am Fcstzug über drei Stunden hin Ausstellung. Dank einer großzügigen Organisation wickelte sich alles wie am Schnürchen ab. Ueber die alte Bergerstraße wurde der Zug in die Innenstadt geleitet, eine Glanzleistung in verkehrstechnischer Hinsicht. Der anhaltend starke Verkehr zu und in der Sängerstadt wurde durch die Nord-Süd-Tranche des Festzugs überhaupt nicht behindert. An allen freien Plätzen wie überhaupt an allen Punkten der begangenen Straßen war kein freies Plätzchen mehr zu erreichen. Aus den dichtbcsctztcn Fensterreihen ein ununter brochener Applaus. Wahre Beifallsstürme vor allem auch an der Ehrentribüne vor dem Opernhaus. Die Alleebäume alle besetzt, die Masten der elektrischen Leitungen, die Kande laber, alles, was über einen Meter hochreichte, war ein AuSsichtStempel für die hundert- vielleicht für hundert- fünfztgtausenb begeisterten Zuschauer. Diese Begeisterung aber war darum eine echte, weil der Festzug des 11. Deut- schen Sängcrbundes-Festes der sichtbare Ausdruck der über wältigenden einigen deutschen Sängerbewegung war, ein Ausdruck deutscher Kunst und Kultur, in -er ungeheuer plastischen Gestaltung des Malers und Bildhauers Fahren bruch und seiner bewährten Mitarbeiter. Den Festzug er öffneten Fanfarenbläser, Fahnenschwinger und die Alt frankfurter Herolde. In 15 trefflichen Bildern rollte sich unter der Begeisterung der Blassen das Deutsche Lied in allen seinen Entwicklungsphascn ab, der Sang der Barden, die Singschulcn, Minnesang, Meistersang, Ständclieder, die Anfänge des Kirchenlieds, Goethe und Zelter, Freiheits lieder, Volkslied und der heutige Männerchor. Alles in allem ein tiefstes deutsches Erleben, das unvergeßlich bleiben wird. Dieser bunten Symbolik reihte sich nicht minder bunt die gesamte deutsche und auslandsdeutsche Sängerschaft ein. In neun Sängergruppen zogen die Zehnerreihen vorüber. Zwischen den Marschkolonnen immer neue gute Darstel lungen, Post, Landwirtschaft, Handwerk, Gewerbe, Indu strie, die Korporationen und Vereine. Und vorab das alte Bundesbanncr, das Heiligtum des Bundes, und die, waren es hundert oder tausend, flatternden Fahnen, friedlich ver eint wie die Schar der unzähligen Sänger tm Zug. Ein Erleben, ein Kunsterlebnis, unter dem Zeichen des Deutschen Lieds und eines einigen deutschen Gängervolkes. Abgang. An der Moltkeallee löste sich der imposante Sängerfestzug auf. Die BolkSmassen, Sänger, wie Sänger freunde, ein einzig einig Heer. Das 11. Deutsche Sänger fest 1982 hatte mit dem grandiosen Festzug offiziell seinen Abschluß erreicht. Noch weilen die Sänger All-DeutschlanbS in den gastlichen Mauern der Mainmetropole. Nun began nen von Frankfurt aus die Längersahrte« ins Deutsch« Land, mit feierlichen Sängerkundgebungen am Rhein und an den weiteren Weihestätten des deutschen Volks. Die Frank furter Festtage haben den Beweis erbracht, daß unter einer Idee sich ein sonstwie noch so sehr zerklüftetes Volk einigen kann. Und das war vielleicht daS allerschvnste an dem 11. Deutschen Sängerbunbesfest 1982, daß diese Idee über Menschen aller Stände und aller Parteien mächtig hoch aus- schlug im ewig schönen, deutschen Lied. * Wruckßvollt Kuchems Ser dkMtli NM am DMen ick. * Koblenz. Mit sechs Dampfern trafen am Montag nachmittag die Teilnehmer an dem 11. Deutschen Sängerfest in Koblenz ein, wo sie von einer vieltausendköpfigen Zu- schanermengc begrüßt wurden. Am Deutschen Eck fand eine eindrucksvolle Kundgebung statt. Oberbürgermeister Rosen dahl sagte in seiner Ansprache, man versammle sich zu einer Zeit, in der tiese Wolken den politischen Himmel verdunkeln. Auf die Fahnen der Sänger habe man jedoch die Pflege des deutschen Liedes geschrieben und damit die Pflege des wohl verstandenen Deutschtums. Er glaube, in ihrem Sinne zu sprechen, wenn er sage, baß die Worte Max von Schenken dorffs „Nimmer wird das Reich zerstört, .wenn Ihr einig seid und treu" in dieser Feierstunde Herz und Sinn erhebe. Begeistert stimmte die Menge in das Hoch auf Las Vaterland ein und sang das Deutschlandlied. lume» - 8porl - Spiel - Vsmiem Ak MW FMAöeiWii. Der zweimalige Deutsche Fußballmeister Hertha-BSC.» Berlin und der Riesaer Sportverein im Wettkampf. Nur noch wenige Tage und das größte sportliche Er eignis, was Riesa je zu sehen bekommen hat, geht vor sich. Die sportliebenden Bewohner Riesas und der weiten Um gebung fiebern dem Tag entgegen, wo ihnen eine Mann schaft von internationalem Können und Weltruf vorgestellt werden wird. Noch nie hat in Riesa eine Mannschaft ge spielt, die noch vor kurzem Deutscher Fußballmeister war. Erst im Juni wurde sie von Bayern-München als Deutscher Meister abgelöst, obwohl Bayern-München nicht den Beweis erbracht hat, besser als Hertha-BSC. zu sein, denn Hertha und Bayern-München trennten sich in einem Privatwctt- kamps unentschieden 4:4. Die Berliner Hertha ist nicht etwa in einer Glucksscrie Deutscher Meister geworben, im Gegenteil war die Berliner Hertha in den letzten Jahren von Pech verfolgt. K Jahre hintereinander standen sie im Schlußspicl um die Deutsche Meisterschaft, ohne das Endziel zu erreichen, aber die Mannschaft ließ nicht locker, vielmehr konnten sie mit erhöhter Energie im Jahre 1980 das erste Mal den Deutschen Meistertitel in die Rcichshauptstadt ent führen, nachdem der Süden lNürnberg—Fürth—München— Frankfurt) kapituliert hatte. Schon im nächsten Jahre ge- mng ihnen der 2. Streich. 1981 wurde Hertha-BSC. zum S. Male Deutscher Fußballmeister. Das die Berliner auch achtmal den Berliner Meistertitel errangen, sei nicht uner- wähnt. Der Riesaer Sportverein hat sich nun angemaßt, gegen diese ganz überragende Mannschaft ein Wettspiel auSzu- tragcn. Ein großes Risiko, aber den Sportanhängern haben die Riesaer damit ein Fest beschert. Wer Hertha- VSC.-Berlin bisher sehen wollte, mußte zumindest nach Dresden oder Leipzig fahren. Jetzt kommt Hertha nach Riesa, und jeder kann die Mannschaft zu mäßigen Eintritts preisen beim Spiel sehen! Kein Wunder, wenn die ganze Umgebung an dem großen sportlichen Ereignis teilnimmt. Ter Riesaer Sportverein hat eine Sensation geschaffen und versucht durch Verpflichtung von Gegnern mit über ragendem Ruf eine neue Aera in der Sportgeschichte der Stadt Riesa zu schassen. Dabei ist der RSV. aber vom Be such dieser Spiele abhängig, nur bei gutem Besuch kann zur Verpflichtung solcher Gegner geschritten werden. Jeder Anhänger wolle sich daher schon jetzt eine Eintrittskarte im Vorverkauf sichern. Hertha-BSC.-Berlin im Kampf und Spiel ist übrigens auch in verschiedenen Bildern in einem Schaufenster am Rosenplatz ausgestellt. An dem Ereignis nimmt natürlich nicht nur die OrtS- presie teil, sondern auch die Tages- und Fachpresse Mittel deutschlands, vor allen Dingen die Dresdner Zeitungen. Alle drücken ihre Verwunderung darüber aus, baß der Deutsche Meister ausgerechnet sein erstes Spiel der neuen Serie in Riesa austrägt und gratuliert den Riesaern zu diesem Abschluß. Eine Dresdner Sportzeitung schrefbt wörtlich: Einen richtigen Knalleffekt zum Saisonbeginn nahm sich der Riesaer Sportverein vor, der Hertha-BSC. verpflichtete, eine Mannschaft von größtem Ruse. Sechsmal hintereinander kämpften sich die Berliner bis ins DFB.» Schlußspiel durch und wurden zuletzt zweimal Deutscher Meister. DaS dürfte in Riesa ziehen und einen Bomben besuch veranlassen. * Drei Dreödner Lltzavereln« bane« «««« Plätze. Dratz der Not der Zeit sind drei Dresdner Liaavereine «narnbltckli» am »er», lHr« Svirlaeleiendeiten »u ver- besser«. DI« Sportsesellscbast Hat ihre« Platzd«« l»»«it aelördret, daß auf den Trapersen brat» bereit« 22 000 Za- schaaer Platz finden. Bi« »nr Feier de« 40iäbriaen ve- ftehen« Hasst man di« vanarbeiten »um Abschluß «,bracht »u Haben. Der Platz s»I dann 70 000 Zuschauern Vicht möglichkeit «eben. Den »«eiten Platz «ird Ralenipert am 14. Anaukt mit einem Tressen gegen den Ostsachsenmeistrr Sportklub «inwriben. An der Kanonrnstraße ist dieser Platz i» letzten Halbjatzr in siebrrhaster Arbeit entstanden. Er Rietet N««« för IS 000 Besucher. Gut« Mut« schafft sich »«nächst nur 4 Felder siir untere Mannschaften. Mit dem Bau eine« neuen Liaavlatze» inmitten dieser Anlage soll erst in sicheren Zeiten begonnen «erden. Turnverein Röderau D.T. Handball. Dv. Röderau Gesa — Tv. Riesa 2. 2:2 f1:1s Tv. Röderau 1. — Tv. Riesa 1. 7:7 (1:4) Beide Mannschaften standen sich am vergangenen Sonntag im Freundschaftsspiel gegenüber. Röd. Mann schaft hatte viel gutzumachen, mußte sie doch im letzten Spiel eins 8:4-Niederlage emstecken. Gleich von Anfang an legten beide Mannschaften ein sehr flottes Tempo vor, welches auch bis zum Schlußpfiff eingehalten wurde. Röd. spielt ziemlich zerfahren und unsicher, Zuspiel und Fangtechnik li-ßcn zu wünschen übrig. Riesa dagegen ist gut im Schwung und kann in kurzer Zeit vier Erfolge buchen. Röd. drückt jetzt merklich, eine leichte Ueberlegen- beit macht sich bemerkbar, welche auch biS zum Schluß an hält. Drei Tore sind der Erfolg. Trotz Ucberlegenheit können sie die Führung doch nicht erringen. Angriff auf Angriff rollte auf daS Riesaer Tor, alle gutgemeinten Würfe gehen an die Latte oder werden eine sichere Beute deS Riesaer Torhüters. Riesa gelingt es, einige schon durchdachte Angriffs durchzuführen, welche auch das Resul tat auf 7:4 erhöhen. Alles glaubte nun wohl an eine hohe Niederlage. Da setzte Röd. zum Endspurt an und es gelang ihnen in den letzten acht Minuten Spielzeit, das Resultat auf 7:7 zu bringen. Tfr. Saalbach pfiff zufriedenstellend und hatte das Spiel jederzeit in Händen. r. * De« deutsch« Kunftturnmeifter Arötzfch verläsit L«iv»i«. Der deutsche Aunsitnrnmeister Krötzsch vom TW. Böhlitz- Ehrender« ist «ach Nässen tibergesiedelt, «» er dem TSV. Riffen-Leana al» Mitglied beigetreten ist. Vo« ««seren Olympiakämpfer« au« Lo« Angele« sind neue Nachrichten »inaetroffen. DI» Ruderer sind wegen der großen Entfernung »«Üchen der Neaattabahn und dem Olympischen Dorf in «in deutsch,« Hotel umge»ogen, und die Leichtathleten Haben die Trai- ningsbabn gewechselt, die nach Ansicht ihre« Trainer« Waitzer »u «eich war. Einen bestechenden Eindruck macht Vprintermeifter Jonatb. In La« Angele» sind fetzt di« Kämpfer von 86 Nationen »ingrtroffen und die Ungarn sind in van Erancieco, also rbenfall« bald am Atel ihrer Wünsche, angrkommen. Indien- Olympia-Hockevmanuschast wird aus der Niickrris« auch Deutschland eine» Besuch ab» statten und in Berlin gegen Brandenburg« Vilberschild- mannschaft spielen. La« Treffen dürft, in der ersten Erptemberbälst« »um Auitrag kommen. Ueber Neapel wolliu bi« Sxoteu dann ihre Heimreise sortsetzeu. Flugsport. Aus der Wafferkuop« herrschte am Montag, nachdem endlich bessere» Wetter eingetreten ist. schon seit den frühen Morgen stunden lebhafter Flugbetrieb. Insgesamt wurden 7V Flüge aus geführt, so daß bereit» 289 Wettbewerbstakts absolviert wurden. Zeitweise kreisten in Höhen bis zu 89» Metern bis zu neun Ma schinen über dem Startplatz. Eine besondere Leistung vollbrachte ver junge Aachener Peters auf „Maner", der fast elf Stunden in der Luft blieb und damit den bisherigen Rhön-Dauerrekord von Haspe um etwa eineinhalb Stunden überbot. Der so erfolgreich verlaufene Tag wurde jedoch durch einen neuen Unalücksfall ae« trübt, der noch einmal glimpflich ablief. Der Junaflieger Fiedler aus Berlin stürzte mit seiner Maschine „Luftikus" ab. Das Flugzeug ging restlos tu Trümmer, während Fiedler mit einem Armbruch oavonlam. «svynnmmen. Bei dem Bundesschwimmfest, das der Berliner Schwimmer bund anläßlich des 60jahrigen Bestehens des Seebades Marien- darf veranstaltete, ging di« Leipziger Wasserballmannschast an den Start. Gegen den Trainingspartner der deutschen Olympia- sieben hatten di« Leipziger rin, schwere Ausgabe zu losen. Sie waren ihrem Gegner schwimmerisch zwar überlegen, aber nicht ballsicher genug, um gegen die sichere Hintermannschaft der Ber liner erfolgreich lein zu können. Nach einer torlosen ersten Halb zeit buchten die Reichshauotstädter in der zweiten Halbzeit zwei Treffer, während di« Sachsen leer ausgingen. Lie Toar de Fra«ee ist dem Franzosen Leducq nicht mehr »u »evmen. Der Epitzenreiter gewann au» di« 15. Etappe von Eoian na» Belfort <281 Kilometer) im Endlvurt na» einer Fahr,«It von 9:56:19 vor di» Pace» und Max Bnlla und dehnte damit seinen Zeitvorsprung um »eiter» vier Minuten au«. In der 58 Mann starken Vpitzenaruppe hefändrn sich au» di» DentsArn Stöprl, Tbierba», Weyer nnd Nif», von denen ersterer infolge einer Maienoerstimmun« nur sch«»» da« Tempo »u halten vermocht». Vein« SandSlrut« führten ihn aber immer wieder heran. Sirron«kt hatte kur» vo« dem Ziel noch einen Defekt und verlor «in« Minute, »ährend limdenbauer, Kntl»ba» und Altenburger mit Zeitrückst^nden bi« »n 25 Minuten da« V»lußtriv bildeten. Kutschdach hatte durch Prdalbruch den Anschluß verloren. «i Boxsport. Europameister Locatrlli soll im Teptemdrr in Berlin boxen, und »war will »an ibn leinen Titel gegen den deutschen LeichiarwichtSmeister Däbber« verteidige» kaffen. — Für di» Alieaengewicht« - Europameisterschaft bat sich auf dl« Ausschreibung der IBN. nur «in Bewerber, der Belgier Deaand, aeiunden, sodaß di» Frist noch verlängert »erden mußte. Vielleicht »ersucht e« un<er Doppelmeister Metzner-Köln noch einmal. Der Boxstädtekamps Hambura-Brrlin wird na» längerer Dans« am 12. Buaust in der Reickshaupttzadt wieder auf leben und voraussichtlich al« Freilustkamps au«getra»rn. Aus den Nachbargebielen Polizeilicher Ernleschuh in Thüringen Das Thüringische Innenministerium hat einen umfang reichen polizeilichen Ernteschutz eingerichtet. Die Polizeibe hörden sind angewiesen, in ihrem Bezirk auf Erntediebstähle besonders zu achten. Dort, wc es besonders erforderlich er scheint, werden Schutzpolizeibeamte zur Verstärkung der Gen darmerie beim Ernteschutz abgeordnet werden. Außerdem kön, nen die beteiligten Landwirte einer Gemeinde sich zu Selbst schutzverbänden zusammenschließen, die nach polizeilicher An» leitung im Ernteschutz tätig sein sollen. Greiz l. V. Der Pavierfabrikant Dr. h. c. Günther hat dem Verein für Luftfahrt eine Flugzeughalle ge stiftet, die auf dem Flugplatz Greiz-Obergrochlitz aufgestellt werden soll. Der Verein pflegt besonders den Segelflugsport, der bisher am Wachberg bei Waltersdorf betrieben wurde. Jetzt soll der Sportbetrieb auf den Flugplatz verlegt werden, wo man besonders Autostarts durchführen will. Stadtroda. Infolge eines wolkenbruchartigen Regens ereignete sich auf der Bahnstrecke Gera—Weimar zwischen Stadtroda und der Neuen Schenke ein Dammrutsch. Bis zur Wiederinstandsetzung des Dammes, die fünf Stun den in Anspruch nahm, mußte der Verkehr eingleisig durch geführt werden. — Das Unwetteraebiet des Holzlandes wurde von Staatsminister Baum besichtigt. Die Wiederherstellungs arbeiten sind in vollem Gange. Es ist damit zu rechnen, daß den Geschädigten aus den Staatswaloungen Holz zur Selbst- bearbeitung zur Verfügung gestellt wird. In der Gemeinde Hermsdorf sind Unwetterschäden in Höhe von 50 000 RM angemeldet worden, wobei Schäden unter 100 RM unbe, rückstchtigt blieben. 700 Jahre Stadl Schleiz Schleiz. Seit 1232 sind 700 Jahre in der Geschichte der Stadt Schleiz vergangen. Trotz allem Kummer vergaß man den Geburtstag nicht und feierte ihn im Glauben an ein« bessere Zukunft. Ganz Schleiz war seit Tagen in ein wür diges Festgewand gekleidet. Aus der näheren und weiteren Umgebung waren die Besucher gekommen, um zusammen mit den Einheimischen das Fest zu begehen. Schon am Sonn abend waren viele Gäste in der Feststadt, um an der Be grüßungsfeier und dem Empfangsabend teilzunehmen. In der Landwirtschaftlichen Ausstellung musterten die Landwirts die Tierschau und erfreuten sich an dem Reit- und Fahrtur nier. Weiter beging der Land- und Forstwirtschaftliche Ver ein Schleiz die Feier seines 75jährtgen Bestehens. Nachdem am Sonntagvormittag ein Festgottesdienst in der Berykirche stattgefunden hatte und die Grundsteinlegung zum „Bürger heim" erfolgt war, .zog am Nachmittag als Hauptveranstal tung der große historische Festzug durch die Straßen. Tau sende bildeten Spalier und jubelten den Teilnehmern zu. Geschichtliche Augenblicke aus der Schleizer Stadtgeschichts feierten ihr Auferstehen. Der Ritter von Lobdeburg, der Gründer der Neustadt Schleiz, hielt seinen Einzug, ihm folg ten die Kämpfer des Deutschen Ordens und Soldaten aus dem 30jährigen Krieg. Besonders hervorgehoben wurde der Zufallserfinder des Porzellans, Johann Friedrich Böttger, ein Schleizer Kind. An eine trauriae Epoche erinnerte der Zug der Salzburger Emigranten. Lustige Weisen ertönten aus einer übermütigen wirklichen Hochzeitsgesellschaft. Selbst Goethe, der im Jahre 1786 Schleiz passierte, kam im „Goethe- Jahr^ zu seinem Recht. Im Zusammenhang mit der am ü. Oktober 1806 bei Schleiz erfolgten Schlacht brachte der Festzug Napoleon I. zur geschichtlichen Erinnerung. Dichtauf folgte ver Baterlandsdichter Theodor Körner, der noch kurz vor seinem Tode in der Stadt weilte. Handwerk und Gewerbe warben durch geschickt ausgelegte Festbilder. Zehn Phasen aus der Kulturgeschichte veranschaulichten die Entwicklung des Postwesens. Die Turner huldigten Vater Jahn, und beim Aufzug des Schleizer Dreieckrennens, der durch Kinder dar gestellt wurde, erkannte man bekannte deutsche Motorrad fahrer. Den Abschluß des Festzuges bildete die Entwicklung der Feuerwehr und ihrer Geräte. Mit einem gutgewählten Programm, darunter ein historisches Festspiel, wird die 700-Jahrfeier am Dienstag beendet. — Somit treten in einem Jahr drei thüringische Orte, und zwar Tanna, Schleiz und Harra, die Vicht beieinander lieaen. den Weg in ein neues Jahrhundert an. .