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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 16.09.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-09-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-193209162
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19320916
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19320916
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1932
-
Monat
1932-09
- Tag 1932-09-16
-
Monat
1932-09
-
Jahr
1932
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 16.09.1932
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MWMMIWIW. Der Mensch ist so vorsichtig. Er hört, auch wieder Willen. VMi frühen Morgen bis zum späten Abend gute Ratschläge, -hje er sich das Leben erleichtern, wie er sich vor SchiüsalSsWagen hüten kann. Wie er Gefahr zu umgehen in der LMf »st, wie er die Dinge meistert. Alles heißt, auf «ine rüLie Formel gebracht: der Mensch könne selbst Vorsehung sfnelen. Und doch ist er, wie sich ja immer wieder zeigt,- machtlos gegen die Bestimmung. Und wenn er sich mit H'ch solcher Borsicht bewegt, wenn er noch so bemüht ist, Mni Hindernissen aus dem Wege zu gehen, cs nü»t nichts, in seinen Weg sind die Merkmale bereits ge zeichnet. Das >°ine Gute ist, das; er sie nicht kennt. Ich komme zu dieser Betrachtung, weil heute ein mir be kannter, immer auch so vorsichtiger Mann, an ein solch Merkmal anlangtc. Er ging um jeden Neubau im weiten Bogen, weil doch ein Ziegel hcrabfallcn konnte, er ging mit der größten Vorsicht über die Straßen. Er ließ alle Vorsicht walten, hatte immer die Augen auf und war nie da zu sinken, wo Gefahr eintreten konnte. Nun aber ging er, der Vorsichtige, wirklich nnr anf dem glatten Bürger steig spazieren. Man sollte meinen, dort könnte nichts ge schehen. Und es geschah doch etwas. Was wars: ein Obst kern (möglich), eine Schale (zugcgebcw, wars nur eine glatte Stelle, jedenfalls glitt er leicht aus und brach den Fuß um. Er brach den Fuß um uud brach beim einfachen Gehen den Fuß. Troß aller Vorsicht war er an seinem Merkmal nicht vorbeigekoinmcn. Also müßte man die Folge rung ziehen, alle Vorsicht habe keinen Sinn. Und tatsächlich hat sich das schon, wie es reklamemäßig heißt, viel tausendfach bestätigt. Leute, die sich nm nichts kümmern, die sogar waghalsigen sind, geben ungeschoren durchs Leben, wie anders doch, die sich mit Sorgen tragen und mit Vor sicht plagen. Wer kennt nicht die Schilderungen kühner Helden, die todessicher galten, die als feuersicher angesehen wurden, die im größten Schlachtcntnmnlt weilen und immer heil aus der Gefahr hcrnuSkommen konnten? Die lange Ge schichte erzählt von vielen. Das war Unbekümmertsein und bewies, daß das LebenSschifslein der Menschen ruhig seinen bestimmten Weg gebt, ob man cs lenkt und ob man ihm einen anderen Kurs geben will. Gelingt der andere Kurs, so liegt er sicherlich bereits in der Vorsehung. Vorsicht und Bestimmung sind zwei Dinge, die sich widersprechen, die nicht zusammen gehören. Man könnte höchstens sagen, daß die Bestimmung die Vorsicht bedingte, daß die Vorsicht gewisser'naßen mit in den Rahmen der Bestimmung liegt. DaS sst > Weisheiten, die sicherlich jeder erlebt hat oder erleben wird. Doch wie wenige achten im Lebenskampf ans solche Dinge. So darf man sie einmal umschreiben und in den Kreis der Ucbcrlegung rücken. Predi. Oertliches und Sächsisches. Riesa, den 16. September 1932. —* Wetkervorberkaae kür 17. Sevtember 1932 Mitgeteilt von der Sächs. LandeSwctterwarte zu Dresden.) Keine wesentliche Aenderung des Witterungscharakters. —* Daten tiir den 17 September 1932. Eonnrnausgang 8.37 Ubr. Sonnennntergann 18 11 Uhr. Mondansgang 18,39 Ubr. Mondnntergana 8,27 Uhr. 1805: Der preußische Staatsmann Karl Otto von Raumer in Stargard geb. lgest. 1859h 1917: Der Landschaftsmaler Toni von Stadler in München gest. (geb. 1850«. « —* P o l i z c i b e r i ch t. In der Nacht vom 15. zum 18. September sind in den Anlagen der Lauchham mer strafte zwei dort befindliche Tafeln mit der Aus schrift „Nach dem Bahnhof" und „Nach den Dampfschiffen" abgerissen worden. Ferner ist daselbst die Tafel mit dem Tampfschiffahrplan sowie ein Pfahl herausgcrissen worden. Angaben, die zur Feststellung der Täter dienen können, werden an die städtische Hauptpolizei wache erbeten. —* Landwirtschaftliche Schule Riesa. Die öffentliche Prüfung für die abgehenden Schüler findet Freitag, den 23. September 1932 im Schulgebäude statt. (Siehe Bekanntmachung im vorliegenden amtlichen Te.lc.) —* O p er e t t e n g a st s v i e l. ES sei hiermit nochmals auf die am Sonntag, 18. Sept., abends 8 Uhr im Hotel Höpfner stattsindende lustige Operette „So ist die Liebe der Husaren" hingcwicsen. In den Hauptrollen: l. GesanaSkomikcr (Dir. Nich. Flechsig), 1. Sängerin Doris Krüger (Leipzig), 1. Tenor-Busso Hubert Marquart (Me- tropoltheater Berlin) u. d. a. guten Kräfte. Der Vorver kauf tm Ztgarrengcschäst Wittig (Hauptstr. 60) ist im Gange. Nachm. 4 Uhr: Rotkäppchen. Alles andere wie bekannt. —* JubiläumStagung des Gustav-Adolf Vereins in Leipzig. Anläßlich der Hundertjahrfeier des Gustav-Abolf-Bereins findet am Sonntag, 18. Sept., IS Uhr, am Vülkerschlachtdenkmal zu Leipzig eine Kund gebung statt, bet der, eingerahmt von Chorgesängen, bas Mitglied deS Zentralvorstandes des Bundes, Staatsminister a. D. Dr. Boelitz, eine Ansprache hält. Die Veranstaltung wird vom Mitteldeutschen Rundfunk übertragen. Am Mon tag, IS. September, 16 Uhr, überträgt der Mitteldeutsche Rundfunk die Eröffnungsansprache des Vorsitzenden, Ge heimen Kirchenrats Prof. D. Franz Renbtorf. —* Der Z w an g s vv ll st r c ck u n g s > chu tz für die Landwirtschaft. Der Landwirt genießt nach den Notverordnungen vom 8. Dezember v. Is. und 14. Juni ds. Is. unter gewissen Voraussetzungen Schutz gegen Zwangsvollstreckungen für bestimmte Gegenstände seines beweglichen Vermögens. Zu diesen Gegenständen gehör ten insbesondere das landwirtschaftliche Inventar, die Erzeugnisse des Grundstücks sowie Forderungen aus der Lieferung von Milck)- oder Milcherzeugnissen. Voraus setzung des Schubes ist u. a., daß der Schuldner der gegen die Vollstreckung geschützten Sachen und Forderungen be darf, nm seine Wirtschaft bis zur Ernte ordnungsmäßig fortzuführen. Es sind Zweifel darüber entstanden, wie hiernach der Zwangsvollstreckungsschutz zeitlich abzugren zen ist. Da der Zweck der Schutzbestimmnng ist, die Durch führung der Erntearbciten und die Einbringung der Ernte zu sichern, wird man annehmen müssen, daß der Voll- strecknngsschuß bis zum völligen Abschluß der Einbringung der Ernte gilt. —* Größere Vorsicht ist beim Umgang mit Kunstdünger angebracht. DaS zeigt «in Fall, der sich in Neukölblih zutrug. Bei dem Landwirt Iermies, der sich bei dem Streuen von Kalksalpeter an einem Finger eine ganz unbedeutende Wunde zuzog, verursachte der in die BIntbahn eingedrnnaene Kunstdünger eine schwere Blutvergiftung. Nicht weniger als 16 mal mußte der Arzt den Arm öffnen, nm den sich immer wieder bildenden Eiter abzulallen. Selbst die inneren Organe, Ni"reu und Lunge, wurden in Mitleidenschaft gezogen. Dank der ärztlichen Kunst war IermieS nach sechs wöchigem schweren Krankenlager außer Lebens»'fahr. * N i ck r i p. Erfolgreicher Zwerghuhn-Lücht'r. An läßlich deS 1. Mitteldeutschen Landwirtschastsmai kteS in Leipzig, veranstaltet von der Leivziger Messe- und Aus stellungs-Aktiengesellschaft, welcher vom 28. bis 31. Ang. 1932 stattsand und sehr zahlreich mit Tieren aller Gat tungen beschickt war, n. a. Züchter von Riesa und Ilm gegend, erhielt der Zwerghuhn-Spezialzüchter K. Gali schst p aus einen Stamm 1,2, schwarze Bantam, einen Halm und zwei Hühner, Katälog-Nr. 226, den Ehren preis Nr. 52. Der Zücht>r, der weit über Sachsens Gren zen bekannt ist, erhielt in der Aufstellung — Saison 1931M — wiederholt ans großen Schauen hohe Aus zeichnungen! Wahrlich ein schöner Ersvlg dieses jungen Züchters. * IacobSthal. Hier gab eS am Dienstag als Auf takt zum bevorstehenden Kirchenjubilänm ein Fest beson derer Art: großes Schcnerfest in der Kirche! Frauen des StrickabcndcS hatten sich in dankenswerter Weise aus eige nem Antriebe bereit erklärt, die Kirche zu ihrem Jubiläum einmal gründlich zu reinigen. Nachdem am Montag nach mittag die Vorarbeiten erledigt waren, traten am Dienstag vormittag etwa 26 Frauen mit Schcuereimern, Hadern und Besen bewaffnet an, um nun unermüdlich, nur durch eine kurze Mittagspause unterbrochen, bis nachm. 3 Uhr ihres Amtes zu walten. DaS ivar ein fröhliches Scheuern, Fegen und Bürsten! Die höchsten Leitern wurden herzugcholt, da mit kein Winkel übergangen zu werden brauchte,- und selbst vor der nicht ganz ungefährlichen Arbeit scheute man nicht zurück, die großen Kirchcnsenster von außen und von innen zn waschen und zu putzen. Das fröhliche Schaffen fand dann aber auch noch einen fröhlichen Abschluß: Fran Gutsbesitzer- Kühne lud alle, die mit geholfen hatten, zum Kaffee ein, bei dem nach der geleisteten Arbeit der Kuchen köstlich mundete! So werden alle an diesen frohen Tag, an dem ein so nütz liches Werk vollbracht wurde, gern zurückdenken, und schon heute frbut man sich auf den kommenden Mittwoch, an dem neue Vorbereitungen für das Fest getroffen werden sollen: von abends 7 Uhr an sollen hei Frau Gutsbesitzer Kühne die Girlanden gewunden werden, durch die das Gotteshaus an seinem Ehrentage einen besonders festlichen Schmuck er halten sott! Alle aber, die am Dienstag dabei gewesen sind, werden davon überzeugt sein, baß auch das Girlanden winden wieder ein frohes Schassen werde» wird. Großenhain. Feuer im ,,Schloß". Gestern vor mittag wurde die hiesige Freiwillige Feuerwehr alar miert bezw. nach der stillgelegten Spinnerei von Goeke u. Eo. im sogenannten Schloß beordert. Dort waren in einem Raume des Erdgeschosses lagernd« Bourrette-Abfälle vermutlich durch Selbstentzündung in Brand geraten. Dieser hatte eine außerordentliche Rauchentwicklung im Gefolge, so daß es den Wehrleuten nur durch Vorgehen mit Rauchmasken möglich war, an den Brandherd heran zukommen. Es gelang jedoch, das Feuer in der Entwick lung zu ersticken. Der Brand hätte leicht größeren Um fang annehmen können, da in der Nähe 50 Fässer Firnis lagerten. — Ein bedauerlicher Unglückssall hat sich Mitt woch abend auf der Amalienallee am sogenannten Pfänder gäßchen zugetragen. Dort wollte eine 71jährige Einwoh- nerin von hier die Straße überschreiten, wobei sie von einem daherkommenden Radfahrer ans Zschieschen ange- fahren wurde. Die Frau kam zum Sturz und wurde zur Behandlung mittels Sanitätsauto vom Roten Kreuz nach dem Stadtkrankenhaus gebracht. * Meißen. Schuljubiläum. Die sog. „Rote Schule" in Meißen kann heute, am 18. September, auf ein 75jährigcs Bestehen zurückblicken. Aus diesem Anlaß wird die Schule am 17. September eine Feier veranstalten. Abends findet ein Treffen der ehemaligen Schüler der „Noten Schule" statt, bei dem Oberlehrer Zeidler in einem Festvortrag über die Geschichte der Schule sprechen wird. * Moritzburg. Brndersraneutag. In der Diakonissen- anstatt Moritzburg fand dieser Taar der diesjährige Brüder- irauentag statt. Fran Esther v. Kirchbach hielt einen Vor. trag über da? Thema „Unser Platz in der Volksgemein, schäft*. De» Abschluß der Tagung bildete rin musikalischer Abend im Stil der Eingbewegnna. * Dresden. Dis Reichswehr kehrt aus dem Ma növer zurück. Am Donnerstag vormittag kehrten dis Dresdner Nsichswehrtruppenteile, die an den Manöver» teilgenommen haben, in ihre Garnison zurück. Unter klingenden! Spiel ging es durch die Straßen der Stadt, begleitet von einem großen Schwarm Fußgängern, Rad fahrern ujw. Die Straße» waren dicht nmsäumt von Schaulustigen, die den einrückenden Truppen zujubelten. * Dresden. Ower einer Unsitte. In den Nachmittags- stunden des Donnerstags ereignete sich in einer Wobnnng an? der Stärkenaasse ein schweres Unglück. Dort batte eine Fran in einen Vetrolenmoien, in welchem das Jener noch nicht erloschen war, Petroleum narbgegasten. Es ereignete sich eine schwere Explosion, bei der die Fran lebenSgeiähr- Ijch verletzt wnrde. Sie wurde dem Krankenhaus zugefübrt. E'ne Fran, die der Verunglückten zu Hilke kommen wallte, erlitt Brandwunden leichteren Grade? Eine dritte Frau, die Zeuge des Unglücke war, bekam einen Nernenchack. * Dresden. 12000 Mark gestohlen. In der Nacht »nm M tlwoch verschafften sich unbekannt gebliebene Per sonen Zutritt in eine Gastwirtschaft in Cotia. Sie stahlen insgesamt etwa 12 000 Mark, davon 2000 Mark in Gold. Außerdem wurden verschiedene Schmnckgcgenstände mitge nommen. * Dresden. Schwerer Unfall. In der Nackt zum Donner«taa fuhr ein Kraftfahrer mit seinem Motorrad mit Beiwaaen, in dem sich eine Frau befand, über die Heinrichstraße nach der AngustnSbrncke zu- Plötzlich ver- lor der Fahrer infolge einer Unvorsichtigkeit der Frau daS Gleichgewicht und stürzte vom Rade. DaS führerlos ge wordene Fnbrceua fnbr in voller Geschwindigkeit gegen ein Hans. Dur» den Anorall wurde die Frau auS dem Bei- waaen geschlendert. Sie mußte mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht werden. * Dresden. An? einem Reitweg im Großen Garten kam ein 30 Jahre alter Reiter mit seinem Werd zum Stur«. Der Mann brach beide Beine und mußt« in« Fried- richstädter Krankenbans geschasst werde». — Ein schwerer DerkehrSnnfall ereignete sich Ecke Blumen» und Gutenberg» Nraße. Dort stieß der Meißner Rechtsanwalt Pollack mit seinem Motorrad, auf dellen Soziussitz ein m Dresden wobnbaktes Fräulein saß, mit voller Geschwindigkeit gegen ein Lastauto. Die beiden wurden aufs Pflaster geschleudert. Sie mußten im schwerverletztem Zustand besinnnnasloS ins Krankenhaus gebracht werden. — In seinem Schreber garten an der Kunzftraße siel der 24 Jabre alte Kraft- Wagenführer Bormann vlötzlicb um. Ein Herzschlag batte dem Leben des jungen Mannes ein rasches Ende bereitet. * Freital. Stadtrandsiedlung. Die Vorarbeiten siir die Stadtrandsiedlung am Danbenberg sind, wir der Rat der Stadt Freital mitteilt, nunmehr abgeschlossen. Noch im Lause dieser Woche soll mit den Bauarbeiten be gonnen werden. Träger der Siedlung ist der Kleinsiedler verein Freital. Von den genehmigten SiedlungSstellen werden 20 am Danbenberg und 4 an der Bannewitzer Straße errichtet. Der Rat bat beschlossen, auch für diese Bauvorhaben die Bürgschaft zn übernrbmen. * Heidenau. Verkehrsunfälle. Am Donnerstag gegen 141 Uhr fuhr ein in Heidenau wohnhafter junger Mann mit seinem Fahrrad die stark abschüssige Strafte von Kleinsedlitz nach der Pechhütte hinab. Plötzlich versagte die Rücktrittbremse und der Nadler stieft mit großer Wucht gegen die Maner eines Grundstücks. Er kam zum Sturz und blieb mit schweren Kopf- und Armverletznngen liegen. Er mußte ins Johannitcrkrankcnhans gebracht werden. * Pirna. Inschriften aus der Franzoscnzeit. An einem Aufstieg zum Kamm des Ravensteins bei Pötzscha entdeckte ein Pirnaer Bergsteiger mehrere Inschriften, die in die Felsen eingemcißelt sind. Eine Inschrift lautet „K. 1818. Septbr.", während eine andere Einmeißelung einen Säbel darstellt, neben dem sich der Buchstabe K. und ebenfalls die Jahreszahl 1818 befindet. Man vermutet, daß die Inschriften von Einwohnern aus Ortschaften der Um- WeimM in WM. Am Sonntag, den 11. September, fand zum ersten Male in unserem Ort ein K i r ch e n ch o r s i n g c n statt, das von der K a n t o r e n v e r e i n i g u na des Riesaer Be zirkes veranstaltet wurde. Gegen 8 Uhr nachmittags hatte sich eine größere Zahl von Znhörern auf dem Schul platz versammelt, den mau deshalb gewählt hatte, da aus dem Dorsplatz die Veranstaltung durch den sonntäglichen Auto- und Motorradverkehr außerordentlich gestört worden wäre. Pünktlich um 8 Uhr setzte der vereinigte Missions posaunenchor von Niesa-Gröba mit dem Choral „Es ist das Heil uns kommen her", unter Leitung von Kantor Brei- ting, Weida, ein. Tie machtvollen Klänge lockten im Nu viele weitere Zuhörer auf den Platz, so daß allmählich eine große Mcnschenmaucr die Bläser und Sänger umgab. Die vereinigten Kirchenchöre von Glaubitz, Gröditz, Pausitz, Weida, Spansberg, Zeithain-Dorf, Zeithain-Lager und Röderau boten nun als erstes den jubelnden Choral „Lobe den Herren" in der schönen alten Weise von Johann Seba stian Bach (Leitung Kantor Biencrt), ferner „Lobe den Herren, alle die ihn ehren" von Erügcr (Leitung Kantor Richter, Pausitz), später den fortrcißenden Choral von Schütz „Ten Herren lobt mit Freuden" unter der Stab führung von Kantor Bennewitz, Glaubitz, während Kantor Meißner, Zeithain, das tapfer und trotzig auf klingende „Es muß uns doch gelingen" von Helder diri gierte. Den Abschluß brachte daS lutherische Schutz- und Trutzlied „Ein feste Burg ist unser Gott", das, begleitet von den wuchtigen Klängen der Posaunen, von den Chören und allen Anwesenden gesungen wurde und machtvoll gen Him mel stieg. Die einzelnen Darbietungen der Kirchenchöre standen auf einer sehr beachtlichen Höhe, gutes Stimm material, straffe gesangliche Zucht, musikalisches Können und nicht zuletzt die Begeisterung und herzliche Freude aller Sänger und Sängerinnen groß und klein an solchem Sin gen selbst haben zusammen eine musikalische Wirkung her vorgebracht, die alles Erwarten weit übertraf. Für viele Zuhörer sind die herrlichen Choräle eine wahre Herzens erquickung gewesen. Und viele werden mit dem Wunsch heimgegangen sein, ja recht bald wieder solch eine erbebende Feierstunde ganz besonderer Art mit erleben zu können. Zwischen den gesanglichen Darbietungen ließ der Mis sionsposaunenchor seine Weisen erklingen, so daS schöne „Nun laßt uns singen", ferner bas Händclsche „Für soviel Gnade singen wir", und zum Schluß eine schwierige Fuge über „Eiu feste Burg", die jedoch wie alle Darbie tungen klangschön und fein dynamisch abgetönt zu Gehör gebracht wurden. » Gegen ^«4 Uhr versammelten sich die Chöre und zahl reiche Zuhörer tm Saale des „Waldschlößchcn" und die Po saunen leiteten diesen zweiten Teil deS Ktrchenmusikfestcs mit dem prachtvollen „Wach auf!" ans den Meistersingern von Richard Wagner und dem aufrüttelnden „Wach auf, wach auf du deutsches Land, du hast genug geschissen!" ein. Währenddem hatte sich der große Saal bis auf den letzten Platz gefüllt, so baß viele Gäste stehen mußten. Kantor Bienert begrüßte alle Anwesenden im Namen der Kan torenvereinigung Ortsgruppe Riesa u. U. und deS frei willigen Kirchenchores Röderau und wünschte, daß die bei den „Parteien", Sänger und Zuhörer, immer mehr zu einer harmonischen Einheit zllsammengeführt werden möchten. Nachdem der Kirchenchor Pausitz und Glaubitz je zwei Cho räle gesungen hatten, überbrachte Pfarrer Dr. Benz, Weida, die Grüße des wegen Urlaubs am Erscheinen ver hinderten Oberkirchenrats Scherffig und dessen Wünsche sirr einen schönen Verlauf des Festes und für gedeihliche Fortentwicklung solch kirchenmustkalischen Wirkens und Schaffens, worauf Zeithain-Lager unter Leitung von Ober- sckretär Weber zwei geistliche Lieder klangschön und rein, und bann derselbe Chor mit dem Nödcrauer vereinigt das wuchtige „Groß sind die Wogen" bot. Hierauf ergriff Pfarrer Ludwig das Wort zu einer Ansprache, in der er seiner Freude über das wohlgelungene Ktrchcnmusiksest Ausdruck gab, alle Chöre und ihre Leiter, die Posaunen bläser, ferner die Geistlichen der benachbarten Kirchgemein den und alle Gäste herzlich begrüßte und den Veranstaltern den herzlichsten Dank der Kirchgemeinde aussprach. Ein neues Singen hebe überall in deutschen Landen an, davon gebe auch diese musikalische Kundgebung, die im Gustav- Abolf-Jahr stattfinbe, Zeugnis. Wie alle ähnlichen Kund gebungen in dieser Zeit, so wolle auch die heutige Kund gebung nichts anderes sein als ein machtvolles Bekenntnis im Geiste Gustav Adolfs »u Luthertum und lutherischer, ö. i. evangelischer Kirche, als dem Bollwerk des Glaubens und christlicher Sittlichkeit in den Stürmen der Gegenwart. Unter Hinweis auf die Lützenfeier des Landesvereins deS Ev. Bundes in Sa. im Juni, auf den Ev. Sachsentag in Meißen und auf die Gustav-Adolf-Feier in Nürnberg wies der Redner auf die gewaltigen Wirkungen hin, die gerade der ev. Choral bei all diesen Veranstaltungen gehabt habe. So wünsche und hoffe er, baß auch diese herrliche Feier- stunde kirchenmusikalischer Art jedem das Herz warm ge macht und die Gewißheit gegeben habe: Solange noch die alten herrlichen Choräle und geistlichen Lieder mit solcher Hingabe und Begeisterung, mit solchem Mut in der Oes- fcntlichkcit gesungen würden und sich noch Tausende unter den Jungen und Alten, Männern und Frauen fänden, die sich zu solch glaubensvollem Singen bekennten und die Pflege kirchlicher Musik sich angelegen sein ließen, solange habe es keine Not, solange werde aller feindlichen Tücke ge wehrt, solange werde auch die ev. Kirche der Kulturfaktor im deutschen Volksleben bleiben, der sie seit Luthers Tagen geworden sei, zum Segen unseres Volkes — durch Gottes Hilf und Gnade. — Der Redner schloß mit dem letzten Vers von Gustav Adolfs Feldlied, worauf di" ^""i-s-'»'mliing den 3. und 4. Vers des Lutherliedes unter '^„iau,.^,>öcgleitung stehend sang. Nach je zwei kirchenmustkalischen Darbietungen durch den Kirchcnchor Weida, Gröditz und Zeithain-Dorf sprach Kantor Rahn, Prausitz, über die Bedeutung des Singens gerade in der Gegenwart und rief alle auf, sich mit dafür cinzusetzen, baß der Helle und klare Brunnen, der ans dem deutschen Liebe sein erqnickendcs Wasser in die deutsche Seele fließen lasse, nicht verschüttet oder verunreinigt werbe, sondern zum Segen unseres Volkes erhalten bleibe, und ermunterte die einzelnen Chöre zu tapferem, bcgeister- tem Weitersingen und warb in warmen Worten um Bei- tritt zu den Kirchenchören und ihre weitgehende Unter stützung. Mit einigen Darbietungen des Mtsiionsposaunen- chores fand die Nachversammlung und damit auch das so schön verlaufene und wohlgelunacne Fest sein Ende. Wir können nur wünschen, baß, wenn auch nicht gleich wieder bei uns, so doch bald in einer Nachbargemeinde ein solch schönes Kirchenmusikfest stattfinben möge, das jeden- falls allen, die es miterlebt haben, unvergeßlich bleiben wirb.
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