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Fernruf Sir. SO. Da» Mesa« Tageblatt ist da» zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der AmtShauptmannschast Strokass»: Postfach Nr. VL Großenhain, de» AmtSgettcht» und d« LmtSanwaltschast beim Amtsgericht Mesa, de« Rate« der Stadt Riesq, Mesa Nr. SL der Finanzamts Mesa und de« Hauptzollamt» Meißen behördlicherseits bestimmte Blatt. Jr AS. LonnerSta«, 11. September 1S80, abends. 88. Jahr«. Da» Riesaer Tageblatt «schrillt sehr» Tee abend« >/,« Uhr mit «»«nähme der Sonn- und Festtage, veinß-prei«, grgen Dorau«zahlung, sür «inen Monat S Mark SS Pfennig ohne Zustell, gebühr. Für den Fall de« Eintreten« von Produktion«v«tauernngen, Erhöhungen der Löhne und Materialienprerse behalten wir un« da« Recht der Prei«erhöhung und Nachforderung vor. Anzeige»» für die Nummer de« Ausgabetage« find bi« » Uhr vormittag« auf,«geben und im vorau« zu bezahlen; »ine Gewähr für da« Erschein»» an bestimmt»» Tag»» und Platz»» wird nicht übrrnomm»». Grundpreis für ott SV mm. breit«, S rvm hoh» Brundschrift-Zetl« (» Sillen) SS Goll-Pfennig«; di» SS mm breit« R»klam«z»Ü« 1<X> Goll-Pfennige- zeitraubender und tabellarischer Satz SV'/, Aufschlag. Feste Tarif«. Bewilligter Rabatt «lischt, wenn der Bettag verfällt, durch Klag« eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Zahlung«- und Erfüllungsort: Riesa. Achttägige llnterhaltungtbeilage -Erzähl« an der Elle*. — Im Falle höher« Gewalt — Krieg od« sonstig« irgendwelcher Störungen de« Betriebes der Druckerei, der Lieferanten oder der BeförderungSeinrichtungen — hat der Bezieher «in«n Anspruch auf Lieferung »d« Nachlieferung der Zeitung ob« auf Rückzahlung de« Bezugspreises. Rotationsdruck und Sttrlag: Langer L Winterlich, Ri«sa. Geschäftsstelle: Goetheftraße SV. verantwortlich sür Redaktton: Heinrich Uhlemann. Riesa: für «n»eta»nttil: Wilhelm Dtttrich, Rttsa. Die Arbeitsbeschaffung. au. Der neue Ausweis der Arbeitslosen sagt uins, baß die Zahl weiter im Steigen ist und nur noch etwa 1OOOOO Arbeitslose bis zur Erreichung der dritten Mil lion fehlen. Im August sind gerade 100000 Arbeitslose »»gekommen. Nimmt man diesen Monatsdurchschnitt, so haben wir in den ersten Oktobertagen die so oft ange- zweifelten drei Millionen Arbeitslose. Und da, trotz aller Arbeitsbeschaffung, der Winter zu weiteren Entlassungen führen muß, werden wir unS glücklich schützen dürfen, wenn wir in diesem Winter bei der exorbitanten Zahl von vier Millionen Arbeitslosen stehen bleiben. Begreiflicherweise wird jeder — wenn er von der wei teren Zunahme der Arbeitslosen kört — fragen, ob sich denn bas Arbeitsteschaffungsvrogramm nicht auswirke. Wie es sich auswirkt, zeigt sich am besten darin, daß -in der ersten Augusthälfte die Arbeitslosigkeit um 80000 stieg, während sie in der zweiten Augusthälfte mit etwa 30000 bescheiden war. Die Ausgabe von Arbeiten hat also die Arbeitslosigkeit nicht abgedämmt,, nicht dahin geführt, daß die Zahl der Einstellungen die Zahl der Entlassungen überwog, sondern daß immer noch beträcht lich mehr Entlassungen, wenn auch nicht in dem alten Maße überragten. Es bestätigt sich also nicht, daß die Arbeitsaufträge der Post und Bahn für 120000, 200000 oder gar 300000 Arbeiter Lohn und Brot boten. Man warf mit den Zahlen in den üblichen Optimismus nur so um sich, jetzt stellt sich aber heraus, daß die Arbeits beschaffungsaufträge, die der Post und der Bahn abge rungen wurden, eigentlich nichts anderes waren als die Erhöhung der eingeschränkten Aufträge auf den für das laufende Jahr festgesetzten Betrag. Soweit sich die Fest stellung bei den Firmen, die die Aufträge erhielten, er gab, reichten die Aufträge gerade aus. die Betriebe weiter zu beschäftigen. Sie haben ganz minimale Neueinstel lungen vornehmen müssen, während andere Firmen der gleichen Branche, die ohne Aufträge blieben weiter um fangreiche Entlassungen vornehmen mußten. Schlimmer noch als der Mißerfolg mit diesen An kurbelungsaufträgen steht es mit den Versprechen für die Ausgabe von Notstandsarbeiten, bei dem Bau vou Stra ßen und Wohnungen. Wie offiziös mitgeteilt wird, sind jetzt den Ländern Preußen, Bayern und Sachsen gerade 16 Millionen für Wohnungsbau zugeführt worden, ein Betrag also, der von solcher Geringfügigkeit ist, daß er auf dem Ärbeitsmarkt sich nach keiner Richtung auswir ken kann. Abgesehen davon, ist die Bauperiode bereits so ziemlich zu Ende und neue Dispositionen sind erst für bas nächste Frühjahr möglich. Strahenbauten find noch gar nicht in Angriff genommen. Während im Juli bei Notstandsarbeiten, also nach dem Arbeitsbeschaffungspro gramm 35000 Mann Arbeit erhielten, waren im Vorjahre um die gleiche Zeit bei bedeutend weniger Arbeitslosen nicht weniger als 100000 Arbeiter bei Notstandsarbeiten untergebracht. Diese Feststellungen könnten einseitig und partei politisch wirken. Doch ist es richtiger, man macht sick rechtzeitig darüber klar, daß die Regierung mit ihrem Arbeitsbeschasfungsprogramm bisher versagt hat. Frei lich wird man nicht ihr die Schuld an diesem Versagen zuschieben wollen. Sie hat den besten Willen gehabt. Die Verhältnisse waren eben stärker als sie. Sie hat von feiten der Industrie keinerlei Unterstützung erhalten. Nicht ein Finger rührte sich, um an der Aufbauarbeit aus freien Stücken teilzunehmen. Alle warteten auf die Maß nahmen der Regierung und vor allem auf die Aufträge der staatlichen Stellen. Die Regierung hat sich fernerhin bemüht, Anleihen aufzubringen, was ihr bisher nicht ge lang, sie glaubte aber auch gleichzeitig von einer anderen Sette aus die Wirtschaft ankurbeln und damit die Ar beitslosigkeit abbauen zu können, durch die gleichzeitige Senkung von Preisen und Löhnen. Sie ist aber in Ver handlungen stecken geblieben, weil eben wiederum die Wirt schaft auf der einen Seite, die Gewerkschaften auf der anderen Widerstand entgegensetzten. Man wird zugeben können, daß jetzt mit einem völligen Versagen des Arbeits beschaffungsprogramms gerechnet werden muh, denn der Arbeiterabbau muß jetzt saisonmäßig so schnell vor sich gehen, daß auch künstlich gesteigerte Arbeitsbeschaffung ihn nicht aufhalten kann. Aus diesem Grunde hält man es in maßgebenden Kreisen auch bereit» für richtig, das Gesamtprogramm nur im kleinen Teile durchzuführen und die Lösung des schwierigen Problems am das nächste Frühjahr zu verschieben. Damit ist aber die Notwendig- reit verbunden, die Sanierung der Arbeitslosenversiche rung mit großzügigen Mitteln vorzunehmen, denn bei einem Anwachsen der Arbeitslosen auf vier Millionen mutz jede halbe Sanierung versagen und mutz jeder Etat,, wenn er zu Zuschüssen in Anspruch genommen wird, über den Haufen geworfen werden. Ak WMtt tz» ßMMtla. )( Paris. Der Berichterstatter de» Journal in Genf berichtet über die gestrige Fühlungnahme wegen der Atz- lösnna der SSV französischen Soldat«« i» Gaaraebiet, der Vorsitzende der Regierungskommission Wilton hab« erklärt, daß «» aarnicht schwierig fei, dieffe Soldat«» ,«. rückzuziehr«. Unter diesen Umständen würde du Annahme der deutschen Forderung am Freitag, als» vor den Reich», tagiwahlen, angekündtgt werden. Der Berichterstatter stellt in diesem Zusammenhang die Frage, ob die« genügen werde, um die dentscheu Wähler für di« Regierung »u ge winnen. W MWM W» MW«. Berlin, 11. September. Etwa 200 Vertreter der Wirtschaft aller Erwerbszweige und verschiedener Parteirichtungen veröffentlichen einen Auf ruf zur Reichstagswahl: Am 14. September wird ein neuer Reichstag gewählt werden. Die Wahl fällt in die Zeit bitterer Wirtschaftsnot und Unsicherheit und einer in diesem Ausmaße bisher nicht erlebten Arbeitslosigkeit. Um diese Krise zu überwinden, muß endlich eine illusionsfreie Politik der staatlichen und wirt schaftlichen Notwendigkeiten durchgeführi werden, die der freien Betätigung und der Kraftentfaltuna der einzelnen Persönlichkeit möglichst Spielraum gewährend die Gesetze der Privatwirtschaft beachtet, um auf volkswirtschaftlicher Grund lage die Voraussetzungen für eine Politik sozialer Gerechtig keit und Wohlfahrt zu schaffen. Die Wahl vom 14. Septem ber m»ch für eine solche Politik der staatlichen und wirtschaft lichen Notwendigkeiten die parlamentarische Grundlage schaf fen. Es bandelt sich dabei um das gemeinsame Schicksal aller, der Arbeunehmr nicht weniger als der Unternehmer, der Der- brauch« wie der Erzeuger, der gewerblichen Berufe wie der Landwirtschaft, der beamtlichen und der freien Berufe. Dar um rufen wir Männer aus den verschiedenen Zweigen der gewerblichen Wirtschaft alle auf, sich bei den Wahlen von nichts anderem leiten zu lassen, als von ernstlichem, staatli chem und volkswirtschaftlichem Verant tungsbewußtsein und ihre Stimmen den Männern und Frauen zu geben, die auf dem Boden der Verfassung gemäß den aufgezeigten Richt linien in positiver Mitarbeit für die Rettung des Staates, für die Belebung der Volkswirtschaft einzutreten gewillt sind. Unter den Unterzeichnern des Aufrufs finden sich u. a. folgende Namen: Friedrich Bergius-Heidelberg, Conrad von Borsig-Berlin, Carl Duisburg-Leverkusen, Hugo Eckener- Friedrichshafen, Abr. Frohwein-Wuppertal-Elberfeld, Louis Hagen-Köln, Karl Haniel-Düsseldorf, Philipp Heineken-Bre- men, Cornelius Frh. Heyl zu Hernsleim-Worms, Heinrich Krumbhaar-Liegnitz, Karl Melchior-Hamburg, Franz von Mendelssohn-Berlin, Joseph Pschorr-München, Paul Silver- berg-Köln, Franz Urbig-Berlin und Max M. Warburg-Ham burg. Zkl Mlill-MW I» MIR )s Moskau, 10. September. Zu der Landuug »Graf Zeppelins" auf dem Moskauer Flugplatz, de« Frunseflug- fcld, liege« noch folgende Meldungen vor: Das Luftschiff erschien, von zwei Sowjetslugzeugstafseln geleitet, um 1« Uhr ortseuropäischer Zeit über Moskau und »reifte »»ei Stunde« über der Stadt, »ou Huu- derttauseude» vo« Zuschauern jubelnd begrüßt. Zur Landuug des Luftschiffes aus dem Moskauer Flug platz »ar eine Kompagnie Fliegertruppe« als Haltemanu- schaft bereitgeftellt, die ihre Aufgabe gut erfüllte. Der Flug platz selbst war mit dichte« Menschenmengen überfüllt. Berittene Polizei und Truppe« der OGPU. hielte» die Ordnung aufrecht. Auf dem Ehrenplätze sah man de« Ver treter des Außenkommifsariats unter Führung des frühe, re« Berliner HaudelsvertreterS Gtomonjako», deu Leiter der Luftftreitkräfte Barauow, Vertreter des Kriegs-«ud Re- »oluttousrates, de« Oberbefehlshaber des Moskauer Mili tärbezirks, Kork, ehemaliger Militärtattach» in Berlin, ferner die deutsche Botschaft unter Führung des Botschafts rats v. Twardowski, die deutsche Kolonie »ud die Vertreter der deutsche« sowie der übrige« ausläadischeu Presse. Die Vertreter der Sowjetregier««g beglückwünschte« Dr. Eckeuer zu dem erfolgreich«« Flug nach Rußland «ud der glatte« Landung tu Moskau. Immer wieder jubelte die Menge dem grotzeu deutsche« Luftfahrer zu. In seiner Ansprache, mit der er bei der Ankunft des „Graf Zeppelin" Dr. Eckener begrüßte, führte -er Chef -er Luftstreitkräfte -er Sowjetunion, Baranow, u. a. aus: „Ich bin fest davon überzeugt, -atz der Besuch -es deutschen Luftschiffes unter Ihrer Führung erneut die Gewähr für de« Ausbau un- die Festigung nicht nur der freundschaft lichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern, sondern auch einer engen Verbindung zwischen -er sowjetistischen und deutschen Luftflotte bietet." Der deutsche Geschäftsträger, Botschaftsrat v. Twar dowski, der die Gäste namens der deutschen Botschaft und -er deutschen Kolonie begrüßte, erklärte, der Besuch des „Graf Zeppelin" sei eine Bestätigung der freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und der Sowjetunion. Namens der Mannschaft «ud der Fahrgäste des „Gras Zeppelin" dankte Dr. Eckeuer für -«« herzliche« Empfang und gab seinem Bedauern Ausdruck, daß die Wetterverhäli- nisie es ihm ich vergangenen Jahre nicht erlaubten, Moskau zu besuchen. Allen Flugteilnehmer» wurden Geschenke überreicht. Dr. Eckener erhielt einen silbernen Pokal. Das Luftschiff nimmt auf seiner Rückfahrt 80 Kilo Postsen dungen mit. Zwei Towjctingenieure mache» die Heimfahrt des „Graf Zeppelin" als Fluggäste mit. 3M MllS Mltkt. Das Luftschiff „Gras Zeppelin" ist heute um 16,18 Uhr hier zu seinem Rückfluge «ach Friedrichshafen aufgestiege» Ms MM M MWWn MgeleU Friedrt chshafeu. sKuukspruch.) Das Luftschiff „Graf Zeppelin" ist von seiner Fahrt «ach Moskau heute vormittag 11 Uhr 85 wieder nach Friedrichshafen zurück- gekehrt und glatt gelandet. „Graf Zeppelin" ha» die Streck« des Rückfluges mit SSW Kilometer in «ngefShr IS Stunde» bewältigt. An Bord befände» stch SS Fahrgäste. R WIMÜMtzMiW lMWklt U A. klirtllll SiWMkllt. Gens. 11. September. Di« Bölkerbundsversammlung hat gestern nachmittag di« Wahl d«s Präsidialbüros vorgenommen. Z« Dizepräswen- ten wurden gewählt: Relchsaußenm,nister Dr.Curti« s, Lriand, Henderson, Matsudeira-Iapan, Quinones de Leon und Eosta de Rels-Dolivien. — Auf der vorläufigen Tages ordnung des dritten Ausschusses steht als wichtigster Punkt die Prüfung der Entwürfe de« Sicherheitskomitees. Dem vierten Ausschuß fällt u. a. die Behandlung der Reorganisie rung de« Dölkerbundssekretarlats zu. Dr. Curtius wird vor aussichtlich erst in der nächsten Woche sprechen. Ak SvrMlnm dkl A. SurtilH. * Gens. Di« in Genf anwesend« Saarabordnuug mit dem Kommerzienrat Röchling an der Spitze ist am Mittwoch von de« Austenmlnister Dr. Eurtius em- »fang«« worden. Bei dieser Besprechung bandelt «» stch zunächst um die Borbereitung drr beginnenden vertrau lichen Verhandlungen de» Ausschusses, der «m Dienstag im völkerbundsrat zur Vorbereitung der Entscheidung über he« internationalen Bahnschutz im Saargrbiet gebildet würbe. Au deu vertraullchea Lerbaudlunaen des Aus fchuffeS nehmen Briand, Dr. TurtiuS, der Generalsekretär des Bölkerbunde» und voraussichtlich auch der Präsident der Saarregierung teil. Auf deutscher Seite hofft man «ine Verständigung bereits in den allernächsten Tagen Her- beiführru zu können. * Ae der Saargetteir Genf, 11. September. Gestern nachmittag fand beim Generalsekretär des Völ kerbundes eine Besprechung über die Regelung der Frage des Baknfchutzes im Saargrbiet statt. Außer Dr. Curtius und Briand nahm der italienische Delegierte Scialoja, der an Stell« d« nach Rom gereisten Außenministers Grand! ge treten ist, an der Besprechung teil. Cs handelt sich darum, auf Grund der Verhandlungen des Rates einen Vorschlag auszuarbeiten, auf Grund dessen der Rat seine Entscheidung über den Bahnschutz in einer der nächsten Sitzungen zu tref fen hat. Die Teilnehmer an der Besprechung sind überein- gekommen, an >üe Regierungskommission des Saargebietss, die zur Zeit in Genf weilt, einige Fragen zu richten. Wie vertautet, hat die Regierungskommission gestern vormittag eine Sitzung abgehalten, in der die Frage gleichfalls behan delt wurde. Man glaubt, daß die Angelegenheit noch in die ser Woche beendet wird.