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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 04.05.1918
- Erscheinungsdatum
- 1918-05-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191805048
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19180504
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19180504
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1918
-
Monat
1918-05
- Tag 1918-05-04
-
Monat
1918-05
-
Jahr
1918
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 04.05.1918
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Mersorte« empfiehlt fich nicht, weil die künftigen ver- tältnlffe zmüberfthbar find und die Finanzlage erfordert, daß man fich allen «endernngen schnell anpaffe. Der »NoLAnugit,««" veröffentlicht eine Bekannt- »achung über Sicherung einer Umsatzsteuer auf Luxus,egen- der Staat im Auftrage des Verein« die Vorarbeit« de« Prospekte« einer Bervindung »wischen Main und Weser, j« weite«« Sinne »wischen dem Schwarzen Meer und Nordsee ansführt. OeWßreick-Uneer». Vaurifche «artoffeNe für Oesterreich. Der Land,«- Hauptmann von^ Vorarlberg reiste jüngst nach München, mn die Unterstützung der bayrischen Regierung in den Lebensmittelfragen zu erbitten. Wie et» Telegramm de« Landeshauptmann« an den, Lande«au»schutz in Innsbruck besagt, bar die bayrische Regierung etwa 78 Waggon« Kartoffeln genehmigt. Die Zustimmung Berlin« zu dieser Untnstützuna Bayern« an Oesterreich ist wahrscheinlich. DteTsckrcken und die deutschen Forderungen, von tschechischer Seite wird mitgeteilt. die Regierung beabsich tig» noch vor dem Wtederzusammentritt de« Parlament«, der am 7. Mat erfolgen soll, einen Teil der nationalen Forderungen der Deutschen zn erfüllen und in Böhmen durch.Verordnung, sogen. Kretshanptmannschaften a!« Vor stufe für die künftige KrclSorgantsation auf Grundlage, der nationalen Teilung Böhmen« zu errichten. Die tschechische Presse kündigt für Hirsen Fall die sofortige Lahmlegung de« Parlamente« an. Um 8. Mai sind hundert Jahre verflossen, seit in Trier der weltbekannte Sozialtheoretiker nnd politische Agitator Karl Marr als Sohn eines jüdischen Rechtsanwalts geboren wurde. Man mag sich zu seinen politischen Ansichten und Bestrebungen stellen wie man will, den Menschen Marx kann man seine Achtung nicht versagen. Ec hat auf das ernsthafteste um Wahrheit und Erkenntnis gerungen; er nahm mannhaft rin überaus schweres Leben auf sich und bat cs bis zum lebten Atemzug konseauent getragen. Da« Denken war ihm eine Leidenschaft. Er suchte einen Weg au« den Wirrsalen seiner Zeit und glaubte ihn durch seine Thronen gesunden zu haben.' Ter Revolutionär Marx konnte freilich nicht auf dem Boden persönlichen Schicksal« erwachsen; erst das Denken führte ihn dazu. „Seit der Wiege an hatte ihm," wie sein Vater ihm einmal schrieb, „alles gelächelt." Von der bitteren Tragik des unverstandenen Sonne« war er verschont. Sein Vater kam ihm in jeder Hinsicht helfend und ratend entgegen. Ebenso seine Braut und spätere Gattin Jenny von West phalen , di: ihm später mit wirklichem Heroismus sein schweres Leben trag:» half. Marx studierte in Bonn und m Berlin die Rechtswissenschaften, Geschichte und Philoso phie. In beinahe faustischer Weise bat er in der Wissen schaft die Erkenntnis gesucht, ohne sie zn finden. Hegel und ivencrbach wurden ihm zwar bedeutungsvolle Anreger, aber er geriet bald in einen inneren Widerspruch zu ihnen. Ursprünglich wollte er sich der akademischen Laufbahn »uwenden. verzichtete aber darauf angesichts der Maß regelung seines Freundes Bruno Bauer. So wurde er 1842 Redakteur an der Rheinischen Zeitung, dem ersten preußischen Oppositionsblätt größeren Stils. Als sie im folgenden Jahre aufgehoben wurde, ging er nach Paris. 1845 von dort anSgewiesen, wandte er sich nach Brüssel. Dort erschien das „Kommunistische Manifest". daß er mit Friedrich Engels heransgab und in dem er zum ersten Mal« seine materialistische Geschichtsauffassung und sein sozialistisches Programm anfstellte. 1848 wurde er auSge- wtesen. Er ging an die „Neue Rheinische Zeitung" nach Köln, wurde aber auch von dort 1849 ausgewiesen. Er kehrte nach Paris zurück, wo ihn aber ebenfalls das Schick sal in Gestalt eines Ausweisungsbefehls bald traf. Er siedelte für den Rest seines Lebens nach London über. Hier hat cr die bitterste Zeit durchgemacht. Sein vermögen war ansgebraucht; das spärliche Einkommen Achte nicht aus, seine Familie durchzubringen. Aus den Briefen an seinen Freund Engels erhält man erschütternde Einblicke in sei» Elend. Bald kann er die Londoner Bibliothek nicht besuchen, weil sein Rock sich im Pfandbaus befindet oder weil sein Hosenboden zerfetzt ist; bald muß er seinen Rock verkaufen, um sich Schreibpapier zu be schaffen; bald fehlt es ihm sogar an Geld, um seinen Kindern Brot oder Kartoffeln zu kaufen. Trotzdem klagt er nicht, beschuldigt er niemand. Aber seine Gesundheit leidet. Im Dezember 1881 stirbt seine von ihm über alle« ««liebte Gattin: im Januar 1886 folgte ihr seine Lieb- linaStochter Jenny nach, und am 14. Mürz des gleichen Jahre« schließt anch er seine Auge». Sein Hauptwerk, das „Kapital" erschien erst nach seinem Tode vollständig. Neueste Nachrichten und Telegramme vom 4. Mai 1918. «eldufi-eri der Berliner Morgeubliitter. ' )( Berlin. Baron von Ardenne sagt im „Berliner Lageblatt": Wenn der de ut s che Sie g es lau f von Zeit »u Zett Kampfpausen sich gestattet, so hat daß seine be sonderen Gründe, die aber keineswegs irgendwelche Befürchtungen rechtfertigen, sondern die m der Natur des äanzen ungeheuren Ringens liegen, in dessen Aampfformen und iu der Rücksicht auf die Massenhaflig- jeit der Streiter. — Wie der „Kölnischen Volkszeitung" be richtet wird, ruehren sich nach der Londoner „Times" die Stimmen, die befürchten, daß die amerikanische Hilfe nicht mehr rechtzeitig kommt. Der „Lokalanzeiger" meldet aus Lugano: Der Damp fer „Prinz Eitel Friedrich" ist in der Bucht von Seba- nilla verbrannt. Man vermutet Brandstiftung von Seiten der Mannschaft. Dem „Berliner Tageblatt" zufolge sind über den Zeit- dunkt, »u dem die entscheidende dritte Lesung der MghlrechtKvorlage vor sich gehen wird, irgendwelche endgültige Bestimmungen nicht getroffen. Die beiden kon servativen Parteien haben heute erklären lassen, daß sie di« dritte Lesung bereits am Freitag der kommenden Woche beginnen lassen möchten. Andere Parteien sehen sich für den Montag nach Himmelfahrt, also den 13. Mai «in. versenkt. -(Berlin. (Amtlich.) Eine« unserer U-Boote, Kapi- tiinleutnant Neureuther, hat in der Irischen See und deren Zufahrtsstraßen mit gutem Erfolge gegen den Handelsverkehr unserer Feinde gearbeitet. Fünf bewaffnete, zumeist tiefbe ladene Dampfer und ein Segler fielen den Angriffen de« Bootes »um Opfer. Die Ladungen der Dampfer bestanden vorwiegend au« Kohle. Ein Dampfer hatte Munition ge laden: einer wurde aus start gesickertem Geleitzuge heraus- geschossen. Namentlich festgeftellt wurde der bewaffnete englische Dampfer „Barkondale" (2993 B.R.T.). Im Ganzen nach den neueingegangenrn Meldungen versenkt: 20000 Bruttoregistertonnen, Der Chef des Admtralstabe« der Marine. Die Kämpfe im Westen. -(.Berlin. Dem gemeldeten starken feindlichen Ar- iillerlefeuer gegen das Kemmelgebiet am Abend des I.Mai folgte ein neuer AngriffSversuck des Feindes, den jedoch das zusammeugefaßte deutsche Feuer bereits im Keime erstickte. Während in Flandern der Feind bei seinen vergeblichen 'Augriffsversuchen die schwersten Verluste erlitt, verbluteten am 2. Mai aufs neue starke feindliche Kräfte in Gegend Villers-Äretonneux und auf dem Westufer der Avre. Am schwersten mußten hier die Australier leiden, die neben Kanadiern und Neuseeländern in ihrer Masse von der eng lischen Führung in vorderster Linie eingesetzt wurden. Bei den Kämpfen südlich VillerS-Bretonneux blieb eine größere Anzahl Australier in deutsch-w Hand. An der Front »wischen Montdidicr und Moreuil haben deutsche Patrouillen Amerikaner festgestellt. Daß das Ententeoberkommando gezwungen ist, an diesem wichtigsten Frontabschnitt Ameri kaner emzusetzen, die von Engländern wie Franzosen mili tärisch wertlos eingeschäht werden, ist ein schlagender Be weis für den raschen Verbrauch der Fvchschen Reserven durch die deutsche Offensive. An der Front, wo die Amerikaner eingesetzt wurden, standen bisher afrikanische Schwarze. Da über den Abtransport der Afrikaner nichts gemeldet wurde, ist anzunebmen, daß die amerikanischen Bataillone von schwarzen Truppen eingerahmt werden. Verstimmung »wischen Rußland und Frankreich. )( Berlin. ie jetzt bekanntgewordene russische Fmmprüch« zeigen, hat die Landung japanischer Truppen rn Wladiwostok zu einer ernsten Verstimmung zwischen der russischen und der französischen Regierung geführt. Der französische Botschafter Noulens gab aus diesem Anlaß ein in der Moskauer Zeitung vom 23. April veröffentlichtes CommuniquS aus, das im wesentlichen folgenden JnlMt hatte: Die Landung japanischer Truppen in Wladiwostok ist eine Folge des besorgniserregenden Zustandes der Un ruhen in dieser Stadt. Die Verbüirdeten können sich zu dem Vorgehen der Oesterreicher und Deutschen nicht gleich gültig verhalten. Die deutschen Staaten streben danach, sich Rußland in wirtschaftlicher Beziehung »u unterwer ft», insbesondere mittel« ihrer Gefangenen in Sibirien Kolonisationsmittelpunkte zu schassen. Die Verbündeten können sich gezwungen sehen, sich einzumischen, um.aus diese Drohung zu antworten. — Diese Erklärung hat bei der Sowjetregierung erheblichen Unwillen ausgelöst. Wir entnehmen dem Protest de- Volkskommissars für auswär tige Angelegenheiten Tschitscherin Folgendes: Ich zweifle nicht, daß oft französische Negierung sich die verderblichen Folgen klarmachen wird, die unfehlbar für die Beziehungen »wischen Rußland und Frankreich sein werden. Wie schwierig auch Rußlands Lage sein mag, so kann doch weder das russische Volk noch die Regierung der Sowjets in ir gendeiner Form zulassen, daß die offiziellen Ver treter der Alliierten sich mit solchem Zynismus, wenn auch unter dem Deckmantel diplomatischer Redensarten, in die inneren Angelegenheiten Rußlands mischen, unter der Androhung, sich LandeSteile mit Gewalt zu neh men. Was mich vor allem an den Erklärungen Noulens in Erstaunen setzt, ist seine völlig« Unkenntnis der Tat sachen, von denen er spricht. Amerikanische Offiziere, die aus Sibirien kamen, haben sich an Ort und Stelle davon überzeugt, daß die in Sibirien internierten deutschen Ge fangenen in keiner Weise die Interessen der Ver bündeten bedrohen. Noulens behauptet mit der Geste der Selbstverständlichkeit, daß in Wladiwostok Anarchie herrsche. Nicht Anarchie herrscht in Wladiwostok, sondern die Regierung der Sowjets, die Diktatur der arbeitenden Klassen, die selbstverständlich auch nicht nach dem .Ge schmack« der fremden Ausbeuter ist. Die japanische Landung ist ein Akt der Seeräuberei. Wir sind nicht geneigt, der japanischen Regierung Irgendwelche Genugtuung zu ge währen. Rußland ist noch nicht so machtlos, daß «S je der fremden Macht gestatten müßte, sich einen Teil sei ns- Landes zu sichern. ES wird mit allen Mitteln hier gegen ankämpfen und kann unterdessen nur aus das Ener gischste gegen die unter den; Deckmantel geschickter diplo matischer Formen auSgestthrlcn widerrechtlichen Pläne von Noulens Verwahrung einlegen. Ein Vertreter der fran zösischen Regierung, der zur Verschlechterung der Be ziehungen »wischen Frankreich und Rußland beiträgt, kann im Gebiete der russischen Republik nicht geduldet wer- Deutscher vcinr«lft«»Sbericht. M«tNch.s «roste« Hanptangrtier, 4. «at »FL». An den Schlachtsronten istdt« Laae unverändert. Die Arttllerietätigkrit »ar in vielen Abschnitten, namentlich auch während der Nackt lebhaft, gm Kemmelgebiet und »« beiden Setten der Avre steigerte N« sich deute morgen »u größerer Stärke. Ein englischer Leilanartff südlich von Arra« wurde abgeschlagen. Weere-grnpp« Wallwitz. Bor Verdun lebte die Artillerirtätiakeit auf. H«r«4grnpp» Wer««, «lloreckt. Nach erfolglosen ErkundungSvorstößen de« Feinde« an der lothringischen Front blieb die Gefechtstätigkeit am Vormittag gering. Am Parroyrr Walde und westlich von Blamont am Nachmittaa von Neuem aufledender Feuer kampf ließ mit Einbruch der Dunkelheit nach. Wir schossen gestern 28 ftindliche Flugzeuge und 2 Fesselballone ab. Leutnant Buckler errang seinen 88., Leutnant Purtter seinen 22. Luftsteg. Osten. Fiuulavd r Wfidp»estfi«nl«nd ist »o« Feind« befreit. Deutsche Truppen i« Verein »1t finnländtsche« Batail lone« ariflrn de« Feind »wischen Labt« und Davastestutz »«fassend an und bade» ilm 1» viertägiger Schlackt trotz erbitterter Gegenwehr und veriweifelter Durchbruch«- verincke dernicktend geschlagen. Finnländische Kräfte verleaten ibn den Rückweg «ach Norde«. Bon allen Weite« ««stellt, streckte der Feind nack fckwersten blutige« Verlust«, die Masse«. Wir machte« »0000 Gefangen« r SV Geschütze, Svv Mafchinengewebre, tausende von Pferden «ad Fahrzeugen wurde» erbeutet. Der erste Generalanartiermeilter: Ludenbors s. den Die Negierung der rüssischen föderativen sozialisti schen SowjetSrepublik drückt di« Ueber-enLun, au», daß Lerr Noulen» unverzüglich von der französischen Regie rung abberufen wird. Di« innerpolttlfch» Laae Oesterreichs. -( Wien. Gestern bat «ine Besprechung der Ob männer der Parteien de« Abgeordneten-ause« stattgesun den, der die Vertreter der tschechischen unb südslawischer Klubs ftrnblicben. Der Ministerpräsident von Seidler ver wies daraus, daß er bereit» vor mehr al« dreiviertel Iah- abberufen wftd. ^tzte innerpolitische Lag, Oesterreichs. männer der Parteien de« Abgeordnetenhauses stattgesun den, der die Vertreter der tschechischen unb südslawischen Klubs ftrnblftben. Der Ministerpräsident von Seidler ver wies daraus, daß er bereit» vor mehr al« dreivtertel Jah ren nach Rücksprache mit allen Parteien dis Frage der VerfassungSrevision auf der Grundlage der nationalen Autonomie auf die Tagesordnung der parlamentarischen Erörterung zu stellen versucht habe. Ein passives Ver halten gegenüber der BersassunaSrevision sei kaum mehr möglich. Der Ministerpräsident kündigte den baldigen Er laß einer Verordnung deS Gelamtministeriums an, die, da ja die Verhältnisse in Böhmen am meisten geklärt seien, die Ernennung von Krcishauvtlcuten in,national abgegrenzten Sprengeln Porsche und ihnen Befugnisse über tragen werde. Dies liege im Programm der Reaieruna himichtlich der nationalen Autonomie und könne schon auf Grund des bestehenden Gesetzes geschehen. — Fm wei teren Perlaufe seiner Ausführungen erklärte der Minister präsident: Angesichts der inneren schwierigen MrtsckaftS- und Ernähr»,igSverhältnisse müsse die Regierung sich in nächster Zeit frei von parlamentarischen Wirren bewegen können. Da dies aber bet Fortsetzung der Sitzungen zur zeit ausgeschlossen sei, bitte ec den Präsidenten, die nächste Sitzung noch hinauSzuschieben, da andernfalls dis Regie rung da» Parlament vorläufig vertagen müsse. An oft - Rnivendung d«S 8 denke die Regierung nicht. — Prä sident Groß betonte, er könne unter den heutigen Verhält nissen bei dem Widerstande großer Parteien die Sitzungen nicht weiter verschieben. In der Aussprache erklärten sich die Vertreter aller Parteien gegen eine, wenn auch nur vorübergehende Ausschaltung des Parlaments. — Wie die Abendblätter melden, soll die Vertagung des Parla ments bi- zum 18. Juni dauern. -(Wien. Der Kaiser hat den Ministerpräsidenten er- mäcktlgt, den ReichSrat zu vertagen und behufs Ermög lichung der Wiederaufnahme seiner Tätigkeit sofort die er forderlichen Verhandlungen einzuleiten. Auf Grund dieser kaiserlichen Ermächtigung hat der Ministerpräsident an die Präsidenten der beiden Hiinsor des Reichsrats eine vom gestrigen Tage datierte Zuschrift gerichtet, mittels der die Vertagung de« Reichsrates zum 4. Mai d. I. ausgesprochen wird. * Wien. In seiner gestrigen Erklärung in der Ob- männerkonftrenz sagte Herr v. Seidler u. a.r Ob ein süd slawischer Staat einmal entstehe, wisse er nicht. Aber wenn ein solches staatliches Gebilde entstünde — selbstverständlich unter dem Szepter Seiner Majestät als integrierender Be standteil der Monarchie — werde es nickt ans den Friedens bedingungen herauSwachsen, und nickt Teile des östexreichi- scheu Staatsgebietes umfassen, die auf dem Wege zur Adria lägen und in inniger Verbindung mit dem deutschen Sprach- gebiete stünden. Indessen würden auch dort die nationalen Wünsche der Südslawen berücksichtigt werden müssen. Agi tationen, welche die Nationalitäten untereinander verhetzen und das Staatswesen gefährdeten, wolle er mit den gesetz lichen Mitteln entgegenireten bei gleichem Reckt für alle. )( Wien. Die heutige „Wiener Zeitung" veröffentlicht ein Begründung der Derraaung des Reicksrates, in der es heißt: Wir sieben in der letzten entscheidenden Phase des Krieges. Im Osten bedroht uns kein Feind mebr. Aber es gilt, in festem, treuen Zusammenschluß mit dem Deutschen Reiche und unseren anderen Verbündeten auch die übrigen Gegner zum Verzicht auf ihre scindseligen Absichten »u zwingen. In der kraftvollen Erzielung eines ehrenhaften, guten, dauernden Friedens gipfelt die ungeheure Aufgabe, vor die das Schicksal uns und unsere Waffengefährten ge stellt hat. In wirtsckaftlicker Hinsicht aber haben sich mit der langen Dauer des Kriegszustandes naturgemäß die Schwierigkeiten immerfort gesteigert. Wir gehen jetzt durch die Zeit der ernstesten Prüfung. Eine fühlbare Erleichte rung wird erst eintreten, -wenn sich die Hilfsquellen des Ostens erschlossen haben und ungehemmt einftrömen, und wenn fernerhin die neue Ernte uns die Früchte des emsigen Arbeitsjahres bringt. In der gegenwärtigen schweren Zeit muß auch Oesterreich seine volle Kraft in den Dienst der großen Sach« stellen. Alles muh unterbleiben, was die freie Betätigung die ser Kraft hindert und was in nutzlosen Reibungen einen Teil von ihr aufzehrt. Immer wieder bemmeu die Nach- Wirkungen alter Streitfragen und das Hervortreten une« fällbarer Znkunftswünsche die volle Verwertung der reichen staatlichen Energie. Trotz einzelner aussichtsvoll scheinender Ansätze vermochte die Volksvertretung vorläufig noch nickt, eine gefestigte Orientierung zu finden. Wie die Dinge lie- gen, würde gegenwärtig die Wiederaufnahme der Verhand lungen des Reicksrats keineswegs eine Erleichterung der Lage mit sich bringen, sondern aller Voraussicht nach zu einer Verschärfung der politischen Gegensätze führen. Zugleich würden di« Schwierigketten de« parlamenta rischen Betriebes, die Erfüllung jener wirtschaftlichen Auf gaben geführten, von deren erfolgreicher Lösung gegenwär tig alles abbänat. Unter diesen Umständen ist auf Grund kaiserlicher Ermächtigung die Vertagung des Reichsrates erfolgt. Bis zum Wiederzusammentritt de« Parlaments, der nach ihrer festen Absicht sobald wie nur irgend möglich erfolgen soll, wird die Regierung ihre ganze Kraft den nnrtschattllchen Fragen der Zeit, vor allem der Aufgabe der VolkSernäbrung »uwenden. Ihr Ziel ist und bleibt, da« glorreiche alte Oesterreich au« den Stürmen de» Kriege« glücklich herauszuführen. Die Vorgänge in der Ukraine. -(Wien. Die Blätter erfahren von unterrichteter ukrainischer Seite, daß es sich bei den Vorgängen in Kiew nicht um eine Bewegung gegen die Mittelmächte handle, sondern vielmehr gegen die bestehende Regierung, mit der alle Parteien unzufrieden waren. Diese Bewegung ent sprang dem Streite wegen der Agrarreform. Nach Privat- Nachrichten habe General Skorpaosky eine Regierung au« allen Parteitagen, gegründet. Di« Rada werde nicht mehr eröffnet werden, sondern man plane nach Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung Vorbereitungen zur Schaffung eines Parlaments, daß die Verfassung beschließen soll. Die Maifeier der Tscheche» in Prag. * Prag. Die Maifeier war eine große Kundgebung für den von Oesterreich unabhängigen souveränen tschecho slowakischen Staat. Die Maifeier hatte unter diesem Banner ihre internationale sozialdemokratische Tendenz vollständg verloren. Auch die besitzenden Kreise der tschechischen Be völkerung, die tschechischen Abgeordneten auch streng kapi talistischer und agrarischer Richtung, die tschechische katho- lisch« Geistlichkeit, die tschechischen Großindustriellen und Fabrikanten, die höheren tschechischen Staats- und Lande«- deamten und alle anderen bürgerlichen Kreise beteiligt« sich diesmal an der Feier. Alle tschechischen GeschäftSbentzep hatten »um Zeichen ihrer Sympathie beschlossen, die Geschäfts zu schließen. Eine gleiche Sympathiekundgebung veranstal teten die tschechischen Hoteliers und CafeetierS. Die Demou- strationsumzüge und di« Maffenversamlungen verliefen ohne besondere Ruhestörungen. Eine Wandinng in der serbischen Krieg-Politik. * H a a g. Wie e« heißt, beginnt in Serbien eine Wand lung in. der Kriegspolitik. Ministerpräsident Pasttsch hat
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