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krira-minifterium- dem verlangen «ach einer Reform de« Militärftrafprozefse» eine wenig geneigte Gesinnung entgegen gebracht werde. Wie sie zu dieser Bemerkung kommen, ist uaersindlich, so schreibt die Poft, nachdem der Herr Kriegs- Minister in der letzten Reich-tagstagung seine« Standpunkt in dieser Frage mit so klaren Worten dargelegt hat. Auf der anderen Seite ist aber, wie da» Blatt hört, die Meldung der „Köln. Atg.", e» werde i« der nächste« Reich»tag«session ein da» militärische Strafverfahren betrefsender Gesetzentwurf zur Vorlage gelangen, verfräht, da eine Entschließung in dieser Angelegenheit noch nicht getroffen worden ist. Das krieg-mtnisterium ist jedoch in der Förderung einer solchen Vorlage unausgesetzt thätig, und wenn diese in der nächsten Session noch nicht an de» Reichstag gelangen sollte, so dürfte da» jedenfalls auf andere Ursachen zurückzuführen sein, al« auf eene „wenig geneigte Gesinnung innerhalb beS Kriegs ministeriums." Einer eigenartigen Majestätsbeleidigung wurde dieser Tage ein holländischer Ackerknecht aus Wülfrath von der Elberfelder Strafkammer schuldig erkannt. Ter Angeklagte befand sich am 27. Januar 1893 bei Gelegenheit der Kaiser- gcburtStagsfcier in e ne Wülfrather Gartenwirthschaft, in deren Mitte die bekränzte Büste des Kaisers stand. Der Holländer lief in betrunkenem Zustande gegen den Ständer und schlug im Aerger darüber, daß sich ihm etwas in den Weg stellte, mit der Faust gegen das Hinderniß, so daß die Büste zer brach, obwohl ihm zugerufen wurde, das sei eine Kaiserbüste. Nachträglich kam die Sache zur Anzeige. Der Angeklagte wandte ein, er^sel damals erst kurze Zeit in Deutschland ge wesen und habe die Büste in ihrer Bedeutung nicht gekannt, auch den Zuruf mangel« Sprachkenntniß nicht verstanden. Das Gericht ließ aber diese Entschuldigungen nicht gelten und mruriheilte den Knecht zu zwei Monaten Gesängniß. Ter nunmehr schon zur Genüge bekannte Londoner „Standard" fühlt wieder einmal das Bedürfnis über hohe Politik zu orakeln. Zweifellos aus dem Drange, recht „originell" zu fein, gelangt das Blatt zu der sonderbaren Behauptung, in Deutschland und Oesterreich sei man auf das Unangenehmste von dem großen Einflüsse überrascht, den England in der Türkei und in China ausübe. Die Eifer sucht sei begreiflich, aber in beiden Ländern möge man daran denken, daß jsder Staat so viel Einfluß besitze, wie er ver- diene. Wer erkläre, da« Schicksal der Türkei sei ihm nicht einmal die Knochen eines Grenadiers werth, könne nicht den selben Einfluß in Konstantinopel ausüben, wie England, da sein Blut für die Türkei vergossen habe. Das Blatt über sieht dabei, wir es scheint, vollständig die Tendenz dieses Bismarck'schen Ausspruches. Das osmanische Reich kann un«, wie die Dinge heute liegen, keine Veranlassung bieten, für seinen Bestand ein Armeekorps mobil zu machen, wohl aber erwächst uns die Pflicht, dafür zu sorgen, daß weder England noch Rußland dort die Alleinherrscher werden. Das ist vorläufig nicht abzusehen, sollte es aber einmal in der Thal zu einer Verständigung Rußlands und Englands in dieser Frage kommen, dann wird auch Deutschland unbeirrt durch jenen Bismarck'schen Ausspruch seine Politik einzurichten wissen. Die Dreibundstaaten, meint der „Standard" weiter, durften nicht erwarten, durch ihr Verhalte« England zum Anschluß an den Dreibund zu veranlassen, was ja schon die Verfassung verbiete. Das sich die armenische Frage in einem so unbefriedigenden Zustande befinde, sei aber nur eine Folge davon, daß gewisse Diplomaten den Einfluß England« in Konstantinopel zu schwächen suchen. Aehnlich treibt man es in China, wo man über den englischen Einfluß Sieger ge blieben zu sein hoffte und deshalb jetzt von dem letzten Er folge Englands um so unangenehmer berührt sei. Der Artikel de« „Standard", bemerkt sehr richtig der „H. K", hat auch wohl nur den Zweck, über die Mißerfolge der eng lischen Politik dadurch hinwegzuläuschen, daß man sie fremden Einflüssen zuzuschieben sucht. Das sind aber nur leere Ausreden. Gestern wurde, wie das „Leipz. Tagebl." meldet, die Entschädigungssumme von 100000 Mark im Auftrage der marokkanischen Regierung durch Vermittelung des Auswärtigen Amtes der Mutter des ermordeten Rockstroh ausgezahlt. Die Regelung der Entschädigungsansprüche der Firma, für welche Rockstroh reiste, steht noch bevor. Wie das „Volk" schon kürzlich andeutete, wird von ver schiedenen Seiten mit großem Eifer darauf hingearbeitet, daß, wie die „N. A. Z." und da« „B. T." in bezeichnender Ueber- einstlmmung sich ausdrückten, aus dem Fall Stöcker die „praktischen Konsequenzen" gezogen würden. Di« „Bolksztg." erklärt dies etwa« deutlicher: „Unmittelbar nach der ersten Veröffentlichung der Hammerstein - Stöcker- Briese sei vom Kaiser ein hoher Hofbcamter beauftragt worden, fortlaufend die Angelegenheit Stöcker im Auge zu behalten und ihm einen zusammensassenden Bericht darüber zu erstatten; möglicher Weise würde Stöcker das Prädikat eines Hospredigers ent zogen werden." In Sachen de« neuen AuswanderungsgesetzeS scheint die Regierung der Errichtung eines Central. Auskunftsbureaus jetzt freundlicher al« früher gegenüberzustehen, so daß die Hoffnung aus eine endgiltige Erledigung der schon lange schwebenden Fragen und zwar im Sinne der Kolonialsreunde besteht. Solche AuSkunstSämter bestehen schon seit Jahren in England, Belgien und der Schweiz, und neuerdings ist auch in dem französischen Kolonialminister,um ein AuskunftS- bureau eingerichtet worden, welche« mit einer Bibl othek und einer beständigen Ausstellung vo« Bodenerzcugnissen und Mustern verbunden ist und recht gute Mittheilungen veröffent licht hat. Das Bureau soll den Industriellen und HandelS- trribenden alle wünschenSwerthen Auskünfte über die Hilf«, quellen und die möglichen Absatzgebiete der französischen Besitzungen geben, soweit sie überhaupt über alle Fragen, die Handelsverbindungen zwischen dem Mutterlande und den Kolonien betreffen, auf dem Laufenden erhalte» und die Au«- wanderung-lustigen über die Vortheile der Auswanderung wurt Welt I! Nach, ll 1, II Verra Scho Verra Sek» Hand anch mit l Auf», with «md r ««och i « Uh wrmi al« » soll Schrr Unglt derau mitta seiner scheu rief t Ims Met Die lanr ist av behö. Stad für di unbe! beschl öffen nach Grü« Zusti schleu weite schlrt 'hat, durch günst Elbe sowol die § als trocke Schis durch nach 383; imJ Dop, demsi Dop, Elbhc den, Dop, in Ai von 478560 Mk., von welche« der Reservtfvnd», der Auf- sicht-rath und der Vorstand je 21SS4 Mk. und die Aktionäre 6 Proz. Dividende (im Vorjahre 5'/, Proz.) mit S87500 Mk. erhalten sollen; vom Reste soll die außerordentliche Re serve mit 10000 Mk., der «eamtenfond» mit 25000 Mk. dotirt und 4007« M. auf neue Rechnung vorgetrazen werden. — Im Jahre 1791, am 1. Oktober, wurde auf aller höchste Ordre deS Kurfürsten Friedrich August III. von Sachsen ein Husarenregiment errichtet, das zum Stamme auS jedem der sieben Feldregimeuter Kavallerie 64 Mann, darunter 8 Unteroffiziere, und auS jedem der vier Chevauxlegerregimenter zugleich auch 64 Pferde, zusammen 448 Mann und 256 Pferde, erhielt. Das noch fehlende Mannschaftsquantum wurde neu geworben, die Pferde wurden mit polnischer Remonte vollzählig gemacht und die Offiziere nahm man aus sämmtlichen Kavallerieregimentern hierzu. Im Jahre 1822 wurde das Husarenregimrnt aufgelöst und in das 2. leichte Reiterregiment umgewandelt, 1876 aber als 19. Husarenregiment Kronprinz Friedrich Wilhelm des Deutschen Reichs und von Preußen wieder rehabilitirt. — Längst vergessen aber dürste sein, daß Sachsen schon vor zweihundert Jahren Husaren gehabt hat. Das „Leipz. Tagebl." schreibt: Tic vor uns liegende gleich zeitige Mittheilung darüber lautet: „Den 31. Oktober 1697 kam eine Compagnie Husaren, welche der König in Engelland nach geschlossenem Frieden in Niederland Ihrer König!. Maje stät in Pohlen und Churfürstlichen Durchlaucht zu Sachsen überlassen hatte, bei Leipzig an. War ein wohlgerüstet, doch barbarisch Volk. Rückten durch das Ranstädter Thor herein, die Hainstraße her, übern Markt, durch das Thomasgäßlcin und Bulgstraße zum Petersthor wieder hinaus." Wohin, ist nicht angegeben, auch nicht, wie lange sie der Armee angehörten. — Laut Beschluß des Gesammi.Vorstandes findet der allgemeine Parteitag der deuisch-socialen Reformparlei am 20. und 21. October zu Erfurt statt. Eingeladen sind alle Antisemiten Deutschlands, die auf dem Boden de« Eisenacher Einigungsweikes stehen. Die Abstimmungen auf dem Panci- tage sollen in folgender Wiise gehandhabt werden: Jeder Wahlkreis hat eine Stimme; außerdem führen die Reichs tags- und Landtags-Abgeordneten der Partei, sowie die Mir- glicder des Programm-Ausschusses, die nicht Abgeordnete sind, je eine Stimme. Der Vertreter des Wahlkreises muß m demselben wohnen. Uebertragung des Mandates ist unzu lässig. Die Wahlkreise werden ersucht, in allgemeinen V>r- trauensmänneroersammlungcn baldmöglichst die zu entsenden- den Slimwmführer zu wählen. Jeder Stimmführer hat eine Vollmacht mitzubringen, die in Erfurt von einem Aus- schuß geprüft werden wird. Die vorläufige Tagesordnung ist wie folgt festgesetzt: 1. Beschlußfassung über den von dem Ausschuß vorzulegenden Programm-Entwurf; 2. Parteiorga- nisalion; 3. etwaige Anträge. — Anträge sind schriftlich oder gedruckt baldmöglichst, spätestens aber acht Tage vor dem Parteitage einzureichen. — Die Einführung von lebenden Gänsen aus Böhmen und Russisch-Polen nach Deutschland gewinnt von Jahr zu Jahr an Umfang. Hunderttausende von Gänsen sind in diesen Tagen den Städten Dresden, Leipzig, Berlin, Breslau usw. zugesührt worden. Die Thiere werden in der Stadt Kielce in Russisch-Polen von deutschen Händlern zusammengekoust, in Heerden von 10000—12 000 Stück nach der Zollkammer Strzalkowo gebracht und von da aus nach Deutschland ein geführt. Von den vielen Millionen Mark, die hierdurch dem deutschen Nationalvermögen alljährlich verloren gehen, entfällt auf unser Sachsen nicht etwa der kleinste Theil. Leider giebt es auch hier noch sehr viele Landwirthe, die die Geflügelzucht nicht nur als einen sehr nebensächlichen, sondern auch als einen sehr kostspieligen Nebenzweig der Ockonomie ansehen. Dresden. Se. königl. Hoheit Prinz Friedrich August eröffnete heute Vormittag 10 Uhr die Pferdezucht-Ausstellung auf der Rennbahn in Seidnitz ab. Lv'cdwitz. Gestern hat eine behördliche Revision der Drahtseilbahn von Loschwitz nach Weißer Hirsch stattgefunden. Bei den hierbei auf der freien Strecke in voller Fahrt vor genommenen Bremsoersuchen hat sich ergeben, daß durch die Bedienung auch nur einer Bremse, deren sich an jedem Wagen drei befinden, der Zug sofort zum Stehen gebracht wurde. Aber auch orne Anwendung irgend einer Bremse wurde der Zug auf gegebenes elektrisches Signal durch die Maschine augenblicklich ungehalten. Nunmehr wird nach Be seitigung eines kleines Anstandes (2 Ctm. zu hohe« Schutz dach des Güterwagens) durch mehrtägigen Probebctlieb das Personal noch eingeübt und darauf die Bctriebseröffnung der Bahn erfolgen. Aus dem oberen Elbtbale, 10. Oktober. Der letzte Abschnitt unserer diesjährigen SchiffsahrtS-Periode scheint sich nun doch noch einigermaßen befriedigend zu gestalten, da eine erfreuliche Wasserzunahme zu konstatiren ist und folge- dessen die Frequenz aus dem Strome alsbald eine wesenl- liche Steigerung erfuhr. Ts gilt dies sowohl für den Ver kehr aus Böhmen heraus, wobei neben den „schwarzen Dia manten" hauptsächlich Getreide, und Obstsendungen in Betracht kommen, als auch für den die verschiedensten Ladungen in sich schließenden Schleppverkehr »ach dem Böhmerlande, in wel cher Hinsicht gerade die letzten Tage sehr stattliche Schiffs züge auf der Stombildfläche erscheinen ließen. — In den Steinbruchgebieten des ElbthaleS ist die außerordentliche Milde de- bisherigen Herbstwetters der Aufrechterhaltung des Betriebe» selbstverständlich sehr förderlich gewesen. Er liegen für die sogenannte große Arbeit noch immer zahlreiche Bestellungen vor und zeigt sich dabei namentlich für die i-i Dresden in der Herstellung begriffenen bez. noch in Angriff zu nehmenden Monumentalbauten ein großer Bedarf. Einer der hierfür besonder« geeignetes Material liefernden Postel« witzer Brüche ist jetzt vom Staate selbst übernommen worden. Pirna, 10. Oktober. Dank der Umsicht und Energie de- Lokomotivführers Map Weigelt und des Heizers Lerch« indus sehr Dem Zeit, au-gl oder die j Erhö beein in gl Konk Fabr Bürs auf l Frei! bürg Ders in « eine zwar das i statt fand aus stifte, vertliches mW Sächsische«. Riesa, 12. October 1895. — Wegen Beurlaubung des hiesigen Artillerie-Trom- petercorps zu einer längeren Concertreise findet an den nächsten beide« Scnntagen die übliche Platzmusik aus dem Kaiser-Wilhelm-Platz nicht statt. — Das am Donnerstag von Mitgliedern der Philhar monische» Gesellschaft veranstaltete Konzert erfreute sich eines guten Besuches. Die Konzertsängerin Fräulein M. Bruck, die über eine äußerst ilangvolle, gut ausgebildete Mezzo« Sopranstimme verfügt, welche namentlich auch in der Tiefe sehr sympathisch wirkt, erzielte eine große Wirkung. Ganz besonders gefiel uns der Vorrrag der Romanze aus d. Op. „Mignon" von Thomas; auch das frische Abr'sche Lied „O Jugend, wie bist du so fchön", das reizende Wiege.ckiedchen von Mozart und das Winterlieb von Koß wurden ganz prächtig gesungen. — Fräulein E. Dechert wirkte als Violin- Dirtuofin mit. Die Künstlerin spielte zwar technisch sicher und sehr rein, doch fehlte diesen Vorträgen mitunter der in nige, seele,wolle Ausdruck. — Fräulein L. Riedel trug einige Klavierstücke vor, von denen uns der Vorlrag der Noveletten von R. Schumann am besten gefiel. — Die Klavierbegleitung führte in kw stgeübter Weise Herr G. Lehnert aus. — Den musikliebenden Besuchern wurde durch das Konzert ein an regender und genußreicher Abend bereitet. — Der dieser Tage ausgegebene Geschäftsbericht von „Lauchhammer", vereinigte rormal. Gräflich Einstedelsche Werke sagt, daß im verflossenen Geschäftsjahre in einigen Industriezweigen, so auch in der Eisenindustrie, Zeichen einer Besserung hcrvortraten, doch vermochte das oben genannte Unternehmen davon im ersten Halbjahre nicht zu gewinnen, weil einerseits die Bewegung nicht kräftig genug war und andererseits die Fabrikate desselben nicht berührte, wogegen im zweiten Halbjahre die Aufträge in einigen Branchen reich haltiger wurden, während wieder in anderen Branchen die Aufträge ungenügend blieben und selbst gegen das Vorjahr zurückstanden. Die Verkaufspreise haben eine Veränderung entweder nicht oder doch nicht nach oben erfahren, eine bei flottem Verkehr auffallende Erscheinung, welche durch die in einigen Verbänden eingetretenen Schwankungen erklärlich wird. Da- trotzdem etwas günstigere Resultat wird um so mehr befriedigen, als dasselbe nicht äußeren Einflüssen, son- der« der inneren Weiterentwickelung de« Werkes zuzuschreiben ist und die erheblichen Ausgaben für Verbesserungen und Neuanschaffungen au« dem Betriebe gedeckt worden sind. Da der außerordentliche Reservefonds durch die diesjährige Vor lage die Höhe von 725000 Mk. erreichen wird — auch in reichlichem Maße für die Arbeiter gesorgt ist — in diesem Jahre betrugen die Zuwendungen für die verschiedenen Kassen 139614 M., soll auch ein Dispositionsfonds für Beamte be gründet und mit 25000 Mk. dotirt werden. Nach Abschrei bungen in Höhe von 245130 Mk. verbleibt ein Reingewinn und Aber die vergünstig«»-«» anflltren, die ihnen gewährt »erde« können. Malte». Ein seltsame» Mißgeschick hat da« 7. Bataillon der italienischen Alpenjäger betroffen. Diese Truppengattung pflegt häufig ihre Quartiere z« wechseln, damit die Mann schaften möglichst die ganze Alprngreaze Italien» kenne« lernen. Go hat da» in Pteva di Eadore (Venetien) flehende 7. Bataillon die vergangenen Sommermonate in Ehatillon (Val d'Aofta) »»gebracht und seine Uebungen bi» an die Gletscher de» Montblanc au»gedrhnt. Bor wenigen Tagen erhielt da« Bataillon Drahtbefehl, «ach Venetien zurückzu kehren, worauf der Kommandant um Ueberweisung der Reise kosten für die Truppen bat. Er erhielt die Antwort, da« Bataillon solle auch ohne Geld abreisen; die nöthigen Summen würden ihm unterwegs zugehen. So setzten sich die Alpenjäger auf die Bahn und fuhren nach Venetien, aber e« kam kein Geld In Velluno, der letzten Eisenbahnstation, angekommen und außer Stande, die Forderungen der Eisen bahnverwaltung sofort zu befriedigen, mußte der Major c« sich gefallen lassen, daß jene, um für ihre 2000 Lire eine Sicherheit zu haben, dem Bataillon 20 Maulthiere und sein gejammtes Gepäck als Pfand wegnahm. So ausgepfändet marschirten die braven Alpenjäger von Belluno nach ihrem Standort zurück. Bulgarien. Aus angeblich vorzüglichster Quelle will ein Berichterstatter der „Frlf. Z«g." die Mittheilung haben, daß zwischen dem Fürsten Ferdinand und seiner Gemahlin ernste Meinungsveeschiedenheiien wegen der Taufe des Prinzen Boris bestehe». Die Fürstin, sowie die gesammte Familie des Herzogs von Parma weigern sich fortgesetzt, die Taufe des Prinzen nach griechischem Ritus vornehmen zu lassen. Sie stützen sich dabei auf den vor der Heirath abgefchossenen Ehe vertrag, welcher die katholische Religion etwaiger Nachkommen verbürgt. Dieser Vertrag ist auch von Stambulow und dem damaligen Justizminister umunlerzeichnet. Wie üblich, wird natürlich auch diese Meldung von amtlil er bulgarischer Seite in kürzester Zeit „widerrufen" werden. Türkei. Die Botschafter hatten vereinbart, daß die Dragomane mit Hilfe der Kirchenvorstände die in die Kirchen gcflüchteten Armenier zum Verlassen der Kirchen mit der Versicherung veranlassen sollten, daß sie keine Verhaftung und keinerlei Angriffe zu befürchten hätten; die Regierung habe sich gegenüber den Botschaftern hierzu verpflichtet. Daraufhin ist die Kirche in Kum-Kapu ohne Zwischenfall geräumt worden. Die vollständige Räumung der Kirche in Pera steht jedoch noch aus, da bis jetzt nur einige Hundert Flüchtlinge heimgekehrt sind. Es ist Aussicht vorhanden, daß die Räumung aller Kirchen gelingen wird, zumal da sich die türkischen Behörden hierzu redliche Mühe geben. Nach in Sofia eingeganzenen Meldungen stehen 17 eng lische Kriegsschiffe in den Dardanellen bereit, auf Konstan tinopel zuzusteuern. Auch die russische Flotte hat in der Nähe des Bosporus Ausstellung genommen.