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8llskme, KlllLV er ditte M6M6IN jgssestbe sie Itl. - 20 Mk., barber, ptachels , Zwie- i-I, iv«". abend >g früh Berg- NN. est. SN. sl. Um. KU Wff Turn- immelt ',3 Uhr e ve- anzug. «de. Setten Beilageznm „Riesaer Tageblatt «M b« >«»>«» t Wtnterttch tu Ries«. — Für dl« R«dal»>»a »<r«m>»»nNch: Hermann Schmidt in Riesa. .. 1«4 Mittwoch, 18. Juli IVO«, adeavs SS. Jahrg und Be- DeutscheS «eich. Zu den Personalien tn der Kotontalabtetlung schreibt die „Nordd. AUg. Ztg.": Die Freisinnige Zeitung wird nicht müde, über die Personalien in der Kolonialab teilung irreführende Angaben zu verbreiten. Eie will bei spielsweise das Obwalten besonderer Gründe dafür unter stellen, daß die Geschäfte der Abteilung zurzeit vertretungs weise vom Geheimen LegationSrat Rose geführt werdc» und nicht vom dienstälteren Geheimrat v. König. Der Grund hierfür liegt einfach darin, daß Geheimrat o. König beurlaubt ist. Unverständlich erscheinen die Bemerkungen deS Blattes über eine nur expedierende Stellung der Ge heimen LegationSratcS Schmidt-Dargitz. Dieser Beamte ist bekanntlich aus der Kolonialabteilung in die Rechtkabtei- lung deS Auswärtigen Amtes versetzt worden und bekleidet hier, wie bei der Kolonialabtetlung, die Stelle eines Vor tragenden Rates mit allen einem solchen zustehenden Be fugnissen. Ueber die Zurückzahlung zu viel erhobener neuer wie alter Stenern und Zollbeträae sind vom Bundrk- rat neue Besttmmuugen getrosten wmü-u. Bei den ge meinschaftlichen Reichssteuern, bei den Stempelabgaben, 1<r statistischen Gebühr und den bei der Verwaltung der Zölle und Steuern zu erhebenden Gebühren sowie bei Zollbe trägen findet eine Zurückzahlung statt, wenn sie mehr als 10 Pfennige betragen und der Anspruch auf Rückzahlung innerhalb der vom Tage der Zollentrichiung an zu rech nenden Verjährungsfrist schriftlich oder mündlich angemeldet wird. Beträge von drei Mark und darüber, deren Ueber- Hebung vor Eintritt der Verjährung festgestellt wird, wer den auch ohne Antrag zurückerstattet. Zu viel gezahlte Steuern müssen innerhalb eines JahreS vom Tage der Anweisung, Zölle vor Ablauf der Verjährungsfrist erhoben werden. Eine Nachforderung von Gebühren darf nur innerhalb eines JahreS, eine von Zollbeträgen nur inner halb der Verjährungsfrist und wenn sie mehr als 10 Pfg. betragen, stattfinden. Auf die Erbschaftssteuer finden diese Bestimmungen keine Anwendung. Der Berliner „L.-A." erhielt aus Trier folgende sensationelle Meldung vom 16. Juli abends: Oberhalb der Bahnhofes Schweich der Strecke Koblenz—Trier ist in jüng- ster Nacht gegen den Schnellzug Koblenz—Trier durck das Aufschrauben von schweren Eisenteilen auf das Gleis ein Attentat versucht worden. Ein Streckenwärter brachte noch im letzten Augenblick durch ein Laternensignal den Zug zum Stehen. Nach allgemeiner Annahme galt dieses Alten- tat dem Leben des Großfürsten Wladimir von Rußland, der, von Koblenz kommend, nach Trier fuhr. Der Groß fürst hatte aber den vorher um 7 Uhr 49 Min. abends in Trier eintreffeuden Personenzug benützt, während die Täter ihn allem Anschein nach im Schnellzug vermuteten. Dazu wird noch gemeldet: Großfürst Wladimir hatte schon bei seiner Ankunft in Homburg einen Drohbrief in russischer Sprache erhallen. Er wurde daraufhin auf Anordnung deS RegierungSprästdiumS während seines dortigen Aufentl alls beständig von Wiesbadener Geheimpolizisten bewach«. — Man wird gut tun, den weiteren Verlauf der Unte,Eich ung abzuwarten, ehe man ein sicheres Urteil darüber 'ävt, ob eS sich hier um ein Eisenbahnattentat mit polttisch-m Charakter gehandelt hat oder nicht. Die von Paris aus verbreitete Meldung, die Stadt Berlin habe Einladungen zu einer internationalen Aus stellung im Jahre 1912 ergehen lassen, ist völlig un- Die Lage in Afghanistan. ' In der „Wiener Politischen Korrespondenz" findet sich folgende englischnffiziöse Tarstjellung der gegenwär tigen Lage in Afghanistan: Vertrauenswürdigen Nachrichten zufolge ist die Rundreise des Emirs von Afghanistan durch sein Reich ein großer Erfolg für ihn gewesen. Es war düs erste mal, daß der Herrscher überhaupt in eine direkte Berüh rung mit der Bevölkerung und den Notabilitäten der ferner liegenden Gegenden kam, denn bisher hatte er das KaLultal niemals verlassen. Sein persönliches Auf treten, der Umstjand, daß cr überall ein warmes Inte resse für nationale Angelegenheiten wie für die internen Verhältnisse der Stämme zeigte, und die Entfaltung der ihn begleitenden Truppenmacht haben sein Ansehen im Lande sehr erhöht. Tie Rundreise hat zugleich den allge meinen Empfindungen einen Impuls in nationaler Rich tung gegeben und das Gefühl der Zusammengehörig? ii Les afghanischen Volkes gestärkt. Es war ein wohibe- rechnetes Verhalten von seilen des« Emirs/daß er jede Berührung mit den britischen GrenzMmmen vermied und die Abgesandten derselben nicht empfing. Tie Ent wickelung des Verhältnisses zwischen Afghanistan und Eng land ist natürlich von größtem Interesse. Tie Afghanen, welche jeder Annäherung an Britisch-Jndien abgeneigt sind, werden von den Mullahs geleitet. Bon Wichtigkeit ist es, daß der Bruder des Emirs Nasrulla, obschon er selbst früher England besucht hach sich jetzt, an die Spitze der altafghanischen Partei gestellt hat und alles aufbietet, uni den Emir Mn der Reise nach Indien abzubringen, die vorläufig etwa für den November oder Tezcmsber vorgesehen ist. Nasrulla: trägt auch äußerlich seine Anti pathien zur Schau und hat in letzter Zeit äufgchört, europäische Kleidung zu tragen. Ihm gegenüber steht der Shagassi oder Oberstkamm'erherr Abdul Oudders Khan, der aus den Emir einen großen Einfluß ausübt und ihn auch auf seiner jüngsten Rundreise durch das Land be gleitet hat. Er foll sich für den Besuch bei dem Vize könig günstig gestimmt zeigen und wird seinen Sou verän wahrscheinlich dahin begleiten. Sollte er mit reisen, so wird der Sohn des Emirs Jnyatullah Khan, der erst vor einiger Zeit Indien besucht hat, die Ver tretung des Vaters in Kabul übernehmen. Tie anti britisch gesinnten Mullahs, welche jeden irgendwie ge eigneten auswärtigen Vorgang für ihre Zwecke ausnützen, sind schuld daran, daß eine gewisse Beunruhigung der mohammedanischen Bevölkerung entstanden ist. Man hat die Entwickelung der Tabahaffäre mit größter Aufmerk samkeit verfolgt, und es' kann kaum bezweifelt werden, Laß selbst der kleinste Zusammenstoß dahin ausgelegt worden wäre, als ob die Briten dem Islam im allge meinen feindlich gesinnt wären. Es' ist eben nicht zu verkennen, daß man den Sultan nach wie vor als den Vertreter des wahren Glaubens betrachtet'und daß somit auch hier eine gewisse Gemeinsamkeit der Spannung mit der Bevölkerung anderer islamitischer Gemeinwesen wahr zunehmen ist, die volle Aufmerksamkeit verdient. ksämpfung der Zulus äußerst grausam und blutgierig ge zeigt und ein unerhörtes Blutbad unter ihnen ange- rtchtet haben, obgleich kein Widerstand geleistet wurde. Zur Bekräftigung dieser Meldungei, veröffentlicht die liberale Londoner „Tribüne" einen Soldatenbrief, der datiert ist „Man'sells^Kolonne im Lager von Ha la mb u im Jnsuzital, 12. Juni" und folgende Schilderung enthält:s ^Gestern abend verließen wir das Lager, um die Stel lung der Rebelten in, 'Walde zu erforschen, und stießen alsbald unversehens auf eine große Abteilung von Ein geborenen, die unter dem vereinigten Oberbefehl von Melakazulu und Bambaata kurz vorher aus Natal her über gekommen sein mußten. Wie es uns glücken konnte, diese Leute zu überrumpeln^ wird ewig ein Rätsel blei ben; jedoch es gelang uns tatsächlich, sie ans allen Sei ten einzuschjließen. Bei Tagesanbruch eröffneten wir mit Feldgeschützen, Maximvanonen und Gewehren das Feuer gegen sie auf engstem Raume. Tie Angegriffenen waren einfach stlarr vor Schreck, rannten, während wir vorrück ten, zu Tutzenden waffenlos' auf uns zu und erboten sich, sich zu Unterwerfen. Von unseren Leuten und den Lrans- vaaler Freiwilligen hielten viele ratlos inne und wuß ten nicht recht, was sie tun sollten. Tie Natalpolizei jedoch, von der kurz vorher einige Leute durch Eingeborene niedergemacht worden waren, brach mit einem Male in den Ruf aus:,,Rache für Jmpanza" und schoß die Wehr losen in Massen über den Hausen. Bon da ab packte uns alle Besinnungslosigkeit. Ueber zwei Stunden lang rann ten wir im Busch umtzer und schossen und säbelten nie der, was uns an Eingeborenen ist die Quere kam, bis wir nicht mehr konnten. Unsere Leute waren dermaßen aufgeregt, daß sie rücksichtslos nach allen Richtungen hin schossen, selbst in ihre eigenen Reihen. Alles war rein tobsüchtig. Als das Gemetzel zu Ende war, durchstreif ten wir noch den ganzen Tvg über destBusch und knallten die in Baumkronen verstsecktcn Kaffern herunter. Tie auf unserer Seite befindlichen Eingeborenen "begingen die ärgsten Barbareien/ indem sie vor allem' den Verwun deten die Leiber aufschlitzten. Tags darauf kehrten wir zurück und töteten die noch lebenden Verwundeten. Im ganzen ließen wohl 700 Rebellen ihr Leben, während von uns Weißen nur zwei getötet und zehn verwundet wurden und die uns begleitenden Eingeborenen vielleicht fünf Tote und 15 Verwundete zählten. Tas ganze war eine Schlächterei." — Tie Redaktion der „Tbibünep be sitzt' das Original dieses Briefes und erklärt die bona fides des Verfassers für unanfechtbar. Auch daß dein ge fallenen Häuptling Bambaata/ dem Führer des Ausstan des- der Kopf abgeschnitten wurde, wird befAtigt, nur wird zur Erklärung jetzt angegeben, daß der Körper, weil er zu stark verwest gewesen und in einer tiefen Schlucht gelegen hätte, nicht transportiert werden konnte, weshalb man, um die Leiche identifizieren zu können, ihr den Kopf abgeschnitten habe. — Wie dem „Berl. Lok-- Anz." weiter aus London gemeldet wird/ berührt in dor tigen Regierungskreisen die Enthüllung der Nataler Kricg- führungsmethvden sehr peinlich. Als' besonders taktlos und ungehörig wird eine Aeußerung des Nataler Mini sters Watt empfunden/wonach die Zulus bei scheinbarer Kapitulation oft ebenso verräterisch verfuhren wie die Buren und die Humanität (!) der AufMndsunterdrückung sehr vorteilhaft äbsteche s/) von Vorgängen im deutsch französischen Kriege. Tagesgeschichte. ' . Tas Blutbad in Natal. ' Wie gemeldet wird, sollen die Truppen Natals deren eingeborene Hilfsmanu schäften. sich bei der Das ümltc GM Roman von Maximilian Brytt. L9) (Nachdruck verboten.) Auch über seine Person wollte er keinerlei Angaben machen. Dies ward aber dadurch illusorisch, daß er ein Telegramm an Ernst auf dem Bahnamt aufgeben mußte. Da die Abfahrtszeit des letzten ZugeS näher gerückt war, erbat cr sich die Drahtantwort nach der Station, in der er einen mehrstündigen Aufenthalt hatte. Die nächtliche Fahrt durch di« Insel mit dem unablässigen Geklingel auf der ganzen Strecke war von großer Eintönigkeit. Endlich war die Station Altefähre im Süden der Insel erreicht, die schmale Seeenge ward mittels des Fährschiffes passiert und die Lichter von Stralsund blixten auf. Der Inhalt der Drahtantwort auf seine Depesche an Ernst, die er auf dem Bahnsteig der Aufenthaltsstation auS-> gehändigt bekam, truj nicht dazu bei, seine Stimmung zu verbessern. Die Depesche lautete: „Bitte Sie, dm Adjutanten, der bereits unterwegs, zu erwarten. Kapitän Hangelskerg." „Der Adjutant unterwegs — hierher unterwegs?" fragte sich Werner. Wäre es nicht viel einfacher gewesen, ihm die erbetene Adresse des Bruders mit,»teilen? Oder war daS Schulschiff vielleicht aus dem Geschwoderverbande ausge- chieden? Die Maßnahmen wurden ja häufig geändert. Inter Umständen hatte der „Pelikan" die zur Ausbildung Wer Schiffsjungen dienende überseeische Reise schon ange- Wreten. Aber irgend einen deutschen Hafen mußte das Schiff Roch vorher noch angelaufen haben, oder wenigstens war Ihm durch einen Aviso zugleich di« Post zugestcllt worden, Und dann mußte Ernst doch bereit- im Besitz der Trauer- Rind« sein. Was l «deutete diese Entsendung des Adjutanten? Mit Unruhe erwartete Werner die Ankunft des Offiziers. Wie er aus dem Fahrplan ersah, konnte dieser erst in der Frühe des nächsten Tages eintreffen. Werner war viel zu erregt, als daß er in der Zwischen zeit einen Gasthof-ausgesucht hätte. Zu seinem Acrgcr ward aber, der örtlichen Sitte folgend, auch der einfache Warte raum des Bahnhofs alsbald geschloffen. Dem Verzweifelten blieb also nichts anderes übrig, als ein nächtlicher Spazier gang durch den Ort, in dem alles in tiefem Schlafe lag, und durch die reizlose, sandige Küstengegend vor den Toren des Städtchen-, Lange vor Ankunft deS Zuges fand er sich schon wieder auf der Station ein. Er war Zeuge deS allmähligen Er wachens deS Betriebes. Längst war es hell geworden. Markt frauen mit ihren Kiepen wanderten auf der öden Bahnhofs straße daher, und die Bahnarbeiter stellten sich ein. Werner war von der schlaflosen Nacht, der seelischen Zerrüttung ganz krank. Als endlich der Zug ein lief, Mit dem der Adjutant kommen mußte, vermochte er sich nur mit Mühe bis zu dem Wagen zu schleppen, aus dem er einen Marineoffizier herausblicken sah. Leutnant zur See Marquardt trug ein ernstes, aber herzliches Wesen zur Schau. Er merkte dem Arzte die große Unruhe wohl an, hielt «S aber doch nicht für angängig hier auf dem Bahnsteig oder auf offener Straße mit seinen Mit teilungen herauSzurücken. Sie begaben sich nach einem benachbarten Gasthof, in dem ein übernächtiger Kellner ihnen das Restaurationszimmer, da> noch die Spuren einer Kneiperei vom vergangenen Abend aufwieS, öffnete. Sie zogen eS vor, sich in den ländlichen Garten zu verfügen, der hinter dem Hause in ziemlicher Ausdehnung bis zum Strand sich erstreckt. „Ich war von meiner vorgesetzten Behörde schon gestern nachmittag beauftragt worden. Sie aufzusuchen, Herr Doktor," begann der Offizier, während sie auf dem IfteSweg durch den Garten schritten. „Ta mir nur Ihre Adresse in Berlin bekannt war, telcpraphiertc ich dahin, um Ihren augenblick lichen Aufenthalt zu erfahren. Meine Depesche blieb ohne Antwort, und eine zweite, an Professor Bruhn ausgegebene, meldete, daß Sie auf Rügen seien, aber unbekannt wo. Erst gestern abend erfuhr ich durch Kapitän Hangelsberg. der Ihr Telegramm erhalten hatte, wo ich Sie finden könne." .Meinen besten Dank, Herr Leutnant, aber warum kommt mein Bruder nicht selbst, warum telegraphiert er nicht?" Es wird mir unsagbar schwer, Herr Doktor, mich mei ne? dienstlichen Auftrage» entledigen zu müssen. Machen Sie sich auf eine traurige Nachricht gefaßt. Ihr Herr Bruder —" „Er ist noch nicht fort? Al» ich von ihm Abschied nahm, schien cr gottlob gefaßt —* Leider hat ihn mit dem Augenblick, da er an Bord des „Pelikan" gelangte, seine Fassung ganz und gar verlassen, Herr Doktor." „Ich begleitete ihn noch selbst bi» zum Strand . . . er sollte von zehn bi» zwölf Uhr die Wache übernehmen.* „Die» war sein letzter Dienst unter der Flagge Sr. Majestät", sagte der Leutnant tief ergriffen. „Als man ihn ablöste, verfügte er sich in seine Kajüte — und wenige Stunden später fand man — seine Leiche." „Tot ?l" schrie Werner auf, den Unglücksboten starr anblickend. „Ich weiß, in w'ie inniger Lieb« Sie Ihrem Bruder zugetan waren. Glauben Sie mir, ich fühle die ganz« Schwere Ihres Verluste» mit Ihnen." Ter Offizier batte die Hand des Arzte» ergriffen. Werner» Augen blieben tränenleer. Er war so erschüttert, so in» Herz getroffen von dieser unerwarteten Trauerttrude, daß er weder zu weinen noch zu Nagen vermochte.