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««d Anzeiger Metlstl mk Ayri-n). Ltlegramm-Uhnfi» .Tageblatt', Ries«. Amtsötatt Fexsprechstelle Nr. SO der Königl. Amtshauptmannschaft Großenhain, des Königl. Amtsgerichts «nd des Stadtraths zu Riesa 81. Dienstag, 10. April 1894, Meads. 47. Zahrg. Das Riesaer Tageblatt erscheint jeden Tag Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Expeditionen in Riesa und Strehla', den Ausgabestellen, sowie am Schalter der kaiserl. Postanstalten 1 Mark 25 Ps., durch die Träger frei inS HauS 1 Mark 50 Pf., durch den Briefträger frei ins HauS 1 Mark 65 Pf. Auzeigen-Annahmr für die Nummer deS Ausgabetages bis Vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Niesa. — Geschäftsstelle: Kastanienstraße 59. — Für die Redaktion verantwortlich: Herm. Schmidt in Riesa. Im Gasthofe zu Prausitz kommen Sonnabend, den 14. April 1894, Borm. 11 Uhr, die einem andern gehörigen Gegenstände, als: 1 Jagdgewehr und 1 Sopha mit rothem Rips bezug gegen sofortige Bezahlung zur Versteigerung. Riesa, 10. April 1894. '' Der Ger.-Vollz. des Königl. Amtsger. Selr Eidam. Im Saale des Hotels zum „Kronprinz" hier sollen Montag, den 16. April 1894, von Bormittags 9 Uhr an, 3 neue goldne Herren-Remontoir-Taschenuhren mit Doppeldeckel, 1 Sopha mit Plüschbezug. 1 großer Spiegel, 1 Spicgelschränkchen, 1 Vertico, 1 Wäscheschrank, 2 Kleiderschränke, 1 Sopha- tisch, 1 Waschtisch mit Marmoraussatz gegen sofortige Bezahlung meistbietend versteigert werden. Riesa, 10. April 1894. Der Ger.-Vollz. des Kgl. Amtsger. Sekr. Eidam. * Oertliches und Sächsisches. Riesa, 10. April 1894. — Heute morgen gegen 6 Uhr hätte sich auf der Gar tenstraße leicht ein recht bedauerlicher Unglücksfall ereignen können. Eine Kuh, die ihrem Treiber entkommen war, trabte in wilden Sätzen die Straße ertlang. Ihr folgte der Führer, der die Passanten unter dem Rufe: ,,Aufhalten! Aufhalten!" zur Hilfeleistung anrief Der Zimmermann Carl Friedrich Walther, wohnhaft Meißnerstraße, der auf Arbeit gehen wollte, suchte ihm bchiflich zu sein und ging auf das wilde Thier zu. Als dieses jedoch seiner gewahr wurde, sprang es direkt auf ihn los und stieß ihn mit den Hörnern in den Unterleib und warf ihn auf die Straße. Das alte Wort: ,,Undank ist der Welt Lohn", bewahrheitete fick auch hier. Statt daß der Treiber sich seiner annahm oder sich ihm wenigstens namhaft machte, überschüttete er ihn förmlich mit Schellworten und ließ ihn liegen. Der Verletzte, der sich mit Mühe noch fortschleppte, mußte sofort ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. — Bezüglich des militärischen Empfanges aus Anlaß der Einzugsfeierlichkeiten Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Johann Georg und Gemahlin sind folgende Be stimmungen getroffen worden: In Leipzig, wo der Zug nur einen kurzen Aufenthalt haben wird, nimmt eine Ehren wache auf dem Bahnhof Aufstellung. Ein Empfang findet nur durch die dieser Ehrenwache direkt vorgesetzten Generale und Stabsoffiziere statt Die in keinem dienstlich, n Verhält- niß zu dem die Ehrenwache gebenden Truppen theile stehenden Generale und Stabsoffiziere der Garnison Leipzig erscheinen mithin nicht. In den Zwischenstationen Wurzen, Oschatz und Riesa findet kein militärischer Empfang statt. Aus dem Böhmischen Bahnhof in Dresden wird das Prinzliche Paar durch die Generalität der Garnison begrüßt und eine Ehrenwache des Schützenregiments nimmt daselbst Ausstellung. Beim Einzuge selbst haben die Hauptleute, Rittmeister und berittenen Subalternoffiziere dem Wagen des prinzlichen Paares vorzureiten. Ein Zug des Gardereiter-Regiments eröffnet, ein zweiter schließt den Festzug. — Ihre Majestät die Königin Carola fuhr heute Vor mittag 9 Uhr 29 Min., von den Hochzeitsfeierlichkeiten in Stuttgart zurückkehrend, mit dem Schnellzuge nach Dresden hier durch. — Es wird von Neuem darauf aufmerksam gemacht, daß den Landbriefträgern auf ihren Bestellgängen außer Brief. Postsendungen auch Postanweisungen, Nachnahmesendungen, kleinere Packcte, Sendungen mit Werthangabe bis zum Be trage von je 400 Mark, sowie Baarbeträge zum Ankäufe von Postwerthzeichen rc. und zur Bestellung von Zeitungen bei den Postanstalten übergeben werden dürfen. Die Land briefträger sind verpflichtet, die empfangenen Sendungen, aus schließlich der gewöhnlichen Briefsendungen, sowie die ihnen übergebenen baaren Geldbeträge für Zeitungen, Werthzeichen u. s. w. in ein Annahmebuch einzutragen, welches nach jedem Bcstellgange der Postanstalt vorgclegt wird. Zum Einträgen der Sendungen u. s. w. ist auch der Auflieferer befugt; es empfiehlt sich, von dieser Befugniß in jedem Falle Gebrauch zu machen. Hat der Landbriefträger die Eintragungen selbst bewirkt, so muß er dem Auflieferer auf dessen Verlangen durch Vorlegung des Annahmebuchs von der stattgehabten Eintragung Ueberzeugung gewähren. Die Ertheilung des Einlieferungsscheins über die von dem Landbriefträger ange nommenen Sendungen mit Werthangabe, Einschreibsendungen Postanweisungen und Nachnahmesendungen erfolgt erst durch die Postanstalt; der Landbriefträger ist verpflichtet, den Ein lieferungsschein, wenn möglich, beim nächsten Bestellgange dem Auflieferer zu überbringen. — Der Elbeverkchr im Monat März hat, wiewohl er durch ungewöhnliche Calamitäten behindert war, eine ganz außergewöhnliche Höhe erreicht. Die Calamitäten bestanden k darin, daß einerseits an der alten Dresdner Elbbrücke in- ! folge Nebels die Havarie eines mit Zucker und Mehl voll beladenen großen Kahnes eintrat, durch welche das einzige für die Thalfahrt geeignete Joch ganz verlegt wurde. Da das havarirte Fahrzeug mit gewöhnlichen Mitteln nicht weg- zubringcn war, mußten wiederholte Sprengvcrsuche angestellt werden, durch welche die Thalfahrt erst am vierten Tage wieder frei gemacht werden konnte. Mittlerweile waren vor Dresden an 300 Fahrzeuge in der Weiterfahrt anfgehalten und mußten 3—5 Tage warten, ehe sie die unterbrochene Fahrt wieder fortsetzen konnten; andererseits trat am 17. März ein gründlicher Nachwinter mit bedeutenden Schnee- stürmen ein, durch welchen die Verladung der Kohle an den Schächten theils ganz unmöglich gemacht, theils arg behindert und auch der Umschlag sowie die Schifffahrt sehr ungünstig beeinflußt wurden. Dieses Unwetter hielt durch zwei volle Tage an. Nichtsdestoweniger hat der Elbverkehr — das Elbwasser hatte bereits am 1. März einen Stand von nahe- zu 1 m über dem Normale, der sich g^gen Mitte des Mo nats noch wesentlich besserte und sehr gut blieb — bei voll ständig genügendem Kahnraume eine Höhe erreicht, welche die besten Gegenstandsmonate weit überragt, was nicht zum mindesten auf die durch das große Kahnangebot ermäßigten Schiffsfrachten zurückzuführen war. Die ungewöhnliche Höhe des Umschlagsqnantums ist um so erwähnenswerther, als diesmal anch die Osterfeiertage, welche im Vorjahr erst in den Monat April gefallen waren, schon in den Gegenstands monat fielen. Das Gesammtquaneum aller Güter, welche zum Umschläge kamen und das Hauptzollamt Schandau pas- sirten, betrug 3,89 Millionen D.-Ctr., war somit um rund 950000 D.-Ctr. größer als im März 1893. Pausitz Auf dem hiesigen Turnplätze steht seit Montag früh ein Pflaumenbaum in voller Blüthe. * Gohlis. Bei der Sächsisch-Bömischen Dampfschiff fahrts-Gesellschaft hat Herr k>. Wiesbach Hierselbst eine mit ca. 150 Unterschriften versehene Petition cingereicht und nm Anlegung einer Haltestelle der Personendampfschiffe hiersclbst ersucht. Der alebald eingetroffene Bescheid stellt die Erfüllung des Wunsches erfreulicher Weise in baldige Aussicht, da die bedingten Vorarbeiten und Verträge theils bereits erledigt, theils in Ausführung begriffen sind. Strehla. Der Stadtgemeinderath beschloß auch hier eine Besitzveränderungsabgabe zur hiesigen Stadt- und Ar menkasse einzuführcn. Ferner wurde die Biersteuer festgesetzt und beschloß man einstimmig, 20 Pfg. für hiesiges einfaches Bier, 40 Pfg. für auswärtiges einfaches Bier und 70 Pfg. für Bayrisch- und Lagerbier und andere Biere Steuer pro Hektoliter zu erheben. Weiter bewilligte man 375 Mark zu den Vorarbeiten für das Eisenbahnprojekt Torgau-Belgern- Strehla und wurde dabei der Wunsch ausgesprochen, dahin zu streben, daß die projectirte Bahn in den Bahnhof Strehla zur Einmündung gelangen möchte. Lommatzsch. Am Sonntag Nachmittag brach in dem bewohnten Seitengebäude des Beigutes des Herrn Gutsbe sitzers Eckclmann in Höfgen Feuer aus, wodurch dasselbe ein geäschert wurde. Ueber die Entstehung des Brandes verlautet nichts Bestimmtes. Radeberg, 8. April. In der letzten Stadtverord netensitzung wurde der nunmehrigen Aufnahme der bereits früher genehmigten Anleihe von 150 000 Mark zugestimmt. Die Verwendung derselben soll in folgender Weise geschehen: 80 000 Mark zur neuen Friedhofsanlage, 12 000 Mark für den Bau der Entlastungsstraße, ca. 9400 Mark für Land entschädigungs- rc. Kosten, ca. 3600 Mark verausgabte Bau kosten zur interimistischen Herstellung der Entlastungsstraße, 25 000 Mark für Bahnhofserwciterung, 5000 Mark zum Neubau der fiskalischen Röderbrücke; die restirenden 15000 Mk. bleiben in Reserve. Oschatz. Ein 8jähriger Knabe aus Böhmen passirte vor einigen Tagen O.chatz. Der kleine Bursche ist nach Amerika zu seinem Vater unterwegs. Ein Täfelchen auf seiner Brust gab auf Deutsch und Englisch das Ziel seiner Reise an und bat gute Menschen, ihn in ihren Schutz, zu nehmen. ch Dreden, 10. April. Prinz Georg in Begleitung der Prinzessin Mathilde und des Prinzen Albert besichtigten heule Vormittag um io Uhr unter Führung einiger höherer Baubeamten die neue über die Eisenbahngleise führende Brücke an der Bergstraße sowie die gesummten neuen Bahnanlagen zwischen den. Böhmischen Bahnhof und der Friedrichstadt. Dresden, 9. April. Seit heute Vormittag ist die westliche Seite des Böhmischen Bahnhofes für den Fährver kehr abgesperrt, da Architekten, Zimmerleute und Arbeiter damit beschäftigt find, den für den am Sonnabend statt findenden Empfang des Prinzenpaares geplanten Festbau zu errichten. Ebenso wird inmitten des Marktplatzes eine Tribüne errichtet, auf der am Tage des Einzuges eine öffentliche Musikaufführung unter Leitung des königl. Musik direktors Otto Drache stattfinden wird. Graf Seebach ge stattet für diese Aufführung die Betheiligung des Hoftheater orchesters, welches bei der Aufführung unter Leitung des königlichen Musikdirektors Otto Drache steht. Auf den Fest straßen der inneren Stadt herrscht ebenfalls reges Leben und Treiben, da einzelne Firmen und Hausbesitzervereinigungen besondere Ueberraschungen für den Einzug vorbereiten. Chemnitz, 9. April. Ein höchst bedauerlicher Unfall hat sich sich gestern Nachmittag im benachbarten Einsiedel zugetragen. Fleischermeister Philipp aus Chemnitz fuhr mit einem Einspänner, in welchem sechs Personen saßen, die Thalsperrenstraße herab, als plötzlich das Schleifzeug ver sagte. In sausenden Galopp schoß der Wagen herab und der Gcschirrführer sah die einzige Rettung im Einbiegen in einen Seitenweg. Dabei schlug der Wagen um und sämmt- liche Insassen stürzten heraus. Frau Philipp brach hierbei das Schlüsselbein, das 6jährige Söhnchen der Letzteren erlitt eine derartige Gehirnerschütterung, daß es jetzt noch ohne Besinnung liegt, ein anderer 4jähriger Knabe erlitt schwere Verletzungen am Kopfe und Fleischermeister Philipp brach den Arm. Frau Philipp nebst Kind liegen noch in Ein siedel und sind nicht transportfähig. Falkenstein, 8. April. Heute Nachmittag kurz nach 2 Uhr durcheilte di: Kunde von einem im Falkensteiner Rittergutsrevier ausgcbrochenen größeren Waldbrande unsere Stadt. Große Rauchwolken unterhalb der Waldung der Juchhöh bestätigten diese Nachricht. Vermuthlich infolge leichtsinnigen Gebührens mit Streichhölzern seitens der Jugend entstand hart am Waldessaum zwischen der Juchhöh und Hanneloh ein Brand, welcher, begünstigt vom Nordostwind und der cingetretenen außerordentlichen Dürre, sich gar bald in dem angrenzenden jungen Fichtenbestand verbreitete und eine größere Fläche vernichtete. Von der Stadt aus gesehen, gewährte der Brand einen schauerlichen Anblick. Der schnell herbeigceilten hiesigen Feuerwehr, sowie der Feuerwehr von Ellefeld und vielen hiesigen Ortsbewohnern ist es gelungen, durch Ziehen von Gräben dem Feuer Enthalt zu thun, bevor es den nahen Hochwald ergriffen hat. Jöhstadt, 9. April. Gestern Nachmittag in der zweiten Stunde ist auf Steinbacher Staatsforstrevier in Ab- »Heilung 21 ein Flächenraum von 9 a 10 bis 15 jähriger Fichtenbestand niedergebrannt. Der Waldbrand war dadura entstanden, daß an dieser Stelle ein junger Mann aus de» benachbarten Schmelzgrube eine Tabakspfeife angezündet und das Streichholz wcggeworsen hat. Durch die zu Hilfe her beigeeilten Spritzen von Grumbach und Schmelzgrube wurdc das Feuer bald wieder gelöscht. Au» dem Vogtlands, 7. April. Aus der Gegend von Goldmstein in Mähren kam vor einigen Jahren die