Volltext Seite (XML)
S8 August Ivüs, «SeutS. 1. Beilage zum „Riesaer Tageblatt". M,t»Ü«A»nick «d«erlag »» Laag» » ^>»t»N« >a «tel». — S»r »le RrdaM» »««uoorMchr 1. »r Urthar Hiihnul st, Riusa. IW. Luuuube»», 28. August 19Ü9, -beubS. 6S. Jahrg. «tWU «e UW WeisW in MIHM' stnichag Miistk iE str 88 Der Vorstand de» sächsischen Lehrerverein« hat sich in Rücksicht auf die bevorstehenden Landtagswahlen «tn- gehend mit den Zielen und Zwecken der Sächsischen Mittel- staodsoereinigung beschäftigt und ist dabet zu salzendem Resultat gekommen, da» soeben der Lehrerschaft unterbreitet worden ist. Es heißt u. a.: „Zweifellos ist die Mittel- staodsoereinigung in ihrer heutigen Form neu. Sie will «ine Partei neben und über den Parteien sein. Das zeigt auch der Eintritt zahlreicher Ortsverbänd« der Bereinigung in den jungen Hansabund, andere Ortsgruppen stehen zweifelnd zur Seite. Aber ein Blick auf die Männer, die an der Spitz« der Mittelständler stehen, und ihre bisherig« Tätigkeit wie auch di« Unterstützung der mittelständlrrifchen Kandidaten durch bestimmte Parteien lassen unschwer er kennen, daß sie im Grunde ein« handwerkerlich-gewerbliche Grupp« bilden, auf deren Boden die politischen Parteien der Konservativen, der Reformer und, wenn man diese Unterscheidung treffen will, der wirtschaftlichen Bereinigung sich finden. Zweifellos ist ihre Grundrichtung nicht liberal im politischen Sinne. Eie vertritt jenen an sich gesunde« Egoismus des Kleinhändler«, der mittleren und kleineren Gewerbetreibenden, des Hausbesitzer», der sich gegen all das schützen will, wa» die neuen Zeitläufte der Freizügigkeit, der freien Innungen, der Warenhäuser usw. an Bösem und Ueblem für sie mttbringen mögen. Daß die Mittelstands- Vereinigung eine Partei von besonderer Echulfreundllchkeit sein kann, möchten wir bezweifeln. Gewiß ist zuzugeben, daß die Handwerker mit großen Opfer« und großem Eifer sich ihrer Schulen angenommen haben. Aber auf der an- deren Seite scheinen di« Erfahrungen der letzten Jahre auch da» zu zeigen, daß in diesen Kreisen der große Blick für die Hebung de» Bolksschullehrerstande», für seine Bedeutung im sozialen Organismus und die Opferwilligkeit dafür im allgemeinen mangeln. ES liegt im Beruf« d^ Hand werker», daß er allzuleicht den Blick nur auf da» richtet, wa» ihm unmittelbar frommt; er ist für breit« Perspektiven nicht sonderlich begabt, der heutige Landtag besitzt noch keinen reinen Vertreter der Mittelständler, der neu« wird seine Probe bet der Schöpfung de» neuen Schulgesetze» machen. In der letzten Tagung haben die Linke und die Frrikonservativrn in Schulsachen Gutes geletstet. Daß die Mittelständler hier mit gleichem Eifer arbeiten und wett schauenden Auges die Schulfragen betrachten werden — und wir brauchen Großzügigkeit und Weitblick gerade im neuen Landtag recht nötig — könne« wir uns nach unseren politischen Erfahrungen zurzeit nicht recht denken.- — In dieser Kundgebung der sächsischen Lehrerschaft liegt also eine direkte Absage an die Mittelständler! Muintsem in AM« ,W«W Mit'. Ei» stolzer Truppenteil der sächsischen Armee, der im Bolksmunde die „Schwarze Brigade- genannt wird und von der Schlacht bet Wagram 1809 Lorbeer an Lorbeer zu seinem RuhmeSkranze zusammengeflochtch, hat, begeht am 31. August die Hundertjahrfeier seiner Errichtung. Die Schwarze Brigade besteht au» dem in Dresden und Freiberg garnisonterenden Echützen-(Füstlier-)Regtment Prinz Georg Nr. 108 und die beiden Jägerbataillone Nr. 12 und 13. Scho» im Jahre 1793 wurden bet jeder In- fanteriekompagnie 8 Mann al» Scharfschützen ausgebildet, die zu Beginn de» Krieges 1809 division-weise in zwei Bataillone formiert wurden. Diese Schützen fochten tapfer in der Schlacht bei Wagram, sie waren dem 9. französischen Korps unter Marschall Bernadotte zugewiesen. Im Jahre 1809 erhielten diese sächsischen Schützen die jetzt noch be stehende historisch gewordene Uniform: dunkelgrün und schwarz. Zur Verstärkung der Landesverteidigung wurde am 31. August 1809 aus gelernten Jägern ein Jäger- korpS errichtet und bei der im Jahre 1810 erfolgenden Neuorganisation der Arme« wurden au» den beiden Bataillonen leichter Infanterie zwei Regimenter zu je 8 Kompagnien gebildet und diese mit dem Jägerkorp» zu einer Brigade leichter Infanterie vereinigt. Nach mannig fachen Umformationen im Laufe der Zeit und ruhmreicher Betätigung der sogenannten schwarzen Schaar in zahlreiche« Schlachten — Bautzen, Großbeeren, Dennewitz, Leipzig und Torgau, in Schleswig beim Angriff auf die Düppler Höhen usw. wurde nach Abschluß de« Friedens zwischen Preußen und Oesterreich die sächsisch« Armee laut Friedens vertrag als 12. Armeekorps des norddeutschen Bundes farmiert. Di« Jägerbrigade hatte uxterm 1. April 1867 mit dem 1. Bataillon da» 1. Jägerbataillon Nr. 12, mit dem 3. Bataillon da« Jägerbataillon Nr. 13, mit dem 2. und 4. und einem neu errichteten 3. Bataillon das Gchützen- (Füsilier-)Regiment Nr. 108 zu bilden. Bet Ausbruch de« Krieges 1870 gehörte die sächsische „Schwarze Vrigade- zur Grenadierbrigade Nr. 45, zur 3. Jnfanteriebrigad« Nr. 47 und 4. Jnsanteriebrigade Nr. 48. In der Schlacht bei St. Privat am 18. August hatten die sächsischen Truppen zum ersten Male wieder Gelegenheit, ihre alte kriegerische Tätigkeit zu beweisen. In der denkwürdigen Schlacht bet Sedan kämpften die 12. Jäger tapfer in BotS de Chevallert« vor Daigny. Während der Einschließung von Pari» bezog die „Schwarze Brigade- abwechselnd mit den übrigen Truppen die Borposten. In der Schlacht bet Billier» am 2. Dezember verloren die Schützen 36 Offiziere und 633 Mann, die Jäger 1 Offizier und 50 Mann. Gelegentlich des Einzuge« der 23. Division in Dresden am 11. Juli 1871 ernannte König Johann, um daS Schiitzenregtment zu ehren für seine am 2. Dezember 1870 bewiesene glänzende Tapferkeit, seinen Sohn Prinz Georg, den späteren König Georg, zum Chef dieses Regiments. Die „Schwarze Brigade" erfreut sich des ganz besonderen Wohl wollen« der sächsischen Könige. Wiederholt haben Mit glieder des Königlichen HauseS in ihren Reihen Dienst getan. Der jetzige .König Friedrich August besehligte in AuSschank: — »ff. pttwnwe-. — Solide Bedienung. s LmN »SM«»'» Miiorei m! e-fi G dWWBBB MHGGWWBd» L» Ecke Schlosts a. Goetheftr. von bekannter Güte. Tie übertriebene Reklame verteuert den Malzkaffee nur zwecklos. Die Qualität muß gut sein — und die ist bei dem wirklich vorzüglichen Malzkaffee „Bamf" unerreicht. Vie ^VLsods nur eins Kalbs 8timäs kooden - sonst nisbts! Leins Zutaten, kein Lsibsn u. öürstsn! vis üdsrraseLsuäs Oronil- I OImv vvlterv Ufiktz seLVa Kvrvlllixtv, xe- I dlvledtv, xarLutiort lmveräorbeiie 0. k.-k». , »ns äon lÄbrLso von vr. Ibompson's Lsiksn- xnlvsr, 6. w. d. L, vnsssläork. Les. r-sck. ULrruMvrt tret von Slilor Luävre» sedLrkvu Sud-slLur«»! Fehrbellin Historische E^SHluug von Kurt Sühn». 37 (Nachdruck verLoten) Wenn sich' der dicke Pulverdampf hob, erkannte man wohl die geschlossenen Fronten eines stürmenden Re giments oder Augenblicksbilaev aus dem Reitergefecht. Aufrecht stand Adelheid im Wagen und blickte starren Auges auf das ferne Toben den Schlacht. Sie war keines Gedankens, keines Wunsches mehr mächtig, wie die Würfel fallen möchten in jenem furchtbaren Spiel. Setzt klang 'das Geschrei der Kämpfer immer mehr in einen lauten Ruf aus, und „Viktoria!" schien er zu Heißen. Noch knatterten die Schüsse, ja, ihre Wut schien sich zu verstärken! Doch jetzt schwieg das Gegenfeuer; noch krachten die Geschütze der Brandenburger^ doch verstumm ten auch diese. Einige Augenblicke trat eine tiefe Sttlle ern. Man Hörte über sich das Trillern einer Lerche in hoher Luft. »Mir haben gesiegt!" sagte Herr v. Rhyn mit einem tiefen Atemzuge. „vorwärts! Wir wollen nach den Ler- wundeten und — «ach unseren Lieben sehen!" Der Kutscher trieb die Pferde an und im Trabe tzing's dahin. Dar Pulverdampf verzog sich vor dem Wehen des Wstedes, und man sah Pie Regimenter noch in Schlacht- vrdmmg stehen. Kleine Abteilungen lösten sich von ihnen los; er waren verwundete, welche den Verbandsplätzen zustrebten.' Als die Wagen sich dem Gefe'chtSfelde näherten« ritt kin Feldscher heran und requirierte sämtliche Führwerke Herr« v.Rhyns. Am nächsten Verbandsplätze gab dieser auch noch seine Charpie und Berbandssachen ab> — sie waren jetzt frei unk konnten fich ihren Lieben widmen. Langsam fuhren sie über das Feld. Der Kampf hatte furchtbar gehaust! Wieder flogen Adelheids Augen in grauenvoller Angst über die stillen Gestalten; so sehr der Anblick ihr Entsetzen einflößte, wie gebannt haftete ihr Auge auf den Gefallenen. „Da!" rief sie plötzlich mit rascher Handbewegung. Erschreckend folgte Herr v. Rhyn der angedeuteten Rich tung: Er sah Erwin am Boden knien, neben ihm stand der dicke Hans. Schnell verließen Vater rmd Tochter ihren Wagen und eilten aus Hans und Erwin zu. Am Boden lag Guido« vom Blutverlust überwältigt, neben ihm die er oberte Standarte. * „Guido!" rief der Vater, auf ihn zueilend. «, „Es ist nichts, Papa!" versetzte Guido mit einem stolzen Lächeln, „beunruhigt Euch nicht! Es hat etwas Blut gekostet, die da zu erobern!" Er wies auf die Standorte. Erwin richtete sich auf, als Vater und Tochter heran- traten. Adelheid reichte ihm die Hand; wieder zog er sie an seine Lippen in tiefer Bewegung. Ern herzlicher Blick traf ihn und ruhte auf seinen, vom Pulverdampf geschwärzten Zügen. Ein daherkommender Feldscher untersuchte und ver band Guido, die Wunden stellten sich als nicht gefährlich heraus. Dann überbrachte Erwin die erbeutete Standarte dein Regiment Guidos und erbat für diesen Urlaub, da ihn der Vater mit nach Haus nehmen wollte. Man half Guido in den Wagen, Herr v. Rhhn und Adelheid nahmen bei ihm Platz, Erwin und HanS trabten hinterher. Bald lag das blutgetränkte Schlachtfeld hinter ihnen, und es ging durch das stille Bruch; Es wurde eine fröhliche Fahrt. Der Verwundete fühlte sich wohl, und dis überstandene Erregung und Gefahr ließen den Mund übergehen, wovon das Herz voll war. Hans v. Schweinichen war auf der Höhe der Situ ation. „Donnerwetter!" rief er, „das war ein Tag! Piff! Paff! hier sauste einem eine Kugel am Ohr vorbei, da fuhr einem eine blanke Klinge wie ein Blitz Um die Nase! Es waren verflucht stachelige Hornissen, die uns umschwärmten, Base Adelheid! Ich habe um mich ge hauen wie ein Berseker! Der dicke Kürrassierkornett, — habt ihr ihn gesehen, Doktor? — Der hat auch mit meiner Plempe unangenehme Bekanntschaft gemacht. Der arme Kerl muß heute ohne Nasenspitze zu Bett gehen. — Und wie's nun erst um die Standarte ging, Himmel! waren das Streiche! Ich hatte ein Gefühl, als hätte ich Sprung federn in: Arm, so spannten sich meine Muskeln." „Schließlich hast Du die Standarte wohl erobert?" fragte Herr v. Rhyn lächelnd. „Schwerenot, das habe ich auch!" rief der wackere Hans. „Wenn ich und hier unser Bücherwurm, der auch zu was Besserem taugte, der Docktor, nicht dazu gekommen wären, es hätte verteufelt schief mit der Eroberung aus-, gesehen." „Und was tatet Ihr denn, Herr Doktor?" wandte sich Adelheid 'an Erwin, der schweigend und lächelnd dahin ritt. Sie saß auf dem Rücksitz des Wagens und sah ihm voll ins Gesicht. „Ich?" wiederholte Erwin und das Lächeln ver stärkte sich auf seinen Zügen, „meine Pflicht." „Er hat uns alle herausgehauen," erwiderte Guido, „und die brandenburgische Armee verdankt ihm einen aus Feindeshand geretteten Offizier und eine feindliche Stan darte." „Hat er sich tapfer gehalten?" fragte Adelheid mit einem schelmischen Lächeln. „Wie ein Edelmann!" versetzte dev Bruder, Ei« glückliches Lächeln zog über Adelheids Züge. Nach langer Fahrt war Ribbeck erreicht. Adelheid sorgte für den verwundeten Bruder, Erwin stank noch