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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 25.02.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-02-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192602252
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19260225
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19260225
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-02
- Tag 1926-02-25
-
Monat
1926-02
-
Jahr
1926
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 25.02.1926
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Mae Schanze» s»r die -earsche Mrtschaft. »Mfana bekannM dtt Zstt ft» Jahre, «Lhrend der ein« bestimmte Sorte Wild oder Mich« «icht erlegt oder «fan» S" werden dürft«. Der Zwett der H»»« «st. d« «e. «n Ruhe zu gönne« und ne vor dem Aussterden zu bewah ren. — So hatten auch die «Nierten dem deutschen Volke und seiner Wirtschaft eine Schonzeit zugHacht, während der die Zahlungen für Reparationezuxcke nur in geringem Umfange eingefordert werden sollten. Diese Schonzeit sollte zwei Jahr« beftagen, nümlich die Zett vom 1. Sftjtember 1824 Ä, zum 81. August IlM. I» diesen beide« Jahren sollten insbesondere «ine unmittelbaren Zahlungen au» der Reichskajft geleistet werden. Man »eint«, daß die bei den Jahre genügen würden um die Reichsfinanzen zu ord nen und darüber -inan» Vorlehrungen zu treffen, daß in den nächsten Jahren Ueberschüsse erzielt werden würden, di« dann an die empfangsberechtigten Staaten abgeführt wer den könnten. Man hat damal» Lei der Beratung de» be rühmten „Dawes-Gutachten»" wohl nicht bedacht, daß die erste große zu lösende Aufgabe, die Festigung unserer Wäh. runa, dazu zwingen würde, die Einkünfte de» Reiche» sehr reichlich zu bemessen, und daß wahrend der eigentlichen Währungsreform eine „Schonzeit" nicht bestehen könne- Man wird die Zeit der Währungsreform etwa bi» zum Frühjahr 1825 rechnen müssen. Damit schrumpfte aber die «ns zugedacht« Schonzeit von zwei auf kaum anderthalb Jahre zusammen. Der Abbau der Reichselnnahmen. der etwa MM« 1825 ohne Gefahr für unser« Währung möglich gewesen wäre, ist aber zu zaghaft erfolgt, al» daß er eine wesentliche Entlastung der deutschen Wirtschaft hätte brin gen können. Die sehr langwierige Kabmettskrise vom vorigen Herbst hatte die Folge, daß weitere kostbare Zeit verstrich. Wenn jetzt der neue Reichsfinanzminister Dr. Reinhold in feiner großen Reichstagsrede vom 10. Februar einen umfangreichen Steuerabbau in Aussicht stellte, so ist dagegen zu sagen, daß von der „Schonzeit" in den Repara tionszahlungen bereits drei viertel verstrichen find, und daß die Hoffnung auf eine wirkliche Erholung der deutschen Wirtschaft während des Lbriggebliebenen viertel» nicht sehr hoch gespannt werden darf. Nun können ja auch das dritte und bis zu einem gewissen Grade auch noch das vierte Reparationsjahr als Uebergangsjahre mit Schonzeit- Tharakter angesehen werden, obwohl in ihnen Beiträge aus der Reichskasse unmittelbar geleistet werden müssen. Die Gesamtleistungen der deutschen Wirtschaft kund zwar die unmittelbaren und di« mittelbaren) werden rm dritten Re parationsjahre 1200, im vierten Reparationsjahre 1780 und erst vom fünften Reparationsjahre an 2800 Millionen Mark betragen. Diese Zeit muß nun aber auch gewissen- hast zum Abbau aller nicht unbedingt erforderlichen öffent lichen und privaten Ausgaben und zur Steigerung unserer Wirtschaftsüberschüsse ausgenutzt werden. Wenn — was kaum bezweifelt werden kann — sich später herausstellt, daß wir die hohen Tribute nicht erschwingen können, so müssen wir den alliierten Mächten nachweisen können, daß wir alles aufgeboten haben, um die Verpflichtungen des Lon doner Reparationsabkommens zu erfüllen/ Deutsch« LebeeSsteße«. Le» schweren wirtschaftlichen Druck, unter dem wir zur Zeit tu Deutschland leb«» und L«t wir täglich, ja stündlich immer wieder erkenne» müssen, stellen wir Lei allen verech- «««gen al» eine» bestimmenden Yaktor mit ein. Trotzdem aver darf dt« Verzweiflung unserer nicht Herr werden, Di« deut- sch«, Lebensfrage«, die de» Weg t« die Zukunft »«deuten, häng«, «tt der kulturellen Arbeit unsere» Volke» jetzt und künftig Zusammen: und wir sollte» au» diesem Grnnde al» Nation keinen AuaenLltck verpaffen, um un» aus da» von ün» Geschaffene und Erreicht« zu besinnen und mit voller Sin- mütigkeit dasür eiNMtreten. Sn diesen Monaten habe» wir nun wieder einmal Gelegenheit, un» zu diese« so wichtigen Frage« ausschlaggebend Z« bekenne«. Staunend hat die Welt auf di« Leifmnge« der deutfchen Luftschtsfahrt geblickt: und nun stehe« wir vor der Krag«, da» yntelltaen,Zentrum dieser Kulturarbeit, die FriedrtÄhafener Luftschiffwerft, zu erhalten oder sie verfall«« zu lasse«. Mit Recht ist deshalb die Frage an unsere Nation gerichtet worden, ob wir still- schweigend zusehen wollen, wie dt« Friedrichshafener Werst, au» der zuletzt da- deutsche Luftschiff Z. R. 8 hervorging, durch die Teilnahmlostgkett unseres Volke» zugrunde gehen soll. Tetlnahmlosigkett ist tu diesem Falle gleichbedeutend mit yntelligenzloftakeit: und da» wär« «in furchtbares Ur teil, da» sich die breite Masse Deutschland» selbst sprechen würde, fall» sie nicht die Entscheidung in der Art trifft, bah st« durch ihren Willen, durch ihre Opserfreubigkeit von neuem das Resultat herbetführt, wie eS «inst so erhebend nach Echterdinaen zustande kam. Wer also sich zu einer freieren deutsche« Zukunft bekennt, wer gewillt ist, am Wie deraufbau und Wiederaufstieg -er deutschen Nation zu ar beiten, der zögere nicht, sein« Hand zu öffnen und zu geben, damit un» der Luftschiffbau Zeppelin erhalte« bleibt. Greift darum in die Taschen, verschanzt euch nittt hinter kleinlichen Einwendungen: ihr bessert die Not der Zeit nur, wenn ihr mtthelft am allgemeinen Aufbau. Die Sammlungen für die Zeppeliu-Eckener-Spende -eS deutschen Volkes währen noch bi» zum 81. März 192«. Nutzt die Zesti Vermischtes. Der Hungerkünstler Jolly al» begehrter Ehemann. Der Hungerkünstler Jolly, der sich gegen wärtig, emgeschlossen in einem GlaSkäftg, »n einem Ber liner Restaurant bewundern läßt und die Absicht bat, mehr al» 40 Tage zu hungern, ,st innerhalb einer Woche von nicht weniger al» 30000 Besuchern bestaunt worden Da jeder Besucher 50 Pfg. Eintrittsgeld zahlen mutz, hat Herrn Jollv die erste Woche seiner freiwilligen Hunger kur rund 15000 Mark erngebrackt. Er hat während die ser Zeit acht Pfund abgenommen und teilweise beftiae Magenkrämpfe und Schlaflosigkeit zu überstehen gehabt. Wenn er ausgehungert hat, wird er vermutlich noch man- ches andere Leiden überstehen müssen, haben doch nicht weniger al» 500 Frauen ihre Bewunderung für die „Kunst" Jollys durch einen Heiratsantrag dokumentiert. Der Ruhm Jollys hat einen sonst nicht sehr bekannten Bortragskünstler nicht schlafen lassen. Herr Bentego, der sich gegenwärtig in Berliner Kabaretts produziert, hat Jolly herausgefordert, mit ihm um die Wette zu hungern und will sich verpflichten, 50 Tage ohne jede Nahrung auszukommen. Er stellt es seinen Gästen fr«, vor seinem Glaskästg die üppigsten Gerichte einzunehmen und will autzerdem im Verlaufe der ersten vier Wochen seiner Hungerperiode ein dreiartiges Lustspiel schreiben. — Es tmrd allmählich Zeit, datz die Polizei gegen drej^ Trauerspiel einschreitet. Geldschrankeinbruch in der Schule Rei mann. In der Nacht zum Mittwoch wurde, wie die „Vossische Zeitung" berichtet, rn der Kunstschule Rei mann In Schöneberg «n schwerer Geldschrankeinbruch verübt. Dem Täter fiel Bargeld un Betrag« von 10000 Mark und vor allem Brillantkollier» in etwa gleichem Werte tn die Hände. Graf Bothmer nach Berlin versetzt. Regle- runaSrat Graf v. Bothmer, der Gatte der durch ihren Diebstahl-Prozeß bekannt gewordenen Gräfin Bothmer, ist, nachdem er da» Scheidungsversahren gegen seine Frau etngelettet hat, nicht aus dem Amte ausgeschleden, son dern von der Regierung Potsdam an das Oberverfiche- rungSamt Berlin versetzt worden Ein deutscher Motorsegler auf Grund ge raten. Nach einer Meldung aus Skanör ist der deutsche Motorsegler „Falke", m Hamburg beheimatet und mit etner Ladung Gerste von Trelleborg nach Kopenhagen unterwegs, tn der Nähe der Falsterbo-Bank rm Nebel auf Grund geraten. Verunglückte deutsche Seeleute. Auf dem gegenwärtig in der Kögebucht liegenden deutschen Schiffe „Heinrich" wurden zwei Seeleute im Alter von 17 und 20 Jahren in ihren Kajüten tot aufgefunden. Nach der sofort angestellten Untersuchung sind die beiden an Aohlenoxyd-Bergistung gestorben. Ausweisungsantrag gegen den Grafen Salm. Da» Washingtoner Kongreßmitglied Laguardra hat den Antrag auf Ausweisung des bekannten österreichi schen Tennisspielers Grafen Salm gestellt, weil dieser fern Kind nicht erhalte und lästiger Ausländer sei Graf Salm hatte vor zwei Jahren die Milltonärstochter Millicent Roger» geheiratet. Die runge Frau verließ jedoch ihren Gatten und kehrte nach Amerika zurück. Graf Salm fuhr ihr dorthin nach und versuchte, Ansprüche gegen seinen Schwiegervater wegen Störung seines Eheglücks durch- zusetzen und verlangte auch, datz ihm die Erziehung seine» Söhnchens überlasten werde. Der Ausweisungsantrag scheint eine Folge dieses Kampfes zu sein. Gnadengesuch in der Büchelberger Mord affäre. Wie die Münchner Neuest.-n Nachrichten mel den, hat der vom Schwurgericht Aschaffenburg wegen Mor- deS an der Telephonistin Josefine Haas zum Tode ver urteilte Metzger Benno Umhdfer, nachdem das Reichs- gericht die Revision verworfen hat, jetzt durch semen Rechtsbeistand ein Gnadengesuch an das bayerische Justiz ministerium eingereicht. Eine Verbrecherbande von .164 Köpfen verhaftet. „Triduna" meldet aus Palermo, datz in der Provinz eine Verbrecherbande von 164 Köpfen ge fangen gesetzt wurde. 4b sind entkommen. Die Bande hat mehr als 30 Morde begangen. DaS „Große Los". Wie die „Vossische Zeitung" erfährt, fiel der Hauptgewinn in der gestrigen Nach- mrttagsziehung der Preußisch-Süddeutschen Klassen-Lotterre von ie 500000 Mark aus das Los 62 «Mi nach Berlin. In beiden Fällen find die Lose in Achteln verlaust worden. Für jeden der 16 Gewinner bleibt nach Abzug aller Steuern ein Betrag von 50000 Mark. Acht Arbeiter familien, darunter ein greises Ehepaar (der Mann seit Monaten arbeitslos und der Verzweiflung nahe- sind über Nacht reich geworden. Von den glücklichen Gewinnern erhielt auch ein Kaufmann die frohe Kunde und dieser Kaufmann hat — gestern den Konkurs angemeldet. Das Ende des türkischen Harems. Die Kammer in Angora hat sich neben der Einführung deS Schweizer Bürgerlichen Gesetzbuches in der Türkei auch für ein Verbot der Polygamie ausgesprochen. Damit hat der alte türkische Harem endgülrig sein Ende gefunden. An und für sich hat diese Institution in der Türkei schon lange keine Daseinsberechtigung mehr. Tie wirtschaftlichen Schwierigkeiten machten esA»er muselmanischen Bevölke rung schon schwer genug, die einfachsten Bedürfnisse deS Lebens zu befriedigen. Die Haltung-eines Harems erfor dert aber in erster Linie recht viel Geld. Und da Geld Der Pferdedieb. Eine Geschichte a«S Texas von Alfred Manns/ „Hallo, Nachbar, waS ist mit Euch? Ihr schwitzt ja wie ein Eisbär am Aequator", sagt« der Krämer und Gastwirt Al Allen zu dem alten Farmer Dick Robertson, als dieser bei gewaltigem Sonnenbrand in der Mittagshitze auf seinen Hof zugesprengt kam. „Na, könnt Euch wohl denken, datz ich btt 120 Grad nicht zu Euch in Eure einsame Kneipe komme, um mich in Eurem Whisky zu betrinken. Bei mir ist was passiert: irgend ein Halunke hat mir meine schwarze Stute gestohlen! Einer nur kanns gewesen sein, ich sehs an den Spuren. Setzt Euch nur aus Euren Schinder! Im Vorbeirttten können wir noch Ben Renfroe und seinen Jungen mitnehmen! Wenn wir Glück haben, krtegen wir den Schuft noch vor Abend, weit lann er noch nicht sein. — Besinnt Euch nicht lange, daß wir den Kerl baumeln sehen, ehe di« Sonne untergeht! Nehmt nur gleich einen tüchtigen Strick mit." — Es dürfte allgemein bekannt sein, datz di« Farmer in den dünnbevölkerten westlichen und besonders südwestlichen Tei len der Union bei EigentumSvergehen nur zu oft auf Selbst- Hilfe angewiesen sind. Der Sheriff ist meist wett, und bevor cr an Ort und Stelle erscheint, ist der Dieb oder Verbrecher über alle Berge. Nun gibt eS aber nichts, waS den Pflanzer derart in Harnisch bringt wie ein Pferdediebstahl, weit mehr noch als ein Totschlag. Beim PferdedieLstahl ist der Farmer sofort der Hilfe seines Nachbarn sicher: denn: heute Dir, morgen mir. — Zehn Minute» später waren di« beiden unterweaA, bi» an die Zähne bewaffnet mit Remingtonbüchse, zwei Revol vern nnd dem gewaltigen Jagdmesser. „Nun erzählt, old man^ sagte Al Allen. „Na, weißt ja, bin augenblicklich allein aus der Farm, der Harry schasst gerade die ersten zehn Ballew Baumwolle nach Cotulla auf di« Bahn, kommt erst in acht Tagen wieder. Na, stehe heute ein wenig spät auf. Di« Nigger sind fchvn dtaußcn und pflücken Baumwolle: ich selbst mach mirS be- aiicm, brauch nicht mehr zu fchuften, weißt ja. Nach meinem Breakfast gehe ich in die Küche und sehe z«, wie bi« schwarze Mab gerade den Lunch für die Nigger kochi. Na, mein Nigger John füllt den Kram tn Zwei mächtig« Kessel und zieht damit ab. Ich hänge mir mein Gewehr um und gehe auf den Wald zu, wollte sehen, ob ich nicht einen Hirsch er wischen konnte. Unterwegs bemerke ich aber, -ab ich die ver kehrten Patronen habe, und kehre wieder um. Als ich durch den Pferdezaun gehe, seh« ich, baß die schwarze Stute fehlt. Donner und Doria, mefire schwarze Stute, mein bestes Pferd! Ich rufe John, John ist noch nicht wieder »«rück. Man weiß von nichts. Ich sattle mir den Braune« hier und folge den Spuren, die deutlich zu sehe« waren: sie führten nach Süden. Na, allein kann ich den Hunbesohn nicht fassen, und da bin ich schnell zu Euch rangeritten!" „All right, heute abend baumelt der Kerl, dafür labt mich nur sorgen", sagt« Al etwa» hochtrabend. Die beide» Renfroe» waren auch gleich bereit, denn einen Pferdedieb fangen, ist «in Sport in Texa», -en man sich nicht entgehe» läßt. Nun wurde di« Spur wieder gesucht und auch gefunden, und den Schweiß auf der Stirn, den Mor- im Busen, wurde sie von den Reitern verfolgt. Dick schüttelte den Kopf und sagte: „Ich verstehe den Kerl nicht, anstatt nach Westen zu auf Cotulla zu reiten, zieht er nach Süden. Dort liegt in zwei Stunden der NueceS River, -a kann er nicht rüberkommen. Na, hier muß ja wohl in der Nähe die Hütte von old nigger Manasse liegen, der mutz -en Halunken ge sehen haben." Schweigen- ritten st« weiter durch die endlose Prairi«, auf der das GraS von dem furchtbaren Sonnenbrand völlig verdorrt schien. Di« Pferde stöhnten, nnd die Menschen fluchten. Endlich zeigte Ben Renfroe nach vorn, wo «ine er bärmliche Bretterhütt« sichtbar wurde: „Dori wohnt der Nigger." Als sie näher heran ritte», bemerkten sie zwei Pferde, die vor dem Hause im Schatten angebunden waren. „Ich will verdammt sein, wenn «ins nicht mein Gaul ist, sagte Dick Robertson. Und Dick hatte Recht, -ort stand die schwarze Stute, die vergnügt ihren Herrn anwieherte, als sie ihn be merkte. „Na, dann kann der Dieb auch nicht weit sein", meinte Al Allen, „in einer Stunde fressen ihn die Geier". „Erst haben", «rwiüxrie Dick, bedächtig wie immer, „wem wag denn wohl der »weite Gaul gehören?" „Den wird er wohl in einer anderen Gegend gestohlen haben, ich kenne ihn nicht", sagte Ben. Die vter waren absestiegen uyd ginge« auf die Tür der Hütte zu, wo sie das Ehepaar Manasse mit verlegenem Grin sen empfing. Beide waren wenig schön, dafür aber fett und schmierig. „Ist jemand btt Dir, Manasse? fragte Dick. „HeS, Sir, ein Gentleman ist jenseits in Stube und —" „ES ist gut, Manasse, geh mtt Deinem Weibe und besorge die Pferde, wir haben mit dem Herrn zu reden. Wo ist Deine Tochter?" „Dort im MaiSfelb", grinste Manasse wieder, „und —" „Schon gut, laß uns allein." Manasse trollte mit seiner Gemahlin ab. Dick stieß die Tür auf und trat zuerst ein, die anderen folgten ihm. In dem ziemlich schmierigen kleinen Raum saß «in Fremder, ein junger hübscher Mensch, in gut sitzendem, aber einfachem un festem Zeug, wie «S für einen Ritt durch Li« Prairi« zweck mäßig ist. Er hatte sich Eter und Maiskolben kochen lassen, die er mtt sichtlichem Appttit verzehrte. Er ließ sich durch die Eintretenden durchaus nicht stören, sondern rief ihnen ein freundliches „Guten Tag, Gentlemen", entgegen. Eisiges Schweigen seitens der vter, so daß der Fremde «rstaunt aufblickt«. Al nahm zuerst da« Wort: „Laßt» Euch schmecke», Sir, und wenn Ihr satt s«id, so sagt Bescheid, bann wollen wir Euch ein wenig hängen, wenn Euch recht ist." „Ihr habt «ine merkwtirdige Art, Euch «inzuführen! Schätze, die Hitze hat Euch geschadet, fülltet nicht mittags reiten", sagte der andere gelassen Dick Robertson ftteg die Wut hoch: „WaS soll da» Reden? MachtS kurz! Dein Gleichmut nützt Dir nichts, Bürschchen; in einer Viertelstunde baumelst Du! Wenn Du noch einen Wunsch hast, de« wir erfüllen könne«, so nenn« ihn, aber schnell, wir haben un» mtt Dir schon viel zu lange aufge- halten!" Der Fremde sprang nun auf: „Seid Ihr allesamt ver rückt?" „Nein mein Söhnchen", erwiderte Be», „da» find wir nicht, aber »vir haben hier in Texa» die Eigentümlichkeit, Pferdediebe zu hängen! Wenn Dir die Sitte nicht paßt, so hättest Du Deinen Bedarf anberSwo decke» sollen." Der Fremde übersah jetzt bi« ganz« Gefährlichkeit seiner Lage, di« rauhen Gesetze der Prairie waren ihm nur zu gut befimnt: „Aber Leute, was ist da» für eine wahnsinnige Idee! Ich bin beute morgen auf dem Wege von Cotulla nach Oakville hier angekomme» uud warte hier die größte Hitze ab. Ich bin «in friedlicher Baumwollkäufer und habe mein Lebtag noch keine Pferde gestohlen." „Hilft Dir alles nichts , sagte Ben, „Tu bist überführt, Söhnchen, denn wir können beim besten Willen nicht glauben, baß Dick Robertsons Gaul dem Neger aus eigenem Antrieb eine» Besuch gemacht hat." „Mister Robertson, ich wollte heute noch zu Euch wegen „Ich nehme Deinen Besuch als genossen an, und wie Tu siehst, habe ich mich beeilt, die Höflichkeit zu erwidern. Aber nun wirds wirklich Zett. Hinaus mit Tir." Schnell griffen die vier zu, und im Augenblick waren -em Frem-en die Hände auf dem Rücken zusammengebunden. Dann führte man ihn hinaus. „Halt", sagte Dick, „wir müssen den Schein wahren, erst wird der Nigger gefragt, wie der Kerl mit dem Gaul hierher kam. ES wäre ja allerdings möglich, baß die beiden unter einer Decke stecken, aber ich glaube nicht, daß der Nigger den Mut hat, uns in den Hals hinein zu lügen." Manasse hatte sich mittlerweile genähert und sah ängst lich zu. „WaS hat armer junger Gentleman getan?" stam melte der Neger. „DaS wirst Du ohnehin wissen, Du Teufelsbraten", sagte Dick, „und nun raten wir Tir, wenn Tir Deine schwarze Haut lieb ist, so erzähl« jetzt wahrheitsgetreu, wann und wie dieser Mann hier mit seinem Gaul angckommen ist." Das gutmütige Gesicht des Negers strahlte förmlich: „O, Massa, junger Gentleman Pferd nicht gestohlen, Mister Robertson sein Neger John mit Pferd hier, er besuche^ meine Tochter Daisy!" Und grinsend zeigte er auf «in Pär chen, daS eng umschlungen am Rande des Maisfeldes sicht bar wurde. Erschrocken sahen sich die vier an: „Gobdam, da hätten wir bald waS Schönes angerichtet." Schnell dnrchschnitt Dick Robertson die Bande des Frem- den! „Nichts für ungut, Sir, war nicht böse gemeint. Aber wer seid Ihr denn eigentlich?" „Hol' Euch der Henker", sagte brr Fremde. „Auf ein Haar baumle ich dort oben und Ihr sagt: ist nicht bös ge meint. Wenn Eure gute Meinung in Aufhängen besteht, so danke ich dafür. Ich bin Harry Miller von Millcock, Sons u. Co. und soll hier in der Gegend Baumwolle aufkauicn. Euer Sohn, Mr. Robertson, hat mich noch besonders an Euch empfohlen." „Warum sagt Ihr denn daS nicht gleich, Sir?" „Laßt Ihr einen Senn zu Worte kommen?" Mittlerweile war das LtebeSpärchen in seliger Ver träumtheit herangekommen, ohne etwa» von der Umgebung z« sehen. Dick Robertson schlich sich heran und pflanzte sei- nem Diener eine gigantische Ohrfeig« in» Gesicht, daß er mit samt seinem Schatz umfiel. Gan, entsetzt starrten die beiden dann den wütenden Pflanzer a». „Ich will Dich lehren, ohne Erlaubnis mein Pferd zu reiten, wenn ich mal von Hause sortgehe! Ich will Dich lehren, ehrliche Menschen in Gefahr zu bringen", — hier folgte eine zweite Ohrfeig«. „Danke Deinem Schöpfer, baß di« Aufklärung zur rechten Zett kam. Aber ich bin froh, daß die Sache gut abgelanfen ist, und da mit Du mir nicht so oft vom Hause fortläufst, kannst L« meinetwegen Dein schwarze» Gänseblümchen heiraten! Und Sie, mein Herr, bekommen meine ganze Baumwolle »nm billigsten Preise." -All right, hier meine Hand!"
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