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118. 8. vetta-e z«« Vas Maseum der deutsche« Tech«lt. Seit vielen Jahre« ist ein Werk Le» deutschen Frieden« nicht so allgemein und freudig gefeiert worden wie Di« Eröffnung Lee Deutschen Museums in München am k Mai. Der stellvertretende Reichspräsident, der Reichs- dn-l«r sowie zahlreiche Minister des Reiche» und der Län- »er waren zusammrngekomnien; an dem Festmahl nahmen ADV Personen teil. Es «ar ein Fest der deutschen Technik — «der nicht dl« Feier einer besonderen Errungenschaft, son dern die Ehrung de» Geistes, der in der deutschen Wirt schaft der letzten Jahrzehnte gelebt hat, und den wir unter uilen Umständen über die gegenwärtige staatliche und wirtschaftlich« Krise hinüberretten müssen. Dao Deutsche Akuseum zeigt, was au» den kleinsten bescheidensten An fängen geworden ist, und welches die Schrittmacher des tech, ätschen Fortschritte» waren. An der Feier haben auch zahlreiche Ausländer teilgenommen — zumeist allerdings >ur au» „neutralen Ländern". Da» Deutsche Museum wird ein« der schärfsten Waisen gegen den wirtschaftlichen Pessimismus sein, der leider »«ite Teile unseres Volkes ergriffen hat, und der über wunden werden muß, wenn wir zu staatlicher Erneuerung kommen wollen. Wenn in de» deutschen Erfindern und Konstrukteuren, deren Schaffen im Deutschen Museum »taktisch veranschaulicht wird, nicht die frohe Zuversicht aus Errolg äelebt hätte, so hätten sie nichts erreicht. Für die junge Generation, der keine Gelegenheit gegeben ist, sich einige Jahre ausschließlich dem Dienste für das Vaterland zu widmen, soll das Münchener Museum der deutschen Technik den Sinn für die nationale Gemeinschaft stärken und ihnen die Errungenschaften früherer Generationen in einer weise vor Augen führen, di« ihr die Weiterarbeit an den »och nicht völlig gelösten Problemen und die Stellung neuer Probleme ermöglicht. Dem eigentlichen Müseum, das eine Entwicklungsgeschichte der deutschen Technik ist, wird ein großes Biblivtheksgebäude hinzugefügt werden, das «ine reich« Sammlung von Büchern, Zeitschriften, Plänen und Zeichnungen aufnehmen soll. Erst dann wird das Deutsche Museum eine wertvolle Akademie der praktischen Wirt schaftswissenschaft sein. Mit besonderer Genugtuung muß uns die Tatsache erfüllen, daß das Deutsche Museum gerade in der schwersten Zeit der deutschen Geschichte entstanden ist, und daß es im wahren Sinne des Wortes ein Gemein- schaftswerk aller deutschen Berufsstände ist. Auch die Vollendung des Werkes und seine laufende Ergänzung er fordert zielbewußte deutsche Gemeinschaftsarbeit. er r«gevlatt. SoeveSe«», IN M«i Deutschland, England, Leben»»»». Der Stille Ozean ist das Weltmeer derZüküstst. Der Atlantische Ozean verliert seine bisherige Bedeutung, wie «inst sein Vorgänger in der Weltstellung: da» Mittelmeer. Dieser ist vom Atlantik verdrängt worden, der fetzt vom Stillen Ozean abgelöst wird. Der Stille Ozean verdankt sein« Zukunftsrolke dem Verschwinden der deutschen Flotte aus der Nordsee, dem gewesenen Hauptschauplatz für die Wirksamkeit der britischen Marine. Nicht Minder dem Eicherheitsgefühle der englischen AdmiraliM im Mittel meere, dank Malta, dem letzten Stützpunkte fisr das Gros ihrer Flotte, auf ihrem Wege nach Indien. ' Ihr Augenmerk ist nun auf den Stiften Ozean gerichtet. Dorthin ihr ganzes Sinnen und Trachten! Dort muß das englische Weltreich verteidigt werden: dorthip muß der Hauptschauplatz eines neuen Weltkrieges verlegt werden. Ein Völkerschlachts-Leipzig zur See. Ein Seipzig dieses Jahrhunderts ... Die Schiffahrtslinien de« Indische»: Ozeans, diese Pulsadern des englischen Imperiums, und die Sicherheit seiner Dominions schreien nach Beherrschung de» Stillen Ozeans, nach einem neuen Gibraltars Daher die häufigen und lauten Alarmrufe Neuseelands und das Säbelrasseln der Flottenliga der Dominions .. . Nicht minder erheischt ein ungetrübter Verkehr mit dem Fernen Osten die Besitzergreifung eines maritimen Schlüssels, eines Stützpunktes für die Seemacht. Daher der Kostenanschlag voll zehneinhalb Millionen Pfund Sterling für den Aus bau Singapurs und für seine Befestigungen, in einer Ent fernung von 25 Meilen vom gegenwärtigen Hafen. Im Laufe eines einzigen Jahrzehnts soll dieser Plan verwirklicht werden: von hier aus den Stillen Ozean zu be wachen. In zäher Ausdauer und zäher Arbeit- begleitet von Ablenkungsmanövern und diplomatischen.Verständi gungen auf Kosten anderer: unterstützt von Spaltungen bestehender Koalitionen und von spinnenden Einkreisungen: gesegnet von Beteuerungen einer Weltmission für Völker frieden: verschönt durch weitsichtbare Gesten einer Großmut. Und Japans „kochende Volksseele"? Die Japaner erblicken im britischen Plane eine Heraus forderung und eine äußere Dokumentierung der Abkehr Englands von Japan und seiner Anlehnung an Amerika. Ihr Vertrag von Sachalin macht Japan zum Selbstver- «»«»»». 78. J««rg. sokgrr des Erdöl» und. damst zum künftigen Besitzer einer technisch gleichwertigen Motte. Dem Wetteifer Japan» steht ein volles Jahrzehnt zur Verfügung! Ebenso der weiteren Erstarkung Chinas und der seelischen Motorisierung In diens. Und ein Jahrzehnt unbeirrter und unaufhaltsamer Arbeit bedeutet einen wichtigen Schritt »erwärts und kann einen Vorsprung bedeuten. Das bewies das Jahrzehnt zwischen 1913—1923, in dein die Spindelzahl in Japan, China und Indien um 48 Prozent zunahm, während sie in der gesamten übrigen Welt nur um 9 Prozent gewach sen ist. Der Stille Ozean im.Besitze Englands: ein Weltreich von einem Weltmeere getragen:.ein Mutterland in stetem Zusammenleben mit s-inen Dominions. Ein Zukunftsplan, erträumt aus dem Eilande, dank der Entlastung der Nord see, die Entlastung in der Nordsee dank dem Verschwinden der deutschen Flotte. I In der Nordsee liegt der Lebensnerv Englands. And England fühlt jetzt seinen Lebensnerv geborgen . .. Rur dieses Gefühl der Sicherheit eröffnet ihm Ausdehnungs möglichkeiten von ungeahnten Größen und Machtentfaltun gen in blendendem Lichte. Deutschland, sein Bedroher, herrscht nicht mehr auf der Nordsee: heran an den Ausbau Singapurs! . . . Hält nicht Japan den asiatischen Lebensnerv Englands in der Hand, wir einst Deutschland seinen europäischen ge halten hat? Gesundet nicht Deutschland zusehends? Ertüchtigt nichi, Japan zusehends? Ein interessantes Jahrzehnt nimmt seinen Anfang! ", Dr. K. atbe. Aur eottt von k. kantc« L t^o., Von k'uokürrtell und sodsrev ürrtliesten Autorität«» verordaet uoä swsikotrlen. Au lrckd«» io «potbst« u»<j 8roa«i«ll. kroz«! i- keooioL« uoä korliunsri» Llomeokodeio Aettl« R»re», -Isklr. sie vch Kurt K»meokr««urzo»oiuttt. WMr tz.Mk'1 ßMU-WdM Amskir - ßM«I aese» Tchuppenbildung, Haarausfall u. Auckrei» ist und bleibt unnachahmlich und in der Wirkung nnvergleichlich. Allseitig bestätigt man den hoben kosmetischen Wert, wodurch der enorme Verbrauch feine Er klärung findet. Gr. Fl. RM. 2.-, kl. Fl. RM. 1.28. In allen besseren Spezial geschäften erhältlich. — Erfolg garantiert. Erzeuger: p«l.-r»drUt Kwsllor, kllewllNL. st sioeen Oker«! «ttUEich. kbräolddaltiemu. Lberio tteadrz lMNM kommt, vertilgt Ungei aller Art restlos > ichriitl. Garantie. Vc langen mach« «an, tt man sich sosort in Geschäftsstelle de« Ri Tageblattes meldet unter Offert« ^kanr fäger Röder" an Geschäftsstelle. Marianne. Novelle von Fritz Gantzcr. 2. Fortsetzung. Nachdruck Verbote«. Sanz ander» stand Male zu der Sache. — Al» ihr Leverecht Jensen gleich nach feiner Rückkehr aus dem Pfarrhause feine Absicht kundgab, war sie zu- nächst empört, daß man, ohne ihre gewichtig« Stimme zu hören, bereit» endgültig entschieden hatte. „Wenn'» doch schon abgemachte Sache ist, wozu brauch' ich's zu wissen, Herr Sekretär?" sagte sie spitz. „Freilich mußt du e» wissen; denn du hast für die Aufnahme meiner Nichte die nötigen Vorbereitungen zu treffen. „Da» Hau» ist blank von unten bis oben, Herr Sekretär." Sie sah ihren Herrn gereizt an, daß er von „Vor bereitungen" sprechen konnte, wo ein» Mal« Lindauer da» Regiment führt«. „Da» weiß ich, Male", sagte Jensen begütigend. „Du wirft doch aber jedenfalls davon überzeugt sein, daß es trotz aller im Haus« herrschenden Ordnung und Sauber keit manches vorzubereiten gibt. Die in Aussicht stehend« Vergrößerung des Hausstandes verlangt reifliche Er wägungen." „Und wird «ine Unruhe in unser fülle» Hau« bringen und Verdruß und Unpünktlichkeit und Unordnung und .. „Male, ich verbiete dir diesen Ton I" unterbrach Jensen di« hastig hervorsprudelnden Wort« seiner Haushätteriu gereizt. Sie biß sich auf die Lipp«« und «ntgegnet« gelassen: ,0, lch bin ganz, ganz still, Herr Sekretär. — Ich will nicht» gesagt haben, ad«r Si« werden an mich Lenk««, wenn «» zu spät ist." Dann schlüpfte si« hinau» und ließ ihren Herrn mit «inem unbehaglichen Erfühl zurück. ' Also f» begann « l S«tt fünfzehn Jahren stand Mal« Lindauer seinem Hauemesen vor, aber so, wie heut« abend, hatte» sie noch nicht zusammen gesprochen. ? «r gestand sich, daß Mal» mit ihr«, Befürchtungen nicht so ganz, unrecht hab«, ihm selbst rearen ja ähnliche Bedenken aufgestiegen ... Roch »ar e» Zeit, zu dem ersten Entschluß zurück- zukehrea »nd den unter Lreinflußung gefaßten zweiten umzustoße». Solüe er? Rein, wenn er — auch gewollt hätte, er konnte nicht «ehr: Pastor Jakobs«, hatte o» et»« «mpfiudltch« Stelle seine» inneren Menlmrn aerükrt. Lederech« Jensen wollt, nicht nur ttn heche», n wollt- als solch« Sch auch betätige». - Bl« lang« nach »itternocht bramtte Haus« de« Sekretär, Lederecht Least» Licht. Hannesrieder Lorenzen, der nächtliche Hüstr^JrrNinq- Hausens, der mit langsamen Schritten durch di« stille Straße schlurrte, blieb erstaunt, vor dem Haufe.stehen. Beim Sekretär Jensen nach Mitternacht uo^Mchtl?.,. Das war ja ein bisher nicht dagewesenes ErelgÜirl Punkt zehn lag sonst das Hau» im Dunkeln. 77- Ob einer stahl? - Vorsichtig ging der nächtliche Hüter bi» unter die Fenster und lugte in da» erleuchtete Zimmer. — Da faß Leberecht Jensen vor seinem schlichten Schreib tisch aus Birkenholz über ein Briefblatt gebeu^und fügte bedächtig Buchstaben zu Buchstaben. „Der Brief muß pressieren, daß er sich so aus feinem alten Text rausbringen läßh" dachte Hannesrieder Lo renzen, al« er gemächlich writerschlurtte, um zu seinem Schlafplatz an der alten Stadtmauer zu kommen, «0 ihn die schwatzenden, murmelnden Wasser des plätschernden Röhrenbrunnens sacht und süß in einen traumlosen, festen Schlummer lullten. -i Er konnte ganz getrost schlafen: denn in Freiling» Hausen gab e» nur gute Leut«. Die Zunft der Einbrecher und Brandstifter kannte man kaum vom Hörensagen. — Hannesrieder Lorenzen schlief längst .... Und über der guten Stadt mit ihre» stiften Gassen und ihren 00m Tagewerk ausruhendrn Bewohnern stand der volle, silbern« Mond. Es schien, als wenn er leise und friedlich lächele. —_ Leberecht Jensen war mit seinem Briefe fertig, er versiegelte ihn, schrieb die Adresse mit peinlicher Korrekt heit und löschte die Lampe. — Und just um dieselbe Stunde, al» er sich Mit «inem Gefühl der Befriedigung zur Ruh« begab — haucht« di« Schwester ihren letzten Seufzer aus, und di« verlassen« Mariann« drückt« ihr di« gebrochenen Augen zu. Der Tod kam der Nachricht Leberecht Jensen», die alle Sorgen einer Mutter um di« Zukunft ihre» Kindes hinwegnehmen sollt«, mit schnellerem Schreiten und rück sichtslos zugreifenden Händen zuvor. Nun „pressierte" der Vries nicht mehr, — ? L Kapitel. «in klarer, würziger Eeptemdernachmittag. ging mit, Hellen, lachenden Augen durch die stillen Gäßchen der kleinen Stadt und schaut« in jede» Hau». D Sein Leuchten stahl sich auch in Males Reich und kokettiert« mit dem blitzblank gescheuetten Kupferkesstlauf dem Bord« und den funkelnden Zinngesthirten an de» Länden. Wale hatte e» immer gern, wenn ihre Küche im Sonnengold lag. Ader heut« achtete st« nicht aus die neckischen Lichter, sondern saß mit einem verbissenen Zug «nt den Münd uNd mllbösen Falten auf der Stira vor dem eichenen Küchentisch« und schnitzelt« BohneMI Si- philosophierte! - ' . Und e» war «in« oan» sovderbäv- »Inen^kt, vUr ksie ' Mate Lindauer verständliche Philosophie, die sie in «e»" danken »der teilweise im halblauten Selbstgespräch mW» wickelte. Veranlassung zu ihren tiefsinnigen Betrachtungen ged die zur unumstößliche» Gewißheit gewordene Tatsache daß Mariann, Gesenius heut« nbeod idrrn Einzug iu das stille Hau» hallen würde. Dies« Marianne Gesenius l Arme», stilles Hau»! Da, waren die K»nz«nttatien,punNe Make LMvaner- scher Philosophie. — Seit zwei Tagen war Male allein im Hause. Vor gestern war Leberecht Jensen auf die Nachricht von dem Tobe seiner Schwester nach Berlin gereist, und heut« morgen war die lakonische Mitteilung von ihm einge- troffen: „Wir kommen morgen abend. Richt« deine Bor- berritungea darnach eint" „Vorbereitungen"! Gab es denn für Male ein noch verhaßter«» Wort? ! Da» sollte sie eigentlich vorbereiten? Höchsten», daß sie die als Zimmer für die Fremd« bestimmte Giebelstube lüstete, um den Kopsschmerz er zeugenden Kampfer- und Laoendelgeruch etwa» abziehen zu lassen, und daß sie da» Bett herrichtete. Dann mochte sie kommen, diese Mattanne Gesenius Male haßte sie, ohne sie zu kennen, ohne sie gesthell zu Haden. Letzteres war ja aber auch nicht nötig: denn sie konnte sich denken, was man von ihr zu erwarten hatte. Sie wußte nur, daß die Richte ihre» Herrn da» Kind eines Künstler» war, und daß sie aus Berlin kam. Aber diese Tatsachen genügten ihr, um über Mattanne unbari» herzig den Stab zu brechen, ohne ein Fünklein Mitleid für die Waise und ein Körnlein Entgegenkommen für di« Fremde übrig zu haben. Künstler l Mein Gott, das waren ja Menschen ohne Moral, Leute, denen ein frommer Christ au» dem Wege ging — Personen, die für Ordnung, Pünktlichkeit, Häus lichkeit keine« Funken Verständnis besaßen. Male hatte ja Beispiel« l Kamen doch „Künstler" hin und wieder auch in die stille, kleine Stadt. Grellgrün gestrichene Wage», von ab- getriebenen Pferden gezogen, klapperten dann Über da» Pflaster. Auf dem Marktplatz gab es «in große» Halt. Hier wurden Stangen und Gerüste «reichtet und Sell« ausaesoannt. Und am Abend fand schon die erst« große Vorstellung statt, in der man für «inen Rick«! halsbreche risch«, sündhafte Künste, die von d«r Truppe in un anständiger veklridung gezeigt wurden, zu sehen b» kam»— Ra, und diese» fremde, heimatlost Volk nannte sich anch „Künstler" l Und dann Berlin! Dies« Stadt «ar für Wale ein Hölstnpfnhl, ew Vad^ ein Sodom und Gomorrha. Dort wucherten nach ihr« Metnuna Schande und Salier wie Unkraut ü» »«rmjiderw»