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Beilage;nm Nteiaer Tageblatt Mittwoch,«. Mai IÜ4Z, abends SS Jahrg. Veovaganda und MrMchlett Der von Beaverbrook erneut zum Aufflackern ge brachte Streit um die zweite Front hat jeht zu einem direkten Eingreifen Churchills geführt. Schwedische und schweizerische Zeitungen melden übereinstimmend aus Lon don, daß die Regierung die Anweisung gegeben habe, die „Agitation zur Errichtung einer zweiten Front" bis aus weiteres einzustellen. Zur Begründung wird mitgeteilt, daß die ursprüngliche Begeisterung für die zweite Front hinter nüchternen Erwägungen zurücktreten müsse. Die Voraussetzungen für eine zweite Front seien noch nicht er füllt. Deshalb dürfe die Diskussion nicht künstlich eine Volksstimmung erzeugen, die bann das tatsächlich Geleistete zu unterschätzen droht. Die englische Regierung sei jeden falls der Meinung, daß die Sowjets die Kämpfe dieses Sommers an der Ostfront allein durchstehen müßten und daß sie dazu auch in der Lage wären. Deshalb werde man in London die Entwicklung der Dinge abwarten und alle wetteren Entscheidungen von dem Verlauf der kommenden Ereignisse abhängig machen. In ähnlicher Weise äußerte sich der Oberkommandie rende -er USA.-Marinestreitkräfte in -en europäischen Gewässern, Admiral Stark. In recht gewundenen Aus führungen vor Pressevertretern vertrat er -en Stand punkt, daß ein Kampf „gegen eine überwältigende Ueber- macht" nur zu Niederlagen führe. Nur wenn man das Risiko genau berechnet uird alle schweren Risiken, wenn er forderlich, auf sich nimmt, folge man der absoluten strate gischen Notwendigkeit. Nach Stark können die Amerikaner „kaum den Zeitpunkt erwarten, wo unsere Macht den Punkt erreicht hat, an dem wir, anstatt warten zu müssen und den Vorteil eines jeden Schlupfloches wahrzunehmen, wie wir es jetzt tun müssen, auch unsererseits zum Schlage aus holen können". Aber dieser Zeitpunkt scheint auch dem amerikanischen Admiral noch ziemlich fern zu liegen, denn er meinte gleichzeitig: „Wenn wir zu einer Offensive über gehen, müssen wir damit fortfahren können." Und als man ihn fragte: „Sind Sie für eine zweite Front in die sem Jahr?" antwortete er ausweichend und nicht gerade übermäßig geistreich: „Ich bin für eine zweite oder dritte Front-„Offensive"." Aus diesen übereinstimmenden Aeutzerungen zieht man in London den Schluß, daß sich die englische Negie rung zu einer entscheidenden Waffenhilfc für Stalin außer stande steht. Sie begnügt sich wie bisher damit, unter sehr schwierigen und kostspieligen Umständen dem Bolschewis mus Kriegsmaterial zu liefern, aber für den weitaus schwereren und blutigeren Widerstand der Bolschewisten an der Ostfront hat sie nur phrasenhafte Ermunterungen übrig. Erst wenn die Bolschewisten durch ihr Kämpfen be wiesen haben sollten, daß sich eine weitere Hilfe noch als nützlich erweist, will man sich dann mit dem Problem der zweiten Front wieder .näher befassen. Vorläufig bemüht man sich nur, auch den Bolschewisten diese neuesten Win kelzüge der britischen „Kriegskunst" klarzumachcn und sie genau wie die Inder auf eine „Zukunft" zu vertrösten, die ihnen dann jene Erleichterungen bringen soll, von denen sie bisher nichts bemerkten. Soweit zu erkennen ist, hat dieser neueste britische Umfall bei Stalin eine sehr begreifliche und erbitterte Mißstimmung hervorgcrufen. Der „Daily Herald" ent hüllte jedenfalls die Tatsache, daß bereits seit längerer Zeit englisch-sowjetische Besprechungen abgehaltcn werden, die dem Problem der zweiten Front gewidmet waren. Da bei ist es nach der Darstellung des englischen Blattes zu „großen Meinungsverschiedenheiten" gekommen. Nach allem, was durchgesickert ist, haben die Bolschewisten die von Maisky nnd Litwinow angemeldeten Fordernngcn au? eine Direkthilfc Großbritanniens nnd der USA. nach wie vor anfrcchterhalten. Die gegenseitige Verärgerung scheint durch die englische Absage so groß geworden zu sein, daß der „Daily Herald" bereits die britische Negierung be schwört, doch um Gotteswillen eine Einigung herbeizu führen, um den schon schwer genug betroffenen sowjetischen Bundesgenossen nicht noch weiter anfzuregen. Auch diese Indiskretion des britischen Blattes paßt gut zu den Mel dungen über das Scheitern der zweiten Front-Hoffnungen. Die Auswirkungen der englischen und amerikanischen Nie derlagen zeichnen sich hier deutlich ab. Die harten Tat sachen der Wirklichkeit sind eben auch durch die schönsten Propagandakünstc nicht aus der Welt zu schaffen. Appell zur Abscküttelung des britischen Jocks Rash Bchari Bosc an lei»,' Laudslentc >1 Tokio. In cincm Icideiiichasitichcn AppkU an die Judcr, sich zu rheben und das britische Joch abznwcrscn, erkliiric der Vorkämvfcr siir dir indische Nnabhänaiakcit, Rash Bchari Bosc, die Inder mühten schon setzt erwachen, denn sonst würde das heutige Schicksal der Burmesen morgen auch ihr Schicksal sein. Die Einnahme von Mandala», der Hanvt- stadt des nun unabhängigen Burma, diene dazu, den Indern die britische Tyrannei erneut ins Gedächtnis zu ruscn. „Mir alle wissen, wie viele indische Patrioten viele Jahre der Qual und der Bitterkeit in britische» Gcfängniffcn in Mandalay verlebten." Rash Bchart Bose wies daranshin, daß das burmesische Volk setzt unter den Greueln und Bermüftnngcn zu leiden hätte, »le die britischen Truppen aus ihrem Rückzug beginge». Wenn die Inder nicht sosort zur Tat schritten, mühten sic ebensolche Vel den durchwachen wie die Burmesen. Die Briten würden nach ihrer Vertreibung aus Burma Indien, ihre letzte Kolonie in Oftasicn, aus Kosten indischen Blute» ,u halten versuchen. Brutaler Uebersall aus Madagaskar USA. decken Churchills Gangster-Politik Koloni al- »n der Oftküftc von Madagaskar zieht sich eine Kette Sic sind durch schmale Vandschwellrn ooneinander ge eisten KolonisationSarbeiten der Kranzoien war da» Schwellen, und damit war im Süstensaum ein Wasser- Das State-Departement in Washington hat sich beeilt, Zusammenhang mit der englischen Landung aus Mada- Französtsche Meldungen besagen, daß di« französi schen Streitkräfte auf Madagaskar den Befehl haben, den Engländern Widerstand zu leisten. Madagaskar liegt als viertgrühte Insel »er Erde vor »er Oftküftc «srtkaSt ter etwa «Ost Kilometer breite »anal von Mozambique trennt »te beide» großen Landgebtet« voneinander. Bet einem Flächeninhalt von etwa «ivliva Quadratkilometern ist Madagaskar größer al» ganz Frankreich; die LängenauSdchnung von Nord nach Süd beträgt l»SV Kilometer, und da« entspricht etwa »em Weg von Berlin nach Sizilien. In dem englisch-sranzösischen Kampf um die Vormacht aus »em See wege nach Indien, der bi» zur Eröffnung de» Suez-Kanal» eine lauge Segelschtssretse um da» Kap der Guten Hossnung nötig machte, verlor Frankreich detm iluSgang der napoleonischen Kriege die Insel Bourbon, die dann von Len Briten in Maurttiu» umgetauft wurde. Da» gletche Schicksal tras die weiter nördlich gelegenen, viel« Jahrzehnte al» franzö sisch« Klottenstation benutzte« Seychellen. So blieb den Franzos«» ttt diesem wetten vstasrikantschrn Jnselbereich nur zweierlrt: einmal Reunion, da» immer noch einen wichtigen Poften am Seewege nach Indien dar- steltte, und dann Madagaskar, wo Frankreich tm siebzehnten und acht, zehnten Jahrhundert ohne besbnderen Erfolg Koloutsationsversuche unter nommen hatte. Erst tm Jahre lSW kam e» nach langwierig«» diploma tischen Auseinandersetzungen mit England zur endgültigen Erwerbung der gesamten riesigen Insel Madagaskar. Die Franzosen hatten damit ein zwar etwa« entlegenes, aber sehr groß«» und reich«» Kolontalgebiet in Besttz genommen, von Lagunen hin. trennt. Etne der Durchstechen dieser weg von etwa 70V Kilometern Länge gewonnen. Madagaskar hat einige sehr brauchbare Häsen; der beste von ihnen ist Dtego-Suarez, der von den Franzosen zum Kriegshasen auSgcbaut worden ist. Das Innere d«r Insel ist gebirgig und unwegsam; darin liegt auch dt« Erklärung, »aß die Bewohner bt» zum Anbruch unsere» Jahrhundert» die französische Eroberung abwchren konnten. Madagaskar hat Tropenklima. Der regen reiche Osten ist von dichtem Urwald bedeck«, tm trockenen Süden dehnen sich weite Steppen. Die gesamte Tier- und Pflanzenwelt weift daraus hin, Laß Madagaskar einen Brückenpseiler von Afrika »ach Indien UN» Australien darstellt. Diese besondere Stellung »er Insel zeig» sich auch in der Hcrkunst seiner Bevölkerung. An der Ostküfte Ieb«n Stämme, die eine so starke Aehnlichkcit mit »en Javanern haben, daß man ihnen «ine» indochinesischen Ursprung ,»schreibt. Im Besten sitzen Völkerschaften mit den körperlichen Merkmalen »er arabischen Raffe. Im Süden haben die wichtigsten Stämme einen ausgesprochen polynesischen Typ. wirtschaftlich von Bedeutung ist der Reichtum »er Insel an Wal», an Großvieh und Mtneralschäycn. Tas Land ist,mtt etwa ?,s Millionen Menschen außerordentlich dünn besiedelt, und dcr^Arbcitermangel hat eine Nutzung der natürlichen Reichtümer stark behindert. Zu weltwirtschaftlich bedeutenden Erfolg«» ist Frankreich auch aus d«m Grunde nicht gelangt, weil aus die Entwicklung »er Verkehrswege kein Wett gelegt wurde, und das hängt wieder damit zusammen, daß die Insel Madagaskar in d«M gewaltigen französisch«« Kolonialreich immer nur al» abgelegen«» Msov» vat betrachtet wurde. jf Berlin. Wie Reuter aus London meldet, hat Churchills Kriegsmtnisterium am Dienstag morgen be kanntgegeben, daß britische Streitkräfte auf der ranzösische« Insel Madagaskar gelandet sind. im - . . „ ... ... gaskar eine Verlautbarung herauszugeben, die angeblich >m gleichen Wortlaut dem französischen Botschafter in Washington auSgchändigt wurde. In dieser Verlautbarung identifiziert sich die Negierung der Vereinigten Staaren ausdrücklich mit dem englischen Ncberfall, der damit begründet wird, baß einem angeblichen japanische» Unternehmen gegen den französischen Flottenstützpunkt Diego Suarez auf Madagaskar znvorgckommen werden sollte. Im übrigen zeigt die amerikanische Erklärung, in welchem Maße die Außenpolitik der USA. heute von einer Gangstermoral beherrscht wird. Der Neberfall auf das sranzösiscbc Gebiet Madagaskar wird darin als eine treu- bauderische Maßnahme hingcstellt, nnd es wird mit beson derer Betonung erklärt, daß, sollte die französische Regie rung sich gegen diese willkürliche Aktion gegen ihr Hoheitsgebiet zur Wehr setzen, die Bereinigten Staaten dies als einen Kriegsakt gegen sich betrachten würden. Das neue japanifcke Sckiffsbauprogramm Japanischer WirtschastSverbaud empfiehlt den Bau von 18 Millionen BRD. Handelsschiffsraum jl Tokio. Zu dem neuen TchissSbauprograinm, das Sic Negierung für Ende Mai dem Reichstag zur Genehmi gung vorlcgt, meldet „Tokio Asahi Schimbun" folgende Einzelheiten: Bei Beginn deS China Konflikts besaß Japan rund vier Millionen BRT. Schiffsraum, die für den in folge des Kriegsausbruchs gewaltig gestiegenen Bedarf selbst dann nicht ausreichen, wenn die Neubauten der letz ten Jahre cinbezogcn werden. Angesichts dieser Lage emp fahl der japanische Wirtschaftsverband am Ende des ver gangenen Jahres den Bau einer Handelsflotte von 15 Millionen BRT. Kurz darauf erließ die Re gierung eine Reifte organisatorischer Maßnaftmen zur Be seitigung aller sich aus den Arbcits- und Materialliese rungssragcn ergebenden Schwierigkeiten. Um alle techni schen Probleme möglichst zu vereinfachen, wurde gleich zeitig die Herstellung von nur zwei Standardtypen beschlossen. Jede Schiffswerft crftält nur einen Typ zuge teilt. Auf mehreren Werften haben die Arbeiten bereits begonnen. Die Erneuerung des japanischen Reichstags jl Tokio. AlS erste politische Maßnahme nach der Bildung des neuen Reichstages hat, wie Domei meldet, Ministerpräsident Tojo am Dienstag abend 6ö bekannt« politische Führer eingeladen, zu einer Konferenz zusam- mcnzutreten, die sich mit der Schaffnng eines „Natio naldienst Reichstags" befassen sott. Neber den eigentlichen Gegenstand der Beratung ist noch nichts Näheres bekannt. Japanische Truppen von Burma auS in Tsckungking-China eingedrungen Nack in Tscftnngking veröffentlichten Meldungen sind japanische Truppen von Burma aus in -ie chinesische Provinz Pncnnan eingedrnngcn. Der Sprecher der Tschnngking Regierung erklärte, daß die japanischen Trup pen in der Nähe von Wanting, etwa hundert Kilometer nördlich von Lashio, die chinesische Grenze überschritte» hätten. Die neue Niederlage der englischen Luftwaffe über dem Kanal jf Berlin. Zu den bereits gemeldeten Erfolgen deut scher Jäger über dem Kanal gibt das Oberkommando der Wehrmacht noch folgende Einzelheiten bekannt: Sechs britische Bombenflugzeuge, die sich in B«glei- tung von über 50 SpitfireS Montag vormittag gegen ll>M Uhr der nordfranzösischen Küste näherten, wurden noch über dem Kanal in großer Höhe von deutschen Jägern gestellt. Bei den sich entwickelnden hartnäckigen Lustkämp- fcn erhielt die erste Spitfire in 7000 Meter Höhe so schwere Treffer, -aß sie steil mit schwarzer Rauchfahne abstürzte und noch in der Lust zerplatzte. Eine Minute später stürzte eine andere Spitfire aus Sützü Meter Höhe mit Heller Stich flamme unmittelbar in die See. Eine dritte Spitfire rrndeltc nach einem kurzen Luftgefecht aus 7VW Meter Höhe über die reckte Tragfläche mit dunkler Rauchfahne ob und schlug etwa 8ü Kilometer vor der Küste aus -em Meer auf. Zur gleichen Zeit wurde eine weitere Spitfire das Opfer eines deutschen Jägers. Der Pilot der fünften Spitfire, -ie kurz vor II Uhr aus Meter Höh« abge schossen wurde, konnte sich durch Fallschirmabsprung retten. Etwa 10k> Kilometer vor Le Havre wurden um die gleiche Zeit zwei weitere Spitfire abgesckoffen. Montag nachmittag kam es abermals zu einem erbit terten Lnftkampf, bei dem innerhalb von fünf Minuten sieben Spitfire abgesckoffen wurden, die sämtlich r« -en Kanal stürzten. Fünf britische Piloten konnten noch recht zeitig aussteigen und sich mit dem Fallschirm retten, bevor ihre Flugzeuge, meist schon in der Luft abmontierend, ins Meer stürzten. Am Abend wurden gegen kV,30 Uhr abermals zwei Spitfire in großer Höfte abgeschossen. Damit hatten -ie deutschen Jäger wiederum einen großen Tag. Sprmigh»steS Steigen der Ausgaben für Englands Krieg )t Stockholm. Nach einer Londoner Meldung be liefen sich die Gesamtausgaben Großbritanniens in der vergangenen Woche ans 127 4Ü6W9 Pfund Sterling, d. h also mehr als 18 Millionen täglich und 38 Millionen Pfund Sterling mehr, als die Ausgabe« in -er vergan genen Woche betragen haben. VUlnner -er Organisation Todt stelle« «ine« «eue« Unterseeboot-Stützpunkt her tPK.-«»l>uchm«: Kriegsbericht«! Schwarz.Atls-Wag.s Fährbetri«» über «in«« Flnh i« Oft«, ffpK.Auftmhme: »N««»»«rtqt,r Schmidt-Schaumdurg-Sch..««»»