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Unsere Moniere — Kürzlich zeichnete der Führer eigenhändig den Oberst leutnant der Pioniere Mikosch und seinen Feldwebel Port- stcsfcn mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes aus. Diese höchste Anerkennung des Verdienstes, die vielen Frontberichte, in denen neben den anderen Waffengat tungen der Pionier besonders hervorgehoben wird, lenken stets von neuem wieder die Aufmerksamkeit auf die Pio- nierwassc. Auch -er Hauptmann der Luftwaffe Witzig, der in Verbindung mit Major Koch das stärkste Fort der Festung Lüttich bezwang, ist ehemaliger Pionier und war auf Grund dieser Ausbildung wohl besonders befähigt, den kühnen Handstreich dnrchznsühren. Die Pionierwaffe, im Frieden weniger bekannt, tritt nun im Kriege um so leuch tender hervor. Wenn im Frieden bei Hccresparadcn Infanterie und Artillerie eindrucksvoll mit ihren Waffen und Geschützen in Erscheinung treten, sieht man vom Pionier nur die schweren Zugmaschinen mit angehängten grasten Ponton wagen, die der Phantasie des Zuschauers wenig Anregung bieten. So entsteht der Eindruck, dast die Pionierwafsc schwerfällig fei und nur technische Aufgaben habe. Doch das ist weit gefehlt. Schwesterwasfe der Zufauterie Besondere Kampfmittel anwendcnd, ist die Pionier waffe ähnlich wie die Artillerie eine Schwesterwasfe der Znsanterie. So wenig der Znsanterist in seinem Angriffs geist den Artilleristen entbehre» kann, der ihm den Feind auf weitere Entfernungen niederkämpst, um so weniger kann er in dem weitgehend»'» durch technische Erfindungen bestimmten neuzeitlichen Kamps den Pionier entbehren, dessen rücksichtsloses Draufgängertum ihm erst den Feind widerstand in unmittelbarer Nähe bricht. Znsanterist und Pionier sind verschworen auseinander,' denn nur der Pio nier ist in der Lage, die sich vor dem Znsa-ntcristen aus türmenden feindlichen Hindernisse zu beseitigen und ihm -en Weg zum siegreichen Borwärtsdringen zu bahnen. Kämpfer i« vorderster Linie Nur in allervorderster Linie kann der Pionier seine unscheinbaren Nahkampfwasscn anwendcn. Deshalb sicht man sie auch nie im Bilde festgehalten. Erst wenn ein mit erlebender Zeichner den Pionierkamps darstcllt, erhält der Anstcnstehendc eine Vorstellung vom Pionier als Kämpfer. Einen solchen eindrucksvollen Bildbericht brachte in fes selnder Weise kürzlich Hans Liska in der „Berliner'Zllu- strirlen" vom 22. Mai 1»4U. Vielseitig ausgebildet, umsichtig, geistig rege und ge wandt must der Pionier sein, um seinen stets wechselnden Kampsausgabcu gerecht werden zu können. Eisern ist der Pionierdicnst schon in Friedcnszeitcn. Er verlangt hart zupackendc Männer, wenn z. B. bei grimmigem Frost die kältestarrenden Hände am nassen, schweren eisernen Brückenbaugcrät festfrieren wollen, erfordert kaltblütiges Handeln, wenn mit den gefährlichen Nahkampsmitteln ge übt wird. Zn seiner scharfen Friedensschule wird der Pio nier zu einem sich rücksichtslos cinscvenden Kämpfer er zogen, der für den Ernstfall aus das Beste vorbereitet ist. Zm Sturmboot gegen den Feind Da ist der Angriff über den Flust: Aus dem gegenüber- liearnden User hat sich der Feind lunter dichten, Stachel drahlvcrhau, mit Maschinengewehren und häufig auch Bunkern gespickt, in uneinnehmbar scheinender Stellung frstgesetzl. Nach kurzer Artillerie- oder auch Fliegrrvorbr reitung brausen die kühnen Pionier Sturmtrupps in ihren schnellen Sturmbooten, ungeachtet des feindlichen Ab wehrfeuers über den Strom, schlagen mit Sprengladungen lassen in den feindlichen Drahtverhau, schassen eine Stel lung, bis in den nächsten Wellen die Znsanterie, anfangs noch mit den schnellen Pivniersturmbooten. dann von den Pionieren mit Floßsäcken übergesctzt, in die Einbrnchstelle nachslürml und diese in zähem Kamps erweitert. Zn der Zwischenzeit hat der Pionier ans seinen Pontons schon Fähren gebaut und seht mit diesen neben schweren Zusan lericwafscn bereits auch einzelne Artilleriegcscbntzc über, bis er narb lurzer Zeit schlicstlich mit seinem schweren Ge rät eine Brücke über den Strom geschlagen Hal. ans wel cher unaufhörlich die weiteren Angriffswellen gegen den Feind vordringen. Pioniere bezwingen Buuter und Panzerwerte Schwieriger ist der Einbruch in eine feindliche Bunter kinic: Auch hier geht Artillerievorbereitung voraus, häufig auch durch Stukas verstärkt. Dann bricht der ans wenigen beherzten Männern zusammengesetzte Pionier- Sturmtrupp hervor, der im feindlichen Abwehrfeuer Gas len in das abwehrende Stacheldrahtverhau sprengknd, sich unmittelbar bis an den Bunker heranarbcitet, um diesen mit seinen verschiedenartigen Pionierwassen zu erledigen. Da fährt in die senerspeicndc Maschinengewehrschartc des Bunkers der Strahl des Flammenwerfers, der vernebelnde und ätzende O.nalm der Ranchröhre - und unversehens .-»'»Kodiert die vorgcbrachte Sprengladung, welche Schieß- scharten und Panzertuppckn zerstört. So wird Scharte um Scharte zum Schweigen gebracht, bis der Bunker oder das Panzerivcrk genommen nnd der vorwärtsstürmenden Zn sa-utcric die Bresche für das weitere Vordringen er zwungen ist. Eine unheimliche Waffe des Pioniers Zst die feindliche Stellung durchbrochen, so erwachsen dem Pionier im weiteren Vormarsch der Armee neben dem geschilderten Kampf im frontalen Vorstost neue Auf- die Wegbereiter des siegreichen Vormarsches gaben für die Flankendeckung. Sichert die Artillerie ans weite Entfernung, so greift der Pionier zum Schutz der Flanke in unmittelbarer Nähe der Infanterie zu seiner neuen Spezialwaffc: „Mine". Eine todspeicnde Zone wird fük den Feind unkennbar in der Erde versenkt: Schwere Minen, die beim Ueber- fahren die feindlichen Panzer in die Luft jagen, leichte Minen, die beim Betreten die feindlichen Schützen ver nichten. Abgesehen von Fliegerbomben und vom Gas ist die Mine wohl die unheimlichste Erfindung der neuzeit lichen Technik. Bei Tag und Nacht, im Feuer feindlicher Maschinengewehre und Artillerie, hat zn Beginn des Krie- des im Westen der Pionier vor den eigenen Infanterie- stellungen seine gefährlichen Minen eingegraben, überwacht und ergänzt. Sie waren das wirksamste Kampfmittel gegen ein feindliches Vordringen zur Saar und Mosel. Versucht aber der Feind, den Vormarsch auszuhalten durch Minenfelder oder durch versteckte Minen in Häusern nnd Ortschaften, so weist der Pionier trotzdem den Weg zu bahnen. Mit scharfem Auge und Hellen Sinn spüren Pionier-Luchtrupps das verminte Gelände im feindlichen Feuer ab, um die dicht au dicht im Erdboden oder an Zäu nen, an Türen nnd in Häusern getarnt verlegten Minen aufzufinden und sic unschädlich zu machen, damit der Weg wieder frei wird. Mauch braver Pionier hat trotz aller Umsicht bei dieser schwierigen und gefährlichen Aufgabe sein Leben lassen müssen. Aebnlich ist cs, wenn im Vormarsch die Strasten durch Hindernisse, Barrikaden oder gefällte Bäume gesperrt sind. Auch hier lautet die Parole: „Pioniere vor!" Schon bei leichter Berührung bringen solche mit unsichtbaren Sprengladungen versehene Sperren dem Ungeübten Tod und Verderben. Der geschulte Pionier aber weist, wie er diesen Teufeleien zu Leibe rücken kann. Er kennt ihre An lage, da er notfalls in der Verteidigung sic ja selbst er richtet. Pioniere im Stellungskrieg Kommt es zum Stellungskrieg, so erwachsen dem Pio nier neue mannigsachc Aufgaben. Er berät und unterstützt die anderen Waffen im Graben- nnd Ltellungsausbau. sorgt für Be- und Entwässerung, errichtet umfangreiche Pionier Parks mit Gerät und Stellungsbaustofsen nnd manches andere mehr. Nun entbrennt auch der Krieg unter der Erde. Mit weitverzweigten Stollen unterminiert der Pionier das Grabensnstem des Feindes. An ihrer Spitze werden die Minierstollcn mit Lprengmnnition geladen. Ein Lchlust in der elektrischen Zündung nnd Teile der gegnerischen Stel lung fliegen in die Lust. Den Höhepunkt im Stcllungstamps findet der Pionier aber beim Ausrollen des feindlichen Grabens: Das über raschende Sprengen des schützenden Drahtverhaus nnd Einbrechcn der Pionierstvßtrupps in den Graben des Gegners mnst das Werk von Sekunden sci-u. Mit Hand granaten lursprünglich eine reine Pionierivassei und dem alles versengenden Flammenwerfer kämpst der Pionier sich vor nnd vernichtet den Gegner. Zn der Verteidigung werden vom Pionier Brücken nnd andere technische Anlagen gesprengt, die dem Feind von Nutzen sind. Den Flnst macht er durch besondere Was- ierminrn sür die Schiffahrt unbenutzbar, er sprengt über nnd auch unter Wasser, kurzum löst» alle Möglichkeiten seiner schwarzen Kunst spielen. Auch infanteristisch must der Pionier kämpfen können Zn seiner pioniertcchnischen Ausbildung wird der Pionier vielseitig nnd gründlich geschult. Wailerdienst, Svrrug und Sperrdienst, Feldbefestigung und Nahkamps i'mnle sorgen für reiche Abwechslung. Zm Kompanieverband must er selbständig kämpfen lönnen und deshalb neben seinen wirksamen Nnblampfwasfen auch die Kampscsart der Znsanteric voll beherrschen. So erstürmte z. B. der kiomere keim Slüc»rnd»u. traeedl.-SrrtNv K.t Oblt. Gerner allein mit seiner Pionierkompanie, unter stützt durch Klak und Pak, kürzlich Werk MS der Maginot- iinie bei Montmödy. Vorläufer der Pioniere schon in allen Zeiten Nicht erst die moderne Technik hat die Pionierwafsc entstehen lassen. Caesars bekannter Rheinttbergang war nur möglich mit entsprechend zur Ueberwindung des natürlichen Hindernisses geschulten Männer-n: Pionieren Wir können uns auch vorstellen, dast die Feldherr«» ver gangener Zeiten sich auf ihren Eroberungszügen den Weg durch ähnlich ausgebildete Leute bahnen ließen. Der Alte Fritz verfügte über Pontoneure, d. h. Brückenbauer, Sap peure und Mineure. Blüchers berühmter, den Feind fo überraschender Rheinübergang bei Eanb war nur möglich durch gut geschulte Pioniere. Rene Waffengattungen entstehen durch Pioniere Bei der Vervollkommnung der Technik bildeten die Pioniere oft genug den Ursprung für neue Waffen gattungen. So gingen um die Jahrhundertwende die Tele graphenbataillone, jetzt zur Nachrichtentruppe weiter entwickelt, aus den Pionieren hervor. Die Pioniere waren auch die ersten, welche die Lusterobcrung für militärische Zwecke dienstbar machten. Aus ihre» Reihen bildeten sich ursprünglich die Luftschiffe»'- und die Ballonabteilungen. Zm Weltkrieg bedienten anfangs die Pioniere die Schein werfer, die Minenwcrser, die Gasbattericn, bis diese sich bei zunehmender Bedeutung dann alle zu selbständige»» Truppenabteilungen entwickelten. Boll bewährt haben sich auch die erst vor zwei Jahren vom Führer wieder ne» ausgestellten Eisenbahnvionier- Rcginwntcr, welche in Polen nnd Norwegen Wunder an Schnelligkeit und Präzision im Wiederaufbau der zerstör ten Eisenbahnbrückcn nnd Linien verrichteten. Pioniere überall! Die jüngste Zeit mit der rasch fortschreitenden Technik stellt dein Pionier immer reichere Aufgaben. Eine vor- wärtsskürmcndc Kriegführung ist ohne ihn undenkbar! P a n z c r p i o n i e r e, die Sonderwafse der Panzer truppe, fürchten weder Tod noch Teufel, um jedes Hin dernis, das sich dem ungestümen Vorwärtsdrang der Pan zer cntgcgenstellt, zu bezwingen. Gcbirgspioniere sind Bahnbrecher der GebirgS- divisioncn. Nur ganze Kerle sind für diesen Dienst geeig net. Z-n Norwegens schroffen Gebirgen bewiesen sie unter Ichwerstcn Bedingungen ihre Tüchtigkeit. Fcstungspivniere errichteten auf Befehl des Führers den gigantischen Westwall, dessen Vorhandensein erst den Führer in die Lage versetzte, seine geniale», Ope rationen zur Befreiung des Reiches von fremder Bevor mundung zn führen. Fallschirmjägern und Lustlandetruppcn. dem Schrecken der Feinde, ist der Pionier unentbehrlich. Zm todesmutigen Einsatz zeigt er bei dieser jungen Waffe sei-v ganzes Können. Der Pionier ist Kämpfer Der hier gegebene Ausschnitt zeigt, dast, vom Außen- stehenden kaum bemerkt, im Rahmen des Heere» eine kleine Elitetruppc unermüdlich für ihre vielseitigen Auf gaben ausgebildet wird. Mit Reckt ist der Pionier stolz auf seine Waffe! Sie erzieht ihn zum harten Kamps. Zn ihrer ungemeinen Viel seitigkeit macht sie ihn aus allen Gebieten beschlagen. Sie gibt ihm unüberwindbare lleberlegenheit u-nd Stärke, die nie ein „Unmöglich" kennt: Der Pionier ist Kämpfer in vorderster Linie, als Bahnbrecher sür jeglichen Fortschritt! So möge dieser kurze Ucbcrblick schließen mit den» Ausspruch des alten Pionier Grnerals v. Mudra: Pionier sei«, heißt angreise«! und den, des Generals der Schnellen Truppen, Guderian; Pa«zer»Pio«ier sei«, heißt de« Teufel ans der Hölle holen! Zm Felde. Schwall«. Major. Drei Generationen Für General von Sch wedler, der jetzt vom Führe» mit dem Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz für rücksichts losen persönlichen Einsatz nnd die Leistungen der Truvven unter seiner Führung ausgezeichnet wurde, hat diese ehrenvolle Auszeichnung noch eine besondere persönliche Note. Hier hat in dritter Generation ein Mitglied der Familie von Scluvedlcr nach glänzenden Wafsentaten der deutschen Armee bei schweren Kämpfen um die Pariser Schutzstellnug und den anschließenden Verfolgungskämpsen über die Marne, Seine und Loire für seine Leistungen die höchste militärische Auszeichnung in Empsang ueb men dürfen. — Der Vater des Kommandierendei» Generals kämpfte 1870 vor Orleans. Eine der dem General unter stellten Division eroberte in diesem Krieg die Stadt Orleans. Zm Anschluß an die Kampfe bei Orleans er hielt der General von Scluvedlcr das Eiserne Kreuz: ihm selbst wurde iu Anerkennung seiner Verdienste nach Orleans 1940 das Ritterkreuz verliehen. — Vor einigen Tagen stand General von Schwcdler bei einem Großen Zapfenstreich im Hofe des Schlosses von Versailles. An gleickrer Stelle, in demselben Hof, standen 1814 sein Groß vater, 1871 sein Vater, beide ebenfalls nach einem ge wonnenen Feldzug. Vic ««leciickik N»ten roi I.» Rockull«. ceosiiir-eg. VeNdilil »»zen!>l>ri! K.» vinlldir t>«,clilt <U« »,i>«r,Ic,u <ie« Solz»«««. <I«r i« Nir«r zd*«»«al>kli <11, ffrlger deNeiit kr »le kein I, l>«,iec oräiniar »der,,des. cscttuuer kg.-VeUdllä