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Nie vergessen! 9. November 1918. Im Walde von Eompiegne ist die deutsche Waffenstillstanbsbelegation erschienen, um mit Marschall Hoch in Verhandlungen über die Bedingungen siir den Waffenstillstand einzutreten. Koch empfing die deutschen Vertreter in feinem Salonwagen. Man begrüßt die deutschen Herren sehr kühl und nur mit einer knappen Verbeugung. Dann führt man sie an den Konferenztisch, und Koch fragt sie nach dem Zweck ihres Kommens. „Wir sind gekommen, um die Vorschläge der verbün deten Mächte entgegenzunehmen für einen Waffenstillstand zu Lande, zu Wasser, in der Luft, an allen Krönten und in allen Kolonien." Darauf Foch eisig kalt: „Ich habe keine Vorschläge zu machen!" Graf Oberndorfs greift ein: „Die Delegation bittet um die Bedingungen für den Waffenstillstand." Darauf Foch noch kälter: „Ich habe keine Bedingungen zu stellen." Erzberger greift in seine Mappe, in der die Doku mente seines Optimismus ruhen und verliest die letzte Note WilsonS, die besagt, daß Koch ermächtigt sei, die Waffenstillstanbsbebingungen bekanntzugeben. Koch: „Ich bin ermächtigt, diese Bedingungen bekannt zugeben, wenn die deutschen Delegierten den Waffenstillstand verlangen. Verlangen Sie den Waffenstillstand? Wenn Sie ihn verlangen, so kann ich Ihnen die Be dingungen mitteilen, unter denen er verlangt werden kann." Darauf Graf Oberndorfs: „Wir verlangen den Waffenstillstand." Als Erzberger dasselbe ausspricht, ermächtigt Foch den General Weygand, zunächst die Hauptklanseln der Waffen- stillstanbsbedingungen zu verlesen. Nur wenige Sätze Weygands genügen, um alle Hoff nungen der deutschen Delegierten zunichte zu machen. Es zerflattert feder Wilsonsche Idealismus, es zerflattert alles Bersühnungsgerebe. Erzberger, der aus all den Worten nur herauShört, daß das Ende des Krieges zu haben ist, sammert. Er beschwört, die Operationen sofort einzustellen, beruft sich auf die Auflösung des deutschen Heeres, beschwürt den Geist der Revolution herauf, den er als Folge der Lei den des Landes bezeichnet, malt den bevorstehenden Einbruch des Bolschewismus an die Wand, der auch Westeuropa be drohen werde. Kochs Antwort lautet nur leichthin, daß die Operationen nicht früher eingestellt werden könpten, ehe die deutsche Delegation die Kriedensbedingungen nicht angenommen habe. DaS war am 9. November 1918. Das war die schmachvollste Stunde in der deutschen Geschichte. Der unerbittltche Vernichtung-Wille Frankreichs fand in den von Foch auferlegten Bedingungen seinen krassesten Aus druck. Die Namen Foch und Weygand verkörpern den französischen Chauvinismus und die niedersten Habinstinkte des französischen Volkes. Und General Pötain? Ihm hat das Schicksal heute die Rolle zugewiesrn, den Krieg zu liquidieren, den französische Rachsucht angezettelt hat. Heute muß Pötain nach Frankreichs Zusammenbruch um die Waffenstillstands bedingungen bitten. Seine Armeen sind zerschmettert, Ströme von Blut sind gefloßen, die auf das Konto der Kriegshetzer kommen, zu denen auch Pötain.gehört. Damals, 1918, bat eine deutsche Wafsenstittstandsdele aation um die Bedingungen, aber da» deutsche Heer war noch ungebrochen. Es stand weit in Feindesland. Doch die Geschichte verzeichnet unerbittlich die Wahr heiten, und die Wahrheit ist die: Als am 25. Oktober Foch in seinem Hauptquartier Senlis den Oberbefehlshabern der verbündeten Armeen seinen ausführlichen Entwurf für den Fall der „Verhandlungservfsnung über die Wafsenstill- standSbrdingnngrn" vorlegte, und als der englische Marschall Haig für Milderung eintrat, da das deutsche Heer noch eine zu starke Widerstandskraft besitze, um auf solche Bedin gungen einzugehen, da war «s Pötain, der Foch unterstützte und entschieden dafür eintrat, daß die hgrten Bedingungen einschließlich der Forderung der Rheinlanbbesetzung den verbündeten Regierungen unterbreitet werden. Derselbe Pötain erwartet heute, daß über die Bedin gungen „von Soldat zu Soldat" vethandelt wird. Pötain ist der Besiegte, für den es keinen Ausweg mehr gibt. Deutschland war 1918 nicht besiegt! Ob sich wohl der Marschall Pötain heute der Tage von Compiögne im November 1918 erinnert? " Pötain verkörperte 1918 den Geist Frankreichs, der sich et» Denkmal schuf in Lompiögne, auf dem unter -em Datum -eS 11. 11. 1918 in Französisch der haßerfüllte Satz steht: „Hier starb der verbrecherische Stolz des Deutschen Reiches." Wir wollen und dürfen das nicht ver- gessen! Leber den Mein nach Colmar Von Kriegsberichter Dettg . . . ., 18. Juni. sPÄ.) Gegenüber der Ruine Limburg, unweit des oberrheinischen Ortes Sasbach, lag bis zum 15. Juni der Abschnitt „Limburg-Süd" der französische» Maginot-Ltnie. Heute, kaum 48 Stunden später, nach dem tollkühnen Uebergang unserer Pioniere mit Sturmbooten Uber den Rhein liegt bereits wohlverankert in den rauschen den Fluten -es von starken Regenfällen angeschwollenen Stromes eine für schwerste Lasten gebaute Pontonbrücke, über die lückenlos die Truppen aller Waffengattungen des Heerss sich ins Elsaß ergießen. Im stürmischen Borwärtsdringen ist bereits am ersten Tag der Rhein—Rhone-Kanal überschritten und nach har tem Kampf tags darauf das leicht zu verteidigende schwierige Sumpfgelänbe der III erreicht worden. Auch hier wurde der sich teilweise hartnäckig wehrende Feind bald geworfen, und am Nachmittag des 17. Juni hat die Spitze schon Solmar, die alte deutsche Stadt, erreicht. Die Truppen, die seit vielen Monaten mit großer Un geduld den Tag des Befehles zum Angriff erwarteten, haben seit dem 19. Mai der Stunde ihres Einsatzes entgegen gefiebert und bei den Siegesnachrichten aus Holland, Bel gien und Nordfrankreich nur eine Sorge gekannt, daß sie für grobe Entscheidungen zu spät kommen könnten, daß bis zu ihrem Eingreifen den Armeen des Feindes bereits das Rückgrat gebrochen sei. Ein Wunderwerk an fein einge spielter Organisation ließ die über das herrliche Badener Land verteilten Einheiten die Bergstraßen des Schwarz waldes herniederrollen in die Rheinebene, um sich dort zum Angriff bereitzustellen. Der Uebergang über den Rhein mit Sturmbooten im Angesicht der mächtigen Befestigungen und Bunker des Feindes war ein tollkühnes Husarenstück unserer Pioniere und der sie unterstützenden leichten und schweren Waffen, bas sich ebenbürtig neben die wagemutigsten Taten dieses Krieges stellen darf Während am 17. Juni die Brücken über die Jll geschla gen werden, und dadurch der Vormarsch um wenige Stun den aufgevalten wird, unternehmen wir einen Gang durch die Bunkerlinie gegenüber der Ruine Limburg. Ein fran zösisches Schild mit der Aufschrift „Limburg-Süd" liegt zer brochen im Drahtverhau. Schon stehen an den Anfahrts straßen die neuen deutschen Schilder, die den Kolonnen den Weg weiss«. Wir entdecken zwischen den deutschen Fahr zeugen einige nagelneue französische Lastkraftwagen, voll bepackt mit Truppenmaterial aller Art und der Fahrer eines Wagen» versichert uns mit einem Hinweis auf den Kilometerzähler stolz, daß dieses Fahrzeug unter seiner Lenkung schon mehr Kilometer zurttckgelrgt hat, als unter der seines französischen Vorgängers. Zwischen den doppel ten Drahtverhauen führt ein schmaler Weg stromabwärts zu einem riesigen Betonwerk, aus besten Schießscharten noch Rauch ans der Tiefe quillt, während bereits aus dem oberen Sockel ein Flakgeschütz zum Schutz des Nachschubes in Stel lung gegangen ist. Der Zustand des Bunkers verkündet das Heldentum jenes Stoßtrupps, der ihn gestürmt hat. Die meterdicke Stirnwand ist im direkten Schuß in etwa zwei Meter Breite völlig zertrümmert worden. Treppe . liegt neben Treppe, und die dicken Etscnstäbc ragen verbogen I wie schwacher Draht aus den Durchbrüchen. Die 8 Zenti ¬ meter starke, von innen festverschraubte Eisentür wurde durch eine ungeheuere Sprengladung in Fetzen zerrissen, und im Innern bietet sich uns ein chaotisches Bild. Tele fonleitungen hängen wirr durcheinander, die Rohre der Lüftungsanlage sind durchlöchert und durch den Luftdruck^ von den Wänden gerissen, denn in einem Raum nebenan ist ein Munitionslager in die Luft gegangen. Durch die ge borstene Decke tropft Regenwafser ins Innere. Es ist so heiß, daß wir zuerst erschrocken die Hand zurückziehen. 80 Stunden dauerte es, bis der Bunker ausgebrannt war, und bis heute ist der glühend heiß gewordene Beton noch nicht wieder ausgekühlt. Neben dem eigentlichen Kampf bunker, in dessen Räumen die geborstenen Waffen unter Trümmern begraben liegen, kommen wir durch einen Lauf gang in di« unterirdischen Wohnräume, die unversehrt ge blieben sind. Wir finden aneinander anschließend zwei Küchen mit Einrichtung und reichen Vorräten. Für die Bunkerbesatzung gab es kein Feldküchenessen. Man empfing die Lebensmittel in natura. In Len Nischen stehen zwei grobe Herde mit je zwei Kochöffnungen. Wir finden Weiß brot, Konserven, Wein, rohes Fleisch, Würste und Kannen voll Milch, die inzwischen sauer geworden ist. Alles liegt sehr unordentlich durcheinander, doch ist der Schmutz nicht etwa ein Folge der furchtbaren Beschießung. Auf einem langen Tisch stehen noch die Reste des Frühstücks vom 15. Juni. Die Teilnehmer an diesem Mahl ahnten nicht, daß kurz darauf der deutsche Angriff beginnen würbe, dem in diesem Abschnitt die gesamte Bunkerlinie innerhalb zwei Stunden zum Opfer fiel. Wir sprechen einen Pionterseldwebel, der an jenem Morgen einen nach kurzer intensiver Artillerievorbereitung in Sturmbooten übersetzenden Stoßtrupp angeführt hat. Sein Trupp allein hat vier Bunker mit Handgranaten und Sprengladungen unschädlich gemacht, einen mehr, als im Angriffsbefehl vorgesehen war, und den Großteil der Be satzung gefangen genommen. Aus ihren Bunkern sind frei lich wenige nach hinten entkommen. Etwas abseits hat man die Toten für die Bestattung bereitgelegt und mit Zelt, bahnen zugedeckt. Sie tragen wie die Engländer kakhi- braune Uniformen. An einem langen Draht von Baum zu Baum hängt hinter dem Bunker, ein wenig vom Beschuß durchlöchert, die letzte Wäsche, Hemden und Unterhosen in bunter Reihen folge. Das hochmütige „ckanson" der Tommies, daß sie nun diese Wäsche bald in der Siegfried-Stellung aushängen wür den — zu höheren Geisteskaten konnte sich die Kriegspoesie der Engländer in ihrer Verblendung nicht aufraffen — hat sich bei ihrem gefeierten französischen Bundesgenossen inS Gegenteil verkehrt. Als der Abend an diesem regenschweren Junitag vor zeitig hercinbricht, sind die Brücken über die Jll fertig gestellt und wieder folgt die Oberrhcin-Armee dem mürbe gewordene» Gegner in nunmehr immer zügigerem Vor marsch. Ueber ausgewetchte Feldwege und durch tiefe Regen löcher springt die Infanterie den Vogesen zu, deren nahe Berge heute von tiefen Wolken verhangen sind. Der strö mende Regen rinnt vom Stahlhelm über die umgehängte Zeltplane, aber kein Unwetter, keine Müdigkeit und keine Strapaze vermag den unwiderstehlichen Drang nach vorn aufzuhalten. ikav«r«r Uvr««r ta voU«r z-iloa. l>»a«k-r>t. V«a«al>ori-U.) Vie,«« «ctiver« lrsaröiUcdi oerctiüir «et ta douUHe U»od«. lkX. r»v«ilttk-rck>«ll-V»read<>m-K) Vom tr,,r»,I,a«a ri«k,,d«a1lm»I la Verdun v«dt aua 41« «rlkdrtrt«,,«»,,«. tk«-v.d.?I,p«a-zUi«rI-Vid.-»U kr»akr»I«b» Xrie«»d»I«a Sr«»t. dir «oa dautnd«, Iru»»«, »aaoamaa «urd«. tV«ltdll4-zrchiv-«kd.-Ks