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Riesaer Tageblatt Drahtanschrift, Lagülatt »irsa Fernruf i2»7 Postfach »d-. 5» Pvftfchockkout« Dmsd«, 15»» Gtrvkaff« «lofo »a, 5» ««d Anzeiger lLlbkbllM und AyMger). »tak Kettung ist da» zur Veröffentlichung de, amtlichen vekauatmachungeu de» Sandrat» an »ra»«Äaü behördlich bestimmte Blatt und enthält amtliche Bekanntmachung,» -e» Fioauzamte» Niesa " und Le» Hauptzollamtes Meißen Mittwoch, 3. April 1S4V, abends SS. Jahrg. AL«.?«« »LL^iLLL««! LLWL-L"i «»" .,.. Vie Angellagten gehen r« In London und Paris wußte man zunächst nicht, wie man zu den in dem neuen deutschen Weißbuch veröffent lichten polnischen Dokumenten Stellung nehmen sollte. Man wartete das Stichwort ans Amerika ab. Als die ersten schwächlichen Dementis kamen, wurden sie von der englischen und französischen Presse sowie vom Rundfunk begierig aufgcgriffen und ins Maßlose vergrößert. Noch am Dienstag früh sprach der britische Rundfunk von Dokumente», an deren Echtheit außerhalb Deutschlands kein Mensch in der Welt glaube. Genau das Gegenteil ist richtig. Selbst englandfreundliche Zeitungen in den Bereinigten Staaten sprechen jetzt von der „unleugbaren Authentizität" der Dokumente. Diejenigen, die auf die Anklagebank gesetzt worden sind, haben ebenfalls nicht mehr den Mut, zu leugnen, nachdem das Dementi eines Kronzeugen vollkommen auscinandergebrochen ist. Der Graf Potocki nämlich, der sich >n seinen Berichten als ein eiskalter, aber geradezu genialer Beobachter erwiesen hat, stellt in einer Mitteilung an die amerikanische Presse das Dementi in der Form, wie es ihm angedichtet wor den war, richtig. Er habe gar nicht bestritten, so sagt er, daß er Berichte der erwähnten Art nach Warschau geschickt habe, er habe aber nicht prophezeit, daß die Ber einigten Staaten in den Krieg eintreten würden. Wir haben ja auch gar nicht behauvtet. daß er so etwas prophezeit habe. Wir haben die Berichte so veröffentlicht, wie er sie selbst verfaßt und unterschrieben hat. Die Echtheit der Dokumente wird also ernsthaft da, wo es in erster Linie daraus antvmmt, nicht mehr be stritte». Die Herren Bullitt nno Komplizen mögen sehen, wie sie sich rechtfertigen. Die „Times" hatte offen bar voraiisgcsehen, daß man di-Smal mit der Dementier maschine nicht durchkommen werde. Das Blatt hat sich also rechtzeitig ans einen anderen Dreh umgestellt Fehl wer den die Absichten verdächtigt, die wir mit der Berössent- lichnng an diesem Zeitpunkt verfolgt haben sollen Die „Times" vertritt die These, daß das deutsche Weißbuch schon seit zwei Monaten fertig gewesen nnd daß die Veröffentlichung seht Vvrgcnomnien worden sei, um die Welles-Aktion der amerikanischen Politik zn torpedieren. Die ausländischen Pressevertreter in Berlin baden am Dienstag Gelegenheit gehabt, die Berge von Akten zu sehen, die aus Warschau nach Berlin gebracht worden sind. Die Dokumente sind znm großen Teil noch unbe arbeitet nnd ungeordnet. Sic werden tausend der Oeffentlicsikeit übergeben werden, nnd dabei dürfte noch manche für die Kriegstreiber sehr peinliche tteberraschung herauskommen. Irgendwelche dunklen Absichten, die ans Amerika Be zug batten, stecken jedenfalls nicht hinter dem deutschen Weißbuch. Noch weniger kommt es nnS in den Sinn, uns in inneramerikanischc AuSeinandersehnngcn rinzumischen. Aber schließlich spielen die Bereinigten Staaten in der Weltpolitik doch eine so große Rolle, daß wir uns nicht völlig mit uninteressiertem Blick von den Vorgängen, Kundgebungen und Stinimungsshinvtomrn abtvenden kön nen, die von drüben gemeldet werden. Und Tatsache ist nun einmal, daß daS Bekanntwerden unleugbarer Wahr heiten über die Rolle, die einige amerikanische Diplo maten gespielt haben, die öffentliche Meinung in den Bereinigten Staaten in denkbar größte Erregung gebracht hat und daß jeht maßgebende Kreise mit aller Energie verlangen, baß den Dingen auf den Grund gegangen wird. Wir verzeichnen die Anklagen, die von dem Abge ordneten Hamilton Fish erhoben worden sind, ohne zu ihnen Stellung zu nehmen, weil wir nicht nachprüfen können, wie weit seine Behauptungen richtig sind. Wir sehen auch, daß bis weit ins Lager der Demokraten hinein die Forderung nach der Schaffung von Klarheit erhoben wird. Wir warten als gelassene Beobachter ab, was bei alledem beranskommt. In der amerikanischen Presse wird die Angelegenheit znm Teil unter Gesichtspunkten behan delt, die für die Westmächte peinlich sind. Denjenigen curopäischc» Staatsmännern, so heißt es, die sich auf Zusicherungen Bntlitts oder Kennedhs verlassen hätten, seien naiv oder absolut unfähig, weil sie dann die politische Bedeutung privater Meinungsäußerungen nicht erkannt und maßlos überschatt hätten. In dieser Beleuchtung muß die Sache für England und Frankreich ganz beson ders unangenehm erscheinen. Neuer Angriff aus britische Seeftreittröffe in Scapa Flow Mehrere Schisse durch Bombentresfer bzw. Bombeneinschläge in nächster Nähe beschädigt )l Berlin. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt: An der Westfront stellenweise regere Spähtrupp« tätigkeit. Am L. 4 wurde die Luftaufklärung über der ge samten Nordsee, der englische» Ostküste bis zu den Shetland, iuselu und über Ostsraukreich fortgesetzt. Ei« deutsches Aufklärungsflugzeug mußte «ach einem Luftkampf mit drei britischen Jägern aus See notlauden. Die Besatzung wurde von einem anderen deutsche« «uskläruugsflugzeng aus, genommen. I« den Abeubstunden wnrden erneut britisches««» streitkräste i« Scapa Flow augegrisse«. Ob wohl die Wetterlage ungünstig und die Abwehr sehr stark war, gelang es, mehrere Schisse durch Bombentresfer bzw. Bombeneinschläge in nächster Näh« zn beschädigen. Im Westen kam «S a« verschiedenen Stellen zu Luft- kämpfe«. Dabei wnrden drei feindlich« Jagdflugzeuge rbgeschossen. Zwei eigene Flugzeuge «erden vermißt. Wie Italien und Deutschland rerstiiilelt werden sollen! Dle mit Reynaud und WelleS mttfotografierte Europakarte brachte es an den Tag ff Mailand. Das „Regime Fascista" macht i« einem Aussehen erregenden Leitaussatz Mitteilung von einem sensationellen Dokument, das die Doppelzüngigkeit der französischen Politik schwarz aus weist beweist «nd offen erkennen läßt, dast die Westmächte bereits befchlossen haben, wie Italien verstümmelt werden solle. Als Lumuer Welles in Paris weilte, so schreibt das Blatt, hatte er u. a. auch eine lange Aussprache mit Rey naud, der damals noch Finanzministcr war. Beide unter hielten sich über die Kriegszicle, und Rcnnaud entwickelte dabei mit der äußersten Zurückhaltung die berühmten Pläne, wie Frankreich und England sich di« Gestaltung des „künftigen glücklichen Europa" denken. Damit sich der Amerikaner eine klare Vorstellung von den Projekten machen konnte, wurde ihm eine Landkarte Europas mit den neuen hypothetischen Grenzen gezeigt. Nach der Be sprechung wurden die beide» Staatsmänner, wie üblich, «ür die Zeitungen in freundjchastlich lächelnder Haltung fotografiert. Der Zufall wollte es nun, dast auch jene Laudkarte von Europa hinter beiden Mäuuer« aus dem Bilde sestgehalten wurde, ohne daß irgendein höherer Funktionär sie genauer beachtet Hütte. Diese Kart« zeigt nun in beredter Weise, gewiffermasteu graphisch, die poli, tischen Gedanken der Engländer und Franzosen. Die neuen Grenzen aus der Fotografie, io schreibt das Blatt weiter, lassen keinen Zweifel offen: Deutschland ist aus der Karte aosgeteilt und aus das bloste Preusten zu- sammengcschrumpst. Alle rheinischen Provinzen sind an Frankreich angegliedert, Bauern bildet einen selbständigen Staat, Polen ist wicderhergcstclU und durch Pommern ver größert. Ungarn ist verstümmelt, das alte tichecboZkowa- tische Staatsgebilde Benelchs wieder bergcstellt und zum Schaden Deutschlands und Ungarns vergrößert. Rumä- men gewinnt weitere ungarische Gebiete, und das eben falls wieder hergcstetlte Oesterreich reicht bis zur Adria. Italien verliert das snlijche Benezicn und ganz Istrien. Ersteres wird an Oesterreich, letzteres an Iugöilawicn gegeben Endlich also hat mau. stellt hierzu das „Regime Fascista" fest, aus einem sichtbaren Dokument einen klare« Beweis für die srauzüsische Erkenntlichkeit gegenüber Ita- lien, das llll.', für die Sache der Alliierten tlNNtlNtl Tot« und l Million Berivundete geopfert hat. Frankreich Hal also bereits beschlossen, Ftalicn gerade jene Gebiete wie der wegzunehmen, die es mit Mühe mit der Einwilligung der Wortbrccher von Versailles zur Vollendung seiner Einheit erhallen hatte. Hinzuzufügrn sei, so betonte das Blatt, daß die Karle des Herrn Reunaud nur Europa gezeigt habe. Hätte sie auch Afrika verzeichnet, dann hätte man sicherlich auch die neuen Grenzen Libyens gesehen, das von Engländern nnd Franzosen ausgeteilt wäre. Auch die Grenzen AetiopienS wären zu erkennen, das wahrscheinlich Negus Tafari unter britischem Schutz zurnckgegeben werden solle. Habe nicht erst vor wenigen Monaten der französische KriegS- marineministcr Eampinchi erklärt, es genüge, nur aus einen Klingelknops zu drücken, um das italienische Impe rium verschwinden zu lassen? Der von den Juden vom Zaun gebrochen« und „sklr das Recht and die Ehriftlichkeit" gesührte Krieg solle also mit einem neuen noch viel schlimmeren Versailles e«de«! Der französische Haß gegen Italien werde nur von einem Wunsche beherrscht, die italienische Macht zu ver nichten. Wenn die Engländer ruck» Franzosen Deutschland besiegen würden dann würden ne auch Italien verstüm meln, um es für immer machtlos zu machen. Reynaud sei logisch und ausrichtig gewesen, als er dem Amerikaner di« Landkarte gezeigt habe, nicht aber, wenn er mit zusam- mcngebistenen Zähnen »Italien anlächelt. Nach der Ver öffentlichung dieses schwerwiegenden fotografischen Doku ments. das kein verspätete» Dementi aus der Welt schaf fen könne, habe »Italien, so schließt das Blatt, an seiner feststehenden Haltung nichts zn berichtigen. Seit der Eini gung Italiens seien die Franzosen immer seine ärgsten Feinde gewesen. Man müsse Herrn Reynaud für den un freiwilligen Dienst, den er »Italien erwiesen habe, änsterst dankbar sein. Reynauds Europakarte — ein Musterbeispiel typisch demokratischer Geographie lt Rom. Die „Tribnna" beschäftigt sich in einer ener gischen Stellungnahme mit der Europakarte, vor der sich der französische Ministerpräsident Rennaud und Sumner Welles photographieren ließen. Bei dieser Ausnahme, die von der „»Illustration Francane" veröffentlicht wurde, han dele es sich, io betont das angesehene römische Blatt, um ein Musterbeispiel typisch demokratischer Geographie zur Auf rechterhaltung der französisch-englischen Hegemouie. denn nie« mand könne im Ernst daran denken, daß Ostpreußen an Polen abgetreten werde, oder daß die Tschccho Slowakei eines Benesch Wiedererstehen oder Ungarn erneut verstüm melt werde. Noch lächerlicher sei aber der Plan einer Wiederausrichtung Oesterreichs sogar bis Triest. Wenn es sich lediglich um Phantastereien eines Otto von Habsburg handele, könne man leicht davon absekcn, sie überhaupt zu verzeichnen. Aber hier handele es sich doch nachgerade um ein offizielles Dokument. Was allerdings seine Verwirk lichung anbelange, so müße man daran erinnern, daß man hierfür zuerst einmal ernsthaft kämpfen müße. Was schließ lich »Italien beiresse, so seien seiue Grenzen von Millionen von Bajonetten geschützt, so daß es gesährlich wäre, in die, ser Hiustcht etwas zu unternehmen Die Welttyrannei der westlichen Plutokratie muh endgültig gebrochen werden Reichsmiuister Dr. Goebbels aus der Tagung der Leiter der Reichspropaganda-Aemter f< Berlin. Am Dienstag versammelten sich die Lei ter der Reichspropaganda-Aemter in den Räumen des Retchsmintsteriums für Volksausklärung und Propaganda unter Leitung von Ministerialdirektor Guttcrer zu einer Arbeitstagung, bei der eine Reihe von Referaten zu wich tigen Tagcsfragen gehalten wurde. Unter anderem spra chen Staatssekretär Snrup über Gegenwartsansgadcn der Sozialpolitik nnd der Rcichsbcanftragte für Metalle, y Oberführer Zimmermann, über Metalljammlung und -Verwertung. Im Mittelpunkt der Tagung, an der auch die Haupt- rcferentcu der Reichspropagauüa Leitung, die Intendanten der Reichsscnder des Deutschen Rundfunks, die Kreisleiter des Gaues Berlin und die Ganhauptstellrnlciter Rundfunk der NSDAP, tcilnahmcn, stand eine Rede des Reichs ministers Dr. Goebbels. Der Minister gab einen umsas- sendcn Ueberblick über die politisch« Lage. Er schilderte, wie eine Reihe diplomatischer Ersolge in den letzten Wochen die Stellung Deutschlands noch wei ter gestärkt habe, während unsere Gegner recht wenig Grund hätten, mit der Entwickelung der Lage zufrieden zu sein. In Disziplin und Geschlossenheit warte die Hei mat ans die kommenden Ereignisse, während die Front überall da, wo sie sich mit dem Feinde messen könnte, ihre Ueberlegenhett bewiesen habe. Der Wille des deutschen Volkes sei unabänderlich, die Welttyraunci der westlichen Plutokratie ei« für allemal zu brechen und diesen Krieg, wie der Führer gesagt habe, nicht anders zu beenden, als mit dem glänzendsten Sieg der deutschen Geschichte. „Höchste Jett zu klarer Stellungnahme" Ei» Appell an Roosevelt ff Neu yo r k. „Ncnyork Hcrald Tribüne" veröffent licht ein Schreiben des amerikanischen Publizisten Amos Pinchot an Roosevelt, worin der Präsident anfgcsordert wird, nach dem Erscheinen des Weißbuches endlich seine Haltung znm Europakricg eindeutig zu erklären. Pinchot erinnert daran, daß Bullitt anläßlich des Washington- Dinners im Pariser Amerikanischen Klub im Februar 1V89 „praktisch dasselbe" gesagt habe, was das Deutsche Weißbuch an Hand der Polendolumente jetzt beweise, Weiter weist er Roosevelt ans die im April l»:in abge gebene Presseerklärung hin, worin der Präsident einen Leitartikel der „Washington Post" lobte, der für den Fall eines Krieges zwischen Deutschland und den Westmächten Amerikas Kriegseintritt „allo so gut wie sicher" voraus sagte. Pinchot schließt: „Falls Sic nicht beabsichtigen, die Vereinigten Staaten gegen den Willen des amerikanischen Volkes in den Krieg zu verwickeln, ist es höchste Zeit. Ihre Stellung klarzumachen. Im Augenblick ist sie alles andere als klar". Explosion in einer Munitionsfabrik in Schottland tl Amsterda m. Aus London wird gemeldet, da» bei einer Explosiv» in einer Munitionsfabrik in Lchottlaud eine Anzahl Tote und Verwundete zn beklage» sind. Bei der Explosion scheint es sich um eine schwere Kata strophe zu handeln. Im An'chlnß an die erste dürftige Mit teilung sah sich der Veriorgungsministcr veranlaßt, bekannt- zngeben, „er bedauere, mineilcn zu müssen, daß mehrere Menschenleben verloren gegangen seien, außerdem habe es mehrere Verwnndete gegeben. Es seien aber Schritte unternommen, um die „baldmöglichstc" Wicdcrausnahme der Produktion sichcrzustcllen". Kurz daraus wurde bereits eine dr.tte Meldung aus gegeben, in der es u. a. heißt: Infolge der Explosion brach in der Munitionsfabrik ein Brand ans nnd in allen um liegenden Städten wurde um Hilfeleistung ersucht. Tie Fenster in den Häusern und Läden in der Umgebung wur den durch die Gewalt der Explosion zertrümmert. Männer, Frauen und Kinder eilten nach den Fabrikeingängcn. wur den jedoch nicht zugclasscn, da die ganze Gegend militärisch avgericgelt war. Wieder «in englisches Flugzeug über dänischem Gebiet f< Kopenhagen. Aus Apenradc wird berichtet, daß in der vergangenen Nacht über Haurup und Feldsted vo« einem Flieger Flugblätter in großer Menge abgcworfen wurden. Aus dem antideutschen Text dieser Wiscke ergibt sich cinwandsrci, daß es sich um eine englische Maschine ge handelt habe» muß, die erneut die dänische Neutralität ver letzt hat. „Jaguar", das neue Kampfflugzeug >l Berlin. Wie wir erfahren, führt das neue Mcsser- schmittkampfslugzeiig, dessen erste Erwähnung in- der deut schen Presse erhebliches Aufsehen erregte, die Muster- bezeichuuug „Jaguar". Bekanntlich wurde diese zweimvtv rigc Neukonstruktion von Professor Messerschmitt bereits erfolgreich über der Nordsee eingesetzt. Das neue Kamps slugzeug, das auch mit mehreren leichten und schweren MGs. ausgerüstet ist, hat eine Besatzung von vier Mann und ist für de» Langstrcckeneinsatz vorgesehen.