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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 29.05.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-05-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191105295
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19110529
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19110529
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-05
- Tag 1911-05-29
-
Monat
1911-05
-
Jahr
1911
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 29.05.1911
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Beilage znm „Riesaer Tageblatt". Rotationsdruck »mb Vertan von Langer k Winterlich in Rlela. — Für die Redaktion verantwortlich! Arthur Hihnel in Rieia Iss. Montag, s». Mai 1»11, abends. «4 Jahr«. schweizer Trachten fielen den drei Deutschen auf, und das junge Mädchen meinte, sie würde sich gerne wie die Berner Bäuerin nen kleiden, das Samtmieder mit den silbernen Verzierungen sei wirklich wunderhübsch. „Sie müßten die Fahrt nach Fluelen machen, gnädiges Fräulein," sagte Gras Karl, „von Brunnen an wird der <see erst schön." „Vielleicht geht eS später," meinte Ernesta, „Tante muß sich erst auf dem Rigi stärken." Sie erreichten Brunnen und bestiegen die Bergbahn, die sie zum Kulm hinaufbringen sollte. Man fährt über eine Stunde und hält einige Male an den Stationen an. Immer höher und höher ging es, immer entzückender wurde die Aussicht in die Tiefe. Der klare Herbsttag gestattete eine weite Fernsicht, Lu zernlagdeutlich erkennbar, und von beiden Seiten der Gleise sah man, als es über die schwebende Brücke ging, den Vier waldstättersee. Doktor Ternow erwartete die Reisenden nnd begrüßte sie herzlich; er freute sich über Ernestas Begleitung, und langsam stiegen sie die vielen Holzstufen empor, die znm Gasthause em porführten. Der Doktor hatte in der ersten Etage Zimmer be stellt und während die Damen sich znrückzogen, plauderten die beiden Herren miteinander, Graf Karl fragte Ternow, ob er nicht die Einsamkeir für seine Schwägerin fürchte. „Es ist hier durchaus nicht einsam, Herr Graf," erwiderte der Arzt, „obgleich um diese Jahreszeit schon viele Fremde talwärts gezogen sind, beherbergt der Rigikulm noch ungefähr hundert Personen und die Damen finden gewiß Anschluß, wenn ihnen daran liegt. Ich wünsche es gerade für die Frau Grä fin und hoffe, daß die neue Umgebung wohltuend auf sie ein wirkt. „Die Gesellschaft der Baronesse Mollbeck ist mir ebenfalls lieb für unsere arme Kranke, ihr heiteres Wesen ivirkt wie ein Sonnenstrahl und ich habe bemerkt, daß sie die Schwermut der Tante zerstreut. Ich kann hier bleiben und verspreche Ihnen, meinerseits alles zu tun, um die Gräfin herzustellen." „Ich danke Ihnen, Ternow," sagte Graf Karl herzlich, „die arme Frau leidet seelisch, da ist es kein Wunder, wenn auch der Körper in Mitleidenschaft gerät." Künstkerlieve. Roman von G. v. Schsippenbach. 16 Ernesta Mollbeck war, seit wir sie zuletzt sahen, zu einem wirklich reizenden Geschöpf herangewachsen, etwas von der holden Unschuld des kleinen Mädchens, etwas von der Unberührtheit des Kindes mar ihr geblieben, und um gab sie mit einem unwiderstehlichen Zauber. Sie lebte, wie bereits früher erwähnt, lange Zeit mit ihren Eltern in Ko penhagen, dann zogen sie nach Süddeutschland, und kürz lich hatte sich der Baron in der Nähe Bibersteins angekauft. Seine Frau, die Mutter Ernestas, war mit Gräfin Paula weit läufig verwandt, und so entwickelte sich ein Verkehr zwischen den Familien, der sich mit der Zeit freundschaftlich gestaltete. Biberstein war Majoratsherr durch den Tod des ältesten Bru ders und seines Söhnchens geworden. Graf Karl war gezwun gen, den Dienst aufzugeben und die ausgedehnten Besitzungen anzutreten. In zartfühlender Weise bat er seine Schwägerin, in Biberstein wohnen zu bleiben, und er selbst begnügte sich damit, nach dem Nebengut zu ziehen. Es fiel ihm mcht schwer, die Uniform der Kürassiere gegen das Zivil des Landedelman nes zu vertauschen, der Inhalt seines Lebens hieß „Pflicht", und er suchte ihm gerecht zu werden. Das große, öde Haus schien ihm so traurig, er fühlte sich vereinsamt und zum ersten Male sehnte er sich nach einer Lebensgefährtin, nach einem Herzen, das Freude und Leid mit ihm teilte. Dieser stille Wunsch ge wann eine bestimmte Gestalt, als er die Baronesse Mollbeck zum ersten Mal sah und seitdem wuchs das anfängliche Wohl gefallen, sich allmählich in Liebe verwandelnd. Er wußte, daß ihreEltern ihn als Schwiegersohn willkommen heißen würden, Graf Biberstein, der reiche Majoratsherr, war ein erwünschter Freier für jedes Mädchen. Aber wie dachte Ernesta über ihn ? Sie war so harmlos und offen und behandelte ihn wie einen Onkel, nicht wie jemand, dem sie sich in Liebe zuneigen könne. „Es ist noch zu früh," sagte er sich, „ich muß mich hüten, mich zu verraten, ehe ich meiner Sache sicher bin, werde ich nicht sprechen." Ernesta bemerkte, daß die Gräfin aus ihrem leichten Schlum mer erwacht war und eilte zu ihr, sich liebevoll um die Lei dende bemühend. DaS Schiff hielt an den Leinen Ortschaften Deutscher Reichstag. ISS, Sitzung. Sonnabend, den 27. Mat, 11 Uhr. ^-Präsident Graf Vchwertn-Löwttz teilt mit, daß er deabsichtt-e, fall» die dritte Lesung der ReichSversicherungS- «dmmg und die -wette Lesung des EinführungSgesetze» heute beendet werden, am Montag den Rest der Arbeit in zwei Sitzungen zn erledigen und in die Ferien zu gehen. Di« dritte Lesm«s der ReichSverficherrnrgSordnrrng. Zweiter Tag, Abg, Fischer (Soz.): Die sozialpolitische ZentrumSfirma hat liauidiert, Die Prokuristen Hitze und Trimborn sind aus. geschieden, und ausgerechnet der junge Mann Becker.ArnSberg ist dazu auSersehen, den alten Glanz der Firma wieder her. justellem Herr Mugdan hat mit alttestamentartscher Grausam, kett die Sünden des Zentrums gegeißelt. Nun hat zuletzt doch noch Herr Trimborn gesprochen, und wie. Eine Fata Morgana, jein Opiumrausch — das Erwachen wird folgen. Ausfallend war, daß er mit keinem Wort auf'die sozialdemokratischen Kassen- Mißbräuche eingegangen ist, Aber er sagte auch kein Wort v.on der Zentrumsleuchte Meyer, dem Essener Krankenkassen-Ren- kanten, dem ein Einkommen von 13 000 Marl durch Einzahlung bei der Sparkasse für den Fall der Nichtigkeit seines Vertrages sichergestellt ist, Man hat die Vorlage durchgepeitscht, weil der nächste Reichstag unter keinen Umständen ein solches Gesetz bewilligen würde, DaS ist eine Ueberrumpelung der Wähler, ein Mißbrauch des Mandats, Bon den Konservativen, der Arendt, und Dirksen-Partei war ja nichts anderes zu erwarten, Vielleicht eher von den Nationalliberalen« Im Osten gehen sie gegen die Konservativen los mit der Unterstützung der Sozial- Demokratie, im Westen sind sie «ine ganz andere Partei, da gieren sie nach der Hilfe des Zentrums, Seitdem das Zentrum von den Konservativen an die Regierungskrippe zugelassen ist, versteht es das Mogeln so schön, daß sogar die National, liberalen, die Vertreter der kapitalistischen Interessen, bet ihm in die Lehre gehen können, DaS Zentrum hat seine Wahl, versprechen gebrochen. Der Ministerialdirektor Caspar hat unS mit dem berüchtigten Vertragsformular wieder in Zusammen. Hang gebracht, Einen Beweis hat er nicht einmal versucht. Wenn das jemand außerhalb des Hauses tun würde, so würde ich sagen, bas ist formell und materiell erlogen, (Präsident Graf Schwerin.Löwitz rügt den Ausdruck.) Reinlichkeit und Sauberkeit verlangt Gras Westarp, ein Mitglied der Hammer, stein, und Stoecker-Fraktion, der Kaligelder und Schnapsliebes, gäbe, Der Redner kritisiert die Ablehnung der Wöchnerinnen, fürsorge als skandalös und wirft dem, Zentrum Doppelzüngig, kcit vor. Die Witwen- und Waisenversorgung ist purer Schwin del, (Psui-Rufe der Soz.) Wir stimmen gegen dieses Ausnahme gesetz im Interesse der deutschen Arbeiter und in Wahrung unserer politischen Ehre. Nach den Wahlen sprechen wir uns wieder, (Beifall b. d. Soz.) Abg, Horn-Reuß (nl.): Wenn wir unS an einer lang atmigen fruchtlosen Diskussion beteiligt hätten, wäre das Werk nur erschwert worden. Die Sozialdemokraten stellten ihre A,r- träge ja nur aus parteitaktischen Rücksichten, Mit Genug tuung stelle ich fest, daß es uns gelungen ist, baS Werk bis hierher zu fördern. Dank gebührt auch der Regierung. Wären die sozialdemokratischen Wünsche erfüllt worden, so Ware unsere Industrie konkurrenzunfähig und die Arbeiter damit brotlos gemacht worden, Unsere sozialpolitische Vergangenheit gibt die Gewähr, daß wir bis an die Grenzen des Möglichen gegangen sind, (Lachen b. d. Soz.) Ich gebe zu, daß die Hoffnungen^ die auf die Witwen- und Waisenverstcherung gesetzt wurden, nicht ganz erfüllt sind, aber die Art der Versorgung stand von vornherein jest, Es ist also unberechtigt, von einer Irre, führung der Arbeiter zu sprechen. Gegen die Herab, setzung der Altersgrenze hat ein Teil meiner Freunde wegen Des Unannehmbar der Regierung gestimmt« Der Redner acht dann auf Einzelheiten der Vorlage ein und bestreitet. Daß der Großgrundbesitz in der Vorlage bevorzugt werde, Das neue Verfahren bringt eine wesentliche Beschleunigung und auch andere Vorteile, Bet der Witwen, und Waisen. Versorgung haben die Sozialdemokraten wieder ein falsches jRechenexempel aufgemacht, um die Arbeiter zu täuschen« Wir freuen uns, baß die Volkspartei in der Mehrheit für die Vor. läge ist« Die trüben Befürchtungen Dr. Mugdans werden in Der Praxis in Nichts zerfließen, (Beifall.) s Inzwischen sind bre neuen Kompromißanträge jSchultz eingegangen, Hiernach wird die Einkommensgrenze Der der Krankenversicherung sowie bei den bezüglichen Bestim- an.! na en der Unfallversicherung (Krankenhiife in den ersten 13 Wochen) von zweitausend auf zweitausendfünfhundert Mark erhöht, Im Einfübrunasgesetz soll durch «inen Schlußartikel 71 l» bestimmt werden, daß der Bundesrat im Jahre 1915 die gesetz. Uchen Vorschriften Ker die Altersrente dem Reichstag zur er. neutrn Beschlußfassung vorzuleaen hat. Dagegen sollen die Vorschriften über die Wochenhilse für die Landkassen insofern eine Einschränkung erfahren, al» die Dauer des sonst obliga. torisch acht Wochen zu leistenden Wochengelde» durch die Satzung der Landkasse auf vier Wochen verkürzt werden kann, (Der Reichskanzler erscheint im Saal.) Staatssekretär Dr, Delbrück: Der Kampf um die Reichs. Versicherungsordnung naht seinem Ende. Die Reden, die noch gewechselt werden, sind bei aller Heftigkeit des Kampfes doch nur Rückzugsgefechte, DaS Kompromiß zwischen den Mehr- LeitSparteien und der Regierung Hat ausgehalten. Tre Führer der Parteien blasen zur Kritik, sie wollen Abrechnung halten vor dem Lande über das, was sie geleistet haben und was sie sich al» Gewinn gntschreiben. An dieser Abrechnung will ich mich beteiligen« Ich würde nicht ehrlich sein» wenn ich ein lautes Loblied anstimmen würde. Der Entwurf hat manche Aenderung erfahren, die ich nicht gewünscht hätte. Die in der Praxis so notwendige leicht« Anwendbarkeit ist vielfach durchlöchert« Die Richtlinien sind vielfach verschoben worden. Uebermäßige Kon. zesstonen haben wir aber nicht gemacht, ES liegt in der Natur aller konstitutionellen Staatswesen, daß ihre GeschäftSgebung eine Kette von Kompromissen zwischen der Regierung und den Parlamenten ist« Dxr unerfreuliche Charakter des Kompro misses wird verstärkt, wenn in den Parlamenten wie bei uns eine große Anzahl von Parteien sitzt, deren keine die Möglich keit hat, ihren Willen durchzusetzen, so daß die Regierung genötigt ist, nicht nur für ihre eigene Sache zu käinpfen, sondern auch noch den ehrlichen Makler zwischen den Parteien zu spielen, Ein Geschäft, wofür sie in der Regel keine Provision bekommen, sondern »meist noch zuzahlen muß. Eine wirkliche Vereinheit- tichung unserer gesamten sozialpolitischen Gesetzgebung war nicht möglich. Die drei Zweige der Versicherung haben sich in ihre Art eingelebt und zu einer unbestrittenen Leistungsfähig keit und. Blüte entwickelt, Krankenversicherung, llnfallversiche- rung, Invalidenversicherung haben zu gut funktioniert; als daß man mit Erfolg hätte versuchen können, etwas völlig Neues zu schaffen. Wcr haben uns daher darauf beschränkt, nur zu einer Vereinheitlichung gewisser Einrichtungen und Organi sationen zu kommen, Wir haben ferner die absolut notwendige Entlastung des Reichsversicherungsamts zu erreichen versucht. Der Gesamterfolg wird das bringen, was wir wünschen. Es handelt sich nicht um eine Entrechtung der Arbeiter, sondern um eine gerechte Verteilung der Rechte bei der Verwaltung der Krankenkassen, Je mehr es uns gelingt, die Verwaltung der Krankenkassen zu neutralisieren, um so mehr kommen wir zu einer Zentralisation der Kassen, die im Interesse der wachsen. Len Leistungsfähigkeit erwünscht ist, Sie ist aber so lange unerreichbar, solange nicht die absolute Freiheit und Nnab- hängigkeit der Verwaltung der Krankenkassen von politischen Einflüssen sichergestellt ist« Nach dieser Richtung bedeutet der Entwurf eine Errungenschaft, da er eine gesunde und zweck entsprechende Entwicklung der Kassen für die Zukunft sicherstellt, Weiter ist es unS gelungen, das Maß der Leistungen zu steigern, Der Staatssekretär werft das im ünzelnen nach: Zusatzrente für die Invaliden, Krankenversicherung der land, und forst, wirtschaftlichen und unständigen Arbeiter, Hinterbliebenen versorgung, Gerade für die Hinterbliebenen haben wir getan, was möglich ist. Jedenfalls haben wir auf dem Gebiete der sozialpolitischen Fürsorge ein erfreuliches Ergebnis erzielt, das einen erheblichen Fortschritt bedeutet, Wir brauchen nicht nach England zu blicken, wir haben allen Änlaß, stolz zu sein auf das, was unser eigenes Vaterland geschaffen hat und was wir in diesem Augenblick zu schaffen im Begriff sind« (Beifall.) Ich habe dann nur noch allen denen zu danken, die an diesem Gesetz mitgearbeitet haben und zu ihrer Verabschiedung mit beitragen werden« Die hier geleistete Arbeit hat bewiesen, daß der Drang zum Schaffen stärker ist, als alles, was sonst die Menschen trennt, Wir gehen aus dieser Kampagne mit dem Bewußtsein, daß eS unS gelungen ist, über manche Schwierig, ketten u.nd Differenzen hinweg ein großes und gutes Stück vaterländischer Arbeit zu leisten, (Lebhafter Beifall.) Was mich persönlich unbedingt mit einer gewissen Freud« erfüllt, das ist die Erinnerung daran, daß die Gegner dieses Entwurfs ihn zwar bekämpft, aber mit ritterlichen Waffen bekämpft haben, und daß sie das Bestreben, den Entwurf nicht zur Verabschiedung kommen zu lassen, nicht gezeigt haben, (Erneuter Beifall.) Abg« Korsanty (Pole) erkennt die Fortschritte in der Reichsversicherungsordnung an, erklärt aber, daß seine Freunde zu beiden Ufern; es stiegen neue Reisende aus und ein, die »zählen. , ifen von rechts und im Zentrum eine Rebe uch tvegen mancher Bestimmungen, namentlich wegen der Rege lung der Arztfrage, der Stimme enthalten werden. Abg. Becker.ArnSberg (Z.) verteidigt die Haltung de« Zentrums. Die Sozialdemokratep wollte» von ihren unerfüll. baren Forderungen nicht abgehen, die Volkspartei wollte von den BetriebSkasfen nichts wissen, da mußte das Zentrum sich mit den anderen Parteien verständigen. In der Kommission haben die Herren von der Volk-Partei immer yiit uns gestimmt, auch für die getrennte Gruppenabstimmung in den Krankenkassen; die Sozialdemokraten werden Sie draußen doch mit uns in einen Topf werfen« Wegen der NegationSpolitik der Freisinnigen mußten wir eine Reihe unserer Forderungen fallen lassen und mit den Konservativen gehen« Die Bolkspartei hat in der Kommission säst gar nicht» geleistet, ihre Anträge konnte man an den Fingern abzählen. Der Redner verliest unter andauern. Ken Hört-Horti-Nufen von recht» und im Zentrum eine Rebe MolkenbuhrS vom Jenaer Parteitag, in der er gegen die Herab, setzuna der Altersgrenze bei der Altersgrenze gesprochen hat, weil das eine zu hohe Beitragserhöhung erfordere und nur den , Großgrundbesitzern zugute komme. Also, rin in die Kartoffeln und raus aus die Kartoffeln l Darum ist eS ja unmöglich, mit den Herren Positive Politik zu treiben. Hätten Sie unsere Politik des Erreichbaren getrieben, dann hätten wir mit Ihnen zusammen noch mehr erzielen können« Abg. Dr. Mugdan (Vp.): Einen Berg von Anträgen hat das Zentrum in der Kommission freilich gestellt, aber diese Masse von Papier hat es dann wieder zerrissen, eine ganz unfruchtbare Arbeit, Penelope wollte sich von ihren Freiern befreien, aber Sie standen doch schon in einem so zarten Verhältnis zu den Konservativen, ES ist eine Kühnheit, wenn Herr Becker sich hi», stellt und diese unproduktive Arbeit, dieses Musterbeispiel für eine papierene Sozialpolitik, wie sie das Zentrum treibt, unS vorhält, die wir solche Anträge nicht gestellt haben, Herr Becker leide an einer Veränderung des Gesichtsfeldes; er übersieht immer gerade das, was der Zentrumspartei peinlich ist« Die Mehrheit für ein wirklich sozialpolitisches Gesetz ist immer vor. Händen gewesen, aber Sie iin Zentrum wollten es mit der konscr- vativen Partei machen, Auch der Antrag Schultz, der die Altersgrenze im Jahre ISIS ändern will, steht nur auf dem Papier, Abg. Molkenbuhr verlangt Vertagung der Sitzung und bezweifelt, da die Mehrheit für Weitertagen ist, die Beschluß- sähigkeit. Ein Namensaufruf ergibt die Anwesenheit von 226 Abgeordneten. Das HauS ist also beschlußfähig. Der Ver- tagungsantrag wird abgelehnt. Es folgen Reden der Abgg« Becker-Arnsberg (Z.) und Molkenbuhr (Soz.). Damit schließt KS» Generaldiskussion. Das Haus vertagt sich. Weiterbcratung Montag 11 Uhr, ferner Einfiihrungsgesek zur Versichcrungsordnung, Handelsverträge mit Schweden und Japan, Kolonialbeamtenbezüge und Antrag aus Vertagung des Mchstggs,/ » Schluß: «V» Uhr, Tagesgeschichte. Zur Annahme der Verfassung für Elsatz-Lothriugen im Reichstage schreibt man unS: Noch vor kurzem hieß eS in freisinnigen Blättern, da« Ergebnis der Reichstagssession werde nur ein Haufen von Scherben sein. ES ist ganz anders ge kommen. Neben einer Reihe kleinerer Gesetze hat der Reichstag zwei Vorlagen angenommen, von denen die eine, die ReichSoersicherungSordnung, mit ihren 1760 Para graphen die Kodifikation einer ganzen weitschichttgen Ge- setzgebungSmaterie ähnlich dem bürgerlichen Gesetzbuchs ist, während die andere einen vielumstrittenen Versuch zur Erfüllung einer großen nationalen Aufgabe darstellt. — Nach langwierigen Verhandlungen in der Kommission be wegten sich die Debatten der zweiten und dritten Lesung der VerfafsungSreform für Elsaß-Lothringen auf einer der Wichtigkeit der Aufgabe angemessenen Höhe. Dabet bot sich in dem Verhältnis der Parteien zueinander das un gewöhnliche Bild, daß die äußerste Rechte, verstärkt nur Eine Stunde später saßen die Reisenden auf der Bank, die auf der Höhe deS Rigi steht ünd Ternow erklärte ihnen die Ge gend. Leider breitete sich ein dichter Nebel allmählich über die Tiefe und verhüllte alles. „Wir schweben in den Wolken," be merkte Ernesta, „sehen Sie, Herr Doktor, es sieht gespenstisch aus, wie die Spitzen der Berge emporragen und ihre Schnee häupter schimmern geheimnisvoll herüber. „Morgen bei Sonnenaufgang bläst der alte Hirt auf dem gewundenen Horn, dann ist die schönste Stunde, um die Alpen zu bewundern," berichtete Ternow, „die Sonne geht auf und rosig erglühen die Bergriesen, die Luft ist dann besonders klar, man steht die Seen und Ortschaften, das ganze köstliche Land schaftsbild." „Ach, ich stehe auf," rief das junge Mädchen lebhaft, „wie freue ich mich darauf!" Aber am folgenden Tage regnete eS und kein Hornruf weckte die Schläfer, die Gräfin hatte Kopfweh und lag auf dem Sofa, und Ernesta leistete ihr Gesellschaft. Die Damen speisten auf ihrem Zimmer und verließen eS nicht, während Ternow und Graf Karl ihnen ab und zu Ge sellschaft leistete. Auch der ziveite Tag auf dem Rigi versprach nicht besser zu werden, er hüllte sich in feuchte, graue Schleier .und das Wetterglas stand niedrig. Heute nahmen die Gräfin und Ernesta an der tadle d'hote Teil, sie musterten die Gäste und wurden von ihnen gemustert. Die vornehme Erscheinung der bleichen Frau in tiefer Trauer und des jungen Mädchens blühende Schönheit erregten die Aufmerksamkeit aller, und man bemühte sich, die Bekanntschaft der Neuangekommenen zu machen. Man ist auf sich angewiesen und so weit von jedem Ver kehr und Ernesta fühlte sich nicht abgeneigt, die Bekanntschaft der Menschen zu machen, mit denen sie die nächsten Wochen unter einem Dache leben sollte. Nur die Rücksicht auf die Tante bewog sie dazu, sich kühl und zurückhaltend zu benehmen. Als die Gräfin sich zeitig zurückzog, bat sie das junge Mädchen noch hinunterzugehen, der Mufiksaal vereinigte allabendlich die Gesellschaft, es kamen ost noch die Bewohner von Rigistaffel hinzu, und es wurde musiziert und geplaudert, man knüpfte Bekanntschaften an, und verabredete gemeinsame Ausflüge für - die nächsten Tage. 185,20
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