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tiefer Gelegenheit die Lonseqnenz daran». Sie feien be reit, da» zu bewilligen, war zur Aufrechterhaltung der Würde der Monarchie und de» Throne» erforderlich ist. BGtz, Grüfe-Annojberg (wildlib.): Seiner Meinung nach HÄten bet veurthetlung der Angelegenheit persönliche Rücksichten und zarte Beziehungen dem rein sachlichen Standpunkte zu weichen, und er habe sich hauptsächlich die Katze vorgelegt, ob eine Berechtigung zu der gewünschten Erhöhung vorliegt und ob eine Verpflichtung, diesen Wün- schen zuzustimmen, extstirt. Gr müsse Beide» bejahen. Mm sei e» dem Ansehen der Krone schuldig, ihr die noth- «endigen Mittel zu bewilligen, weil die Verpflichtung hierzu auf der Ueberlassung de» Tomänenvermögens an den Staat beruhe. Er glaube/ daß die Erhöhungen, so schwer sie auch jetzt unsere Staatsfinanzen treffen^ voll ständig gerechtfertigt sind.' Anlangend die Apanagen seien die gleichen Gründe für die Erhöhung vorhanden, und es könnte ohne Bedenken deren Bewilligung erfolgen, voraus gesetzt, daß die Deputation dem Hause die nöthigen ziffern mäßigen Nachweise erbringt und nicht über die Vorlage noch hinausgeht. (Heiterkeit.) Abg. Enke-Leipzig (Reform.) schließt sich dem Vor redner an. Damit war die Debatte erschöpft. Die Kammer über weist einstimmig gemäß dem Antrag« Opitz die Vorlage an die Äesetzgebungsdeputation und an die Finanz deputation A zur weiteren Berathung und Berichterstatt ung. — Darauf wurde die Versammlung geschlossen. LagtSgefchtchtt. Deutsche» Reich. Wie au» Travemünde ber'chtet wird, fand gestern vormittag an Bord der .Hohenzollern" Gottesdienst statt Um '/«12 Uhr starteten zur Wettfahrt aus der Lübecker Bucht über 40 Boote in 6 Abstellungen; darunter befand sich der „Meteor* mit dem Küster und dem Prinzen Heinrich an Bord. ES berrschte böiger Nordwestwivd. Die Kaiserin unternahm am Vormittag mit dm Prinzen Ettel Friedrich, Adalbert, August Wilh'lm und OSkär einen Spaziergang. — Der Reichskanzler irtst« um 3 Uhr Nachmittag» nach Berlin ab. Am Nachmittag rrasen di« an der Nordlandreise de» Kaisers theilnehmrnden Herren in Travemünde ein. Die Abreise soll heut« Montag k i folgen. Der BundeSroth hat sich nach Schluß der Donnerstags- Sitzung auf unbestimmte Zeit vertagt. Ec wird seine Boll» Atzungen voraussichtlich bereit« in der letz'en Septcmbrrwoche mlckwr ausnehmen. Dir Vorlage betreffend di« Einführung der neuen deutschen Rechtschreibung vom 1. Januar 1903 ab d.i allen ReichSbrhörden, ist auS unbekannt gebliebenen Gründen von der Tagesordnung der letzten BundrSrathSfitzung abgrsrtzt worden und wird daher erst nach der Sommerpause verabschiedet werden können. Nach der Erneuerung deS Dreibundes am 28. Juni aus weitere sechs Jahre ist die Sommerpause, in der inuerm und Nutzeren Politik de» Reiche» eingrtret'n. Im auSwiirtigen Amte l'ezt gegenwärtig auch nicht ein« Frage von Bedeutung vor. Gras Bülow wird daher von Kiel auS sofort seinen Sommer- '.„laub antrrtrn und sich wie im vorigen Jahre noch Norderney begeben. Ebenso tritt der Staatssekretär deS AuSwärtgen von Richthosen jetzt srlnm Sommerurlaub an. Bride Herren werden erst im August, wmu der König von Italien in Berlin ein. trifft, znrSäSfhe« Dl« Geschäft« de» AxBvärtP« Wich» sttztz zur Zett der Unterftaatßsekretär v. Mühlberg Bel der Verttzetlnnß der Preis« für die Rmatta von Siel «ach Travemünde Verla» Kaiser Wilhelm ein tzr» vom Leib chirurgen de» König» von England zngegan gm e» Teltzruuuu, wort» dieser «ittheitt, daß «mrmehr König Eduard sich eudglltig aus dem Wege der Besserung besiude, und brachte «In dreifache» Hurrah aus dm König von England au». Di« Verwendung vo» Spirit«» zu t«chutsch«, Zwecke» hat ei»ru neu« Fortschritt zu verzeich»«. Herr Branddirektor Reichel in Hamrover, der Leiter der dorägm Feuerwehr, hat für di« Automobil-Dampf-Feuerspritze eine Spiri- tulbeheizuug coustruirt, welche sich »ach de« v. L-A. vorzügllch bewährt. Dl« Berus» - Feuerwehr tu Hannover hatte di« erste Automobtl-Dampsspritze in Deutschland in Gebrauch gaum»«. Die daran beobachtet« Nachtzelle einer stark« Qualm- und Navchentwickelung, sowie «ine» überaus störenden Geräusche» vährmd der Fahrt zur Brandstelle, teide» Folg« der nut«, weg» vorgeuoutmen Beheizung, werd« durch die Auweudmg von Spiritu» vollständig beseitigt. Auch die L«istuug»sähigkeit ist dadurch erhöht. Schon nach w«lg« Minutm besitzt di« Spritz« vermöge der SpirituSheizung gmügrudr Dampsspauuuug um ihr« Löschthätigkeit mit voller Kraft zu beginn«. Da» Wesentlichste der Reichrlsch« Eonstruction besteht darin, daß da» Damps-Automobil, welche» in der F«rrwache stet» durch Ga» bi« zu einer halben Atmosphäre Spannung vorgrhrizt ist, beim Alarm sofort mit Spiritu» weiter geheizt wird. Auf der Spritze ist ein GpirituSbrhältrr für etwa 38 Liter Spiritu» angebracht und mit einer klein« Flasche flüssiger Kohlensäure verbunden. Der Druck der Kohlensäure bläst durch Körtiugsche Streudrüsm den Spiritu» in di« Feuerkammrrn. Wahrmd der Fahrt er langt die Spritz« binnen sech» Minuten eine Dampfspannung von sich» Atmosphären. Sobald dir» erreicht ist, kann sie mit jedem anderen Brennstoffe (Kohlen, Brikett» rc.) weiter geheizt werd«. Auf diese Welse wird in der kürzeste« Zeit di« höchst« Betrieb», sähigkrit erreicht und die Maschine ohne die den Straßenverkehr belästigende Rauchentwicklung und ohne jede» Geräusch auf die Brandstelle gebracht. Die Feuerwehr hat in Aussicht grnommm, demnächst eine zweite gleichartige Maschine anzuschoffrn. Die Höhr der soctaldemokratischrn Steuern läßt sich aut der BeltragSstatistlk der Gewerkschaften einigermaßen ermrffen. In dem Jahrzehnt von 1891 bis 1901 haben die Gewerk schaft-kaffen au» den Mttgltedklbeiträgrn eine Einnahme von 51,2 Millionen Mark gehabt. Auf de» Kops der Mitglieder entfiel bei dem Buchdruckerverbände jährlich ein Betrag von 55 Mark 10 Pf, bei den Bildhauern 29 M. 83 Pf., bei den Handschuhmachern 22 M. 74 Ps., bei den Glasern 22 M. 25 Pf., bet den Maurern 15 M. 44 Ps., bei den Metall arbeitern 12 M. 72 Pf. rc. Mit diesen osfizirllm Beiträgen, di« aus Beschluß de» letzten Gewerkschaftskongresse» noch erhöht Word« find, ist aber di« Strueransorderung an di« Arbeiter selten» der Socialdemokratie noch nicht erschöpft. ES kommen noch hinzu die Beiträge an die politische Organisation, die viel- fach« .freiwilligen- Sammlungen und Audrrr» mehr. ES ist also ganz erheblich, wa» der „zielbrwußte" Arbeiter an social demokratischen Steuern zu entrichten hat. Der deutsche Arrztrtag hat in seiner vorgestrigen Sitz- ung einstimmig beschlossen, durch den GeschästSauSschuß bei dem BundeSrath dahin vorstellig zu werden, daß 1) die Ausübung der Heilkunde durch nichtapprobirte Personen untersagt werde, wenn Tbatsachen vorliegen, die die Unzuverlässigkeit der Ge werbetreibenden bezüglich diese» Gewerbebetriebe» darthun, 2) mit Geltung für du» Mich «in« Brrorduu», «lass« »erd«, welch« der dum Stunt« Hamburg uuterm 1 Juul 1900 er» lass«« Berordtu«, sich «schlicht und vor All«, di« prah- lerifche Anftindi»»»» w» Grheiuwrtttel» «d Srheduumtzod« u»trr Straf« stcklt, S) geg« Schwt»delmittel euch Kurpfusch« ti-artlich« Warnung« vor» den Behörde» erlass« wacdeu, Recep t« von Kurpfusche« in dm Apotheken rächt angarouira« werd« dürft» Da» bütz-rliche GerichtiuParG erklärte da, «hescheiduug». urthell de» Mrstrrrpaare» von Manoc» in Frankreich für voll» streckbar. Die Ehrschetduug»grü»d« laut« nach der Lass. Ztg.r Seit de» August 1900 hab« di« Fürstia Ali« alle veziehrmg« zu ihre« fürstlich« Satten abgebrochen und sich beharrlich sein» verschied«« ArmäherungSvrrsuche» widersetzt. Sie weigerte sich, im Fürpmthu«, in Pari» oder auderwärt» an der Sette de» Fürst« zu erscheinen. I« Januar 1901 hielt sie sich zum letzt« Mal« einige Zett iar Fürstrnpalast von Manrco auf, aber in Abwesenheit ihre» Gatt« und verließ d« Palast am Vorabmd der Ankunft de» Fürst«. Sie weigert sich auch, da» Pariser Heim de» Fürsten in der Av.-nue du Trocadrro zu bewohn«. Diese Thatsachm stell« eine schwer« Beleidigung dar und ge nüg«, um die vom Fürsten gegen seine Gattin verlangte Ehe« scheidung zu begründ«. Serbien. > Bei einem Grenzkrawall in Jawor im Kreise Toplizch drang ein Haufen Albanesen auf serbisches Gebiet, über fiel die serbische Grenzwache und tödtete einen ser bischen Grenzwächter namens Michael Jowitsch, Es folgte ein Scharmützel, in dessen Verlaufe die Albanesen über die Grenze geworfen wurden/ ; England. In London wurden am Sonnabend.an verschiedenen Hauptpunkten der Stadt 500 000 Arme vom König gespeiste Ter Prinz und die Prinzessin von Wales besuchten Bishops park in Fulham, wo 14000 Arme gespeist wurden.^ Ti« Herrschaften fuhren durch die Anlagen und gaben dem Bedauern darüber Ausdruck, daß es dem König unmöglich sei, persönlich zu erscheinen, weiter besuchten sie das voM König gegebene Festmahl in East-End. Andere Mitglieder der königlichen Familie besuchten andere Hauptpunkte, arp welcher das Prinzenpaar von Wales nicht erschien. In einenr Briefe an den Lord Mayor wünschte der König den Armen einen frohen Verlauf des Tages. Afrika. Die Burengrnnale Louis Botha, Dewet und De lorey h^bcn sich am DicnStag Aberd auf dem D mvfer .Kanzler" der deutsch»ofiasrikavlschkn Linie nach Eurrpa «Inge« schifft. DaS Schiff läuft am 4. August Necip«! und am 19. Au gust Lissabon an. E» ist noch unbk stimmt, in welcher von beide» Städten die Burengrneralr landen werden. Mehrere Polizist« begaben sich am 29. v. M. noch dem Grundstücke der GeldenhuiS»Min« bü Johannesburg, um mehrere Personen, von denen eine im Verdachte stand, die Ein geboren« zum Nirdrrlegrn der Arbeit und zur Rückbhr rach ihren Kraal» auszureizen, zu verhaften. Während d'e Verhafte ten obzrführt wurden, machten einige eingeborene A beiter den Versuch, die Gefangenen zu befreien. Die Polizei nahm darauf auch die Eingeborenen fest. Tie Anführer befinden sich noch im Gesängniß, die übr'gen Arbeiter wurden mit Geldstrafen belegt. — Der Eingeborenrnsrage In Südafrika wird angesichts dieser Meldung von Arbeitsniederlegung« n der Koffern in den Minen „Lohnte es sich Eurer Meinung nach nicht, so viel deS Aufhebens davon zu machen," fiel ihr der Rath schneidend ins Wort. „Nun, wir wollen uns nicht um deS Kaisers Bart zanken, ich habe das Geld einfach nicht." „Mer, Tu könntest /. ." „Es leihen? Nein, liebe Frau, ich habe keine Lust, uns Alle für den sauberen Herrn Sohn zu ruiniren, Spüre Deine Empörung, mein Sohn, sie ist hier schlecht angebracht; aber ich weiß einen Ausweg. Ich habe Dir einen Vorschlag zu machen, lieber Horst." „Tu denkst an eine reiche Heirath?" fragte die Gattin etwas athemlos. „Allerdings." Horst lachte bitter auf. „Als ob die brillanten Partien nur so auf der Straße liegen! Ja, glaubt Ihr denn, ich hätte mich nicht schon genug nach einem Goldfisch umgesehen?" Allzu viel Mühe wirst Tu Dir wohl kaum gegeben haben," meinte sarkastisch der Vater, der des Sohnes Ehescheu kannte. „Tas meine ich auch," sagte die Räthin, „denn sonst bei Deinem glänzenden Aeußeren . . ." „La la Musik« ... die Mädels sind heutzutage auch vorsichtig und gar die Väter." „So müßtest Tu eben eine reich« Waise freien." „Ja, weißt Du vielleicht eine für mich, Papa?" erkundigte sich spöttisch der Sohn/ Doch der Vater blieb unerschütterlich ernst. „Allerdings und zwar brauchtest Tu garnicht weit zu suchen." „Bernhard, Tu willst doch damit nicht sagen, daß . ." Horst sah verständnißvoll von dem so ungemüthlich ernsthaften Vater auf die ganz bestürzte Mutter. „Ja, ich verstehe wirklich nicht," begann er; da schnitt ihm die aufgeregte Mutter das Wort ab. „Bernhard", schrie sie fast, „es kann doch nicht Dein Ernst sein, unser» Sohn, unfern Horst an diese Mißge burt zu verheirathen, nur weil sie Geld hat, und mein -armer Junge ein paar Schulden gemacht hat?" Ter Herr Kommerzienrath sagte noch immer nichts; «iber Horst hatte jetzt begriffen. Er warf sich in den nächst besten Sessel Und wollte sich ausschütten vor Lachen.; Nein, der Gedanke war köstlich. Seinem Alten rap- Helte es wohl ein Bischen? Aber er lachte nicht lange und als sich Mutter und Sohn nach einer Stunde vom Haus herrn trennten, da hatte die Frau verweinte Augen und Horst einen verbissenen Zug im Gesicht. Loni aber bekam, als sie gerade den beiden begegnete, einen Blick von der Tante nachgesandt, der alles Andere als schwie germütterliches Wohlwollen ausdrückte; Horst aber biß die Zähne aufeinander und schüttelte sich kräftig. „Mein armer Junge," sagte die Frau Mama, seinen Arm streichelnd; er aber wehrte sie fast schroff von sich ab. „Laß nur sein, Mama. Tie verdammten Machinäerf Wahrhaftig, wenn man nicht so am Leben hinge, man könnte. . . doch sei ruhig ich heirathe das Keine Scheusal, den Dienst quittiren muß ich natürlich; denn mit der Frau kann ich mich den Kameraden nicht prä sentier». Na, ich kann ja Krautjunker, Stoppelhvpser, und wie sagt man sonst noch?, werden. Schließlich ist 's ja noch besser als Stiefel putzen." * Sie hatte ja gesagt. Sie hatte sich wehren wollen gegen das Glück. O Gott, war es denn ein Glück? Kvnnte er, der Jugendschöne, Gesunde, sie, die Mißgestaltete, lieben? Kino Stimme rief ihr! zu: er will nur dein Geld, nur das!" Aber seine Ritterlichkeit hatte sie entwaffnet. Sie war ganz schönheitstrunkend von seinem Anblick. Ach, und ihr zwanzigjähriges Herz empfand ebenso gesund und heiß wie andere Mädchenherzen. Und er hatte sie an sich gezogen und ihr so liebe, gute Worte gegeben. Ge wiß, er war ein edler Mensch, kein Alltagsgeschöpf. Und sie liebte ihn so, so innig, tief dankbar und demüthig. O, er hatte ihr 's ausgemalt, wie sie sich in die Einsam keit des Landlebens flüchten würden, nur sie beide. Ganz flüchtig kam ihr die Frage: warum das?, und die Antwort war auch schnell da: weil er sich Deiner schämt! Aber sie wollte nichts hören und sehen. Und dann die Briefe, die er an sie schrieb. Ein bischen übertrieben klangen sie ja; sie zeigte sie auch Keinem, nicht einmal Molly; denn sie fürchtete der Kleinen Plauderhaftigkeit und den stummen Hohn in den Mienen der Anderen. Ach und jetzt stand die Hochzeit vor der Thür. Ein bischen bang war ihr doch. Würde sie ihm genügen können? Als er sie nach der Trauung aber gerührt in die Arme schloß; denn sie sah wirklich lieb aus mit dem glückverklärten Gesicht, in dem wallenden, ihre Mißge staltung verbergenden Schleier da war in ihr nuo eitel Glück und Zukunftshoffnung. Schade, daß sie den mitleidigen Schleier nicht immer tragen kann, dachte der junge Ehemann und schaudernd stellte er sich das mitleidige Kopfschütteln, das Hohn lächeln der Kameraden vor. Nur gut, daß er sie nicht zur Hochzeit geladen hatte. Seiner Schwester Ortrud aber flüsterte er, während die junge Frau sich umzog, zu: „Tu, Trude, wenn mal so 'n Höckerthier von Geldsack um Dich freien sollte und wenn 's ein Krösus wär, ich rathe Dir, fall nicht auf den Schwindel rein! Hast Tu noch ein Glas Sekt? Mir ist doch scheußlich flau um die Magen gegend." Loni war nun schon seit zwei Monaten verheiratbet. Ter Leidenszug um den Mund hatte sich ein wenig ver schärft und die blauen Augen blickten müde und traurig. Mit dem erträumten Glücke war 's nichts. Ach, sie wußte, jetzt ganz genau, daß sie nur ihrem Gelde diese Heirath verdankte. Horst war herrisch, rücksichtslos, seine frühere Ritterlichkeit hatte sich fast in das Gegentheil verwan delt. Er war so mißgestimmt, so nervös und ungeduldig, Menn er bei ihr war. Er ließ sie stets allein, nahm sie nie mit zu seinen neuen Freunden. Sie wußte, er schämte sich ihrer. Lustig sah sie ihn fast nie; nur wenn er mit Anderen zusammen war und sie ihn aus der Ferne beob achtete, sah sie ihn wie früher galant und heiter. Vor ihr lag die Zukunft grau und trostlos. Und dann kam nach Monden ein Tag, ein Tag — da jagten Reiter vom Hofe nach verschiedenen Richtungen, den nächstbesten Arzt zu holen; dien» der Hausarzt war verreist. ; Horst ging mit schweren, großen Schritten in seinem Zimmer auf und nieder., Er malte sich schreckliche Mög lichkeiten aus. Wie, wenn das Kind ein Krüppel wie die Mutter würde? Tann war schon besser es starb und viel leicht starb auch ... Er schüttelte den fanatischen Wunsch von sich ab. Pfui, das war gemein, wenn auch mensch lich. Zu ihm gehörte eine andere Frau. Mer dann legte ihm die Wärterin ein zappelndes, rothes, gesundes Kerl chen in den Arm, einen Sohn, einen geraden, gesunden Jungen. Ta ging er hin und küßte scheu die blasse Hand der in seligem Mutterstolz glücklichen Dulderin.