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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.01.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-01-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192301204
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19230120
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19230120
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-01
- Tag 1923-01-20
-
Monat
1923-01
-
Jahr
1923
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.01.1923
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eS. Schminkrequtsiten und Steckkontakte der Brennapparate. der Feuerwachen, der Inspizient zänkte sich mit einem Dheaterarbetter herum, sein spitzige» Organ überschlug sich ft» gereiztem BefehlSton. Kn Htntergrunde der Szene wurde noch immer vo«. sichtig geklopft und gehämmert. Ein halbe» Dutzend Theaterdiener eilte geschäftig hin und her! der »r»s Dani Stimme. !7 prüfenden Nuphaang. Mit einem letzten flüchtigen Gedanken dachte sie a« daheim, und «» wurd« etwa» fremd und tot und leer in ihrer Urust. Dann ging sie mit raschem Entschluß zum Drosckken- Halteplatz hinüber und öffnete den Schlag der erste« Droschke. .Westend-Theaierl* rief sie -um Sutsc^rdock hinauf. Im nächsten Augenblick war sie i« Wageniuuern ver schwunden. — Al» Lotte kur» vor acht im Westend-Lheater etutraf, war -er Billetverkauf der Abendvorstellung bereit» ge schloffen und an den verhängten Schaltern der Kaffenbureau» prangten allenthalben die weißen Plakattafeln «ft der lakonisch-stolzen Aufschrift: „AuSverkauft!* Entmutigt und enttäuscht trat La» junge Mädchen au» dem menschenwtmmelnden Vestibül wieder auf Le» halb- -mrlle«. zugigen Borplatz hinan», um sich schwere« Her««» zum Heimwege anzuschicken, al» sich plötzlich am Kuß der großen Freitreppe ein Mitglied au» der spalierbildende« Zunft der Mlletthändler an sie herandrängte und ihr eise« Logenplatz im zweiten Rang zum Kaufe anbot. Ohne überhaupt erst nach -em Kassenpret» zu frage«, drückte Lotte dem red«,tert auSsehrnLen Bursche« et« Zeh«. Markstück in die Hand und stahl sich dann mit ihrem glücklich erkämpften Schatz auf etner Settentreppe zur Höhe de» -wetten Range» empor. Auf einmal «ar wieder eine heimliche Gewissensregung in ihr wach geworden, gl» ob sie sich mit diesem Theater besuch auf unrechte«, unerlaubten Wegen befände; auch hatte ihr »in Blick in eine« der mächtige« Spiegel de» Vestibül» gezeigt, daß sie mit ihrem verregnete« Straßenkostüm «ur sehr wenig tu die Lotlettenpracht eine» mondäne« Prw Mierenpublikum» hiueinpatzte. Unter dem Beistände etner gefällige« Garderobenfrau richtete sie ihre zerknittert« Tüllbluse am Toilettentisch der Garderobe notdürftig wieder ei« wenig her und orduet« mit et» paar «ntliehenen Lockennadel« di« rebellischen Sell« ihre» feuchte« Haar ' Da«» trat sie hochaufatmend t« die ganz aus der linke« Sette unmittelbar an der Bühne gelegene Log« und nahm Ihre« Platz in der Ecke der hinterste« Reih» et«. Ihr Erscheine« wnrbc von den übrigen Logentnhadern, einer kleinbürgerlichen Kaufmannbfamtltch «ft ««verkenn- bar ostpreustischem Akzent kaum beachtet; «ach einer erste« flüchtig,« Musterung wandte sich da» Intewff« der berltn- fremde« Provinztalen wteder ausschließlich dem schimmern- de« Bilde de» riesigen Zuschauerraume» zu, brr sich während der nächsten Minute« schnell und geräuschvoll füllte. Kn Parkett et« ewige» «ufstehev und Stchsrtzen, et« ««unterbrochene» Grützen und Winken, ein Gewühl «nd Gewoge von Achtern und Köpfen. Et» mrgeduldtae» Snmme» und Surren webt» durch di« Die Siegerin. M Roman von Han» Schulze-Sora«, S8. Fortsetzung. Stimmen und Laut« umschwirrten sie, Gestalte« um wogten sie, sie ging wie im Traum. Zuweilen segle ihr der Wind Le« Regen sprühend in» Gesicht und überzog ihr schwere» Blondhaar mit einem Silbergespinst winziger Tropfe«. Dan» hemmte sie «tuen Augenblick ihren eilende« Schrift und sog Len feuchte« Atem der nebligen Luft in einem ausdämmernden Wohlgefühl au» vollen Lunge« ttef i« sich ein. In wenigen Minuten war st, so bi» zu« Lützowplatz gelangt. Jetzt erst begann sie unter dem belebenden Stnflutz der raschen Bewegung allmählich wieder klarer zu denken, löste sich langsam das dumpse BetäubungSgefühl ihre» Innern. Unschlüssig ging sie ein paarmal an der Südseite de» menschenleeren Platze» auf und nieder und lehnte sich endlich erschöpft gegen die eisern« Rampenstang« ei«e» Schau fenster». Ei» paar Kinder liefen vorbei und sähe« ihr mit zu dringlicher Neugier i« da» blaffe, schleierlose Gesicht; «i« betrunkener Mann torkelte au» einem Kellerlokal Hera«» und streifte sie unsanft am Arm, doch st« rührte sich nicht. Eine rasende Angst, ei«e jagende Unruh« war auf «in- mal in ihr mächtig geworben, daß st« die unaufhaltsam ent fliehende Zeit vielleicht »mgeuützt verstreiche« lasse« könnte. Mit zitternde« Kinger« nestelte sie ihre Uhr au» -er Bluse. Drei Viertel auf acht! Ob sie «och einmal zu Herr« Herma»« -tnau-fuhr u«h de« welterfahrene«, treuen Manu um Rat und Betstemb au- gt«g? Dann aber siel e» ihr wieder eiu, daß ihr alter Freund heute abend ja die Premiere brr „Siegerin* besuche« wollte und wahrscheinlich schon längst -um Theater unterwegs »ar. Die Premiere der „Siegerin*. Ein eisiger Schauer ran« thr plötzlich erkält««- über Hal» und Racken, ihre Hände griffen haltlos in die Sustz a« den naßen Kleide«» hernieder. Und wieder wuch» au» der gr«w«los« Kot Ihrer ge marterten Seele ei« elementare» verlange» »ach de« Manne, dem «och immer di« heiße Sehnsucht ihre» Herzen» galt. . - Sie mutzte «urt heute »och einmal sehe», mochte sie darüber auch zugrunde gehe»; eine ah«u«g»volle, dunkle Empfindung webte t» ihr. daß, wen» ,» für sie überhaupt «och eine Rett»»« üsb, I» chLi» KkiM ZMeb«I«ße» Kalte« fleht hie Lage al» gesäbrltS au. X London. Reuter erfährt, daß di« italienisch« Regierung Schritt« unternommen habe, um der britischen und der französische» Regierung darzulege«, daß Italien di« Lag, an d«r Ruhr al« höchst gefährlich ansebe. Obwohl Italien nicht die Roll« »ine« Vermittler« übernommen hab», haße e« doch au«driicklich vorgeschlagrn. daß irgend- «elch« weiteren Zwangsmatznabmen nur nach reiflicher Ueberlegung ergriffen werden sollten. vermischtes. Eisenbahnunglück. Rach einer Meld«»« da» „Sokalanzelger* ist auf dem Bahnhofe Salzhemmendorf, Kret» Hamel«, tnfolge falscher Wetchenstellung der Klei«, bahnzug auf «tue« kebenalei» d«» Kaliwerke» entgleist. Der Lokomotivführer ««- et« Heizer sind getötet. Zunahme der Unfälle in England. Rach einer Statistik, di, in der „Deutschen Medizinischen Wochen schrift* atttgetetlt wird, ereignete« sich 1921 in Groß- brttaunte» »1272 Strnßenunfälle, vou denen 284S tödlich au», gingen. Damm wurde« 281« Todesfälle durch mechanisch bewegte Wagen -ervorgerufen, 42« dnrch von Pferden ge zogene Wagen u«d 205 durch Fahrräder. Die Zahl der Unfälle nimmt bestäubt« in bedrohlicher Weise zu. Mozart und da» Wunderkind. Mozart, der ja als Kind selbst von seinem Vater auf große» Konzert reise« dem Publikum in seinen erstaunlichen Leistung«» vo» gestellt worden war, hegte eine große Abneigung gegen Wunberkinber. Al» man ihn einst al» reifen Meister nötigt«, dem Spiel «ine» solchen frühreifen Talente» zuzu hören, sprach er nachher mit dem Knabe«, der zu ihm sagte: „Ich mochte auch sehr gerne komponieren; sage« Sie mir doch, wie man da» macht.* „Da müssen Sie erst noch viel lerne« und auch älter werden*, meinte daraufhin Mozart. „Aber St« haben doch auch schon mit IS Jahre« komponiert, metnte da da» Wunderkind. Worauf Mozart lächelnd ent. gegnet«: „Allerdings, aber ich habe niemanden danach ge fragt, wie ich da» anfangen soll* Die Massage der Tigerin. Ein« mächtig« indische Tigerin wird jetzt täglich an der Nase und an der Kehle von ihrer Wärterin massiert, um ihr die durch eine schwere Erkältung hervorgerufenen Beschwerden zu erleichtern. Die Fra», die diese kühne Tat vollbringt, ist di« Wärterin diese» bengalischen Tiger», Mr». Lambert, bi« ihn im Raubtier- hau» de» Zoo von Manchester versorgt. Di« Tigerin, der da» rauhe Klima augenscheinlich nicht bekommt, leibet schon den ganzen Winter hindurch an etner schweren Erkältung und wird von der Wärterin rührend gepflegt. Vie verbringt täglich mehrere Stunden damit, dem mächtigen Raubtier heiß, SukalyptuSumschläge um den Hal» zu machen. ES ist ein eigenartiger Anblick, wenn man beobachtet, wie gefügig die Bestie sich die Umschläge anlegen läßt und wie sie ge- lehrtg dabei den Hal» htnhält. Auch die Massage läßt sie sich ganz ruhig gefallen. Sin Pfau uamen» „Luzifer, der seit dem vorigen Gommer der intimste Freund dieser zu gänglicher» Tigerin ist, steht aufmerksam dabei und findet viel Kreude an dieser Behandlung. Ein« Räuberkokonie in Zehdenick. Et» grober Schlag ist der Berliner Kriminalpolizei in Zehdenick, im Kreise Templin, gelungen. Bi» vor etwa einem Jahr« herrschte in dem kleinen Orte Ruhe und Frieden, bann kam e» ander». Tag für Tag meldete die Lokalchronik neue Ein brüche und Gewalttaten. Da die Zehdenicker Polizei zu schwach war, um gegen die Einbrüche etwa» auözurichteu, wurde die Berliner Kriminalpolizei um Hilfe gebeten. Diese entsandte Kriminalbeamte, die auch in kurzer Zett mit Unterstützung -er dortigen Polizei und der Landjäger Le» Kreis«» Templin eine dreizehuköpftge Einbrecherbande ent larvte und verhaftete. Die Haupttäter sind Hermann Müller, Robert Düge (Vater und Sohn), Rudolf Sprung an» Wesen berg und der Arbeiter Schmidt. In kurzer Zett haften sich diese GelegenhettSdiebe zu bewaffneten Einbrecher« ent wickelt, die selbst Menschenleben nicht achteten. Etwa 200 Einbrüche und zwei Morde dürften auf diese Verbrecher zu setzen sein. Bisher konnte 48 Geschädigten ihr Eigentum wieder ««»gehändigt werde«. Der Gesamtwert der veute scheint mit zehn Millionen Mark nicht zu hoch gegriffen zu sein. Entenfang durch Glatter». Tab Ente« gv- radezu etnfrieren und dann mühelos gefangen werden können, ist ein höchst seltsame» Vorkommnis, das sich aber tatsächlich ereignet hat. Ter bekannte Meteorologe Professor Kaßner berichtet über dieses sonderbare Natur- ereigniS in der Leipziger „Illustrierten 'Zeitung". Im Winter 1921 zu 1922 wurde m den Bereinigten Staaten, namentlich 1« Michigan und Oregon, sehr viel Glatteis beobachtet, da» großen Schaden verursachte So wurden in Portland, Oregon, im November 1921 mehr als VOM Fernsprecher durch Ueberlastung mit Glatteis unbrauch- bar; die Trahtgestänge und «teste brachen massenhaft um. Tie EiSlast war so grob, daß auf ledes Merer Traht fast 2 Kilogramm kamen und bei dein üblichen Gcsiängeabstnnd von KO Meter jeder Traht an jedem Gestänge mit einer Kraft von SO Kilonrimm zog. Ter Schaden, der durch da» Mattel» rn Mich gan an den Telegraphenleitungen und Obstdäumen hervorgcrufen wurde, war aus 7^2 Mil lionen Tvllar geschätzt. Am merkwürdigsten aber war die Wirkung de» Glatteise» aus die Wildenten, Vie in Scharen von über 1000 Stück auf dem sogenannten Gäniesee be« Antelope, Oregon leben. Ter überkaltete Regen und der In Massen herntedergehende Schnee brachten das Wafter »um Gefrieren und umhüllten die Enten selbst ganz Plötz- ltch mit einer Eisschicht, in der sre gefangen waren und sich nicht mehr rühre» konnte». Artilleristen, die die Er scheinung nicht verstanden, schossen auf den großen Hau fen, aber die Kugel prallte von dem eisigen Unwetter- Panzer ab. Tann sammelten fte den Hausen Geflügel mühelos em. «nb beschlagnahmt« Re Geschäft»-»»«» Res« Kohlen- handrttgesellsLaft, an» denen fich -er Verkehr «tt -«» Kohlens,«dikat in Essen ergeben soll. Et« zu Reser Beschlag nahme »«gezogene» Mitglied der Düsseldorfer Regier«»« erhob Einspruch gegen di« Beschlagnahme. Der Einspruch wurde aber »urückgewtesen, weil «» sich nicht um ein« ver. waltungSmäßtge Handlung, sonder« um «in« auf de« Be lagerungszustand beruhende Matzna-m, handel«. ZnchtPm» für Welcher« »nd Schteheri * Berltn. (Amtlich.) Durch den völkerrechtswidrigen Einbruch eine» französisw-belgtschen Heere« in da» Kern- »ebiet der deutsche« Wirtschaft ist Re ohnedte» schon so stark entwertet« deutsche Mark aus «ine« Bruchteil ihrer RS- irrigen Geltung heravgeworsen. In unmittelbarem Zu- «mmenhange damit zeige« sich jähe Preissteigerungen von «ußerorbentltcher Höhe auf alle« Warengebteten. Für Re Bevölkerung, von der nur et« verschwindend kleiner Teil in de« Lag« war, sich mit Vorräten zu versetze», bedeutet diese Preissteigerung eine ««erträgliche Belastung, «eiten Kreisen nimmt st« die Möglichkeit, sich weiterhin auch nur mit den dringendsten LebenSvebürftttffen zu versehen. Zu gleich aber birgt, wie die Erfahrung lehrt, die augenblicklich« Vage die Gefahr in sich, dab Re cingetreteue« schwere» Störungen de» Wirtschaftsleben« von -tnzelnen Elementen wucherisch »« eigenem Vorteil au»ge tet werben. Soweit die» geschieht, ist e» eine der bringen , Aufgabe« der Be hörden. Re bestehenden gesetzlichen Machtmittel gegen Sucher, Schtebertum und Waren,urückhaltuna rücksichtSlo» anzuwenben. Die Mittel, di« da» Gesetz hierzu an Re Hand gibt, sind schon Vet ähnlichen früheren Gelegenheiten^ bi» zur äußersten Grenze verschärft worden. Zuchthaus, Geldstrafen in unbeschränkter Höhe, Ehrverlust, Polizeiauf sicht, Untersagung de» Handelsbetriebe», Einziehung der Waren «nb be» wucherischen Gewinne» sowie Brand- markung be» Täter» burch UrtetlSveröffentltchung sind vor. gesehen. Auch die Zurückhaltung von Gegenständen de» täg lichen Bedarf» fällt unter diese Strafdrohungen. Unabhängig vom Strafverfahren könne« Waren, Re zurückgehalt«, «er be«, enteignet und der Allgemeinheit »»geführt werden. Un- zuverlässige Personen können vom Handel «»»geschloffen werden. Die RctchSregternng ist mit den Landesregierungen in dem Willen einig, jede wucherische Ausbeutung -er gegen- wärttgen Notlage von dem Volk mit aller Kraft abzuwehren. «ine Red« Bariton» )t Pari». Lout» Barthou hielt in der Gesellschaft für Konferenzen einen Vortrag über die Rechte Frankreich» und Li« Pflichten Deutschland» au» dem FrtedenSverkage. Er behauptete, -aß Deutschland niemals den Willen hatte, seinen Verpflichtungen au» dem Versailler vertrage nachzu kommen. si) Erst nachdem Sanktionen au-geführt worden waren in Gestalt der Besetzung von Düsseldorf, Duisburg und Ruhrort, hätte Deutschland sich bequemt, eine willigere Haltung etnzunehmen. — Barthou erinnerte bann daran, daß Deutschland auf dem Gebiete der Restitutionen seine Verpflichtungen erfüllt habe, aber in den Reparations zahlungen uud Sachleistungen stet» hinter Len Anforde rungen zurückgeblieben sei. Unter Anführung eingehenden Zahlenmaterial» führte Barthou einen vergleich zwischen dem, wa» Frankreich für -en Wiederaufbau bisher geleistet, und dem, wa» Deutschland für Reparationen nicht geleistet habe. Hierauf verbreitete sich Barthou über bi« verschiedenen Verfehlungen Deutschland», die die Reparationskommission festzustellen genötigt gewesen sei. Barthou erklärte am Schluß, Frankreich beabsichtige nicht, Deutschland zu ruiniere», wie diese» eS gegenüber Frankreich beabsichtigt hätte. Frank- reich müsse bezahlt werden und würde seine Kraft bis zum äußersten gebrauchen, um dieses Ziel zu erreichen. Außer dem werde das linke Rheinufer nicht eher geräumt werde«, al» RS Deutschland seine« Verpflichtungen au» dem Frie- denSvertrage vollkommen nachgekommen wäre. Sitzung der Reparationskommission. X Bari». Dir Reparationskommission wählt« gestern nachmittag einstimmig Barthou »um Nriisidenten der Kommission wieder und unterzoa dann die Entschädigungen, die die Reichsrrgierung an di« Reeder gezahlt hat, einer Prüfung. E« wurde beschloßen, daß der GarautieauSschuß einen Protest gegen da« Verfahren Deutschland« abkaffen solle, weil e» den Reedern, ohne di« Kommission oder den GarantieadSschnb zu benachrichtigen, SO Milliarden au«ge- zahlt habe. Die Kommission wird wahrscheinlich Anfang der nächsten Woche den Plan der französisch«, Finanz- techniker für di« Gewährung eines Moratorium» au Deutsch- land prüfen. Di« Entscheidung über die Verteilung der österreichisch-ungarischen Schuld wird wahrscheinlich auf Freitag vertagt. Ueber W»H»vfla«z«nff. Jeder Gartenbesitzer und Landwirt wird sich beson ders glücklich schätzen, der sich Heuer die Anpflanzung dieser einheimischen Oelpflanze leistete! — ist doch der Pret» für da» Speiseöl in» Fabelhafte gestiegen! Wa» ist nun selbstverständlicher, als das; sich IM kommenden Jahre immer mehr Besitzer von Ländereien icder Art her- betlassen werden, ein kleineres oder grösseres Stück Land mit Mohn anzupflanzen. Bekannilich ist das Mohn- pflänzchrn sehr »art, em Versetzen desselben ,in Großen ist ganz unmöglich, allzudick ausgekeimter Mohn ist kurzer hand auSzurupsen, ohne die gerupften Störchen weiter verwenden zu können. Je dünner der Mohn steht, umso mebr kann er sich ausvreiten, um so reichlick-er setzen al»dann seitwärts Triebe an, die reichlich nut Mohn kapseln behangen zu leiü pflegen. Vorteilhaft ist cs, wenn man schon während des Winkers bei einigermaßen günstigem Detter das Mohnland nach erfolgter Tünaung gut umschort; der Mohn selbst wird am geeignetsten Ende Februar und Anfangs März ausgeiär, ivätere Aussaaten im April und Mai sind meistenteils ganz ersokgios. der Mohn geht nämlich in der kalten Jahreszeit viel besser auf al» mit Beginn wärmerer Jahreszeit. Nasie der- tragt er nicht gut, weshalb man allzuseuchtes Gelände niemals zur Anpflanzung mir Mohn erwählen sollte. Nicht selten geht auch Mohnsamen im Spätherbst auf, der während per Ernte ausgefallen ist und folgt ein nicht zu kalter und zu schneereicher knaffer» Winter, so kann ganz mühelos eine zweite Ernte gemacht werden. Im Jahre 1919 ernteten wir auf eurem 2 Ar großen unge düngten Lande 35 Pfund Mohn und im nachfolgend:« Jahr« (1920) auf demselben Stück Land ohne legliche Mühe und Arbeit 28 Pfund Mohn, dadurch, daß der im Herbst ausgefallene Mohn stehen blieb und probeweise ab sichtlich nicht während des laufenden Jahres entkernt wor den war. Ein Nachteil ist übrigens in dreiem Falle der, daß der selbst aufgegangene Mohn vier Wochen früher reif wird, «US der gesäte und m vieler Zeit stellen sich dann viele hungrige Bögelchen ein, die ihren Bedarf an Nahrung alsdann hier zu decken pflegen, da die Gerrcide- felder dieselbe» noch durch teure reifen Körner anziehe« resp. an locken. Daß durch Anwendung von Kunstdünger auch da» Mohn weit ertragreicher wird, ist selbstverständlich. WSH- rend wir auf einem dermaßen gedüngren Lande 85 Pfund ernteten, bekam unser Nachbar auf seinem gleichgroßen Stück Land von gleicher Lage und sonstiger Beschaffen heft ohne Anwendung von Kunstdünger nur !'-5 Brunft Tie Mohnstengel waren bedeuiend kleiner geblieben, und e» bekam Stock für Stock nur eine Kapsel, während bo unseren Mohnpflanzen nicht selten vier und fünf Kipfel, per Pflanze erzielt wurden. Ob offener oder gesch ossene, Mohn den Vorzug verdient, darüber streiken sich bei uni noch immer die Leute, abwechselnd pflanzten wir schon beide Sorten, ohne einen wesentlichen Unterschied fest stellen zu können; desgleichen ist auch die Farbe nicht ausschlaggebend. Wir pflanzten schon weiß-vor und bläu lich blühenden, sowie ganz bunten, ohne ein nennens wertes Mehr von dieser oder ;ener sorte bekomme» zu habe«. T4e Ausgiebigkeit beim Oelschlagen hangt viel auch von der guten Trockenheit des Mohnsamens ab, weSholb man nie vor Oktober-November in oie Oelmühle gehen sollt«! D. > «nd Treppen schon allenthalben da» durchdringende Schrille» I der elektrischen Klingeln zitterte. E» schien, al» sei da» Theater längst RS zum letzten Platze besetzt, aber »och nahm der Zugang kein Ende, öffnet« sich immer wieder di« hohen, schmalen Türen -er rotanSgeschlagenen Loge», deren ichöngeschw ungene weist, schimmernde Brüstungen ei» ununterbrochener Kranz duh tiger Toiletten umrahmte. Et« nervöses, fieberhafte» Interesse für die Offen barungen der nächsten Stunden lag wie eine elektrische Spannung in der überhitzten, parfümgeschwängerten Luft b«S glänzenden Hause», eine erwartungsvolle, fast kampseS- lustiae Stimmung, Gericht zu halten über den Verwegenen, der helft von der Creme des blasiertesten Großstadtpublikum» de« Kind« feiner Muse Re LebenSberechttgung erstreike» wollte. Jetzt da» erste Glockenzeichen. Erwartungsvoll lehnte sich alle» in den Stühlen zurück, die Theaterzettel knitterten, die Operngläser wurden zurecht gelegt. Da» geLämpfte Brausen der Unterhaltung schien sich allmählich zu entfernen und erstarb dann plötzlich ganz. Noch einmal «nd ein letztes Mal die dumpfen hallende« Töne de» mahnenden Gonas. Der strahlende Lichterglanz der Deckenkrone erlosch und der Borhang rollte lautlos in Re Höhe. Unterdes saß Ellen Walden seit einer Stunde schon ge schminkt «nd frisiert in ihrem Ankleidezimmer und plauderte in krampfhaft erzwungener Munterkeit mit ihrer Kollegin Roten-an», die erst in den Kamilienszenen -es letzten Akte» beschäftigt war und in ihrer gewohnten, kommunistisch ver- tranlichen Art von -en Toilettengegenständen -er Freundin ausgiebigen und ungenierten Gebrauch machte. Di« Friseuse «nd Garderobiere waren bereits entlassen, Mw Ellen» eigene Zofe wirtschaftet« noch an dem Warm- wnfferttsch de» elektrisch beleuchteten Toilettenraum» herum und ordnet« da» Ritzende Durcheinander der Kristallflasche«, Schminkrequtsiten und Steckkontakte der Brennapparate. Draußen aus dem Korridor klang der schwere Schritt der Feuerwachen, -er Inspizient zankte sich mit einem Dheaterarbetter herum, sein spitzige» Organ überschlug sich Szene wurde noch immer vo«- .... halb«» Dutzend Theaterdiener eilte geschäftig hin her; von drei Seiten verlangte man gleichzeitig nach Friseuse. Dan« wieder der gedämpfte Ruf einer Ruhe gebietenden "Der Oberregtsseur hielt mit dem Direktor seinen letzten
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