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uwr -e»öß d«u Vorschlag« de» Referent« dl« vierjährige Lehrzeit 1» UschlechandWertz Bl» berMtgt anzuerknnen. — Da» MWßerium dr« Yknexn «erlangte van der Damm« eine Aursptuche über di» Anuwnduua van ßlOOr Absatz 2 der Eewerdeorduung seit de« Reichögefetz vs« 80. Mat ItzOÜ «nd die daran» entstandenen Schwierig- kett«. Da» Referat erstattete Her» Gtzudtku» Dr. Ulnae. Die Kammer haße gewäß der Derardnnn- de» Mi- ntstertum» «Ine Umfrage nnter «Gununtz« «halt«, worauf SS Antworten «ingegangen ftten. Der in Wage stehende Paragraph besagt bekanntlich, da- zur Teilnahme an den Geschäften devtMinungen nur solche Gesell« heran- gezogen werden dürfen, welche den Anforderungen de» 8 12S de» ReichSgesetze» entsprech«. Dieser 8 129 sei aber wesentlich geändert worden. Während nach dem früheren 8 ISS zur Teilnahme an JNnungSgeschäften, welche di« Regelung de» Lehrlingswesens zum Gegenstand -ab«, solche Gesellen herangezogen werd« könnt«, die die Ge sellenprüfung abgelegt oder fünf Fahre al» Werkmeister tätig war«, dürfen nach dem neuen 8 129 nur noch Ge sellen herangezogen werd«, welche die Meisterprüfung bestand« haben. Die Umfrage darüber, in welchem Sinne der 8 100r Absatz 2 angewendet Word« sei, habe ergeben, daß die meisten Innungen d« Forderungen de» neue« abgeänderten Paragraphen nicht nachgekomm« seien. Seit dem Inkrafttreten de» sogenannt« Nein« Befähi gungsnachweise» sei eine Aenderung gegen früher in der Besetzung der GesellenanSschüsse im allgemeinen nicht ein getreten. Eine Aenderung des 8 lOOr erscheine deshalb notwendig, und zwar in der Richtung, daß die Gesell« nur den Anforderungen des früheren A 129 gerecht zu werden brauchen, also daß solche Gesellen zugewss« wer den, welche die Gesellenprüfung bestand« hab«. Da» Ergebnis der Rundfrage soll in dieser Weise dem Mi- nisterium berichtet werden. — Der zweite Stellvertreter des Vorsitzenden Korbmachermeister Schöne (Pirna) be richtete alsdann über die geplante Abänderung der kreis hauptmannschaftlichen Verordnung vom 20. Dezember '1911, das Ausverkausswes« betrefsend. Das Ausver kaufswesen sei ein großer Krebsschaden sür den reellen Geschäftsmann, und die Königliche Kreishauptmannschaft Dresden habe deshalb eine Verordnung erlassen, welche das Ausverkausswestn beschränkt. Diese Verordnung sei aber bekanntlich angefochten und vom Oberverwaltungs gericht im vorigen Jähre als kraftlos erklärt Word«. Daraufhin sei man wieder an die KreiShauptmannschäft wegen einer neuen Verordnung herangetreten, und am 20. Dezember 1911 sei dieselbe auch wieder herauSge- geben worden und sie sei heute noch in Kraft. Diese Verordnung werde aber von vielen dadurch hintergangen, daß von Geschäftsleuten in den Zeitungen Waren ange priesen werden, welche das Gesetz nicht fassen könne. Die Königliche Kreishauptmannschaft Dresden habe nun an die Kämmer ein Schreiben gerichtet, in welchem sie sich dafür ausspricht, diese Verordnung lieber wieder aufzuheben. Tie Kammer sei der Meinung, daß diese Verordnung immer mehr ausgebäut werden müsse, und zwar sollten die Anpreisungen der 95-Pfg -Wochen, Wei tz« Wochen usw. mit in die Verordnung Änbezogen wer den. Tie Kämmer schloß sich dann dem von« Ausschuß vertretenen Standpunkte an. — Auf der Allgemeinen Deutschen Photogr.-Au»stellung zu Heidelberg wurden di« Ballon-, Luftschiff- und Flug maschinen aufnahmen dr» Hauptmann» Härtel, Leipzig, mit der Silbrrplatett« an»gezetchnet. Oschatz. Die städtischen Kollegien beschlossen «in- stimmig die Erweiterung de» städtischen Elektrizitätswerke» und bewilligten dazu die Ausnahme einer Anleihe von SS OSO M. — Ferner wurde die Anstellung eine» Rats assessor» beschlossen. — Der hiesigen ReichttbanknebensteÜe ist für 1. April da» von ihr zurzeit bewohnt« Gebäude gekündigt worden. Bet dem hier herrschenden Wohnungs mangel ist e» schwierig, geeignet« Räumlichkeiten zu finden, sodaß die Gefahr besteht, daß die hiesig« Reichsbankneben stelle ringrzogrn wird. In einer gestern abgehaltrnrn ve sprechnng von Interessenten wurde beschlossen, mit allen Mitteln die Erhaltung der Bank für Oschatz zu betreiben. Außer einer Wohnung in einem Prtvathause am Neumarkt hat di« Stadtverwaltung ein ihr gehörige» Grundstück, da» aber zurzeit vermietet und für die eventuelle Erweiterung der Post bestimmt war, in der Luthrrstraß« der Retch»bank zur Miet« angebot«. Radebeul. Am 29. Juli Hütt« in dem Vilzschen Luftbad« rin Badegast «tuen Kabtnenschlüfsel verloren, so daß «» ihm unmöglich war, wieder in di« Kabine hinein- zukommen. Alle» Suchen war »ergeben». Da ließ Herr Groeschke sein«« deutschen Schäferhund RIxe von der Meuscha Witterung nehmen und dieser brachte nach einiger Zelt auch zuerst «inen kleinen Birkenzwetg, den der be- kefftnde Gast in den Händ« halt«. Rach weiterem Suchen bracht« Rix« auch den verlor«« grgarrgnien Schlüssel. Die Leistung d«» Hund«» ist um so mehr anzu«rk«nen, al» d« Wald, wo d«r Hund d«n Schlüssel fand, setzt während d«r Feri« von Hunderten von Personen begangen wird. Dr « » d«n. Au» Rügenwaldermünd« wird -«meldet: Große» Auss«h«n erregt« hier am Montag der Lod «ine» der «isrigsten Esperantist«, d«» Privatier» Leopold Mb, Bruder de» bekannt« Kommerzienrat» Mb in Dre»den- Kötzschenbroda. Mb, ein SS Iah« alter Mann, «ar nach Schloß de» Esperanttstrnkongrrfse» nach RügenwaId»rmünd, geeilt, um sich dort mit seiner Familie zu erhol«. Ob- »Ahl er seit Jahr« herzkrank war, nahm er «in Bad, doch schon nach wenigen Augenblicken wurde er von einer W«ll« an» User geworsen, wo er, sich in heftigen Krämpfen am Bod« windend, bald daraus da» Bewußtsein verlor. Der Kriminalkommissar Klinkhammer, der Z«g« de» Bor salle» »ar, stellte sofort Wiederbelebunglverfuch« an, die aber kein« Erfolg mehr -alt«. Ma Acht konnte nur «och d« infolge Herzschläge» «tngrtretenen Tod feststellen. Mb «ar Borfitzeader de» Sächsisch« Knnstverein» und ^W ooNßTB« WSUIU HTUlv vsT D»U Schwester de» sächsischen General» ». Hinost. — Der Ra- mittel» tz«^kisße «miu fiir die stch dago-W Wendef, nuß von Salat zorückzuführ« Kim > ärztlicher Seite au» vor dem Genuß krkankuug« in - Au« antarüaea ve -egrtffm fmd, - Umgehend »nd . eine Erklärung, auf den Gr und daß deshalb von , .. ... 5 von Salat gewarnt Word« ist. Die beiden Vereine weis« darauf hin, daß ae- Md» Salat ämtltcherfrit» stet« al» gchludhStsöä>enldeS Se- nußmittel empfohlen wird. S» sei vielfach die irrige Ansicht vechreitet worden, daß Salat während der Wachstumsperiode mit Grubendüngung verschm würden um sein» schnellere Ent wicklung zu fördern u«w daß dies« Umstand die TyphuSer- krankungen hervorgerufen habe. Diese Annahme ist vollständig irrsg, denn keinem vernünftig« Gärtner werd« «S einfallen, ein solches Kulturverfahren anzuwenden. Der Schad« würde bei weitem größer sei», al» der etwaige Rutz«, weil Salat eine solche Düngung während d«S Wachstum» nicht verträgt. Die Gemüsrgärtner hätten infolge dieser Warnungen, die eme gewaltige Beunruhigung in die Oeffentlichkeit gebracht hab«, ein« ganz bedeutend« Schad« erlitt«, da Salat seit jener Veröffentlichung fast gar nicht mehr auf dem Markte obzu setzen sei, weil er vom Publikum al» ein Krankheitserreger für Typhu» angesehen werde. Die beiden Vereine hoffen, daß man auch von ärztlicher Seite ihren Ausführung« bei pflichte und daß die Beunruhigung unter dem Publikum wieder schwind« möchte. Gelen au. Ein schwerer Unfall ereignete sich auf d«m hiesig« Bahnhof. Al» «in Kutscher au» einem Eisen- bahnwag« Kohlen ablud, scheut«« plötzlich bi« vor sein«« Wag«« gespannten Pferde. Der Kutscher «rgriss schnell die Zügel» geriet aber dadurch zwischen Eisenbahnwagen und seinen Wagen und wurde förmlich zwischen dies« gewalzt. D«r v«dau«rn»wert« erlitt schwere Verletzung« und wurde in bewußtlos«« Zustand« in sein« Wohnung gebracht. * Freiberg. Die überau» günstige Witterung in der letztoergangrn« Woche hat der Ausstellung wiederum zahlreich« Besucher zugesührt. An vielen Tagen war der Zuzug so außerordentlich stark, daß di« Ausstellungsräume sowie der Festplatz die Menschenmengen kaum fassen konnten. Besonder» zahlreich waren die Besucher von Gewerbe- usw. Vereinen und Arbelkrschaskn, eia erneuter Beweis dafür, daß dl« Ausstellung auch in diesen Kreisen sich einer weit gehenden Beachtung erfreut. Sachsengrund b. Morgenrölhe. Einen qualvollen Loh erlitt «ine Frau, di« mit ihren beiden Kindern im Walde Beeren suchte. Sie hatten ihre Gefäß« mit Beeren gefüllt und schickte ihre Kinder allein im Dorau» »och Hause. Al» man daheim lange vergeben» aus st« gewartet hatte, machten sich die Angehörig« aus die Suche. Sie sanden die Frau, die «inen Schlagansall erlitten halt«, in einer Grub« vor, Zen Kopf in einem Ameisenhaufen. Di« kleinen Lier« hott« bereit» ihr Werk am Gesicht der Frau begonnen. Man brachte die Frau »ach ihrer Wohnung, wo sie an d« Folgen de» Schlaganfalle» starb. Zwickau. Di« »Zwickauer Reuest« Nachricht«" schreiben: Ein Jäger, der bet Ausübung der Jagd einen Hund schwer angeschoflen hatte, e» ab« Unterließ, ihn« den Fangschuß zu geben, wurde vom Landgericht in ter ve- rusung«tnstanz «ege« Lierquälerei zu einer Geldstrafe ver urteilt, weil er mit der Möglichkeit habe rechnen müssen, daß der Hund unter qualvollen Leiden verend« werde. Die eingelegte Revision wurde vom Oberlande»gericht ver- warfen, da» mit Recht annahm, daß in dem Verhalten de» Angeklagten eine Lierquälerei gefunden werden müsse. Zwickau. Gestern ftüh ist die Sauerstoffanlage der Kammgarnspinnerei von Karl Schmelzer srn. tn Lichten tanne durch Explosion und Feuer vollständig zerstört ward«. Die Fensterscheiben der Umgebung wurden zertrümmert. Der verheiratete Maschinenmeister Wunsch fand bet der Explosion den Lod. Seine Leiche wurde schrecklich ver stümmelt ausgesunden. Dl« Ursache der Explosion ist noch nicht aufgeklärt. Der Explosion folgte «in Brand, der die ganz» Anlage in krümm« und Schutt legt«. Di« Flammen schlugen gegen zehn Met« hoch »nd durch die Explosion d« einzelne» Sauerstoff-Flaschen wurd« di« Balten haus ¬ hoch geschleudert, ei»z«lne sogar auf da» Dach de» neu« Fabrikgebäude». Fünf Wehr« war,» mit de« Löschen de» Feuer» beschäftigt. , Gegen 7 Uhr morgen» war e» d« wehr« gelungen, da» F«er zu löschen. Die ander« Fabrikgebäude blieben unversehrt. Markneukirchen. Da» Gespann de» Egerer Kohlenhändler» Rath wurde in Seeberg, wohin der Kutscher Kohlen geliefert hatte, von einem Bienenschwarm über falle«. Die Pferde gingen durch und konnten nur mit Mühe «ingefangen werden. Der Kutscher wurde furchtbar zugerichtet, fiel tn Ohnmacht und mußt« nach Hause ge fahren werd«. Leipzig. In der Reitzenhainer Straße ist «in Haus- neubau «»»geführt worden, der im Rohbau fertiggeflellt ist. Man hat schon seit einiger Zeit damit begonnen, di« Innen- «inrtchtung de» Baue» zu vollend«. Da» Hau» hat »och keinen anderen Bau zur Seit«. Dort sind jetzt auch Leute tätig, di« «tn« Schleuß« bauen. Zu diesem Zweck haben die Arbeiter da» Gnmdstück an der linken Seit« unter grab«, und zwar hab« sie «in« etwa 4 Meter tief« Grub« -«»gestellt. Di«»1ag abend hörte man plötzlich tn dem Grundstück da» Krachen von Holzbrett«n, und gleichzeitig sah man auch, daß sich an der link« Gtebelsette de» Bau,» Riff« zeigt«, di« darauf schließ« ließen, daß nicht alle» in Ordnung sei. Man benachrichtigt, infolgedessen sofort die zuständigen Behörd«, den Bauherrn ZtmMermetster Ru dolph, und sperrt« d« Bauplatz ab, weil Einsturzgisahr besteh». — Di« Untersuchung ist jetzt so «eit gefördert, daß gegen d« Lokomotlvsührer Morgn«r au» Reichenbach i. B. da» HaupWerfahr« eröffnet «erden ist. Di« Hauptoer- Handlung »Kd i« ulcht zu ferner Zelt vor dem Leipziger Landgericht stattfinden. Neumühl, lMfkch. I» «stertak Btttzm sich tu ein«, Häuf« bes d«r dmachdak« WmWmWK Wz ^H«r» und «tn» .Dame", angeblich au» WtpzW »W.Wanner» ktschl« «kigemlekt »nd drei Laa« schm« gut Gchcht. al» fk «ine» nachmittag plötzlich verschwuud« was«. Mchlkß- ltch st«llk sich hmmr», »atz dk GuauWchckfchR» Sw An« Kann»« «kegBrvcheü »nm uud Wrt GM «B Schmuck gOaht«» Haiku. Bon d« Mukwchmu fehlt »ach jch« WWvr. Wilthen. Mu« dreisten Raubaufall vKübku hier drei tn der -teflg« ZlegeM beschäftigt« polnisch» Arbeiter auf «tuen Arbettökollsgen, von dem fi« mußt«, daß «r «tu« größer« Summ« Geld bet sich hatte. Gk hatt« zuvor Im Gasthof »Zum golden« Engel" mit ihm gezecht und flch bemüht, ihn betrunken zu mack«. Nachdem fi« dann ge- metnschastN» den Gaphof v«rlaff« hatten, Überfielen fi« ihn in d«r Näh« de» Bahnhof«», würgt« und schlug« ihn und raubt« ihm fein« Barschaft tn Höh« von 205 Mark. DK Uebeltäter nntrdm mrhafkt. Asch. Mn Schulknabe fand hier ein« scharf« Mtlttär- patron« und verfucht», st« zur Explosion zu bring«. Alß ihm dk» nicht gelang, nahm der 12 jährige Bürgerschüler Ferdinand Honig «inen großen Stein und schlug damit auf dk Patrone. Beim dritkn Schlag explodierte dk Patrone mit lautem Knall und »er Knabe »rach »it einem Aufschrei zusammen; »in Teil d« Pksfiughüls« «ar ihm tief in dk Lung« gedrungen und konnte bkher nicht au» der Wunde «tf,«t »«den. D« Knab« hat im Augen- blick der Explofion di« vestnuuug verlor« und fi« bkh«r nicht wiedererlangt. Sein« Verletzung ist lebensgefährlich. Ne muiislit trzikim iet ianissn llnunm. TK. In der nach Ueberwindung gewaltiger Mibe? stände immer schneller fortschreitenden Europäisierung Japans ist mit dem Entschlüsse, dem künftigen Be herrscher deS ostasiatischen JNselreicheS eine europäische Erziehung angedeihen zu lassen, zweifellos eine neue und entscheidende Etappe erreicht: Joshihito, der neue Mikado, hat den Beschluß gefaßt, den jugendlichen Kron prinzen im Laufe der nächsten Jahre nach Europa zu senden, wo er in einer englischen Schule seinen Bildungs- gang vollend« soll. Diese Auffeh« erregende Entschei dung ist der Abschluß einer allmählichen Entwicklung, die Stück um Stück Geist und Formen westlicher Kultur mit der des fernen OstenS zu vermähl« trachtet. Der verstorbene Kaiser war der erste, der mit der alten Tra dition brach, hohe Mitglieder de- kaiserlichen Hause» niemals von dem heiligen Bod« Japans auch nur auf kurze Zeit zu entfern«; er schickte als erster Tenno Prinzen Japans nach dem fernen Westen, und eine Zeitlang tauchte sogar der Plan einer Reise deS japa- ntschen Kaisers nach Europa aus. Er kam nie zur Aus führung. Aber schon der damalige Kronprinz, der Heu- tige Kaiser, ging in der Aufnahme westlicher Lebens- formen über seinen Vater hinaus und setzte cs durch, daß sein Sohn Hirohito, Michi no Miya, der heutige Kron prinz, in stärkerem Mäße europäisch erzogen wird, als je vorher ein künftiger Erbe der japanischen Kaiser würde. Freilich, in den ersten Lebensjahr« des heute 11 jährigen Kronprinzen erforderte diese Einfügung west licher Erziehungselemente noch vorsichtig wägenden Takt, denn in jenen Lägen hing das Volk noch stärker an den geheiligt« Formen alter Traditionen, die das Herr scherhaus naturgemäß nicht plötzlich ablegen konnte. Nur allmählich konnte europäischen Anschauungen inner halb der Mauern des KffiserschlosseS ein freierer Spiel raum gewährt werden. Während der ersten Zeit zeigte die Erziehung und Pflege des kleinen Prinzen Hirohito jene seltsame Vermengung morgenländischen und abend ländischen Wesens, der für das damalige Japan und sicherlich auch noch zum Teil für das heutige charakteri stisch ist. Aber der jetzige Kronprinz wurde doch der erste Sproß aus dem kaiserlichen Hause, dem in der Kindheit die Haare wachs« durften. Noch dem heutigen Kaiser wurde im Knabenalter nach japanischem Brauche täglich der Kopf geschoren und mit besonderem Stolz erzählt die Tokioer Hofchvonik, daß in den Kindertagen des nun da hingegangenen Mutsuhito die Kaiserin-Mutter selbst es sich nie rauben ließ, ihrem Sohne höchst eigenhändig das Haupt zu schweren. Bei dem jetzigen Kronprinzen konnte aus diesen Brauch bereits verzichtet werden, aber eine Zeitlang mußt» ihm doch täglich das Horoskop gestellt werd«, weil das Volk nach altem Glauben das fordert. So gaben denn der Kaiser und der Kronprinz ihre Einwilligung zur Ausführung dieser mystischen Riten und kunstvollen Beschwörungen, die seit 25 Jahr hunderten die ersten Lebensjahre aller königlichen Kin der begleitet hatten, und als Hirohito die Hälfte seines ersten Lebensjahres vollendet hatte, wurde alter Trabi- tion gemäß unter Mitarbeit der bedeutendsten Künstler deS Landes das kaiserliche Siegel sür den kleinen Prin zen entworfen und geschnitten. Denn noch immer gilt im Lände der Kirschblüten das Siegel als ein kostbares und wichtiges Besitztum des Mannes und jede Fälschung wird strenger bestraft, als gewaltsamer Raub. Allen Gegenständen, die der heutige Kronprinz sein eigen nennt, allen Kleidungsstücken, die ihm angezogen wur den, mußte dieses Siegel ausgeprägt werden. 22 japa- Nische Wärterinnen sorgten für das Wohlergehen des kaiserlichen Kindes, aber die Leitung der königlichen Kinderstube war einem alten und vertrauten Freunde deS jetzigen Kaisers anvertraut, dem Grafen Kawaimura, der sich um die kleinsten Einzelheiten der Pflege und der Erziehung bekümmerte. Eine der merkwürdigsten und interessantesten Konzessionen an die europäische Zi vilisation, die damals in Japan nicht wenig Aufsehen machte, geschah schon kurz nach der Geburt de» Kron prinzen: man saßte den Entschluß, das „mandelförmige Auge" der japanischen Rasse bei dem künftigen Herr scher künstlich umzumodeln. Ls kam zu einer schmerz losen Keinen Operation: am äußer« Winkel der Augen- lider wurde in gerader Linie ein kleiner Einschnitt