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und Anzeiger Meblatt und Anzeiger). " relegrawm-Adnfse „Lageblatt", Riesa. Amtsötatt » . Lu. der König!. Amtshauptmannschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. 208. Mittwoch, 8. September 1807, Abends. SO. Jahr-. va« Mesa« Tageblatt «scheint jede» La- LbendS mit Ausnahme d« Soun» und Festtage. Bterrrtsahrltcher AezngSpreiS bet AbhoUmz >„ Axpedlttonea I» Mesa und Strehla oder r>»r«e - - krSg« srr! tu« Hau« 1 Mark 50 Pfg., bet Abholung am Schalt« d« kalserl. Postaustalteu 1 Mark 25 Psg., dmch den BrtchrSger frei tu» Hau« 1 Mart SS Psg. «nzrigeu-Aonahiiu slk dl, Auw«, Au«gabrtage« bi» Vormittag S Uhr ohne Gewahr. Druck uud Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle Saiiauienstraßr SS. — Für dl, Redaktion verantwortlich; Hermann Schmidt in Riesa. .. » —-s-i—— Bekanntmachung. Am 29. August dieses Jahres Abend« ist bei Cotta 1 Alttker im Gewichte von 254 ks mit einer Ankerkette von 25—30 «i Länge, sowie mit einem kurzen Drahtboverende versehen, aufgesuuden worden. Der Eigenthiimer kann denselben gegen Erstattung der Einrückungsgebühren in Empfang nehmen. Unterbleibenden Falles wird nach Jahresfrist in Gemäßheit des 8 239 des Bürgerlichen Gesetz-Buchs zu Gunsten des Finders über den gedachten Gegenstand verfügt werden. Königliche Amtshauptmannschast Dresden-Neustadt, am 6. September 1897. 685 I. v. Burg-dorff. Str. Oertliches uud Sächsisches. Riesa, 8. September 1897. — ES herbstelt bereits recht stark, auf absteigender Bahn gehts in der Natur dem Welken und Sterben, dem winter lichen Tode entgegen. Die Sonne beschreibt einen immer lieferen Dogen an der Himmelswölbung, immer kürzer wer den die Tage, bis die zweite Tag- und Nachtgleiche eintritt, die Nächte anfangen, länger als die Tage zu werden und der Herbst seine Herrschaft antritt. Schon genügt ein schwacher Windstoß, um so manches Blatt vom Baume zu lösen und es in unfreiwilligem Wirbeltanz« zur Erde niedersinken zu lassen; wie lange noch, und der große Maler, welcher der ganzen Schöpfung ihre F irben giebl, legt gelb und roth auf die Palette und wischt j des grüne Fleckchen aus. Selbst dann noch kann das Auge sich an mancher schönen Schattirung erfreuen, ober das Herz wird nicht mehr froh und warm, wenn der Blick in der Runde umherschweift. Auch im Men schen beginnt es zu herbsteln. Da ist er kein Wunder, wenn das Bedürsniß nach dichteren Hüllen sich dringend bemerkbar macht, wenn der längere Aufenthalt im Freien die Gefahr unangenehmer Erkältungen mit sich bringt, wenn die lange kaum in Anspruch genommene Lampe in Zimmer und Flur schon um 7 Uhr das scheidende Tageslicht ersetzen muß und die Frage nach der Ergänzung des häßlichen Brennmaterials eine sehr aktuelle Bedeutung gewinnt. — Se. Excellenz der Herr Staattminister Dr. Schurig ist von seiner Urlaubsreis« zurückgekehrt und hat die Leitung des Justizministeriums wieder übernommen. — Die in gewisser Beziehung interessante Frage, ob das Ehrenfeuer (Gewehrsalve) über das Grab von Nicht kombattanten des 1870er Feldzuges statthaft sei oder nicht, ist im Reichenbacher Militäroerein „Kameradschaft" zur Er örterung und Entscheidung gekommen. Die Meinungen selbst maßgebender Personen gingen hierüber auseinander. DaS zur Entscheidung angerufene Bundeepräfirium aber hat im bejahenden Sinne entschieden, >o daß also di« Gewehrsalvcn auch am Grabe von Nichtkämpsern des 1870er Fel.-zugcS abgegeben werden können. — Geplant ist eine Fahrt Leipziger Studenten nach Eger. An die Leipziger Studenten ist folgendes Zirkular gerichtet: „Commilttonrn! Mährend der herrlichen Tage, da uns die Egerer besuchten, beschloß eine Anzahl Studenten, am nächsten Sonnabend, den 11. September, einen Gegen besuch in Eger abzustattcn. Wettere studentische Kreise haben den Gedanken begeistert aufgefaßt, zahlreiche Anmeldungen find erfolgt. So richten wir denn, vielen Aafferrerungrn folgend, an Leipzigs Studentenschaft die Bitte, zahlreich mit nach Eger zu kommen. Die Reise wird verhältnißmäßig billig, eine gastliche Aufnahme ist uns gesichert; kommen Sie Alle mit, e« werden herrliche Tage, die ewig in Ihrer Er innerung sortleben werden. Meldungen sofort, spätestens bis Donnerstag Bormittag, zu richten an Herrn cand. mrd. Eger, Königsplatz 7, persönlich zu sprechen Sidonienstraße 35, I, Vormittags io—l Uhr und Nachmittag« 3—5 Uhr. I. A. zahlreicher Tommilitonen: crnv. med. Eger, cand. Phil. Arning." — In Bezug auf die Organisation de« Handwerk- soll der Decernent im preußischen Handelsministerium Dr. Sieffert unlängst erNärt haben, dir Arbeiten zur Einführung de« Ge setzes seien so groß, daß die neu zu schaffenden Innungen vor dem Jahre 18SS kaum in Wirksamkeit treten könnten. Oschatz, s. Septbr. Als bleibende Erinnerung an da« bevorstehende SS jährig« Regierungsjabiläu« Sr. Maj. de» König- Albert beabsichtigt man, bet un- eine König Al- bert-Stiftung, die wie dre schon bestehende Friedrich August- Stiftung die Versorgung armer, aber würdiger Bürger be- zwtckc, zu errichten, wozu die städtischen Kollegien einstimmig au- Gemeindeanlagen SO 000 Mark al- Stammkapttal be willigten. Ein recht bedauerlicher Unglück-fall trug sich am S. d. M. auf der Haltestelle Alt-Oschatz zu. Der Bahnwärter Albert war im Verein mit seiner Ehefrau mit Wagenschieben beschäftigt. Während dieser Arbeit sind nun ein Enkelkind Alberts, die 1»/^ Jahr alte Tochter des Schuhmachers Börner und die 1»/i Jahr alte Tochter de- Streckenarbeiters Rrin- hardt nach »er Haltestelle gekommen und ohne von Albert und dessen Ehefrau bemerkt zu werden, von den in Beweg- nng befindlichen Wagen auf das Gleis geworfen worden. Während die kleine Reinhardt unverletzt aufgehoben wurde, konnte die Börner nur als Leiche vorgezogen werden. Zittau. Die im Hospital wohnende 100 Jahre alte Frau Dittrich fiel so unglücklich in ihrem Zimmer zu Boden, daß sie ein Bein brach. — Ein Kalb mit zwei Köpfen hat eine Kuh des Herrn Gutsbesitzer Müller in Sommerau zur Welt gebracht. Man will versuchen, dieses Monstrum am Leben zu erhalten. Freiberg. In der letzten Stadtverordnetenfitzung theilte der Vorsitzende mit, daß in der Kaffe de- Drpotver- walters (Armen- und Krankenanstalt-kaffe) ein Defi.it von 573 M. 28 Pf., welcher durch Unterschlagungen herbeigesührt wurde, festgestellt worden sei. Die Fehlsumme ist jedoch in der Hauptsache durch die Kaution de- bereit- zur Rechenschaft gezogenen und vollständig geständigen Beamten gedeckt. Die Unterschlagungen reichen bis zum Jahre 1895 zurück; r- wurde übrigen« ein Zettel aufgefunden, auf dem die unter schlagenen Posten von dem vormaligen Depotverwalter ein zeln vermerkt worden find. Seitens des RatheS find Maß regeln getroffen worden, um für die Zukunft ähnliche ver gehen zu verhindern. Meerane, 7. September. Ein hochherziger, auswär tiger Herr, der nicht genannt sein will, hat dem hiesigen Rathe Tausend Mark mit der Bestimmung übersandt, diese« Betrag an arme Weber zu verthetlen. Dies erfolgte heute Dienstag, an welchem Tage Ihre Majestät die Königin hier weilt. Frankenberg, 5. Septbr. In Altenhain ist nun auch der Bahnwärter Matthe- seiner vor mehreren Tagen verstorbenen Frau in den Tod gefolgt. Beide find O,ser von Pilzvergiftung geworden. Reichenau. Einen schönen Zug von Pieiät legte die 2. Eskadron der gegenwärtig in der hiesigen Gegend wanö- verirenden Grimmaischen Husaren an den Tag. Am Sonn- taz Nachmittag kamen der Rittmeister, der Wachtmeister, so wie ein Bice-Wachtmeister und ein Gefreiter zu Wagen nach Reichenau, um am Grabe des am 29. Juni 1895 beim Baden in der Mulde bet Grimma ertrunkenen Untero ficierS Paul Steudtner, Sohn de- dortigen Gastwtrth; Steudtner, einen Lorbeerkranz mit Schleife niederzulegen. Die Leiche des Verunglückten wurde seiner Zeit auf dem dortigen protestan tischen Friedhose beerdigt. vom Bogtlande. Se. Excellenz der Herr Kultur minister ». Seydewitz traf vorgestern Abend »/,S Uhr in Oel-nitz ein und unternahm gestern Morgen «rr dem hie« figen König!. Bezirkrschulinsptktor Schulrath Hörig eine auf drei Tage berechnete Inspektionsreise durch die Stadt- und Landschulen de« oberen Vogtlande«. Gestern wurden eine Anzahl Schulen in der Oelsnitzer Gegend, heute und morgen werden solche in der Markneukirchener und Adorfer Gegend inspizirt werden. Oel-nitz i. v., 7. September. Heute früh 6 Uhr 2V Mtn. wurde hier, sowie in anderen obervogtländischen Orten ein ziemlich starker, von eine« rollenden Geräusch be- gletteter Erdstoß verspürt. Derselbe bewegte sich in der Rich tung von Ost nach West und e- folgte dem Hauptstöße vier Minuten später uoch ein schwächerer in gleicher Richtung. Bi« zu diese« Naturereigniß herrschte rin starker, orkanartiger Sturm, welcher sich gleich darauf legte. Plauen i. v. Für nicht weniger al« 5000 bi- 6000 Mark Stickereien uud Sardinen hat rin is Jahre altrr Handlung-grhilfe au- Lengenfeld t. B. seine» dortigen Prin- cipal in der Zett vo» Ende 18SS bi« zum Frühjahre diese« Jahres nach und nach gestohlen, für ein Spottgeld (zum Theil unter den Herstellungskosten) verkauft, um — bester leben zu können. Der Dieb, nach dem Zeugniß seine- Prin- cipals ein gewandter, guter Arbeiter, der volles Vertrauen besaß, wurde jüngst vom hiesigen Landgerichte zu 2 Jahre» Gesängniß verurtheilt. Leipzig. Nicht nur jenseits der schwarzgelben Grenz pfähle benehmen sich die Tschechen herausfordernd, sondern auch innerhalb de« reichsdeutschen Gebietes zeigen sie sich recht dreist. So bildeten die hiesigen Tschechen vor nicht zu langer Zeit einen „Turnverein", unter besten Flagge eine tschechische Propaganda entfaltet werden sollte. Dieser Turnverein hatte nun die „Kühnheit", an die hiesige zustehende Behörde in tschechischer Sprache (!) das Gesuch zu richten, am Sedantage ein tschechisches Turnfest abhallen zu dürfen. Natürlich wur den sie entsprechend abgewiesen. — De« Rathe der Stadt Leipzig liegt zur Zeit ein Gesuch vor, in welchem ersucht wird, einen der schönsten Punkte des Thüringer Dörfchen- in der Sächsisch-Thüringischen Industrie- und Gewerbe-Aus stellung auch nach Schluß derselben zu erhalten. Es handelt sich um die malerisch am Ufer der Pleiße gelegene, vo« Walde halb versteckte Werne-grüner Schänke. Dem Besitzer derselben dürfte für alle Zeit ein gute- Geschäft sicher sein. Leipzig. Der 2,000,000 ste Besucher der Leipziger Ausstellung wird nicht mehr lange auf sich warten lasten. Die Ausstellung hatte sich seit dem 7. Juli, an welchem Tage die erste Million der Tageskarten »erkauft worden war, eine« so lebhaften Zuspruches zu erfreuen, daß in der kurzen Zeit von etwa 8 Wochen fast schon die zweite Million au-gegeben wurde. Dabei ist noch zu berücksichtigen, daß die sogenannten Arbeiterkarten oder Dereinskarten in der bisher berechnete» Zahl nicht inbegriffen find, vielmehr find e« nur die an den Tageskassen gelösten gewöhnlichen BilletS, welche jetzt schon fast die zweite Million vollmachen. E« besteht beim ge schäft-führenden Ausschüsse die Absicht, dem Käufer der 2,000.000 sten Karte, welche im Lauf« der nächsten Woche zur > Ausgabe gelangen dürste, wiederum eine finnige Ueberraschung i zu bereiten. Dem „Dr. Journal" schreibt man: Mit aller Bestimnrt- ! heit tritt hier da« Gerücht auf, die Sächsisch-Thüringische - Industrie- und Gewerbe-Ausstellung werde kein Deficit, son- - dern einen Ueberschuß erzielen. Selbstverständlich kann die« ! nur auf Schätzungen beruhen, etwas Gewisses läßt sich erst »ach der Aufstellung des riesigen Rechnung-werkes über die f Ausstellung sagen. Au» dem Reiche. Kämpfe zwischen Deutschen und Polen kommen auch im Westen Deutschlands vor. In Folge der starke» Einwanderung polnischer Bergleute in den Dortmunder Bezirk wird e- an manchen Orten bald dahin kommen, daß die polnische Bevölkerung die einheimische überwiegt. Zwischen den beiden Nationalitäten kommt es oft zu blutige» Schlägereien; eine solche Schlacht, wie sie sich jetzt in Kirch linde ereignete, ist aber noch nicht dagewesen. Die Pole« feierte» dort ein Fest, zu de« auch einheimische Bergleute gegangen waren. Vie Polen hatten e« auf die hiesige» Bergleute abgesehen; schon i« Laufe de- Nachmittag» hatte» sie die Viergläser unter die Tische gestellt, um Wurfgeschosse zu haben. Mit Eintritt der Dunkelheit ging die Geschichte los und r« kam zu einer wahren Schlacht. Segen 500 Seidel wurden zertrümmert, zahlreiche Personen erhielte» schwere Verletzungen. Im Saale entstand Feuer, da- nur mit Mühe gelöscht werden konnte. Die Einheimischen, die in der Min derheit waren, mußten sich sogar auf die Dächer flüchten. —- In Serwest bei Lhorin erschlug der Lumpenhändler Wil helm Richard sein« Krau, deren zweiter Mann er »ar, mit eine» Beile. Die Stieftochter, die verreist war, fand be ihrer Rückkunft die Mutter tobt auf dem Fußboden. Der Vater lag im Bette schwertrunken und war la« zu »ecken. Der Mörder wurde nach Angermünde «-geführt. Er soll