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Riesaer K Tageblatt pW K und Anzeiger Wetlall m) Alyei-rr). .LSTS^ Amtsötatt *°L^ der König!. Amtshanptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Riesa. 278. Sonnabend, SS. November 1895, Abends. 48. Jahr-. La« Riesaer Tageblatt erscheint jeden Tag Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bet Abholung in den Expeditionen in Riesa und Strehla, dm Ausgabestellen, sowie am Schalter der kaisrrl. Postanstaltrn 1 Mark 25 Pf., durch die Träger frei in« Hau» 1 Mark SV Pf., durch dm Briefträger frei in» Hau» 1 Mark Üö Pf. Anzeigm-Auaahme für dir Rumumr de» Ausgabetages bis Vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und «erlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastanienstraße SS. — Für die Redactton veranttoortltch: Herman« Schmidt in Ries» Bekanntmachung. Herr Carl Heinrich Galle in Gröba beabsichtigt in dem ihm gehörigen unter Nr. 10 des Brandversicherungs-Catasters für Gröba eingezeichneten Grundstücke eine Kleinviehschlächterei zu errichten. In Gemäßheit von § 17 der Reichsgewerbe-Ordnung in der Fassung vom 1. Juli 1883 wird dies mit der Aufforderung hierdurch bekannt gemacht, etwaige Einwendungen hiergegen, soweit sie nicht auf besonderen Privatrechtstiteln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen vom Erscheinen dieser Bekanntmachung ab gerechnet, allhier anzubringen. Großenhain, am 18. November 1895. Die Königliche Amtshanptmannschaft. 3051 r. v. Wllucki. Konkursverfahren. Das Konkursverfahren über das Vermögen des Lohgerbers Paal Oswald Jungfer 1« Riesa wird nach erfolgter Abhaltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben. Riesa, den 22. November 1895. Königliches Amtsgericht. «ff. Reichen. Bekannt gemacht durch: Sänger, G.-S. Bekanntmachung. In Sachen, die Zwangsversteigerung des dem Bahnarbeiter Friedrich Carl Tom» mer in Zeithain gehörigen Grundstücks, Fol. 128 des Grundbuchs für Zeithain, Grödeler Antheil, betreffend, werden, nach dem das Verfahren endgültig eingestellt worden ist, die auf den 28. November und 2. Dezember 1895 anberaumten Termine hierdurch wieder aufgehoben. Riesa, am 22. November 1895. Königl. Amtsgericht. Aff Reichelt. Bekannt gemacht durch: Gänger, G.-S. Bekanntmachung, die Volkszählung betreffend. Am 2. Dezember dieses AahreS hat nach dem Beschlüsse des Bundesrathes vom 11. Juli dieses JahreS eine Volkszählung im Deutschen Reiche stattzufinden. Zu diesem Zwecke werden den hiesigen Haushaltungsvorständen feiten der betreffenden Zähler in der Zeit vom 2V. zum SV. November dieses Jahres die nöthigen For mulare zur Ausfüllung zugestellt werden. Diese Zählungslisten sind am 2. Dezember dieses Jahres Vormittags durch die Haushaltungsvorstände oder durch von diesen beauftragte Personen auszufüllen und durch Unterschrift zu bescheinigen. Für Gäste in Gasthäusern und Herbergen, sowie für die Insassen von Anstalten aller Art hat die Ausfüllung der Anstaltslisten durch die Besitzer, Verwalter, Vorsteher oder deren Stellvertreter zu erfolgen. Nur wo dies auf Schwierigkeiten flöht, erfolgt die Ausfüllung der bezeichneten Listen durch die Zähler selbst. Gast- und Herbergswirthe erhalten auf Wunsch noch besondere Zählkarten, welche sie den Fremden zur Ausfüllung einhändigen und als Unterlage zur Ausstellung der Anstaltslisten be nutzen können. Die ausgefüllten Zählformulare sind V0M 2. Dezember 18VS, Mittags au zur Abholung bereit zu halten. Bei der Wichtigkeit dieses Zählungsgeschäftes wird vertrauensvoll darauf gerechnet, dass alle Betheiligten die erforderlichen Angaben vollständig und ge wissenhaft machen und die Ausführung der Zählung überhaupt nach Möglich keit unterstützen werde«, insbesondere werden die Hanshaltuugsvorstände oder deren Stellvertreter ersucht, den ein Sknvnminü verwaltenden LLKIsnn etwa erforderliche Aufschlüsse vollständig und bereitwillig zu ertheilen Riesa, am 23. November 1895. Der Stadtrath. 3285 A. Schwarzenberg, Stadtrath. L. Zum ToStenfest. -f Am Abend des Kirchenjahres einen Gang auf un sere Gottesäcker zu thun, dazu ermuntert uns alljährlich der letzte Sonntag desselben, der Todtensonntag. Wir treten ein im Geist auf unseren Gottesacker durch das schwarze Thor, das mit des Kreuzes Zeichen geschmückt ist. Unsere Blicke richten sich zunächst niederwärts, erdenwärts. Da liegt sie vor uns die lange Reihe der Gräber, die sich vor langen Jahren oder vor wenigen Wochen und Monaten erst geöffnet haben, um die letzte Ruhekammer für müde Erden pilger zu werden. Kostbare Grabsteine zielen das Schlaf kämmerlein des Einen; das Grab eines Anderen war nur mit Blumen geschmückt, die nun verwelkt sind lgid ihre Blätter sind nun abgesallen. Dort ist ein Hügel, der bereits tief eingesunken und nur mit Rasen bedeckt ist; und da ist ein anderer, da auf der frisch aufgegrabenen Erde noch die Kränze liegen, mit denen der Sarg geschmückt war. — Und wenn wir nun fragen: Wer waren die einst, die da schlum mern in ihren stillen Kammern? so lautet die Antwort: „Hier ruht eine Mutter, die der unerbittliche Tod von der > Seite des Gatten und ihrer, vielleicht noch jungen, Kinder Hinwegriß. Da schlummert ein treu sorgender Vater, der Weib und Kinder unversorgt hinter sich zurückließ. Dieses Grab hier umschließt die verwesliche Hülle eines Menschen, der hinweggerissen ward aus dem Leben, wie eine Eiche vom Blitze zerschmettert. Und dort wieder deckt der Leichenstein den Sarg eines Menschen, der in Jahre langem Siechthum unter viel Schmerzen und Thränen dem Tode entgegenreifte. In diesem Grabe modert das Gebein eines Menschen, der alt und leben-satt den Tod als einen rettenden Engel be grüßte, in jenem dort ein Jüngling, eine Jungfrau, dte noch eine weite und reich gesegnete Wegstrecke vor sich zu haben meinten, als an sie der Ruf erging: Bis hierher, und nicht weiter! Da wieder liegt die lange Reihe von Gräbern für unmündige Kinder, denen der Maler de» TodtentanzeS im Dom zu Lübeck da» wehmüthige Wort ist den Mund gelegt hat: „O Tod, wie soll ich das verstehen? Ich soll schon tanzen und kann noch nicht gehen I" — An Gräber treten wir auf unser« Gottesacker, bei denen das Andenken an die darin Gebetteten den Wunsch wach ruft: „Wenn e» gestorben sein soll, nur nicht also!" und an andern wiederum, in denen Leute ruhen, bezüglich deren man wünschen muß: „Auch ich müsse sterben des Todes dieses Gerechten, und mein Ende müsse sein, wie sein Ende." Solche und ähnliche Gedanken durchziehen die Seele, wenn wir beim Gang auf unsere Gottesäcker abwärts un- sere Blicke lenken. Aber wir blicken auch aufwärts, himmelwärts über den Gräbern unserer Lieben. Gottes Himmel wölbt sich auch über unseren Friedhöfen ; und unser Christenglaube sagt unS: Im Himmel, zur Rechten seines allmächtigen Vaters thront einer, der durch seine Ruhe in Josephs von Artmathia Grab alle Gräber auf Erden ge heiligt hat und hat durch seine glorreiche Auferstehung für alle seine Gläubigen die bange Todesscheu beseitigt und die Hoff nung einer dereinstigen seligen Auferstehung ihnen ins Herz geflößt. Durch Christi Ruhe im Grabe sind alle bangen Schauer und alle ängstlichen Sorgen, als ob mit dem leib lichen Tode Alles aus sei, als ob dann der Leib zerfalle, wie eine Loderasche und der Geist zerflattere, wie eine dünne Lust, für Christi Jünger und Jüngerinnen gehoben. Und um dieser seligen Hoffnungen willen haben auch die Christen den Begräbnißftätten ihrer Todten so lieblich klingende Namen gegeben. Gottesäcker nennen wir sie, denn hier ruhet Saat von Gott gesäet, am Tage der Garben zu reifen. Kirchhöfe heißen sie; denn, wie eine irdische Mutter ihre schlafenden Kinder gern bettet rings um sich, so will auch die Kirche, unsere geistliche Mutter durch die Taufe, auch über ihren im Tode entschlummerten Kindern geistlicher Weise ihre Augen wachen lassen, bis Christus, der Herr dec Kirche, die Seinen wecken wird zur rechten Stunde. — Friedhöfe werden sie auch genannt, die Stätten, da unsere im Herrn Entschlafenen ruhen ; denn wir wissen, die richtig vor sich gewandelt habe«, kommen zum Frieden uod ruhen in ihren Kammern, bis Leib und Seele am Tage der Wiederkunft unseres Herrn werden verklärt werden in die Aehnlichkeit des verklärten Leibe» Christi. Aber freilich mit solch seligen Hoffnungen können wir von unseren Gottesäckern nur dann auswärts, himmelwärts blicken, wenn wir mit felsenfester Zuversicht auf die Gräber unserer Lieben schreiben durften: „Hier ruhet in Sott" ; denn ruhen unsere Todten in Gott, so ruhen sie im Leben ; denn Gott ist das Leben und kein To- in ihm. — Und da- mahnt uns, auf unseren Gottesäckern nicht bloß abwärts, erden wärt«, auch nicht bloß aufwärts, himmelwärts, sondern auch einwärts in unsere eigenen Herzen zu blicken. Wir wissen e», den Todten können wir nicht« mehr sein; auf sie und ihr Ergehen in jener Welt können wir keinen Einfluß mehr au«- üben. Wohl aber können wir ihr Andenken dadurch ehren, daß wir ihrer in Liebe und Dankbarkeit in unfern Gesprächen gedenken. Wir können die Werke, die sie in Gott gethan und unvollendet hinter sich gelassen haben, fortsetzen und zum Abschluß bringen. Haben sie Böses an uns gethan, wir wollen es vergeben und vergessen. Haben sie an Andern sich versündigt, wir wollen es nach Kräften wieder gut zu machen suchen. Für alles Gute aber, das sie uns erwiesen haben, wollen wir ihnen dankbar sein und bleiben und unsere Dank barkeit dadurch an den Tag legen, daß wir diejenigen mit Liebe umfassen, die ihren Herzen auf Erden am nächsten standen, und das Flecklein Erde wollen wir pflegen, darunter ihr Leichnam dem großen Auferstehungsmorgen entgegen schlummert. Uns selbst aber wollen wir auf die ungewisse Stunde unseres eigenen Todes zu bewahren suchen, ein seh. nendeS Herz und einen nach der himmlischen Heimath ver langenden Sinn, damit des frommen Claudius Wort auch für uns ein tröstliches Wort bleibe: „Selig sind, die da Heimweh haben ; denn sie sollen nach Hause kommen." Ueber die sächsischen Staatsfinanzen hat sich der Herr Finanzminister v. Watzdorf in der Sitzung der Zweiten Kammer am 19. d. eingehend ausgelassen. Wir haben darüber bereits kurz berichtet, kommen aber auf die Darlegungen, da dieselben von allgemeinem Interesse sind, nochmals zurück und entnehmen aus der Rede nachfolgende Sätze: ... Ich glaube nunmehr Ihre Aufmerksamkeit aus die Gestaltung und Entwickelung unserer Staatsfinanzen in der laufenden Periode 1894/95 lenken zu dürfen. Die Auspizien, unter welkten dieselbe begann, waren, auch abgesehen von den ungünstigen Ergebnissen der Vorperiode, nicht besonder« verheißungsvoll. Der längst erhoffte und nach Lage de> Dinge auch mit einem gewissen Rechte erwartet« Aufschwung der allgemeinen Erwerbsverhältnisse stellte sich zunächst noch nicht ein und hierin änderte sich auch im großen und -rnze, wenig im Laufe de» Jahre- 1894. Der Güterverkehr der Staatsbahnen, ein ziemlich sicheres Barometer für den Gang der Industrie im Lande, verzeichnete da- ganze Jahr über keine Besserung; denn e ergab gegen das Vorjahr noch eine Mindereinnahme vo > rund 1161000 Mark. Allerdings überstieg da» Gesammr-