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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 22.03.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191703221
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19170322
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19170322
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Riesaer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-03
- Tag 1917-03-22
-
Monat
1917-03
-
Jahr
1917
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 22.03.1917
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Zwischen dem kriegsfanatischen Miljukow und dem friedens freundlichen sozialdemokratischen Justizminister Kerenski sei eine tiefe Kluft vorbanden. Eine Kopenhagener Meldung besagt u. a.: In Peters burg besteht jetzt die Auffassung, daß die Arbeiter in den nächsten Tagen eine (Seaenrevotutton veranstalten werden, nm den Abschluß dcs Krieges herbeizusühren. Die Sozia- listcngruvve im Anslämft bandelt auf eigene Hand und trifft selbständige Masmabmen. Nicht allein eine Gegen revolution der Arbeiter wird von dem Ausschutz befürchtet, sondern auch eine solche von seiten der Grotzsürstenparter und der Burcaukratic. Auch das Heer betrachtet man nicht als ganz sicher. Eine allgemeine Meuterei des Heeres wird für unvermeidlich aNaeseben, wenn der DumauSsckutz sich den Forderungen der Arbeiterpartei beugen und die Republik erklären sollte. Die provisorische Negierung lieb alle Wacht posten verstärken. Die Truppen werden in den Kasernen bereitgebaltcn, sie befinden sich unter dem Kommando von Offizieren, die von der Regierung selbst dazu bestimmt sind. Die Nachricht von der Abdankung des Zaren wurde in Petersburg vielfach mit dem Rufe „ES lebe die Republik" begrübt. Ta überaus viele Offiziere von Soldaten er mordet wurden, erlieft die Regierung an die Soldaten die Mahnung, ihre Offiziere zu schonen, um nicht den Sieg RuftlandS in Frage zu stellen. Ei» Nnfruf an die Armee. Reuter meldet ans Petersburg: Die Regierung hat einen Aufruf an die Armee erlasse», sie möge sich ihre. Solidarität und Disziplin ungeschmälert erhalten, um den Krieg zu gewinnen, da die Neugestaltung im Innern von der Sicherheit der militärischen Verteidigung abhänge. AuS dem russischen Hauptquartier wird telegraphiert, datz die Truppen auf einem öffentlichen Platz versammelt wurden, wo sie unter Vorantragen von roten Fahnen und Singen der Marseillaise defilierten. Auf Wunsch der Grob fürsten Nikolai Nikolajewitsch verlas Alexcjeff den Text der AbdankungSurkunde des Zaren und ermahnte die Trupperh der neuen Regierung loyal zu dienen. Amerika «ud Rußland. Natürlich begrübt Amerika die russische Revolution mit Begeisterung. Und überschwenglich, wie man jenseits des Atlantischen Ozeans ist, sieht man die Zukunft des neu geborenen Rutzland gleich im allerrosigsten Lichte, noch ro siger als selbst durch die englische Brille. Die russische Revolution soll den Sieg der Entente besiegeln. Die Duma- reaierung wird die russische Industrie organisieren und die russischen Finanzen auf eine gesunde Grundlage stellen. Jede Hoffnung auf einen russischen Seperatfrieden soll jetzt begraben sein. Der amerikanische Handel mit Rußland wird einen ungeahnten Aufschwung nehmen. Neben dem vernichteten Deutschland wird plötzlich Rubland zur größten Kulturmacht Europas werden. Und sicher lacht den Lesern der amerikanischen Presse schon das Herz im Leib, wenn sie sich die Milliardcngeschäfte näher ausmalen, die so als möglich in Aussicht gestellt würden. Wird einmal die Möglichkeit berührt, datz die Revolution unterdrückt werde, dann geschieht dies natürlich in abweisendem Tone. Wenn die Revolution unterliegt, heißt es da, dann wird Deutsch land über Rußland siegen, und wenn Deutschland erst Rutzland niedergeworfen hat, dann wird es auch unerbitt lich gegen Amerika vorgehen. Das ist die neueste Form, in der das deutsche Gespenst für den Amerikaner herauf beschworen wird. In diesen harmlosen Gemütern ist die Schablone der Verurteilung auch so klar: Deutschland ist für die russische Reaktion und die Entente ist für die ruft fische Revolution. Was bei England mit dieser Hetze be wußte Absicht ist, das wird in Amerika zur vollendeten Ahnungslosigkeit. Man weitz wirklich nichts von den ganz widersprechenden Strömungen, die zur russischen Revolution zusammengeschlossen, aber nun in ihr immer noch in Gegen satz und Reibung miteinander sind. Man weitz wirklich nichts von den Aengsten, die in der Duma ebenso wie in London geschwitzt werden, man glaubt wirklich an all dis altgewohnten hohlen Phrasen — bis eines Tages umso er nüchternder das Erwachen kommen wird! Amerika erkennt die neue russische Regierung an. Reuter berichtet aus Washington, daß Amerika die neu» russische Regierung anerkenne. »Der uneingeschränkte U-Bootkrieg. Versenkt. Nach einer amtlichen Meldung aus Lissabon haben zwei deutsche U-Boote die vier Fischerschiffe „Rita", „Segun- da", „Flor de Abril", „Senoradel Rosario" und „Rostaur» dor" angegriffen und versenkt. Eine Erklärung Roosevelts. In dem üblichen Ton veröffentlicht Roosevelt eine Ev klärung mit der Behauptung, datz Deutschland Amerika bereits den Krieg erklärt habe. MrxNo kcgeu die Bereinigten Staaten» Wie ein Londoner Gewährsmann meldet, will „Evenins News" aus Mexiko erfabren haben, datz Carranza sich im Falle eines Krieges nnt Amerika auf Deutschlands Seite stellen wird, wozu alle Maßnahmen getroffen feie». Dies sei der Hauptgrund, weshalb sich Wilson die Entscheidung vorbehalte. China und Dentschlkmd. Reuter meldet aus Hongkong: Tas deutsche Kanonen boot „Tsingtau" ist gesprengt worden und im Whampoa« Flnst untergrgangeu, Die Faust der Entente, vor allem Amerika-Englands, sitzt im goldenen Reich der Mitte wie ein lastender FelS^ im Nacken, und stößt es Schritt für Schritt vorwärts auf einem Wege, den cs vielleicht gnrnicht gehen will, den cS aus eigener Entschlußkraft wobl kaum cinaeschlagen Hütte. Dem Ab bruch der diplomatischen Beziehungen mußte es die Aus weisung des deutschen Gesandten und seines Personals aus Peking folgen lassen. Auch die geringe Frist von 48 Stun den zur Vorbereitung der Abreise scheint vom Willen dec „Einflußreichen" diktiert worden zu sein, ebenso wie die Be schlagnahme der wenigen deutschen Schiffe in den chinesischen Häfen vor etlichen Tagen. Vielleicht weiß die chinesische Negierung nunmehr dem deutschen Bewachung Skommando des FlntzkanouenbooteS „Tsingtau" Dank, daß es sie vor einem neuen Dilemma bewahrte und sein Fahrzeug im Whampoa-Fluß versenkte, ehe der Befehl zu dieser Beschlag nahme von „obcnher" kam. Ob die Bewachungsmannschaften der beiden anderen deutschen kleinen Flutzbootc „Otter" und .„Paterlpnd'^die ebenfalls zur Wahrung,der deutschen Lu«. rauben läßt, auch nicht durch solche Ausführungen, daß sie Schritt für Schritt den herrschenden Massen und der Regierung abgerungen werden mutzte. Dagegen mutz ich Einspruch erheben. An dieser Sozialpolitik haben all« Parteien dieses HauseS gearbeitet, immer mit der Regie rung. (Zustimmung und Widerspruch.) Wir werden auch in Zukunft bei dieser Sozialpolitik bleiben. Unsere Wirt schaftspolitik hat sich so bewährt, datz wir nächst England das erste Land auf dem Weltmärkte tvaren. Wegen des Wiederaufbaues unserer Handelsflotte unterhandeln wir mit den Reedereien. Es ivird alles geschel-en, diese» Ver- kehrsfaltor wieder herzustellen. Für uns und unsere Ver bündeten wird nach dem Kriege das Wort gelten „Einig keit macht stark". Wir werden trotz der Pariser Wirt schastskonferenz Hie Wirtschaftsfäden zum Segen unseres Vaterlandes und Europas anknüpfen mit den: Ausland. Für unsere Truppen heißt die Parole, den Feind schlage», für uns, durchhalten, in diesem Zeichen werde» wir siegen. (Beifall.) Abg. Chrhsant (Ztr.): Kleingeiverbe und Handwerk erfordern kräftigere Förderung. Das Hilfskassemvesen muß ausgebaut werden. Das Handwerk darf von der Vertei lung des Rohmaterials nicht ausgeschaltet »verden. Der Sparzwang hat sich glänzend bewährt und sollte überall eingeführt lverden. Abg. Molkenbuhr (Soz.): Fürst Bismarck hat selbst zugegeben, datz es ohne die Sozialdemokratie keine soziale Gesetzgebung gegeben hätte. Die Entziehung der Renten bei Kriegerfrauen führt zu großen Ungerechtigkeiten. Die Löhne und Renten müssen sich den TcuerungSverkältnissen anpassen. Die Arbeiter haben ihre vaterländische Pflicht voll erfüllt. Abg. Bartschat (f. B.): Der Krieg hat das Hand werk zur Selbsthilfe gezwungen. Die Handwerkskammern müssen ausgebaut und mehr Handwerker in das KricgS- amt berufen werden. Die Rohstoffversorgung und das Ge nossenschaftswesen erfordern grosse Aufmerksamkeit. Abg. Bühn (kons): Die Kriegsgesellschaftcn müsse» billiger wirtschaften. Die Stickstoffversorgung mutz das Reich in der Hand behalten. Im Fischhandet befielen große Mßstände durch die Ausschaltung des Kleinhandels. Daß man der Landwirtschaft sogar den Borwurf macht, die Landleute nähmen die Stadtkinder aus Eigennutz auf, setzt allem die Krone auf. Ministerialdirektor Dr. Caspar: CS ist nicht beab sichtigt, die Versicherungspflicht auch auf die Handwerks meister auszudehnen. Abg. Horn (s. A ): Der Arbeiterschutz in den Glas hütten versagt vollständig. Frauen und Müder iverden selbst bis in die Nacht beschäftigt. Abg. Brühne (Soz.): An dem Submtssionsunwesen ist das Handwerk selbst schuld. Damit schließt die Generaldebatte. Das Gehalt des Staatssekretärs wird bewtingi. Darauf tritt Vertagung ein. Donnerstag 1 Uhr: Fortsetzung der Etatsberatung und Novelle -nm Reichsstempelgesetz. — Schluß 7 Uhr. Die russische Revolution. Das Nachzitter« der Revolutionswoche. Welche weitere Entwicklung die Dinge in Rußland nehmen werden, bleibt nach wie vor unerkennbar. Datz eine gewaltige Unruhe nach der ungeheuren Aufregung der Umwälzungswoche nachzittert, ist eine Selbstverständlichkeit. Mit der Einsetzung einer provisorischen Regierung, die Ge mäßigte und Radikale in ihrem Schoße umfaßt, ist noch nichts Sonderliches für die Beruhigung der Geister gewon nen. Auch Frankreichs Februar-Regieruna wurde nicht da durch in den breiteren Schichten volkstümlich, daß man den „Arbeiter" Albert in sie ausgenommen batte! Nach vier Monaten setzte darum doch eine neue Straßenschlacht zwi- scheu blauen und roten Republikanern ein, die erst die von unklaren Verbrüderungsgedanken benebelten Geister schied und feste Ziele für in ihrem innersten Wesen unvereinbare Bestrebungen aufsteckte. — Alle englischen Berichterstatter stimmen darin zusammen, daß sich die „Extremisten" bereits sehr unangenehm bemerkbar machen. Ein von Sozialisten beherrschter „Rat" von über tausend Mitgliedern, dem Ab geordnete, Arbeiter und auch Soldaten angehören, beginnt eine Rolle als eine Art Gegenregierung zu spielen. Es heißt, datz man die weitverbreiteten Frredenswünsche mit Lügennachrichten von einem nahen Ende des Krieges zu beschwichtigen versuche, das eine gelungene Revolution m Deutschland in Aussicht stelle. Wenn nun binnen Tagen oder Wochen der Schwindel herauskommt, was werden dann die Getäuschten tun? Und Petersburgs Verpflegungsfrage ist im Handumdrehen auch nicht zu lösen. Die Heere an der Front aber sehen einem Sommerfeldzuge ohne hinrei- chende Munitionsversorgung entgegen, da die Arbeiter bei Putilow usw. noch immer ihren Sieg über das Zarentum feiern und nicht arbeiten. Und im Finstern geht der Geist der kommenden Gegenrevolution nm. Schon ist einer, ein Rittmeister, zu dem arbeiterparteilichen Justizminister Kerenski, den Dolch im Gewände, geschlichen und hat sich bei seiner Festnahme erschossen. Die gestürzte Partei be ginnt sich in den Waffen zu üben, mit denen einst die Herr schenden von beute ihren Kampf führten! Die «riegsziele der provisorische« Regierung. Der neue russische Jnstizminister Kerenski soll sich für die Internationalisierung Konstantinopels, für ein unab hängiges Polen und ein autonomes Armenien unter rus sischem Schutz ausgesprochen haben. Zar «ud Aari« als Gefangene. Das Reuterbüro meldet aus Petersburg: Die Negie rung hat anaeordnet, datz der frühere Zar und seine Ge mahlin als Gefangene betrachtet und nach ZarSkoje Selo gebracht werden sollen. General Alexejew wird den Abgeord neten Bousikow, Verschinine, Gribonnine und Kalinino, die nach Mobilem geschickt wurden, ein Detachement zur Be wachung des Zaren zur Verfügung stellen. Die Gebete für die Zarenfamilie sind von dem heil. Synod aus der Liturgie gestrichen worden, der dafür Bitt gebete für die neue Regierung eingefügt hat. Der Ausschuß der Arbeiter uud Soldaten. „Temps" meldet aus Petersburg: Ein gemischter, aus Arbeitern und Soldaten bestehender Ausschuß tagt im Taurischen Palast. Die Anhangerzahl der beiden Aus schüsse wächst. Am 20. März waren bereits 1600 Mit glieder eingeschrieben, von denen jedes einzelne 1000 Ar beiter oder eine Kompanie vertritt. Die Ausschüsse ver- langen dringend die Einberufung der konstituierenden Ver sammlung, in der Hoffnung, diese werde die Republik pro klamieren. Sie verlangen ferner die Entfernung aller BeilagetzzuM „Riesaer Tagevratt". »md Backagr Langer » winterlich, Riis«. «eschöst»st^e: »». .«»rantworUtch für Redaktion: Arthur Hähnel, Riesa; für Sn-eigen teil: Wilhelm Dtttrich, Ries» Deutscher Reichstes. . «. «tzung, M-'twoA, d« ». wir». 1 Uhr. ' ' M« Weite Lesung zum « ' ' t Etat da» SreichSamte« da« wird fortgesetzt. Dazu lieg« «ine Reihe von Entschließn». g«n vor, die koztalv Maßnahme« zu-u»st«n der Krtegsbeschüdig. !vNh der Wöchnerinnen, der Bureauangestellten usw., fordern. t «in Antrag Lieschtug (Fortschr. Bp.) verlangt Einstellung von 100600 Uv al» Beitrag zur Ausarbeitung von Entwürfen für die Herstellung «ine» Großschiffahrt»w«ges vom Rhein zur Donau und zur Schiffbar mach irirg des vderrhein». Log. Mumm (Disch. Frakt.) bespricht die Wohnung»- fr ag e. Wir müssen «ine kräftiger« WohnungSpolitik treiben. Jetzt sind die Baukosten z» hoch. Wir brauchen im Osten ein dem Deutschen Reiche zurück gewönne,«» Kurland gl» neues Siedlungsland. Die Arveiterführer haben sich um da» Vater land verdient gemacht. Die großen Organisationen haben sich besser bewährt al» die Führer der Gelben. Nach FrledenSschluß -totrd man zu einer Erweiterung der Sonntagsruhe kommen müssen. Notwendig ist der Konzessionszwang für Lichtspiele. Leider waren vielfach die Kirchen ungeheizt und die Lichtspiele ^H*Lba. Büchner (Soz. Lrb.-Gem.): Das Großkapital hat während de» Kriege» Unsummen auf Kosten der Vollskrast her- auSgewirtschaftet. Die Arbeit der Frauen und der Jugend lichen hat «inen zu großen Umfang angenommen. Staatssekretär Dr. Helfferich dankt -für die Bereit willigkeit des Reichstage», ihm einen zweiten UnterstaatSsekrctär z« bewilligen. Obwohl das Arbeitsgebiet des Reichsamts des Innern ungewöhnlich.groß ist, erscheint eine Teilung picht an- gebracht. Die drei Arbeitsgebiete: innere Frage», Sozial politik und Handels- und Wirtschaftspolitik, greisen so incin- ander Über, datz ihre Leitung in einer Hand fein muß. A Der Staatssekretär bespricht dann i die augenblickliche wirtschaftliche Lag« «ach SS Monaten de» Krieges. Bei der Durchführung des Hilfsdienstgesetzes verfahren wir mit möglichster Schonung. Aber alle verfügbaren Arbeitskräfte müssen herausgeholt werden. Der Staatssekretär gibt Hin Bild d«S Arbeitsmarktes. Im Dezember kamen 48 Angebote auf (00 offene Stellen. Ach verkenne nicht die Gefahren der starken Heranziehung der weib lichen Arbeitskräfte, aber wir sind im Kriege, Da mutz jeder Mann und jede Frau die volle Schuldigkeit tun. Brot und Granaten b/eibt die Losung. Der Sieg wird nur errungen, wenn die größten Opfer gebracht werden. Die Stillegung schädigt eine große Anzahl von Betrieben schwer und ver nichtet wohl auch manche auf dis Dauer. In der Uebergangs- zett wird alles geschehen, unr für die Wiederherstellung einer gesunden Struktur unseres volkswirtschaftlichen Aufbaues zu sorgen. Bei der Verteilung der Rohstoffe wird dafür gesorgt werben, datz die jetzt stillgelegten Betriebe nicht benachteiligt werden. DaS ReichS-VersicherungSamt ist stolz darauf, datz e» der Unfallverhütung von vornherein die größte Aufmerksam keit zuaewendet hat. Ein Unfall, der verhütet ist, ist besser als ein solcher, für d«n die höchste Rente gewährt wird. (Sehr richtig I) Wir opfern auch ein Stück Volksgesundheit, um den Krieg zu gewinnen. Aber besser das, als das ganze Kapital unseres Volkstums zu verlieren. Die Säuglingspflege fördern wir nach Möglichkeit. Auch der Weiterzahlung der erhöhten Familienunterstützung irr den Sommermonaten stimmen wir zu. (Sehr gut!) Auch «er Ausdehnung der Wochenhilfe auf bi« Frauen der Hilssdienstpslichtigen stehen wir wohlwollend gegen über. Bet der Gewährung der Unterstützung wird wohlwollend verfahren, aber es ist sestgestellt worden, datz die Zahl solch«« Arbeitsfähigen, die, ohne zu arbeiten, die Unterstützung be ziehen, sich gesteigert hat. (Hört, hörti) Besonders auf dem Lande haben sich Kriegerfrauen, die früher stet» zur Arbeit gegangen sind, geweigert, wieder zu arbeiten. Auch ihre Kinder, die früher gearbeitet haben, halten sie von der Arbeit fern. In solchen Fällen kann zur Entziehung der Unterstützung geschritten werden. (Sehr richtig!) Natürlich muß die Frau abkömmlich und arbeitsfähig sein. Man mutz sie auch aus die Folgen ihrer Arbeitsverweigerung aufmerksam gemacht haben. Frauen, die etwas hinzuverdienen, darf die Unterstützung nicht ohne weiteres gekürzt werden. Sie ist ihnen namentlich auch zu belassen, wenn die Frau außerhalb ihres Wohnsitzes arbeite» mutz. Der Gesundheitszustand unserer Bevölkerung ist uner wartet günstig. Durch geringeren Alkoholgenutz sind viel« Schädi- oegimgen infolge der Abwesenheit von Millionen von Männer» kvchrtzen im Feld«. L« Säuglingssterblichkeit hat weiter qbF genommen. , -1 Dank der intensiven Anspannung unserer Arbeitskraft ist eS uns gelungen, durchzuhalten, die Früchte des Bodens M gewinnen, die wir brauchen und diejenigen Kampfmittel SV schaffen, die unser Heer zu Wasser und zu Lande nötig hat. Der Krieg fordert immer mehr Anstrengungen. Ich bin 'felsenfest überzeugt, daß wir es schaffen, aber es wird knapp sein. Das Volk verdient Bewunderung für den vaterländischen Sinn, mit dem es die letzten schweren Mo nate überstanden hat. Das Wort durchhalten, ist deine leere Phrase, sondern bitterer Ernst (sehr richtig), es ist ein Teil unseres moralischen Besitzstandes geworden. Die Rationen sind kleiner geworden. Wenn die Landbevölke rung erfährt, wie sich die Städter einschränken, wird sie auch bereit sein, ihre Vorräte zur Verfügung zu stellen. Der neue Wirtschaftsplan wird Erleichterung schaffen. Für die Frühjahrsbestellung werden alle nur möglichen Kräfte zur Verfügung gestellt werden. Hinsichtlich des Salpeters rst zu sagen, daß Deutschland während des Krieges mehr produziert hat als Chile jemals. Dennoch entfällt davon nur ein kleiner Teil für die Landwirtschaft. Für die näch sten Jahre ist keine günstige Welternte zu erwarten. Deutschland gleicht einer belagerten Festung, und dennoch haben wir die niedrigsten Getreidepreise. Die Transport schwierigkeiten haben Anlaß zu Vorwürfen gegen die Eisen- vahnverwaltung gegeben, und doch hat jeder Eisenbahn beamte, vom Minister bis zum kleinsten Eisenbahnarbeitcr, seine vollste Pflicht getan. (Bravo!) Bei der Kohlennot spielte der durch die anormale Kälte weggefallene Gebrauch der Wasserstraßen eine große Rolle. Zu Beginn des Krie ges hielten wir wohl zuviel von der Zauberkraft der Or ganisation, jetzt unterschätzt man sie. Der Vorwurf, daß die Kriegsgesellschaftcn zu verschwenderisch arbeiten, ist nicht berechtigt. Kaufmännisch berechnet, sind die Un kosten nicht Au hoch. Wir werden auch für die Friedenszeit manche- Nützliche aus den Kriegsgesellschaften den 'staat lichen Aufgaben nutzbar machen können. Was die wirtschaft liche Mobilmachung anbetrcfft, so hat doch niemand von uns vor einigen Fahren eine solche Entwickelung Voraus sagen können, aber niemand hätte auch ein« solche Wider standskraft vorauSsehen können. Eine wirtschaftliche Mobil machung haben wir allerdings gehabt, nämlich unsere So zialpolitik und unsere Wirtschaftspolitik. Unserer Sozial politik haben wir die Vaterlandsliebe und die Vaterlands treue unserer Arbeiterschaft zu danken, die sie sich nicht
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