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Vorräten leichte Nahrung fand. Trotzdem gelang «S, , da» Vieh aus den Ställen in Sicherheit zu bringen, so wie das Mobiliar aus den Räumen des Gesindes zu bergen. Die Löscharbeiten wurden erheblich durch den empfindlichen Wassermangel beeinträchtigt. DaS im Ge bäude lagernd« Heu und Stroh wurde rettungslos ein Raub der Flammen; eS hatte etwa einen Wert von 4000 Mark. Der Gesamtschaden ist auf etwa 8000 Märk-u schätzen. DaS Feuer ist auf den unheilvollen Leicht sinn deS 16 jährigen, aus Oschatz stammenden Pferde jungen I. zurückzuführen, der achtlos den noch glimmen den Rest einer Zigarette auf dem Heuboden weggeworsen hatte. Lommatzsch. In der Gemeinde Striegnitz bei Lom matzsch wird für die einen Schulbezirk bildenden Ge meinden Striegnitz^ Roitzsch, Drogen mit GrauSwitz und Slltsattel-Barmenitz ein SchulhauSneubau errichtet. Roßwein. Das 68. Feldartillerie-Regiment aus Riesa wird am 25. und 26. August hier und in den um liegenden Dörfern verquartiert. DreSdep. Als ältester seines Geschlechtes feiert der in Dresden lebende Oberst a. D. Alfond von Zezschwttz seinen 70. Geburtstag. Oberst von Zezschwitz hat am /kriege von 1870/71 teilgenommen und das Eiserne Kreuz erworben. Zuletzt war er Kommandeur des 2. königlich sächsischen Jügerbataillons Nr. 13 in Dresden. — Für die Lutherspende, die zur Erhaltung der deutsch-evange lischen Schule in Oesterreich dient, hat eine Dame in Lößnitz 500 Mark testamentarisch vermacht. Die Dresdner Bogenschützengilde hat gleichfalls 500 Märk für die Lutherspende bewilligt. Kreischa. Durch Brandstiftung ging am Dienstag das auS Haupt- und Nebengebäude bestehende Gehöft deS Wirtschastsbesitzers Kaden in Lungkwitz in Flammen auf und wurde völlig eingeäschert. Äe eben erst eingc« brachte Ernte wurde ganz vernichtet, das Vieh gerettet. Krippen. Aus dem Wolfsberge gruben am 8. d. M. Dresdner Schüler, die dort in Sommerfrische weilen- in einer Felsschlucht den Schädel eines Pferdes und sodann fast das ganze Skelett heraus. Nur wenige Knochen und sie Hufeisen fehlen noch. Wie das Pferd von der Höhe des Berges in die Felsspalte geraten ist, ob eS etwa zur Zeit der napoleonischen Kriege vor hun dert Jahren von einem Reitertrupp abgesprengt worden- sich verirrt hat und in der Spalte verendet isi, konnte nicht festgestellt werden. Zittau. Ein Massensterben von Goldkarpfen ist im Goldfischteich des Weinau-Parks zum zweiten Mal zu beobachten. Es wird angenommen, daß die Zierfische einer Vergiftung zum Opfer gefallen sind. — In der hiesigen katholischen Kirche, wo am Sonntag nachmittag eine Tauffeierlichkeit stattfand, wurden einer Taufzeugin, während sie am Taufbecken stand, aus ihrem Hand täschchen 24 Mark gestohlen. Die Diebin, eine unbe kannte, etwa 40 jährige Person, die mit einem Rosen kranz betend hinter dem Platze der Bestohlenen saß, Nahm das Geldtäschchen an sich. Kamenz. Der in den 40 er Jahren stehende ledige Knecht Winkler wurde von einem Pferd, das er in Elstra neubcschlagen lassen wollte und das infolge Scheuens ausschlug, so unglücklich getroffen, daß ihm Brustfell und Rippen schwer beschädigt wurden. Sein Zustand ist bedenklich. Friedrichsgrün bei Zwickau. Der alten Unsitte- Init Petroleum Feuer anzumachen- ist hier am Dienstag morgen wieder ein Menschenleben zum Opfer gefallen. Der 67 jährige Handweber und Jnvalidenrentner Franz Voigt wollte mit Petroleum im Ofen Feuer machen, als plötzlich seine Kleidung in Brand geriet. Am ganzen Körper brennend, stürzte der Unglückliche laut schreiend in den Garten, wo er zusammenbrach und binnen weni gen Minuten verschied. Dhalheim i. Erzgeb. Bon der Mauer vor dem Eingang zur hiesigen Zentralschule ist der sechsjährige Schulknabe Max Hähnel herabgestürzt. Der Kleine über stieg beim Spielen das Geländer, verlor das Gleich gewicht- stürzte ab und brach das Genick. Der Tod deS arm«, Kindes trat sofort ein. Leubsdorf. In der hiesigen Ziegelei wurde ein böhmischer Arbeiter von hereinbrechenden Lehmmassen verschüttet und schwer verletzt, sodaß der Tod nach wenigen Minuten eintrat. Schwarzenberg. Zur Förderung der Spankorb- industrie und um den armen Leuten im südöstlichen Erzgebirge neue Erwerbsmöglichkeiten zu erschließen, ha ben der Sächsische Heimatschutz und die Königs. AmtS- hüuptmannschaft Schwarzenberg das Bemalen der Körbe ijnd die Herstellung von Spangeflecht für Wandbeklei- . düngen- namentlich für Räume mit feuchten Wänden, empfohlen. Diese Anregungen wurden von den Beteilig ten dankbar begrüßt. Adorf. Ein Ehrengeschenk für die Kriegsveteranen wurde städtischerseits anläßlich des allgemeinen Korn blumentags am 31. August beschlossen. Jeder bedürftige Kriegsteilnehmer erhält 30 Mark in bar. Insgesamt wohnen in Adorf noch 28 Kriegsteilnehmer.' Leipzig. Wie leichtsinnig oft Dienstboten handeln, lehrt «in Vorfall, der sich in Leipzig am vergangenen Sonntag nachmittag ereignete. An einem im ersten Stocke gelegenen Fenster in der Sisenbahnstraße 67 stand ein etwa vierjähriges Mädchen, nur mit einem Hemdchen de- kleidet, und schrie jämmerlich. Durch dieses Geschrei hrrbeigelockt, sammelte sich «in« zahlreiche Menschenmenge vor de« Hause an. DaS Kind war in höchster Gefahr, auS dem Fenster zu stürzen. All«, Ruf« aKS dem Publikum, selbst da« Herannahen eine« Schutzmann«« konnten da» Kind nicht bewegen, vom Fenster zurückzutreten. Ja die Wohnung konnte niemand hinein, da dieselbe verschlossen «ar. GS stellt« sich nun heraus, daß mehrer« Kinder ln der Wohnung klag,schlossen waren. Gin Einwohner der Nebenwohnung unternahm e«, da» Kind au« seiner ge- sährlichrn Lag« zu befreien. Gr stieg durch da» Fenster seiner Wohnung und gelangt« durch einen Mauervorsprung an da» Fenster der verschlossenen Wohnung. Dort stieg er «in'und kehrt« nach m«hr«r«n Minuten, da« Kind auf dem Rücken tragend, zurück, wiederum den weg durch da» Fenster nehmend. Go war wenigsten» da» «in« Kind vor der Gefahr de» Absturz«» gerettet. Di« jüngeren Kinder waren sich selbst überlassen, da «S «in Ding der Unmög lichkeit war, auch dies« durch da» Fenster in di« Nachbar wohnung zu befördern. Abend» um '/^lO Uhr kam da» Dlenstmüdchen, de« di« Aussicht über di« Kinder oblag, auK der Internationalen Baufachausstellung zurück, wohin sie die beiden ältesten Kinder milgenommen hatte (die drei jüngeren hatte sie zu Haus« dem Schicksal überlasten). Di« Gliern der fünf Kinder waren verreist und glaubten ihr« Kinder unter dem Schutz« de» Dienstmädchen» gut aufgehoben. »Leipzig. Gestern nachmittag wurde um 8 Uhr auf dem Leipziger SUvfrirlchof der Operettrntenor Fritz Sturmfel« zu Grabe getragen. Da« Publikum nahm herzlichen Anteil; im ganzen mögen etwa 20000 Personen Spalier gebildet haben. In der engeren Trauerfeierlichkeit sprach zurrst der Pastor der MatthSi- kirche Fritsche, darauf Oberreoisseur Wint« vom Leipziger Stadt theater, der Schauspieler Kitzler vom Leipziger Schausptelhau«, Hofrat Vito vom Bremer Stadttheater und der Vorsitzende der Leipziger SturmfelSvereinigung Frohburg. D>2 begeisterten Leip, ziger hatten vor einigen Jahren ihrem Sturmfels zu Ehren einen besonderen Verein gegründet. — Die portugiesisch« Regierung teilt« der Leitung der Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik Leipzig 1vl4 mit, daß Portugal sich offiziell an der AuSstrllrng beteiligen werde. Die portugiesische Staatsdruckerei ist mit der Bildung einer buchgewerblichen LandeSgrupp« beauf tragt worden. — Di« Ferien» oder Gastspielzeit von Schau- spielerinnen macht sich ein Schwindler zunutze, der in Großstädten auftritt. Er erscheint in Häusern, in denen Bühnenkünstlerinnen wohnen, die zurzeit verreist sind, und zieht von den PortterSleuten di« angeblichen Beiträge der Damen für die Bühnengenossenschaft ein. Mühlberg. Dle hiesige Korbmacher-Innung hat von der Artilleriewerkstatt zu Spandau abermals einen namhaften Auftrag zur Lieferung von Geschoßkörben (8000 Stück) für Lang-Granaten erhalten. In die Lieferung werden sich dieselben acht Meister teilen, welche den letzten Auftrag (6000 Stück) auSgeführt haben. Die Lieferzeit läuft bi» zum 1. Oktober. Torgau. Gine Messerstecherei zwischen Zigeunern spielte sich in einem Restaurant ab. Mit nicht unerheb lichen Wunden im Kopfe mußte der Zigeuner Landsberger dem Krankenhause zugeführt werden. Der Täter, Zigeuner Hartmann, wurde in Hast genommen. — Bei der in Torgau stattgesundenen Aurschreibung zur Vergebung der vetonarbelten der zwei Brücken und zwei Durchlässe zum Gisenbahnbau Torgau-Belgern haben sich recht sonderbare PreiSunterschikde ergeben. G» sind 19 Offerten abgegeben worden; die höchste davon beträgt 23091 M, und die niedrigste 11040 M. Die Disserenz beträgt rund 12051 M. * Halle. Al» die gestrige Hauptversammlung de» Handwerk»- und Gewerbekammertage» eröffnet wurde, sank plötzlich der Vorsitzende der Geraer Handwerkskammer, Werner Prrtzen, der al» Kongreßmitglied an den Beratungen trilnahm, vom Schlage getroffen tot nieder. «Komotau. Der au» Anlaß der Eröffnung der deutsch-böhmischen Landesschau in ganz Böhmen für völkische Zwecke veranstaltete Blumentag hat 84330 Kronen Reingewinn gebracht. Davon erhielten der Deutsche Schul verein in Wien, der Bund der Deutschen in Böhmen, der Deutsche VolkSrat in Böhmen und die Deutsche LandeS- kommisston für Jugendfürsorge je 20000 Kronen, der Vöhmerwald-Bund 1200 Kronen, und weitere zehn deutsche Schntzoeretne Oesterreichs je 300 Kronen. VogelfreMtte«. Die Voaelschutzbewegung, deren Ziel e» ist, die wilde Aus beutung unserer heimischen Vogelwelt durch unzweckmäßiges Ab schießen und übermäßiges Sammeln der Eier, zu verhindern, hat in den letzten Jahren durch die Anlage von sogenannten Vogel freistätten schön« Erfolge erzielt. Bisher hat man diese Freistätten nur an den Seeküsten eingerichtet, 1907 die erste in Jordsand, 1909 Norderoog, 1910 Ellenbogen auf Sylt, dann kamen Trinda, Neuwert, Langeoog, Memmert bei Juist und an der Ostsee Langen werder bei Kiel, Hiddensee und mehrere andere Plätze dazu. Die Freistätten dienen in erster Linie al» Brutstätten für Silbermöwen, Seeschwalben, Austernfischer, Eiderenten, Lachmöwen und Seeregen pfeifer, daneben nisten aber auch andere Vögel, die schon recht selten geworden sind hier: Brandgänse, Kampfläufer, Kiebitze, Avosette usw. Wir nützlich die Stätten sind, beweist die Statistik, die an der Mehrzahl der Plätze wissenschaftlich genau geführt wird. So brüteten in Jordsand vor Beginn de» Schutzes etwa 120 bis ISO Fluß- und Küstenseeschwalben, schon im ersten Jahre des Schutzes steigerte sich die Zahl auf 500 und 1912 hat man bereits 1900 brütende Schwalben gezählt. In Mammert zählte man vor dem Schutz 80 Silbermöwen und 800 Seeschwalben, 1912 1936 Silber möwen und 200 Seeschwalben; die Silbermöwen verdrängen näm lich alle kleineren Vögel. Dem Vorgehen der Seeküste ist das Binnenland noch nicht gefolgt. Zwar bestehen hier schon einige kleinere Freistätten, sind jedoch von untergeordneter Bedeutung. Trotzdem gibt eS auch hier Vögel genug, die vor einer völligen Ausrottung zu schützen wären, Adler, Uhu, Steinsperlinge, Kraniche und die Moorvügel. Die Naturschutzparke, die man jetzt an mehreren Stellen einrichtet, können nur einen Teil dieser Aufgabe übernehmen. eS müssen außerdem noch besondere Reservate eingerichtet werden. Spott. Di« Fahrt der „Sachsen" nach Norderney auf- geschoben. Infolge starker Zunahme de» Winde» und heftiger Regenböen hat da» Luftschiff „Sachsen" gestern morgen die Fahrt nach Norderney unterbrochen. Das Luftschiff ist bereits um 8 Uhr früh wieder auf dem Flugplatz« Fuhlsbüttel gelandet. Die Fahrt nach Norderney soll nunmehr bestimmt am Freitag früh erfolgen. Am Freitag abend ist eine Mondscheinfahrt nach Berlin und Pots dam geplant. Heute sollte da» Luftschiff früh V«7 Uhr nach Flensburg fahren. Bemerkenswerte Flüge. Oberleutnant Altstedt mit Leutnant Stietenkron al« Passagier ist gestern nachmittag um 5,20 Uhr in Johannisthal zu einem Fernflug nach Leipzig ge startet. Der Flug ist insofern bemerkenswert, al« er bet einer Windstärke von 8 bi» 10 Sekundenmetern unternommen wurde. — Der Pilot Schüler wollte heute früh einen Fernflug ohne Zwischen landung von Johannisthal nach Metz unternehmen. — Der Pilot Stöffler hat gestern früh mit Kapitänleutnant Berthold einen Fernflug nach Gotha unternommen. Er ist 8,02 Uhr vormittag- nach S'/, stündigem Fluge glatt in Gotha gelandet. Mav Int gut, sich von Zeit zu Zeit daran zu er innern, daß von all den Maßnahmen, di« der mo derne Mensch zur Gesund erhaltung seiner Körper» vor nehmen muß, die richtige Pflege der Zähne beinahe die wichtigste ist. Wenige ahnen, daß schadhafte Zähne nicht nur unser Wohlbefinden er heblich beeinträchtigen, sondern — neue Untersuchungen haben da» in überraschender Weis« bewiesen — häufig den Ausgangspunkt mannigfachster Krankheiten bilden können, deren Ursache oft rätselhaft blieb. Al» richtig kann eine Zahnpflege nur dann bezeichnet werden, wenn die zahn zerstörenden GärungS- und Fäulniserreger, die sich im Mund« täglich neu bilden, auch täglich unschädlich ge- macht werden. Da» ist nur zu erreichen durch den täg lichen Gebrauch eine» antiseptischen Zahnpflegrmtttel». Die Wirkungsweise de» Odol« ist eine ganz eigenartige Während ander« Mund- und Zahnreinigungsmittel, soweit st- für die tägliche Zahnpflege überhaupt in Betracht kom men, lediglich während der wenigen Sekunden der Mund reinigung ihre Wirkung auSüben, wirkt da» Odol noch stundenlang, nachdem man sich die Zähn« geputzt hat, nach. Diese einzigartige Dauerwirkung ist aller Wahr scheinlichkeit nach darauf zurückzusühren, daß sich da» Odol beim Mundspülen förmlich in die Zähne und die Mund schleimhäute «insaugt, diese gewissermaßen imprägniert und so gleichsam einen antiseptischen Vorrat hinterläßt, der noch stundenlang den zahn,«störenden Fäulni»- und Gärungs prozessen «ntgegenwlrkt. Preis: Flasche (Monate ausreichend) M. 1.80, Flasch« M. -LS. vermischtes. D«r Film singt! Di, Gutwicklung»mkigNchk«itin de» Film» sind noch längst nicht beende», jetzt lernt er so gar schon singen. Professor Luigi Gerebotani 1« München, der Grfinder de» Feradrucker» und de» Fernzeichner», ha« ' ein« Art Verbindung de» Film» mit dem Grammophon erfunden, fodaß Gesang und da» musikalische Wort ganz mit dem «»»druck de» Film» übereinftimmen. Auch ist «» so eingerichtet, daß mau die Tempi de» Gesang« und der Musikstück« genau regeln kann. Die bedrohte Kniehose. Wie au» Bayern gemeldet wird, hat sich dort die katholische Geistlichkeit in sehr energischer Weise gegen das Tragen der Kniebose ausgesprochen. Von dieser Kniehose ist zu sagen, daß sie äußerst kurz ist und dle Knie in ihrer nackten Schön heit zeigt. TaS soll, wie man versichert, sehr unsittlich sein und daher der Kampf gegen dieses kurzgeratene Klei dungsstück, der zu einem geistlichen Boykott der GebirgS- trachtenvereine geführt hat. Ties« Vereine haben sich nun mannhaft erhoben, um diesen Angriff auf ihre heiligsten Güter abzuwehren und so haben sich denn am Sonntag alle beteiligten Vereine in München zu einem gewaltigen Temonstrationszug vereinigt. Aus allen Gegenden des schönen Bayrerlandes waren die Kttiehösler angerüüt und mit drei Musikkapellen rückte man durch die Stra ßen bis zum Schloß, wo Prinz AlsonS die Huldigung von 200 Schuhplattlerpaaren entgegennahm. Hierauf eilte man in die Franziskaner-Brauerei, wo Bier und Reden munter flössen und der Kampf um das Recht der Knie hose weiter ausgefochten wurde. CK. Tas Ordensband der Dienstboten. Tos republikanische Frankreich ist das klassische Land der Orden und der Ordensbänder, wohl nirgends ist die Sehnsucht, ein Bändchen im Knopfloch zu tragen, so heiß und so weit verbreitet, wie bei unseren westlichen Nach barn. Ohne diesen Umstand wäre das neue Gesetz, das jetzt im Journal Osficiel amtlich veröffentlicht wird, auch nicht verständlich. Tie Regierung der Republik ist auf den guten Gedanken gekommen, die Ordenssehnsucht des Volkes fruchtbar zu machen und sie zur Lösung der immer schwieriger werdenden Tienstbotenfrage aus zunutzen. Und so entstand dieses neue Gesetz, das ge wissermaßen eine Ehrenlegion der Dienstboten schafft, ein Ordensband für Tiener und Dienstmädchen, Köchin nen und Zofen. Tie kaufmännischen Angestellten, die Kommis und Reisenden besaßen bereits ihre eigene Ehrenlegion; sie erhalten für langjährige treue Tienste vom Staate Medaillen und dürfen dann ein Bändchen im Knopfloch tragen: nun wird endlich auch der dienenden Klasse ihr Recht. Genau setzt das Gesetz die Bedingungen fest, unter denen treue Dienstboten ihre Medaille er halten und damit das Recht auf den Schmuck des Knopfloches oder der Bluse. Tie Ehrenlegionsabzeichen der Dienstboten erhalten 1. alle häuslichen Angestellten, die 30 Jahre lang im Tienste der gleichen Familie stan den und die Anerkennung ihrer Dienstherrschaft er rungen haben; 2. alle Dienstboten, die 30 Jahre tätig waren und durch Umstände, die nicht an ihnen lagen, gezwungen wurden, andere Stellungen zu suchen; 3. aber nur ausnahmsweise Dienstboten, die 20 Jahre im Dienst waren und während dieser Zeit regelmäßig einen be stimmten Beitrag zum nationalen Pensionsfonds bezahl ten oder einer staatlich anerkannten Versicherungsgesell schaft angehörten; 4. Dienstboten, die vier Kinder oder mehr bis zum Alter von 16 Jahren aufgezogen haben und 5. alle Dienstboten, die ihrer Dienstherrschaft unge wöhnliche oder heroische 'Dienste geleistet und Beweise außerordentlicher Tireue und Anhänglichkeit gegeben ha-