Volltext Seite (XML)
2. Beilage znm „Riesaer Tageblatt". RotaNonSdni« ni» Verlag von Langer L WInterllch ,u N lela. — Für die Nedaktlon vennUworlllch: ArthurHähnel In NIela. S8. Freitag, 10 Miirz 1V1I. abends. «4. Jahr-. M iik SeMmMiij« «iMenil Die erhebliche BeoölkerungSzunahme de« Deutschen Reich», die durch die neueste Volkszählung festgestellt wor den ist, läßt die Frage aktuell erscheinen, ob die Vermeh rung der Einwohnerzahl in der Zukunft sich in gleicher Weise steigern, ob sie anhalten oder gar abnehme» wird. Der bekannte Göttinger Nationalökonom Prof. Gustav Cohn glaubt in einer längeren Abhandlung, die er der Bevölke rungsfrage in der von Prof. Hinneberg herausgegebenen Internationalen Wochenschrift widmet, ein Ab nehm en de» Bevölkerungszuwachses Voraussagen zu müssen. Würde die Einwohnerzahl de« Deutschen Reiches in der gleichen Beschleunigung der Zunahme anwachse» wie bisher, so würden wir 1930 schon 85 Millionen Einwohner Hecken, während eine gleiche Zunahme von 20 Millionen von 1880—1910 30 Jahre und von 1816—1880 64 Jahre erforderte. ES ist aber nicht anAtnehme», daß die in den letzten Jahren und Jahrzehnten andauernde ZuwachSquole von 1,4 Proz., die für da« Jahr »ine Vermehrung von etwa einer Million ergäbe, sich noch länger wird behaupten können. Die Zunahme der Bevölkerung jedes Landes be ruht auf dem jährlichen Ueberschuß der Geburtenzahl über die Sterbefälle. Dabei ist «S aber sehr wichtig, in welchem Verhältnis TebnrtSzahl und Sterbliches zueinander stehen, ob die Bevölkerung zunimmt durch die Vermehrung der Geburten oder durch die Abnahme der Sterblichkeit oder durch beider. ES ist nicht gleichgültig, ob eine Zunahme im Deut schen Reich in der Höhe von 14 pro 1000 der Bevölkerung (1908) du. die Geburt von 33 und durch das Sterben von 19 en<,..ht, oder eine ähnliche Zunahme bewirkt wird durch die Geburt von 47 und den Tod von 33, wie eS in Berlin 1876 der Fall war. In Rußland sterben von der starken Geburtenzahl (49,5) 31 Proz. vor dem Ende des ersten Lebensjahres; in Norwegen ist die Geburtenzahl viel geringer (30), aber die Zunahme doch eine größere, weil nur 9 Proz. im ersten Lebensjahre sterben. In Deutsch land wurden 1872 im Durchschnitt 41,1 Proz. geboren bet einer Sterblichkeit von 30,6 Proz., 1908 33 Proz., bei einer Sterblichkeit von 19 Proz. Während in Frankreich die Be völkerung nicht wächst, weil Geburtenzahl und Sterbefälle ungefähr im Gleichgewicht stehen, ist im Deutschen Reich von 1872—1908 die Geburtenzahl zwar stark, aber die Sterblichkeit noch mehr zurückgegangen, sodaß der Ueberschuß ein größerer ist als zuvor. Dieselbe Entwicklung wie in.Deutschland kann man in. allen anderen Kulturländern konstatieren, sodaß die gegenwärtig durch die Kulturwelt gehende Abnahme der GeburtSzahl als eine unumstößliche Tatsache zu betrachten ist. England ist unS in diesem Rückgang der GeburtS- zisfern vorangegangen. Seine Geburten sind von 35,4 Proz. in den Jahren 1871—80 allmählich auf 26,6 Proz. in den Jahren 1906—08 herabgestiegen bei einer Sterblichkeit von 15,4 Proz. Diese Aussichten auf die Zukunft werden noch düsterer gemacht, indem man die Ziffern der Hauptstädte anführt. In Berlin gab eS 1906 25,8 Geburten und 16,9 Sterbefälle, 1908 23,9 Geburten und 16 Sterbefälle. 1875 hatte Berlin 13 Proz. Geburten, 1908 11 Proz., London 1875 20 Proz., 1908 14 Proz. Solche Erscheinungen der Hauptstädte dürfen aber nicht für das ganze Reich verall gemeinert werden. Trotzdem ist jedoch aus dem ganzen Sang der Ent wicklung klar, daß die mächtige Zunahme der Bevölkerung, die da« Deutsche Reich seit mehreren Jahrzehnten gehabt, unmöglich ein fortdauernder Zustand bleiben kann, daß daher ein allmähliches Herabgehen der jährlichen Zunahme eine Notwendigkeit ist. Das lassen die Statistiken des Kaiserlichen Gesundheitsamts über Geburt und Sterblichkeit von 1901—1910 erkennen. Danach ist in den deutschen Städten mit mehr als 15000 Einwohnern, d. h. bei einer Summe von 23,5 Millionen — 36 Proz. der ReichS- beoölkerung, die Zahl der Geborenen pro Tausend von 63,3 auf 28,8 zurückgegangrn; die Sterblichkeit dagegen ist nur von 19,7 auf 15 gefallen. Einem Rückgang der Ge burten um 6,5 steht also eine Abnahme der Sterblichkeit nm 4,7 gegenüber. Die Zunahme der Bevölkerung betrug danach in den mittleren und großen Städten nur noch 11,8 pro Tausend, während sie durchschnittlich im ganzen Reich um 2—3 pro Mille höher war. Wenn also für Deutschland ein verlangsamter Fortschritt in der Bevölkc- rungSzunahme in Zukunft anzunehmeu ist, so ist deshalb noch kein Grund zu Befürchtungen, denn die Zunahme wird an und für sich noch weiter bedeutend sein. Da« Schreckgespenst der Unterbevölkerung erhebt sich erst, wenn, wie in Frankreich, ein tatsächlicher Stillstand der BeoölkerungSzahl eintritt und die Geburtenzahl die SterblichkettSziffer nicht mehr übertrifft. Immerhin empfindet auch bereit» ein so gesundes und aufstrebende» Volk, wie die Amerikaner, eine gewisse Besorgnis über die Abnahme der Geburten. Die Entwicklung der Bevölkerungsfrage in den Vereinigten Staaten läuft in mancher Hinsicht der unseren parallel, sodaß eine Betrachtung der amerikanischen Verhältnisse wichtige Anhaltspunkte für die Erkenntnis der deutschen Probleme gibt. Die Geburtsstatistik ist in den Vereinigten Staaten von 1830—1900 beständig zurück gegangen, und zwar voy 781 auf 465 Geburten pro Taufend. Die Gründe, die von amerikanischen National ökonomen dafür angegeben werden, sind von den bei uns wirksamen nicht allzu verschieden. Das HeiratSalter ist im Laufe der Jahre immer höher heraufgerückt und je später die Ehen geschloffen werde», desto mehr sinkt die Möglich keit einer großen Familie herab. Die Lebensansprüche sind gestiegen, der BildungSdrang hat zugenommen, und in diesem Kampf um Reichtum und Wissen sind frühe Ehe und zahlreiche Kinderschar große Hindernisse. Dazu kommt die Unterdrückung der Kinderarbeit, kommen die höheren Forderungen, die an die Erziehung der Kinder gestellt werden. Das Verantwortlichkeitsgefühl der Eltern wächst; man glaubt alles für die Ausbildung der Kinder daran setzen zu müssen und für wenige Kinder besser sorgen zu können. Die Ausbreitung der weiblichen Arbeitsgebiete macht die Frauen unabhängiger, läßt sie später oder gar nicht heiraten; mit Zunahme der Frauenarbeit ist er fahrungsgemäß eine Abnahme der Geburten verbunden. Auch das stete Anwachsen der städtischen Bevölkerung wirkt auf die Abnahme der Geburtenzahl ein, denn der Städter hat weniger Kinder als der Landbewohner. Alle solche Umstände wirken mehr oder weniger auch bei un» auf eine allmähliche Abnahme des Bevölkerungszuwachses hin. Aus aller Welt. Weißenfels: Fepgenommeu wurde der 27 Jahre alte Buchhalter Beck, der im Dezember v. Js. nach Fäk- schiung von Wechselt! über 35000 Mk. flüchtete und ans eine ihm gestellte Falle jetzt hierher zurückkehrte. — Frankfurt a. M.: Nach dreitägigem Leiden verstarb in dem benachbarten Egelsbach eine erst 32 Jahre alte Frau unter geuickstarreähMchen Erscheinungen. Die er forderlichen Vorsichtsmaßregeln gegen eine Weiterverbrei- tung sind getroffen worden. — Potsdam: Der Kohlen händler Herms, der toegen betrügerischen Baukerotts ver urteilt, einstweilen aber auf freien! Fuße belassen wor den war, ist wieder verhaftet worden. Herms hatte sich falsche Papiere und Reiseutensilien verschafft, um am Abend über Hamburg nach Amerika abzudampfen. In seiner Zelle machte Herms nach der Verhaftung einen Selbstmordversuch, indem er sich die Halsschlagader und die Pulsadern aufschnitt. Schwerverletzt wurde er ins städtische Krankenhaus geschafft. — Osnabrück: Aus Eifersucht verwundete in Osnabrück-Eversburg ein jun ger Mann ein ebenfalls in jungen Jahren stehendes Mädchen durch mehrere Revolverschüsse schwer und tötete sich dann. selbst, indem eb sich eine Kugel in den Kopf jagte. — Diez a. d. Lahn: Bei dem Bau der Eisenbahn unterführung auf dein hiesigen Bahnhof wurden zwei Arbeiter von herabstärzcnden Erdmassen verschüttet. Einer war sofort tot, der andere würde schwer verletzt. — München: Die Münchener Akademie für Aviatik hat in ihrer Mitgliederversammlung einstimmig beschlos sen, sich anfznlösen. Die Verbindlichkeiten werden von vier Vorstandsmitgliedern übernommen. — Tiflis: In denr Kupferbergwerk des Artw-in-Bezirkes verschüttete eine Lawine ein zweistöckiges steinernes Arbeiterhaus. 19 Personen wurden getötet, 16 schwer und 70 leicht verletzt. — Am Bahnhof Elermont-snr-Oise tvur- den die auf denr Bahnsteig harrenden Reisenden von einem durchrasenden Eilzug mit einem wahren Hagel von Projektilen verschiedener Art überschüttet. Die Schei ben des Bahnhofs wurden von Steinen zersplittert und zahlreiche Personen erlitten Verletzungen. Der Stations vorsteher selbst wurde von einem Pflasterstein getroffen. Auf dem Bahnkörper fand man nach Durchfahrt des Zuges mehrere große Otückc von Gußeisen, die sich von der Maschine losgelöst hatten. Eines davon wog nicht weniger als 40 Kilo. Der Bahnkörper selbst wies auf eine große Strecke erhebliche Beschädigungen auf; die Weichen waren ausgerissen und verbogen, der Unterbau aufgepflügt. Der Führer des Zuges hatte seine Maschine kurz hinter dec Station zum Stehen gebracht. Er kon statierte, das; die Lokomotive ernste Havarie erlitten hatte und ersetzt werden mußte, was den Zugverkehr auf län gere Zeit empfindlich unterbrach. Vermischtes. Festes Petroleum. Petroleum in Blöcken »st in den Bureauräumlichkciten der Solidified Petroleum Co. in Norfolk Street in London zu sehen. Die Erfinder dieser neuen Form von'Brennmaterial behaupten, daß ein damit versehenes Automobil 1200 englische Meilen ohne Aufenthalt zurncklegen kann. Die Pctrolcumblöcke sehen wie schmutziges Eis aus und sind in braunes Papier verpackt. Wenn Wan sie entzündet, brennen sie ruhig nach und nach wie eine Kerze. Selbst eine Granate, auf einen ' Vorrat von Blockpetroleum abgeschossen, soll dieses nicht entzünden können. Diese Eigenschaft und die Tatsache baß es weniger Raum als flüssiges Petroleum einnimnrt,- lassen die Erfinder hoffen, daß Blockpetvoleuur das Hei- zungsmaterial der Dreadnoughts der Zukunft werden wird/ die mit Motoren statt mit Dampfmaschinen be trieben werden dürften. Dieses Blockpetroleum soll »ach dem „B. L.-A." zu 80 v. H. ans Erdöl, einem gewiss« Prozentsatz einer seifigen Masse und 1. v. H. eines, geheim gehaltenen Materials bestehen/ das der Waffe die Festigkeit verleiht. / Amerikanisches Duell eines Siebzehn-, jährigen. In Graz wurde der 17 jährige Zahntechniker-' lehrling Wilhelm Walt! als Leiche aufgefunden. Neben der Leiche lag eine Pistole. In der Brieftasche deS Jun gen wurden die Photographie eines Mädchens und em Notizbuch gefunden, in dem Mit zitternder Hand geschrie ben stand: „Habe mir am 7. 3. das Leben genommen. Der Grund ist meine Sache." Wie das >,Neue Wiener Tagblatt" erfährt, haben nun die von der Gerichtskom^ Mission gepflogenen Erhebungen mit ziemlicher Sicher heit zur Annahme geführt, daß WaW das Opfer ekreS amerikanischen Duells geworden ist, das er mit einem seiner Freunde wegen eines Mädch!en vereinbart hatte. In Verfolgung der Affäre hat die Staatsanwaltschaft einen Freund Waltls, den 18 jährigen Piloten Rudolf Melkar, in Haft genommen, da der Verdacht besteht daß er der andere Dnellgegner ist. Kakao »UI,! Ahfelstlienr Apfelfinenl zuckesüß. 5 Glück 20 Pfg., empirhlt H. »ruhle. ILsIrav in guter und bester Quält tät empfehle ich äußerst billig von Mk. 1.— bi» Mk. 2,40 das Pfund. MIs »MM, i Wetltnerstraße 31. Telefon 353. TaHitzer SlhimKer Dieses alt- und weltberühmte, fast alkoholfreie vier wird von vielen und höchsten med. Autoritäten für Blutarme, Wöchnerinnen, Kinder, Rekonvaleszenten jeder Art, Magen- und Tarmlcidende empfohlen und vielfach verordnet. Seit vielen Jahren in Krankenhiinsern und Sanatorien mit bestem Erfolg «ingeführt. Unübertroffen an Nährwert, Bekömmlichkeit und Haltbarkeit. Zu haben in Riesa bei Herm. Johs. Bertel, Biergroßhandlung Telephon-Ruf 58. Mum, Sofa, Matratzen, Rucksäcke, Hosenträger, * Markttasche« «im. empfiehlt große» Lager kurtsv Lörner, Neu-Weida 63. Polstermöbelgeschäft. 6 Minuten vom Bahnhof. Großes Lager von Treibriemen und Ausführung aller Treibriem-Arbeite«. M W Kn lied -ll, der stretche ihr die Fußböden mitdem über Nacht trocknenden, in 23 Farbentönen vor rätigen, echten Liede- * mannschen Fußboden- lack. In Vr und r/, Büchsen erhältlich in der Aukerdrogerte von Friedr. vsttt«er, Riesa, Bahnhofstr. 16.