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Abgaben nur für solche Werke, Einrichtungen oder sonstige Anstalten erhoben werden, die zur Erleichte rung des Verkehrs bestimmt sind. Diese Abgaben, sowie die auf künstlichen Wasserstraßen -u erhebenden Abgaben dürfen bet staatlichen und kommunalen An stalten oder Wasserstraßen die zur Herstellung und Unterhaltung erforderlichen Kosten nicht über schreiten. MS Kosten der Herstellung gelten Zinsen und TikgungSbetrtige für die aufgetvendeten Kapita lien. Der Bemessung von BefahrungSabgaben können im Bereiche der Binnenschiffahrt die Gesamtkosten für eine Wasserstraße, «in Stromgebiet oder Wasserstraßen netz zugrunde gelegt werden. Auf dieFlößeret fin den diese Bestimmungen insoweit Anwendung, als sie aus schiffbaren Wasserstraßen betrieben wird." — Dahinter ist ein neuer Absatz mit folgendem Wortlaut einzufügen: „Die Heritellungs- und Unterhaltungskosten für Anstalten, die nicht nur zur Erleichterung deS Ver kehrs, sondern auch zur Förderung anderer Zwecke und Interessen bestimmt sind, dürfen nur zu einem ver hältnismäßigen Anteil durch Schiffahrtsab'gkben aus gebracht werden." — Der nationalliberale Antrag Junck: „BefahrungSabgaben dürfen nur von solchen Schiffen erhoben werden, die von den Werken einen Vor teil haben, und nur für diejenigen Strecken, bei denen ein solcher Vorteil eintritt", ist also leider abgelehnt worden. / Deutsche» «eich. Wie aus einer Auslassung des Oberpräsidenten von Rheinbabeu hervorgeht, wird der Kaiser am 24. Mai zur Einweihung der Hohenzollernbrücke in Köln wei len. Der Kaiser wird zwei Tage lang Gast der Stadt Köln sein. — Die „Wiener Allgemeine Korrespondenz" läßt sich aus Berlin melden: Der Kaiser werde aus seiner Reise nach London im Mai vom Reichskanz ler oder dem Staatssekretär von Kiderlen-Wächter be- gleitet sein. — Die „N. A. A." bemerkt dazu: Wie eS sich schon aus dem Charakter des intimen Familien besuches ergibt, den diese Reise nach London während der ganzen Dauer haben wird, ist die Behauptung der Korrespondenz nicht begründet. Prinz Adalbert von Preußen hütet wegen der Blind darmentzündung das Bett. Die Entzündung ist leiche lerer Art und ninrmt einen günstigen Verlauf. Eine Operation ist nicht in Aussicht genommen. An amtlicher Stelle liegen, wie „Hirsch'» Telegra« Phen-Bureau" erfährt, noch keinerlei Nachrichten vor, die die Zustände inMexiko bedrohlich erscheinen lassen. Sollten bet der deutschen Regierung Meldungen ein gehen, die die Interessen deutscher Staatsangehöriger al« bedroht erscheinen lassen, so würde Deutschland unbedingt sofort selbg diejenigen Maßregeln ergreifen, die zum Schutze der deutschen Landsleute in Mexiko ge boten erscheinen. Der Zustand, daß die französische Regierung sich ge- weigert hat, junge Leut« unter 18 Jahren, die sich in die Fremdenlegion aufnehmen ließen, auf Antrag auswärtiger Staaten wieder herauszugeben, hat tatsäch lich bestanden. Der Berliner amtlichen SteNe ist, wie „Hirsch's Telegraphen-Bureau" versichert wird, bisher sei tens Frankreichs noch keine Mitteilung zugegangen, wo nach der Erlaß von 1910 über den Eintritt von Minder jährigen in die Fremdenlegion vom französischen Mini sterrate wieder aufgehoben worden ist. Eine Absicht, die ganze Angelegenheit feiten» der deutschen Regierung vor den Haager Schiedsgerichtshof zu bringen, hat, wie dem „Hirschbureau" weiter mitgeteilt wird, niemals be standen. , „Popolo Romano" stellt fest, daß bei einem Kultur kämpfe die preußischen Minister noch niemals so ernste Erklärungen abgegeben haben, wie dies gelegentlich der Debatte über den Antimodernisteneid im preu ßischen Abgeordnetenhaus« der Fall gewesen ist. Die Klage des Ministerpräsidenten von Bethmann Hollweg wegen mangelhafter Rücksicht gegenüber der preußischen Legation habe zu dem Resultat geführt, daß der Staats sekretär Monsignore Benigni aus seinem Amte entfernt habe. Papst Pius werde im übrigen den preußischen Vorstellungen Rechnung tragen und versuchen, daß ge wisse Vorschriften, selbst wenn sie zur Aufrechterhaltung der religiösen Disziplin und zur Verteidigung erlassen werden müssen, sich nicht für alle Völker eignen. Das Blatt fügt hinzu, nach dem Bruche mit Frankreich und Portugal, sowie angesichts der Schwierigkeiten mit Spa nien habe der Heilige Stuhl ein Interesse daran, einen Konflikt mit Preußen oder einem anderen deutschen Staate tunlichst zu vermeiden. Die verbündeten Regierungen haben sich bereit er klärt- Glsaß-Lothringen drei nur in seltenen Ausnahmefällen beschränkte Stimmen im Bundesrat zu zugestehen, wenn im übrigen wefentkiche Punkte der Re formvorlagen unverändert angenommen würden. Fürst Bülow hat in Erfüllung einer vom Reichs kanzler von Bethmann Hollweg an ihn gerichteten Bitte den Ehrenvorsitz über die deutsch« Abteilung der Inter nationalen Kunstausstellung in Rom übernommen. Infolge der äußerst starken Verbreitung der Maul- und Klauenseuche verbot der Regierungspräsident die Ab haltung der öffentlichen Mehmärkte im Regierungsbe zirk Aachen in den Monaten Mär- und April, ausgenom men diejenigen auf dem Aachener städtischen Viehhofe. Das Russische statt des Englischen als fakul- tativen Unterrichtsgegenstand einer Anzahl von höheren Lehranstalten der deutschen Ostmark einzuführen, bean tragte im preußischen Abgeordnetenhause der freikonser- vättve Abg. Viereck. Der Geh. OberregierungSrat Dr. Matthias befürwortete lebhaft diesen Antrag, der eine empfindlich« drücke aus-ufüllen berufen sei. Der zwei sprachige Geschäftsmann sei in den Grenzgebieten weit dem einsprachigen überlegen, und das Russische sei für Osten, was für den Westen Deutschlands das Franzö sische, für die Wasserkante das Englische sei. In der Provinz Posen kommen jetzt auffällig viele Grundstücke polnischer Besitzer zur Zwangs versteigerung. Für die Monate März und April stehen nicht weniger als 22 Zwangsversteigerungen sol cher Grundstücke (sämtlich über 40 Morgen groß) an. Die Zahlen beweisen, daß vielfach im Kumps um den Boden von polnischer Seite der Grund und Boden zu hoch bezahlt worden ist und daher die Besitzer sich nicht darauf halten können. v-ft-rr-ich. Die Bezirksvertretung stimmte der Bereinigung von neun Borortgemeinden mit der Stadt Reichenberg gegen einen Ablösungsbetrag von einer Million Kronen zu. Durch diese Eingemeindung wird Reichenberg mit 70000 Einwohnern die größte deutsche Stadt Böhmens. Araukreich. Der „Matin" hat einen Berichterstatter nach Saida in Algier entsandt, um Untersuchungen über die Lage der Fremdenlegionäre anzustellen. Dieser teilte u. a. mit, daß die Zahl der Minderjährigen im 2. .Fremden- legionärrogiment bei einem Mannschastsbestand von 5900 Mann 173 betrage und darunter 42 Deutsche. Auf dem Moserhof. Roman von Erich Ebenstem. 4 Nach dem, was hier zu sehen war, schien Sie nicht mehr weit davon entfernt zu sein. Und einen schlechten Geschmack hatte sie just nicht Trotz der Dunkelheit konnte Lola den Franzi noch erkennen. Er war immer ein hübscher Bursche gewesen mit seinem braunen Kraus haar und den lustigen Augen, die aussahen wie reife Hasel nüsse. Jetzt stand ihm auf der Oberlippe noch ein stattlicher Schnurrbart, und um den Mund lag ein weicher verliebterZng, der ihn noch gewinnender machte. Lola vergißt ganz, den Blick von ihm abznwenden. Sie ge denkt der Jahre, als sie noch zusammen durch Wald und Me sen getollt waren und er immer ihr Beschützer gewesen mar. Dabei seufzt sie, ohne zu wissen, warum, und wundert sich, wo die Jahre hinaekommen sind. Wie gestern kommt eS ihr vor. Jetzt steht drüben die Mirzl auf und zündet die beiden Hän gelampen in der Stube an. Eine oben am Herrcntisch, die an dere unten beim Ofen. Dabei wird sie die zwei neuen Gäste gewahr und tritt geschäftig auf sie zu. „Ja, wen haben wir denn da auf einmal?" ruft sie laut, „den Bertl mit einem jungen Dirndl! Hab' Euch gar nicht kommen sehen ..." „Freilich, freilich," schmunzelt der Bertl, „hast'S alleweil gnädig ... und jetzt täten wir halt schön bitten, wenn noch ein Stückel Schweinsbraten da wäre?" „Werd's der Mutter gleich sagen .. aber wer ist denn die, die Duda bei Dir hast? Ist doch keine aus Rodau?" „Kennst mich wirklich nimmer?" fragt die Lola. Da schlägt die Mirzl plötzlich beide Hände zusammen und ruft so laut, daß alle Gäste neugierig aushorchen: „Marand Josef.. die Seibelfaus Lola bist! Daß ich Dich aber auch nicht gleich erkannt hab' an Deine blonden Haar. So lichte hat kein Mensch in Rodau je gehabt wie Du, Lola! „Na, das ist schön, daß Du zusprichst bei unS! Bist denn Nimmer im Höllgrnben?" Lola wird ein wenig rot und schlägt die Augen nieder. Der Franzl ist aufgestanden und steht hinter der Mirzl und seine braunen Augen sind seltsam weit aufgerissen. „Nein," murmelt Lola, „die Leut' sind zu wild da drin, kstum hat die Nandl gemeint, ich sollt' mich anderswo um schauen." Sie tat einen tiefen Atemzug. „Und jetzt bleib'ich beim Bertl." Die Mirzl lachte hell auf. „Meinst das ernsthaft?" „Ganz." „Na, das schaut Dir gleich. Bist immer so eine Stille gewe sen, die vor lauter sinnieren auf nichts Rechtes kommt. Da wird'S Dir beim Bertl gerade taugen. Der ist ja auch so einer. Aber jetzt werd' ich die Mutter fragen wegen dem Braten .." Sie eilt in die Küche hinaus, wo Mutter Neuhaus erhitzt und müde am Herd steht und im stillen überlegt, wie sie die Reste am besten verwerten kann. Sonn-und Feiertage sind harte La sten für die nicht mehr junge beleibte Fran, deren Beine das Stehen nur schwer ertragen. Aber nie noch war ihr der Gedanke gekommen, sich nach Hilfe umzusehen, „denn was man sauer verdient, soll auch in der eigenen Tasche bleiben," war ihr Grundsatz, und auf diesem Grundsatz stand die ganze Wirtschaft. Die Mutter kochte, Vater NeuhauS verwaltete den Keller und Mirzl bediente die Gäste. So waren sie allmählich iu die Höhe gekommen, und heute dachte manches Dirndl in Rodau mit Neid an das Heiratsgnt, daS die Mirzl einmal mitbekom men würde. „So, da hast Deinen Schweinsbraten für den Bertl," sagt die Wirtin jetzt und schiebt der Tochter den Teller hin, „kannst ihn billiger rechnen, ist daS letzte Ende. Nachher soll er nur her- vuSkommen, um sein Mehl und den Speck. Hab'S schon gestern aorgerichtet." Als die Mirzl in die Stube tritt, findet sieden Franzl neben der Lola sitzen, der des Mädchens Hand spielend in der seinen hält. Und sie hört, wie er just sagt: „Daß Du so sauber wor den bist, Lola, hätt' ich nicht gedacht. Aber das mußt mir ver sprechen: am Kirchtag in drei Wochen, der erste Tanz gehört mir!" Lola nickt lächelnd. „Wenn s Dir ernst ist, Moser Franzl, ich habe nichts dage gen." Da fliegt eine finstere Wolke über Mirzls Gesicht. Unsanft setzt sie den Teller vor Bertl hin und sagt scharf: „Du, Lola, dem darfst nicht trauen, das ist gar ein Wetterwendischer! Heut tut er Dir schön und morgen einer anderen!" Franzl lacht lustig auf. „Glaub's nicht, Lola! Ich bin bloß ein Frommer, weißt!" „Möcht' wißen wieso? Du ein Frommer?"spottetdie Mirzl. Aber er gibt ihr ernsthaft zurück: „Paß nur auf, mir ist die qanzeWelt wie eine Kirche und jedes hübsche Mädchen ist ein Gnadenbild drin. Da muß einer doch, wenn er fromm ist, vor jedem Guadenbild hinknien und der Heiligen sein Gebet sa gen" Alle lachten. Die Lola am meisten. Aber Mirzls Lachen klang gezwungen. Sie setzt sich dann zu den dreien und gibt sich herzhaft Mühe, mitzutun in Lustigkeit und den» jungen Moser zu gefallen. Ihre schwarzen Augen, die wie Waldiir schen in dem frischen, bräunlichen Gesicht liegen, funkeln or dentlich und zu beiden Seiten der mohnroten Lippen springe» alle Augenblicke Grübchen auf. Die'Neuhaus Mirzl weiß, daß ihr nichts so gut anstehst, wie Lachen und Lustigsein. Aber heute ist alles umsonst. Seit die Lola dasitzt und Augen macht, wie ein Muttergottesbild, hat der Franzl keine Zeit mehr für Mirzl. Zwei, dreimal, zupft der Bertl Lola am Aermel: „Du, Dirndl, heimgehen wäre Zeit! Drei Stunden haben wir auf dieMitter- bodenalm!" Aber Franzl sagt iedeSmal: „Zeit genug hast, Bertl ist ja Mondenlchein und daß Euch der Weg nicht lang wird: ich geh' mit nachher." Und damit der Bertl nicht ungeduldig wird, läßt der junge Moser Wein bringen und Schinken, daß man sich stärken möge für den weiten Weg. Zuletzt bestellt er gar noch drei Tassen Kaffee und seufzend muß sich Mutter Neuhaus bequemen, „zu nachtschlafender Zeit" Kaffee zu kochen. Das wird der Mirzl endlich zu dumm. Sie steht auf und setzt sich zu den Burschen, mit denen sie auf einmal in einen ausgelassen lärmenden Ton verfällt, den man gar nicht an ihr gewohnt ist. Der Moser Franzl hat kein Auge dafür. Um 9 Uhr gibt er endlich dem Drängen deS Bertl nach und verlangt,-» zahlen. Dabei gibt eS noch einen kleinen Streit; trotz Bertl» Protest besteht Franzl darauf, auch für ihn und die Lola zu zahlen, und setzt seinen Willen durch. 184 20