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Sächsische Volkszeitung Seite 8 Rechtsanwalt Geuffert über van der Lubbe Ser Verteidiger des VrandstifierS plädiert für ein Zuchthaus-Urteil vlotirsn ^inerlks una «Ne U/le6ei»einßükrung 6ei» Slönlleoranung In einem Prehbrief der Zentralstelle des Central- Vereins deutsch-amerikanischer Katholiken wird die Frage erörtert: „Haden die Katholiken Amerikas die päpstliche Enzyklika Ouadrngesimo anno verstanden?" Die Antwort lautet: Einzclsoröerungen wohl, auch die dem Rundschreiben zugrundeliegenden allgemeinen Ge danken, zum Beispiel die Notwendigkeit einer Gesell- schastserneuerung. Tie wichtige Forderung einer st ä ir dischen Erneuerung aber kaum; jedenfalls hat eine ernstere Erörterung über dieses Thema noch nicht stattgefunden. Das hat seinen besondereu Grund: dem Verständnis der Ständeordnung stehen in Amerika grohe Schwierigkeiten im Wege. Einmal, »veil jede Erinne rung an sie fehlt. Dann, iveil sie nach amerikanischer Auffassung dein in der Verfassung niedergelegten Grund satz allgemeiner Gleichheit zu widerspreclzen scheint. Man verwechselt Stände mit Klassen und sagt, Amerika müsse sich davor bewahren, irgendein europäisches Klassen system einzuführen. Datz gerade die Vereinigten Staa ten ein Musterbeispiel von Klassenscheidung in Be sitzende und Besitzlose bieten, wird selbstverständlich übersehen. Die vom Liberalismus geschaffenen Klassen sollen ja gerade durch eine Ständeordnung überwunden werden, deren Glieder elne gewisse Sicherung im Existenzkampf erhalten. Dem amerikanischen Bolk ist der Gedanke noch völlig fremd, datz die Stände die Auf gabe haben, der von kapitalistischen Krisen stets bedroh ten Gesellschaft ein festes Gefüge zu verleihen. Noch der letzte Arbeiter soll durch sie ein Gefühl der Geborgenheit erhalten, soll Hoffnung auf Erfüllung des frommen, von einem siebenbürgisä)en Sachsen an sein Haus geschrie benen Wunsches haben: „Nicht gar arm und nicht gar reich, Mit dem Nächsten recht und gleich, Einen Raum und eine Hütte, Das ist meine fromme Bitte." Stände politik ist Mittelstandspolitik. Dem schrankenlosen In dividualismus ist ein solches Ideal natürlich ein Greuel. Aber der Zusammenbruch wird noch viele lehren, zu den Grundsätzen der natürlichen Bernunft zurückzukehrcn. 2v/ei Leickendeosngnisse — iivei U/elten Wir lesen im „Osservatore Romano" von» 19. 11. 33 unter dem Titel „Contrasti": „Kürzlich fanden in Paris die Leichenbegängnisse zweier berühmter Männer statt. Die Formen, unter denen man die beiden Persönlich keiten zu Grabe trug, haben in den Herzen der Teilneh mer sehr verschiedene Gefühle geweckt. Das erste Lei chenbegängnis, jenes des Professors Calmette, der als Christ starb so wie er als Christ gelebt hatte, sand in der Kirche des heiligen Johannes Baptista statt. Kar dinal Verdier, der schon der Leiche des grossen Gelehrten seine Huldigung erwiesen hatte, wohnte der gesungenen Messe bei und erteilte an der Bahre des Toten, die in den unterirdischen Gewölben der Kirche aufgestellt war, bevor sie in die Heimat des Verstorbenen überführt wurde, die feierliche Absolution. Es ivar eine schöne und erhebende Feier — ohne offiziellen Apparat; sie hinterliess in den Seelen aller Teilnehmer ein Gefühl sicher Traurigkeit. Bei dem zweiten Leichenbegängnis hingegen, bei jenem ' Leipzig, 18. Dezember. Der Verteidiger van der Lnbbes, Rechtsanwalt Dr. Seus - ! sert. schlich sein Plädoyer mit der Bitte an die Richter, eine I Verurteilung wegen des Verbrechens des Hochverrats und wegen des Verbrechens der ausrührerischen Brandstiftung abzulchncn und lediglich ein Urteil zu lallen wegen der vier Brandstiftun gen, allenfalls in Verbindung mit einem Verbrechen der Vor bereitung des Hochverrats. Daraus ergebe sich die Folge, das; van der Lubbe als gerechte Sühne seiner Tat eine erhebliche zeitliche Zuchthausstrafe hinnehmen müsse. 5lm einzelnen führte Rechtsanwalt Dr. Seussert ans: Die Jugend van der Lnbbes stand unter keinem glücklichen Stern. Er kommt in die Fürsorgeerziehung, hört von Wider spruch und weih im Umgang mit seinen Kameraden alles besser, wird disziplinlos und rechthaberisch. Erundzug seines Chrakters ist Demonstration und Auflehnung. Ausschlag gebend für die Vcuricilung seiner Persönlichkeit und seiner Tat erscheint mir aber noch ein anderer Zug. Lubbe ist an sich nicht dumm. Er hat ein gutes Gedächtnis, merkt sich die kommunisti schen Phrasen, die ihm liegen und mit seiner Protestrichtung iibereinstimmcn. So geht dieser unerzogene Mensch auf eine Europareise. Hier glaubt er sich in Geltung zu bringen, sich in Szene setzen zu können. Er kommt nicht weit und wird ins Ge fängnis gesteckt. Es zeichnen sich die beiden Grundzüge seines Charakters, die seine Entschlüsse begründen, deutlich ab: Die dauernde Sucht zum Widerspruch, zu Demonstrationen und zum anderen der Zug nach Geltung und Ruhm. Es ist im Gegensatz zu der Anklage meine feste Ueberzcugung, das; nur Protest- und Ruhmsucht die Motive seiner Tat sind. Dann mutz aber auch, so hebt der Ver teidiger hervor, die Anschauung der Anklage abgelchnt werden, datz hier ein Mann in der Absicht gehandelt habe, gewaltsam die Staatsversassung im weitesten Sinne zu verändern. Man sagt, er sei Kommunist, und meint, datz schon darin ein Vorsatz gegeben sei, gewaltsam die Staatsversassung zu ändern. Auch diese Beweisführung scheint mir nicht stichhaltig zu sein. Er wollte keine hochpolitischen Beziehungen anknüpsen. Entschei dend ist die Charaktereigenschaft der Unbot» mätzigkeit. Van der Lubbe ist das, was man in den Wer Jahren des vergangenen Jahrhunderts einen Anarchisten nannte, ein fanatischer Einzelgänger, der aus sich gestellt blei ben will und der keine Organisation braucht. Dieser gegen vsientliche Sachen gewalttätige van der Lubbe und zum Wider.' des Exminislers Painlevö, Md es kein Kreuz, keine Kerzen, keine Priester, Truppen, Staatsbeamte, Abge ordnete, Senatoren, Minister, der Präsident der Republik standen an dieser Bahre, die unter den Klängen eines Orchesters und'profanen Gesängen in die Krypta des Pantheon überführt wurde. Es ist schwer, die schmerz liche Traurigkeit einer solchen Zeremonie zu beschreiben. In dieser alten Kirche, die heute profaniert ist, bleibt man völlig kalt, wenn man sieht, dasz hier jedes religiöse Sym bol verschwunden ist. Eine Trikolore von ungeheurem Ausmass, die traurig von der Höhe der Kuppel herab hängt, unterstreicht nur den jämmerlichen laizistischen Eindruck. Man hatte das Gefühl, den Vertreter einer Generation, die ohne Gott zu leben begehrte, zu Grabe zu tragen. Wahrhaftig: eine traurige Befriedigung be deutet es, auf Staatskosten beerdigt zu werden, wenn ' dies um den Preis des ewigen Heiles der Seele geschieht." spruch gegen die Staatsgewalt geneigte Mensch ist aus der ande ren Seite ein ganz weicher Charakter. Etwas, das sür seinen weichen Charakter spricht, habe ich vorgestern hier ersahren. Als aus den Worten des Oberrcichsanwalls zu Wietzen war. datz gegen Torgler die Todesstrafe beantragt werden sollte, hat Lubbe drautzen geweint, während er vorher, als gegen ihn selbst gesprochen worden war. sich durchaus nicht weich zeigte. Aus diesem allen ziehe ich den Schlug: van der Lubbe wollte entfachen, die Arbeiterschaft ausrütteln, aber im Hintergrund war der Gedanke dabei „Ich werde dann der Mann, von dem gesprochen wird". Er wollte selbst zur Geltung kommen, indem er sich als grotzer Mann fühlen wollte und auch fühlte. So hat er dann den Entschlutz zur Tat gesatzt. Man sollte auf ihn sehen, und man fallt« von ihm sprechen, kurz seine Eitelkeit sollt« Be friedigung finden. Die Folgen, die entsiehen könnten, kümmer- ten ihn nicht. Er wollte Mittelpunkt sein, und ich stehe nicht an zu erklären, sein Hauptmotiv war das des Herost ratue. Echt man von diesen Dingen aus dann kann man die An klage nicht ausrechtcrhaltcn und nicht als richtig anerkennen hinsichtlich der Frage des Hochverrats und der aufrührerischen Brandstiftung. Dann beschäftigt sich der Verteidiger mit der Tat selbst. Ich muh sagen, ich bin noch nicht restlos überzeugt, datz es nicht möglich gewesen ist. datz van der Lubbe die Sach« allein gemacht hat. Allerdings in anderer Reihenfolge, und er mutz früher in den Plenarsaal gekommen sein. Das Holz, das sich im Plenarsaal befindet, ist durch die Dauerlüstung in den vielen Jahren ausgetrocknct Die Möglichkeit eines dauernden Zuges ist vorhanden. Sachverständige und Zeuge haben gesagt, ein Auftrieb in diesem Saal sei immer vorhanden gewesen. Hier sind also so günstige Umstände sür die Entwicklung eines Brandes vorhanden, datz ich mich nicht entschlichen kann, zu sagen, Lubbe hätte Mittäter haben müssen. Zu der Beurteilung der Tat: Wenn man in der Tat des van der Lubbe die Ausführung des Hochverrats sehen will, lo mutz man doch fragen, liegt dieser Sachverhalt vor'? — Zunächst mutz dock) objektiv die Handlung vorliegen, die sich darstellt als eine Tat, die das Unternehmen der gewaltsamen Aendcrung der Staatsversassung zum Ausdruck bringt. Es mutz aber auch der Vorsatz des Täters nachgcwieseu jein, nämlich datz er gerade mit dieser Handlung eine gewaltsame Acnderung der Ltaaisversas« sung einleiten wollte. In beiden Richtungen ist durch die An klage der Tatbestand nicht genügend scstgestellt. Die Beweis ausnahme hat irgendeine Handlungsweise der KPD.-Zentrale nicht seststellen können. Nach den Berichten über die Ausstands vorbereitungen in vielen Bezirken des Reiches ist dock) dargestellt, datz niemand Ende Februar an eine derartige Erhebung dachte. Man hat mit dem Gedanken vielleicht unter den Unterbezirks leitern gespielt. Mein Urteil ist: Lubbe hat nichts anderes gewollt als demonstrieren, protestieren, und hauptsächlich wollte er Len Marinus van der Lubbe in den Vordergrund schieben, ihr, be rühmt machen, datz alle Welt von ihm reden sollttc. So crsiillt die Tat allerhöchsten» den Tatbestand der Vorbereitung zum Hochverrat Im Sinne des Paragraphen 81, des Strafgesetzbuches. Rechtsanwalt Dr. Seussert stellte dann den eingangs er wähnten Antrag auf Zuchthausstrafe siir van der Lubbe. Damit schliesst die Verhandlung. Am Sonnabend um 9 Uhr wird das Plädoyer des Rechtsanwalts Dr. Sack sür den Ange klagten Torgler beginnen. Ein hübsches Weihnachtsgeschenk sind die Richard- Wagner-Wohlfahrtsbriesmarken! NsIIIg«dLnü von 11-18 Ukk geätlnsl 8 itsirer 8 ko. H«M. kepMlie D Ml rt»a ^vvlgüvvbvntr von dlolbonrlom Wvrt H M K k 15 e ir-K'L O- LtL sMjSs«. MsA-nO/l-Ai 7 f'bsntaois- 18.00, 10.00, 8.80, v.vv trs/okss L Leklalkleeksn brsun, mit ksnton vckor gomuotort, 140/100 om I ^H 3.78, 3 48 L,VV ösneksnIdsNUekkn vcoiü, mollig goraubt, — ^»»7 mit vckor obno ktanck, s «H 140/220, 3.80, 2.S0. L.VV Llaub- u. k»o!isn1Uek. «lnlsrblg unck lcariort, aobSn», vroioko (Zuall- 1H »ton 22. 20, IVZ oettvSselie, Usksnlsksn mit bootioictsr Dar- -» slorung unck ttobisaum II IH 7.00, S.80, H.LV kiooon ckaru passonck 4 NN 3.28, 2.80, Dam. -1° SLCKsnIUvKS!' vcoI8, mit blibovkon M bunton kanion,Dirck. 1 1 im Karton 1.80,1.28, I,IV n»rr.-1's8ekvn1Uekvi* vcoiS, mit mockornon M M-» USnckorn, Dirck, im 1 UV Karton 3.80, 2.28, I.HV o««ob»nic-Tsseksniücksn mltLpilron ocksr bübocb — do»tlvlck,Dir. i. 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