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Ausgabe k und S Nummer 280 — 32. Jahrgang Srlchelnt ü mal wöchentlich mU »ei Illustrierten Trails dellaz« »Der geuerreUev' und mehreren Tejtb«ttag«r vlanaU. ve>»g«pr«I»: Auog. « mit Et Bennoblatt M. 2 70 Auog. v ahn« LI Bennoblatt M 2.20 «tn^Inummer 10 Pt,., Sonnabend. » Sonata,»Nr. *> V»«- WWW M fW M W» Anzelüenp-ell.: die 10 mm bieUe Pclttzelle <0 Pfg, W W W - ,llr und Et.lleng-Iuch« ro W W W M gar Platzoortchrlll«, Unnen »lr leine Etwa», leiste» oalkssettuns Neballionr Dresden»«., Polterst,. 1?, gern,. 20711 u. 21011 lSelchstlteftell«, Dr»ck »n» «„la,: Germania Buchdruckes u. Berla- Th. u. <S. Winkel, Polterst,. 17, Fernr. 21012, Postlcheck: Nr. 102S, Bank: Stadtbank Dresden Nr. St7S7 Unskksngigs l^sgLSLSiRung §ün vki»HsKUvkv poILAßr RI. Kuttun Im gaNe oon höherer Gewalt, verbot, Streit oder Betriebsstörungen hat der Bezieher oder Jnie-ent lein« Ansprüche, soll» die Zeitung in bcsch'ünkt.m Umsang«, verspötel oder nicht «ilchetnl. — Trtüllungsorl Dre den Deutsche Weihnacht sy33 Vom Vaterherzen von j)ater Georg Grau ist der Alltag. Hart das Pflaster auf der Le- bensstrasze. Kalt schneidet der Froslwind des Lebens- lrampfes ins Gesicht, in die Augen, ja bis ins Herz. Da dringt jetzt wieder leuchtend und wärmend aus Kammern und Schaufenstern tausendstimmig der Nus auf uns ein: „Weihnachten." Es ist uns, als Härten wir in uns singen und klingen, ganz leise und sacht, eine so ferne und doch nahe, so frohe und dort; so wehmütige Melodie „Stille Diacht, heilige Nacht" . . . Der Mond war aufgegangen und beglänzte so lieb lich und feierlich die Dächer unserer Stadt. Dunkel und mächtig hoben sich Frauenkirche, Schlossturm und Katho lische Hoskirche vom Sternenhimmel ab. Freundlich grüssten sie uns, so gütig und herablassend, diese heiligen drei Könige von Dresden .... Drinnen im Vaterhaus da warteten wir schon stun denlang mit fiebernder Ungeduld, mit klopfendem Her zen — auf den schönsten Abend des Jahres. Die Türe war noch geschlossen. Der Vater arbeitete darin — für uns. Wir warfen uns auf den Boden, suchten durch den unteren Türspalt etwas von der Herrlichkeit zu sehen — umsonst! Endlich ging das Tor zum Kinderhimmel auf. Wir stürzten, ja stürmten hinein. Jedes'Kind hatte sein Tiscl)- lein, vom Vater hergerichtet. Er erklärte jc«x:m Alles und sagte seine guten Worte dazu, probierte und spielte mit uns. Die Spielsachen und Geschenksachen waren aber doch Nebensachen. Die Hauptsache stand in der Mitte: die alte, liebe Krippe. Ein Häuschen mit Stroh gedeckt, das Christ kind fest eingewickelt in seiner armseligen Wiege, da neben die Gottesmutter und der hl. Joseph — dahinter Oechslein und Eselein. Besonders feierlich wurde da am Heiligen Abend das „Liebreichster Jesu" gebetet und dem Heiland gedankt. Der Vater ging bald zu Bett — er wollte frisch sein für die Mitternachlsmesse. Da ging er dann kurz vor 12 Uhr herüber mit seinen beiden alten treuen Gefähr ten: dem Missale und dem „Himmlischen Palmgarten" in die Hofkirche. Wie besonders andächtig betete er da oben in der Loge — so ganz versenkt in Erwartung des Herabkommens des wirklichen Christkindes bei der heili gen Wandlung. Da bekreuzigte er sich, schlug dreimal laut und vernehmlich auf seine Brust, das Haupt tief geneigt .... Das war Weihnachten. Vom Vaterherzcn zum Gottesherzen. Eine Erziehung ohne Worte, Erziehung durch Liebe und Beispiel.... Lang, lang ist 's her — seitdem. Fast alles Aeuhere ist seitdem in Trümmer gegan gen, der Vater schläft in der Gruft seiner Ahnen.... Geblieben ist der Glaube — das Beste, das Kost barste, der Glaube an den menscl-gewordenen Gottes sohn. Die Wurzeln dieses Glaubens pflanzte der Vater ins Kinderherz am Heiligen Abend, in der heiligen Nacht. Vieles wird allmählich unwichtig und unbedeutend im Leben. Das, was zuerst und zutiefst gepflanzt, ist und bleibt das Wichtigste und Bedeutendste auf dem gan zen Lebensweg. Das allein gibt Halt und Stärke in den Stürmen, Trost und Kraft in Kummer und Sorge. Ihr lieben Eltern und Ihr alle, dem Kinder anver- ZUM Gottesherzen von Sachsen s. ). traut sind, gestaltet so recht Weihnachten zu einer heili. gen Feier in Eurem Familienkreis, in Eurem Familien zimmer. Weihnachten sollte so recht eine kostbare Frucht gemeinsamen Schaffens sein. Je mehr ^rsönliche Arbeit, je mehr persönliche Mühe, je mehr persönlicher Einsatz — desto schöner und segensreicher sind diese heiligen Tage. Der Vater wird den Plan entwerfen und die schwerere Arbeit leisten. Wäre das nicht wunderschön, wenn der Vater selber ein mal eine Krippe zusammenschnitzte und zusnmmensügte — wenn das möglich ist? Oder wenn er als ganz Armer aus Papier sich die Figuren zusammenschneidet — wie das meine braven KUer Weihnachten 1917 drauhen in Ruhland in ihren kalten traurigen Unterständen taten? Und die Mutter? Sie wird mit Kleinem und Klein stem, Wunder sinniger Ausschmückung fertig bringen. Die Kinder? Sie suchen Moos und schöne Steine und Tannenzapfen und Zweige. Dann kann die ganze Familie sagen: das ist unser Werk der Liebe zum Hei land. Weihnachten soll das Familien'.immer zu einem kleinen Heiligtum, zu einer Kapelle gestal ten. Jin Vaunkrers d In reichen Palästen Jerusalems räkeln sich behäbige Geniesser in nächtlichen Gelagen, in weichem Pfühle ruhen bequem die geistigen Führer des „auserivählten Volkes" und träumen von kommenden Triumphen, wenn sie an der Seite des siegreichen Messias, wie sie ihn sich dachten, sich die ersten Staatsämter im neuerwachten, herrlichen Iudenreiche aussuchen und. befreit von römi scher Oberherrschaft, stolz auf das ihnen zujubelnde Volk blicken würden. Die Verheissungen der Propheten waren in ihren Herzen vermaterialisiert, rein religiöse Ziele waren durch sie nerpolitisiert worden: das Ergebnis wor ein „M essia s", der mehr irdischer Volks- und Heerführer als Heiland der Seelen, Ret ter aus Sünden Ivar. So hat die „Finsternis das Aus dcm Inhalt: Die heutige Weihnachtsnummer enthält u. a. fol gende Beiträge: P. Georg von Sachsen / Vom Vaterherzcn zum Gottesherzen. — L. K. / Im Bannkreis der Krippe. — Minister a. D. Dr. H e i n r i ch M a t a j a / Und das Wort ist Fleisch geworden — Friedrich Muckermann S. I. / Deutsche Weihnacht. — Prof. Dr. I. Hop m ann, Leipzig / Der Stern der Weisen. — Pfarrer Kirschen- bauer, Werdau / Englische Diaspora. — Friedrich Leopold Graf zu Stoll berg / Neber die Sitte der Weihnachtsgeschenke. — Prof. Dr. M. Schmaus, Münster / Weihnachten im Schicksalsjahre 1933. — Maria Kahle / Deutsche feiern Weihnachten. — Wo- chenplauderei von Marabu / Entwurf für ein Tripty chon. In der reich illustrierten Beilage „Der Feuer, reiter" : Dr. Heinrich LUHeler / Das Wunder von Beth lehem in der Sprache der deutschen Dome. — Dr. Heinz Stephan / Weihnachtsfrieden im Walde. Wenn alles fertig, macht man dunkel, und brennt ein Lichtlein an. Der Vater liest das Weihnachlsevangelium vor, betet Weihnachtsgebele vor und den freudenreichen Ro senkranz; man singt zusammen Weihnachtslieder. Die Blutter führt zum Morgen- und Abendgebet die Kleinen zur Krippe, erklärt ihnen, wen die Figuren darstellen und schildert die Lieiie des Heilandes zu uns, wie es eben nur eine Blutter tun kann. Schliesslich — und vor Allem wird man — soweit möglich — täglich solle zusammen!) einmal den Heiland im Tabernakel besuchen und gemeinsam dort Glaube, Hoffnung und Liebe erwecken, für die Nöte und Sorgen an Pater und Blutter und Kindern, an Kirche. Volk, Menschheit und Vaterland beten. Das darf man ganz gut halblaut tun! Die Krönung wird sein, dah die ganze Familie zum Tische des Herrn gehe und das wirkliche Christkind in ihr Herz ausnimmt und so in der Liebe Christi auf das innigste und festeste sich miteinander verbindet! Meine lieben Leser! Das vergessen Eure Kinder ihr Lebtag lang nicht. Das wird ihnen Schutz für Glaube und Sitte, wird ihnen Führer — sür einen guten, ehr lichen, gediegenen Lebensweg sein — wird sie in den Himmel bringen: ein solches Weihnachten. Vom Vater- und Mnlterherzen zum Gotlesherzen! !r Arippe / v n c R Licht nicht erkannt", das in sie hinemleuchtete, und mit seinen Führern war ein ganzes Volk verblendet! Still zieh), der Blond seine bleich leuchtende Bahn hin über den gewaltigen Tempelberg, über den Königs palast und die Burg 'Antonia, über die wuchtigen, waren gespickten Handelshäuser der hl. Stadt, die so unheilig geworden war, gleitet suchend hinaus ins schlafende Land. Ein silberner Strahl fällt auch in das trübe Fen ster eines Stalles vor Bethlehems Toren, in dem müdes Licht schimmert, und streichelt kosend ein schlafendes Kind. Das menschgewordene GottesKind! Die himmlische Heimat mit ihrer unsagbaren Pracht hat es verlassen, tim, schon in seiner ersten Erdenstunde hei matlos, die sündigen Menschen zu erlösen und ihnen die verlorene Himmelsheimat wieder zu öffnen. „Er ernied rigte sich selbst, nahm Knechtsgestalt an . . . ." Jerusa lem aber schläft in trägem Dünkel oder schwelgt in sinn licher Genusssucht; sein Messiasbilü trug goldenen Rah men, passte nicht in einen Stall .... Welcher Gegensatz! Jeder, der ihn besinn lich betrachtet, wird sich innerlich mehr zu dem armen Kinülein in der Krippe als zu dem m'rkommenen Volk in Jerusalem und seinen stolzen Führern hingczogen füh len, wird die armseligen Hirten des Feldes fast beneiden, das; sie es finden, grüssen und anbelen durften, tt n d dennoch: hat nicht der Talmiglanz der Genusssucht, Kleiderpracht, taumelnder Vergnügungslust auf Un zählige mehr Anziehungskraft als die heilige Armut und liebliche Demut des Iesukindes? Das ist das grosse Unglück des Jahrhunderts, das; cs materiell gewor den ist, das) die vergänglichen Erdengüter, trotz der Pre digt von Bethlehem, höher eingeschäht, zielbewusster er strebt, zäher verteidigt werden als alle übernatürlichen Schähe der Gnade und Tugend. Man spricht zwar viel von „Idealen", aber Jeder denkt sich etwas anderes dabei, und und die Meisten bleiben auch damit im Ge- schöpslichen stecken, im Diesseitigen, machen sich „Sorge und Unrul>e um gar viele Dingo" und sind blind und taub für das „eine Notwendige". Religion, Christen-