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Nummer 264. Sächsische Volkszeitung 24. November. p. Georg von Sachsen in Heidenau Sie GegenwartS-rSßt der -l. Elisabeth und die letzten Quelle» ihrer Liebe zu den Menschen Weihevolles Elisabeth-Fest in der Diaspora Bericht unseres nach Heidenau entsandten Wg.-Redaktionsmitgliedes. Heidenau, 23. Nov. Am gestrigen Bus;, und Bettag hielt der St. Eli sabeth verein .Weidenau sein traditionelles Elisa beth-Fest im großen Saale des Deutschen Turnerhau ses ab. Ter mit Fahnen und Grün prächtig geschmückte Saal war lange vor Beginn der Feier gefüllt. Die ganze Pfarrgemeinde von Heidenau hatte an diesem Fest, das so vorbildlich vorbereitet und so inhaltreich ausgestnltet war, groszen Anteil genommen. Aber auch liebe Gäste, Glaubensgenossen aus der Umgegend und vor allem aus Dresden waren erschienen, um dem weihevollen, wür digen Gedenken der hl. Elisabeth einige Stunden der Belehrung und Besinnung zu widmen. Bon Geistlichen sah man als Gäste Pfarrer de Lasalle und Kaplan Dän Hardt-Pirna. Auch die Diözesanvorsitzcnde der Elisabethvereine im Bistum Meißen Frl. Th. Geisler, Dresden, war erschienen. Zum ehrerbietigen Grus; erhoben sich unter brau sendem Beifall die Anwesenden, als Erzpriester 4! e u- mann mit Pater Georg von Sachsen den Saal betraten. Kurz darauf begann die Feier mit dem gemisch ten Chor „Sturmbeschwörung", vorgelrngen von dem katholischen Kirchenchor Heidenau unter Leitung von Werner Schii ck, Dresden, dem ein Chor aus dem Ora torium „Die Schöpfung" von Harzdn folgte. Prolog und iveiterer Chor leiteten über zu der lebendigen Begrüssungsansprache der Vorsitzenden Frl. Burtscher. Sie begrüßte vor allem den Festredner Se. Kgl. Hoheit P. Georg von Sachsen, der trotz starker Inanspruchnah me der Bitte des Elisabelhvereins nachgegeben hatte, die Festrede zu halten. Ihr Dank galt allen Mitwirkenden: Tonkünstler Josef Wagner, Dresden mit den Ka- pe l l k n a b e n.üem jugendlichen Dirigenten W. Schlick und der Cäcilia Heidenau, den Prologrezitatoren W. Menne und L. Przy steckt, der Diözesanvorsit zenden Frl. Geisler. Frl. Burtscher hob vor allem den verpflichtenden Gedanken hervor, den Elisabethgeist in alle Kreise hineinzutragen Sie schloß mit der Aufforde rung, der Pflege des Elisabethgedankens treu zu blei ben. Darauf rezitierte Lotte Przysiecki „Das Lied von Et. Elisabeth". Die Kapellknabcn wußten mit dem Vortrag von Schuberts „Der 23. Psalm" und „Gott in der Natur" so zu gefallen, daß sie als Zugabe das Volks lied „Wahrer Gott, wir glauben Dir" singen mußten. Elisabeth — eine Gestalt der Liebe Im Mittelpunkt der Festesstunde stand die gehalt volle Festrede, in der P. Georg von Sachsen die Gestalt der hl. Elisabeth lebendig und überzeugend den Anwesenden erklärte. Wenn die Interpretation der hl. Elisabeth, wie sie P. Georg von Sachsen gab, einen so überzeugenden Eindruck hinterließ, so ist das nur zu erklärlich. Ter Lcbensgang des königlichen Sprosses im schlichte», selbstgewählten Ordenskleid hat mit dem der königlichen Wohltäterin von der Wartburg so manches gemein, ivas ihm den Zugang zum verständnisvollen Erfassen der saeeularen Gestalt der hl. Elisabeth gewiß erleichtert. Nachdem sich der Beifall, der den Redner begrüßte, gelegt hatte, begann P. Georg wie folgt: „Meine Damen und Herren! Wer von uns schon einmal die Wartburg gesehen oder bestiegen hat, wird sich des einzigartigen Anblickes sür sein ganzes Leben erinnern. Sie liegt in mitten unseres lieben deutschen Vaterlandes. Es ist, als ob sich dort Himmel und Erde küßten, die Liel>e non oben und die Lielre von unten. Als ob uns der Herrgott dort einen Hochaltar der Liebe aufgestellt hätte, von wo aus er die Spenden seiner Liebe in die Täler und Gaue unseres Volkes herabsenden würde. Dort auf der Wart burg hat die hl. Elisabeth gelebt, gelitten, regiert, orga nisiert. Einzigartig, wie ein hoher Berg, der von der Sonne umspielt oder umglänzt wird, steht auch heute noch vor unseren Augen die hl. Elisabeth. Da müssen wir uns fragen: Wie ist das eigentlich möglich, das; eine Gestalt derartig lebenswirklich nach sieben langen Jahrhunder ten unter uns steht? Wir wissen: Sie ist keine vergan gene Größe, Elisabeth ist eine Gegenwartsgröße. Aus unserem christlichen Glauben heraus sind wir überzeugt, daß unsere Toten weiter leben. So ist auch die hl. Elisabeth in dieser Feierstunde in Gebet und Ge danken unter uns, Himmels und der Erde, das; er alles erhält mit seinen großen mächtigen Königsarmen, das; auch Christus als Gott überall lebte und wirkte. Aus diesem Weltbild heraus geht auch ihre Liebe hervor. Wenn Christus Schöpfer und Erhalter des Weltalls ist, so sah sie in den Menschen Geschöpfe Christi, lebendige Christus-Werkstät- ten. Das war das Bild, das Elisabeth hatte von Christus als Gott und den Menschen als Geschöpfen Gottes. Daraus ging hervor ihre große Ehrfurcht vor Chri stus. Diese Ehrfurcht übertrug Elisabeth auch auf die Christusgeschöpfe. Das war doch etwas Unerhörtes, das; die Lnndgräfin von Thüringen von ihrem Schloß herun terstieg und sich hcrabneigte zu den Armen und Aus sätzigen. Aus der Christnsehrfurcht erwuchs die hl. C h r i st u s f u r ch t. Und aus dieser Christusfurcht wie der die hl. Furcht, das; die ihr Anvertrauten nicht Gott beleidigen. Christusminne ist schließlich das Höchste gewe sen in ihrem Leben. Wir haben vielleicht die Organe etwas verloren, um zu verstehen, was das heißt, eine solche innige Liebe zu haben wie Elisabeth zu Christus. Viele Anzeichen der Zeit deuten darauf hin, daß da ein neuer Durchbruch durch alles Kalte, Technisierte wieder- kommt. Christus war der Bräutigam ihrer Seele. Ihm will sie in jeder Hinsicht gleich sein. Elisabeth will klein sein wie Christus. Sie macht gar nichts aus sich. Sie will arbeiten wie Christus. Sie hat im Schweiße ihres Angesichts gearbeitet vom Morgen bis Abend. Wie Christus der Herr sich selber entäußert hat, so wollte auch Elisabeth in allem den andern Men schen gleich sein. Sie zog das Gewand eines Bettelwei bes an und ging in die Kirche und hat sich da benommen wie alle andern. Sie wollte auch leiden wie Christus. Sie war glücklich, wenn sie Schmach erfuhr. Elisabeth ist auch das Vorbild für die deutsche Gattin und Mutter. Sie liebte in ihrem Bräutigam Kanadas Kirchen brennen Washington, 23. Nov. Dieser Tage ist in der von Jesuiten betreuten Kirche zur Unbefleckten Empfängnis in Montreal ein Brand ausgebrochen. Der Schaden be läuft sich auf 6000 Dollar. In der Nähe der Kirche wohnt der betagte Erzpriester von Quebec, Kardinal Villeneuve. Das Allerheiligste, Neliguien und Kostbar keiten konnten gerettet werden. In diesem Jahre sind bereits zwei Kathedralen in Kanada das Opfer der Brandstifter geworden, die es ausschließlich auf katho lische Kirchen und Klöster abgesehen haben. Die Ermitt lungen der Polizei blieben bis jetzt erfolglos, jedoch ver folgt man gewisse Spuren, die vielleicht bald Aufklärung über die mysteriösen Kirchenbrände geben werden. und Gatten in erster Linie Christus. Daher war diese Liebe zwischen den beiden Gatten so ungmein zart und unzertrennlich. Ebenso ging diese Liebe über auf ihre Kinder. Sie war immer um sie herum und für sie be sorgt. Sie sah eben in ihren Kindern Glieder Christi. So sehen wir diese große Liebe der bl. Elisabeth, die sie groß und berühmt gemacht hat. Diese Liebe war auch organisatorisch: Elisabeth gründete Kran kenhäuser, leitete Volksspeisungen. organisierte die Ar beitslosen, denen sie Arbeit verschafft hat. Sie hat ihnen Einheitskleider, Einheitsessen, Einheitslohn geschaffen svgl. den heutigen Arbeitsdienst!, Fhre Liebe war per sönlich. Sie setzte sich persönlich ein für die Armen, Unglücklichen und Enterbten des Lebens. Sie hat wirk lich das Evangelium erfüllt. * Im Anschluß hieran plauderte V. Georg v. Sachsen kurz über die Königin Carola, deren 100. Geburts tag wir in diesem Jahre begingen. Die Königin Carola hatte sich die hl. Elisabeth zum Vorbild genommen Auch sie hatte in der Nachfolge der hl. Elisabeth eine große Christusliebe gehabt. Zum Beispiel hat sie in Sibyllen- ort an einer Stelle, wo abends junge Burschen und Mädchen von der Arbeitsstätte vorbeikamen, ein Kruzi fix nufstellen lassen in der Absicht, daß die vorbeikom menden jungen Menschen nichts Schlechtes tun. Sie ist ieden Tag in die hl. Messe gegangen als Frucht eines Gelübdes, das sie während des Feldzuges 1870 71 ab legte. Aus der tiefen Ebristusliebe der Königin Carola ging das zarte Eheverhältnis zu ihrem Gatten hervor. * Zur hl. Elisabeth zurückkehrend schloß P. Georg seine Festrede mit folgenden Worten: Ich wollte Sie einmal hinsiihrcn zu den letzten Quellen der Liebe der hl Elisabeth. Menn unser Volk zu einer neuen Einheit zusammenmachssn, wenn es zu neuer Größe kommen will, dann wollen wir, gleichgültig, ob Katholik oder Protestant, den einen Vor satz fassen, wollen tief hineinwachscn in die Liebe Christi. Je tiefer wir in den Christusalauben eindringen, um so besser werden wir uns verstehen und dulden, um so mehr wird auch unser Vaterland wieder ausbliihen. Langanhaltender, stürmischer Beifall durchbrauste den weiten Saas, der erst zu Ende ging, als P. Georg an seinem Platze angelangt war. * Nach einer kurzen Pause begann der zweite Teil der Feier, der vorwiegend auf heiteren Ton abgcstimmt war. Herzerquickend waren vor allem „Das A V—C" Große Katholische Kundgebung in Görlitz Man hat die hl. Ellsalnsth erklärt als Vorbild des modernen Humanitarismus oder der modernen Wohl fahrtsidee. Das ist nicht ausreichend zu ihrer Erklärung. Es gibt nur einen Grund für das Bezwingende und Ge genwärtige ihrer Gestalt: Wir wissen, daß sie ganz erfüllt und durchdrun gen war von dem ewig alten und ewig neuen Gott. Sie hatte wirklich Gott in sich ausgenommen. Gott ist ja ständig gegenwärtig. Harum ist eine Gestalt wie Elisabeth, die Gott in sich ausgenom men, so unser wie Gott selber. Elisabeth ist eine Gestalt der Liebe. Das ist es, was uns so an die Seele greift. Sie konnte so werden, weil sie — um mit den Worten des Psalmes zu reden — aus den Quellen des Heilandes geschöpft hatte, lieber ihr Leben muß man die Worte schreiben „Christus ist mein Leben und Sterben mein Gewinn". Wie die Wartburg hoch über uns herausragt und das Leben der hl. Elisabeth weit zuriickliegt, so liegt auch für weite Kreise unseres Volkes der hehre Christusge- danke so weit hinter ihnen, daß sie meinen, es sei eine Sache der Vergangenheit. Was war Christus für Elisabeths Der Christusglaube der hl. Elisabeth war, daß Christus wahrhaftig Gott war, und zwar der Schöpfer Görlitz, 23. Nov. Am Nachmittag des Bußtags versammelten sich die Katholiken aus Görlitz sowie aus zahlreichen Orten der preußischen und sächsischen Oberlausit; in der Görlitzer Stadthalle zu ihrem 34. Katholikentag. Der große Saal war bis auf den letzten Platz gelullt. In ei ner kurzen Begrüßungsanspraci-e wies Erzpriester Scholze darauf hin, das; diese Kundgebung Zeugnis ablegen solle von dem Gemeinschaftsgeist und dem Ge meinschaftsgefühl der Katholiken. Er verlas Glück- und Segenswünsche des Kardinals Bertram und des Weihbischofs Bau m a n n-Padcrborn. Im Mittelpunkte -er Tagesordnung stand eine großangelegte Rede des Domvikars Dr. Algermissen-Hildesheim über „Wir Katholiken und die neue Zeit. Ausgehend von der Gründung der Kirckze vor über 1000 Jahren schilderte der Redner den Weg -es Katholizismus bis in die heu tige Zeit hinein unter ausführlicl)er Klarlegung der Aufgabe der Kirche, das Leben des einzelnen in der Ge meinschaft zu heiligen. Es gelte mitzuarbeiten an der re ligiösen Erneuerung -er Menschheit. Mit Gott und der Kirche müsse das Fundament des Neuaufbaus gelegt iver- den. Das hätten auch die Führer des neuen Deutschland erkannt. Im Hakenkreuz sehe man das Symbol der na türlichen und im Christuskreuz das Symbol der überna türlichen Werte. Mit einer Mahnung zur Mitarbeit am Wiederaufbau unseres Vaterlandes schloß der Redner seine mit großem Beifall aufgenommenen Ausführungen. Tschechoslowake! und Sowjetrustland Prag, 23. Nov. Pressemeldungen zufolge wird nun auch in der Tschechoslowakei durch eine ständig wachsende Bewegung die offizielle Anerkennung der sowjetrussi- schcn Regierung gefordert. Im Lause einer Parlaments debatte haben Vertreter verschiedener Parteien den An trag gestellt, normale politisciie und wirtschaftliche Be ziehungen mit den Sowjets aufzunehmen. Einzig die Na- tionaldemokratcn halten ihre Opposition aufrecht und verharren bei der Auffassung, daß jede politische Bezie hung mit Rußland einen Verrat an der slawischen Soli darität bedeute. Die Handelspolitische Kommission des Senats hat einstimmig eine Resolution gefaßt, die die sofortige Eröffnung von Verhandlungen mit Soivjctruß- land fordert. Von mehreren Senatoren anderer Parteien liegt ein Antrag im gleichen Sinne vor.